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Sonderseite: Südlicher Teilabschnitt der Vorderen Linie im Großen Wiesental. | ||||||||||||
Auf der Suche nach den regionalen missing links im Raum Zell - Mambach - Häg-Ehrsberg (1/4). | ||||||||||||
Auf neuer Spurensuche im Vorder- und Hinterhag (Teil 2). | ||||||||||||
Archäologische Spurensuche, kombiniert mit taktisch-strategischen Überlegungen. | ||||||||||||
-Teil 1 und Teil 2 - | ||||||||||||
Mit missing
links (englisch
für „fehlendes Bindeglied“) |
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Quelle Google Earth, Grafik Werner Störk, nicht maßstäblich, nicht vollständig, generalisiert: Schanzen & Signahfeuer. | ||||||||||||
Von 2002 an unser Untersuchungsgebiet: der südwestliche und südliche Teilabschnitt der Vorderen Linie ohne das Hochrheingebiet. |
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"Von Krieg und Frieden", Artikel von BZ-Redaktionsleiter André
Hönig (BZ-Redaktion Schopfheim) der Badischen Zeitung vom 23. Juli 2022, S. 18 (ganzseitig), Rubrik Hintergrund. |
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Mambach und Bergkapelle Maria Frieden in Wikipedia | ||||||||||||
Auf der Suche nach den regionalen missing links im Raum Zell - Mambach - Häg-Ehrsberg. | ||||||||||||
Quelle Google Earth. | ||||||||||||
Um die Grenze zwischen Vorder-
und Hinterhag zu
markieren, ist es notwendig, nochmals auf Mambach und der Einmündung des Angenbachs in die Feldbergwiese zu blicken. |
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Quelle Google Earth. | ||||||||||||
Eine optimale Letzstellung wäre die engste Stelle des Tales - läge jedoch nicht exakt auf der Gemarkungsgrenze von Mambach. | ||||||||||||
Quelle Google Earth. | ||||||||||||
Jedoch nur so ließen sich die Aufstiegs- und damit Umgehungsmöglichkeiten der beiden südliche Erosionsrinnen sichern. | ||||||||||||
Quelle Geoportal BW. Grafik Werner Störk, nicht maßstäblich. | ||||||||||||
Die in der Fachwelt und auch im alltäglichen Umgang vorherrschendende
Meinung manifestiert sich in der Feststellung, dass die östliche
Gemarkungsgrenze von Mambach im Bereich des Angenbachtales auch die imaginäre Grenzlinie zwischen dem Vorderhag - also Mambach und Zell - und dem Hinterhag (Angenbachtal mit angrenzenden Gemeinden) bildet. |
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Quelle Geoportal BW. Grafik Werner Störk, nicht maßstäblich. | ||||||||||||
Die Haglinie würde dementsprechend also westlich von Moosmatt verlaufen, um die dortige Aufstiegsmöglichkeit nach Rohrberg zu blockieren. | ||||||||||||
Quelle Geoportal BW. Grafik Werner Störk, nicht maßstäblich. | ||||||||||||
Die topographisch-geomorphologische Geländestruktur zeichnet sich durch eine exponierte Engstelle aus - für eine Letzinen-Sperre ideal. | ||||||||||||
Quelle Geoportal BW. Grafik Werner Störk, nicht maßstäblich. | ||||||||||||
Die vorgelagerte "Grenzstelle" deckt
somit auch Grabenrinnen in Richtung Rohrberg ab
und sichert somit diese möglichen Auf- oder Abstiegsrouten. |
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Quelle Geoportal BW. Grafik Werner Störk, nicht maßstäblich. | ||||||||||||
Eine vorgelagerte Talsperrung (rot) würde auch die Zugänge zu den
höhergelegenen Höfen, Weilern und Gemeinden sichern und damit auch schützen. |
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Quelle Google Earth, Grafik Werner Störk Copyright (nicht maßstäblich) | ||||||||||||
Nur mit einer auf der Talsohle vorgelagerten Grendelstation ließe sich das Angenbachtal effektiv "abschließen" - ansonsten lägen bei einer nachgerückten Grendelstation gleich mehrfache Aufstiegsmöglichkeiten nach Rohrberg und damit über die oberen Höhen auch der Zugang zum hinteren Teil des Angenbachtales ungeschützt offen. Die Grafik zeigt aber auch, dass bereits im Mittelalter die Observationspunkte auf dem Rabenfelsen elementar wichtig waren - nur so konnte man die Grendelstation in Form einer massiven Barriere rechtzeitig schließen und Verteidiger aktivieren. | ||||||||||||
Quelle Google Earth, Grafik Werner Störk Copyright (nicht maßstäblich) | ||||||||||||
Die Grafik zieht zwei Epochen zusammen - um die strategischen Parallelen, aber auch ihre Unterschiede zu dokumentieren: beiden Zeitfenstern - um 1450 und 1701/1702 - gleich ist das Bemühen, den Zugang über das Angenbachtal bzw. in das Angenbachtal zu unterbinden. Wobei um 1450 es wichtig war, die westlichen Zugänge (gelb) speziell von Zell und Umgebung zu sperren, da man von dort aus - siehe Basler Überfall - die größte Gefahr sah. Die kurz vor der offiziellen Gemarkungsgrenze liegenden Barriere (rote Raute) und der an sie angeschlossene "grüne Hag" (Gewannname heute noch: Grünhag) war eine effektive Sperre (orange) bis hoch zum Grenzbereich nach Gersbach. Hier wäre dann gleich noch das dritte Zeitfenster zu nennen: den 30-jährigen Krieg mit seiner territorialen, aber vor allem auch konfessionellen Grenzlage zwischen Gersbach und Zell (rote. generalisierte Linie). Die um 1700 wieder aktivierten Zone der Hauwälder (hellgrün) zieht sich von West nach Ost und bildete die dritte Verteidigungslinie nach der ersten, der Vorderen Linie und der danach nach Norden ausgreifenden zweiten Hauwald-Linie. Diese wiederum sollte nicht vor einem Angriff aus Westen, sondern primär aus Süden bzw. Südosten schützen und war Reaktion auf den Bündniswechsel von Bayern (siehe unten). Alle drei Epochen verbinden die Beobachtungspunkte auf dem Rabenfelsen - deren strategisch wichtige Funktion in allen drei Zeitfenstern stets gleichbleibend wichtig waren. | ||||||||||||
Quelle Geoportal BW. Grafik Werner Störk, nicht maßstäblich. | ||||||||||||
Eine das Angenbachtal umfassend sichernden Haglinie müßte analog der Linie (orange) mit entsprechenden Kontrollstellen (Letzen, Grendel) bestückt werden, hier als farbige Pyramiden markiert. Auch das jetzt gefundene Indiz "Grünhag" verstärkt den Eindruck, das man grundsätzlich eine Angriffsrichtung aus Zell erwartete - was wiederum an den Überfall der Basler von 1446 erinnert. Somit müßten auch die Aufstiegsmöglichkeiten von der Zeller Talseite über Atzenbach und den Erzenbach sowie über Grüneck - Riedichen (weiße Pfeile) und den Schuhlochbach westlich vom Hörnle gesperrt werden - um ein weitere Vordringen und den damit möglichen Abstieg ins Angenbachtal über den Schwandlochbach zu unterbinden. Denn damit wäre der unmittelbare Zugriff auf alle dortigen Höfe und Weiler möglich. Mit großer Wahrscheinlichkeit stieß der Hag dann auf dem Hörnle auf den großen Grenzhag (rot). Mit dem Ausbau der Vorderen Linie und den neuen Konditionen im Jahr 1701 übernahmen diese Schutz- und Wachfunktionen die beiden Redouten vom Saufert und dem Eselsköpfle (rote Rauten). | ||||||||||||
Quelle Google Earth, Grafik Werner Störk Copyright (nicht maßstäblich) | ||||||||||||
Der Zugangsbereich von Gersbach über das Hörnle ins Angenbachtal (1). | ||||||||||||
Quelle Google Earth, Grafik Werner Störk Copyright (nicht maßstäblich) | ||||||||||||
Der Zugangsbereich von Gersbach über das Hörnle ins Angenbachtal (2). | ||||||||||||
Quelle Google Earth, Grafik Werner Störk Copyright (nicht maßstäblich) | ||||||||||||
Der Zugangsbereich von Gersbach über das Hörnle ins Angenbachtal (3). | ||||||||||||
Quelle Google Earth, Grafik Werner Störk Copyright (nicht maßstäblich) | ||||||||||||
Der Zugangsbereich von Gersbach über das Hörnle ins Angenbachtal nach Ehrsberg (1). | ||||||||||||
Quelle Google Earth, Grafik Werner Störk Copyright (nicht maßstäblich) | ||||||||||||
Der Zugangsbereich von Gersbach über das Hörnle ins Angenbachtal nach Ehrsberg (2). | ||||||||||||
Quelle Google Earth, Grafik Werner Störk Copyright (nicht maßstäblich) | ||||||||||||
Im Zuge des Ausbaus der Vorderen Linie um 1700 folgt die Defension teilweise den alten Haglinien: Als zweite Rückzugs- und Sperrlinie bei einer Abschnittsverteidigung bzw. einem Durchbruch feindlicher Kräfte eingerichtet: die Verhau-Linie (hellgrün) zwischen Mambach (rot) und südlich von Todtmoos-Au (gelb) und der Schanze an der Schwarzen Waag (orange). Im Kreis: der historisch ältere - wohl schon mittelalterliche - Grünhag östlich von Rohrberg. | ||||||||||||
Quelle Geoportal BW. Grafik Werner Störk, nicht maßstäblich. | ||||||||||||
Aktuell der einzige Hinweis - auch im gesamten Bereich des Geoportals -
auf einen Grünhag (lebende
Hecke) südlich vom Angenbachtal: der Grünhag östlich von Rohrberg. |
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Quelle: DG 5000 Husarenmühle 8213-32 | ||||||||||||
In der DG 1:5000: das Gewann Grünhag. | ||||||||||||
Quelle und Copyright: Landesarchiv
Baden-Württemberg,Generallandesarchiv Karlsruhe, Permalink
http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-467693-1 |
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Altenstein (Häg, Häg-Ehrsberg LÖ), Häg, Happach, Rohmatt, Rohrberg, Schürberg und Sonnenmatt Rohmatt, Schürberg Stand 1897 -1904, Druck 1908, |
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Quelle und Copyright: Landesarchiv
Baden-Württemberg,Generallandesarchiv Karlsruhe, Permalink
http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-467693-1 |
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Die Eintragung "Grünhag" im Gemarkungsplan von 1897 bestätigt die Arbeitshypothese über den einstigen Verlauf des historischen Hags. | ||||||||||||
Quelle Geoportal BW. Grafik Werner Störk, nicht maßstäblich. | ||||||||||||
Der historische Grünhag war
wohl später dann auch Teil der großen Hau- Sperreinrichtung,
welche u. a. ein Durchmarsch feindlicher Kräfte der territorialen und
konfessionelle Grenze (rot) von Gersbach über den Haselbach und den Lodbach kommend - in Richtung Angenbachtal und Ehrsberg (gelb) verhindern sollten. Gleichzeitig sollte so auch ein Umgehen der anderen Fortifikationselemente unterbunden werden. |
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Quelle Geoportal BW. Grafik Werner Störk, nicht maßstäblich. | ||||||||||||
Ein besonderes Fortifikationsensemble: Schanzbühl, Letzewald, Eckhag und Sandwürfe westlich von Schlechtbach (ohne Redoute von Schlechtbach) | ||||||||||||
Quelle Geoportal BW. Grafik Werner Störk, nicht maßstäblich. | ||||||||||||
Der Eckhag nördlich
von Schlechtbach - in unmittelbarer Grenzlage zu Zell (gelb) und der
zweite Hinweis auf die Hag-Strukturen zwischen Gersbach und dem Angenbachtal. Auch sein Name ist im Geoportal kein zweites Mal aufgelistet - genau wie der Grünhag. |
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Wie gefährlich diese territorial-konfessionelle Grenze zwischen dem Eckhag nördlich
von Schlechtbach und dem Hörnle in
Wirklichkeit war, belegt diese Quelle: "In
einem alten Dorfbuche (Kneusslin Chronik von
Gersbach) war
gestanden: Es wären im 30-Jährigen Kriege mehrere hießige Bürger von den
Hinterhäglern und von denen im Zellerthal erschossen worden. Vielleicht
infolge diesen Vorfalls, erschienen Schwedische oder Weimarer Truppen
wie sie auch genannt wurden im hießigen Ort, diese stiegen jeden Tag auf
die Höhen der Mettlen und Hörnle und schossen hinunter gegen dem Tahl.
Vermutlich diesen Räubern zu beweisen daß sie nicht mehr ungestraft
kommen dürfen. |
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Quelle: Landesarchiv Baden-Württemberg & Generallandesarchiv Karlsruhe
Gemarkungspläne 1:10000 (farbig) / 1857-1935 Permalink http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-468765 |
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Schlechtbach, Vermessung und Verzeichnung 1882, Druck 1883. |
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Quelle: Landesarchiv Baden-Württemberg & Generallandesarchiv Karlsruhe
Gemarkungspläne 1:10000 (farbig) / 1857-1935 Permalink
http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-468765 |
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Das multiepochale Zusammenspiel der Schanzen, Letzinen und Hage im Grenzraum Schlechtbach entlang der territorialen und konfessionelle Grenze. | ||||||||||||
Quelle Geoportal BW. Grafik Werner Störk, nicht maßstäblich. | ||||||||||||
Im Gegensatz zu der Haglinie nach 1446 - dort erwartete man einen Angriff auf dem Zeller Tal ins Angenbachtal - dreht sich mit dem Allianzwechsel der Bayern 1702 am zentralen Gipfelpunkt des Gersbacher Hörnle die Angriffsrichtung um 180 Grad: jetzt erwartet man einen Angriff aus Süden über das Haselbachtal und den Lodbach - mit den alternativen Möglichkeit über das Erzenbach-Tal bzw. den Schuhlochbach Zell durch die Umgehung der starken südlichen Talsperre (Grendelschanze mit großer Sternschanze) von Norden aus anzugreifen bzw. in Richtung Angenbachtal und über Mambach (mit Möglichkeit über Pfaffenberg - Wolfsacker ins Kleine Wiesental und über Neuenweg - Sirnitz oder Münstertal in den Breisgau) oder Ehrsberg wieder einmal Schönau ins Visier zu nehmen. | ||||||||||||
Quelle Geoportal BW. Grafik Werner Störk, nicht maßstäblich. | ||||||||||||
Erst jetzt wird - neben der Schanze auf dem Glaserberg (s.o.)
- die besondere Bedeutung der beiden Schanzen im südlichen Haselbachtal klar
- ohne deren Kontroll-und Schutzfunktion für die Bayern - vom Hochrhein kommend - der freie Zugang ins Reichsterritorium möglich gewesen wäre. |
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Quelle Google Earth, Grafik Werner Störk Copyright (nicht maßstäblich) | ||||||||||||
Bestehende und zusätzliche Sicherungselemente (blau) der Vorderen Linie nach 1701 (1). | ||||||||||||
Quelle Geoportal BW. Grafik Werner Störk, nicht maßstäblich. | ||||||||||||
Die zusätzlich notwendigen Sicherungselemente der Vorderen Linie nach 1701 (2). | ||||||||||||
Karte von 1701 und Allianzwechsel von 1702 - eine Neubewertung der Vorderen Linie. | ||||||||||||
Repro © Landesarchiv
Baden-Württemberg Generallandesarchiv Karlsruhe https://www.landesarchiv-bw.de/web/47245 2017
Signatur Hfk Planbände 11. Bl.9. Genehmigung Aktenzeichen: 4-7512-Störk,Werner |
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Der Allianzwechsel von Bayern zwingt die Erbauen der Vorderen Linie zu nachhaltigen Korrekturen und neuen Defensionspunkten: um feindliche Angriffe der Bayern bzw. der vereinigen Truppen mit Frankreich aus Süden kommende, also von den Waldstädten am Hochrhein oder von Hüningen aus - abzufangen, wurde die Südflanke massiv verstärkt und die Zugänge zum Wehratal (Schanze auf dem Wolfristkopf) und dem Haselbachtal (Anlagen auf dem Köpfle und der Redoute am Oeschgraben) im unteren Teil sowie im oberen Teil durch die Schanzanlage auf dem Glaserberg zusätzlich stark befestigt. Die mögliche Überquerung von oberen Haselbachtal (Lodbach) westlich von Gersbach hinüber ins Angenbachtal wurde durch eine Hagstruktur in Kombination mit dem "Hau-Wald" erschwert, wobei man die Aufstiegsmöglichkeit in Richtung Ehrsberg ebenfalls abfangen wollte. Ein Übergang vom Angebachtal ins Große Wiesental und dann in nordöstlicher Richtung weiter über Pfaffenberg zum Wolfsacker (mit Übergang ins Kleine Wiesental und über Bürchau, Neuenweg, Sirnitz alternativ nach Neuenburg oder Freiburg, Breisach, Neu-Breisach) wurde mit insgesamt vier Fortifikationselementen unterbunden. Zudem wurden bei Mambach - ideal an der engsten Tal-Stelle - zusätzliche Sperrelemente installiert. | ||||||||||||
Quelle: Google Earth, Grafik Werner Störk (nicht maßstäblich). | ||||||||||||
Mit dem Allianzwechsel von Bayern 1702 ergibt sich eine völlig neue Situation im Bereich der südlichen Vorderen Linie. | ||||||||||||
Der Autor Haasis-Berner merkt in seinen Ausführungen u.a. an ( S. 92 ff): "Demnach muss die Karte "um 1700" mit einer Toleranz von etwas fünf Jahren in beide Richtungen entstanden sein. Das GLA Karlsruhe gibt die Datierung mit "1701" an, ohne dass diese eindeutig begründet ist." Gerade die fehlenden Schanzanlagen wie die auf dem Glaserberg oder die jetzt wiederentdeckten Schanzanlagen bei Pfaffenberg und Mambach belegen, dass die Karte sehr wohl vom GLA exakt und fachwissenschaftlich korrekt auf 1701 datiert wurde. Denn sie dokumentiert in einer Momentaufnahme die reale Situation im Jahre 1701, ohne die politische Wende Bayern berücksichtigen zu können, die aus einer primären Westfront nun zusätzlich eine Ostfront aufbaute. Und somit ein schnelles Reagieren erforderte, um die von den Bayern favorisierte Südtangente über die Waldstädte zusätzlich abzusichern, was auch bedeutete, dass die Zugänge aus dem Hochrheintál unmittelbar Aufstiegsrouten für die Bayern bzw. dann bei einer Vereinigung mit den Franzosen, für beiden Heere effektiver zu sperren waren, um so einen direkten Zugang zum Reichsterritorium sowie mögliche Umgehungen und damit verbundene Einkesselungen zu unterbinden. Bezogen auf die Anmerkungen von Haasis-Berner wieder einer jener nicht überzeugenden "Favorisierungen" und fachlicher Fehleinschätzung. | ||||||||||||
Quelle: Google Earth, Grafik Werner Störk (nicht maßstäblich). | ||||||||||||
Um sich ein zutreffendes Bild über die neue Frontsituation durch den bayerischen Allianzwechsel zu bilden, ist es erforderlich, die neuen Angriffs- und ggfs. auch Umgehungsrouten genauer ins Auge zu fassen. Nur so lassen sich die notwendigen zusätzlichen Sicherungselemente besser ein- und zuordnen und auch fortifikatorisch erst verstehen. So sind der Gleichen und die Sandwürfe inklusive dem Schanzbühl westlich von Schlechtbach so stark gesichert, dass hier ein Durchbrechen nur unter hohen Verlusten möglich wäre - um so über den dortigen Kohlbach-Paß Zell anzugreifen. Für die Bayern lag es daher näher, den Weg aus dem Hochrheintal bei den Waldstädten via Wehr und Hasel - immer dem Haselbach folgend - dann über Gersbach und die dortigen Schwellen die Reichsgrenze zu überschreiten und über Rohrberg und das Angenbachtal entweder Zell rückwärtig anzugreifen. Oder von dort aus in Richtung Schönau weiterzuziehen. Eine alternative Route wäre die über das Angenbachtal hinaus nach Ehrsberg (ohne Übergang ins Künbachtal, da vor Schönau stark befestigt) und von dort auf dem dortigen Höhenweg durch den Kreuzwald, um von Norden aus Schönau anzugreifen - ggfs. durch einen zweiten - in dem Fall französischen - Angreifer, von Neuenburg über die Sirnitz und Neuenweg anmarschierend - Schönau in die Zange zu nehmen. Ebenfalls naheliegend: von Mambach aus über Pfaffenberg und den Wolfsacker ins Kleine Wiesental und sich mit dem Franzosen auf der Sirnitz zu vereinigen. Ein Zusammenschluß beider Gruppen wäre für das Große wie auch das Kleine Wiesental verheerend und auf den Breisgau insgesamt blickend - katastrophal gewesen. Die Grafik zeigt nun klar ersichtlich, wie man im südlichen Teil der Vorderen Linie mögliche Angriffs- und Umgehungsrouten durch gezielt gesetzte neue Fortifikationslemente verhindern möchte. Schanzen und Sperreinrichtungen, die so eben nicht auf der Karte von 1701 zu finden sind, da diese noch von einer gemeinsamen Allianz mit den Bayern ausging. | ||||||||||||
Repro © Landesarchiv
Baden-Württemberg Generallandesarchiv Karlsruhe https://www.landesarchiv-bw.de/web/47245 2017
Signatur Hfk Planbände 11. Bl.9. Genehmigung Aktenzeichen: 4-7512-Störk,Werner |
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Die "missing links" auf der Karte von 1701 - die ab 1702 durch den Bündniswechsel Bayern zu Frankreich - neben den für 1702 geplanten (gelbe Quadrate) neuen Schanzen (Schanzbühl, Schlechtbacher Redoute, Redoute auf dem Mettlenkopf) dann noch zusätzlich errichtet werden mußten und so in der Karte von 1701 logischerweise noch nicht auftauchen. Klar wird auch, dass man von Seiten des Reiches ein dritte Verteidigungslinie (1,2,3) einrichtete, um entsprechend einer erfolgreichen Abschnittsverteidigung möglichst im rückwärtigen Raum über entsprechenden Defensionsmöglichkeiten verfügten, um einen aus Osten und Süden (blaue Linien) kommenden Angreifer erfolgreich abzuweisen und ihm auch einen Durchzug bzw. eine Überquerung bestimmter Täler in Richtung Freiburg/Breisgau zu versperren. Somit sollte auch ein Festsetzung mit entsprechender Einquartierung und Kontributionen verhindert werden. Damit wird das Angenbachtal zur letzen Bastion der Defension der Vorderen Linie. Legende: WA Wolfsacker mit Redan-Linien, GW Gatter und Redoute von Pfaffenberg, ES Redouten auf dem Eselsköpfle und dem Saufert bei Mambach, RE Redanlinie Ehrsberg, SQ Redoute bei der Schwarzen Waag südlich Totmoos-Au, GB Schanze auf dem Gersbacher Glaserberg, EG Letze und Redoute am Esch- oder Öschgraben südlich von Glashütten/Hasel und WK Redoute und Sperrelemente auf dem Wolfristkopf nördlich von Wehr und östlich von Hasel. | ||||||||||||
Zwei wichtige Daten für die Vordere Linie: 1701 und 1702 (Hintergrundwissen). | ||||||||||||
"Maximilian II. Emanuel (Ludwig Maria Joseph Kajetan Anton Nikolaus
Franz Ignaz Felix, kurz Max Emanuel; * 11. Juli 1662 in München; † 26.
Februar 1726 ebenda) war ein Wittelsbacher und von 1679 an Kurfürst von
Bayern. Während des Großen Türkenkrieges machte er sich als Feldherr in
kaiserlichen Diensten einen Namen. Die Osmanen nannten ihn wegen seines
blauen Uniformrocks, der weit über die Schlachtfelder zu sehen war, „den
blauen König“. Während des Pfälzischen Erbfolgekrieges wurde er 1692
Generalstatthalter der Spanischen Niederlande. Diesen Posten behielt er
bis 1706. Seine Hoffnungen zumindest auf einen Teil des spanischen Erbes
führten dazu, dass er zu Beginn des Spanischen Erbfolgekrieges ein
Bündnis mit Ludwig XIV. einging. In den ersten Jahren des Krieges
agierte er als dessen Verbündeter durchaus offensiv, ohne aber
nennenswerte Erfolge zu erzielen. Nach der vernichtenden Niederlage in
der Schlacht von Höchstädt von 1704 musste er Bayern verlassen. Im Jahr
1706 wurde über ihn sogar die Reichsacht verhängt. Nach dem Ende des
Krieges konnte er seine Herrschaft in Bayern wieder antreten. Er bemühte
sich um einen Ausgleich mit dem Haus Habsburg und versuchte die Position
des Hauses Wittelsbach im Reich zu stärken. |
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In Tirol stieß Maximilian Emanuel auch auf den Widerstand der
Bevölkerung gegen eine bayerische Herrschaft. Dies zwang die Bayern zum
Rückzug. Im September 1703 gewann Max Emanuel die Erste Schlacht bei
Höchstädt mit den Franzosen unter Claude-Louis-Hector de Villars gegen
die Kaiserliche Armee und Preußen. Es kam von verschiedener Seite zu
Vermittlungsbemühen, auf die der Kurfürst aber nicht einging.
Stattdessen nahm er Ende 1703 Augsburg und Anfang des nächsten Jahres
Passau ein. Ein Winterfeldzug nach Oberösterreich zeitigte keine
nennenswerten Erfolge. Bei neuerlichen Verhandlungen, vermittelt von Ludwig
Wilhelm von Baden-Baden, machte Maximilian Emanuel einen
Wechsel der Allianzen von einem Königstitel abhängig. Leopold I. ging
darauf nicht ein. Im Juli 1704 verloren dann Max Emanuels Generale
Maffei und Arco die Schlacht am Schellenberg. Durch diesen Sieg der
Briten, Niederländer und Kaiserlichen über Bayern und die anschließende
Einnahme Donauwörths wurde die Donaulinie durchbrochen und das
Kurfürstentum Bayern dem Zugriff der Alliierten preisgegeben. Die Haager
Große Allianz des Kaisers mit England und den Vereinigten Niederlanden
bot nun mit Eugen von Savoyen und dem Herzog von Marlborough ihre besten
Feldherren gegen Bayern und Frankreich auf. |
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Links: Joseph Vivien:
Kurfürst Max Emanuel von Bayern als Feldherr (1706; Münchner Residenz).
Der Kurfürst ist mit Allongeperücke und im Harnisch, mit blauer
bayerischer Schärpe und Marschallsstab vor der Stadt Bergen zu sehen; der Page im Hintergrund ist wahrscheinlich sein filius illegitimus, der spätere Comte de Bavière.: |
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Rechts: Porträt des Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden-Baden, genannt
der Türkenlouis (1655-1707) |
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Einst Kampfgefährten gegen die Osmanen - dann Gegner im Spanischen Erbfolgekrieg: Maximilian II. Emanuel und Ludwig Wilhelm von Baden-Baden, | ||||||||||||
Zunächst wurde seiner Gemahlin Therese Kunigunde von Polen noch die
Herrschaft über das Rentamt München überlassen, bevor auch hier die
Habsburger 1705 unter Bruch des Vertrags von Ilbesheim die Verwaltung
übernahmen. Gleichzeitig wurde am 16. Mai 1705 München von 3.200 Mann
der kaiserlichen und pfälzischen Truppen besetzt. Leopold I. war am 5.
Mai gestorben und sein Sohn Kaiser Joseph I. schlug sofort einen
energischeren Kurs ein. Der Leidensdruck der Bevölkerung entlud sich in
einem Aufstand, der 1705 in der Sendlinger Mordweihnacht sowie bei
Aidenbach blutig niedergeschlagen wurde. |
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Nach der Restitution Kurfürst Max Emanuels leitet noch bis zur
Rückkehr des Kurfürsten am 10. April 1715 dessen Obersthofmeister Graf
Maximilian Johann Franz von Preysing als Direktor des Geheimen Rats die
Geschicke des Kurfürstentums. Kurz nach seiner Rückkehr schloss Max
Emanuel einen Subsidien- und Freundschaftsvertrag mit Frankreich ab. |
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"Nachdem der Kurfürst
von Bayern am 9. September die Reichsstadt Ulm eingenommen hatte,
strebte er nach der Vereinigung mit den französischen Verbündeten. Am
15. September 1702 brach Generalfeldmarschall Johann Baptist von Arco
mit einem Corps nach Westen auf, während seine Hauptmacht bei Ulm
verblieb. Da seine Boten an Marschall Catinat abgefangen wurden, bestand
keine Kommunikation zwischen den Verbündeten. Um den 17. September
erreichten Reiterabteilungen Tuttlingen. Nachdem keine Verbindung mit
Franzosen zustande kam, zog Max Emanuel das Corps Arco wieder zu sich
und belagerte Memmingen. Am 16. Oktober wandte er sich gegen Norden
Richtung Günzburg. Nachdem er von Villars Rheinüberquerung bei
Friedlingen hörte, marschierte er wieder die Donau aufwärts, wo er am
25. Oktober Ehingen erreichte. Von dort sandte er eine Reiterabteilung
(ca. 1500 Mann) nach Waldshut, um Kontakt mit Villars aufzunehmen. Gegen
Ende Oktober hatte Villars immer noch seinen Brückenkopf bei
Friedlingen, der Markgraf hatte nördlich Stellungen bei Staufen (ca. 40
km Luftlinie bis Friedlingen) bezogen, und die Bayern hatten von
Waldshut aus nur ca. 50 km Luftlinie bis Friedlingen – zwischen ihnen
und Villars gab es keine nennenswerten Reichstruppen. Da Max Emanuel zu
dieser Zeit aber auch Geheimdiplomatie mit dem Kaiser betrieb, wurde die
Vereinigung nicht wirklich gesucht, sie „scheiterte an der Ungunst der
Verhältnisse, beiderseitigen Missverständnissen, und dem diplomatischen
Doppelspiel des Kurfürsten.“ Das dynastische Ränkespiel des Hauses
Wittelsbach hatte viel Leid über das badische Oberland gebracht, ohne
dies hätte sich der Krieg vermutlich auf die Niederlande und Italien
konzentriert. |
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Zeitgenössische Darstellung der Festung Hüningen mit rechtsrheinischem Brückenkopf. | ||||||||||||
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Die Schlacht bei Friedlingen am 14. Oktober 1702 | ||||||||||||
"Die Schlacht bei
Friedlingen war eine Schlacht des Spanischen Erbfolgekrieges. Sie fand
am 14. Oktober 1702 im Dreiländereck vor den Toren von Basel und ca. 60
km südlich von Freiburg im Breisgau statt. Das Kampffeld erstreckte sich
auf Friedlingen, Weil, Haltingen (heute alle Ortsteile von Weil am
Rhein) und Tüllingen (heute ein Stadtteil von Lörrach). Das Gefecht fand
teilweise in einem Wald, dem sogenannten Käferholz statt, weshalb in der
lokalen Geschichte auch von der Schlacht
am Käferholz gesprochen wird. Vereinzelt findet sich
auch der Begriff Schlacht
bei Hüningen. In der historischen Literatur hat sich jedoch
international der Begriff Schlacht
bei Friedlingen durchgesetzt. |
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Das Heilige Römische
Reich trat mit der Reichsarmee erst am 30. September 1702 auf Seiten des
Kaisers in den Krieg ein. Kurfürst
Max Emanuel von Bayern (siehe Bayerische Diversion im Spanischen
Erbfolgekrieg) und der Erzbischof von Köln, ein Bruder des bayerischen
Kurfürsten unterstützten hingegen den französischen König. Bereits am 9.
September hatte die Reichsarmee unter Reichsgeneralfeldmarschall
Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden-Baden (Türkenlouis) die
bisher französische Festung Landau erobert. Danach wandte sich Ludwig
Wilhelm nach Süden, um die französische Armee an einer Vereinigung mit
den bayerischen Truppen zu hindern. |
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„Nachdem im Sommer des Jahres 1702 die französische Festung Landau
durch eine Reichsarmee unter dem Markgrafen Ludwig Wilhelm belagert
wurde und der französische Marschall Catinat mit seinen Entsatztruppen
nicht vorankam, entschied Ludwig XIV. am Oberrhein eine weitere Front
zur Entlastung von Landau zu eröffnen. Maréchal de camp Villars wurde
mit der Ordre entsandt, den Rhein bei Hüningen zu überschreiten, um so
einerseits Reichstruppen von Landau abzuziehen und andererseits eine
Vereinigung mit den bayerischen Alliierten herbeizuführen. Villars und
seine Armee erreichten Hüningen jedoch erst am 28./30. September 1702,
als Landau bereits gefallen war. Bereits einige Wochen zuvor hatte
Frankreich begonnen, die nach dem Frieden von Rijswijk (mangelhaft)
geschleifte Festung Hüningen wieder aufzubauen. Villars legte sofort 2
000 Mann in die Ruinen und ließ eine Schiffsbrücke über den Rhein bis
zur Schusterinsel legen, wo er auch Artillerie stationierte. Bereits in
der Nacht vom 1. auf den 2. Oktober erfolgte ein erster Versuch, unter
dem Schutz dieser Kanonen und jener der Festung am französischen Ufer
eine weitere Schiffsbrücke von der Insel an das deutsche Ufer (20 Meter)
zu erstellen. Während dieser erste Versuch noch durch die Reichstruppen
unter Graf Karl Egon von Fürstenberg abgewehrt werden konnte, erfolgte
der Brückenschlag noch während des 2. Oktober, da die Reichstruppen ihre
Stellungen wegen des starken französischen Geschützfeuers nicht halten
konnten; Villars konnte auch am deutschen Ufer einen Brückenkopf
befestigen. Graf Fürstenberg war mit seinen Truppen am 30. September bei
Friedlingen angekommen, Markgraf Ludwig Wilhelm folgte am 4. Oktober –
zu spät um den Brückenschlag zu verhindern. Bis zum 12. Oktober
lieferten sich nun die nahe beieinander liegenden Armeen fruchtlose
Artillerieduelle. |
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Villars hatte bereits den Vormarsch über den Rhein auf die Nacht vom
13. auf Samstag, den 14. Oktober geplant und große Teile seiner Truppen
bereits auf der Schusterinsel (im Rhein zwischen Hüningen und
Friedlingen) bereitgestellt, wobei sie auch schweizerisches Gebiet
nutzten. Als die Franzosen am frühen Morgen des 14. Oktober den Abzug
der Reichstruppen feststellten, gab Villars sogleich den Befehl auf das
Rechte Rheinufer vorzurücken. Um keine Zeit mit der Erstürmung des
befestigten Schlosses Friedlingen und der nahebei liegenden Sternschanze
zu verlieren, umgingen seine Truppen diese Befestigungen und rückten
durch einen Wald (Nonnenholz) gegen das Dorf Weil vor um von dort die
Tüllinger Höhe zu gewinnen. Die Nachhut (Arriergarde) der Reichsarmee
unter Oberst Graf Mercy meldete um acht Uhr dem Markgrafen, dass die
französischen Truppen in Massen auf dem deutschen Rheinufer
ausschwärmen. Die Reichsarmee hatte auf ihrem Marsch nach Norden erst
die Kander erreicht und teilweise überquert. Der Markgraf wollte von den
folgenden französischen Truppen nicht im Marsch attackiert werden und
befahl augenblicklich eine Kehrtwendung zurück nach Süden. Die
Kavallerie wurde Richtung Haltingen in Marsch gesetzt, während die Masse
der Infanterie über Ötlingen den Tüllinger Berg erstieg und durch das
Käferholz nach Süden vorrückte, da auch Villars seine Kavallerie in der
Ebene vor Haltingen konzentrierte und die Masse seiner Infanterie über
Weil und Tüllingen auf den Tüllinger Berg vor und von Süden in das
Käferholz einrückte. Gegen 10 Uhr waren die Positionen bezogen und es
entstand eine fast einstündige Pause während der beide Seiten in einer
Entfernung von ca. 1 500 Schritt sich auf die Schlacht vorbereiteten
ohne einen Schuss abzugeben. |
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Gegen 11 Uhr begann der Markgraf mit Kanonenfeuer die Kampfhandlungen
– es war ein sonniger Herbsttag. Das Gefecht begann im Käferholz, wo
Villars zunächst selbst den Angriff leitete. Die Reichstruppen wurden
nach Norden aus dem Wald gedrängt. Als nacheilende französische Verbände
von deutschen Reservetruppen zurückgeschlagen wurden, verbreiteten sie
Panik in den eigenen Reihen und Villars konnte die Truppen erst am
Südende des Waldes wieder sammeln. Währenddessen attackierte die
zahlenmäßig überlegene Kavallerie der Reichsarmee die französische
Kavallerie unter Maréchal de camp Magnac in der Ebene mit
Karabinerbeschuss, wobei sie sich durch die enge Formation selbst
behinderten. Die Franzosen galoppierten mit gezogenem Säbel in die
deutschen Reihen, die weiter in Unordnung gerieten und das eigene zweite
Treffen behinderten. Nachdem es der französischen Artillerie noch gelang
in das entstandene Chaos der deutschen Reiterei zu feuern, lösten sich
deren Reihen auf und die Flucht ging über die Kander Richtung
Efringen-Kirchen. Die französischen Verfolger wurden durch den Beschuss
der in den Rebbergen liegenden Infanteriereserve aufgehalten. Villars
verließ nun seine Infanterie und kehrte in die Ebene zur Kavallerie
zurück. |
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Die Reichstruppen griffen nun auf dem Tüllinger Berg nochmals an.
Durch das Käferholz kam die Masse der Infanterie zurück und griff
frontal an, während weitere Infanterie durch die Rebberge die Franzosen
auf der linken Flanke angriff und kleinere Kavallerieabteilungen unter
Graf Prosper von Fürstenberg die rechte Flanke attackierten. Dadurch
geriet nun die gesamte – bereits demoralisierte und weitgehend
führerlose - französische Infanterie auf dem Tüllinger Berg in Panik und
flüchtete unter hohen Verlusten die steilen Rebberge hinunter nach Weil
und in die Ebene, wo die Reste sich im Schutz der Kavallerie und der
Reserven auf die Schusterinsel zurückzogen – Teile der Truppen warfen
auch ihre Waffen weg und flüchteten in die Schweiz. |
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Am Ende der Schlacht gab es keinen klaren Sieger. Eine Vereinigung
der französischen Truppen mit den Bayern konnte jedoch für das erste
Kriegsjahr verhindert werden. Doch auch der Markgraf erlitt schwere
Verluste, so zählte die habsburgische Seite 335 Tote und 742 Verwundete
in ihren Reihen, die Franzosen erlitten 1703 Tote und 2601 Verwundete.
Nach dem Abzug der Reichsarmee nahm Villars am 15. Oktober Schloss
Friedlingen und die Sternschanze ein und zerstörte beide. Das
Markgräflerland wurde der Plünderung preisgegeben. Unter der
Zivilbevölkerung gab es viel Leid, in Weil am Rhein kam es zu großen
Schäden in Höhe von 447.662 Gulden, aber auch viele angrenzende Dörfer
erlitten große Schäden.“ |
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Bayerische Diversion im Spanischen Erbfolgekrieg |
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"Der Begriff der Diversion (wörtlich: Umleitung) ist der
zeitgenössischen Militärsprache entlehnt und meinte das Ablenken des
Gegners von seinen Kriegszielen durch die Eröffnung weiterer
Kriegsschauplätze. Schon im 17. Jahrhundert war es üblich, dieses in
erster Linie militärisch begangene „Umleiten“ diplomatisch zu
untermauern. |
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Doch gerade Ludwig XIV. ging während seiner langen Regierung (1661–1715)
noch einen Schritt weiter: Er versuchte im Kampf um die Hegemonie in
Europa, zu seinen Gunsten mittels militärischem Drucks und
diplomatischer Versprechungen einzelne Reichsstände vom Reich und vor
allem von dessen Reichsoberhaupt, Kaiser Leopold I. aus dem Hause
Habsburg, zu trennen. |
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Unter dem Schlagwort der Bayerischen Diversion versteht man jenes
militärisch wie diplomatisch gleichermaßen engagiert betriebene
Ausscheren des bayerischen Kurfürsten Max II. Emanuel aus dem Heiligen
Römischen Reich Deutscher Nation während des Spanischen Erbfolgekrieges
1700 bis 1714. In der zeitgenössischen deutschen Presse erschien der
Konflikt auch als bayerisch-deutscher Krieg. |
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Das Ziel, mit der Hilfe Frankreichs und gegen das Reichsrecht ein
bayerisches Königreich auf deutschem Boden zu errichten, scheiterte
nicht nur am Eingreifen der Seemächte England und Holland, sondern auch
des Reiches. In einer einzigartigen, gemeinsamen militärischen Operation
besiegten sie Max Emanuel in der zweiten Schlacht von Höchstädt 1704 und
vertrieben ihn aus Deutschland. Seine Lande wurden fortan kaiserlich
verwaltet und über ihn wurde die Reichsacht verhängt. Erst 1715 kehrte
er wieder nach Kurbayern zurück. |
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Der aktive Part dieser „Umleitung“ Kurbayerns ging primär nämlich nicht
von Frankreich, sondern vom bayerischen Kurfürsten selbst aus. Der Plan,
sich gegen Kaiser und Reich zu stellen, um mit Hilfe Frankreichs an eine
Königskrone zu gelangen, stammte von Max Emanuel selbst. Max Emanuels
Ziel war die Errichtung eines eigenen souveränen vom Reich unabhängigen
bayerischen Staates im Rang eines Königreiches. Der Krieg, den Max
Emanuel gegen das Reich führte, war im höchsten Maße ein Bruch der
Fundamentalgesetze des Reiches und daher illegitim. Militärische
Übergriffe auf andere Reichsstände waren Verstöße gegen den Ewigen
Landfrieden und das Bündnis mit Frankreich verstieß spätestens seit der
Reichskriegserklärung des Immerwährenden Reichstags zu Regensburg von
1702 ebenso gegen das Reichsrecht. Die sogenannte Bayerische Diversion
war somit also ein Reichsverrat ersten Rangs, auf den die Verhängung und
Vollstreckung der Reichsacht folgte. Wirft man einen Blick in
zeitgenössische Zeitschriften, so findet man zumindest für den Zeitraum
1702 bis 1704 den einfachen und doch präzisen Begriff des
„bayerisch-deutschen“ Krieges für die Bayerische Diversion. |
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Mit dem 1648 abgeschlossenen Westfälischen Frieden war das Konzept eines
friedlichen Nebeneinanders gleichberechtigter souveräner Staaten im
Allgemeinen anerkannt. Vor allem für die deutschen Kurfürsten bedeutete
die zunehmende Etablierung des europäischen Staatensystems einen
Rückschritt: Hatten sie als Kaiserwähler und Mitregenten des Reichs vor
1648 traditionell denselben Rang wie die europäischen Kronen in Anspruch
genommen und durchgesetzt, so war dies jetzt nicht mehr möglich. Die
„Kurfürstenstaaten“ waren keine unabhängigen Staaten, denn ihre Herren
waren wie die anderen Reichsstände auch an die Fundamentalgesetze des
Reiches gebunden und daher gerade nicht souverän wie die europäischen
Königreiche. |
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Doch in einem so rangbewussten Zeitalter war dies auf Dauer nicht
hinnehmbar. Daher strebten die weltlichen Kurfürsten nach souveränen
Kronen jenseits des Reiches, wobei sie durchaus erfolgreich waren:
Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg wurde als Friedrich I. 1701
König in Preußen, Kurfürst August von Sachsen 1698 als August II. König
von Polen und Georg von Hannover 1714 gar als Georg I. König von
England. Doch die besten Aussichten auf ein souveränes Reich hatte lange
Zeit der bayerische Kurfürst Max Emanuel: |
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Die Seemächte England und Holland, welche versuchten, die Hegemonie der
Bourbonen oder der Habsburger in Europa zu vermeiden, favorisierten die
Erbfolge des bayerischen Kurprinzen. Die anderen Erbpotentaten sollten
abgefunden werden. Der für Karl II. regierende Spanische Staatsrat
stimmte dieser Lösung zu und das Testament König Karls von 1698
bestimmte dann auch tatsächlich Joseph Ferdinand als Alleinerben. Max
Emanuel sah sich schon als König, doch dann kam alles anders: Am 6.
Februar 1699 verstarb Joseph Ferdinand. Damit war das seit 1692 in
greifbare Nähe gerückte spanische Weltreich mit seiner Königskrone
unwiderruflich für Max Emanuel verloren. |
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Selbst die Seemächte wollten sich nicht mehr für den Wittelsbacher
einsetzen. Im geheimen Teilungsvertrag zwischen Ludwig XIV. und Wilhelm
III. vom 2. März 1700 war von Max Emanuel keine Rede mehr, vielmehr
sollte das Erbe zwischen Bourbon und Habsburg aufgeteilt werden. Aber
der Kurfürst war fest davon überzeugt, doch noch einen Teil aus der
spanischen Monarchie zu erhalten. Deswegen hatte er bereits nach der
Hochzeit mit seiner zweiten Frau, der polnischen Königstochter Therese
Kunigunde, die Kandidatur für den polnischen Königsthron ausgeschlagen.
In Schleißheim begann er, eine königliche Schlossanlage im Barockstil zu
errichten. |
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Am 1. November 1700 verstarb schließlich König Karl II. von Spanien im
Alter von 39 Jahren. In seinem Testament setzte er nicht, wie von allen
erwartet, Erzherzog Karl von Österreich als seinen Nachfolger ein,
sondern den Herzog von Anjou Philipp, den zweiten Sohn des französischen
Thronfolgers. Die spanische Monarchie sollte unter ihm ungeteilt
erhalten bleiben, aber niemals mit Frankreich vereinigt werden. Für Max
Emanuel schien das Testament endgültig das Ende seiner Königsträume zu
sein. Doch die Vorzeichen standen auf Krieg: Während der Sonnenkönig im
Namen seines Enkels das unerwartete Erbe annahm, protestierte Leopold
I., für den das Testament einer Enterbung des deutschen Zweiges des
Hauses Habsburg gleichkam, dagegen massiv. Doch alleine war der Kaiser
kaum für einen Krieg gegen das hochaufgerüstete Frankreich gewappnet.
Von den Reichsständen und von den anderen europäischen Mächten war keine
Hilfe zu erwarten. Doch als Ludwig XIV. schließlich gegen
reichsständische Territorien vorzugehen begann und ausdrücklich die
Nachfolge seines Enkels auch auf dem französischen Thron bestätige,
brach diese Haltung auf. Die Bildung der großen antibourbonischen Haager
Allianz zwischen den Seemächten, Portugal, Dänemark, dem Kaiser und dem
Reich warf ihre Schatten voraus. |
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Anfang März 1701 unterbreitete auch der Wiener Hof dem Kurfürsten ein
Angebot: Max Emanuel wurde die lebenslange Statthalterschaft über die
Spanischen Niederlande garantiert. Doch der ohnehin zu geringen
kaiserlichen Zusage maß Max Emanuel nur wenig Bedeutung zu, stattdessen
ließ er weiter mit Versailles verhandeln. In einem Zusatzartikel vom 15.
April 1701 verpflichtete sich Max Emanuel dafür zu sorgen, dass das vom
schwäbischen und vom fränkischen Reichskreis gebildete
Neutralitätsbündnis auch im Kriegsfall neutral bliebe. Dafür stellte
Frankreich ihm die Zahlung von Subsidien zum Unterhalt einer 15.000 Mann
starken Armee zur Verfügung. Die bisherigen Zusicherungen Frankreichs
hätten dem bayerischen Kurfürsten aber selbst im Erfolgsfall keine
souveräne Krone eingebracht. Daher bemühte sich Max Emanuel in den
folgenden Monaten, nicht nur Herr über das schwäbisch-fränkische
Bündnis, sondern über alle in einer neutralen Assoziation
zusammenzufassenden Vorderen Reichskreise zu werden, um von Versailles
mehr fordern zu können. Doch dieser Versuch scheiterte letztlich an der
geschickten Hinhaltestrategie der Kreise, die dadurch mehr und mehr
hinter die wahren Beweggründe des Wittelsbachers kamen. |
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Das Scheitern seiner Neutralitätspolitik brachte Max Emanuel erneut vor
die Frage, in welches der beiden Lager er sich begeben sollte. Selbst
weiter neutral zu bleiben, schien ihm wenig sinnvoll, denn damit waren
seine Ziele, die Gebietserweiterung und eine souveräne Krone, nicht zu
erlangen. Ende Januar 1702 wandte sich der Kurfürst erneut an den
französischen Hof und bot an, das bereits bestehende Neutralitätsbündnis
in ein Offensivbündnis umzuwandeln. Und dieses Mal wusste Max Emanuel
ganz genau, wie er Ludwig XIV. auf seine Seite bringen konnte: Er bot
nicht weniger an, als einen Krieg mitten im Reich zu beginnen, mit dem
Leopolds I. militärischen Kräfte erst einmal gebunden waren. Der
Kurfürst plante, das Fürstentum Pfalz-Neuburg, die Untere Pfalz, Tirol
und weitere habsburgische Gebiete in Vorderösterreich, ebenso die
Reichsstädte Augsburg, Ulm, Nürnberg und Regensburg zu annektieren.
Angesichts des so vergrößerten Bayerns verlangte er für sein Haus die
Anerkennung der königlichen Würde durch die europäischen Mächte. Falls
ihm die Eroberung der Reichsterritorien nicht gelänge oder gar Kurbayern
verloren ginge, forderte der Kurfürst die erbliche Souveränität über die
Spanischen Niederlande oder ersatzweise das Herzogtum Mailand. Außerdem
erklärte er sich bereit, Bayern gegen das Königreich Neapel-Sizilien zu
tauschen. |
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Von den Bündnisverhandlungen Kurbayerns mit Frankreich erfuhr man am
Reichstag allerdings kaum etwas, gleichwohl konnte man aber das ein oder
andere Mal beobachten, dass Max Emanuels Gesandter Partei für Ludwig
XIV. ergriff. Zu einem ersten öffentlichen Eklat kam es im Sommer 1701,
als Kaiser Leopold I. den burgundischen Gesandten Neuveforge des
Reichstages verwies. Max Emanuel protestierte dagegen und erlaubte dem
Diplomaten, sich nach Belieben in seinen kurbayerischen Landen
aufzuhalten. Über diese französische Parteinahme berichteten dann auch
bald die Zeitschriften im Reich. Die Stimmung gegen Kurbayern begann
sich nun allmählich zu verändern. |
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Und dennoch konnte man es sich nicht vorstellen, dass Max Emanuel seine
wie auch immer geartete Verbindung zu Ludwig XIV. noch weiter verfolgen
würde, wenn es zu einem Reichskrieg gegen die Bourbonen kommen würde.
Nach der kaiserlichen Kriegserklärung gegen Frankreich vom 15. Mai 1702
begann man in Regensburg über die zu fassende Reichskriegserklärung zu
beraten. Am 10. September lösten Nachrichten aus Süddeutschland Alarm am
Reichstag aus. Max Emanuel hatte die schwäbische Reichsstadt Ulm
überfallen und damit offenkundig Landfriedensbruch begangen. Obwohl der
bayerische Vertreter am Reichstag Zündt sich redlich bemühte, seine
Kollegen davon zu überzeugen, dass die Besetzung nur zum Schutz Ulms und
zum Erhalt des Friedens erfolgt sei, war doch der Bruch der
Reichsgrundgesetze offensichtlich. |
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Der Reichstag beschloss einen Tag später, Max Emanuel erst einmal
abzumahnen, und forderte ihn auf, die Stadt Memmingen in priorem Statum
cum omni causa zu setzen […], oder man würde sich necisitiert befinden,
von gesamten Reichswegen alle Constitutions-mäßige Mittel dagegen mit
Nachdruck vorzukehren. Und der Schluss formulierte auch, was das heißen
konnte: Aufnahme des Kurfürsten in die noch zu fassende
Reichskriegserklärung. Diese folgte am 30. September 1702. Damit war der
Rechtsbruch Max Emanuels bestätigt und der Reichskrieg auch offiziell
gegen Kurbayern begonnen. |
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Am 10. September 1702 eröffnete Max Emanuels Armee mit einem Überfall
auf die Reichsstadt Ulm den „bayerisch-deutschen Krieg“ gegen das Reich,
der sich beinahe über zwei Jahre hinzog. Kurz nach dem Überfall auf Ulm
fielen auch Memmingen und Dillingen in die Hände des bayerischen
Kurfürsten. Danach wandte er sich gemäß seinen Eroberungsplänen nach
Tirol, wo er allerdings an der berüchtigten Landesverteidigung
scheiterte. Zurück in Süddeutschland bedrohte Max Emanuel weitere Städte
und Territorien im schwäbischen und fränkischen Raum, darunter auch
Neuburg an der Donau und Augsburg, schließlich sogar Regensburg, die
Stadt des Immerwährenden Reichstags, selbst. |
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Die vom Reichstag bestellte und von der Forschung vielfach als
uneffektiv gescholtene Reichsarmee unterband mit ihrer
„Selbstbeschränkung auf Verteidigung bei gleichzeitiger Führung des
kleinen Kriegs“ (Max Plassmann) ein weiteres Ausgreifen des bayerischen
Kurfürsten, und, beispielsweise im Bund mit kaiserlichen Kontingenten,
einen geplanten Sturm auf Nürnberg. Zwar konnte das Reichsheer mehrfach
im Jahr 1703 nicht verhindern, dass Max Emanuel französische Truppen aus
dem Elsass zuflossen, doch glückte dies Frankreich jedes Mal nur mit
hohen Marsch- und Gefechtsverlusten. Ebenso gelang es dem Kurfürsten
kaum, sich zu Lasten des schwäbischen Raums zu versorgen, gleichsam
dünnten die Eroberungen seine Feldarmee aus. Doch diese Vorteile konnten
sich für das Reich erst allmählich auswirken. |
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Nach der für Max Emanuel so unglücklich ausgegangenen Schlacht von
Höchstädt flohen die restlichen noch stehenden bayerisch-französischen
Truppen ins Elsass. Der Kurfürst selbst begab sich uneinsichtig ins Exil
in die Spanischen Niederlande, wo er in den nächsten Jahren kaum mehr
eine tragende Rolle spielte. Vielfach war er nur mehr Beobachter des
Spanischen Erbfolgekrieges. Seine bayerischen Stammlande wurden in den
nächsten Jahren kaiserlich verwaltet. |
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Die wirtschaftliche Potenz der kurbayerischen Lande diente der
kaiserlichen Verwaltung für die weitere Kriegsführung: Dies traf weniger
die bayerischen Landstände, welche die reichsfeindliche Politik Max
Emanuels stets abgelehnt hatten und denen der Kaiser alle ihre Rechte
bestätigt hatte. Vielmehr trafen die Maßnahmen der kaiserlichen
Regierung das einfache Volk. Kaiserliche Truppen wurden in den ohnehin
schon durch den Krieg in Mitleidenschaft gezogenen Städten einquartiert
und die Steuern drastisch erhöht. Den meisten Unmut löste aber die
kaiserliche Rekrutierungspolitik nach österreichischem Vorbild aus. Im
Herbst 1705 wurde schließlich sogar eine Zwangsaushebung im ganzen
Kurfürstentum angeordnet. Die Soldaten der kaiserlichen Administration
gingen dabei äußerst brutal vor, worunter vor allem die Landbevölkerung
zu leiden hatte. |
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Als Konsequenz kam es zu ersten Aufständen und Gewalttätigkeiten in der
Oberpfalz, in Niederbayern und in der Gegend um Tölz, die selbst vom
fernen Kurfürsten Max Emanuel scharf verurteilt wurden (→ Bayerische
Volkserhebung). Das Einschreiten der kaiserlichen Truppen konnte ein
weiteres Ausgreifen der Revolten gegen die Obrigkeit nicht verhindern.
Nun übernahmen verstärkt Offiziere, Adlige, Beamte und Handwerker die
Führung der Aufständischen. Burghausen und Braunau wurden im Dezember
1705 relativ zügig erobert. In Braunau formierte sich sogar eine von
unten gebildete Volksvertretung, das „Braunauer Parlament“. Nach
weiteren Siegen bei Schärding und Kelheim schlossen die Aufständischen
einen zehntägigen Waffenstillstand mit den Kaiserlichen. |
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Mag man das Sendlinger Massaker auch noch so sehr den Habsburgern in ihr
Schwarzbuch schreiben, die Reaktion darauf war doch relativ moderat: |
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Nach der Niederlage Max Emanuels bei Höchstädt 1704 drängte vor allem
der Pfälzer Kurfürst Johann Wilhelm verstärkt am Kaiserhof in Wien auf
die Verhängung der Reichsacht über Max Emanuel und verlangte für den
Fall seiner Ächtung Kurbayern mit der Oberpfalz und der Grafschaft Cham
für sich. Die Chancen standen prinzipiell nicht schlecht, denn Max
Emanuel und Johann Wilhelm gehörten beide dem Haus Wittelsbach an. |
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Am 27. Dezember 1704 beendete schließlich der Kaiser selbst diesen
Streit und gab die Sache an den Vertreter des Reichserzkanzlers in
Regensburg. Nach dem Willen des Kaisers sollte zunächst über die
Verhängung der Acht beschlossen werden – was mit den Territorien Max
Emanuels geschehen sollte, sollte später geklärt werden. Doch auch gegen
dieses Vorgehen wandten sich die Kurfürsten von Brandenburg und Sachsen.
Ihre Beweggründe waren jedoch recht unterschiedlich: Sachsen drängte
mehr aus praktischen Überlegungen dazu, Friedrich I. wollte den Preis
zur seine Zustimmung bei Kurpfalz hochtreiben. |
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Erst nachdem ein brandburgisch-pfälzischer Vergleich im November 1705
ausgehandelt wurde kam ein Gutachten der kurfürstlichen Vertreter am
Reichstag zustande. Über Max Emanuel wurde die Reichsacht verhängt, über
seinen jüngeren Bruder, den Kölner Kurfürsten Joseph Clemens die
Privation. Am 29. April 1706 vollzog Kaiser Joseph I. im Rittersaal der
Wiener Hofburg bildkräftig inszeniert die Urteile, wobei er die
Lehensbriefe der beiden ehemaligen Kurfürsten vor aller Augen zerriss
und aus dem Fenster werfen ließ. Diese Zeremonie fand schon bei den
Zeitgenossen vielfach in Wort und Bild Beachtung. |
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Nunmehr waren Max Emanuel auch offiziell und gemäß dem von den
Reichsgesetzen vorgesehenen Verfahren alle seine Reichsterritorien,
seine Herrschaftsrechte und seine Rechte als Kurfürst und Reichsstand
entzogen. Kein Reichsmitglied durfte Max Emanuel mehr Schutz gewähren
oder ihn gar unterstützen. Max Emanuels Reaktion auf diesen Schritt war
schon im Vorfeld geradezu ernüchternd. Unbeirrt stellte er in einem
Manifest klar: „Ich habe nichts gegen die Gesetze des Reichs
begangen.“[1] Als ihn dann die Nachricht von der Verhängung der
Reichsacht ereilte, blieb er weiterhin gelassen. Er glaube ungeachtete
seiner Höchstädter Niederlage und seiner Ächtung an eine rosige Zukunft.
Die Entscheidung über seine künftige Rolle im europäischen Konzert würde
in den Friedensverhandlungen mit den Seemächten fallen, wo er sich der
Unterstützung Ludwigs XIV. sicher zu sein glaubte. |
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Nach dem Sieg des Reiches auf dem Schlachtfeld von Höchstädt über Max
Emanuel und der Befreiung der besetzten bayerischen Nachbarterritorien
erfolgten in den Jahren 1704 bis 1711 keine Friedensverhandlungen mit
dem nach Brüssel geflohenen bayerischen Kurfürsten, denn zum einen
machte dieser keine Anstalten, von seinem Bündnis mit Versailles Abstand
zu nehmen, zum anderen war der Wittelsbacher als nichtsouveränes
Mitglied des Reiches überhaupt kein legitimer Kriegsherr gewesen, der
nach dem Völkerrecht zu behandeln war. |
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Seit Januar 1712 dauerten bereits ernsthafte Friedensverhandlungen
zwischen den europäischen Mächten in Utrecht. Erst im Frühjahr und im
Sommer des Jahres 1713 schlossen die meisten am Spanischen Erbfolgekrieg
beteiligten Staaten den Frieden von Utrecht. Die spanische Monarchie
wurde schließlich doch geteilt: Das Kernland und die überseeischen
Gebiete gingen an den Enkel Ludwig XIV. Philipp von Anjou, der fortan
als Philipp V. regierte. Die Spanischen Nebenlande gingen weitgehend an
die Habsburger. Viele wurden bedacht, doch Max Emanuel ging leer aus.
Ludwig XIV. hatte seinen seit 1704 nicht mehr kriegsfähigen bayerischen
Verbündeten in Utrecht nur noch unzureichend vertreten. |
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Mit einer Königskrone und einem souveränen Staat belohnt wurde Max
Emanuel aber nicht: Versailles konnte es auf internationaler Ebene nicht
durchsetzen, dass der Wittelsbacher für sein begangenes Unrecht auch
noch belohnt würde. Max Emanuel kehrte erst 1715 finanziell geläutert
nach Kurbayern zurück. Fortan war er zu einer reichsfreundlicheren
Politik gezwungen, blickten die Ständekollegen doch noch jahrelang
skeptisch auf ihn. Doch unter der Hand hat Max Emanuel den „Traum“ von
einer Königskrone zeitlebens nicht aufgegeben. Noch Jahre nach dem Ende
des Spanischen Erbfolgekriegs ließ er seine Minister nach neuen
Erbansprüchen suchen, verwirklichen ließen sie sich aber nicht. Erst
1806 wurde unter anderen Vorzeichen, aber wiederum in Bunde mit
Frankreich (Napoleon I.), das Königreich Bayern errichtet. Die
versuchten aber gescheiterten Eroberungen Max Emanuels in Schwaben und
Franken in den Jahren 1702–1704 erscheinen so geradezu als Vorwegnahme
der späteren Entwicklung.“ |
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Quelle Geoportal BW, Grafik Werner Störk,nicht maßstäblich. | ||||||||||||
Die neue Hasel-Mambach-Pfaffenberg-Linie: Mit der Entdeckung und Zuweisung dieses bislang unbekannten Linienabschnittes der Vorderen Linie wurde ein wichtiges Verbindungselement für eine erfolgreiche Defension im Jahre 1702 gefunden. Neben den völlig neuen Anlagen gewinnen aber auch schon drei bekannte alten Anlagen: die Redoute südlich von Schlechtbach (gelb), die Redoute an der Schwarzen Waag südlich von Todtmoos-Au (blau) sowie die 5-Eck-Schanze mit Sperrmauer oberhalb der Neusäge (hellgrün) strategisch ein neues Gewicht, da nur im Zusammenspiel aller dieser zwölf Anlagen ein bayerischer Angriff - sei es über den Hotzenwald und Todtmoos-Au kommend oder ausgehend von den Waldstädten am Hochrhein über Wehr bzw. Hasel - erfolgreich abzuwehren und einen Übergang in Richtung Neuenburg, Freiburg und Breisach zu unterbinden. | ||||||||||||
Quellen: Badische Zeitung vom 23. juli 2022 (siehe oben) & Google Erath, Grafik Werner Störk, nicht maßstäblich. | ||||||||||||
Das Liniensystem auf der rechten Seite zeigt gut erkennbar die neue (gelbe) Verstärkungslinie von Hasel nach Mambach und Pfaffenberg. Wobei die Fortführung vom Angenbachtal hoch nach Ehrsberg den rückwärtigen Raum nach Todtmoos sicherte (orange). Das alleinige Zusammenspiel zwischen "alter" Hinterer Linie (hellgrün) mit der neueren "Vorderen Linie" (rot) hätten mögliche bayerische Angriffe (weiß-blaue Pfeile) aus Süden oder Osten nicht effektiv auf- und abfangen können. Die alten und neuen Hau- und Hagwald-Linien (weiß) wären dazu ebenfalls nicht in der Lage gewesen. Sehr gut dagegen paßten sich die beiden alten Verbindungslinien Glaserberg - Gersbach - Todtmoos-Au sowie Saubrunnen - Eck- Büserliberg mit seiner langen Sperrmauer hinunter zu Wehratal - in das neue Gesamtsystem ein - auch als östliche Verstärkung der neuen Hasel-Mambach-Pfaffenberg-Linie. | ||||||||||||
Auf der Suche nach den regionalen missing links im Raum Zell - Mambach - Häg-Ehrsberg. | ||||||||||||
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Sonderseiten zum Thema Südabschnitt der Vorderen Linie | ||||||||||||
Interessante Web-Seiten ergänzen die bereits dokumentierten Fakten: | ||||||||||||
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