MINIFOSSI
Impressum  & Datenschutzerklärung

 

Sonderseite: Südlicher Teilabschnitt der Vorderen Linie im Großen Wiesental.
 
Auf der Suche nach den regionalen missing links im Raum Zell - Mambach - Häg-Ehrsberg (1/4).
 
Auf neuer Spurensuche im Vorder- und Hinterhag (Teil 2).
 
Archäologische Spurensuche, kombiniert mit taktisch-strategischen Überlegungen.
 
 -Teil 1 und Teil 2 -
 
Mit missing links (englisch für „fehlendes Bindeglied“) - in Anlehnung an einen Fachausdruck der Evolutionsbiologie - bezeichne ich archäologisch bislang nicht mehr aufgefundene Standorte von Schanzen oder anderen Fortifikationselementen. Die Gründe dafür können vielfältig sein. In der aktuellen Forschung im Raum Zell - Mambach - Pfaffenberg und Ehrsberg liegt es auch daran, dass das vorliegende historische Kartenmaterial - wie z. B. die Karte von 1701 - neue politische und damit auch taktisch-strategische Veränderungen noch nicht berücksichtigen konnte. Grundsätzlich sind diese Ergebnisse primär Arbeitshypothesen. Gerade in dem vorliegenden Fall geht es mir darum, Indizien zu sammeln und diese entsprechend zu einem möglichen Gesamtbild zusammen zu fügen.
 
 
Quelle Google Earth, Grafik Werner Störk, nicht maßstäblich, nicht vollständig, generalisiert: Schanzen & Signahfeuer.
Von 2002 an unser Untersuchungsgebiet: der südwestliche und südliche
Teilabschnitt der Vorderen Linie ohne das Hochrheingebiet.
 
 
 
"Von Krieg und Frieden", Artikel von BZ-Redaktionsleiter André Hönig (BZ-Redaktion Schopfheim)
der Badischen Zeitung vom 23. Juli 2022, S. 18 (ganzseitig), Rubrik Hintergrund.
 
 
Mambach und Bergkapelle Maria Frieden in Wikipedia
Auf der Suche nach den regionalen missing links im Raum Zell - Mambach - Häg-Ehrsberg.
 
 
 
Quelle Google Earth.  
 
Um die Grenze zwischen Vorder- und Hinterhag zu markieren, ist es notwendig, nochmals auf Mambach und der Einmündung des
Angenbachs in die Feldbergwiese zu blicken. 
 
 
 
Quelle Google Earth. 
 
Eine optimale Letzstellung wäre die engste Stelle des Tales - läge jedoch nicht exakt auf der Gemarkungsgrenze von Mambach.
 
 
 
Quelle Google Earth. 
 
Jedoch nur so ließen sich die Aufstiegs- und damit Umgehungsmöglichkeiten der beiden südliche Erosionsrinnen sichern.
 
 
 
Quelle Geoportal BW. Grafik Werner Störk, nicht maßstäblich.  
 
Die in der Fachwelt und auch im alltäglichen Umgang vorherrschendende Meinung manifestiert sich in der Feststellung, dass die östliche Gemarkungsgrenze von Mambach im Bereich
des Angenbachtales auch die imaginäre Grenzlinie zwischen dem Vorderhag - also Mambach und Zell - und dem Hinterhag (Angenbachtal mit angrenzenden Gemeinden) bildet.
 
 
 
Quelle Geoportal BW. Grafik Werner Störk, nicht maßstäblich.  
 
Die Haglinie würde dementsprechend also westlich von Moosmatt verlaufen, um die dortige Aufstiegsmöglichkeit nach Rohrberg zu blockieren.
 
 
 
 
Quelle Geoportal BW. Grafik Werner Störk, nicht maßstäblich. 
Die topographisch-geomorphologische Geländestruktur zeichnet sich durch eine exponierte Engstelle aus - für eine Letzinen-Sperre ideal.  
 
 
 
Quelle Geoportal BW. Grafik Werner Störk, nicht maßstäblich.  
 
Die vorgelagerte "Grenzstelle" deckt somit auch Grabenrinnen in Richtung Rohrberg ab und sichert somit diese
möglichen Auf- oder Abstiegsrouten.
 
 
Quelle Geoportal BW. Grafik Werner Störk, nicht maßstäblich.   
Eine vorgelagerte Talsperrung (rot) würde auch die Zugänge zu den höhergelegenen Höfen, Weilern und
Gemeinden sichern und damit auch schützen. 
 
 
 
Quelle Google Earth, Grafik Werner Störk Copyright (nicht maßstäblich)   
 
Nur mit einer auf der Talsohle vorgelagerten Grendelstation ließe sich das Angenbachtal effektiv "abschließen" - ansonsten lägen bei einer nachgerückten Grendelstation gleich mehrfache Aufstiegsmöglichkeiten nach Rohrberg und damit über die oberen Höhen auch der Zugang zum hinteren Teil des Angenbachtales ungeschützt offen. Die Grafik zeigt aber auch, dass bereits im Mittelalter die Observationspunkte auf dem Rabenfelsen elementar wichtig waren - nur so konnte man die Grendelstation in Form einer massiven Barriere rechtzeitig schließen und Verteidiger aktivieren.
 
 
 
Quelle Google Earth, Grafik Werner Störk Copyright (nicht maßstäblich)   
 
Die Grafik zieht zwei Epochen zusammen - um die strategischen Parallelen, aber auch ihre Unterschiede zu dokumentieren: beiden Zeitfenstern - um 1450 und 1701/1702 - gleich ist das Bemühen, den Zugang über das Angenbachtal bzw. in das Angenbachtal zu unterbinden. Wobei um 1450 es wichtig war, die westlichen Zugänge (gelb) speziell von Zell und Umgebung zu sperren, da man von dort aus - siehe Basler Überfall - die größte Gefahr sah. Die kurz vor der offiziellen Gemarkungsgrenze liegenden Barriere (rote Raute) und der an sie angeschlossene "grüne Hag" (Gewannname heute noch: Grünhag) war eine effektive Sperre (orange) bis hoch zum Grenzbereich nach Gersbach. Hier wäre dann gleich noch das dritte Zeitfenster zu nennen: den 30-jährigen Krieg mit seiner territorialen, aber vor allem auch konfessionellen Grenzlage zwischen Gersbach und Zell (rote. generalisierte Linie). Die um 1700 wieder aktivierten Zone der Hauwälder (hellgrün) zieht sich von West nach Ost und bildete die dritte Verteidigungslinie nach der ersten, der Vorderen Linie und der danach nach Norden ausgreifenden zweiten Hauwald-Linie. Diese wiederum sollte nicht vor einem Angriff aus Westen, sondern primär aus Süden bzw. Südosten schützen und war Reaktion auf den Bündniswechsel von Bayern (siehe unten). Alle drei Epochen verbinden die Beobachtungspunkte auf dem Rabenfelsen - deren strategisch wichtige Funktion in allen drei Zeitfenstern stets gleichbleibend wichtig waren.
 
 
 
Quelle Geoportal BW. Grafik Werner Störk, nicht maßstäblich.   
 
Eine das Angenbachtal umfassend sichernden Haglinie müßte analog der Linie (orange) mit entsprechenden Kontrollstellen (Letzen, Grendel) bestückt werden, hier als farbige Pyramiden markiert. Auch das jetzt gefundene Indiz "Grünhag" verstärkt den Eindruck, das man grundsätzlich eine Angriffsrichtung aus Zell erwartete - was wiederum an den Überfall der Basler von 1446 erinnert. Somit müßten auch die Aufstiegsmöglichkeiten von der Zeller Talseite über Atzenbach und den Erzenbach sowie über Grüneck - Riedichen (weiße Pfeile) und den Schuhlochbach westlich vom Hörnle gesperrt werden - um ein weitere Vordringen und den damit möglichen Abstieg ins Angenbachtal über den Schwandlochbach zu unterbinden. Denn damit wäre der unmittelbare Zugriff auf alle dortigen Höfe und Weiler möglich. Mit großer Wahrscheinlichkeit stieß der Hag dann auf dem Hörnle auf den großen Grenzhag (rot). Mit dem Ausbau der Vorderen Linie und den neuen Konditionen im Jahr 1701 übernahmen diese Schutz- und Wachfunktionen die beiden Redouten vom Saufert und dem Eselsköpfle (rote Rauten).
 
 
 
Quelle Google Earth, Grafik Werner Störk Copyright (nicht maßstäblich)  
 
Der Zugangsbereich von Gersbach über das Hörnle ins Angenbachtal (1).
 
 
 
Quelle Google Earth, Grafik Werner Störk Copyright (nicht maßstäblich)  
 
Der Zugangsbereich von Gersbach über das Hörnle ins Angenbachtal (2).
 
 
 
Quelle Google Earth, Grafik Werner Störk Copyright (nicht maßstäblich)  
 
Der Zugangsbereich von Gersbach über das Hörnle ins Angenbachtal (3).
 
 
 
Quelle Google Earth, Grafik Werner Störk Copyright (nicht maßstäblich)  
 
Der Zugangsbereich von Gersbach über das Hörnle ins Angenbachtal nach Ehrsberg (1).
 
 
 
Quelle Google Earth, Grafik Werner Störk Copyright (nicht maßstäblich)  
 
Der Zugangsbereich von Gersbach über das Hörnle ins Angenbachtal nach Ehrsberg (2).
 
 
 
 
Quelle Google Earth, Grafik Werner Störk Copyright (nicht maßstäblich)  
 
Im Zuge des Ausbaus der Vorderen Linie um 1700 folgt die Defension teilweise den alten Haglinien: Als zweite Rückzugs- und Sperrlinie bei einer Abschnittsverteidigung bzw. einem Durchbruch feindlicher Kräfte eingerichtet: die Verhau-Linie (hellgrün) zwischen Mambach (rot) und südlich von Todtmoos-Au (gelb) und der Schanze an der Schwarzen Waag (orange). Im Kreis: der historisch ältere - wohl schon mittelalterliche - Grünhag östlich von Rohrberg.
 
 
 
 
Quelle Geoportal BW. Grafik Werner Störk, nicht maßstäblich.    
 
Aktuell der einzige Hinweis - auch im gesamten Bereich des Geoportals - auf einen Grünhag (lebende Hecke) südlich vom Angenbachtal:
der Grünhag östlich von Rohrberg. 
 
 
 
 
Quelle: DG 5000 Husarenmühle 8213-32
 
In der DG 1:5000: das Gewann Grünhag.
 
 
 

Quelle und Copyright: Landesarchiv Baden-Württemberg,Generallandesarchiv Karlsruhe, Permalink http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-467693-1

 

Altenstein (Häg, Häg-Ehrsberg LÖ), Häg, Happach, Rohmatt, Rohrberg, Schürberg und Sonnenmatt Rohmatt, Schürberg Stand 1897 -1904, Druck 1908,

 
 
 

Quelle und Copyright: Landesarchiv Baden-Württemberg,Generallandesarchiv Karlsruhe, Permalink http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-467693-1

 
Die Eintragung "Grünhag" im Gemarkungsplan von 1897 bestätigt die Arbeitshypothese über den einstigen Verlauf des historischen Hags.
 
 
 
 
Quelle Geoportal BW. Grafik Werner Störk, nicht maßstäblich.   
 
Der historische Grünhag war wohl später dann auch Teil der großen Hau- Sperreinrichtung, welche u. a. ein Durchmarsch feindlicher Kräfte der territorialen und konfessionelle Grenze (rot) von Gersbach über den
 Haselbach und den Lodbach kommend - in Richtung Angenbachtal und Ehrsberg (gelb) verhindern sollten. Gleichzeitig sollte so auch ein Umgehen der anderen Fortifikationselemente unterbunden werden.
 
 
 
Quelle Geoportal BW. Grafik Werner Störk, nicht maßstäblich.   
 
Ein besonderes Fortifikationsensemble: Schanzbühl, Letzewald, Eckhag und Sandwürfe westlich von Schlechtbach (ohne Redoute von Schlechtbach)
 
 
 
 
Quelle Geoportal BW. Grafik Werner Störk, nicht maßstäblich.    
 
Der Eckhag nördlich von Schlechtbach - in unmittelbarer Grenzlage zu Zell (gelb) und der zweite Hinweis auf die Hag-Strukturen zwischen
Gersbach und dem Angenbachtal. Auch sein Name ist im Geoportal kein zweites Mal aufgelistet - genau wie der Grünhag.
 
Wie gefährlich diese territorial-konfessionelle Grenze zwischen dem  Eckhag nördlich von Schlechtbach und dem Hörnle in Wirklichkeit war, belegt diese Quelle: "In einem alten Dorfbuche (Kneusslin Chronik von Gersbach) war gestanden: Es wären im 30-Jährigen Kriege mehrere hießige Bürger von den Hinterhäglern und von denen im Zellerthal erschossen worden. Vielleicht infolge diesen Vorfalls, erschienen Schwedische oder Weimarer Truppen wie sie auch genannt wurden im hießigen Ort, diese stiegen jeden Tag auf die Höhen der Mettlen und Hörnle und schossen hinunter gegen dem Tahl. Vermutlich diesen Räubern zu  beweisen daß sie nicht mehr ungestraft kommen dürfen." Metz schreibt auf S. 203: "In der benachbarten Markgrafschaft Baden führte Markgraf Karl 1556 die Reformation durch. Damit wurde zwischen dem vorderösterreichischen-katholischen und dem markgräflich-protestantischen Territorium eine Konfessionsgrenze aufgerichtet und viele familiären Bande rissen ab, denn Heiraten zwischen Bewohnern aus der Grafschaft Hauenstein und der Markgrafschaft wurden nun für Jahrhunderte unterbunden“.
 
 

Quelle: Landesarchiv Baden-Württemberg & Generallandesarchiv Karlsruhe Gemarkungspläne 1:10000 (farbig) / 1857-1935 Permalink http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-468765

 

  Schlechtbach, Vermessung und Verzeichnung 1882, Druck 1883.

 
 
 

Quelle: Landesarchiv Baden-Württemberg & Generallandesarchiv Karlsruhe Gemarkungspläne 1:10000 (farbig) / 1857-1935 Permalink http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-468765. Grafik Werner Störk, nicht maßstäblich

 
Das multiepochale Zusammenspiel der Schanzen, Letzinen und Hage im Grenzraum Schlechtbach entlang der territorialen und konfessionelle Grenze.
 
 
 
Quelle Geoportal BW. Grafik Werner Störk, nicht maßstäblich.   
 
Im Gegensatz zu der Haglinie nach 1446 - dort erwartete man einen Angriff auf dem Zeller Tal ins Angenbachtal -  dreht sich mit dem Allianzwechsel der Bayern 1702 am zentralen Gipfelpunkt des Gersbacher Hörnle die Angriffsrichtung um 180 Grad: jetzt erwartet man einen Angriff aus Süden über das Haselbachtal und den Lodbach - mit den alternativen Möglichkeit über das Erzenbach-Tal bzw. den Schuhlochbach Zell durch die Umgehung der starken südlichen Talsperre (Grendelschanze mit großer Sternschanze) von Norden aus anzugreifen bzw. in Richtung Angenbachtal und über Mambach (mit Möglichkeit über Pfaffenberg - Wolfsacker ins Kleine Wiesental und über Neuenweg - Sirnitz oder Münstertal in den Breisgau)  oder Ehrsberg  wieder einmal Schönau ins Visier zu nehmen.
 
 
 
Quelle Geoportal BW. Grafik Werner Störk, nicht maßstäblich.   
 
Erst jetzt wird - neben der Schanze auf dem Glaserberg (s.o.) - die besondere Bedeutung der beiden Schanzen im südlichen Haselbachtal klar - ohne deren
Kontroll-und Schutzfunktion für die Bayern - vom Hochrhein kommend - der freie Zugang ins Reichsterritorium möglich gewesen wäre.
 
 
 
Quelle Google Earth, Grafik Werner Störk Copyright (nicht maßstäblich)  
 
Bestehende und zusätzliche Sicherungselemente (blau) der Vorderen Linie nach 1701 (1).
 
 
 
Quelle Geoportal BW. Grafik Werner Störk, nicht maßstäblich.   
 
Die zusätzlich notwendigen Sicherungselemente der Vorderen Linie nach 1701 (2).
 
 
Karte von 1701 und Allianzwechsel von 1702 - eine Neubewertung der Vorderen Linie.
 
 
 
 
Repro © Landesarchiv Baden-Württemberg Generallandesarchiv Karlsruhe https://www.landesarchiv-bw.de/web/47245 2017 Signatur Hfk Planbände 11. Bl.9.
Genehmigung Aktenzeichen: 4-7512-Störk,Werner
       
 
Der Allianzwechsel von Bayern zwingt die Erbauen der Vorderen Linie zu nachhaltigen Korrekturen und neuen Defensionspunkten: um feindliche Angriffe der Bayern bzw. der vereinigen Truppen mit Frankreich aus Süden kommende, also von den Waldstädten am Hochrhein oder von Hüningen aus - abzufangen, wurde die Südflanke massiv verstärkt und die Zugänge zum Wehratal (Schanze auf dem Wolfristkopf) und dem Haselbachtal (Anlagen auf dem Köpfle und der Redoute am Oeschgraben) im unteren Teil sowie im oberen Teil durch die Schanzanlage auf dem Glaserberg zusätzlich stark befestigt. Die mögliche Überquerung von oberen Haselbachtal (Lodbach) westlich von Gersbach hinüber ins Angenbachtal wurde durch eine Hagstruktur in Kombination mit dem "Hau-Wald" erschwert, wobei man die Aufstiegsmöglichkeit in Richtung Ehrsberg ebenfalls abfangen wollte. Ein Übergang vom Angebachtal ins Große Wiesental und dann in nordöstlicher Richtung weiter über Pfaffenberg zum Wolfsacker (mit Übergang ins Kleine Wiesental und über Bürchau, Neuenweg, Sirnitz alternativ nach Neuenburg oder Freiburg, Breisach, Neu-Breisach) wurde mit insgesamt vier Fortifikationselementen unterbunden. Zudem wurden bei Mambach - ideal an der engsten Tal-Stelle - zusätzliche Sperrelemente installiert.
 
 
 
 
Quelle: Google Earth, Grafik Werner Störk (nicht maßstäblich).  
 
Mit dem Allianzwechsel von Bayern 1702 ergibt sich eine völlig neue Situation im Bereich der südlichen Vorderen Linie. 
 
Der Autor Haasis-Berner merkt in seinen Ausführungen u.a. an ( S. 92 ff): "Demnach muss die Karte "um 1700" mit einer Toleranz von etwas fünf Jahren in beide Richtungen entstanden sein. Das GLA Karlsruhe gibt die Datierung mit "1701" an, ohne dass diese eindeutig begründet ist."  Gerade die fehlenden Schanzanlagen wie die auf dem Glaserberg oder die jetzt wiederentdeckten Schanzanlagen bei Pfaffenberg und Mambach belegen, dass die Karte sehr wohl vom GLA exakt und fachwissenschaftlich korrekt auf 1701 datiert wurde. Denn sie dokumentiert in einer Momentaufnahme die reale Situation im Jahre 1701, ohne die politische Wende Bayern berücksichtigen zu können, die aus einer primären Westfront nun zusätzlich eine Ostfront aufbaute. Und somit ein schnelles Reagieren erforderte, um die von den Bayern favorisierte Südtangente über die Waldstädte zusätzlich abzusichern, was auch bedeutete, dass die Zugänge aus dem Hochrheintál unmittelbar Aufstiegsrouten für die Bayern bzw. dann bei einer Vereinigung mit den Franzosen, für beiden Heere effektiver zu sperren waren, um so einen direkten Zugang zum Reichsterritorium sowie mögliche Umgehungen und damit verbundene Einkesselungen zu unterbinden. Bezogen auf die Anmerkungen von Haasis-Berner wieder einer jener nicht überzeugenden "Favorisierungen" und fachlicher Fehleinschätzung.
 
 
 
Quelle: Google Earth, Grafik Werner Störk (nicht maßstäblich).  
 
Um sich ein zutreffendes Bild über die neue Frontsituation durch den bayerischen Allianzwechsel zu bilden, ist es erforderlich, die neuen Angriffs- und ggfs. auch Umgehungsrouten genauer ins Auge zu fassen. Nur so lassen sich die notwendigen zusätzlichen Sicherungselemente besser ein- und zuordnen und auch fortifikatorisch erst verstehen. So sind der Gleichen und die Sandwürfe inklusive dem Schanzbühl westlich von Schlechtbach so stark gesichert, dass hier ein Durchbrechen nur unter hohen Verlusten möglich wäre - um so über den dortigen Kohlbach-Paß Zell anzugreifen. Für die Bayern lag es daher näher, den Weg aus dem Hochrheintal bei den Waldstädten via Wehr und Hasel - immer dem Haselbach folgend - dann über Gersbach und die dortigen Schwellen die Reichsgrenze zu überschreiten und über Rohrberg und das Angenbachtal entweder Zell rückwärtig anzugreifen. Oder von dort aus in Richtung Schönau weiterzuziehen. Eine alternative Route wäre die über das Angenbachtal hinaus nach Ehrsberg (ohne Übergang ins Künbachtal, da vor Schönau stark befestigt) und von dort auf dem dortigen Höhenweg durch den Kreuzwald, um von Norden aus Schönau anzugreifen - ggfs. durch einen zweiten - in dem Fall französischen - Angreifer, von Neuenburg über die Sirnitz und Neuenweg anmarschierend - Schönau in die Zange zu nehmen. Ebenfalls naheliegend: von Mambach aus über Pfaffenberg und den Wolfsacker ins Kleine Wiesental und sich mit dem Franzosen auf der Sirnitz zu vereinigen. Ein Zusammenschluß beider Gruppen wäre für das Große wie auch das Kleine Wiesental verheerend und auf  den Breisgau insgesamt blickend - katastrophal gewesen. Die Grafik zeigt nun klar ersichtlich, wie man im südlichen Teil der Vorderen Linie mögliche Angriffs- und Umgehungsrouten durch gezielt gesetzte neue Fortifikationslemente verhindern möchte. Schanzen und Sperreinrichtungen, die so eben nicht auf der Karte von 1701 zu finden sind, da diese noch von einer gemeinsamen Allianz mit den Bayern ausging.
 
 
 
Repro © Landesarchiv Baden-Württemberg Generallandesarchiv Karlsruhe https://www.landesarchiv-bw.de/web/47245 2017 Signatur Hfk Planbände 11. Bl.9.
Genehmigung Aktenzeichen: 4-7512-Störk,Werner
       
 
Die "missing links" auf der Karte von 1701 - die ab 1702 durch den Bündniswechsel Bayern zu Frankreich - neben den für 1702 geplanten (gelbe Quadrate) neuen Schanzen (Schanzbühl, Schlechtbacher Redoute, Redoute auf dem Mettlenkopf) dann noch zusätzlich errichtet werden mußten und so in der Karte von 1701 logischerweise noch nicht auftauchen. Klar wird auch, dass man von Seiten des Reiches ein dritte Verteidigungslinie (1,2,3) einrichtete, um entsprechend einer erfolgreichen Abschnittsverteidigung möglichst im rückwärtigen Raum über entsprechenden Defensionsmöglichkeiten verfügten, um einen aus Osten und Süden (blaue Linien) kommenden Angreifer erfolgreich abzuweisen und ihm auch einen Durchzug bzw. eine Überquerung bestimmter Täler in Richtung Freiburg/Breisgau zu versperren. Somit sollte auch ein Festsetzung mit entsprechender Einquartierung und Kontributionen verhindert werden. Damit wird das Angenbachtal zur letzen Bastion der Defension der Vorderen Linie. Legende: WA Wolfsacker mit Redan-Linien, GW Gatter und Redoute von Pfaffenberg, ES Redouten auf dem Eselsköpfle und dem Saufert bei Mambach, RE Redanlinie Ehrsberg, SQ Redoute bei der Schwarzen Waag südlich Totmoos-Au, GB Schanze auf dem Gersbacher Glaserberg, EG Letze und Redoute am Esch- oder Öschgraben südlich von Glashütten/Hasel und WK Redoute und Sperrelemente auf dem Wolfristkopf nördlich von Wehr und östlich von Hasel.
 
 
Zwei wichtige Daten für die Vordere Linie: 1701 und 1702 (Hintergrundwissen).
 
"Maximilian II. Emanuel (Ludwig Maria Joseph Kajetan Anton Nikolaus Franz Ignaz Felix, kurz Max Emanuel; * 11. Juli 1662 in München; † 26. Februar 1726 ebenda) war ein Wittelsbacher und von 1679 an Kurfürst von Bayern. Während des Großen Türkenkrieges machte er sich als Feldherr in kaiserlichen Diensten einen Namen. Die Osmanen nannten ihn wegen seines blauen Uniformrocks, der weit über die Schlachtfelder zu sehen war, „den blauen König“. Während des Pfälzischen Erbfolgekrieges wurde er 1692 Generalstatthalter der Spanischen Niederlande. Diesen Posten behielt er bis 1706. Seine Hoffnungen zumindest auf einen Teil des spanischen Erbes führten dazu, dass er zu Beginn des Spanischen Erbfolgekrieges ein Bündnis mit Ludwig XIV. einging. In den ersten Jahren des Krieges agierte er als dessen Verbündeter durchaus offensiv, ohne aber nennenswerte Erfolge zu erzielen. Nach der vernichtenden Niederlage in der Schlacht von Höchstädt von 1704 musste er Bayern verlassen. Im Jahr 1706 wurde über ihn sogar die Reichsacht verhängt. Nach dem Ende des Krieges konnte er seine Herrschaft in Bayern wieder antreten. Er bemühte sich um einen Ausgleich mit dem Haus Habsburg und versuchte die Position des Hauses Wittelsbach im Reich zu stärken. Mehr Informationen über den Allianzwechsel. Als im letzten Testament Karls II. überraschend ein Enkel Ludwigs XIV. und Neffe Max Emanuels, der Bourbone Philipp V., zum Alleinerben Spaniens ernannt wurde, kam es 1701 zum Spanischen Erbfolgekrieg. Diesmal schlug sich der Kurfürst auf die französische Seite (Bayerische Diversion im Spanischen Erbfolgekrieg). Als Generalstatthalter erlaubte er den französischen Truppen, die spanischen Festungen in den Niederlanden zu besetzen, und schloss ein Bündnis mit Frankreich. Kurze Zeit später kehrte er nach Bayern zurück. Obwohl Bayern damals gerade einmal 1,1 Millionen Einwohner hatte, unterhielt Max Emanuel eine Armee von 27.000 Mann. Max Emanuel versuchte vergeblich den Mainzer Erzbischof und Reichserzkanzler Lothar Franz von Schönborn für eine Neutralität des Reiches zu bewegen. Im Jahr 1702 versprach Ludwig XIV. Maximilian Emanuel bei einer Besetzung Bayerns zu entschädigen. Der Kurfürst drängte aber vergeblich auf ein Königreich aus der spanischen Erbmasse. Im Jahr 1702 ließ er die Stadt Ulm besetzen, um so die Verbindung Bayerns mit Frankreich zu sichern. Im folgenden Jahr wurde Neuburg an der Donau nach einer Belagerung eingenommen und danach Regensburg besetzt. Französische Truppen wurden nach Bayern entsandt, damit Maximilian Emanuel Tirol angreifen konnte. Das Ziel, bis Italien vorzustoßen, um sich dort mit den Franzosen unter Louis II. Joseph de Bourbon, duc de Vendôme zu vereinigen, scheiterte.
 
In Tirol stieß Maximilian Emanuel auch auf den Widerstand der Bevölkerung gegen eine bayerische Herrschaft. Dies zwang die Bayern zum Rückzug. Im September 1703 gewann Max Emanuel die Erste Schlacht bei Höchstädt mit den Franzosen unter Claude-Louis-Hector de Villars gegen die Kaiserliche Armee und Preußen. Es kam von verschiedener Seite zu Vermittlungsbemühen, auf die der Kurfürst aber nicht einging. Stattdessen nahm er Ende 1703 Augsburg und Anfang des nächsten Jahres Passau ein. Ein Winterfeldzug nach Oberösterreich zeitigte keine nennenswerten Erfolge. Bei neuerlichen Verhandlungen, vermittelt von Ludwig Wilhelm von Baden-Baden, machte Maximilian Emanuel einen Wechsel der Allianzen von einem Königstitel abhängig. Leopold I. ging darauf nicht ein. Im Juli 1704 verloren dann Max Emanuels Generale Maffei und Arco die Schlacht am Schellenberg. Durch diesen Sieg der Briten, Niederländer und Kaiserlichen über Bayern und die anschließende Einnahme Donauwörths wurde die Donaulinie durchbrochen und das Kurfürstentum Bayern dem Zugriff der Alliierten preisgegeben. Die Haager Große Allianz des Kaisers mit England und den Vereinigten Niederlanden bot nun mit Eugen von Savoyen und dem Herzog von Marlborough ihre besten Feldherren gegen Bayern und Frankreich auf. Am 13. August 1704 standen sich in der Zweiten Schlacht von Höchstädt über 100.000 Soldaten gegenüber, von denen rund 25.000 starben oder verwundet wurden. Frankreich und das verbündete Bayern verloren diese Schlacht. Der Kurfürst floh in die Niederlande. Bayern wurde von den Kaiserlichen besetzt.  
 
 
 
Links: Joseph Vivien: Kurfürst Max Emanuel von Bayern als Feldherr (1706; Münchner Residenz). Der Kurfürst ist mit Allongeperücke und im Harnisch, mit blauer bayerischer Schärpe und
Marschallsstab vor der Stadt Bergen zu sehen; der Page im Hintergrund ist wahrscheinlich sein filius illegitimus, der spätere Comte de Bavière.:
Rechts: Porträt des Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden-Baden, genannt der Türkenlouis (1655-1707)Museum_of_Military_History,_Vienna.htm
 
Einst Kampfgefährten gegen die Osmanen - dann Gegner im Spanischen Erbfolgekrieg: Maximilian II. Emanuel und Ludwig Wilhelm von Baden-Baden,
 
Zunächst wurde seiner Gemahlin Therese Kunigunde von Polen noch die Herrschaft über das Rentamt München überlassen, bevor auch hier die Habsburger 1705 unter Bruch des Vertrags von Ilbesheim die Verwaltung übernahmen. Gleichzeitig wurde am 16. Mai 1705 München von 3.200 Mann der kaiserlichen und pfälzischen Truppen besetzt. Leopold I. war am 5. Mai gestorben und sein Sohn Kaiser Joseph I. schlug sofort einen energischeren Kurs ein. Der Leidensdruck der Bevölkerung entlud sich in einem Aufstand, der 1705 in der Sendlinger Mordweihnacht sowie bei Aidenbach blutig niedergeschlagen wurde. Maximilian Emanuel kämpfte indessen weiter auf französischer Seite. Zusammen mit François de Neufville, duc de Villeroy verlor er 1706 die Schlacht bei Ramillies. Dies hatte zur Folge, dass Brüssel von den Alliierten besetzt werden konnten. Die Pläne, ihn im Zusammenhang mit dem Aufstand von Franz II. Rákóczi zum König von Ungarn zu machen, hatten keinen Erfolg.1706 wurde über Maximilian Emanuel und seinen Bruder Joseph Clemens, den Kölner Kurfürsten, die Reichsacht verhängt. Die Oberpfalz war derweil an Max Emanuels pfälzischen Vetter Johann Wilhelm gekommen, der auch die angesehenere (vierte) Kurwürde übernahm. Am 19. Oktober 1706 zog Maximilian Emanuel zusammen mit seiner Hofmusik dessen ungeachtet feierlich in Mons ein, um dort zu residieren. Es fanden sogar Bälle und Theateraufführungen statt, und zwar im großen Saal des Rathauses. Im Jahre 1708 führte Maximilian Emanuel noch einmal Truppen ins Rheinland, ohne dass dies einen nennenswerten Erfolg gehabt hätte. Danach bekam er von Ludwig XIV. kein Kommando mehr. Nachdem der größte Teil der spanischen Niederlande 1709 nach der Schlacht bei Malplaquet besetzt wurde, ging Maximilian Emanuel nach Frankreich. Nach einer kurzen Phase in Versailles wurde dem Kurfürsten das Schloss in Compiègne angewiesen.Es war angesichts der alliierten Besetzung eine bloße Geste, als ihn sein Neffe Philipp V. von Spanien 1711 zum Herrscher der spanischen Niederlande ernannte. Seine Herrschaft in der Gegend von Namur, Luxemburg, Charleroi und Nieuwpoort hing völlig von der französischen Hilfe ab.Mit der Gegenseite verhandelte er über einen Tausch Bayerns gegen die spanischen Niederlande. Dafür war er bereit, die Seiten zu wechseln. Diese Versuche scheiterten auch am Widerstand seines Bruders Joseph Clemens. Maximilian Emanuel hatte schon 1709 erfolglos versucht seine Ansprüche auf Bayern mit der Herrschaft über Mailand, Mantua und Sardinien mit den Habsburgern zu tauschen. Eine Wende kam erst 1711 nach dem plötzlichen Tode Kaiser Josephs I. in Gange, als der habsburgische Thronbewerber in Spanien als Karl VI. nun auch neuer Kaiser wurde. Damit war an Stelle einer französischen eine österreichische Hegemonie in Europa zu befürchten. Daher scherte England 1713 aus dem Bündnis der Haager Allianz des Kaisers aus und schloss Frieden mit Frankreich. Auch im Frieden von Utrecht plante Max Emanuel vergeblich, für den Verzicht auf Bayern, die Königreiche Sardinien und Sizilien zu erhalten. Die Franzosen setzten im Rastatter Frieden und im Frieden von Baden 1714 Max Emanuels Wiedereinsetzung als Kurfürst von Bayern durch. Seine Bemühungen, weitere Gebiete zu erhalten, scheiterten. .
 
Nach der Restitution Kurfürst Max Emanuels leitet noch bis zur Rückkehr des Kurfürsten am 10. April 1715 dessen Obersthofmeister Graf Maximilian Johann Franz von Preysing als Direktor des Geheimen Rats die Geschicke des Kurfürstentums. Kurz nach seiner Rückkehr schloss Max Emanuel einen Subsidien- und Freundschaftsvertrag mit Frankreich ab. Erst nach dem Frieden von Baden sah Max Emanuel am 3. April 1715 in Schloss Lichtenberg bei Landsberg am Lech seine Ehefrau und Kinder wieder. Nach der Rückkehr Kurfürst Max Emanuels wird die Geheime Ratskanzlei 1715 wieder in der früheren Größe und personellen Ausstattung ausgebaut. Max Emanuel ernannte dann aber bis zum Ende seiner Regierung weder einen neuen Ratskanzler noch einen Vizekanzler des Geheimen Rats. Anders als unter seinem Vater wurde die Innen- und Wirtschaftspolitik weiterhin vernachlässigt. Das Augenmerk des Kurfürsten war weiter ganz auf Rangerhöhung und die dafür notwendigen Bündnisse ausgerichtet. Zuletzt hatten die beiden Vorgänger Max Emanuels, Maximilian I. und Ferdinand Maria, eine Kandidatur um die Kaiserwürde abgelehnt. Sie waren sich ihrer begrenzten Macht gegenüber dem unmittelbar benachbarten Österreich bewusst. Seit dem letzten Drittel des 17. Jahrhunderts wurde diese realistische Einschätzung der eigenen Möglichkeiten jedoch zunehmend von der Befürchtung verdrängt, gegenüber anderen Häusern im Reich ins Hintertreffen zu geraten. Hatten doch die Wettiner, die Hohenzollern sowie die Welfen 1697, 1701 und 1714 jeweils Königskronen errungen.Trotz seines Bündnisses mit Frankreich bemühte sich der Kurfürst um eine Verständigung mit Kaiser Karl VI. Er stellte 1717 bayerische Truppen für den Türkenkrieg zur Verfügung. Damit verband er auch die Absicht, von den zu erwartenden Erbfolgestreitigkeiten in Österreich nach dem Tod des Kaisers zu profitieren. Diesem Ziel diente auch die Heirat des bayerischen Kurprinzen Karl Albrecht mit Maria Amalia von Österreich. Die Anerkennung der Pragmatischen Sanktion und der Erbverzicht der Erzherzogin waren für ihn dabei nebensächlich. Den Einfluss der Wittelsbacher im Reich stärkte er, indem er maßgeblich dazu beitrug, dass sein Sohn Clemens August von Bayern gleich mehrere Bischofssitze einnehmen konnte. Darunter war auch das Erzbistum Köln mit der dazu gehörigen Kurstimme. Ebenfalls mehrere Bischofssitze nahm Johann Theodor von Bayern ein. Mit der Wittelsbacher Hausunion von 1724 konnte der innerfamiliäre Streit insbesondere mit der in der Kurpfalz regierenden Linie von Kurfürst Karl III. Philipp beigelegt werden. Darin eingeschlossen waren ebenfalls die geistlichen Wittelsbacher Fürsten, so auch Kurfürst Franz Ludwig. Im Rahmen der Wittelsbachischen Hausunion kam es endlich zu einem Vergleich in der lange umstrittenen Vikariatsfrage, der vorsah, dass Bayern und die Pfalz künftig gemeinsam das rheinische Vikariat ausüben sollten. Es war Max Emanuel in der zweiten Herrschaftszeit ein Anliegen, seine politische Isolation aus der Zeit des spanischen Erbfolgekrieges im Reich zu überwinden. Allerdings wurde das Land trotz aller Bemühungen von hohen Schulden belastet." Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Maximilian_II._Emanuel_(Bayern)
 
"Nachdem der Kurfürst von Bayern am 9. September die Reichsstadt Ulm eingenommen hatte, strebte er nach der Vereinigung mit den französischen Verbündeten. Am 15. September 1702 brach Generalfeldmarschall Johann Baptist von Arco mit einem Corps nach Westen auf, während seine Hauptmacht bei Ulm verblieb. Da seine Boten an Marschall Catinat abgefangen wurden, bestand keine Kommunikation zwischen den Verbündeten. Um den 17. September erreichten Reiterabteilungen Tuttlingen. Nachdem keine Verbindung mit Franzosen zustande kam, zog Max Emanuel das Corps Arco wieder zu sich und belagerte Memmingen. Am 16. Oktober wandte er sich gegen Norden Richtung Günzburg. Nachdem er von Villars Rheinüberquerung bei Friedlingen hörte, marschierte er wieder die Donau aufwärts, wo er am 25. Oktober Ehingen erreichte. Von dort sandte er eine Reiterabteilung (ca. 1500 Mann) nach Waldshut, um Kontakt mit Villars aufzunehmen. Gegen Ende Oktober hatte Villars immer noch seinen Brückenkopf bei Friedlingen, der Markgraf hatte nördlich Stellungen bei Staufen (ca. 40 km Luftlinie bis Friedlingen) bezogen, und die Bayern hatten von Waldshut aus nur ca. 50 km Luftlinie bis Friedlingen – zwischen ihnen und Villars gab es keine nennenswerten Reichstruppen. Da Max Emanuel zu dieser Zeit aber auch Geheimdiplomatie mit dem Kaiser betrieb, wurde die Vereinigung nicht wirklich gesucht, sie „scheiterte an der Ungunst der Verhältnisse, beiderseitigen Missverständnissen, und dem diplomatischen Doppelspiel des Kurfürsten.“ Das dynastische Ränkespiel des Hauses Wittelsbach hatte viel Leid über das badische Oberland gebracht, ohne dies hätte sich der Krieg vermutlich auf die Niederlande und Italien konzentriert." Quelle:https://de. wikipedia .org/wiki/Schlacht_bei_Friedlingen
 
 
Zeitgenössische Darstellung der Festung Hüningen mit rechtsrheinischem Brückenkopf.
 

 

Die Schlacht bei Friedlingen am 14. Oktober 1702
 
"Die Schlacht bei Friedlingen war eine Schlacht des Spanischen Erbfolgekrieges. Sie fand am 14. Oktober 1702 im Dreiländereck vor den Toren von Basel und ca. 60 km südlich von Freiburg im Breisgau statt. Das Kampffeld erstreckte sich auf Friedlingen, Weil, Haltingen (heute alle Ortsteile von Weil am Rhein) und Tüllingen (heute ein Stadtteil von Lörrach). Das Gefecht fand teilweise in einem Wald, dem sogenannten Käferholz statt, weshalb in der lokalen Geschichte auch von der Schlacht am Käferholz gesprochen wird. Vereinzelt findet sich auch der Begriff Schlacht bei Hüningen. In der historischen Literatur hat sich jedoch international der Begriff Schlacht bei Friedlingen durchgesetzt.
 
Das Heilige Römische Reich trat mit der Reichsarmee erst am 30. September 1702 auf Seiten des Kaisers in den Krieg ein. Kurfürst Max Emanuel von Bayern (siehe Bayerische Diversion im Spanischen Erbfolgekrieg) und der Erzbischof von Köln, ein Bruder des bayerischen Kurfürsten unterstützten hingegen den französischen König. Bereits am 9. September hatte die Reichsarmee unter Reichsgeneralfeldmarschall Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden-Baden (Türkenlouis) die bisher französische Festung Landau erobert. Danach wandte sich Ludwig Wilhelm nach Süden, um die französische Armee an einer Vereinigung mit den bayerischen Truppen zu hindern.
 
„Nachdem im Sommer des Jahres 1702 die französische Festung Landau durch eine Reichsarmee unter dem Markgrafen Ludwig Wilhelm belagert wurde und der französische Marschall Catinat mit seinen Entsatztruppen nicht vorankam, entschied Ludwig XIV. am Oberrhein eine weitere Front zur Entlastung von Landau zu eröffnen. Maréchal de camp Villars wurde mit der Ordre entsandt, den Rhein bei Hüningen zu überschreiten, um so einerseits Reichstruppen von Landau abzuziehen und andererseits eine Vereinigung mit den bayerischen Alliierten herbeizuführen. Villars und seine Armee erreichten Hüningen jedoch erst am 28./30. September 1702, als Landau bereits gefallen war. Bereits einige Wochen zuvor hatte Frankreich begonnen, die nach dem Frieden von Rijswijk (mangelhaft) geschleifte Festung Hüningen wieder aufzubauen. Villars legte sofort 2 000 Mann in die Ruinen und ließ eine Schiffsbrücke über den Rhein bis zur Schusterinsel legen, wo er auch Artillerie stationierte. Bereits in der Nacht vom 1. auf den 2. Oktober erfolgte ein erster Versuch, unter dem Schutz dieser Kanonen und jener der Festung am französischen Ufer eine weitere Schiffsbrücke von der Insel an das deutsche Ufer (20 Meter) zu erstellen. Während dieser erste Versuch noch durch die Reichstruppen unter Graf Karl Egon von Fürstenberg abgewehrt werden konnte, erfolgte der Brückenschlag noch während des 2. Oktober, da die Reichstruppen ihre Stellungen wegen des starken französischen Geschützfeuers nicht halten konnten; Villars konnte auch am deutschen Ufer einen Brückenkopf befestigen. Graf Fürstenberg war mit seinen Truppen am 30. September bei Friedlingen angekommen, Markgraf Ludwig Wilhelm folgte am 4. Oktober – zu spät um den Brückenschlag zu verhindern. Bis zum 12. Oktober lieferten sich nun die nahe beieinander liegenden Armeen fruchtlose Artillerieduelle.
 

 In der Nacht vom 12. auf den 13. Oktober 1702 setzten französische Truppen unter Maréchal de camp de Laubanie bei Neuenburg in Weidlingen über den Rhein und überrumpelten die kaiserlichen Truppen in der Stadt. Markgraf Ludwig Wilhelm schrieb die Einnahme Neuenburgs der mangelhaften Vorbereitung der Verteidigung durch den Grafen Johann Philipp von Arco zu. Villars verstärkte seine Truppen in Neuenburg, sandte von Hüningen Pontons flussabwärts um eine Brücke bei Neuenburg zu bauen und dirigierte die bereits angeforderte Verstärkung, die Marschall Catinat unter Maréchal de camp de Guiscard an den Oberrhein schickte, nach Neuenburg. Villars hatte damit am Oberrhein auf einer Strecke von 30 Kilometern zwei Brückenköpfe und hätte bei Ankunft seiner Verstärkung die Reichsarmee in diesem Abschnitt von Norden und Süden angreifen können, während allenfalls aus dem Osten noch die bayerischen Alliierten erwartet wurden. Villars und Ludwig Wilhelm schätzten diesbezüglich die Lage gleich ein und der Markgraf zog deshalb seine Truppen vom Hochgestade bei Friedlingen nach Norden ab.

 
Villars hatte bereits den Vormarsch über den Rhein auf die Nacht vom 13. auf Samstag, den 14. Oktober geplant und große Teile seiner Truppen bereits auf der Schusterinsel (im Rhein zwischen Hüningen und Friedlingen) bereitgestellt, wobei sie auch schweizerisches Gebiet nutzten. Als die Franzosen am frühen Morgen des 14. Oktober den Abzug der Reichstruppen feststellten, gab Villars sogleich den Befehl auf das Rechte Rheinufer vorzurücken. Um keine Zeit mit der Erstürmung des befestigten Schlosses Friedlingen und der nahebei liegenden Sternschanze zu verlieren, umgingen seine Truppen diese Befestigungen und rückten durch einen Wald (Nonnenholz) gegen das Dorf Weil vor um von dort die Tüllinger Höhe zu gewinnen. Die Nachhut (Arriergarde) der Reichsarmee unter Oberst Graf Mercy meldete um acht Uhr dem Markgrafen, dass die französischen Truppen in Massen auf dem deutschen Rheinufer ausschwärmen. Die Reichsarmee hatte auf ihrem Marsch nach Norden erst die Kander erreicht und teilweise überquert. Der Markgraf wollte von den folgenden französischen Truppen nicht im Marsch attackiert werden und befahl augenblicklich eine Kehrtwendung zurück nach Süden. Die Kavallerie wurde Richtung Haltingen in Marsch gesetzt, während die Masse der Infanterie über Ötlingen den Tüllinger Berg erstieg und durch das Käferholz nach Süden vorrückte, da auch Villars seine Kavallerie in der Ebene vor Haltingen konzentrierte und die Masse seiner Infanterie über Weil und Tüllingen auf den Tüllinger Berg vor und von Süden in das Käferholz einrückte. Gegen 10 Uhr waren die Positionen bezogen und es entstand eine fast einstündige Pause während der beide Seiten in einer Entfernung von ca. 1 500 Schritt sich auf die Schlacht vorbereiteten ohne einen Schuss abzugeben.
 
Gegen 11 Uhr begann der Markgraf mit Kanonenfeuer die Kampfhandlungen – es war ein sonniger Herbsttag. Das Gefecht begann im Käferholz, wo Villars zunächst selbst den Angriff leitete. Die Reichstruppen wurden nach Norden aus dem Wald gedrängt. Als nacheilende französische Verbände von deutschen Reservetruppen zurückgeschlagen wurden, verbreiteten sie Panik in den eigenen Reihen und Villars konnte die Truppen erst am Südende des Waldes wieder sammeln. Währenddessen attackierte die zahlenmäßig überlegene Kavallerie der Reichsarmee die französische Kavallerie unter Maréchal de camp Magnac in der Ebene mit Karabinerbeschuss, wobei sie sich durch die enge Formation selbst behinderten. Die Franzosen galoppierten mit gezogenem Säbel in die deutschen Reihen, die weiter in Unordnung gerieten und das eigene zweite Treffen behinderten. Nachdem es der französischen Artillerie noch gelang in das entstandene Chaos der deutschen Reiterei zu feuern, lösten sich deren Reihen auf und die Flucht ging über die Kander Richtung Efringen-Kirchen. Die französischen Verfolger wurden durch den Beschuss der in den Rebbergen liegenden Infanteriereserve aufgehalten. Villars verließ nun seine Infanterie und kehrte in die Ebene zur Kavallerie zurück.
 
Die Reichstruppen griffen nun auf dem Tüllinger Berg nochmals an. Durch das Käferholz kam die Masse der Infanterie zurück und griff frontal an, während weitere Infanterie durch die Rebberge die Franzosen auf der linken Flanke angriff und kleinere Kavallerieabteilungen unter Graf Prosper von Fürstenberg die rechte Flanke attackierten. Dadurch geriet nun die gesamte – bereits demoralisierte und weitgehend führerlose - französische Infanterie auf dem Tüllinger Berg in Panik und flüchtete unter hohen Verlusten die steilen Rebberge hinunter nach Weil und in die Ebene, wo die Reste sich im Schutz der Kavallerie und der Reserven auf die Schusterinsel zurückzogen – Teile der Truppen warfen auch ihre Waffen weg und flüchteten in die Schweiz. Die Reichsarmee hielt den Tüllinger Berg noch weitere fünf Stunden besetzt und setzte dann die in der Nacht vom 13. auf 14. Oktober begonnene Verschiebung nach Norden – in den Raum Staufen im Breisgau – fort.
 
Am Ende der Schlacht gab es keinen klaren Sieger. Eine Vereinigung der französischen Truppen mit den Bayern konnte jedoch für das erste Kriegsjahr verhindert werden. Doch auch der Markgraf erlitt schwere Verluste, so zählte die habsburgische Seite 335 Tote und 742 Verwundete in ihren Reihen, die Franzosen erlitten 1703 Tote und 2601 Verwundete. Nach dem Abzug der Reichsarmee nahm Villars am 15. Oktober Schloss Friedlingen und die Sternschanze ein und zerstörte beide. Das Markgräflerland wurde der Plünderung preisgegeben. Unter der Zivilbevölkerung gab es viel Leid, in Weil am Rhein kam es zu großen Schäden in Höhe von 447.662 Gulden, aber auch viele angrenzende Dörfer erlitten große Schäden.“ Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_bei_Friedlingen
 
 

Bayerische Diversion im Spanischen Erbfolgekrieg

 
"Der Begriff der Diversion (wörtlich: Umleitung) ist der zeitgenössischen Militärsprache entlehnt und meinte das Ablenken des Gegners von seinen Kriegszielen durch die Eröffnung weiterer Kriegsschauplätze. Schon im 17. Jahrhundert war es üblich, dieses in erster Linie militärisch begangene „Umleiten“ diplomatisch zu untermauern.
 
Doch gerade Ludwig XIV. ging während seiner langen Regierung (1661–1715) noch einen Schritt weiter: Er versuchte im Kampf um die Hegemonie in Europa, zu seinen Gunsten mittels militärischem Drucks und diplomatischer Versprechungen einzelne Reichsstände vom Reich und vor allem von dessen Reichsoberhaupt, Kaiser Leopold I. aus dem Hause Habsburg, zu trennen.
 
Unter dem Schlagwort der Bayerischen Diversion versteht man jenes militärisch wie diplomatisch gleichermaßen engagiert betriebene Ausscheren des bayerischen Kurfürsten Max II. Emanuel aus dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation während des Spanischen Erbfolgekrieges 1700 bis 1714. In der zeitgenössischen deutschen Presse erschien der Konflikt auch als bayerisch-deutscher Krieg.
 
Das Ziel, mit der Hilfe Frankreichs und gegen das Reichsrecht ein bayerisches Königreich auf deutschem Boden zu errichten, scheiterte nicht nur am Eingreifen der Seemächte England und Holland, sondern auch des Reiches. In einer einzigartigen, gemeinsamen militärischen Operation besiegten sie Max Emanuel in der zweiten Schlacht von Höchstädt 1704 und vertrieben ihn aus Deutschland. Seine Lande wurden fortan kaiserlich verwaltet und über ihn wurde die Reichsacht verhängt. Erst 1715 kehrte er wieder nach Kurbayern zurück.In der Tat stellten sich während des „zweiten Dreißigjährigen Krieges“ 1667–1697 immer wieder einzelne Reichsstände gegen Kaiser und Reich und setzten ihre Truppen gegen die Reichsinteressen – und mehrfach auch gegen das Reichsrecht – zugunsten des Reichsfeindes Frankreich ein. Im Zeitalter des Sonnenkönigs gab es also im Reich mehrfach von Frankreich ausgehende „Diversionen“, wenn es Ludwig XIV. auch niemals gelang, Kaiser und Reich vollkommen zu trennen.Somit erscheint der bayerische Fall zu Beginn des 18. Jahrhunderts als einer von vielen, wenn auch von besonderer Tragweite, handelt es sich bei Max Emanuel II. von Bayern doch nicht nur um einen der mächtigsten Fürsten des Reiches, sondern um einen der weltlichen Kurfürsten, dem die Sorge um das Reich in besonderer Weise Verantwortung hätte sein sollen.
 
Der aktive Part dieser „Umleitung“ Kurbayerns ging primär nämlich nicht von Frankreich, sondern vom bayerischen Kurfürsten selbst aus. Der Plan, sich gegen Kaiser und Reich zu stellen, um mit Hilfe Frankreichs an eine Königskrone zu gelangen, stammte von Max Emanuel selbst. Max Emanuels Ziel war die Errichtung eines eigenen souveränen vom Reich unabhängigen bayerischen Staates im Rang eines Königreiches. Der Krieg, den Max Emanuel gegen das Reich führte, war im höchsten Maße ein Bruch der Fundamentalgesetze des Reiches und daher illegitim. Militärische Übergriffe auf andere Reichsstände waren Verstöße gegen den Ewigen Landfrieden und das Bündnis mit Frankreich verstieß spätestens seit der Reichskriegserklärung des Immerwährenden Reichstags zu Regensburg von 1702 ebenso gegen das Reichsrecht. Die sogenannte Bayerische Diversion war somit also ein Reichsverrat ersten Rangs, auf den die Verhängung und Vollstreckung der Reichsacht folgte. Wirft man einen Blick in zeitgenössische Zeitschriften, so findet man zumindest für den Zeitraum 1702 bis 1704 den einfachen und doch präzisen Begriff des „bayerisch-deutschen“ Krieges für die Bayerische Diversion.
 
Mit dem 1648 abgeschlossenen Westfälischen Frieden war das Konzept eines friedlichen Nebeneinanders gleichberechtigter souveräner Staaten im Allgemeinen anerkannt. Vor allem für die deutschen Kurfürsten bedeutete die zunehmende Etablierung des europäischen Staatensystems einen Rückschritt: Hatten sie als Kaiserwähler und Mitregenten des Reichs vor 1648 traditionell denselben Rang wie die europäischen Kronen in Anspruch genommen und durchgesetzt, so war dies jetzt nicht mehr möglich. Die „Kurfürstenstaaten“ waren keine unabhängigen Staaten, denn ihre Herren waren wie die anderen Reichsstände auch an die Fundamentalgesetze des Reiches gebunden und daher gerade nicht souverän wie die europäischen Königreiche.
 
Doch in einem so rangbewussten Zeitalter war dies auf Dauer nicht hinnehmbar. Daher strebten die weltlichen Kurfürsten nach souveränen Kronen jenseits des Reiches, wobei sie durchaus erfolgreich waren: Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg wurde als Friedrich I. 1701 König in Preußen, Kurfürst August von Sachsen 1698 als August II. König von Polen und Georg von Hannover 1714 gar als Georg I. König von England. Doch die besten Aussichten auf ein souveränes Reich hatte lange Zeit der bayerische Kurfürst Max Emanuel:Schon seit den 60er Jahren des 17. Jahrhunderts rechnete Europa mit dem Tod des kinderlosen spanischen Königs Karls II. aus der spanischen Linie des Hauses Habsburg. Als Hauptanwärter für die spanische Nachfolge galten das französische Königshaus der Bourbonen mit Ludwig XIV. an der Spitze sowie die österreichische Linie der Habsburger mit Kaiser Leopold I. als Haupt. Doch mit der Heirat Max Emanuels mit der Kaisertochter Maria Antonia und der Geburt des Kronprinzen Joseph Ferdinand (1692–1699) bot sich zur Vermeidung eines Erbkonflikts ein Ausgleichskandidat an.
 
Die Seemächte England und Holland, welche versuchten, die Hegemonie der Bourbonen oder der Habsburger in Europa zu vermeiden, favorisierten die Erbfolge des bayerischen Kurprinzen. Die anderen Erbpotentaten sollten abgefunden werden. Der für Karl II. regierende Spanische Staatsrat stimmte dieser Lösung zu und das Testament König Karls von 1698 bestimmte dann auch tatsächlich Joseph Ferdinand als Alleinerben. Max Emanuel sah sich schon als König, doch dann kam alles anders: Am 6. Februar 1699 verstarb Joseph Ferdinand. Damit war das seit 1692 in greifbare Nähe gerückte spanische Weltreich mit seiner Königskrone unwiderruflich für Max Emanuel verloren.
 
Selbst die Seemächte wollten sich nicht mehr für den Wittelsbacher einsetzen. Im geheimen Teilungsvertrag zwischen Ludwig XIV. und Wilhelm III. vom 2. März 1700 war von Max Emanuel keine Rede mehr, vielmehr sollte das Erbe zwischen Bourbon und Habsburg aufgeteilt werden. Aber der Kurfürst war fest davon überzeugt, doch noch einen Teil aus der spanischen Monarchie zu erhalten. Deswegen hatte er bereits nach der Hochzeit mit seiner zweiten Frau, der polnischen Königstochter Therese Kunigunde, die Kandidatur für den polnischen Königsthron ausgeschlagen. In Schleißheim begann er, eine königliche Schlossanlage im Barockstil zu errichten.
 
Am 1. November 1700 verstarb schließlich König Karl II. von Spanien im Alter von 39 Jahren. In seinem Testament setzte er nicht, wie von allen erwartet, Erzherzog Karl von Österreich als seinen Nachfolger ein, sondern den Herzog von Anjou Philipp, den zweiten Sohn des französischen Thronfolgers. Die spanische Monarchie sollte unter ihm ungeteilt erhalten bleiben, aber niemals mit Frankreich vereinigt werden. Für Max Emanuel schien das Testament endgültig das Ende seiner Königsträume zu sein. Doch die Vorzeichen standen auf Krieg: Während der Sonnenkönig im Namen seines Enkels das unerwartete Erbe annahm, protestierte Leopold I., für den das Testament einer Enterbung des deutschen Zweiges des Hauses Habsburg gleichkam, dagegen massiv. Doch alleine war der Kaiser kaum für einen Krieg gegen das hochaufgerüstete Frankreich gewappnet. Von den Reichsständen und von den anderen europäischen Mächten war keine Hilfe zu erwarten. Doch als Ludwig XIV. schließlich gegen reichsständische Territorien vorzugehen begann und ausdrücklich die Nachfolge seines Enkels auch auf dem französischen Thron bestätige, brach diese Haltung auf. Die Bildung der großen antibourbonischen Haager Allianz zwischen den Seemächten, Portugal, Dänemark, dem Kaiser und dem Reich warf ihre Schatten voraus.Max Emanuel II. erkannte zur Rettung seiner von Karl II. 1692 verliehen Statthalterschaft in den Spanischen Niederlanden zunächst einmal Philipp als neuen spanischen König an, war sich aber durchaus auch bewusst, dass seine hochgerüstete Armee und vor allem die Lage Kurbayerns sowohl für Ludwig XIV. als auch für Leopold I. von größtem Interesse war, wenn es zum Krieg kam. Max Emanuel war fest entschlossen, beide Parteien gegeneinander auszuspielen, um doch noch an sein Ziel, eine Königskrone, zu gelangen. Zuerst bot er Frankreich ein Offensivbündnis an und verlangte dafür neben erheblichen Subsidien, die lebenslange Statthalterschaft über die Spanischen Niederlande und die erbliche Souveränität über zwei niederländische Provinzen. Doch zu einer Zerstückelung der Spanischen Monarchie war Ludwig XIV. mit Rücksicht auf seinen Enkel in Spanien nicht bereit. Daraufhin verpflichtete sich Max Emanuel II. gegen die Garantie seiner Stammlande nur mehr zur Neutralität im Reich.
 
Anfang März 1701 unterbreitete auch der Wiener Hof dem Kurfürsten ein Angebot: Max Emanuel wurde die lebenslange Statthalterschaft über die Spanischen Niederlande garantiert. Doch der ohnehin zu geringen kaiserlichen Zusage maß Max Emanuel nur wenig Bedeutung zu, stattdessen ließ er weiter mit Versailles verhandeln. In einem Zusatzartikel vom 15. April 1701 verpflichtete sich Max Emanuel dafür zu sorgen, dass das vom schwäbischen und vom fränkischen Reichskreis gebildete Neutralitätsbündnis auch im Kriegsfall neutral bliebe. Dafür stellte Frankreich ihm die Zahlung von Subsidien zum Unterhalt einer 15.000 Mann starken Armee zur Verfügung. Die bisherigen Zusicherungen Frankreichs hätten dem bayerischen Kurfürsten aber selbst im Erfolgsfall keine souveräne Krone eingebracht. Daher bemühte sich Max Emanuel in den folgenden Monaten, nicht nur Herr über das schwäbisch-fränkische Bündnis, sondern über alle in einer neutralen Assoziation zusammenzufassenden Vorderen Reichskreise zu werden, um von Versailles mehr fordern zu können. Doch dieser Versuch scheiterte letztlich an der geschickten Hinhaltestrategie der Kreise, die dadurch mehr und mehr hinter die wahren Beweggründe des Wittelsbachers kamen.
 
Das Scheitern seiner Neutralitätspolitik brachte Max Emanuel erneut vor die Frage, in welches der beiden Lager er sich begeben sollte. Selbst weiter neutral zu bleiben, schien ihm wenig sinnvoll, denn damit waren seine Ziele, die Gebietserweiterung und eine souveräne Krone, nicht zu erlangen. Ende Januar 1702 wandte sich der Kurfürst erneut an den französischen Hof und bot an, das bereits bestehende Neutralitätsbündnis in ein Offensivbündnis umzuwandeln. Und dieses Mal wusste Max Emanuel ganz genau, wie er Ludwig XIV. auf seine Seite bringen konnte: Er bot nicht weniger an, als einen Krieg mitten im Reich zu beginnen, mit dem Leopolds I. militärischen Kräfte erst einmal gebunden waren. Der Kurfürst plante, das Fürstentum Pfalz-Neuburg, die Untere Pfalz, Tirol und weitere habsburgische Gebiete in Vorderösterreich, ebenso die Reichsstädte Augsburg, Ulm, Nürnberg und Regensburg zu annektieren. Angesichts des so vergrößerten Bayerns verlangte er für sein Haus die Anerkennung der königlichen Würde durch die europäischen Mächte. Falls ihm die Eroberung der Reichsterritorien nicht gelänge oder gar Kurbayern verloren ginge, forderte der Kurfürst die erbliche Souveränität über die Spanischen Niederlande oder ersatzweise das Herzogtum Mailand. Außerdem erklärte er sich bereit, Bayern gegen das Königreich Neapel-Sizilien zu tauschen.Versailles lehnte nur den Tauschplan ab und erklärte sich bereit, über alles andere reden zu wollen. Die Verhandlungen mit Frankreich zogen sich über Monate hinweg, auch weil Wien es geschafft hatte, das Interesse Max Emanuels an einem Bündniswechsel zu wecken. Max Emanuel verlangte von Leopold I. die sofortige Abtretung der Markgrafschaft Burgau und mehrerer Herrschaften in Tirol sowie das Zugeständnis der Königswürde, vor allem aber das Herzogtum Mailand oder die Königreiche Neapel und Sizilien im Tausch gegen Kurbayern. Der Wiener Unterhändler Graf Schlick verstand es, dem Kurfürsten in all diesen Angelegenheiten Hoffnung zu machen. Doch die Antwort aus Wien sollte erst am 17. August 1702 eintreffen. Leopold I. lehnte alle Forderungen Max Emanuels ab und erinnerte ihn an seine Pflichten als Reichsfürst. Daraufhin schloss der Kurfürst das bereits ausgehandelte Bündnis mit Frankreich ab.
 
Von den Bündnisverhandlungen Kurbayerns mit Frankreich erfuhr man am Reichstag allerdings kaum etwas, gleichwohl konnte man aber das ein oder andere Mal beobachten, dass Max Emanuels Gesandter Partei für Ludwig XIV. ergriff. Zu einem ersten öffentlichen Eklat kam es im Sommer 1701, als Kaiser Leopold I. den burgundischen Gesandten Neuveforge des Reichstages verwies. Max Emanuel protestierte dagegen und erlaubte dem Diplomaten, sich nach Belieben in seinen kurbayerischen Landen aufzuhalten. Über diese französische Parteinahme berichteten dann auch bald die Zeitschriften im Reich. Die Stimmung gegen Kurbayern begann sich nun allmählich zu verändern.
 
Und dennoch konnte man es sich nicht vorstellen, dass Max Emanuel seine wie auch immer geartete Verbindung zu Ludwig XIV. noch weiter verfolgen würde, wenn es zu einem Reichskrieg gegen die Bourbonen kommen würde. Nach der kaiserlichen Kriegserklärung gegen Frankreich vom 15. Mai 1702 begann man in Regensburg über die zu fassende Reichskriegserklärung zu beraten. Am 10. September lösten Nachrichten aus Süddeutschland Alarm am Reichstag aus. Max Emanuel hatte die schwäbische Reichsstadt Ulm überfallen und damit offenkundig Landfriedensbruch begangen. Obwohl der bayerische Vertreter am Reichstag Zündt sich redlich bemühte, seine Kollegen davon zu überzeugen, dass die Besetzung nur zum Schutz Ulms und zum Erhalt des Friedens erfolgt sei, war doch der Bruch der Reichsgrundgesetze offensichtlich.
 
Der Reichstag beschloss einen Tag später, Max Emanuel erst einmal abzumahnen, und forderte ihn auf, die Stadt Memmingen in priorem Statum cum omni causa zu setzen […], oder man würde sich necisitiert befinden, von gesamten Reichswegen alle Constitutions-mäßige Mittel dagegen mit Nachdruck vorzukehren. Und der Schluss formulierte auch, was das heißen konnte: Aufnahme des Kurfürsten in die noch zu fassende Reichskriegserklärung. Diese folgte am 30. September 1702. Damit war der Rechtsbruch Max Emanuels bestätigt und der Reichskrieg auch offiziell gegen Kurbayern begonnen.
 
Am 10. September 1702 eröffnete Max Emanuels Armee mit einem Überfall auf die Reichsstadt Ulm den „bayerisch-deutschen Krieg“ gegen das Reich, der sich beinahe über zwei Jahre hinzog. Kurz nach dem Überfall auf Ulm fielen auch Memmingen und Dillingen in die Hände des bayerischen Kurfürsten. Danach wandte er sich gemäß seinen Eroberungsplänen nach Tirol, wo er allerdings an der berüchtigten Landesverteidigung scheiterte. Zurück in Süddeutschland bedrohte Max Emanuel weitere Städte und Territorien im schwäbischen und fränkischen Raum, darunter auch Neuburg an der Donau und Augsburg, schließlich sogar Regensburg, die Stadt des Immerwährenden Reichstags, selbst.
 
Die vom Reichstag bestellte und von der Forschung vielfach als uneffektiv gescholtene Reichsarmee unterband mit ihrer „Selbstbeschränkung auf Verteidigung bei gleichzeitiger Führung des kleinen Kriegs“ (Max Plassmann) ein weiteres Ausgreifen des bayerischen Kurfürsten, und, beispielsweise im Bund mit kaiserlichen Kontingenten, einen geplanten Sturm auf Nürnberg. Zwar konnte das Reichsheer mehrfach im Jahr 1703 nicht verhindern, dass Max Emanuel französische Truppen aus dem Elsass zuflossen, doch glückte dies Frankreich jedes Mal nur mit hohen Marsch- und Gefechtsverlusten. Ebenso gelang es dem Kurfürsten kaum, sich zu Lasten des schwäbischen Raums zu versorgen, gleichsam dünnten die Eroberungen seine Feldarmee aus. Doch diese Vorteile konnten sich für das Reich erst allmählich auswirken.Erst mit der sogenannten Zweiten Schlacht von Höchstädt konnte dem Treiben des bayerischen Kurfürsten ein definitives Ende gesetzt werden. Bemerkenswert ist, dass dies nur gelang, weil die Truppen der Seemächte, die Armee des Kaisers, die Reichstruppen und reichsständische Truppen in einer beispielhaften Weise für das gemeinsame Ziel arbeiteten. Der Siegesruhm ist dann auch nicht nur dem Führer des englisch-niederländischen Heeres, dem Herzog von Marlborough, zuzuschreiben, sondern ebenso Prinz Eugen von Savoyen als Hauptmann der kaiserlichen Kontingente und Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden als Führer der Reichstruppen, die teilweise während der Schlacht die bayerische Hauptfestung Ingolstadt belagerten und so bayerischen Nachschub unterbanden.
 
Nach der für Max Emanuel so unglücklich ausgegangenen Schlacht von Höchstädt flohen die restlichen noch stehenden bayerisch-französischen Truppen ins Elsass. Der Kurfürst selbst begab sich uneinsichtig ins Exil in die Spanischen Niederlande, wo er in den nächsten Jahren kaum mehr eine tragende Rolle spielte. Vielfach war er nur mehr Beobachter des Spanischen Erbfolgekrieges. Seine bayerischen Stammlande wurden in den nächsten Jahren kaiserlich verwaltet.Nach der Niederlage des Bayerischen Kurfürsten bei Höchstädt und seiner Flucht ins Exil ging die Herrschaft über Kurbayern und die anderen bayerisch-wittelsbachischen Besitzungen vorübergehend auf die zurückgelassene Kurfürstin Therese Kunigund über. Doch am 7. November 1704 wurde der Kurfürstin der Vertrag von Ilbesheim von Kaiser Leopold I. diktiert. Alle noch mit bayerischen Truppen besetzen Festungen mussten an die Kaiserlichen übergeben werden. Die kaiserliche Administration übernahm nach Genehmigung durch den Reichstag die Verwaltung Kurbayerns mit allen herrschaftlichen Rechten. Der Kurfürstin verblieb nur die Herrschaft über die Residenzstadt und das Rentamt München und eine lediglich 400 Mann starke Garde. Leopolds Nachfolger Joseph I. besetzte 1705 schließlich auch unter Bruch des Ilbesheimer Vertrags München
 
Die wirtschaftliche Potenz der kurbayerischen Lande diente der kaiserlichen Verwaltung für die weitere Kriegsführung: Dies traf weniger die bayerischen Landstände, welche die reichsfeindliche Politik Max Emanuels stets abgelehnt hatten und denen der Kaiser alle ihre Rechte bestätigt hatte. Vielmehr trafen die Maßnahmen der kaiserlichen Regierung das einfache Volk. Kaiserliche Truppen wurden in den ohnehin schon durch den Krieg in Mitleidenschaft gezogenen Städten einquartiert und die Steuern drastisch erhöht. Den meisten Unmut löste aber die kaiserliche Rekrutierungspolitik nach österreichischem Vorbild aus. Im Herbst 1705 wurde schließlich sogar eine Zwangsaushebung im ganzen Kurfürstentum angeordnet. Die Soldaten der kaiserlichen Administration gingen dabei äußerst brutal vor, worunter vor allem die Landbevölkerung zu leiden hatte.
 
Als Konsequenz kam es zu ersten Aufständen und Gewalttätigkeiten in der Oberpfalz, in Niederbayern und in der Gegend um Tölz, die selbst vom fernen Kurfürsten Max Emanuel scharf verurteilt wurden (→ Bayerische Volkserhebung). Das Einschreiten der kaiserlichen Truppen konnte ein weiteres Ausgreifen der Revolten gegen die Obrigkeit nicht verhindern. Nun übernahmen verstärkt Offiziere, Adlige, Beamte und Handwerker die Führung der Aufständischen. Burghausen und Braunau wurden im Dezember 1705 relativ zügig erobert. In Braunau formierte sich sogar eine von unten gebildete Volksvertretung, das „Braunauer Parlament“. Nach weiteren Siegen bei Schärding und Kelheim schlossen die Aufständischen einen zehntägigen Waffenstillstand mit den Kaiserlichen.Nun sollte auch die Residenzstadt München den kaiserlichen Truppen entrissen werden. Doch dieser Versuch scheiterte. Am Weihnachtstag des Jahres 1705 stoppten die kaiserlichen Kontingente – inzwischen längst über das Vorhaben der Aufständischen informiert – den Vormarsch bei Sendling. Es kam zur berüchtigten Sendlinger Mordweihnacht. Danach brach der Aufstand relativ rasch zusammen. 
 
Mag man das Sendlinger Massaker auch noch so sehr den Habsburgern in ihr Schwarzbuch schreiben, die Reaktion darauf war doch relativ moderat:In München ordnete die kaiserliche Administration eine Untersuchung der Vorkommnisse an. Lediglich zwei Leutnants und zwei Bürger wurden öffentlich am 29. Januar 1706 enthauptet, einige wenige blieben in Haft. Die an der Verschwörung beteiligten Beamten wurden ihrer Ämter enthoben oder mit einer Geldstrafe belegt. Die kaiserliche Verwaltung Kurbayerns wurde nun auch allgemein moderater, die Zwangsrekrutierungen wurden eingestellt und die Steuerforderungen gesenkt, so dass sich Bayern in den noch folgenden neun Jahren unter kaiserlicher Herrschaft zumindest einigermaßen wieder erholen konnte.
 
Nach der Niederlage Max Emanuels bei Höchstädt 1704 drängte vor allem der Pfälzer Kurfürst Johann Wilhelm verstärkt am Kaiserhof in Wien auf die Verhängung der Reichsacht über Max Emanuel und verlangte für den Fall seiner Ächtung Kurbayern mit der Oberpfalz und der Grafschaft Cham für sich. Die Chancen standen prinzipiell nicht schlecht, denn Max Emanuel und Johann Wilhelm gehörten beide dem Haus Wittelsbach an.Doch die Geheime Konferenz in Wien wies die übertriebenen Ansprüche des Wittelsbachers zurück, Kurbayern sollte möglichst lange kaiserlich verwaltet werden. Immerhin erreichte es aber Johann Wilhelm, dass Kaiser Leopold die Kurfürsten um ihre Zustimmung zur Achterklärung ersuchte. Binnen weniger Wochen trafen positive Voten aus Mainz, Trier und Düsseldorf ein, während Brandenburg und Sachsen darauf bestanden, die Sache im Kurkolleg am Reichstag zu beraten. Über die Frage, ob eine Kollegialberatung nötig sei, konnte man durchaus unterschiedlicher Auffassung sein. Das Reichsrecht war hier nicht eindeutig. 
 
Am 27. Dezember 1704 beendete schließlich der Kaiser selbst diesen Streit und gab die Sache an den Vertreter des Reichserzkanzlers in Regensburg. Nach dem Willen des Kaisers sollte zunächst über die Verhängung der Acht beschlossen werden – was mit den Territorien Max Emanuels geschehen sollte, sollte später geklärt werden. Doch auch gegen dieses Vorgehen wandten sich die Kurfürsten von Brandenburg und Sachsen. Ihre Beweggründe waren jedoch recht unterschiedlich: Sachsen drängte mehr aus praktischen Überlegungen dazu, Friedrich I. wollte den Preis zur seine Zustimmung bei Kurpfalz hochtreiben.
 
Erst nachdem ein brandburgisch-pfälzischer Vergleich im November 1705 ausgehandelt wurde kam ein Gutachten der kurfürstlichen Vertreter am Reichstag zustande. Über Max Emanuel wurde die Reichsacht verhängt, über seinen jüngeren Bruder, den Kölner Kurfürsten Joseph Clemens die Privation. Am 29. April 1706 vollzog Kaiser Joseph I. im Rittersaal der Wiener Hofburg bildkräftig inszeniert die Urteile, wobei er die Lehensbriefe der beiden ehemaligen Kurfürsten vor aller Augen zerriss und aus dem Fenster werfen ließ. Diese Zeremonie fand schon bei den Zeitgenossen vielfach in Wort und Bild Beachtung.
 
Nunmehr waren Max Emanuel auch offiziell und gemäß dem von den Reichsgesetzen vorgesehenen Verfahren alle seine Reichsterritorien, seine Herrschaftsrechte und seine Rechte als Kurfürst und Reichsstand entzogen. Kein Reichsmitglied durfte Max Emanuel mehr Schutz gewähren oder ihn gar unterstützen. Max Emanuels Reaktion auf diesen Schritt war schon im Vorfeld geradezu ernüchternd. Unbeirrt stellte er in einem Manifest klar: „Ich habe nichts gegen die Gesetze des Reichs begangen.“[1] Als ihn dann die Nachricht von der Verhängung der Reichsacht ereilte, blieb er weiterhin gelassen. Er glaube ungeachtete seiner Höchstädter Niederlage und seiner Ächtung an eine rosige Zukunft. Die Entscheidung über seine künftige Rolle im europäischen Konzert würde in den Friedensverhandlungen mit den Seemächten fallen, wo er sich der Unterstützung Ludwigs XIV. sicher zu sein glaubte.
 
Nach dem Sieg des Reiches auf dem Schlachtfeld von Höchstädt über Max Emanuel und der Befreiung der besetzten bayerischen Nachbarterritorien erfolgten in den Jahren 1704 bis 1711 keine Friedensverhandlungen mit dem nach Brüssel geflohenen bayerischen Kurfürsten, denn zum einen machte dieser keine Anstalten, von seinem Bündnis mit Versailles Abstand zu nehmen, zum anderen war der Wittelsbacher als nichtsouveränes Mitglied des Reiches überhaupt kein legitimer Kriegsherr gewesen, der nach dem Völkerrecht zu behandeln war.Max Emanuel baute ganz darauf, dass bei dem den Spanischen Erbfolgekrieg beendenden Friedenskongress der europäischen Mächte seine Sache – ein souveräner Teil aus der spanischen Erbmasse mit Königskrone – zur Sprache kommen und sein Unterstützer, Ludwig XIV. sich für seine Interessen stark machen würde. Doch die Verhandlungsposition Frankreichs selbst wurde insbesondere nach 1708/09 infolge zunehmender militärischer Rückschläge immer schwächer, sodass Frankreich sich selbst in einen Frieden retten musste, bei dem an erster Stelle die französischen Interessen standen.
 
Seit Januar 1712 dauerten bereits ernsthafte Friedensverhandlungen zwischen den europäischen Mächten in Utrecht. Erst im Frühjahr und im Sommer des Jahres 1713 schlossen die meisten am Spanischen Erbfolgekrieg beteiligten Staaten den Frieden von Utrecht. Die spanische Monarchie wurde schließlich doch geteilt: Das Kernland und die überseeischen Gebiete gingen an den Enkel Ludwig XIV. Philipp von Anjou, der fortan als Philipp V. regierte. Die Spanischen Nebenlande gingen weitgehend an die Habsburger. Viele wurden bedacht, doch Max Emanuel ging leer aus. Ludwig XIV. hatte seinen seit 1704 nicht mehr kriegsfähigen bayerischen Verbündeten in Utrecht nur noch unzureichend vertreten.Kurzfristig mag bei Max Emanuel noch einmal Hoffnung aufgekommen sein, denn Kaiser Karl VI. (seit 1711), und mit ihm das Reich, erkannte den Frieden von Utrecht nicht an. Noch einmal gingen die Kampfhandlungen am Oberrhein gegen Frankreich weiter, bis schließlich die beiden Oberbefehlshaber Prinz Eugen und Marschall Villars den Rastatter Frieden zwischen Kaiser und Frankreich abschlossen. Man einigte sich weitgehend auf die Wiederherstellung des Vorkriegszustands. Auch Max Emanuels Belange kamen im Rastatter Schloss endlich zur Sprache. Man einigte sich auf die Restitution Max Emanuels (und Joseph Clemens') im Reich, die schließlich beim Reichsfriedenskongress von Baden 1714 bestätigt wurde.
 
Mit einer Königskrone und einem souveränen Staat belohnt wurde Max Emanuel aber nicht: Versailles konnte es auf internationaler Ebene nicht durchsetzen, dass der Wittelsbacher für sein begangenes Unrecht auch noch belohnt würde. Max Emanuel kehrte erst 1715 finanziell geläutert nach Kurbayern zurück. Fortan war er zu einer reichsfreundlicheren Politik gezwungen, blickten die Ständekollegen doch noch jahrelang skeptisch auf ihn. Doch unter der Hand hat Max Emanuel den „Traum“ von einer Königskrone zeitlebens nicht aufgegeben. Noch Jahre nach dem Ende des Spanischen Erbfolgekriegs ließ er seine Minister nach neuen Erbansprüchen suchen, verwirklichen ließen sie sich aber nicht. Erst 1806 wurde unter anderen Vorzeichen, aber wiederum in Bunde mit Frankreich (Napoleon I.), das Königreich Bayern errichtet. Die versuchten aber gescheiterten Eroberungen Max Emanuels in Schwaben und Franken in den Jahren 1702–1704 erscheinen so geradezu als Vorwegnahme der späteren Entwicklung.“ Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Bayerische_Diversion_im_Spanischen_Erbfolgekrieg
 
 
 
Quelle Geoportal BW, Grafik Werner Störk,nicht maßstäblich.
 
Die neue Hasel-Mambach-Pfaffenberg-Linie: Mit der Entdeckung und Zuweisung dieses bislang unbekannten Linienabschnittes der Vorderen Linie wurde ein wichtiges Verbindungselement für eine erfolgreiche Defension im Jahre 1702 gefunden. Neben den völlig neuen Anlagen gewinnen aber auch schon drei bekannte alten Anlagen: die Redoute südlich von Schlechtbach (gelb), die Redoute an der Schwarzen Waag südlich von Todtmoos-Au (blau) sowie die 5-Eck-Schanze mit Sperrmauer oberhalb der Neusäge (hellgrün) strategisch ein neues Gewicht, da nur im Zusammenspiel aller dieser zwölf Anlagen ein bayerischer Angriff - sei es über den Hotzenwald und Todtmoos-Au kommend oder ausgehend von den Waldstädten am Hochrhein über Wehr bzw. Hasel - erfolgreich abzuwehren und einen Übergang in Richtung Neuenburg, Freiburg und Breisach zu unterbinden.
 
 
 
Quellen: Badische Zeitung vom 23. juli 2022 (siehe oben) & Google Erath, Grafik Werner Störk, nicht maßstäblich.
 
Das Liniensystem auf der rechten Seite zeigt gut erkennbar die neue (gelbe) Verstärkungslinie von Hasel nach Mambach und Pfaffenberg. Wobei die Fortführung vom Angenbachtal hoch nach Ehrsberg den rückwärtigen Raum nach Todtmoos sicherte (orange). Das alleinige Zusammenspiel zwischen "alter" Hinterer Linie (hellgrün) mit der neueren "Vorderen Linie" (rot) hätten mögliche bayerische Angriffe (weiß-blaue Pfeile) aus Süden oder Osten nicht effektiv auf- und abfangen können. Die alten und neuen Hau- und Hagwald-Linien (weiß) wären dazu ebenfalls nicht in der Lage gewesen. Sehr gut dagegen paßten sich die beiden alten Verbindungslinien Glaserberg - Gersbach - Todtmoos-Au sowie Saubrunnen - Eck- Büserliberg mit seiner langen Sperrmauer hinunter zu Wehratal -  in das neue Gesamtsystem ein - auch als östliche Verstärkung der neuen Hasel-Mambach-Pfaffenberg-Linie.
 
 
Auf der Suche nach den regionalen missing links im Raum Zell - Mambach - Häg-Ehrsberg.
 
 
       
Vorderhag & Hinterhag
Teil 1
Vorderhag & Hinterhag
Teil 2
Sonderfall Maria Frieden (1)
- Scheibenackerköpfle -
Sonderfall Maria Frieden (2)
- Scheibenackerköpfle - 
 
 
Sonderseiten zum Thema Südabschnitt der Vorderen Linie
 
Grendel- Schanze
südlich Zell i. W.
Schanze Hebelhöhe
nördlich Raitbach
Ruine Bärenfels
nördlich Wehr
Wallmauer & Redoutes
Bergalingen - Hütten
       
       
Missing links 1
Suche im Großen Wiesental 
Missing links 2
Suche bei Hasel & Gersbach
 
"Natürliche" Defension
 Ober-Blauen bei Zell
Defension Zeller Blauen
Zell im Wiesental
 
 
 
Interessante Web-Seiten ergänzen die bereits dokumentierten Fakten:
Der "Fall Raitbach" (2012/2013).
Die Holderschanze auf dem Holderkopf.
Einzigartige bastionierte Polygonalschanze:
Die Sternschanze von Neuenweg/Böllen 

Walderdbeer-Anbau im Hochmittelalter
Hangterrasssen am Tannenkopf.
Die Signalfeuer-Station am Tannenkopf
Die Redan-Anlagen auf dem Wolfsacker.
Schönau & Schönenbuchen:
Schanzen, Letzinen und Kapelle
   
Als Diskussionsgrundlage sowie presserechtlich gilt immer nur die aktualisierte Webseite: 14.08.2022. 
Hinweis:  Sollten Sie über eine Suchmaschine auf diese Website als Einzelseite gekommen sein, so haben Sie hier die Möglichkeit - trotz fehlendem 
Left-Frame - wieder direkt auf unsere Titel-Seite zu gelangen.
   
Zurück zur Titelseite