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Sonderseite südlicher Teilabschnitt der Vorderen Linie bei Gresgen & Adelsberg.
 
Auf der Suche nach den regionalen missing links.
 
  Gresger Rümmelesbühl & Adelsberger Gebetsbühl.
 
Archäologische Spurensuche, kombiniert mit taktisch-strategischen Überlegungen.
 
 
Mit missing links (englisch für „fehlendes Bindeglied“) - in Anlehnung an einen Fachausdruck der Evolutionsbiologie - bezeichnen wir  archäologisch nicht mehr auffindbare oder noch nicht wieder aufgefundene Standorte von Schanzen oder anderen Fortifikationselementen, welche zwar in  historischen Quellen oder auch zeitnahen Fundberichten erwähnt werden, aber so im Gelände mit dem "Lidar-unbewaffneten" Auge nicht mehr sichtbar sind bzw. selbst mit Lidar nicht mehr zu erkennen sind. Die langjährige Erfahrung mit der linearen architectura militaris sowie den konkreten Anforderungen, welche die damaligen Fortifikationsoffizieren an die Standortauswahl stellten (wertvolle Hinweis im Studium originaler Literatur jener Zeit)  plus die praktische Auswertung der seit 2002 intensiv erprobten Feldarbeit lassen dennoch hin und wieder ein Erfolgserlebnis zu. Natürlich fließen dabei auch taktische und strategische Überlegungen in diese Suche mit ein - ohne sie wäre ein so spätes Auffinden sicherlich nicht möglich. Auch hierbei gibt es immer wieder Fragen, weshalb bestimmte Sicht- und Kommunikationsverbindungen nicht mehr im Gelände wiederauffindbar sind bzw. möglicherweise auch nie so existierten. Dabei sind eben Fragen der Taktik und Strategie  nicht auszuklammern sowie das interdisziplinäre Wissen über das Gelände, die regionale Geomorphologie, Kenntnis der Geologie und Hydrologie des entsprechenden Raumes, seiner Höhenstufen sowie die Einbindung der einstigen Infrastruktur wie Handels- und Passwege sowie Straßen- und Saumpfadverbindungen wichtige Einzelfaktoren, die es zu berücksichtigen gilt. Grundsätzlich sind diese Ergebnisse primär Arbeitshypothesen.
 
 
 
Quelle Google Earth, Grafik Werner Störk, nicht maßstäblich, nicht vollständig, generalisiert: Schanzen & Signahfeuer.
Von 2002 an unser Untersuchungsgebiet: der südwestliche und südliche
Teilabschnitt der Vorderen Linie ohne das Hochrheingebiet.
 
Strategisch-taktische missing links:
 
Adelsberger Gebetsbühl und Gresger Rümmelesbühl.
 
Nomen est omen: mit Bühl sind bereits exponierte - herausgehobene - Standorte definiert.
 
 
 
Quelle Google Earth Grafik Werner Störk, nicht maßstäblich.
 
Ein anderes Beispiel: auf der westlichen Seite der großen Zeller Defension gibt es erkennbar zwei Lücken (blauen Punkte) in der Kommunikation bzw. auch in der Optimierung des Defensivsystems. Diese haben wir an den beiden exponierten Kuppen des Gebetsbühls bei Adelsberg sowie dem Rümmelesbühl bei Gresgen festgezurrt. Da man den alten Gresger Weg bereits oberhalb von Hausen mit einer Schanze (siehe unten) und Wallanlagen befestigt - also dessen strategischen Wert auf diese Weise auch dokumentiert hat - ist es nicht nachzuvollziehen, weshalb man dann den Bereich von Gresgen nach Adelsberg nicht in die Defension  mit einbezogen hat. So könnte der Feind über Gresgen die starke Verschanzung von Zell einfach im Westen umgehen (orange) und die Stadt von der Höhe herab überraschend angreifen (vergleichbare Situation wie in Schönau). Auch die beiden Adelsberger Schanzen würde in einem solchen Fall keinen Schutz mehr bedeuten.
 
 
Quelle Geoportal BW, Grafik Werner Störk, nicht maßstäblich.
 
Die Schanzanlage nördlich von Hausen zur Sicherung des historischen Wegs nach Gresgen.
 
 
 
Quelle Geoportal BW, Grafik Werner Störk, nicht maßstäblich.
 
Die Sicherung möglicher Zugänge (weiße Pfeile) zum Großen Wiesental und damit nach Zell (Reichsterritorium) war Aufgabe der Schanze von Hausen. Auf der östlichen Seite der Feldbergwiese westlich von Raitbach war als Pendánt eine zweite Schanze (braun) errichtet worden, die in Sichtweite und auf freier Sichtachse mit dieser Schanze in Hausen "korrespondierte". Die Schanze in Hausen hatte wiederum freie Sichtverbindung auf die Schanze der Hebelhöhe (orange) - so war eine optimale Kommunikation gesichert. Deutlich wird auch, welche Funktion der Rümmelesbühl hatte: Kontrolle aller Wege nach und von Gresgen und Kommunikation mit den benachbarten Schanzen..
 
 
 
 
 
 
 
Alle Fotos & Grafiken Copyright Archiv & Sammlung Werner Störk 2003 & 2022
 
Die Schanze am historischen Weg nach Gresgen nordwestlich von Hausen. 
 
 
 
Quelle Google Earth Grafik Werner Störk, nicht maßstäblich.
 
Schützenstandort westlich von Hausen.
 
 
 
Quelle Google Earth Grafik Werner Störk, nicht maßstäblich.
 
Die Schanze von Hausen (gelb) und ihr Pendant auf der Raitbacher Seite (rot).
 
 
 
Quelle Geoportal BW & Grafik Werner Störk, nicht maßstäblich.
 
Die Alzenbühl-Schanze (rot) mit einer zusätzlichen Grabensperre hatte die Aufgabe, die zwei Aufstiegsmöglichkeiten
in Richtung Hebelhöhe (orange) zu sichern.
 
 
 
Quelle Geoportal BW & Grafik Werner Störk, nicht maßstäblich.
 
Im Kombi-Lidar gut zu erkennen: die starke doppelte Grabensperre, die sich nördlich der Schanze anschließet.
 
 
 
Quelle Geoportal BW & Grafik Werner Störk, nicht maßstäblich.
 
Im Norden schließt sich an die Schanze der Hausener Hau an.
 
 
 
Quelle Geoportal BW & Grafik Werner Störk, nicht maßstäblich.
 
Die Alzenbühl-Schanze (rot) südlich vom Hausener Hau  deckt den Mäusegraben und im Zusammenspiel mit den benachbarten Schanzanlagen.
 
 
 
Quelle Geoportal BW & Grafik Werner Störk, nicht maßstäblich.
 
Die Grafik verdeutlicht die primären Schutzfunktionen der beiden Schanzen.
 
 
 
Foto Archiv & Sammlung 2003/2022 Werner Störk
 
Die Schanze auf dem Alzenbühl mit beeindruckendem hangaufwärts ziehenden Doppel-Sperrgraben.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Fotos Archiv & Sammlung 2003/2022 Werner Störk
 
Im Untersuchungsgebiet zwischen Alzenbühl, Katharinenblick und den bekannten Schanzanlagen spielen zusätzliche Faktoren in die Interpretation möglicher Fortifikationselemente eine nicht unwesentliche Rolle: der Bergbau, der hier von Hausen her über die Wiese nach Osten hinausgriff, die Nutzung von Riesen als Abtransportmöglichkeit für das Stammholz - die sich noch in Gewannnamen als Erinnerung erhalten hat sowie eine mögliche landwirtschaftliche Nutzung in den höheren Hanglagen. Dennoch lassen sich einige Objekte recht eindeutig in das Defensivsystem einordnen - zumal das Gebiert strategisch eine wichtige Rolle bei der westlichen Sicherung des Großen Wiesentals sowie dem Zugang zum Reichsterritorium über den Gleichen bzw. den Schanzbühl und die Sandwürfe spielte.
 
 
 
Quelle Geoportal BW, Grafik Werner Störk, nicht maßstäblich.
 
Das heute geschlossene Waldbild weist auf den ersten Blick nicht mehr auf die frühere Nutzung durch die Landwirtschaft hin..
 
 
 
Quelle Geoportal BW, Grafik Werner Störk, nicht maßstäblich.
 
Das Flurbild zeigt im heutigen Waldgebiet auch Gewanneinteilungen, die auf Feldanbau bzw. Ackerbau hinweisen, was bei der Interpretation
von Terrassenkörpern und Planflächen natürlich auch zu berücksichtigen ist.
 
 
 
Quelle Geoportal BW, Grafik Werner Störk, nicht maßstäblich.
 
Neben den drei großen natürlichen Grabenlinien weist diese Grafik noch auf einen weiteren "anthropogenen Akteur" möglicher Grabenlinien hin:
der Bau und der Einsatz von Riesen.
 

„Eine Riese oder Holzriese ist eine rutschbahnartige Rinne zum Abtransport geschlagenen Holzes aus steilem Gelände, in der das Holz durch seine Schwerkraft zu Tal gefördert wird. In früheren Zeiten waren Riesen eine wichtige Transportmöglichkeit von großen Holzmengen aus schwer zugänglichem Gelände. Sofern möglich wurde der Holztransport mit den Möglichkeiten der Trift und der Flößerei gekoppelt. Im Idealfall endete die Riese direkt an einem Wasserlauf. Die Riesen waren eine technische Weiterentwicklung des „Treibens“, bei dem man Stammholz an Hängen zu Tal rutschen ließ, und der „Loite“ (auch Luite oder Erdgefährte), bei der das Rutschen des Holzes bereits durch technische Maßnahmen verbessert wurde. Mit Aufkommen des mechanisierten Transports, insbesondere durch moderne Seilanlagen und geländegängige Rückefahrzeuge, nahm die Bedeutung dieser Transportform für die Forstwirtschaft ab. Sowohl die Bezeichnungen als auch die Formen der Riesen waren lokal sehr unterschiedlich. Im Schwarzwald wurde auch der Begriff Riesbahn verwendet, in Württemberg wohl Rutsche. Der Name des Riesengebirges wird in manchen Quellen auf diese Konstruktion zurückgeführt. Je nach Geländebeschaffenheit und örtlichen Voraussetzungen gab es auch Erd- oder Weg-Riesen. Bei Erd-Riesen wurden flache Erdrinnen genutzt, um Gleitbahnen für Holz zu erhalten. Hierbei wurden entweder vorhandene Rinnen entsprechend erweitert oder auch künstliche Rinnen angelegt. Diese Erd-Riesen dienten fast ausschließlich dem Transport von Stammholz. Die Weg-Riese war die ausgebaute Form eines Waldweges. Durch Holzkonstruktionen wurden die Wegränder so gestaltet, dass das zu riesende Holz nicht über den Wegrand hinaus gleiten konnte. Die klassische Riese wurde aus Holz gezimmert und die Herstellung benötigte hohe fachliche Fertigkeiten. Etwa fünf bis zwölf Rundhölzer wurden zu einer Gleitrinne zusammengezimmert und von einem Joch getragen. Am oberen Ende befand sich der „Riesmund“, in den das Holz eingebracht wurde, und am unteren talseitigen Ende der „Rieswurf“, der das Holz entweder gleich ins Wasser schleuderte oder auf einen Sammelplatz entließ. Je nach Neigung wurden hohe Transportgeschwindigkeiten erzielt, die das Gewerbe des „Holzriesers“ gefährlich machten. Die Konstruktion und Trassenführung musste höchsten Anforderungen gerecht werden. Mit Hilfe hochgebauter Joche konnten auch Geländeeinschnitte überwunden werden. Auch hierbei musste das Holz selbstständig gleiten, durfte aber andererseits nicht zu schnell werden, um ein Ausgleiten zu vermeiden. Die Beeinflussung der Gleitgeschwindigkeit durch Beigabe von Gleithilfen wie Wasser oder Öl zur Beschleunigung, oder andererseits von Sand zur Bremsung, waren nur begrenzt wirksam. Auch der Einbau von „Wölfen“, von oben in die Riesrinne hängende Hölzer, bremste nur in Maßen. Die Betreuung und Ergänzung der Riesen wurde von den sogenannten „Rieshirten“ durchgeführt. Der Bau von Holz-Riesen verbrauchte häufig ein Drittel des eingeschlagenen Holzes. Der Bau war daher nur sinnvoll, wenn große Holzmengen eingeschlagen wurden. Die Steilhänge konnten bis zu 40 Prozent Gefälle aufweisen.“ Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Riese_(Holz)

 
 
 
Quelle Geoportal BW, Grafik Werner Störk, nicht maßstäblich.
 
Diese Kartenkombination macht die strategische Bedeutung des Untersuchungsraumes deutlich: vier Grabenareale (Pfeile) ermöglichen den Aufstieg Richtung Hebelhöhe und Hohe Möhr mit Gleichen und Schanzbühl und würden so das Umgehen der starken Befestigung auf dem Talgrund der Feldbergwiese vor Zell ermöglichen. Damit sichern die Schanzen vom Alzenbühl, der Hebelhöhe und dem Schanzbühl/Gleichen sowie den Sandwürfen inkl. Schlechtbacher Redoute diese Bereiche. Dazu zählen natürlich auch der Hausener Hau (gelbe Pyramiden) und die untersuchten Bereiche vom Katharinenblick (roter Kasten). Insbesondere der Mäusegraben war im Fokus der Defension. Zwischen Hebelhöhe und Gleichen/Schanzbühl/Sandwürfen klafft eine erkennbare Lücke - die Hohe Möhr muß also fortifiziert und in das Gesamtsystem fest eingebunden gewesen sein, da sonst auch die Kommunikation nicht geklappt hätte. Ich nehme also zumindest einen Vorposten auf der Hohen Möhr als festes Fortifikationselement an. Da die Bergspitze im Zusammenhang mit dem Bau des Möhren-Aussichtsturmes stark überbaut wurde, sind keine ursprünglichen Spuren im Rahmen der Defension zu erkennen bzw. nachzuweisen. Die nachfolgende Foto-Grafik-Kombination macht deutlich, dass die beiden vorgelagerten Schanzen von Hausen und Raitbach (gelb) wichtige Vorposten für den Schutz von Zell und dem vorderösterreichischen Großen Wiesental waren und so bereits vom evangelisch-markgräflichen Territorium aus eine erste Frontlinie für Angreifer aus dem Süden bzw. Westen bildete.
 
 
 
Quelle Google Earth Grafik Werner Störk Copyright, nicht maßstäblich.
 
Diese Rekonstruktionsversuch zeigt die Vordere Linie mit Schanzen und anderen Fortifikationselemente im Bereich Zell - Hausen - Gersbach und Wehr.
 
 
 
Quelle Google Earth Grafik Werner Störk, nicht maßstäblich.
 
Arbeitshypothetischer Ansatz für die Kommunikations- und Sichtachsen-Verbindungen (1).
 
 
 
Quelle Google Earth Grafik Werner Störk, nicht maßstäblich.
 
Arbeitshypothetischer Ansatz für die Kommuníkations- und Sichtachsen-Verbindungen (2).
 
 
 
Quelle Google Earth Grafik Werner Störk, nicht maßstäblich.
 
Aus einer anderen Perspektive wird die taktisch gefährliche Lücke deutlich: der Feind (orange) könnte die
gesamte südliche Westdefension von Zell umgehen.
 
 
 
 
Quelle Google Earth Grafik Werner Störk, nicht maßstäblich. 
 
Ohne die Vorposten wären die Überraschungsmomente für die Verteidiger sehr groß und die
Reaktions- und Kommunikationszeiten zu kurz.  
 
 
 
 
Quelle Google Earth Grafik Werner Störk, nicht maßstäblich. 
 
Über zwei westliche Aufstiege wären die Angreifer - ohne rechtzeitiges Erkennen über die Vorposten -
nicht nur vor, sondern schon in der Haustüre von Zell. 
 
 
 
 
Quelle Google Earth Grafik Werner Störk, nicht maßstäblich. 
 
Nur über die beiden Vorposten wäre der effektive westliche Schutz der Linie bei Zell gewährleistet.
 
 
Missing link: Der Adelsberger Gebetsbühl
 
 
 
 
Quelle Google Earth.
 
Ein auffallend - auch namensmäßig - und ebenso auffallend geformter, exponierter Kuppenbereich:
der Gebetsbühl südlich von Adelsberg.
 
 
 
 
Quelle Geoportal BW
 
Der Kuppenbereich zeigt - losgelöst von der Flureinteilung - eine auffällig umlaufende Wall-Linie
(kann auch der landwirtschaftlichen Nutzung geschuldet sein).
 
 
 
Quelle Geoportal BW, Grafik Werner Störk, nicht maßstäblich.
 
Unruhiges Kuppenbild beim Gebetsbühl mit im Flurbild auffallend parallel laufender doppelter geometrischer Rundform
 
 
 
Quelle Geoportal BW, Grafik Werner Störk, nicht maßstäblich.
 
Auch im Flur- und Gewannbild - im Vergleich zur Umgebung - weitere Besonderheiten (Polygon).
 
 
 
Luftbild: Film 72 Bildnr. 387, Bild 1 Quelle: Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Ludwigsburg, Luftbilder und digitales Orthophoto , 1968, 2017-2021, EL 68 IX Nr 10957.     
 
Ein im gesamten Untersuchungsgebiet einmaliges Flurbild.
 
 
 
Luftbild: Film 72 Bildnr. 387, Bild 1 Quelle: Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Ludwigsburg, Luftbilder und digitales Orthophoto , 1968, 2017-2021, EL 68 IX Nr 10957.     
 
Welchen ursprünglichen Ausgangslinien oder welchem geometrischen Vorbild folgten die späteren Gewanneinteilungen?
 
 
 
Quelle: Geoportal BW LiDar, Grafik Werner Störk
 
Der Gebetsbühl (Kreis) hätte strategisch eine wichtige Kontroll- und Schutzfunktion für die Bachläufe vom Fischbach (hellblau) und vom  Henschenbach (dunkelblau) in Aufstiegsrichtung Adelsberg (gelb), das hier durch die beiden Adelsberger Schanzen gesichert wurde. Über den nicht gesicherten Gebetsmühl wäre ein problemloses Umgehen (orange)  dieser beiden Schanzen über den Henschenbach möglich geworden, ohne das stark gesicherte Himmelbach-Tal (weiß) von Zell aus zu betreten. Damit wäre die Sperrfunktion der beiden Adelsberger Schanzen aufgehoben worden und die nördlich davon gelegenen Schanzen mit einem massiven Angriff überrascht worden.
 
 
Missing link: Der Rümmelesbühl südlich von Gresgen.
 
 
 
Quelle Google Earth Grafik Werner Störk, nicht maßstäblich.
 
Auch beim Gresger Rümmelesbühl gibt es Auffälligkeiten. Als exponierter Aussichtspunkt und Festplatz wurde er mehrfach überformt, so dass heutige wallartige Strukturen nicht zwangsläufig auf eine Fortifikationsform hinweisen müssen. Als allerdings wirklich "exponierter" Aussichtspunkt war er natürlich auch militärisch erste Wahl - mit exzellenter Fernsicht. Und an dem strategisch wichtigen, da einzigen historischen Verbindungsweg nach Hausen.
 
 
 
Quelle Geoportal BW, Grafik Werner Störk, nicht maßstäblich.
 
Gewann- und Flurbild sowie Lidar - auffallend auch hier - wie beim Gebetsbühl - die zunächst kreisrunde Form mit wallgrabenähnlichen Strukturen.
 
 
 
Luftbild Copyright Werner Störk
 
Rümmelesbühl (1).
 
 
 
Luftbild Copyright Werner Störk
 
Rümmelesbühl (2): Deutliche anthropogene Eingriffe, die das natürliche Hangrelief nachhaltig prägen und "überlagern".
 
 
 
 
Sonderseiten zum Thema Südabschnitt der Vorderen Linie
 
Grendel- Schanze
südlich Zell i. W.
Schanze Hebelhöhe
nördlich Raitbach
Ruine Bärenfels
nördlich Wehr
Wallmauer & Redoutes
Bergalingen - Hütten
       
       
Missing links 1
Suche im Großen Wiesental 
Missing links 2
Suche bei Hasel & Gersbach
 
"Natürliche" Defension
 Ober-Blauen bei Zell
Defension Zeller Blauen
Zell im Wiesental
 
Jeder Leser kann sich anhand von sechs exemplarisch ausgewählten Prüffällen
selbst einen sachgerechten Faktencheck
zusammenstellen:
 
 
 
 
Prüffall 1: Sternschanze von Böllen/Neuenweg.   
 
 
Prüffall 2: Holderschanze Neuenweg/Böllen.  
 
 
Prüffall 3: Ganz aktuell: Mettlenkopf & Glaserberg Gersbach   
 
 
Prüffall 4: Tannenkopf & Wolfsacker Elbenschwand.   
 
 
Prüffall 5: Defensionssystem Schönau. 
 
 
 
Prüffall 6: Vordere & Hintere Linie
Gersbach - Todtmoos-Au - Bergalingen 
 
 
Man könnte noch weitere markante Beispiele aufführen wie z. B. dieses auf S. 92: "Wechle Anlage mit der "oberen Schanz" gemeint ist, ist unklar, könnte jedoch die Redoute von Adelsberg sein." Abgesehen davon, dass es in Adelsberg zwei Schanzanlagen gab und diese sogar namentlich als "Äußeres" und "Inneres Schänzle" betitelt sind, liegt dem Autor die von ihm seitenlang detailliert besprochene Karte von 1701 vor. Auf ihr ist - leicht erkennbar - direkt über der auf dem Talboden der Feldbergwiese liegende großen Sternschanze auf dem östlichen Bergsporn des Grendels - quasi nur ein Steinwurf davon entfernt - in ideal exponierter Lage die Grendelschanze. Wieder einmal einfach mal was übersehen...
 
 
 
Repro © Landesarchiv Baden-Württemberg Generallandesarchiv Karlsruhe https://www.landesarchiv-bw.de/web/47245 2017 Signatur Hfk Planbände 11. Bl.9.
Genehmigung Aktenzeichen: 4-7512-Störk,Werner
. Rechts: Geoportal BW, Grafik Werner Störk, nicht maßstäblich     
 
 
Linke Grafik: Ausschnitt aus der Karte 1701: Die "Obere Schanz" - die Redoute auf dem Grendel. Rechts: Sternschanze mit Schanze auf dem Grendel (rot), Adelsberger
Schanzen (gelb) - um auch zu verdeutlichen, wie weit weg - nicht nur geographisch - eine Annahme liegt, dass eine der Adelsberger Schanzen gemeint sein könnte....
 
 
"Wenn Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Erkenntnisse öffentlich zugänglich gemacht haben und ihnen dazu im Nachgang Unstimmigkeiten oder Fehler auffallen, berichtigen sie diese. Bilden die Unstimmigkeiten oder Fehler Anlass für die Zurücknahme einer Publikation, wirken die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bei dem entsprechenden Verlag oder dem Infrastrukturanbieter etc. schnellstmöglich darauf hin, dass die Korrektur beziehungsweise die Zurücknahme erfolgt und entsprechend kenntlich gemacht wird. Gleiches gilt, sofern die Wissenschaftlerinnen oder Wissenschaftler von Dritten auf solche Unstimmigkeiten oder Fehler hingewiesen werden.“ 
 Quelle: "Leitlinien zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis – Kodex", Deutsche Forschungsgemeinschaft Bonn, 2019.
 
 
Die Beispiele lassen sich beliebig noch erweitern - nehmen wir das Beispiel mit Muggenbrunn oder auch das von Neuenweg: Dr. Haasis-Berner führt akribische Aufzählungen auf der Basis der von mir dem LAD und ihm zur Verfügung gestellten Karte von 1701 auf und listet alle von ihm wahrgenommenen Details auf. Dabei geht er jedoch sehr nachlässig mit den Fakten gerader bestimmter Anlagen um, die durch ihre Besonderheit aus dem üblichen Rahmen fallen und es eigentlich wirklich wert sind, vorgestellt zu werden. Da dies nicht geschieht, wirft ein solches "favorisierte" Auswahlverfahren nicht für mich Fragen auf. Zum einen impliziert der Autor dem Leser einen scheinbar umfangreiche Ansammlung von Daten, nimmt aber jene Anlagen nicht mir auf, die für die Gesamtbeurteilung der Vorderen Linie von wirklichem Aussagewert sind. So weist er z. B. lediglich auf eine Wallanlage in Muggenbrunn hin, unterschlägt aber die Tatsache, dass es hier eine Doppelsicherung von Schanzen gibt, deren eine Schanzenform eindeutig das Regelmaß und die Form verläßt und wirklich etwas Besonderes ist. Genausowenig erwähnt er die spezielle Sicherung der Paßstraße auf dem Hau, die wiederum mit der von Wieden korrespondiert. Nur zwei Beispiele im Kanon von unzähligen "Favorisierungen"...
 
 
 
Repro © Landesarchiv Baden-Württemberg Generallandesarchiv Karlsruhe https://www.landesarchiv-bw.de/web/47245 2017 Signatur Hfk Planbände 11. Bl.9.
Genehmigung Aktenzeichen: 4-7512-Störk,Werner
 
Die Karte von 1701 zeigt auf der Ostseite – was mir sofort auffiel – keine korrekte  Signatur einer Redoute – sondern ein auf der ganzen Karte nur hier verwendetes Zeichen, das auch in der Original-Legende nicht erklärt wird. Und es ist das einzige Symbol bei allen drei Pass-Sicherungen Neuenweg, Wieden und Muggenbrunn, das keine Raute bzw. auch kein klares Quadrat zeigt. Vergrößert man es vorsichtig, zeigt sich kein Vier- sondern ein unregelmäßiges Fünfeck mit den Winkelfunktionen 87°, 87 °,110°, 130° und 145° - wobei diese Figur entsteht:
 
 
  
 
Repro © Landesarchiv Baden-Württemberg Generallandesarchiv Karlsruhe https://www.landesarchiv-bw.de/web/47245 2017 Signatur Hfk Planbände 11. Bl.9.
Genehmigung Aktenzeichen: 4-7512-Störk,Werner
 , Grafiken 1 + 2  © Werner Störk Copyright
Man muß die linke geometrische Figur  noch im Uhrzeigersinn drehen, da die historische Karte nicht eingenordet ist. Im eingenordeten Zustand und auf den heutigen Standort platziert, zeigt die Spitze nach Westen zum Langenbach, während die rechte Linie auf der östlichen Hangseite verweist und sich überraschend genau an den tatsächlichen geographischen bzw. topografischen Eckpunkten hält. Natürlich ist dies kein Beweis – aber zumindest ein Indiz dafür, dass diese Schanze auf der Ostseite eine Fünfeckschanze war. Sie besitzt eine besondere geometrische Grundform – vermutlich auf Grund der konkreten Bodenbeschaffenheit, da hier überall unmittelbar der felsige Untergrund ansteht bzw. massive Blockmeere vorhanden sind. Weiterhin kommt die relativ schmale Basis zum Tragen, da das Gelände sehr steil ist und die Anlage einer breiten Terrasse nicht möglich ist. Da der historische Weg zwischen Aftersteg – Muggenbrunn und Notschrei-Pass hier möglichst nachhaltig gesichert werden sollte, musste man bei Bau der beiden Schanzen, insbesondere aber der auf Ostseite, Kompromisse in der Größe sowie der Formgebung eingehen.
 
 
 
 
Luftbild von Muggenbrunn 1968 © Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung Baden-Württemberg www.lgl-bw.de 2017, Az.:2851.3-A/899
Freigabe am 06.02.2017 durch Luftbildstelle des Landesamts für Geoinformation und Landentwicklung Baden-Württemberg ©
 Archiv & Sammlung Werner Störk 2017        
 
Schanzenstandorte in Muggenbrunn: West-Redoute (rot) und östliche Polygonalschanze (gelb)  
 
 
 
 
Luftbild von Muggenbrunn 1968 © Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung Baden-Württemberg www.lgl-bw.de 2017, Az.:2851.3-A/899,
Grafik
 & Archiv & Sammlung Werner Störk 2017      
 
Legende: Viereckschanze, reguläre Redoute (1), Fünfeckschanze, irreguläre Polygonalschanze (2), Unterstände (3), Scheren-Schanze, lunetteartige Wallgraben-Anlage (4), Sperrgraben zwischen Redoute und Ost-Schanze (5), Sperrwall der West-Schanze (6), Sperrwall (7), doppelte Steinwall-Sperre (8), Kommunikationslinie (Laufgraben, unten: z. T. Funktion als Sperrgraben) zur Scheren-Schanze (9), Kommunikationslinie Süden: Aftersteg, Kommunikationslinie Westen: Wieden (11), Kommunikationslinie Norden: Hörnle und Gätterle (12), Kommunikationslinie (Laufgraben) (13) von der Ost-Schanze zum Alarmfeuer (14), Gätterle (15).
 
 
 
Repro © Landesarchiv Baden-Württemberg Generallandesarchiv Karlsruhe https://www.landesarchiv-bw.de/web/47245 2017 Signatur Hfk Planbände 11. Bl.9.
Genehmigung Aktenzeichen: 4-7512-Störk,Werner
 
 
Detail der Karte von 1701: die Paßhöhe "Hau" mit Holderkopf und seinen vier Schanzen sowie einem Alarm- und Signalfeuer..
 
 
 
LGL & LAD © Landesvermessungsamt BW Stuttgart © 2017

 Archiv Werner Störk 2017

 
Legende: Flureinteilung auf der Basis eines Lidar-Geländescans des "Hau"-Pass-Geländes mit Gemarkungsgrenze (rot), der rautenförmigen Schanzanlage analog der Karte 1701 sowie der Redoute auf der östlichen Kuppe. Gut erkennbar ist die heute noch sichtbare Kommunikationslinie, die nach Osten talwärts auf die historische Wegverbindung ins Böllenbachtal hinunter führte. Dass die Einteilung der Flur auch auf der Gemarkungsseite von Neuenweg bei der Neueinteilung den bereits bestehenden Fortifikationslinien folgte, ist erwiesen. So gibt es wohl auch auf dem einstigen Reichsgebiet eine Analogie. Wobei die langgezogene Linie (orange), die ich als Kommunikationslinie einordne, auch ein Indiz dafür ist, dass sie schon  v o r  der Flureinteilung bestand: sie zieht an ihrem talseitigen (östlichen) Ende in ein Flurstück, das jedoch nicht aufgeteilt wurde. Ansonsten orientieren sich aber alle anderen Flureinteilungen exakt an diese Linie. Und diese stark ausgeprägte Grabenlinie (keine landwirtschaftliche Bearbeitungsspur!) bildet gleichzeitig die Linie, an die sich der nördliche Wallkörper der dortigen Viereckschanze ausrichtet bzw. "anlehnt". Auffallend auch nicht nur in dem abgebildeten Bereich gibt es nirgends eine vergleichbare Rautenform, auch wenn man das Untersuchungsgebiet großflächig nach allen Seiten ausdehnt. Ebenfalls interessant die beiden anderen Linien, die sich nur im Gelände, aber nicht im Flurbild abzeichnen. Ich deute auch sie als Kommunikationslinie von der "Rauten-Redoute" hoch zur Ostkuppen-Redoute sowie zur Westkuppen-Redoute - was natürlich Sinn macht, da es sonst noch keine anderer Wegführung gab. An ihrem "Knotenpunkt" steht heute der Grenzstein (schwarzer Kreis).
 
 
 

Luftbild von 1968 © Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung Baden-Württemberg www.lgl-bw.de 2017, Az.:2851.3-A/899
Freigabe am 06.02.2017 durch Luftbildstelle des Landesamts für Geoinformation und Landentwicklung Baden-Württemberg Stuttgart ©
Archiv & Sammlung Werner Störk 2017  
 
 
Legende: Luftaufnahme 1968 von Neuenweg mit "Hau"-Pass (Ausschnitt): idealtypischer Rekonstruktionsversuch der Schanzanlagen und ihrer Kommunikationslinien inkl. der historischen Wegführung (grün). Im Verteidigungsfall wurde die an der Rauten-Redoute (gelb) der sonst an ihr außen auf der Nordseite vorbeiführende Weg gesperrt und der Personen- und Frachtverkehr durch die Schanze geleitet und kontrolliert bzw. ganz gesperrt (z. B. mit Spanischen Reitern, Verhack und Verhau, rote Rauten). Interpretiert man die beiden auf der nördlichen Straßenseite unmittelbar anschließenden nach oben laufenden parallelen Doppel-Gräben (rot) als Sperrgräben, ergäbe dies zusammen eine effektive Fortifikationseinheit. Die auch heute noch im Gelände erkennbare stark gewulstete Linie (grün) kann ein erst später entstandenes Objekt sein, im Idealfalle war es eine schon  damals bestehende Sperrlinie, möglicherweise eine mit Palisaden  versehene Schutzeinrichtung für die auf den Kuppen liegenden Schanzen, sollte vom "Hau"-Pass aus ein Angriff auf diese erfolgen. Gleichzeitig konnte so auch der Laufgraben effektiv gesperrt und verteidigt werden. Möglicherweise ist es aber nur noch ein Teilstück einer ehemals weiter in östlicher Richtung verlaufender Sperrwall mit Palisaden, der beide Anlagen schützte. Hinzugekommen in der Interpretation auf Grund der Auswertung der Luftaufnahmen plus Geländebegehungen: die südlich der Schanze auf der östlichen Kuppe verlaufende Linien-Graben-Struktur, die sich mit der Linie trifft, die vom historischen Weg in Richtung Süden läuft und keinerlei Bezüge zur Flureinteilung aufweist!
 
 
 
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Kollateralschaden & Denkmalschutz 
 
 
Interessante Web-Seiten ergänzen die bereits dokumentierten Fakten:
Der "Fall Raitbach" (2012/2013).
Die Holderschanze auf dem Holderkopf.
Einzigartige bastionierte Polygonalschanze:
Die Sternschanze von Neuenweg/Böllen 

Walderdbeer-Anbau im Hochmittelalter
Hangterrasssen am Tannenkopf.
Die Signalfeuer-Station am Tannenkopf
Die Redan-Anlagen auf dem Wolfsacker.
Schönau & Schönenbuchen:
Schanzen, Letzinen und Kapelle
   
Als Diskussionsgrundlage sowie presserechtlich gilt immer nur die aktualisierte Webseite: 02.05.2022. 
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