MINIFOSSI
Impressum  & Datenschutzerklärung

 

 

SonderseiteSonderfall im südlicher Teilabschnitt der Vorderen Linie im Großen Wiesental.
 
Auf der besonderen Suche nach den regionalen missing links im Raum Zell - Mambach (1/4).
 
Bergkapelle Maria Frieden auf dem Scheibenackerköpfle (1).
 
Archäologische Spurensuche, kombiniert mit taktisch-strategischen Überlegungen.
 
 -Teil 3 -
 
Mit missing links (englisch für „fehlendes Bindeglied“) - in Anlehnung an einen Fachausdruck der Evolutionsbiologie - bezeichne ich archäologisch bislang nicht mehr aufgefundene Standorte von Schanzen oder anderen Fortifikationselementen. Die Gründe dafür können vielfältig sein. In der aktuellen Forschung im Raum Zell - Mambach - Pfaffenberg und Ehrsberg liegt es auch daran, dass das vorliegende historische Kartenmaterial - wie z. B. die Karte von 1701 - neue politische und damit auch taktisch-strategische Veränderungen noch nicht berücksichtigen konnte. Grundsätzlich sind diese Ergebnisse primär Arbeitshypothesen. Gerade in dem vorliegenden Fall geht es mir darum, Indizien zu sammeln und diese entsprechend zu einem möglichen Gesamtbild zusammen zu fügen.
 
 
 
Quelle Google Earth, Grafik Werner Störk, nicht maßstäblich, nicht vollständig, generalisiert: Schanzen & Signahfeuer.
Von 2002 an unser Untersuchungsgebiet: der südwestliche und südliche
Teilabschnitt der Vorderen Linie ohne das Hochrheingebiet.
 
 
 
 
"Von Krieg und Frieden", Artikel von BZ-Redaktionsleiter André Hönig (BZ-Redaktion Schopfheim)
der Badischen Zeitung vom 23. Juli 2022, S. 18 (ganzseitig), Rubrik Hintergrund.
 
 
Mambach und Bergkapelle Maria Frieden in Wikipedia
 
Fotos Werner Störk Copyright 2022
Die Kapelle Maria Frieden.
Foto Werner Störk Copyright 2022
Auf einer extrem exponierten Landschaftsmarke - dem Scheibenackerköpfle westlich von Mambach.
Foto Werner Störk Copyright 2022
Panorama-Rundblick - auf strategisch optimalem Aussichtspunkt - vom Kapellen-Vorplatz..
 
Foto Werner Störk Copyright 2022
In Blickrichtung Osten: im Tal (Großes Wiesental und Angenbachtal) Mambach, direkt gegenüber der Rabenfelsen und das Eselsköpfle - die eine Nachbarschanze,
heute vom Wald verdeckt, damals direkt Sichtverbindung zur Redoute auf dem Saufert im Tal an der engen Flußbiegung der Feldbergwiese.
Foto Werner Störk Copyright 2022
Blick ins Wiesental in Richtung Atzenbach/Zell sowie auf das Franzosenschänzle und die Schanzen am Gleichen und auf der Hebelhöhe..
 
 
Foto Werner Störk Copyright 2022
Über der Kuppe im Tal unten: der Einstieg zum Pfaffenberger Gatter.
 
 
Fotos Werner Störk Copyright 2022
Das südliche Vorgelände der Kapelle weist neben den üblichen Bearbeitungsspuren der Rasenpflege eine Besonderheit auf: eine von Ost nach
 West ziehende rundliche Kuppenstruktur, die sich sehr gut im Rasen abhebt.
 
Fotos & Grafik Werner Störk Copyright 2022
 
 
Fotos & Grafik Werner Störk Copyright 2022
 
Da der Scheitelpunkt der rundlich-kuppigen Struktur höher liegt als das sie umgebende Areal, wird sie stärker beim Mähen und auch durch die Sonnenstrahlung (UV) beansprucht, mit der Folge, dass sie sich im "Feuchtigkeitsgehalt" zu ihrer sonstigen Umgebung deutlich unterscheidet. Solche Stellen sind typisch für einstige Geländeveränderungen, die sich heute noch im unterschiedlichen Bewuchs bzw. den anderen Wachstumskonditionen äußern. Die von mir vermessene Breite dieser Anomalität entspricht den Erfahrungswerten anderer Wallkörper. Die Zugrichtung ist eindeutig nach Westen und trifft am dortigen Korpuseck auf das westlichen Wallsegment.
Jeder Eingriff in eine gewachsene Bodenstruktur hinterläßt Spuren. Egal ob es sich um Gräben oder auch um abgetragene Wallkorpusse handelt. Bereits leichte Eingriffe verändern den Feuchtigkeitsgehalt, den homogenen Schichtenaufbau, die Speicherfähigkeit, die Stärke der Humusschicht, die Zusammensetzung des Humus und damit auch die Wachstumsbedingungen für Pflanzen (Wachstumshöhe, Wachstumsdichte, Pflanzengesellschaft)  bzw. deren Reaktion, wenn sie gestreßt werden - z. B. durch Trockenheit oder auch durch Staunässe. Bis hin zur Veränderung des gesamten Biotops - exemplarisch erlebt bei der Beobachtung über die Entwicklung neuer Pflanzengesellschaften auf den verschiedenen Wallsegmenten  (Licht-Schatten-Zeiten, intensive/schwache Sonneneinstrahlung, Tau/Feuchtigkeit, Wind-/Schneelast, Windrichtung, Flugsamen, Aussamung, etc.) der Schanze in Gersbach. Die Luftbildarchäologie lebt von solchen Erkenntnissen über die Veränderungen der Vegetation durch anthropogene Eingriffe und deren "vegetative" Sichtbarkeit .
 
 
 
Foto Werner Störk Copyright 2022
 
In den trockenen und sehr heißen Sommermonaten 2022 zeichneten sich die sonst "unsichtbaren" unterirdischen
Kanalisations- und Drainagerohrleitungen deutlich an der Oberfläche ab (1).
 
 
 
Foto Werner Störk Copyright 2022
 
In den trockenen und sehr heißen Sommermonaten 2022 zeichneten sich die sonst "unsichtbaren" unterirdischen
Kanalisations- und Drainagerohrleitungen deutlich an der Oberfläche ab (2).
 
 
 
 
Foto Werner Störk Copyright 2022
 
Die Indizien sprechen eigentlich eine klare Sprache: hier lag einst mit hoher Wahrscheinlichkeit der südwestlichste Eckpunkt der Schanzanlage.
 
 
 
 
Foto Werner Störk Copyright 2022
 
In Blickrichtung Süden: der südwestliche Eckpunkt der einstigen Anlage - hier beginnt das Westsegment der Schanze. Und es handelt sich hierbei um ein möglicherweise noch fast unberührtes Originalteil, während annähernd alle andere Bereiche durch die Bauarbeiten für die Kapelle zurückgebaut oder bereits vor diesen Baumaßnahmen durch Steinraub abgegangen sind. Wie die unten gezeigten arbeitshypothetischen Rekonstruktionsversuche belegen, war es eine einst sehr beeindruckende Anlage - weithin sichtbar, repräsentativ und präventiv abschreckend.
 
 
 
 
Foto Werner Störk Copyright 2022
 
Die Nord-Westachse - mit großer Wahrscheinlichkeit zum Teil noch im fast originalen Zustand.
 
 
 
 
Foto Werner Störk Copyright 2022
 
An der südwestlichsten Ecke beginnt das westliche Korpussegment, das durch die Bauarbeiten fast nicht berührt wurde -
 lediglich auf der Innenseite stärker abgeflacht.
 
 
 
 

Quelle links. Zell- anno dazumal- Zeitdokument: Bau der Bergkapelle Maria Frieden 1945 im Mambach https://www.youtube.com/watch?v=k_Tw35M4BFY, Foto Werner Störk Copyright 2022  

 
Dieser Arbeiter steht 1945 auf dem ansonsten fast noch kompakt erhaltenen Westsegment der Schanze und befreit es von Vegetation. Auch heute noch
sind an derselben Stelle seine Eingriffe sehr genau erkennbar und auf Grund der Abflachung der Innenneigung des Korpus gut nachvollziehbar.
 
 
 
 
Foto Werner Störk Copyright 2022
 
Hinter dem Korpus fällt das Gelände sehr steil ab - andeutungsweise ist noch der südwestliche Grabenbereich erkennbar, der aber wohl schon früh wieder
aufgefüllt wurde - zur Erleichterung der Weide- und Wiesenbewirtschaftung und zum Schutz für das weidende Vieh.
 
 
 
 
Foto Werner Störk Copyright 2022
 
Der von den Bauarbeiten für die Kapelle nicht berührte westliche Wallkorpus - was auch die historischen Aufnahmen von 1945 eindeutig belegen.
 
 
 

Quelle links. Zell- anno dazumal- Zeitdokument: Bau der Bergkapelle Maria Frieden 1945 im Mambach https://www.youtube.com/watch?v=k_Tw35M4BFY, Foto Werner Störk Copyright 2022  

 
Die Aufnahmen von 1945 zeigen den noch vorhandenen westlichen Wallkorpus.
 
 
 
 
Foto Werner Störk Copyright 2022
 
Die breite Wallkrone in Blickrichtung Norden.
 
 
 
 
Foto Werner Störk Copyright 2022
 
Im Blick: der nordwestliche Eckpunkt der Schanzanlage - hier erfolgten erkennbar bereits Eingriffe in die damals originale Substanz..
 
 
 
 
Foto Werner Störk Copyright 2022
 
Blick über die Wallkrone in das sich unten anschließende Grabenareal - das Gelände wurde in Richtung Talweg zusätzlich deutlich versteilt.
 
 
 
 
Foto Werner Störk Copyright 2022
 
Erkennbare anthropogene Eingriffe in den nördlichen Wallkorpus.
 
 
 
 
Foto Werner Störk Copyright 2022
 
In Blickrichtung Westen auf das Gatter und damals direkte Sichtverbindung zur Schanze auf dem Zimmerplatz.
 
 
 
 
Foto Werner Störk Copyright 2022
 
Hier wurde das Gelände mehrfach überformt - inwiefern der dort liegende Steinriegel mit Bruchstein-Resten Relikte der Bauarbeiten darstellen oder Bestandteil eines Sperriegels
 der Schanze (siehe unten) war, kann nicht mehr eindeutig zugewiesen werden.
 
 
 
 
 
Fotos & Grafik Werner Störk Copyright 2022
 
Die Wallkrone und Böschungskante des westlichen Wallkorpus.
 
 
 
 
Foto Werner Störk Copyright 2022
 
Die breite Wallkrone beeindruckt auch heute noch und läßt auf die Gesamtgröße der einzelnen Segmente der Anlage schließen.
 
 
 
Foto Werner Störk Copyright 2022
 
Steilkante (Pfeile) zum nördlichen Grabenareal.
 
 
 
 
In Blickrichtung Osten - auf der Wallkrone stehend.
 
 
 
 
Foto Werner Störk Copyright 2022
 
Rundblick über die westlichen und nördlichen Wallreste.
 
 
 
 
Foto Werner Störk Copyright 2022
 
Die dichtbewachsene Hügelflanke läßt im Moment keine zusätzliche Aussagen zu - wird im Winter nochmals besucht.
 
 
 
Foto Werner Störk Copyright 2022
 
In diesem Areal liegt ein langgestreckter Steinriegel (siehe oben).
 
 
 
 
Foto Werner Störk Copyright 2022
 
Hier läuft der Steinriegel aus.
 
 
 
 
Foto Werner Störk Copyright 2022
 
Detailaufnahme des Steinriegels.
 
 
 
 
Foto Werner Störk Copyright 2022
 
Mit hoher Wahrscheinlichkeit liegt der obere Teil des Weges auf  bzw. im einstigen Wallgraben.
 
 
 
Foto Werner Störk Copyright 2022
 
Möglicher nord-westlicher Grabeneckpunkt.
 
 
 
 
Foto Werner Störk Copyright 2022
 
Blick auf das zusätzliche versteilte Hangstück unterhalb des westlichen Grabensegments - möglicherweise talwärts noch zusätzlich fortifiziert gesichert.
 
 
 
 
Quelle DG 1:5.000, Blatt Mambach West, Grafikeintrag Werner Störk
 
Flurbild und zusätzliche Isohypsen-Höhenlinien-Eintragungen weisen auf die vielfältigen anthropogenen Eingriffe hin.
 
 
 
 
Quelle DG 1:5.000, Blatt Mambach West.
 
Für mich die ersten Hinweise auf erkennbare Eingriffe in die natürlichen Landschaft- und Geländestrukturen.
 
 
 
 
Quelle Geoportal BW & Grafik Copyright Werner Störk - nicht  maßstäblich
 
Das Untersuchungsgebiet der Kapelle Maria Frieden auf dem Scheibenackerköpfle im Lidarscan.
 
 
 
 
Quelle Geoportal BW & Grafik Copyright Werner  Störk  - nicht  maßstäblich
 
Teilweise noch vorhandene Schanzenreste (rot), Schanzenstandort (gelb) und massive Eingriffe in das Gelände beim Kapellenbau (hellgrün),
rechts. welche Grundform ist möglich.
 
 
Welche geometrische Grundform hatte die Schanze auf dem Scheibenackerköpfle? 
 
 
 
Quelle Geoportal BW 
 
Der Lidarscan von Geoportal BW dienst als Ausgangsbasis für die Prüfung möglicher Grundformen. 
 
 
 
Quelle Geoportal BW & Grafik Copyright Werner Störk  - nicht  maßstäblich 
 
Ausgangspunkt für eine Arbeitshypothese sind die beiden noch existierenden Wallsegmente (gelb) im Westen und Nordwesten. 
 
 
 
Quelle Geoportal BW & Grafik Copyright Werner Störk  - nicht  maßstäblich 
 
Die drei typischen Grundformen der regionalen Schanzen: Quadrat, Fünfeck und Sechseck. Daneben gab es auch rechteckige Anlagen.
 
 
 
Quelle Geoportal BW & Grafik Copyright Werner  Störk  - nicht  maßstäblich 
 
Nimmt man den Winkel der beiden noch bestehenden Wallsegmente (gelb) als Anlegepunkt , so würde sich als Grundform ein
 Sechseck durchaus passend einfügen.
 
 
 
 
Quelle Geoportal BW & Grafik Copyright Werner Störk - nicht  maßstäblich 
 
Nimmt man die exponierte Kuppenform, wäre arbeitshypothetisch die Grundform eines Kreises und darauf aufbauend eine Sechseckform die optimalste Umsetzung zur Sicherung gegen Angriffe von allen Seiten. "Ein Sechseck oder Hexagon ist ein Polygon (Vieleck), bestehend aus sechs Ecken und sechs Seiten. Sind alle sechs Seiten gleich lang, spricht man von einem gleichseitigen Sechseck" (Quelle Wikipedia). Unter Berücksichtigung der Erfahrungen vom Mettlenkopf sind daher aber weitergehende Bodenuntersuchungen sinnvoll, um hier eine endgültige Aussage zu treffen.
 
 
 
Quelle: Geoportal BW
 
Vogelperspektive: die Kapelle Maria Frieden. Warum füge ich immer wieder die unbearbeiteten, also grafiklosen Bilder im Vorspann ein? Ganz einfach deshalb, damit Sie als
Besucher immer wieder selbst ein Bild vom abgebildeten Originalzustand machen können, ohne visuelle Beeinflussung von "überlagernden" Grafikeinträgen (1).
 
 
 
Quelle: Geoportal BW, Grafik Werner Störk, nicht maßstäblich.
 
Als möglicher Flächenbedarf ergibt die Simulation bei Geoportal rund 1.600 Quadratmeter.
 
 
 
Quelle: Geoportal BW, Grafik Werner Störk, nicht maßstäblich.
 
Die arbeitshypothetische Simulation zeigt eine 6-Eck-Schanze mit Innenraum (gelb) und dessen Seitenkante mit ca. 14 Metern Länge, den Außenwall (rot) als Teilsegment mit ca. 20 Metern und schließlich den Außengraben (gelb) mit einem Teilabschnitt von 24 Metern Länge. Der Abstand zwischen den jeweils gegenüberliegenden Eckpunkt beträgt ca. 44 Metern, die Längsdiagonale ca. 48 Meter - also ein insgesamt großes Schanzenwerk, das auf der Kuppe freistehend, weithin sichtbar und sicherlich eindrucksvoll war (vergleichender Geoportal-Maßstab mit 20 Metern Länge unten).
 
 
 
 
Archiv & Sammlung Werner Störk 
 
Grundstudien einer 6-Eck-Schanze für CAD-CAM-Modelle (1) 
 

Das Sechseck ist – wie in der Physik oder Biologie bestens bekannt - besonders stabil. Denn es verteilt eine Kraft, die von außen einwirkt, gleichmäßig um die Form herum. So sorgt beispielsweise die spezielle hexagonale Form der Wabe für eine perfekte Raumnutzung. Diese Grundform ist auch als Schanze besonders stabil und bietet zudem wenig tote Winkel, die bei einem Angriff nicht bestrichen werden können. Sie wird in diesem Bereich nur durch die Sternschanze übertroffen, die absolut keine tote Winkel kennt, insbesondere dann, wenn sie noch zusätzlich durch ein- und ausspringenden Winkeln bastioniert wird. Böden besitzen weitgehend einheitliche Merkmale und Eigenschaften wie Humusgehalt, Mineralbestand oder Bodenart. Sie bestehen aus einem Gemisch von (Kies-), Sand-, Schluff- und Tonteilchen, die sich in ihrer Korngröße unterscheiden. Aufgrund der jeweiligen Zusammensetzung des Gemischs ergeben sich unterschiedliche Bodenarten. Sie zusammen bestimmen die Verzahnungsqualität des Bodens – als einer der wichtigsten Faktoren für den Bau einer standfesten Schanzanlage. Ein Bodenhorizont ist das Ergebnis biologischer, chemischer und physikalischer Umwandlungen, welche zu bodenbildender Prozesse wie Verwitterung und Humusbildung führen. Diese Prozesse können eine Anreicherung oder auch eine Verarmung des Bodens bedeuten. Solche Bodenhorizonte sind keine Schichten im geologischen Sinne, wie sie bei einer natürlichen Sedimentation -  beispielsweise in einem See oder Meer - entstanden sind. Durch das gezielte Verdichten der frisch aufgetragenen Erdmassen werden diese zusammengepreßt, was zu einer Bodenverdichtung führt. Zusätzlich kann dieser Prozeß noch durch das zusätzliche Einbringen von Steinen verstärkt werden, um die statischen Belastungen – z. B. im Bereich der Wallkrone oder an den sensiblen Eckpunkten – abzufangen. Dabei ist zu beachten, dass bei diesen verdichteten Flächen der Niederschlag schlechter in den verfestigten Boden eindringen kann und daher vermehrt oberflächlich abfließt – was zu Erosion führen und damit zu massiven Bauschäden an der Schanze – z. b. durch Abrutsch- und Abgleitprozessen – führen kann. Um dies zu unterbinden, wurden die Innen- und Außenflächen sorgfältig mit Grassoden abgedeckt – quasi als eine natürliche Außenhaut der Schanze. Bei erkennbaren Schwächezonen wurden bereits beim Bau Faschinen oder auch Holzkonstruktionen eingezogen.

 
 
 
 
Archiv & Sammlung Werner Störk 
 
Grundstudien einer 6-Eck-Schanze für CAD-CAM-Modelle (2). 
 
 
Die Favorisierung eines Sechsecks hängt auch damit zusammen, dass eine andere Schanze, die wohl auch zeitgleich um 1701 erbaut wurde, eine vergleichbar topographisch-geomorphologische Lage aufweist, wie die Schanze auf dem Scheibenackerköpfle: die Schanze auf dem Glaserberg  südwestlich von Gersbach. Sie wurde mittels Lidar 2012 vom LAD identifiziert - bei der gemeinsamen Begehung wurde deren Form als Polygonalschanze festgelegt - vermutlich eine 6-Eck-Schanze, da sich auch die spätere Flureinteilung an bestimmte Winkelmaße der Schanze orientierten, welche auf eine 6-Eck-Schanze hinweisen. Da auch diese Schanze zu dem neuen, durch den Allianzwechsel von Bayern notwendigen Sperr-Riegel gehört und auch ebenso wie die Schanze auf dem Scheibenackerköpfle unmittelbar mit anderen Schanzen im Doppelpack korrespondiert,
 
 
 
Quelle: Geoportal BW.
 
Das Areal der Schanze auf dem Glaserberg.
 
 
 
Quelle: Geoportal BW, Grafik Werner Störk, nicht maßstäblich.
 
Auch diese Schanze liegt auf einer exponierten Kuppe und sichert den dortigen Aufstieg über den Loh- oder Lohbach.
 
 
 
 
Quelle Geoportal BW Grafik Werner Störk
 
Die auffallend "abknickenden" Grenzlinien der Flurstücke weisen auf die Schanze hin. Die einst geplante Wegführung (weiß) hätte die Anlage zerschnitten.
 
 
 
Quelle Geoportal BW Grafik Werner Störk
 
Arbeitshypothetische Simulation mit einem entsprechend gewannbreiten Sechseck als Symbol  für eine polygonale 6-Eck-Schanze - 
homogene Deckung mit den Seitenlinien.
 
 
 
Quelle: Google Earth,
 
Bei Glashütten zweigt der Haselbach nach Norden ab - ein Aufstiegsmöglichkeit vom Hochrhein via Wehr über Hasel nach Gersbach.
 
 
 
Quelle: Google Earth, Grafik Werner Störk (nicht maßstäblich).  
 
Die Doppelsicherungen Glaserberg - Schlechtbach und im Süden Köpfle und Öschgraben.
 
 
 
Quelle: Google Earth.
 
Blick auf das Schanzeareal und den Taleinschnitt.
 
 
 
Quelle: Google Earth, Grafik Werner Störk (nicht maßstäblich).  
 
Die Schanze wurde durch einen massiven Steinriegel nach Süden gesichert - Hinweis auf die erwartete Angriffsseite.
 
 
 
Quelle: Geoportal BW.
 
Lidar ermöglicht den vegetationslosen Blick auf die topografischen Aufstiegsmöglichkeiten sowie geomorphologischen Besonderheiten.
 
 
 
Quelle: Geoportal BW, Grafik Werner Störk, nicht maßstäblich, generalisiert-.
 
Zwei Erosionsrinnen könnten für die Verteidiger der Schanze - neben dem "offenen" Rücken - zum wirklichen Problem werden.
 
 
 
 
Quelle: Geoportal BW.
 
Die Lidar-Kombinations-Karte unterstreicht diese Schwächen des Standorts - trotz seiner exponierten Lage.
 
 
 
Quelle: Geoportal BW, Grafik Werner Störk, nicht maßstäblich, generalisiert-.
 
Die Schanze selbst wurde deshalb zusätzlich durch die Schanze auf dem Büseleriberg gedeckt sowie den
Fortifikationspunkten Rappenbuche, Eck und Saubrunnen.
 
 
 
Quelle Google Earth Grafik Werner Störk, nicht maßstäblich.
 
Das Zusammenspiel der sechs Defensionen: Redoute Schlechtbach (rot), Polygonalschanze auf dem Glaserberg (gelb), Schanze auf dem Büserliberg (weiß).
Rappenbuche (schwarz), Eck (blau) und Saubrunnen (hellgrün), die Abzweigung vom Haselbach/Kohlbach und Lohbach (hellblau).
 
 
 
Quelle: Geoportal BW.
 
Das Scheibenackerköpfle - weithin sichtbar und seit 1945 Standort der Bergkapelle Maria Frieden.
 
 
 
Quelle: Geoportal BW, Grafik Werner Störk, nicht maßstäblich, generalisiert-.
 
Die topographisch exponierte Lage  hat natürlich Vorteile, birgt aber auch Gefahren.
 
 
 
Quelle: Geoportal BW, Grafik Werner Störk, nicht maßstäblich, generalisiert-.
 
Die beiden Grafik verdeutlichen die parallelen strategischen Anforderungen, um eine Belagerung bzw. einen mehrseitigen Angriff erfolgreich abzuwehren. Dafür wäre die Grundform einer 6-Eck-Schanze ideal gewesen und in beiden Fällen eigentlich die einzige Option, um eine optimale Defension aufzubauen. Daher ist meine Favorisierung einer 6-Eck-Grundform fachlich begründet und entspricht an Anforderungen, die beiden exponierten Geländemarken mit sich bringen. Um jedoch die noch offene Frage nach der tatsächlichen Grundform auch umzusetzen, habe ich bei den nachfolgenden Simulationen exemplarisch das Quadrat "favorisiert".
 
 
 
 
Quelle: Geoportal BW, Grafik Werner Störk, nicht maßstäblich.
 
Vogelperspektive: die Kapelle Maria Frieden. Warum füge ich immer wieder die unbearbeiteten, also grafiklosen Bilder im Vorspann ein? Ganz einfach deshalb, damit Sie als
Besucher immer wieder selbst ein Bild vom abgebildeten Originalzustand machen können, ohne visuelle Beeinflussung von "überlagernden" Grafikeinträgen (2).
 
 
 
 
Quelle: Geoportal BW, Grafik Werner Störk, nicht maßstäblich.
 
Die weißen Pfeile markieren eindeutige Geländepunkte, die aus meiner Sicht Hinweise auf die einstige Schanzanlage beinhalten.
 
 
 
 
Quelle: Geoportal BW, Grafik Werner Störk, nicht maßstäblich.
 
Innerer Schanzenbereich (gelb), Wallkörper (grün), Grabenbereich (rot), aufgefüllter künstlicher Sockel (orange)
und insgesamt überformtes Areal (hellgrün).
 
 
 
 
Quelle: Geoportal BW, Grafik Werner Störk, nicht maßstäblich.
 
Rekonstruktionsversuch möglicher Schanzengröße - hier mit dem "gängigen" Innenmaß von 20 x 20 Metern.
 
 
 
 
Quelle: Geoportal BW, Grafik Werner Störk, nicht maßstäblich.
 
Jetzt in Kombination mit dem Außenmaß von 30 x 30 Meter - exakt auf die im Gelände erkennbaren Marken (Pfeile) gesetzt.
 
 
 
 
Quelle: Geoportal BW, Grafik Werner Störk, nicht maßstäblich.
 
Und nun noch um einen Grabenbereich ergänzt, der sich eng an die erkennbaren Geländemarken - von mir als Hutlinie bezeichnet -  hält
 
 
 
 
Quelle: Geoportal BW, Grafik Werner Störk, nicht maßstäblich, generalisiert-.
 
Teilweise noch vorhandenen Schanzenreste (orange), inneres (gelb) und äußeres (rot) Schanzenareal, anthropogene Eingriffe beim Kapellenbau (weiß), Materialauffüllung (Pfeile) durch Abbau der der noch vorhandenen Wallkörperrelikte des nördlichen Segmentes sowie Areal (orange gestrichelt), das bereits vor dem Bau der Kapelle zurückgebaut und Opfer des Steinraubs wurde.
 
 
 
 
Quelle: Geoportal BW, Grafik Werner Störk, nicht maßstäblich.
 
Die Schanze war relativ ortsnah - jedoch vor allem ganz in der Nähe der ausgedehnten Ackerterrassen, deren Anlage sicherlich auch Material der Schanze verwendete,
das ja quasi vor der Haustüre lag: leicht abbaubar und daher sehr willkommenes Erdmaterial für den Terrassenbau, den Wege- und auch den Hausbau.
 
 
 
 

Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe, 1896  Mambach und Pfaffenberg Stand 1896, Zeichnung 1898, Druck 1899. H-1 Nr. 1131

http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-468927-1 Gemarkungspläne 1:10000 / 1857-1935

 
Gemarkungsplan von 1888/96.
 
 
 
 

Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe, 1896  Mambach und Pfaffenberg Stand 1896, Zeichnung 1898, Druck 1899. H-1 Nr. 1131

http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-468927-1 Gemarkungspläne 1:10000 / 1857-1935

 
Der Sperr-Riegel von 1702 bei Mambach: Die Schanze auf dem Zimmerplatz, das Gatter, die Schanze auf dem Scheibenackerköpfle, die Schanze auf dem
Sauter
, der Rabenfelsen sowie die Schanze auf dem Eselsköpfle - jetzt endlich und erstmals komplett erfaßt.
 
 
 
 
Quelle Google Earth.
 
Das Scheibenackerköpfle und sein östlicher Nachbar: das Eselsköpfle.
 
 
 
 
Quelle Google Earth, Grafik Werner Störk, nicht maßstäblich.
 
Die ab 1702 neu gezogene Sperrlinie hinter Zell - Ergebnis des Allianzwechsels der Bayern und nun einer zweiten Front -
möglicherweise aus Osten und Süden angreifend.
 
 
Das optimierte Zusammenspiel der einzelnen Fortifikationselemente.
 
Um einen effektiven Sperr-Riegel nach Osten und Süden als zusätzliches Linienelement einzurichten, mussten gleich mehrere Konditionen erfüllt werden: einerseits eine massive Talsicherung vom Großen Wiesental, aber auch vom Angenbachtal sowie das naheliegende Kleine Wiesental. Damit mussten dann aber auch die jeweilige Aufstiegsmöglichkeiten sowie die dort anknüpfenden Passübergänge gesichert werden. Wobei man natürlich auch auf eine engen Anbindung an die bereits bestehenden Linienschanzen auf der Südflanken des Zeller Blauens achtete, welche wiederum die Sicherung des ebenfalls wichtigen Verbindungsbereichs über das Himmelsbachtal ins Kleine Wiesental bedeutete. Wie die nachfolgenden Grafiken zeigen, spielte jedes der einzelnen Defensivelemente eine wichtige Rolle und nur das Zusammenspiel aller gewährleistete eine effektive Sperrschutzfunktion für das nach Norden ausgreifende Reichsterritorium. Gleichzeitig wurde aber damit auch eine Zusammenschluß französischer und bayerischen Truppen in unserem Gebiet unterbunden. Die gegenseitige Deckung und Sicherung der einzelnen Schanzen und Fortifikationselementen wie dem Pfaffenberger Gatter belegen die Optimierung der Defensiv sowie die Möglichkeit einzelner Rückzugsstufen - wie in der Abschnittsverteidigung auch vorgesehen. Mit dem neuen Linienabschnitt wurde so die Vordere Linie optimal ergänzt.
 
 
 
Quelle: Google Earth, Grafik Werner Störk (nicht maßstäblich).  
 
Der neue Linienabschnitt bei Mambach (gelb) legt sich als massiver Sperr-Riegel über das gesamte Tal und schützt alle
Aufstiegsmöglichkeiten über die dortigen Bacheinschnitte (blau)..
 
 
 
Quelle: Google Earth, Grafik Werner Störk (nicht maßstäblich).  
 
Das Pfaffenberger Gatter übernimmt die Schutz- und Sicherungsfunktion für die Schanze auf dem Scheibenackerköpfle wie auch für die Schanze auf dem Zimmerplatz. Gleichzeitig sichert sie die Zugänge zu den beiden Schanzen, dann zum Wolfsacker als wichtiger Pass sowie die Kommunikation zu den Schanzen am Zeller Blauen. Es sind eben nicht nur die beeindruckenden großen Schanzen, die das Defensivsystem tragen, sondern auch die scheinbar kleineren Elemente - neben dem Gatter (hellgrün) auch Beobachtungspunkte wie auf dem Rabenfelsen (blau).
 
 
 
Quelle: Google Earth, Grafik Werner Störk (nicht maßstäblich).  
 
Die große Schanze auf dem Saufert sichert nicht nur als optimal gewählter Standort für eine Talsperre den nördlichen Bereich des Reichsterritoriums, sondern in der Doppelfunktion auch als Kontrollpunkt der Aufstiegsmöglichkeiten zu den Schanzen auf dem Scheibenackerköpfle und dem Zimmerplatz und damit auch den Zugang zum strategisch wichtigsten Pass auf dem Wolfsacker. Talsicherung und Höhensicherung (weiß) ergänzen sich hier auf engstem Raum und bilden eine funktional optimal strukturierte Gesamtheit - auch auch archäologisches Ensemble.
 
 
 
Quelle: Google Earth, Grafik Werner Störk (nicht maßstäblich).  
 
Die neue Talsicherung bei Mambach - in zweiter Linie nach Zell und Sicherung des Angenbachtales, des Großen wie auch des Kleinen Wiesentals.
 
 
 
Quelle: Google Earth.
 
In Blickrichtung Norden.
 
 
 
Quelle: Google Earth, Grafik Werner Störk (nicht maßstäblich).  
 
Die Sicherung der topographisch markanten Geländepunkte - Voraussetzung für eine optimale Fortifikation.
 
 
 
Quelle: Google Earth.
 
Das Gelände ist geomorphologisch stark gestaltet und daher auch fortifikatorisch sehr anspruchsvoll.
 
 
 
Quelle: Google Earth, Grafik Werner Störk (nicht maßstäblich).  
 
Die strategisch-topographisch wichtigsten Geländepunkte sind durch Fortifikationselemente gesichert.
 
 
 
Quelle: Google Earth, Grafik Werner Störk (nicht maßstäblich).  
 
Kommunikations- und Sichtachsen sind die Garanten für eine schnelle Benachrichtigung und damit eine effektive Reaktionszeit.
 
 
Karte von 1701 und Allianzwechsel von 1702 - eine Neubewertung der Vorderen Linie.
 
 
 
 
Repro © Landesarchiv Baden-Württemberg Generallandesarchiv Karlsruhe https://www.landesarchiv-bw.de/web/47245 2017 Signatur Hfk Planbände 11. Bl.9.
Genehmigung Aktenzeichen: 4-7512-Störk,Werner
       
 
Der Allianzwechsel von Bayern zwingt die Erbauen der Vorderen Linie zu nachhaltigen Korrekturen und neuen Defensionspunkten: um feindliche Angriffe der Bayern bzw. der vereinigen Truppen mit Frankreich aus Süden kommende, also von den Waldstädten am Hochrhein oder von Hüningen aus - abzufangen, wurde die Südflanke massiv verstärkt und die Zugänge zum Wehratal (Schanze auf dem Wolfristkopf) und dem Haselbachtal (Anlagen auf dem Köpfle und der Redoute am Oeschgraben) im unteren Teil sowie im oberen Teil durch die Schanzanlage auf dem Glaserberg zusätzlich stark befestigt. Die mögliche Überquerung von oberen Haselbachtal (Lodbach) westlich von Gersbach hinüber ins Angenbachtal wurde durch eine Hagstruktur in Kombination mit dem "Hau-Wald" erschwert, wobei man die Aufstiegsmöglichkeit in Richtung Ehrsberg ebenfalls abfangen wollte. Ein Übergang vom Angebachtal ins Große Wiesental und dann in nordöstlicher Richtung weiter über Pfaffenberg zum Wolfsacker (mit Übergang ins Kleine Wiesental und über Bürchau, Neuenweg, Sirnitz alternativ nach Neuenburg oder Freiburg, Breisach, Neu-Breisach) wurde mit insgesamt vier Fortifikationselementen unterbunden. Zudem wurden bei Mambach - ideal an der engsten Tal-Stelle - zusätzliche Sperrelemente installiert.
 
 
 
 
Quelle: Google Earth, Grafik Werner Störk (nicht maßstäblich).  
 
Mit dem Allianzwechsel von Bayern 1702 ergibt sich eine völlig neue Situation im Bereich der südlichen Vorderen Linie
 
Der Autor Haasis-Berner merkt in seinen Ausführungen u.a. an ( S. 92 ff): "Demnach muss die Karte "um 1700" mit einer Toleranz von etwas fünf Jahren in beide Richtungen entstanden sein. Das GLA Karlsruhe gibt die Datierung mit "1701" an, ohne dass diese eindeutig begründet ist."  Gerade die fehlenden Schanzanlagen wie die auf dem Glaserberg oder die jetzt wiederentdeckten Schanzanlagen bei Pfaffenberg und Mambach belegen, dass die Karte sehr wohl vom GLA exakt und fachwissenschaftlich korrekt auf 1701 datiert wurde. Denn sie dokumentiert in einer Momentaufnahme die reale Situation im Jahre 1701, ohne die politische Wende Bayern berücksichtigen zu können, die aus einer primären Westfront nun zusätzlich eine Ostfront aufbaute. Und somit ein schnelles Reagieren erforderte, um die von den Bayern favorisierte Südtangente über die Waldstädte zusätzlich abzusichern, was auch bedeutete, dass die Zugänge aus dem Hochrheintál unmittelbar Aufstiegsrouten für die Bayern bzw. dann bei einer Vereinigung mit den Franzosen, für beiden Heere effektiver zu sperren waren, um so einen direkten Zugang zum Reichsterritorium sowie mögliche Umgehungen und damit verbundene Einkesselungen zu unterbinden. Bezogen auf die Anmerkungen von Haasis-Berner wieder einer jener nicht überzeugenden "Favorisierungen" und fachlicher Fehleinschätzung.
 
 
 
Quelle: Google Earth, Grafik Werner Störk (nicht maßstäblich).  
 
Um sich ein zutreffendes Bild über die neue Frontsituation durch den bayerischen Allianzwechsel zu bilden, ist es erforderlich, die neuen Angriffs- und ggfs. auch Umgehungsrouten genauer ins Auge zu fassen. Nur so lassen sich die notwendigen zusätzlichen Sicherungselemente besser ein- und zuordnen und auch fortifikatorisch erst verstehen. So sind der Gleichen und die Sandwürfe inklusive dem Schanzbühl westlich von Schlechtbach so stark gesichert, dass hier ein Durchbrechen nur unter hohen Verlusten möglich wäre - um so über den dortigen Kohlbach-Paß Zell anzugreifen. Für die Bayern lag es daher näher, den Weg aus dem Hochrheintal bei den Waldstädten via Wehr und Hasel - immer dem Haselbach folgend - dann über Gersbach und die dortigen Schwellen die Reichsgrenze zu überschreiten und über Rohrberg und das Angenbachtal entweder Zell rückwärtig anzugreifen. Oder von dort aus in Richtung Schönau weiterzuziehen. Eine alternative Route wäre die über das Angenbachtal hinaus nach Ehrsberg (ohne Übergang ins Künbachtal, da vor Schönau stark befestigt) und von dort auf dem dortigen Höhenweg durch den Kreuzwald, um von Norden aus Schönau anzugreifen - ggfs. durch einen zweiten - in dem Fall französischen - Angreifer, von Neuenburg über die Sirnitz und Neuenweg anmarschierend - Schönau in die Zange zu nehmen. Ebenfalls naheliegend: von Mambach aus über Pfaffenberg und den Wolfsacker ins Kleine Wiesental und sich mit dem Franzosen auf der Sirnitz zu vereinigen. Ein Zusammenschluß beider Gruppen wäre für das Große wie auch das Kleine Wiesental verheerend und auf  den Breisgau insgesamt blickend - katastrophal gewesen. Die Grafik zeigt nun klar ersichtlich, wie man im südlichen Teil der Vorderen Linie mögliche Angriffs- und Umgehungsrouten durch gezielt gesetzte neue Fortifikationslemente verhindern möchte. Schanzen und Sperreinrichtungen, die so eben nicht auf der Karte von 1701 zu finden sind, da diese noch von einer gemeinsamen Allianz mit den Bayern ausging.
 
 
 
Repro © Landesarchiv Baden-Württemberg Generallandesarchiv Karlsruhe https://www.landesarchiv-bw.de/web/47245 2017 Signatur Hfk Planbände 11. Bl.9.
Genehmigung Aktenzeichen: 4-7512-Störk,Werner
       
 
Die "missing links" auf der Karte von 1701 - die ab 1702 durch den Bündniswechsel Bayern zu Frankreich - neben den für 1702 geplanten (gelbe Quadrate) neuen Schanzen (Schanzbühl, Schlechtbacher Redoute, Redoute auf dem Mettlenkopf) dann noch zusätzlich errichtet werden mußten und so in der Karte von 1701 logischerweise noch nicht auftauchen. Klar wird auch, dass man von Seiten des Reiches ein dritte Verteidigungslinie (1,2,3) einrichtete, um entsprechend einer erfolgreichen Abschnittsverteidigung möglichst im rückwärtigen Raum über entsprechenden Defensionsmöglichkeiten verfügten, um einen aus Osten und Süden (blaue Linien) kommenden Angreifer erfolgreich abzuweisen und ihm auch einen Durchzug bzw. eine Überquerung bestimmter Täler in Richtung Freiburg/Breisgau zu versperren. Somit sollte auch ein Festsetzung mit entsprechender Einquartierung und Kontributionen verhindert werden. Damit wird das Angenbachtal zur letzen Bastion der Defension der Vorderen Linie. Legende: WA Wolfsacker mit Redan-Linien, GW Gatter und Redoute von Pfaffenberg, ES Redouten auf dem Eselsköpfle und dem Saufert bei Mambach, RE Redanlinie Ehrsberg, SQ Redoute bei der Schwarzen Waag südlich Totmoos-Au, GB Schanze auf dem Gersbacher Glaserberg, EG Letze und Redoute am Esch- oder Öschgraben südlich von Glashütten/Hasel und WK Redoute und Sperrelemente auf dem Wolfristkopf nördlich von Wehr und östlich von Hasel.
 
Zwei wichtige Daten für die Vordere Linie: 1701 und 1702 (Hintergrundwissen).
 
"Maximilian II. Emanuel (Ludwig Maria Joseph Kajetan Anton Nikolaus Franz Ignaz Felix, kurz Max Emanuel; * 11. Juli 1662 in München; † 26. Februar 1726 ebenda) war ein Wittelsbacher und von 1679 an Kurfürst von Bayern. Während des Großen Türkenkrieges machte er sich als Feldherr in kaiserlichen Diensten einen Namen. Die Osmanen nannten ihn wegen seines blauen Uniformrocks, der weit über die Schlachtfelder zu sehen war, „den blauen König“. Während des Pfälzischen Erbfolgekrieges wurde er 1692 Generalstatthalter der Spanischen Niederlande. Diesen Posten behielt er bis 1706. Seine Hoffnungen zumindest auf einen Teil des spanischen Erbes führten dazu, dass er zu Beginn des Spanischen Erbfolgekrieges ein Bündnis mit Ludwig XIV. einging. In den ersten Jahren des Krieges agierte er als dessen Verbündeter durchaus offensiv, ohne aber nennenswerte Erfolge zu erzielen. Nach der vernichtenden Niederlage in der Schlacht von Höchstädt von 1704 musste er Bayern verlassen. Im Jahr 1706 wurde über ihn sogar die Reichsacht verhängt. Nach dem Ende des Krieges konnte er seine Herrschaft in Bayern wieder antreten. Er bemühte sich um einen Ausgleich mit dem Haus Habsburg und versuchte die Position des Hauses Wittelsbach im Reich zu stärken. Mehr Informationen über den Allianzwechsel. Als im letzten Testament Karls II. überraschend ein Enkel Ludwigs XIV. und Neffe Max Emanuels, der Bourbone Philipp V., zum Alleinerben Spaniens ernannt wurde, kam es 1701 zum Spanischen Erbfolgekrieg. Diesmal schlug sich der Kurfürst auf die französische Seite (Bayerische Diversion im Spanischen Erbfolgekrieg). Als Generalstatthalter erlaubte er den französischen Truppen, die spanischen Festungen in den Niederlanden zu besetzen, und schloss ein Bündnis mit Frankreich. Kurze Zeit später kehrte er nach Bayern zurück. Obwohl Bayern damals gerade einmal 1,1 Millionen Einwohner hatte, unterhielt Max Emanuel eine Armee von 27.000 Mann. Max Emanuel versuchte vergeblich den Mainzer Erzbischof und Reichserzkanzler Lothar Franz von Schönborn für eine Neutralität des Reiches zu bewegen. Im Jahr 1702 versprach Ludwig XIV. Maximilian Emanuel bei einer Besetzung Bayerns zu entschädigen. Der Kurfürst drängte aber vergeblich auf ein Königreich aus der spanischen Erbmasse. Im Jahr 1702 ließ er die Stadt Ulm besetzen, um so die Verbindung Bayerns mit Frankreich zu sichern. Im folgenden Jahr wurde Neuburg an der Donau nach einer Belagerung eingenommen und danach Regensburg besetzt. Französische Truppen wurden nach Bayern entsandt, damit Maximilian Emanuel Tirol angreifen konnte. Das Ziel, bis Italien vorzustoßen, um sich dort mit den Franzosen unter Louis II. Joseph de Bourbon, duc de Vendôme zu vereinigen, scheiterte.
 
In Tirol stieß Maximilian Emanuel auch auf den Widerstand der Bevölkerung gegen eine bayerische Herrschaft. Dies zwang die Bayern zum Rückzug. Im September 1703 gewann Max Emanuel die Erste Schlacht bei Höchstädt mit den Franzosen unter Claude-Louis-Hector de Villars gegen die Kaiserliche Armee und Preußen. Es kam von verschiedener Seite zu Vermittlungsbemühen, auf die der Kurfürst aber nicht einging. Stattdessen nahm er Ende 1703 Augsburg und Anfang des nächsten Jahres Passau ein. Ein Winterfeldzug nach Oberösterreich zeitigte keine nennenswerten Erfolge. Bei neuerlichen Verhandlungen, vermittelt von Ludwig Wilhelm von Baden-Baden, machte Maximilian Emanuel einen Wechsel der Allianzen von einem Königstitel abhängig. Leopold I. ging darauf nicht ein. Im Juli 1704 verloren dann Max Emanuels Generale Maffei und Arco die Schlacht am Schellenberg. Durch diesen Sieg der Briten, Niederländer und Kaiserlichen über Bayern und die anschließende Einnahme Donauwörths wurde die Donaulinie durchbrochen und das Kurfürstentum Bayern dem Zugriff der Alliierten preisgegeben. Die Haager Große Allianz des Kaisers mit England und den Vereinigten Niederlanden bot nun mit Eugen von Savoyen und dem Herzog von Marlborough ihre besten Feldherren gegen Bayern und Frankreich auf. Am 13. August 1704 standen sich in der Zweiten Schlacht von Höchstädt über 100.000 Soldaten gegenüber, von denen rund 25.000 starben oder verwundet wurden. Frankreich und das verbündete Bayern verloren diese Schlacht. Der Kurfürst floh in die Niederlande. Bayern wurde von den Kaiserlichen besetzt.  
 
 
 
Links: Joseph Vivien: Kurfürst Max Emanuel von Bayern als Feldherr (1706; Münchner Residenz). Der Kurfürst ist mit Allongeperücke und im Harnisch, mit blauer bayerischer Schärpe und
Marschallsstab vor der Stadt Bergen zu sehen; der Page im Hintergrund ist wahrscheinlich sein filius illegitimus, der spätere Comte de Bavière.:
Rechts: Porträt des Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden-Baden, genannt der Türkenlouis (1655-1707)Museum_of_Military_History,_Vienna.htm
 
Einst Kampfgefährten gegen die Osmanen - dann Gegner im Spanischen Erbfolgekrieg: Maximilian II. Emanuel und Ludwig Wilhelm von Baden-Baden. Exemplarisches Beispiel: Die Schlacht bei Mohács (auch bekannt als Schlacht am Berg Harsány) im Jahre 1687 war eine Schlacht zwischen dem kaiserlichen Heer einerseits und dem Heer des Osmanischen Reiches andererseits während des Großen Türkenkrieges (1683–1699). Sie endete mit einem kaiserlichen Sieg, unter dessen Eindruck die ungarischen Stände auf dem Pressburger Reichstag die Erblichkeit der ungarischen Krone im Haus Habsburg anerkannten. In der Schlacht bei Mohács trug der von ihm zusammen mit Ludwig Wilhelm von Baden-Baden geführte rechte Flügel zum kaiserlichen Sieg entscheidend bei.
 
Zunächst wurde seiner Gemahlin Therese Kunigunde von Polen noch die Herrschaft über das Rentamt München überlassen, bevor auch hier die Habsburger 1705 unter Bruch des Vertrags von Ilbesheim die Verwaltung übernahmen. Gleichzeitig wurde am 16. Mai 1705 München von 3.200 Mann der kaiserlichen und pfälzischen Truppen besetzt. Leopold I. war am 5. Mai gestorben und sein Sohn Kaiser Joseph I. schlug sofort einen energischeren Kurs ein. Der Leidensdruck der Bevölkerung entlud sich in einem Aufstand, der 1705 in der Sendlinger Mordweihnacht sowie bei Aidenbach blutig niedergeschlagen wurde. Maximilian Emanuel kämpfte indessen weiter auf französischer Seite. Zusammen mit François de Neufville, duc de Villeroy verlor er 1706 die Schlacht bei Ramillies. Dies hatte zur Folge, dass Brüssel von den Alliierten besetzt werden konnten. Die Pläne, ihn im Zusammenhang mit dem Aufstand von Franz II. Rákóczi zum König von Ungarn zu machen, hatten keinen Erfolg.1706 wurde über Maximilian Emanuel und seinen Bruder Joseph Clemens, den Kölner Kurfürsten, die Reichsacht verhängt. Die Oberpfalz war derweil an Max Emanuels pfälzischen Vetter Johann Wilhelm gekommen, der auch die angesehenere (vierte) Kurwürde übernahm. Am 19. Oktober 1706 zog Maximilian Emanuel zusammen mit seiner Hofmusik dessen ungeachtet feierlich in Mons ein, um dort zu residieren. Es fanden sogar Bälle und Theateraufführungen statt, und zwar im großen Saal des Rathauses. Im Jahre 1708 führte Maximilian Emanuel noch einmal Truppen ins Rheinland, ohne dass dies einen nennenswerten Erfolg gehabt hätte. Danach bekam er von Ludwig XIV. kein Kommando mehr. Nachdem der größte Teil der spanischen Niederlande 1709 nach der Schlacht bei Malplaquet besetzt wurde, ging Maximilian Emanuel nach Frankreich. Nach einer kurzen Phase in Versailles wurde dem Kurfürsten das Schloss in Compiègne angewiesen. Es war angesichts der alliierten Besetzung eine bloße Geste, als ihn sein Neffe Philipp V. von Spanien 1711 zum Herrscher der spanischen Niederlande ernannte. Seine Herrschaft in der Gegend von Namur, Luxemburg, Charleroi und Nieuwpoort hing völlig von der französischen Hilfe ab.Mit der Gegenseite verhandelte er über einen Tausch Bayerns gegen die spanischen Niederlande. Dafür war er bereit, die Seiten zu wechseln. Diese Versuche scheiterten auch am Widerstand seines Bruders Joseph Clemens. Maximilian Emanuel hatte schon 1709 erfolglos versucht seine Ansprüche auf Bayern mit der Herrschaft über Mailand, Mantua und Sardinien mit den Habsburgern zu tauschen. Eine Wende kam erst 1711 nach dem plötzlichen Tode Kaiser Josephs I. in Gange, als der habsburgische Thronbewerber in Spanien als Karl VI. nun auch neuer Kaiser wurde. Damit war an Stelle einer französischen eine österreichische Hegemonie in Europa zu befürchten. Daher scherte England 1713 aus dem Bündnis der Haager Allianz des Kaisers aus und schloss Frieden mit Frankreich. Auch im Frieden von Utrecht plante Max Emanuel vergeblich, für den Verzicht auf Bayern, die Königreiche Sardinien und Sizilien zu erhalten. Die Franzosen setzten im Rastatter Frieden und im Frieden von Baden 1714 Max Emanuels Wiedereinsetzung als Kurfürst von Bayern durch. Seine Bemühungen, weitere Gebiete zu erhalten, scheiterten. .
 
 
 

Quelle: Karten und Skizzen aus der vaterländischen Geschichte der letzten 100 Jahre, Prof. E. Rothert Bagel, Düsseldorf, 1896.

 
Kriegsgeschehen im Spanischen Erbfolgekrieg 1704.
 
Nach der Restitution Kurfürst Max Emanuels leitet noch bis zur Rückkehr des Kurfürsten am 10. April 1715 dessen Obersthofmeister Graf Maximilian Johann Franz von Preysing als Direktor des Geheimen Rats die Geschicke des Kurfürstentums. Kurz nach seiner Rückkehr schloss Max Emanuel einen Subsidien- und Freundschaftsvertrag mit Frankreich ab. Erst nach dem Frieden von Baden sah Max Emanuel am 3. April 1715 in Schloss Lichtenberg bei Landsberg am Lech seine Ehefrau und Kinder wieder. Nach der Rückkehr Kurfürst Max Emanuels wird die Geheime Ratskanzlei 1715 wieder in der früheren Größe und personellen Ausstattung ausgebaut. Max Emanuel ernannte dann aber bis zum Ende seiner Regierung weder einen neuen Ratskanzler noch einen Vizekanzler des Geheimen Rats. Anders als unter seinem Vater wurde die Innen- und Wirtschaftspolitik weiterhin vernachlässigt. Das Augenmerk des Kurfürsten war weiter ganz auf Rangerhöhung und die dafür notwendigen Bündnisse ausgerichtet. Zuletzt hatten die beiden Vorgänger Max Emanuels, Maximilian I. und Ferdinand Maria, eine Kandidatur um die Kaiserwürde abgelehnt. Sie waren sich ihrer begrenzten Macht gegenüber dem unmittelbar benachbarten Österreich bewusst. Seit dem letzten Drittel des 17. Jahrhunderts wurde diese realistische Einschätzung der eigenen Möglichkeiten jedoch zunehmend von der Befürchtung verdrängt, gegenüber anderen Häusern im Reich ins Hintertreffen zu geraten. Hatten doch die Wettiner, die Hohenzollern sowie die Welfen 1697, 1701 und 1714 jeweils Königskronen errungen.Trotz seines Bündnisses mit Frankreich bemühte sich der Kurfürst um eine Verständigung mit Kaiser Karl VI. Er stellte 1717 bayerische Truppen für den Türkenkrieg zur Verfügung. Damit verband er auch die Absicht, von den zu erwartenden Erbfolgestreitigkeiten in Österreich nach dem Tod des Kaisers zu profitieren. Diesem Ziel diente auch die Heirat des bayerischen Kurprinzen Karl Albrecht mit Maria Amalia von Österreich. Die Anerkennung der Pragmatischen Sanktion und der Erbverzicht der Erzherzogin waren für ihn dabei nebensächlich. Den Einfluss der Wittelsbacher im Reich stärkte er, indem er maßgeblich dazu beitrug, dass sein Sohn Clemens August von Bayern gleich mehrere Bischofssitze einnehmen konnte. Darunter war auch das Erzbistum Köln mit der dazu gehörigen Kurstimme. Ebenfalls mehrere Bischofssitze nahm Johann Theodor von Bayern ein. Mit der Wittelsbacher Hausunion von 1724 konnte der innerfamiliäre Streit insbesondere mit der in der Kurpfalz regierenden Linie von Kurfürst Karl III. Philipp beigelegt werden. Darin eingeschlossen waren ebenfalls die geistlichen Wittelsbacher Fürsten, so auch Kurfürst Franz Ludwig. Im Rahmen der Wittelsbachischen Hausunion kam es endlich zu einem Vergleich in der lange umstrittenen Vikariatsfrage, der vorsah, dass Bayern und die Pfalz künftig gemeinsam das rheinische Vikariat ausüben sollten. Es war Max Emanuel in der zweiten Herrschaftszeit ein Anliegen, seine politische Isolation aus der Zeit des spanischen Erbfolgekrieges im Reich zu überwinden. Allerdings wurde das Land trotz aller Bemühungen von hohen Schulden belastet." Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Maximilian_II._Emanuel_(Bayern)
 
 
 

Quelle: Karten und Skizzen aus der vaterländischen Geschichte der letzten 100 Jahre, Prof. E. Rothert Bagel, Düsseldorf, 1896.

 
Kriegsgeschehen im Spanischen Erbfolgekrieg 1708/1709.
 
"Nachdem der Kurfürst von Bayern am 9. September die Reichsstadt Ulm eingenommen hatte, strebte er nach der Vereinigung mit den französischen Verbündeten. Am 15. September 1702 brach Generalfeldmarschall Johann Baptist von Arco mit einem Corps nach Westen auf, während seine Hauptmacht bei Ulm verblieb. Da seine Boten an Marschall Catinat abgefangen wurden, bestand keine Kommunikation zwischen den Verbündeten. Um den 17. September erreichten Reiterabteilungen Tuttlingen. Nachdem keine Verbindung mit Franzosen zustande kam, zog Max Emanuel das Corps Arco wieder zu sich und belagerte Memmingen. Am 16. Oktober wandte er sich gegen Norden Richtung Günzburg. Nachdem er von Villars Rheinüberquerung bei Friedlingen hörte, marschierte er wieder die Donau aufwärts, wo er am 25. Oktober Ehingen erreichte. Von dort sandte er eine Reiterabteilung (ca. 1500 Mann) nach Waldshut, um Kontakt mit Villars aufzunehmen. Gegen Ende Oktober hatte Villars immer noch seinen Brückenkopf bei Friedlingen, der Markgraf hatte nördlich Stellungen bei Staufen (ca. 40 km Luftlinie bis Friedlingen) bezogen, und die Bayern hatten von Waldshut aus nur ca. 50 km Luftlinie bis Friedlingen – zwischen ihnen und Villars gab es keine nennenswerten Reichstruppen. Da Max Emanuel zu dieser Zeit aber auch Geheimdiplomatie mit dem Kaiser betrieb, wurde die Vereinigung nicht wirklich gesucht, sie „scheiterte an der Ungunst der Verhältnisse, beiderseitigen Missverständnissen, und dem diplomatischen Doppelspiel des Kurfürsten.“ Das dynastische Ränkespiel des Hauses Wittelsbach hatte viel Leid über das badische Oberland gebracht, ohne dies hätte sich der Krieg vermutlich auf die Niederlande und Italien konzentriert." Quelle:https://de. wikipedia .org/wiki/Schlacht_bei_Friedlingen
 
 
Zeitgenössische Darstellung der Festung Hüningen mit rechtsrheinischem Brückenkopf.
 

 

Die Schlacht bei Friedlingen am 14. Oktober 1702
 
"Die Schlacht bei Friedlingen war eine Schlacht des Spanischen Erbfolgekrieges. Sie fand am 14. Oktober 1702 im Dreiländereck vor den Toren von Basel und ca. 60 km südlich von Freiburg im Breisgau statt. Das Kampffeld erstreckte sich auf Friedlingen, Weil, Haltingen (heute alle Ortsteile von Weil am Rhein) und Tüllingen (heute ein Stadtteil von Lörrach). Das Gefecht fand teilweise in einem Wald, dem sogenannten Käferholz statt, weshalb in der lokalen Geschichte auch von der Schlacht am Käferholz gesprochen wird. Vereinzelt findet sich auch der Begriff Schlacht bei Hüningen. In der historischen Literatur hat sich jedoch international der Begriff Schlacht bei Friedlingen durchgesetzt.
 
Das Heilige Römische Reich trat mit der Reichsarmee erst am 30. September 1702 auf Seiten des Kaisers in den Krieg ein. Kurfürst Max Emanuel von Bayern (siehe Bayerische Diversion im Spanischen Erbfolgekrieg) und der Erzbischof von Köln, ein Bruder des bayerischen Kurfürsten unterstützten hingegen den französischen König. Bereits am 9. September hatte die Reichsarmee unter Reichsgeneralfeldmarschall Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden-Baden (Türkenlouis) die bisher französische Festung Landau erobert. Danach wandte sich Ludwig Wilhelm nach Süden, um die französische Armee an einer Vereinigung mit den bayerischen Truppen zu hindern.
 
„Nachdem im Sommer des Jahres 1702 die französische Festung Landau durch eine Reichsarmee unter dem Markgrafen Ludwig Wilhelm belagert wurde und der französische Marschall Catinat mit seinen Entsatztruppen nicht vorankam, entschied Ludwig XIV. am Oberrhein eine weitere Front zur Entlastung von Landau zu eröffnen. Maréchal de camp Villars wurde mit der Ordre entsandt, den Rhein bei Hüningen zu überschreiten, um so einerseits Reichstruppen von Landau abzuziehen und andererseits eine Vereinigung mit den bayerischen Alliierten herbeizuführen. Villars und seine Armee erreichten Hüningen jedoch erst am 28./30. September 1702, als Landau bereits gefallen war. Bereits einige Wochen zuvor hatte Frankreich begonnen, die nach dem Frieden von Rijswijk (mangelhaft) geschleifte Festung Hüningen wieder aufzubauen. Villars legte sofort 2 000 Mann in die Ruinen und ließ eine Schiffsbrücke über den Rhein bis zur Schusterinsel legen, wo er auch Artillerie stationierte. Bereits in der Nacht vom 1. auf den 2. Oktober erfolgte ein erster Versuch, unter dem Schutz dieser Kanonen und jener der Festung am französischen Ufer eine weitere Schiffsbrücke von der Insel an das deutsche Ufer (20 Meter) zu erstellen. Während dieser erste Versuch noch durch die Reichstruppen unter Graf Karl Egon von Fürstenberg abgewehrt werden konnte, erfolgte der Brückenschlag noch während des 2. Oktober, da die Reichstruppen ihre Stellungen wegen des starken französischen Geschützfeuers nicht halten konnten; Villars konnte auch am deutschen Ufer einen Brückenkopf befestigen. Graf Fürstenberg war mit seinen Truppen am 30. September bei Friedlingen angekommen, Markgraf Ludwig Wilhelm folgte am 4. Oktober – zu spät um den Brückenschlag zu verhindern. Bis zum 12. Oktober lieferten sich nun die nahe beieinander liegenden Armeen fruchtlose Artillerieduelle.
 

 In der Nacht vom 12. auf den 13. Oktober 1702 setzten französische Truppen unter Maréchal de camp de Laubanie bei Neuenburg in Weidlingen über den Rhein und überrumpelten die kaiserlichen Truppen in der Stadt. Markgraf Ludwig Wilhelm schrieb die Einnahme Neuenburgs der mangelhaften Vorbereitung der Verteidigung durch den Grafen Johann Philipp von Arco zu. Villars verstärkte seine Truppen in Neuenburg, sandte von Hüningen Pontons flussabwärts um eine Brücke bei Neuenburg zu bauen und dirigierte die bereits angeforderte Verstärkung, die Marschall Catinat unter Maréchal de camp de Guiscard an den Oberrhein schickte, nach Neuenburg. Villars hatte damit am Oberrhein auf einer Strecke von 30 Kilometern zwei Brückenköpfe und hätte bei Ankunft seiner Verstärkung die Reichsarmee in diesem Abschnitt von Norden und Süden angreifen können, während allenfalls aus dem Osten noch die bayerischen Alliierten erwartet wurden. Villars und Ludwig Wilhelm schätzten diesbezüglich die Lage gleich ein und der Markgraf zog deshalb seine Truppen vom Hochgestade bei Friedlingen nach Norden ab.

 
 
 
Fotos Copyright Werner Störk, ehemals Sammlung AG Minifossi, heute: Dauerausstellung Städt. Museum Schopfheim.
 
Oberflächenfunde in Folge eines Hangrutsches am Käferholz (1): originale Kanonenkugeln (darunter 12- und 24-Pfünder) der Schlacht von 1702.
 
Villars hatte bereits den Vormarsch über den Rhein auf die Nacht vom 13. auf Samstag, den 14. Oktober geplant und große Teile seiner Truppen bereits auf der Schusterinsel (im Rhein zwischen Hüningen und Friedlingen) bereitgestellt, wobei sie auch schweizerisches Gebiet nutzten. Als die Franzosen am frühen Morgen des 14. Oktober den Abzug der Reichstruppen feststellten, gab Villars sogleich den Befehl auf das Rechte Rheinufer vorzurücken. Um keine Zeit mit der Erstürmung des befestigten Schlosses Friedlingen und der nahebei liegenden Sternschanze zu verlieren, umgingen seine Truppen diese Befestigungen und rückten durch einen Wald (Nonnenholz) gegen das Dorf Weil vor um von dort die Tüllinger Höhe zu gewinnen. Die Nachhut (Arriergarde) der Reichsarmee unter Oberst Graf Mercy meldete um acht Uhr dem Markgrafen, dass die französischen Truppen in Massen auf dem deutschen Rheinufer ausschwärmen. Die Reichsarmee hatte auf ihrem Marsch nach Norden erst die Kander erreicht und teilweise überquert. Der Markgraf wollte von den folgenden französischen Truppen nicht im Marsch attackiert werden und befahl augenblicklich eine Kehrtwendung zurück nach Süden. Die Kavallerie wurde Richtung Haltingen in Marsch gesetzt, während die Masse der Infanterie über Ötlingen den Tüllinger Berg erstieg und durch das Käferholz nach Süden vorrückte, da auch Villars seine Kavallerie in der Ebene vor Haltingen konzentrierte und die Masse seiner Infanterie über Weil und Tüllingen auf den Tüllinger Berg vor und von Süden in das Käferholz einrückte. Gegen 10 Uhr waren die Positionen bezogen und es entstand eine fast einstündige Pause während der beide Seiten in einer Entfernung von ca. 1 500 Schritt sich auf die Schlacht vorbereiteten ohne einen Schuss abzugeben.
 
Gegen 11 Uhr begann der Markgraf mit Kanonenfeuer die Kampfhandlungen – es war ein sonniger Herbsttag. Das Gefecht begann im Käferholz, wo Villars zunächst selbst den Angriff leitete. Die Reichstruppen wurden nach Norden aus dem Wald gedrängt. Als nacheilende französische Verbände von deutschen Reservetruppen zurückgeschlagen wurden, verbreiteten sie Panik in den eigenen Reihen und Villars konnte die Truppen erst am Südende des Waldes wieder sammeln. Währenddessen attackierte die zahlenmäßig überlegene Kavallerie der Reichsarmee die französische Kavallerie unter Maréchal de camp Magnac in der Ebene mit Karabinerbeschuss, wobei sie sich durch die enge Formation selbst behinderten. Die Franzosen galoppierten mit gezogenem Säbel in die deutschen Reihen, die weiter in Unordnung gerieten und das eigene zweite Treffen behinderten. Nachdem es der französischen Artillerie noch gelang in das entstandene Chaos der deutschen Reiterei zu feuern, lösten sich deren Reihen auf und die Flucht ging über die Kander Richtung Efringen-Kirchen. Die französischen Verfolger wurden durch den Beschuss der in den Rebbergen liegenden Infanteriereserve aufgehalten. Villars verließ nun seine Infanterie und kehrte in die Ebene zur Kavallerie zurück.
 
 
 
Fotos Copyright Werner Störk, ehemals Sammlung AG Minifossi, heute: Dauerausstellung Städt. Museum Schopfheim. 
 
Oberflächenfunde in Folge eines Hangrutsches am Käferholz (2): originale Kugeln (links: "Treffer") der Schlacht von 1702
.
 
 
Die Reichstruppen griffen nun auf dem Tüllinger Berg nochmals an. Durch das Käferholz kam die Masse der Infanterie zurück und griff frontal an, während weitere Infanterie durch die Rebberge die Franzosen auf der linken Flanke angriff und kleinere Kavallerieabteilungen unter Graf Prosper von Fürstenberg die rechte Flanke attackierten. Dadurch geriet nun die gesamte – bereits demoralisierte und weitgehend führerlose - französische Infanterie auf dem Tüllinger Berg in Panik und flüchtete unter hohen Verlusten die steilen Rebberge hinunter nach Weil und in die Ebene, wo die Reste sich im Schutz der Kavallerie und der Reserven auf die Schusterinsel zurückzogen – Teile der Truppen warfen auch ihre Waffen weg und flüchteten in die Schweiz. Die Reichsarmee hielt den Tüllinger Berg noch weitere fünf Stunden besetzt und setzte dann die in der Nacht vom 13. auf 14. Oktober begonnene Verschiebung nach Norden – in den Raum Staufen im Breisgau – fort.
 
Am Ende der Schlacht gab es keinen klaren Sieger. Eine Vereinigung der französischen Truppen mit den Bayern konnte jedoch für das erste Kriegsjahr verhindert werden. Doch auch der Markgraf erlitt schwere Verluste, so zählte die habsburgische Seite 335 Tote und 742 Verwundete in ihren Reihen, die Franzosen erlitten 1703 Tote und 2601 Verwundete. Nach dem Abzug der Reichsarmee nahm Villars am 15. Oktober Schloss Friedlingen und die Sternschanze ein und zerstörte beide. Das Markgräflerland wurde der Plünderung preisgegeben. Unter der Zivilbevölkerung gab es viel Leid, in Weil am Rhein kam es zu großen Schäden in Höhe von 447.662 Gulden, aber auch viele angrenzende Dörfer erlitten große Schäden.“ Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_bei_Friedlingen
 
 
 

Quelle: Karten und Skizzen aus der vaterländischen Geschichte der letzten 100 Jahre, Prof. E. Rothert Bagel, Düsseldorf, 1896.

Kriegsgeschehen im Spanischen Erbfolgekrieg 1702/1703.
 
 
Auf der Suche nach den regionalen missing links im Raum Zell - Mambach - Häg-Ehrsberg.
 
 
 
       
Vorderhag & Hinterhag
Teil 1
Vorderhag & Hinterhag
Teil 2
Sonderfall Maria Frieden (1)
- Scheibenackerköpfle -
Sonderfall Maria Frieden (2)
- Scheibenackerköpfle - 
 
 
 
 
Sonderseiten zum Thema Südabschnitt der Vorderen Linie
 
Grendel- Schanze
südlich Zell i. W.
Schanze Hebelhöhe
nördlich Raitbach
Ruine Bärenfels
nördlich Wehr
Wallmauer & Redoutes
Bergalingen - Hütten
       
       
Missing links 1
Suche im Großen Wiesental 
Missing links 2
Suche bei Hasel & Gersbach
 
"Natürliche" Defension
 Ober-Blauen bei Zell
Defension Zeller Blauen
Zell im Wiesental
 
Interessante Web-Seiten ergänzen die bereits dokumentierten Fakten:
Der "Fall Raitbach" (2012/2013).
Die Holderschanze auf dem Holderkopf.
Einzigartige bastionierte Polygonalschanze:
Die Sternschanze von Neuenweg/Böllen 

Walderdbeer-Anbau im Hochmittelalter
Hangterrasssen am Tannenkopf.
Die Signalfeuer-Station am Tannenkopf
Die Redan-Anlagen auf dem Wolfsacker.
Schönau & Schönenbuchen:
Schanzen, Letzinen und Kapelle
   
Als Diskussionsgrundlage sowie presserechtlich gilt immer nur die aktualisierte Webseite: 17.08.2022. 
Hinweis:  Sollten Sie über eine Suchmaschine auf diese Website als Einzelseite gekommen sein, so haben Sie hier die Möglichkeit - trotz fehlendem 
Left-Frame - wieder direkt auf unsere Titel-Seite zu gelangen.
   
Zurück zur Titelseite