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Sonderseiten im Rahmen der WEA-Windpark-Diskussion Zeller Blauen - Neuenweg  
 
Nach über 700 Jahren wiederentdeckt? Viele Indizien sprechen dafür!
 

Die spätmittelalterliche Wüstung Gebinbach

 
Zeugnis hochmittelalterlicher Erstbesiedlung im Kleinen Wiesental.
 

Werner Störk Copyright © 2020

 

André Hönig, Leiter der Redaktion Schopfheim/Wiesental der Badische Zeitung, hat sich in der neuen BZ-Serie „Spurensuche – Wiesentäler Orte und ihre Geschichte(n)“ auch mit Gebinbach auseinandergesetzt (Button anklicken).

 
 
 
BZ-Serie „Spurensuche – Wiesentäler Orte und ihre Geschichte(n)“ vom 22.04.2020
 

Im Vorfeld begegnete mir die Wüstung Beginbach erstmals im Zusammenhang mit den Forschungsarbeiten zur Wüstung Steinihöff (mit der historischen Silber-Bleierz-Grube am benachbarten Spitzkopf) südlich von Neuenweg sowie dem Schloßboden nördlich vom Neuenweger Eck. Weitere wertvolle Erfahrungen mit noch nicht gelösten und jahrhundertealten historischen Rätseln sammelte ich mit unserem Projekt Schatzstein von Todtnauberg“, dem legendären Kreuz- oder Scheibenfelsen südlich von Todtnauberg. Wichtige Impulse gaben die Untersuchungsprojekte rund um den Paßübergang Wolfsacker und den nahen Tannenkopf bei Elbenschwand. Mein besonderer Dank gilt in diesem Zusammenhang Rüdiger Motzke (Bürchau), der in seiner Freizeit sehr wichtige Geländevorerkundungen durchführte, ohne die auch es keine aktuelle Teillösung für das Rätsel Gebinbach gegeben hätte.

 
 
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 
 
Elbenschwand-Hinterdorf in Blickrichtung Westen.
 
 
 
 
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020  
 
Elbenschwand-Hinterdorf mit Dobel/Tobel (Pfeil)
 
 
 
 
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020   
 
Elbenschwand-Hinterdorf mit Dobel/Tobel
 
 
 
Quelle: © Google Maps, Bilder © 2019 DigitalGlobe, Kartendaten © 2018 GeoBasis-DE/BKG (© 2009), Google ©  2017, Grafik © Werner Störk 2020     
 
 
 
Quelle: © Google Maps, Bilder © 2019 DigitalGlobe, Kartendaten © 2018 GeoBasis-DE/BKG (© 2009), Google ©  2017, Grafik © Werner Störk 2020      
 
Entsprechend der archäologischen Fundsituation die hier vermutete Lage von Gebinbach 
 
 
Gebinbach (Direktlink) – Wüstung, Regionalauswahl: Baden-Württemberg, Freiburg [Regierungsbezirk], Hochrhein-Bodensee [Region], Lörrach [Landkreis] Kleines Wiesental, Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon, Typ: Wüstung. Liegt auf Gemarkung: Elbenschwand, Ersterwähnung: 1278 Ortsgeschichte. Geschichte: Von Personenname, 1278 genannter Weiler, vermutlich an der Gemarkungsgrenze gegen Bürchau. GND-ID: 7819241-9 (Recherche am 17.03.2020) Quelle: Gebinbach im leo-bw Landesarchiv Baden-Württemberg:
Wüstungen im Kleinen Wiesental: Altwaldeck, Burgacker, Gebinbach, Rotenberg, Schweighof, Sitliburg, Steiningen und Waldeck
Quelle: https://www.leo-bw.de/web/guest/detail-gis/-/Detail/details/ORT/labw_ortslexikon/15197/Kleines+Wiesental

„In dem Kartogramm auf S. 10 hebt sich in einem Raum mit mittlerem bis starken Wüstungsanfall der Schwarzwald als ein Gebiet mit nur „unbedeutenden“ Ortschaftsverlusten ab. Als Beispiel mag der Kreis Lörrach dienen, der zu einem Drittel aus Schwarzwaldfläche besteht und in diesem Teil des Kreise nur vier Ortswüstungen, in den übrigen zwei Dritteln des Kreises etwas 50 Wüstungen aufweist. Doch sollte auch Gothein’s Urteil beachtet werden, daß der Schwarzwald, der nie mehr so dicht mit Höfen besetzt war wie am Anfang des 14. Jahrhunderts, im folgenden Jahrhundert „eine merkwürdige Entvölkerung“ zeigt: In allen Tälern waren wüste Hofstätten zu finden, die teileweise schon wieder dem Walde verfallen waren.“ Quelle: Quellen und Forschungen zur Agrargeschichte, begründet von GÜNTHER FRANZ und FRIEDRICH LÜTGE, herausgegeben von Professor Dr. Dr. hc. WILHELM ABEL, Göttingen und Professor Dr. GÜNTHER FRANZ, Stuttgart Hohenheim, Band 1: Die Wüstungen des ausgehenden Mittelalters, S. 13.

Hinweis auf OrtV.l C2 Gebinbach (Elbenschwand) LÖ Wüstung IV.23 AI  im ORTSREGISTER ZUM KARTENTEIL vom HISTORISCHER ATLAS VON BADEN-WÜRTTEMBERG. Herausgegeben von der Kommission für geschicht. Landeskunde in Baden-Württemberg in Verbindung mit dem Landesvermessungsamt Baden-Württemberg unter Mitwirkung zahlreicher Fachgelehrter, ORTSREGISTER ZUM KARTENTEIL von GERHARD BORAWSKI,  STUTTGART 1988. Historischer Atlas von Baden-Württemberg Ortsregister zum Kartenteil, 1988, ISBN 3-921201-12-8 Druck: Offizin Chr. Scheufeie, Stuttgart.

Übersicht in leo-bw Ortslexikon (siehe Quelle): Regionalauswahl, Baden-Württemberg, Freiburg [Regierungsbezirk], Hochrhein-Bodensee [Region], Lörrach [Landkreis], Kleines Wiesental, Typauswahl Ortsteil. Historisches Ortslexikon,  Typ: Teilort, Ersterwähnung: 1278 , Ortsgeschichte, Ortslage und Siedlung bis 1970): Die Gemarkung Elbenschwand hat Anteil an den Naturräumen Kleinwiesentäler Mulde und Köhlgartenmassiv-Hochblauenkamm. Ihr Landschaftsbild wird geprägt von auf Braunerden bzw. skelettreichen flachgründigen Rohböden stockendem Tieflagen-Buchenwald und ab etwa 800 m von artenarmem Tannenmischwald und an flachen Hängen, auf Verebnungen und in Mulden von Weiden und Wiesen. Weiler, Hofgruppen und Einzelhöfe in Tallage und auf Hangverflachungen hoch über dem Kleinen Wiesental am Nordwesthang des Zeller Blauen prägen das Siedlungsbild. Historische Namensformen: Elbiswande 1278, Elmiswand 1364. Geschichte:1278 Elbiswande, 1364 Elmiswand, Rodung von Eichen oder Ulmen. Kloster St. Blasien erhielt hier durch die Herren von Rotenberg Besitz. Von diesen kam die Ortsherrschaft bzw. Vogtei offenbar über die Herren von Rötteln 1315 an die Mgfscht Hachberg-Sausenberg. Seitdem gehörte Elbenschwand zur Landgrafschaft Sausenberg, Vogtei Tegernau, kam 1809 zum Amt Schopfheim, 1936/39 zum Landkreis Lörrach. Zum 1.1.2009 Zusammenschluss mit Bürchau, Neuenweg, Raich, Sallneck, Tegernau, Wies und Wieslet zur neuen Gemeinde Kleines Wiesental. Kirche und Religion. Kirchliche Zugehörigkeit seit jeher zur Pfarrei Tegernau. Die Katholiken sind nach Hausen im Wiesental eingepfarrt.
Quelle:
https://www.leo-bw.de/web/guest/detail-gis/-/Detail/details/ORT/labw_ortslexikon/15205/Elbenschwand+-+Altgemeinde~Teilort
Kleines Wiesental: Das Gemeindegebiet, das den Einzugsbereich der Köhlgartenwiese und weithin den Lauf der Kleinen Wiese umfasst, wird maßgeblich durch die Kleinwiesentäler Mulde bestimmt, einer weitgespannten Einsenkung im südlichen Hochschwarzwald. Malsburg Granit im Westen und ein schmaler Streifen Mambacher Granit im Osten bilden den Untergrund, den eine dichte Schar an Porphyrgängen durchzieht. Im Verbund mit einem engmaschigen Gewässernetz sorgen sie für ein unruhiges, in Kuppen, Sporne, Rücken und Wannen aufgelöstes Gelände. Letztere sind die bevorzugten Siedlungsplätze. Die Täler selbst bieten hierfür nur an wenigen Stellen Platz. Tief hat sich insbesondere die Wiese mit Engstellen und Weitungen in das Gestein eingekerbt. Lediglich im nördlichen Bereich, wo auf Gemarkung Neuenweg die leichter ausräumbaren Karbonkonglomerate der Zone von Badenweiler-Lenzkirch anstehen, werden die Täler breiter. Hierzu hat auch die würmeiszeitliche Vergletscherung beigetragen. Zu deren besonderen Hinterlassenschaften ist neben dem Belchengipfel nicht zuletzt das Kar des Nonnenmattweihers zu zählen, dessen Bildung wohl maßgeblich auf anhaltende Lawinenzufuhr zurückgeht. Quelle: https://www.leo-bw.de/web/guest/detail-gis/-/Detail/details/ORT/labw_ortslexikon/15197/Kleines+Wiesenta
 
 
 
 Ausschnitt aus der DG 1:5000 Elbenschwand
 
DG 1:5000: Mit der DG 1:5000 arbeite ich besonders gerne, da sie in einer sonst nicht mehr angebotenen Form auch die Flur- und Gewannnamen aufgenommen hat, die in anderen Kartenwerken auf Grund des Maßstabes nicht mehr vorhanden sind. Für den früheren badischen Landesteil liegt sie als die Deutsche Grundkarte 1:5000 vor. Sie enthält eine nahezu grundrisstreue Darstellung der bedeutsamen topographischen Objekte und die Flurstücksgrenzen; die Geländeformen sind durch Höhenlinien und Höhenpunkte wiedergegeben. Regelmäßige Abgabe durch das Landesvermessungsamt Baden-Württemberg bis etwa 1995 Fortführung  der DGK 5 seit 1998 eingestellt. Für die Ermittlung der Blatteinteilung der DGK5 steht ein Geodatendienst (WMS und WFS) zur Verfügung (OpenData siehe: WMS oder WFS LGL-BW Deutsche Grundkarte 1:5000 Rahmengitter).
 
 
 
 Quelle GEOPORTAL BW Grafil © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 (Direktlink auf Grafik)   
 
Die heutige Flureinteilung - sie orientiert sich bei den Gewannen des hier vermuteteten Gebinbachs exakt an den historischen Spuren.
 
 
 
 
 Quelle GEOPORTAL BW Grafil © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 (Direktlink auf Grafik) Grafikeintrag © Werner Störk 2020.
 
Das Fundgebiet erstreckt sich über zwei heutige Flurstücke, wobei sich die Flurstruktur von 310 mit insgesamt 5.200 Quadratmetern exakt, also deckungsgleich, an den sich im Gelände befindlichen Objekten orientiert. So liegt auf der Westseite der Flurgrenze die  mit 165 Meter Länge beeindruckende "Zyklopenmauer" (1), während die Ostseite des Gewann auch mit einer dortige Mauer von 75 Metern (2) begrenzt wird. Die "Zyklopenmauer" 1 läuft auf der ganzen Strecke durch das Gewann genau am Bach entlang. Man kann davon ausgehen, dass der vermutliche Wohnplatz am südwestlichen Endpunkt des Gewanns lag. Auch davon, dass es anfänglich noch kein Weiler, sondern  möglicherweise  eher ein Einzelgehöft als Wohnplatz oder Hofstelle war (und nicht über diese Status hinauskam)..Die dritte große Mauer begrenzt das Gesamtgewann (siehe nächste Übersicht unten) nach Osten auf einer Länge von 90 Metern.
 
 
 
 
 Quelle GEOPORTAL BW Grafil © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 (Direktlink auf Grafik) Grafikeintrag © Werner Störk 2020.
 
Diese Ansicht zeigt nun das Gesamtgewann (rot) aus der Zusammenführung von Grundstück 310 (hellgrün)  und 308 mit insgesamt rund 27.500 Quadratmetern. Dabei wird deutlich, dass die beeindruckenden Mauerwerke (weiß) aus Natursteinen des Blockmeeres  sich als Gewanngrenzlinien bestätigen. Da es die einzigen massiven Befestigungen sind, kann man auch darin ein Indiz sehen, dass dieser Bereich an einen Hof gekoppelt sein musste, der in unmittelbare Nähe lag und nicht zu einem der anderen Weiler gehörte. Die massive territoriale Abgrenzung bestätigt den eigenständigen Sonderstatus des hier vermuteten Gebinbach oberhalb des Hauptweilers. Die großen Hangterrassen (orange) wurde teilweise in die neue Flureinteilung mit aufgenommen (unterer Pfeil). Der obere Pfeil markiert den Hang, an dem sich rund 150 Meter lange Hangterrassen befinden.
 
 
 
Quelle/Sammlung: Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe https://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-46801https://www2.landesarchiv-bw.de/
 
Gemarkungsplan „Elbenschwand (Kleines Wiesental LÖ) und Holl-Langensee“ aus dem Jahr 1891.mit Gewann "Dobel"
 
 
 

Quelle: Bilder © Google Kartendaten © 2020 GeoBasisDE/BKO © 2009 Deutschland https://www.google.de/maps/@47.7472411,7.8416415,177m/data=!3m1!1e3

 
Die großen Baumkronen bilden den Mauerverlauf (unten gelb) auch aus der Vogelperspektive sehr gut ab.
 
 
 

Quelle: Bilder © Google Kartendaten © 2020 GeoBasisDE/BKO © 2009 Deutschland https://www.google.de/maps/@47.7472411,7.8416415,177m/data=!3m1!1e3 Grafikeintrag © Werner Störk 2020.

 
 
 
 
 Quelle GEOPORTAL BW Grafil © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 (Direktlink auf Grafik) Grafikeintrag © Werner Störk 2020.
 
Alle in Frage kommenden Standorte des Wohnplatzes oder der Hofstelle (Kreis) liegen unterhalb des Quellhorizontes und einer der Bäche lief direkt am Haus vorbei.
 

Was war von Gebinbach bislang bekannt?

Blicken wir zunächst auf jene Epoche, in der Gebinbach entstand. Einen ersten Hinweis gibt 1887 ein Artikel in der Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, herausgegeben von der Badischen historischen Kommission. Neue Folge. Band II. Freiburg i. B. 1887. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr. Ztschr. II, 496. Hier wird Gebinbach in der Schenkung von Dietrieha v. Rotenberg für das Hochstift Basel im Jahre 1278 erstmals konkret benannt: “...das güt ze Elbiswande, ze Qehinbaeh, ze Birehowe unde ze dem niuwen wege“. Mit dem Zusatz „Elbenschwand, Birchau u. Neuenweg sind noch als Orte im kleinen Wiesenthal vorhanden, Gebinbach ist verschollen.“

In seinen „Studien zur spätmittelalterlichen Agrarverfassung im Oberrheingebiet“ erwähnt OTT, HUGO (1970): „Wie oben schon kurz angedeutet wurde, ist der weitere Ausbau des Schwarzwaldes, den die Propstei Weitenau getragen hat, parallel zu sehen mit dem Landesausbau, den die Herren von Rötteln und ihre Nebenlinie, die Herren von Rotenberg geleistet haben. Der Stammsitz der Rotenberger ist bei Wieselt, also im Tal der Kleinen Wiese. In diesem Gebiet und vor allem längs des Tales ist der Einfluss dieses Geschlechts deutlich zu sehen. TH. MAYER hat mit Recht eine Urkunde von 1278, in der Adelheid von Rotenberg ihr „gemenchentze unde lipgedingdes“ an St. Blasien aufgibt unter der Bedingung, dass St. Blasien den großen Komplex von Gütern ihr, ihrem Mann und einer Anzahl verwandter Adliger in Erbleihe gegen Wachszins austue... unter siedlungsgeschichtlichen Aspekten ausgewertet. Auch in diesem Zusammenhang soll die Urkunde nur siedlungsgeschichtlich ausgewertet werden. St. Blasien erhielt damals Besitz in Tegernau, Holl, Holl-Langensee, Hohenegg, „ze Eich“ (lag wie aus anderen Grenzbeschreibungen hervorgeht auf Gemarkung Raich), „ze Graeselingen“, Elbenschwand, „Gebinbach“ (nachgewiesene Wüstung auf Gemarkung Elbenschwand bzw. Bürchau), Bürchau, Neuenweg – die Urkunde fasst zu den letztgenannten drei Orten mit einer wichtigen Pertinenzbestimmung zusammen...“.(red. Anmerkung Pertinenz bedeutet Zusammengehörigkeit, Zugehörigkeit).Quelle: OTT, HUGO (1970): „Studien zur Studien zur spätmittelalterlichen Agrarverfassung im Oberrheingebiet“ Reihe: Quellen und Forschungen zur Agrargeschichte Band 2

 
 
 
 Quelle GEOPORTAL BW Grafil © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 (Direktlink auf Grafik) Grafikeintrag © Werner Störk 2020. 
 
Das Bürgele östlich von Enkenstein (LiDAR unten)
 
 
 
 Quelle LiDAR-GEOPORTAL BW (Direktlink)   
 

"Das Bürgle, auch Burg Enkenstein genannt, ist eine abgegangene Spornburg nahe Enkenstein, einem Ortsteil von Schopfheim im Landkreis Lörrach in Baden-Württemberg. Die Burg wurde früher als ein Vorposten der Burg Rotenburg gezählt. Es handelte sich wohl doch eher um eine eigenständige kleine Burganlage auf einem bewaldeten 478 m ü. NN hohen Bergkopf, dem Schlossberg. Über diese kleine Burganlage ist bis heute nur sehr wenig bekannt, historische Belege fehlen ebenfalls völlig. Der Name der Burg hat sich wohl im 1392 erstmals erwähnten Enkenstein erhalten, bei dem es sich vermutlich um den ehemaligen Burgweiler handelt. Früher gehörte der Ort zur Vogtei Tegernau, und später zur Vogtei Langenau, und war Teil der Landgrafschaft Sausenburg. Eine Adelsfamilie von Enkenstein ist nicht nachweisbar, es wurden nur Personen ab dem, an dem oder uff dem En(g)kenstein erwähnt, was die Vermutung eines Burgnamens aber noch unterstreicht. Enkenstein kam in den Besitz der Röttler Seitenlinie derer von Rotenberg, dann an das Kloster Sankt Blasien.. Im Jahr 2007 wurde bei einer Begehung Bruchstücke von Mauerquadern, die teilweise noch Spuren von Mauermörtel zeigen, gefunden. Der Burgstall zeigt noch einen kleinen Graben, der erst bei genauerem Hinsehen zu erkennen ist." Quelle: https://dewiki.de/Lexikon/B%C3%BCrgle_(Enkenstein)

 
 
 
 
 Quelle LiDAR-GEOPORTAL BW (Direktlink)   
 
Die Rotenburg auf dem Schlossberg  zwischen Niedertegernau und Wieslet in der Gemeinde Kleines Wiesental.
 
 
Grundwissen: die Rotenburg, Herren von Rotenburg und die Herren von Rötteln

"Die Burgruine Rotenburg ist die Ruine einer Höhenburg auf einem steilen, 620,2 m ü. NHN hohen Hügel im Tal der Kleinen Wiese zwischen Niedertegernau und Wieslet in der Gemeinde Kleines Wiesental im Landkreis Lörrach in Baden-Württemberg. Von der Burg sind nur wenige geschichtliche Daten bekannt, erhalten haben sich nur geringe Reste von Mauerwerk sowie Wälle und Gräben zur Sicherung der Anlage. In der Nähe befindet sich die kleine Burg Bürgle. Die frühe Geschichte dieser kleinen Burganlage ist noch unbekannt, erbaut wurde sie wohl erst in der Zeit ab dem Jahr 1200, wie aus der Art des Mauerwerkes der Kernburg zu erkennen ist. Möglicherweise könnten die Wallanlagen, die sich um den Burghügel ziehen, auch von einem älteren Vorgängerbau stammen. Die Bauherrn waren wohl die Herren von Rotenberg, eine Seitenlinie der edelfreien Familie von Rötteln. Diese wurden in der Mitte des 13. Jahrhunderts erstmals urkundlich erwähnt. Nach zwei fassbaren Generationen der Familie starben sie mit Dietrich V. von Rötteln-Rotenburg um 1280 aus. Vor seinem Tod vermachte Dietrich in seinem Testament all seinen Besitz dem Fürstbistum Basel und dem Kloster St. Blasien. Allerdings fiel die Rotenburg und der zugehörige Besitz im Gegensatz dazu an die Herrschaft Rötteln und kam damit in den Besitz der Hauptlinie der Herren von Rötteln, nach deren Aussterben im Jahr 1316 an die Markgrafen von Hachberg-Sausenberg. Auch über das Ende der Burg ist nichts bekannt, möglicherweise wurde auch sie durch das Basler Erdbeben am 18. Oktober 1356 beschädigt. Im 16. Jahrhundert wurde sie jedenfalls als Ruine bezeichnet.

Zu einer Verschlechterung kam es offenbar im Verhältnis der Röttler zu den Rotenberger: Als der kinderlose Dietrich V. von Rotenberg 1278 seine Erbschaft regelte, übergab er seinen Besitz an das Kloster St. Blasien mit der Auflage, eine Erbengemeinschaft von fünf Familien damit zu belehnen – seine Röttler Vettern gehörten dabei nicht zu den Belehnten. Zwei Monate vor diesem Testament hatte Dietrich bereits mit dem Basler Domkapitel vereinbart, dass die Lehen, die er vom Hochstift hatte, wieder an dieses zurückfallen sollten, falls er ohne männliche Leibeserben stürbe. 1279 erwähnen die Colmarer Annalen eine Fehde zwischen dem Basler Bischof und Otto von Rötteln. Nach Ansicht von Otto Roller war das den Röttlern vorenthaltene Rotenberger Erbe Gegenstand dieser Fehde, in der Otto am Ende siegreich blieb. Auf jeden Fall scheint die Hauptlinie, wenn auch möglicherweise über Umwege, wieder in den Besitz des Rotenberger Erbes gekommen zu sein. Ende des 13. Jahrhunderts gibt es Anzeichen, dass es um die finanzielle Lage der Röttler nicht mehr so gut stand; Otto von Rötteln verkaufte 1289 zur Abtragung einer Schuld Güter bei Schwand an das Kloster St. Blasien, und in den folgenden Jahren verzichteten er und sein Sohn Walter auch auf weitere Einkünfte und veräußerten weitere Güter. Möglicherweise war die Anwartschaft der Familie auf hohe geistliche Ämter ein Grund für die finanziellen Probleme: Diese bedingte einen angemessenen, teuren Lebensstil mit standesgemäßen Heiraten, bei denen die Töchter entsprechend mit Besitz ausgestattet werden mussten. Gemeinsam mit der Aufteilung des Besitzes unter Röttler und Rotenberger in der Mitte des 13. Jahrhunderts führte dies möglicherweise zu einem Verschleiß der finanziellen Kräfte. Auffallend ist, dass die Schulden Ottos 1289 akut wurden, etwa ein Jahr nachdem sein Bruder Lüthold Basler Dompropst geworden war...

...Lüthold übernahm deswegen zunächst die Verwaltung der Herrschaft Rötteln, allerdings mit dem Ehemann seiner Nichte, Markgraf Rudolf von Sausenberg, als neuem Mitherren. Beim Übergang des Röttler Besitzes an diesen nächsten Verwandten mussten einige Schwierigkeiten überwunden werden: 1311 kamen nochmals im Zusammenhang mit der Rotenberger Erbschaft stehende Streitigkeiten auf, die durch einen Schiedsspruch und die Zahlung von insgesamt 600 Mark Silber an zwei der Rotenberger Erben gelöst wurden. 1313 starb obendrein Rudolf von Sausenberg und hinterließ drei unmündige Söhne, sodass Lüthold wieder alleiniger Herrscher über Rötteln wurde. Im Dezember 1315 fertigte er ein Testament an, in dem er seinem Großneffen, Rudolfs Sohn Heinrich, seinen gesamten Besitz vermachte, und am 19. Mai 1316 starb er als letzter männlicher Angehöriger der Herren von Rötteln... Auch später scheint es ähnliche Konflikte zwischen den Röttlern und Rotenbergern gegeben zu haben...Für die Sausenberger Markgrafen, deren Besitz auf eine Erbteilung der Markgrafen von Baden-Hachberg im Jahr 1306 zurückging, bedeutete das Röttler Erbe einen deutlichen Machtzuwachs, der ihren Herrschaftsbereich wahrscheinlich verdreifachte. Langfristig bildete die Vereinigung von Rötteln und Sausenberg den ersten Schritt bei der Entstehung des späteren Markgräflerlandes." Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/R%C3%B6tteln_(Adelsgeschlecht)#cite_note-29

SCHUBRING, KLAUS (2014) vermerkt in seinem Aufsatz über „Tegernau, das Kleine Wiesental und das Obere Wiesental  vor 900 Jahren“ unter Hinweis auf die Schenkung „... in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts bestanden alle heute an der Belchenwiese liegende Orte... Noch aufschlussreicher sind die Mitteilungen aus dem Jahre 1278 über die Abgaben im Kleinen Wiesental. In der Regel entrichten die Güter in den genannten Orten jährlich ein oder zwei Schweine, ausnahmsweise kommen Haferlieferungen auf mittlerer Höhe in Hohenegg und Wiese vor, nur in Gresgen und Wieslet fallen Geldbeträge an. In den beiden ältesten Orten ist also der Übergang zur Geldwirtschaft teilweise vollzogen. Die völlig vorherrschende Abgabe von Schweinen bezeugt eine extensive Landwirtschaft mit Schweinemast in ausgedehnten Buchen- und Eichenwäldern. Doch besonders bemerkenswert ist die Tatsache, dass die Weiler von „Elbiswande“ keine Abgaben liefern. Sie sind erst kürzlich angelegt und noch nicht genügend entwickelt und ertragreich... Auch in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts gab es im Kleinen Wiesental genug Waldland, das gerodet werden konnten. Darüber hinaus gab es zeitgemäße Möglichkeiten, die Landwirtschaft zu intensivieren und ihren Ertrag zu steigern. Die Erschließung und Besiedlung begannen im Hochmittelalter... Die sicher ebenso tüchtigen Siedler im Kleinen Wiesentals gingen bedächtiger, in mehreren Schritten und teilweise unter anderen Herren vor. Sie hielten länger an einer extensiven, naturnahen Landwirtschaft fest, die ausgedehnte Laubwälder benötigte. Die hochmittelalterlichen ersten Siedler im Kleinen Wiesental scheinen dort eine stärker Rücksicht auf die Natur, Bedächtigkeit und Ausdauer für angemessen und empfehlenswert gehalten haben.“ Quelle: SCHUBRING, KLAUS (2014): „Tegernau, das Kleine Wiesental und das Obere Wiesental  vor 900 Jahren“, in: Das Markgräflerland – Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur, Band 2014, S. 7-22.

Die Epoche des Hochmittelalters – etwa von Mitte des 11. Jahrhunderts bis Mitte/Ende des 13. Jahrhunderts – war somit auch geprägt durch neue Siedlungen und die Erschließung landwirtschaftliche Nutzflächen. Im Hochmittelalter begann – begünstigt unter anderem durch landwirtschaftliche Fortschritte und die mittelalterliche Warmzeit – die Bevölkerung zu wachsen. Es kam zu einer neuen kulturellen und wissenschaftlichen Entfaltung. Quelle: https://de.wikipedia. org/wiki/Hochmittelalter

 
 
 
 
Quelle: Landesarchiv Baden-Württemberg D 70182 Stuttgart http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-1701179-1 
 
Topographischer Plan von Elbenschwand und Bürchauer Bann 1779/1780
 
 
 
Quelle: Landesarchiv Baden-Württemberg D 70182 Stuttgart http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-1701179-1  Grafikeintrag © Werner Störk 2020.
 
Das eingenordete Areal von Gebinbach (Kreis) liegt noch um 1780 fast komplett auf waldfreiem Areal.
 
 
 
Quelle: Landesarchiv Baden-Württemberg D 70182 Stuttgart http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-1701179-1 Grafikeintrag © Werner Störk 2020.
 
Areal von Gebinbach (Kreis).
 
 
 
 
Quelle: Landesarchiv Baden-Württemberg D 70182 Stuttgarh ttp://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-1701179-1    
 
Das nicht eingenordete Areal von Gebinbach (Kreis) liegt noch um 1780 fast komplett auf waldfreiem Areal.
 
 
 
Quelle: Landesarchiv Baden-Württemberg D 70182 Stuttgarh ttp://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-1701179-1 Grafikeintrag © Werner Störk 2020.
 
Detail aus "Topographische Plan von dem Elbenschwand und Bürchauer Bann" aus dem Jahr 1779. Der Kartenausschnitt ist um 90 Grad gedreht und nur annähernd "eingenordet".
Das Areal von Gebinbach ist durch den Kreis markiert und liegt um 1779 mehrheitlich noch auf waldfreiem Gelände.
 
 
 
Quelle: Landesarchiv Baden-Württemberg D 70182 Stuttgarh ttp://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-1701179-1 Grafikeintrag © Werner Störk 2020.
 
Das exakt eingenordete Areal von Gebinbach (Kreis)  Der rechte Bachlauf verliert sich in dem der Legende nach dortigen Feuchtgebiet und sammelt
sich erst wieder in Richtung Westen als scheinbar neuer Bauchlauf. Seine Quelle ist gleidchzeitg auch Vermessungspunkt.
 
 
 
 Quelle GEOPORTAL BW Grafil © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 (Direktlink auf Grafik) Grafikeintrag © Werner Störk 2020. 
 
Im gesamten - heute überwiegend bewaldeten - Untersuchungsbereich (gelb) finden wir Hangterrassen. Teilweise wurden sie auch in die Flureinteilung übernommen.
Die Steinmauern (rot) liegen im östlichen Teil der dort wohl ursprünglichen Gewannstruktur (weiß).
 
 
 
 

Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020

 
 
 
 

Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020

 
 
 
 

Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020

 
 
 
 

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Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020

 
 
 
 

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Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020

 
Diese Fotoreihe (1-13) zeigt die westlich von der Parzellenbegrenzung liegende südwärts gerichtete Hangseite mit einer aus unbehauenen
Natursteinen aufgesetzten Mauer (gelb) direkt an der Gemarkungsgrenze (roter Pfeil)
 
 

Es ist bekannt, dass sich das Klima nach dem hochmittelalterlichen Optimum (mit mild-feuchten Wintern und trockenen Sommers bei ausreichendem Regen) seit dem 14. Jahrhundert langfristig zum Schlechteren veränderte. Die Temperaturen sanken, die Niederschläge nahmen zu. Die Klimaverschlechterung war allerdings kein gleichmäßiger Prozess, sondern lief mit deutlichen Schwankungen ab – die sich ihrerseits wieder in außergewöhnlichen Einzelereignissen und kurzfristigen Witterungsanomalien niederschlugen. Quelle: BUZELLO, HORST ( 2007): „Teuerung und Hungersnot am Ober- und Hochrhein im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit (ca. 1300-1800)“, in: Das Markgräflerland – Kriege, Krisen und Katastrophen am Oberrhein vom Mittelalter bis zur Frühen Neuzeit, Band 2/2007,32-71

So schreibt schon J. P. Hebel in seinen Kalendergeschichten 1811 unter dem Titel Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes eine Auswahl der interessantesten Kalendergeschichten der Jahre 1803–1811 (weitere Auflagen folgten 1816 und 1827): "Der warme Winter von dem Jahr 1806 auf das Jahr 1807 hat viel Verwunderung erregt, und den armen Leuten wohlgetan; und der und jener, der jetzt noch fröhlich in den Knabenschuhen herumspringt, wird in sechzig Jahren einmal als alter Mann auf den Ofenbank sitzen, und seinen Enkeln erzählen, daß er auch einmal gewesen sei, wie sie, und daß man Anno 6, als der Franzos in Polen war, zwischen Weihnacht und Neujahr Erdbeeren gegessen und Veielein gebrochen habe. Solche Zeiten sind selten, aber nicht unerhört, und man zählt in den alten Chroniken seit 700 Jahren 28 dergleichen Jahrgänge. Im Jahr 1289, wo man von uns noch nichts wußte, war es so warm, daß die Jungfrauen um Weihnacht und am Dreikönigtag Kränze von Veilchen, Kornblumen und andern trugen. Im Jahr 1420 war der Winter und das Frühjahr so gelind, daß im März die Bäume schon verblüheten. Im April hatte man schon zeitige Kirschen, und der Weinstock blühte. Im Mai gab es schon ziemliche Traubenbeerlein. Davon konnten wir im Frühjahr 1807 nichts rühmen. Im Winter 1538 konnten sich auch die Mädchen und Knaben im Grünen küssen, wenn's nur mit Ehren geschehen ist; denn die Wärme war so außerordentlich, daß um Weihnacht alle Blumen blühten. Im ersten Monat des Jahrs 1572 schlugen die Bäume aus, und im Februar brüteten die Vögel. Im Jahr 1585 stand am Ostertag das Korn in den Ähren. Im Jahr 1617 und 1659 waren schon im Jänner die Lerchen und die Trosteln lustig. Im Jahr 1722 hörte man im Jänner schon wieder auf, die Stuben einzuheizen. Der letzte, ungewöhnlich warme Winter, war im Jahr 1748. Summa, es ist besser, wenn am St. Stephanstag die Bäume treiben, als wenn am St. Johannistag Eiszapfen daran hängen.“

 
 
 
 
Quelle GEOPORTAL BW LiDAR Elbenschwand (Direktlink)
 
Standortdetail des hier vermuteten Gebinbach zwischen Kleinem und Großen Wiesental.
 
 
 
Quelle GEOPORTAL BW LiDAR Elbenschwand-Hinterdorf mit Dobel (Direktlink).
 
Standortdetail des hier vermuteten Gebinbach zwischen Kleinem und Großen Wiesental.
 
 

Die wärmeren Einzelereignisse waren insgesamt gesehen jedoch lediglich die vielbeachteten „Ausreißer“ – denn der überwiegende Teil des Klimas war geprägt durch nasskalte Witterungsperioden. Diese Klimaverschlechterung löste massive Teuerungswellen und kaum vorstellbare Notzeiten aus, welche durch das Auftauchen der Pest in den Jahren 1519, 1527, 1564 und 1634 auch im Wiesental noch zusätzlich zahlreiche Opfer forderte.

Eine wesentlich größere Teuerungswelle von 1690-1699 wurde vor allem durch die Auswirkungen einer sehr feuchten Witterung ausgelöst, die wiederum Pflanzenkrankheiten und damit einen fast vollständigen Ernteausfall begünstigte. Eine Chronik fasst die Jahre ab 1692 unter der Überschrift Von der großen Theuerung so zusammen: „Es folgten mehrere Jahre darauf lauter Mißwachs und Fehljahre, kalte Winter, späthe Frühlinge, nasse Sommer, viele Hagelwetter, was noch wuchs, gelangte nicht zur Reifung...“. Das Jahr 1694/95 wurde erneut von einem besonders strengen Winter geprägt. Quelle: JANKRIFT, KAY-PETER (2007): Das große sterbote. Seuchen am Oberrhein in Mittelaltern und Früher Neuzeit, in: Das Markgräflerland – Kriege, Krisen und Katastrophen am Oberrhein vom Mittelalter bis zur Frühen Neuzeit, Band 2/2007,72-84

Wir können heute wohl kaum wirklich einschätzen, welchen Stellenwert deshalb Naturereignisse, Wachstum und Ernte im Bewusstsein der Menschen vergangener Jahrhunderte einnahmen. Vor allem der Blick auf die Statistik zeigt eine fast ununterbrochene Reihe von ausgesprochenen Extremjahren mit schweren Hungersnöten und schuldentreibenden Teuerungen am Ober- und Hochrhein: 1311, 1315-1317, 1433, 1438-1440, 1481-1482, 1491, 1517, 1528-1529, 1539-1531, 1570- 1574, 1592, 1609, 1621-1628, 1635-1639, 1675-1676, 1690-1694, 1709, 1713-1714, 1741, 1770-1771, 1789-1790, 1793-1795. Quelle: BUZELLO, HORST ( 2007): „Teuerung und Hungersnot am Ober- und Hochrhein im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit (ca. 1300-1800)“, in: Das Markgräflerland – Kriege, Krisen und Katastrophen am Oberrhein vom Mittelalter bis zur Frühen Neuzeit, Band 2/2007,32-71

 
 
 
 Quelle GEOPORTAL BW (Direktlink) Grafikeintrag © Werner Störk 2020.
 
Im gesamten Untersuchungsbereich (gelb) finden wir Hangterrassen. Teilweise wurden sie auch in die Flureinteilung übernommen.
Die Steinmauern (rot) liegen im östlichen Teil der dort wohl ursprünglichen Gewannstruktur (weiß).
 
 
 
 

Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020

 
 
 
 

Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020

 
 
 
 

Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020

 
 
 
 

Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020

 
 
 
 

Fotos © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020

 
 
 
 

Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020

 
Diese Fotoreihe  (1-7) zeigt die östliche Parzellenbegrenzung, welche ebenfalls mit einer aus unbehauenen Natursteinen aufgesetzte Mauer gesichert wurde.
 Blick vom Forstweg Richtung Südwesten auf Elbenschwand-Hinterdorf - ganz rechts im Bild das wohl einstige Wohn-Areal vom hier vermuteten Gebinbach.
 
 

Für eine weniger stark entwickelte Landwirtschaft waren negativer Einflüsse auf den Pflanzenwuchs von nachhaltiger Bedeutung. Besonders tragisch wirkte sich eine  gleich mehrere Jahre hintereinander folgende Reihe solche Katastrophen  aus, da sich so auch die Nahrungsmittelversorgung bis hin zum fehlenden Saatgut massiv verschlechterte. Beispiele sind die Jahresabfolgen von 1570 -1574 oder 1621-1628. Ihnen folgten 1635-1639 sowie 1690-1694. Der Ernteausfall bedeutete eben nicht nur Nahrungsmittelnot, sondern vor allem eine weitere Verschuldung, da man den Zehnten als zunächst geforderte Naturalabgabe, später dann aber auch monetär nicht mehr leisten konnte.

Grundwissen: Die Kleine Eiszeit

Um 1300 bis1350 – also schon bald nach der Gründungsphase von Gebinbach ging die Mittelalterliche Warmzeit in die folgende Kleine Eiszeit über. Als Höhepunkte der sog. Kleinen Eiszeit zeigten sich die Jahre 1672–1715 mit der kältesten Klimaperiode dieser Epoche. Die Kleine Eiszeit beschreibt den Zeitraum von etwa 1300 bis 1900, in dem auf der Nordhemisphäre, besonders im Vergleich zur mittelalterlichen Warmzeit, sehr niedrige Temperaturen überwogen. Das kältere Klima reduzierte die Ernten; Hungersnot, Teuerung, Seuchen und Kriege folgten. Die wichtigsten Ereignisse waren die Große Hungersnot 1315 bis1317, der Schwarze Tod und der Hundertjährige Krieg. Quelle: JANKRIFT, KAY-PETER (2007): Das große sterbote. Seuchen am Oberrhein in Mittelaltern und Früher Neuzeit, in: Das Markgräflerland – Kriege, Krisen und Katastrophen am Oberrhein vom Mittelalter bis zur Frühen Neuzeit, Band 2/2007,72-84

Die Kleine Eiszeit darf somit nicht als einheitliche Kaltzeit verstanden werden. Kennzeichnend für das mitteleuropäische Klima während der Kleinen Eiszeit war das häufigere Auftreten kalt-trockener Winter und Frühjahrsperioden. Die Zusammenhänge mit den Ergebnissen der historischen Klimawirkungsforschung sind offensichtlich: Getreide-, Milch- und Obstwirtschaft litten gleichermaßen unter kalten Frühjahrsperioden (vor allem im Monat April), die in Verbindung mit wochenlangen Regenperioden im Hochsommer auftraten. Während der Klimaperioden zwischen 1570 und 1630 war die Klimabelastung signifikant grösser, was sich in häufigeren Lebensmittelteuerungen äußerte. Quelle: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/007799/2010-05-21/

Besonders mit dem Dreißigjährigen Krieg (1618- 1648) verschlechterte sich die Lage der Land- und Stadtbevölkerung zudem um ein Vielfaches. Zerstörerische Truppen zogen durch das ganze Land. Der Bevölkerung wurde die Nahrung entzogen, weil Ernten aufgrund der kriegerischen Auseinandersetzungen nicht eingebracht werden konnten oder noch vorhandene Vorräte von gegnerischen Truppen geplündert oder von eigenen Militärs zwangseingezogen wurden.

Und ab 1621 führten erneut Veränderungen der klimatischen Bedingungen in Baden-Württemberg zu einer deutlichen Verschärfung der Situation. Kälte und zu starke Niederschläge sorgten in Folge ganze acht Jahre lang für Missernten. Diese hatten so extreme Teuerungen zur Folge, dass sich viele Menschen die Nahrung nicht leisten konnten und den Hungertod starben.

In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts erging es den Menschen nicht viel besser. Auch nach Beendigung des 30-jährigen Krieges wurden klimatisch bedingte Missernten durch militärische Zusammenstöße mit französischen Truppen verstärkt.

 
 
 
 Quelle GEOPORTAL BW Grafil © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 (Direktlink auf Grafik) Grafikeintrag © Werner Störk 2020.   
 
Im gesamten Untersuchungsbereich (gelb) finden wir Hangterrassen. Teilweise wurden sie auch in die Flureinteilung übernommen.
Die Steinmauern (rot) liegen im östlichen Teil der dort wohl ursprünglichen Gewannstruktur (weiß).
 
 
 
 

Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020

 
 
 
 

Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020

 
 
 

Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020

 
 
 
 

Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020

 
 
 
 

Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020

 
 
 
 

Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020

 
 
 
 

Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020

 
 
 
 

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Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020

 
 
 
 

Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020

 
Diese Fotoreihe (1-12) zeigt die auch nach Westen am Südhang zahlreich weiterziehenden Hangterrassen.
 
 
Ich sehe deshalb einige Gründe, weshalb nach einem hoffnungsvollen Auftakt noch in der Mittelalterliche Warmzeit – wie bei SCHUBRING geschildert – auch die Siedler des hier vermuteten Gebinbach scheiterten, scheitern mußten und der Weiler/Einzelgehöft/Einzelhof zu einer Wüstung wurde.
 
 
 
Quelle: HISTORISCHER ATLAS 4, 23 VON BADEN-WÜRTTEMBERG, Erläuterungen Beiwort zur Karte 4,23. Abgegangene agrarische und gewerbliche Siedlungen vom Frühmittelalter bis zum Ersten Weltkrieg, von MEINRAD SCHAAB.
https://www.leo-bw.de/web/guest/themen/historischer-atlas-von-baden-wurttemberg/politische-geschichte-vom-hochmittelalter-bis-zur-franzosischen-revolution. Grafikeintrag © Werner Störk 2020.
 
Wüstungen von Einzel- und Gruppensiedlungen  im südlichen Schwarzwald , dem Markgräflerland und dem Hochrheingebiet.
 
 
 
Direktlink: SCHAAB, MEINRAD:"Abgegangene agrarische und gewerbliche Siedlungen vom Frühmittelalter bis zum Ersten Weltkrieg",
in: HISTORISCHER ATLAS 4, 23 VON BADEN-WÜRTTEMBERG, Erläuterungen Beiwort zur Karte 4,23.
Lesenswert! Einfach Button anklicken!
 
 

"Der Blick auf die Karte unterstreicht das eindeutige Überwiegen spätmittelalterlicher Wüstungen unter allen bekannten Wüstungen. Die mittelalterlichen Wüstungen, bei denen nähere Datierung nicht möglich ist, wird man mindestens zur Hälfte auch dieser Periode zuweisen müssen, zusätzlich, wie schon angedeutet, einen Teil der erst im 16.Jahrhundert als sicher abgegangen bezeugten Kleinsiedlungen. Gewiß aber ist, daß der Wüstungsvorgang noch in die frühe Neuzeit, weit ins 16.Jahrhundert, hineinragt, vor allem in den Gebieten der Weilersiedlung im Hohenloher Altsiedelland wie in den anschließenden Keuperwäldern, auch im Bodenseegebiet und an den Rändern des Schwarzwaldes sowie in der Ortenau. Man wird sich fragen, ob im 16. und 17.Jahrhundert die Reformation und die Kriege ihre Wirkung auf die Siedlungen hatten. Die Reformation würde bei einer Darstellung der geistlichen Siedlungen, die in die Karte nicht aufgenommen sind, als Wüstungsursache deutlich werden, ebenso bei der Umgestaltung von Pachthöfen aus geistlichem Besitz. Bei den permanenten Ortswüstungen spielt sie ebensowenig eine Rolle wie der Bauernkrieg. Selbst die großen Kriege des 17.Jahrhunderts sind in der Auswirkung auf eine dauernde Entsiedlung äußerst gering. Das 18.Jahrhundert kennt außer in Grenzfällen und bei den Gewerbesiedlungen, die natürlich immer wieder aus ganz anderen Gründen wüst wurden, keine nennenswerten Wüstungsvorgänge." Quelle: HISTORISCHER ATLAS 4, 23 VON BADEN-WÜRTTEMBERG, Erläuterungen Beiwort zur Karte 4,23 , Abgegangene agrarische und gewerbliche Siedlungen vom Frühmittelalter bis zum Ersten Weltkrieg ,von MEINRAD SCHAAB, https://www.leo-bw.de/web/guest/themen/historischer-atlas-von-baden-wurttemberg/politische-geschichte-vom-hochmittelalter-bis-zur-franzosischen-revolution

Hier Zusatzinformationen zur besseren Klärung von Grundbegriffen

Grundwissen: Weiler

Ein Weiler ist eine Wohnsiedlung, die aus wenigen Gebäuden besteht. Ein Weiler ist kleiner als ein Dorf, aber größer als eine Einzelsiedlung. Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Weiler

Grundwissen: Einzelsiedlung

Als Einzelsiedlung, Einzellage, auch Einzelhof, Einzelhaus, Einödhof – in Bayern, Baden-Württemberg und Österreich auch Einöde bzw. Einschicht – benennt man alleinstehende Gebäude als Wohnplatz beziehungsweise Hofstelle. Quelle. https://de.wikipedia.org/wiki/Einzelsiedlung

Grundwissen: Streusiedlung

Eine Streusiedlung, auch "Verstreute Häuser" und ähnlich, ist eine nicht geschlossene Siedlungsform, die weiter auseinanderliegende Einzellagen und kleinste Orte ohne eigentlichen Ortskern unter einem Ortsnamen vereint. Streusiedlungen können durch spontane, individuelle Besiedlung oder durch geplante Kolonisierung entstehen. In der Regel führte geplante Kolonisierung zu regelmäßigen Siedlungsmustern, individuell und spontan besiedelte Streusiedlungen sind dagegen meistens unregelmäßig: Charakteristisch sind sie für den ländlichen Raum, wo sie aus verstreuten Gehöften bestehen. Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Streusiedlung

Grundwissen: Wüstung

Wüstung (auch Ödung oder Elende) ist die Bezeichnung für eine aufgegebene Siedlung oder Wirtschaftsfläche (Flurwüstung), an die nur noch Urkunden, Flurnamen, Reste im Boden, Ruinen oder örtliche mündliche Überlieferungen erinnern. Zeiten, in denen viele Siedlungen durch Bevölkerungsrückgang aufgegeben wurden, nennt man Wüstungsperioden. „Siedlungswüstungen“ sind völlig aufgegebene dörfliche Siedlungen. Ausgeprägte Wüstungsvorgänge gab es in Europa im frühen und späten Mittelalter. Oftmals zeugen urkundliche Erwähnungen von Orten, die in der Folgezeit nirgendwo in jener Region erwähnt werden. Weitere Indizien für abgegangene Siedlungen können besondere Nutzungsverhältnisse sein, etwa Gartenareale weit außerhalb bestehender Siedlungen oder Unregelmäßigkeiten in der Dreizelgenwirtschaft. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Ortswüstungen, die sich auf die Wohn- und Wirtschaftsgebäude beziehen, und Flurwüstungen, welche die aufgegebenen Äcker und Wiesen bezeichnen. Diese Wüstungen können teilweise oder vollständig wüstfallen (partielle/totale Orts- und Flurwüstung). Das Hochmittelalter war zwar grundsätzlich eine Periode der Gründung und des Wachstums von Siedlungen, es kam gelegentlich dennoch zur Entstehung von Wüstungen Während des Spätmittelalters im 14. und 15. Jahrhundert wurden überdurchschnittlich viele Siedlungen aufgegeben, wobei landschaftliche Unterschiede zu bemerken sind. Bei der Analyse der Ursachen für diese Wüstungsperiode ist zu berücksichtigen, dass es bereits zuvor zu zahlreichen Wüstungsbildungen gekommen ist, die mit der hochmittelalterlichen Umstrukturierung der ländlichen Sozial- und Wirtschaftsstrukturen (zum Beispiel Dorfgenese, Einführung der Dreizelgenwirtschaft, s.u.) zusammenhängen sowie als Folge der im 13. Jahrhundert zunehmenden Stadtgründungen zu sehen sind. Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/W%C3%BCstung              

Grundwissen: Dreifelderwirtschaft oder Dreizelgenwirtschaft

Die Dreifelderwirtschaft war die seit dem Mittelalter um etwa 1100 n. Chr. in Europa weit verbreitete Bewirtschaftungsform in der Landwirtschaft. Die Römer kannten schon die Zweifelderwirtschaft („Landwechsel“) und wandten diese auch nördlich der Alpen an. Im Hochmittelalter wurde dann, ausgehend von karolingischen Klöstern, nach der Einführung der neuen Gerätschaften des 11. Jahrhunderts flächendeckend das Dreifeldsystem eingeführt. Durch diese Neuerungen wurde in Europa die Grundlage für ein starkes Bevölkerungswachstum geschaffen, das erst durch die Pestwelle in der Mitte des 14. Jahrhunderts beendet wurde. Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Dreifelderwirtschaft

Grundwissen: Zelgenwirtschaft

Als Zelge oder Zelg (auch Zelch; von althochdeutsch zelgen „spalten, pflügen, abtrennen“) bezeichnete man ursprünglich eine Astgabel, die sich zum Pflügen eignete, dann das pflügbare Landstück und zur Zeit der Dreifelderwirtschaft das von der umgebenden Weidlflur abgetrennte, mit einem Zaun eingehegte (eingezelgte), Getreidefeld. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die Flurstücke von landwirtschaftlich genutzten Flächen einer Siedlung damit bezeichnet. Zelgenwirtschaft bezeichnet den flurgebundener Anbau. Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Zelge

Grundwissen: Faktoren der spätmittelalterlichen Wüstungsperiode

Faktoren der spätmittelalterlichen Wüstungsperiode sind: Fehlsiedlung, also die Rücknahme von Siedlungen, die im Rahmen des Landesausbaus an ungünstigen Standorten gegründet wurden, Agrarkrise, Wirtschaftskrise, Missernten, Bodendegradation durch Rodung und Übernutzung (unter Einwirkung von Extremwetterereignissen), Bevölkerungsrückgang infolge der Pest, das sog. Bauernlegen, das heißt Einziehung des Landes durch den Gutsherren, die zunehmende Konzentration in Großdörfern, andauerndes Wachstum der Städte, die Folgen der spätmittelalterlichen „Kleinen Eiszeit“ (Mitte 15. Jahrhundert) sowie Kriegsfolgen und Zerstörungen, nicht nur im Dreißigjährigen Krieg. Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/W%C3%BCstung

 
 
 
 

Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020

 
Blick über Elbenschwand-Hinterdorf in Richtung Südosten auf die historische Wegverbindung Elbenschwand - Gresgen mit Paßübergang (rot)
 
 
 
Quelle: © Google Maps, Bilder © 2019 DigitalGlobe, Kartendaten © 2018 GeoBasis-DE/BKG (© 2009), Google ©  2017, Grafik © Werner Störk 2020  
 
Wegverbindungen von dem hier vermuteten Gebinbach ins Kleine Wiesental, nach Gresgen und Zell sowie über den Wolfsacker nach Schönau und Neuenweg.
 

Die topografische Lage von Gebinbach wäre hier gut gewählt, denn die unmittelbare Nähe zu zwei bzw. sogar drei Bächen – direkt im Quellgebiet und unterhalb des Quellhorizontes – sicherte durch eine starke Quellschüttung eine ganzjährige Trinkwasserversorgung (wie auch die heutigen Brunnenstuben dort belegen), wobei ein Bach direkt am Haus vorbei lief. Auch verkehrstechnisch würde Gebinbach ausgesprochen günstig liegen: einerseits wäre es über das Kleine Wiesental und Elbenschwand relativ gut erreichbar (sehr steiler Aufstieg) und infrastrukturell angebunden, andererseits wäre aber auch der Weg ins Große Wiesental über die nahen Paßwege (Wolfsacker/Gresgen) schnell passierbar. Das zur Verfügung stehende Gelände war – wie fast überall in Elbenschwand – von (z. T. sehr) steilen Hängen und nur schwach ausgeprägten Talböden geprägt.

Das Fundgebiet erstreckt sich über zwei heutige Flurstücke, wobei sich die Flurstruktur von 310 mit insgesamt 5.200 Quadratmetern exakt, also deckungsgleich, an den sich im Gelände befindlichen "Mauer"-Objekten orientiert. So liegt auf der Westseite der Flurgrenze die  mit 165 Meter Länge beeindruckende "Zyklopenmauer" (1), während die Ostseite des Gewann auch mit einer dortige Mauer von 75 Metern (2) begrenzt wird. Die "Zyklopenmauer" 1 läuft auf der ganzen Strecke durch das Gewann genau am Bach entlang. Man kann davon ausgehen, dass der vermutliche Wohnplatz am südwestlichen Endpunkt des Gewanns lag. Auch davon, dass es anfänglich noch kein Weiler, sondern  möglicherweise eher ein Einzelgehöft als Wohnplatz oder Hofstelle war (und nicht über diese Status hinauskam). Die dritte große Mauer begrenzt das Gesamtgewann (siehe nächste Übersicht unten) nach Osten auf einer Länge von 90 Metern. Das Zentrum liegt in einem Dobel – so wie auch das ganze Gewann heute den Namen „Dobel“ trägt. Je nach Region wird auch die alternative Schreibweise Tobel verwendet.

Grundwissen: Dobel und Tobel

Das Wort hat romanischen Ursprung und kommt im südöstlichen alemannischen sowie im südwestlichen bairisch-österreichischen Sprachraum vor. Als Gattungswort trifft man es häufig im südlichen Schwarzwald an und hier ist es auch als Orts- und Flurnamen vertreten. Unter Tobel oder Dobel versteht man ein enges Tal bis hin zu einer Schlucht; in der Fachsprache der Geomorphologie ein trichterförmiges Tal mit engem Ausgang. Die Tobelbildung ist typisch für Einschaltungen von weicheren, weniger erosions­resistenten (meist tonreicheren) Gesteinsschichten oder -intervallen in mehr oder weniger steilgestellten sedimentären Abfolgen. In dem weicheren Material entstehen zunächst Runsen, die ein Gebirgsbach als Wegsamkeit nutzt und zu einem scharfen Taleinschnitt vertieft. Der Durchbruch des Tobels ist typischerweise V-förmig ausgebildet. Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Tobel

 
 
 
 

Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020

 
Windwurf verwehrt den freien Zugang zur unteren Terrassierung
 
 
 
 

Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020

 
Wir umgehen die umgestürzten Bäume und steigen auf die erste Terrasse - mit Blick auf die darüber liegende Blockhalde.
 
 
 
 

Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020

 
 
 
 

Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020

 
 
 
 

Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020

 
 
 
 

Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020

 
Blick nach Nordosten auf die große Mauer.
 
 
Soweit man sich auf geprüfte urkundliche Quellen berufen kann und auch die konkreten Beobachtungen der Feldarbeit sowie detaillierte Vorort-Kenntnisse besitzt, so lange befindet man sich auf einem tragfähigen fachlichen Untergrund. Was darüber hinausgeht, ist reine Arbeitshypothese als mögliche Annahme, vielleicht sogar noch als Indiz, also als Anzeichen für ein symptomatisches Merkmal, an dem sich ein Zustand, eine Entwicklung ablesen, erkennen lässt. Und in bestimmten Bereichen nur Spekulation

Vorausgesetzt, bei der jetzt wiederentdeckten archäologischen Fundstelle handelt es sich tatsächlich um Gebinbach, gilt dies für beide Fragen, die man sich im Zusammenhang mit der Wüstung Gebinbach stellen kann und muss: Weshalb wurde die Wüstung Gebinbach zur Wüstung, also weshalb wurde der Weiler aufgegeben? Und warum hat man Gebinbach so lange nicht wiederentdeckt?

Zur ersten Frage: hier gibt es natürlich eine ganze Reihe von Möglichkeiten, angefangen an den Folgen des Erdbebens von Basel im Jahre 1356, dessen massive Auswirkungen im Großen wie im Kleinen Wiesental deutlich spürbar waren. „Demnach könnten am rechten Rheinufer neben den genannten Burgen Ötlikon, Brombach und Hertenberg, auch alle übrigen Burgen bis zum hinteren Wiesental und dem oberen Hotzenwald von Schädigungen betroffen gewesen sein.“ Quelle: http://www.burgenlexikon.eu/513.html

 
 
 
Quelle (Direktlink auf der Karte) Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau (LGRB) im Regierungspräsidium Freiburg - Abt. 9 -  https://lgrb-bw.de/home/index_html und https://lgrb-bw.de/erdbeben/erdbebenkarten
 
Elbenschwand (Kreis) liegt in der Erdbebenstärke-Zone 2 von Baden-Württemberg (3 Zonen)..

Weitere Ereignisse, wie oben bereits beschreiben, sind mögliche Auswirkungen und die Folgen der Kleinen Eiszeit, in deren Verlauf Agrarkrisen, Wirtschaftskrisen und Missernten auftraten. Aber auch Kriegsfolgen und damit verbundene Zerstörungen, nicht nur im Dreißigjährigen Krieg. Eine Fehlsiedlung, also die Rücknahme von Siedlungen, die im Rahmen des Landesausbaus an ungünstigen Standorten gegründet wurden, schließe ich  deshalb aus, da bereits die steinerne Umfriedung der Bewirtschaftungsfläche ein Aufwand bedeutete, den man angesichts möglicher schwache Erträge wohl nicht aufgenommen hätte. Nicht ausschließen möchte ich  die Veränderung der herrschaftlichen Interessenslage mit ihrem neuen Bergbau- und Siedlungsschwerpunkt in Neuenweg (Stichwort: das sog. Bauernlegen).

Zur Erinnerung: im oberen Tal der „Belchener Wiese“ wird 1278 – wir kennen dieses Datum schon – erstmals auch Neuenweg zusammen mit Elbenschwand und Bürchau erwähnt. Die damalige Charakterisierung der drei Orte lediglich als Weiler weist auf einen noch eher bescheidenen Bestand an Häusern und Höfen hin, die unter der Herrschaft der Herren von Waldeck standen. Mit der Übernahme des Territoriums durch die Herren von Rötteln kommt es in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts jedoch zu einer erkennbaren Weiterentwicklung im oberen Tal der „Belchen-Wiese“ oder – wie dieser Gewässer-Abschnitt auch noch genannt wird – des „Belchenbaches“ bzw. der „Kleinen Wiese“. Der Grund für den einst überraschend schnellen Aufstieg vom Weiler zum Dorf sehen viele Historiker vor allem in der neuen Ost-West-Verkehrsverbindung des „Neuen Weges“ – der Neuenweg seinen heutigen Namen geben sollte. Neben diesem „Neuen Weg“ gab es aber auch eine zweite wichtige Komponente, welche sicherlich auch für die überraschenden Fortentwicklung Neuenwegs vom Weiler zum Dorf mit eigener Pfarrkirche verantwortlich zeichnete: der Bergbau auf reiche Silbererze am „Spitzkopf“ – einer markanten Bergspitze unmittelbar südwestlich von Neuenweg gelegen und damals noch als „Spitzberg“ tituliert. Quelle: http://minifossi.pcom.de/Bleierz-Silber-Grube-Bergwerk-Spitzkopf-Spitzberg-Neuenweg-Suedschwarzwald-Schwarzwald.html

 
 
 
 

Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020

 
Ein erster Blick auf die "Zyklopenmauer".
 
 
 
 

Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020

 
Die Fußbreite des Steinwalls pendelt zwischen beachtlichen 4 - 8 Metern.
 
 
 
 

Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020

 
 
 
 

Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020

 
 
 
 

Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020

 
Südliches Ende des Steinwalls
 
 
 
 

Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020

 
 
 

Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020

 
Beim Bau der Brunnenstube (rot) in dem einst terrassierten Gelände wurde der südliche Auslauf des Steinwalls entfernt - markiert durch die gelben Pfeile.
 
 
 
 

Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020

 
Beachtliche bemooste und z. T. tonnenschwere Brocken.
 
 
 

Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020

 
Östlich der Baches und der Mauer zeiht sich eine auffallende Bodenanomalie in Richtung Osten - gesichert durch eine jetzt verstürzte Steinbefestigung.
Der Weg zum einem höhergelegenen Wohnplatz?
 
 
 
 Quelle LiDAR-GEOPORTAL BW Grafik © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 (Direktlink auf Grafik) Grafikeintrag © Werner Störk 2020. 
 
 
Auf dem LiDAR-Bild gut zu erkennen: die große Mauer (rot), die "Zufahrt" (hellblau), der erste mögliche Wohnplatz (hellgrün), der zweite (lila). 
 
 
 
 

Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020

 
Der gesamte Bereich, der als möglicher Wohnplatz in Frage käme, war großflächig terrassiert und wird heute durch die Forststraße angeschnitten. 
 
 
 

Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020

 
 
 

Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020

 
 
 

Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020

 
Linke Seite: große Mauer mit Bach, rechte Seite "Zufahrt" mit seitlich verstürzter Stützmauer.
 
 
 

Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020

 
Auf der ganzen Strecke verläuft der Bach (blau) stets auf der östlichen Seite der Mauern (gelb).
 
 
 

Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020

 
 
 

Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020

 
Durch den unterirdischen Zulauf in die Brunnenstube führt das natürliche Bachbett (gelb) hier kaum oder gar kein Wasser mehr (unten blau).
 
 
 

Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020

 
 
Zurück zu unserer ersten Frage: Weshalb wurde die Wüstung Gebinbach zur Wüstung, also weshalb wurde der Weiler aufgegeben? Mögliche Grundflächen für das Haus liegen einerseits direkt auf einem kleinen Plateau unmittelbar am Bach mit freier Sicht auf das Tal – oberflächlich ist jedoch nichts mehr festzustellen. Andererseits ist bei der letzten Begehung auch eine Art Zugangsweg mit einer seitlichen Stützmauer und damit eine östlich höhergelegene Wohnplatzmöglichkeit in den Interpretationsmittelpunkt gerückt. Mit hoher Wahrscheinlichkeit kann man von einem Wohngebäude aus Holz ausgehen, das über die Jahrhunderte so oder so keine – mit dem bloßen Auge – erkennbare Spuren hinterlassen hätte. Wohl auch dann nicht, wenn das Haus einem Brand zum Opfergefallen wäre, der die Bewohner zwang, einen anderen Wohnplatz zu suchen. Hier würde nur eine offizielle Grabung Gewissheit bringen.

Wer vor den wirklich fast zyklopenhaften Steinbarrieren steht – eine solche Natursteinmauer habe ich hier im südlichen Schwarzwald bislang noch nie gesehen*) – frägt sich unwillkürlich, warum man diesen kaum vorstellbaren Arbeitsaufwand getätigt hat. Und warum man die zwei wirklich mächtige Steinriegel aus unbehauenen, zentnerschweren, teilweise sogar tonnenschweren Felsbrocken, die man mauerartig bis auf drei Meter Höhe aufgetürmt und mit mehreren Metern Breite aufgesetzt hat. Und das auf einer Länge von 165 Metern! Dazu kommen noch gleich mehrere aus Bruchsteinen aufgesetzte große Hangterrassen. Der sonst beim Auflassen von Siedlungen  nachfolgende übliche Steinraub kann hier keine Rolle gespielt haben.

*) In Muggenbrunn gibt es eine ähnliche, z. T. noch breiter angelegte Steinriegel-Struktur, siehe http://minifossi.pcom.de/Muggenbrunn-Fortifikation-Sicherung-Sued-4.html , die jedoch klar in ihrer Doppelfunktion als Fortifikationselement und Territorialsicherung (Gemarkungsgrenze) zuzuordnen ist.
Die Fortifikation trifft im Fall von Gebinbach jedoch nicht zu (liegt außerhalb der bekannten "Linie" oder anderer militärisch-strategischer Punkte wie stark benutzter Passübergang o.ä.). Die massive "Sicherung" der westlichen Bachseite - die allerdings auch Gewanngrenze war, könnte - rein hypothetisch - vielleicht auch mit Streitigkeiten um die Wassernutzung (Trinkwasserversorgung, Wuhranlagen) zu tun haben, z. B. die Abzweigung und Ableitung in Wuhre für das westlich davon gelegene und intensiv bewirtschaftete Terrassenfeld. Aber wie schon gesagt, das ist reine Spekulation und auf Grund des Arbeitsaufwands kaum vorstellbar. Zudem vermute ich auf Grund der vorhandenen Hangterrassen, dass auch das westlich vom Kerngebiet liegenden Areal - das ebenfalls gleichartige und gleichförmige Terrassen trägt - zumindest eine Erweiterung der Kernfläche darstellen könnte.
Grundwissen. Steinraub
Der Steinraub, also der (mehrheitlich illegale) Abbruch und Abtransport und die erneute Verwendung vorhandener eingebauter Materialien von verlassenen Gebäuden (Mauersteine, Ziegelsteine, Mauerwerk, etc.) oder Erdwerken (Sand, Kies, Steine) ist eine oft eingesetzte Praxis, um nicht mehr genutzte Gebäude oder Siedlungsreste zurückzubauen, im gewissen Sinne zu recyceln. Vor allem dann, wenn das wüstgefallene Objekt relativ nah an bestehenden Siedlungen liegt und der Abtransport relativ einfach zu bewältigen ist. Die so kostenlos gewonnen Baumaterialien werden dann wieder zum Haus- und Wegebau verwendet.
 
 
 

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Ein beeindruckender Anblick - die "Zyklopenmauer".
 
 
 

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Mitten drin: Markierung der Gewanngrenze (Pfeil)
 
 
 

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Immer auf der östlichen Innenseite der mauerartigen Steinbarriere: der "Gebinbach":
 
 
 

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DG 1:5000 mit eingezeichneter Mauer entlang des Baches (blau), den mit den Bächen parallel laufenden Gewannen (rot) sowie der erkennbaren "Bruchkante" hinein in den Dobel (braun).
 
 
 
Quelle/Sammlung: Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe https://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-46801https://www2.landesarchiv-bw.de/
 
Detail aus demGemarkungsplan „Elbenschwand (Kleines Wiesental LÖ) und Holl-Langensee“ aus dem Jahr 1891.mit Gewann "Dobel"
 
 
 
Quelle/Sammlung: Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe https://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-46801https://www2.landesarchiv-bw.de/Grafikeintrag © Werner Störk 2020.
 
Detail aus dem Gemarkungsplan „Elbenschwand (Kleines Wiesental LÖ) und Holl-Langensee“ aus dem Jahr 1891.mit Gewann "Dobel", Legende: Zyklopenmauer mit dem darüber liegenden Blockmeer (rot), der ursprüngliche Gebinbach ist nicht mehr eingetragen - möglicherweise wegen geringerer Quellschüttung (dunkelblau), die Zuwegung erfolgt auf der gleichen Höhenlinie aus NW-Richtung über Spineck und ist nicht durchgehend (karminroter Pfeil), eingezeichnet ist nur noch der östliche Zulauf (hellblau). Standort der heutigen Brunnenstuben und wohl ehemaliger Wohnplatz (gelb). Der schwarze Pfeil kennzeichnet die bereits historiche Wegführung Gresgen - Wolfsacvker.
 
 
 
 

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Der südlichste Punkt des massiven Steinriegels - hier wurde beim Bau der Brunnenstube der Steinwall abgegraben - er verlief ursprünglich sicher bis an die südliche Hangkante.
 
 
 
 

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Markiert: oberirdischer Hinweis auf die im Boden liegenden Brunnenstube, die durch den Gebinbach gespeist wird. Ursprünglich kann hier auch ein Wohnplatz existiert haben.
 
 
 
 

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Blick über den Sturmschaden auf die darunter liegenden Forststraße.
 
 
 
 

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Hinweis auf die zweite Brunnenstube.
 
 
 
 

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Die Pfeile markieren den Rest der einstigen Hangterrasse, die hier den Übergang zum Dobelhang bildete. Es könnte sich aber auch um die
Reste einer größeren Terrasse handeln, auf der einst ein Wohnplatz errichtet wurde.
 
 
Natürlich ist es zunächst einmal die reale"Tonnage", die ein einfaches Wegführen bzw. eine schnelle Entnahme verhindern bzw. auf jeden Fall doch erschweren. Und die überdimensionierten Felsen waren für normales Bauen nicht besonders geeignet, es sei denn, man würde sie aufwändig behauen.
Die mauerähnlichen Strukturen ziehen sich offensichtlich genau an jenen Außengrenzen der hier vermuteten ersten Rodungsfläche hangaufwärts entlang und sichern auch den westlichen Bachlauf, der unmittelbar an die Wohnsiedlung heranführt. Aber warum dann diese massive Verbauung, meterhoch und tonnenschwer! Von was für einem Bedrohungs- und Sicherungspotential muss man ausgehen, um eine solche „Verbarrikadierung“ zu errichten? Gab es Grenzstreitigkeiten mit den anderen Siedlern, mit anderen Territorialherren? Was oder wer bedrohte wen? Hing es mit den oben bereits geschilderten schweren und langfristigen Erbstreitigkeiten zwischen den Herren von Rotenberg und den Herren von Rötteln über genau dieses Gebiet zusammen. Auseinandersetzungen, die sogar zu einer Fehde führten und wo man "in Stein gesetzt" seinen unbedingten Besitzanspruch dokumentierte und demonstrierte?
Grundwissen: Fehde

 "Der Ausdruck Fehde bezeichnet ein Rechtsinstitut, das vom Mittelalter bis zur Frühen Neuzeit die Regulierung von Rechtsbrüchen direkt zwischen Geschädigtem und Schädiger ohne Anrufung einer neutralen, dritten Instanz, insbesondere der ordentlichen Gerichtsbarkeit regelte. Fehdefähig waren nur Freie. Handlungen eines Knechtes wurden seinem Herrn zugerechnet. Sie wird heutzutage oft mit Blutrache gleichgesetzt, wobei letztere aber als Blutfehde nur die Ultima Ratio der Konfliktbewältigung innerhalb der Fehde darstellte, wenn Sühne und Schadensausgleich nicht mehr griffen oder von einer der Parteien abgelehnt wurden. Der Mainzer Landfriede aus dem Jahre 1235 war die erste für das ganze Reich und unbefristet geltende Regelung, die Einschränkungen des Fehderechtes herbeiführte. Er gestattet die bewaffnete Selbsthilfe nur nach vorausgegangener vergeblicher Anrufung eines Gerichtes. Zudem wurde die Ausübung an bestimmte Formen gebunden: Die Fehde musste mit drei Tagen Abstand durch ein formelles Absageschreiben, den Fehdebrief (auch Widersage, dissipatio), angekündigt werden; von den Fehdehandlungen ausgenommen bleiben sollten bestimmte Orte wie Gotteshäuser, Mühlen und Kirchhöfe, Personen wie Geistliche, Schwangere, Schwerkranke, Pilger, Kaufleute und Fuhrleute mit ihrer Habe, Ackerleute und Weingärtner außerhalb ihrer Behausung und während ihrer Arbeit, und Sachen wie Pflüge und Herdstellen." Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Fehde

"Fehden wurden in der Regel von Familien oder Sippen getragen, oft wurden aber auch grössere Gemeinschaften (Gemeinden, Talschaften, Länder) miteinbezogen. Mittel waren u.a. Totschlag, Verwüstungen, Brandstiftung, Raub, Diebstahl und eigenmächtige Pfändung. Fehdegründe waren Totschlag, Körperverletzung oder allgemeine Feindschaft. Die Totschlagfehde oder Blutrache, d.h. die Rache von Mord, schwerer Körperverletzung und Beleidigung (Ehre), war eine wichtige Art der F. Sie wird in europ. Perspektive streng von der Ritterfehde unterschieden, die nur dem Adel (Rittertum), bisweilen auch genossenschaftl. Verbänden, erlaubt war und um jede strittige Sache geführt werden konnte." Quelle: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/008606/2006-10-23/

Wobei man eigentlich davon ausgehen muss, dass eine solche Arbeit eigentlich nur mit Hilfe einer größeren Gemeinschaft zu vollbringen ist. Die Steinriegel muten auf jeden Fall wie bewusst überdimensionierte Grenzlinien an. Auch hätte man sich gegen möglichen Wildschaden sicherlich einfacher schützen können. Ich gehe auf Grund der konkreten Situation Vorort auch davon aus, dass es sich nur um den geringsten Teil des Mauermaterials um zur Seite geschaffte Lesesteine handelt, sondern diese aus dem am oberen (nördlichen) sowie am westlichen Hang liegenden Blockmeere (siehe Grundwissen unten)  stammen und so – unter Nutzung der Schwerkraft – von oben nach unten gerollt wurden. Denn der Abtransport der z. T. tonnenschweren Einzelfelsen wären selbst mit einem stabil gebauten Holzkufenschlitten und einem kräftigen Ochsengespann angesichts des starken Neigungswinkels des Hanges nicht gradlinig fortzubewegen gewesen.
Grundwissen Blockmeer oder Blockhalde oder Felsenmeer 
"Blockhalden sind große Ansammlungen von Steinblöcken mit Durchmessern fast ausschließlich über 20 cm an Hängen, die als frostgeprägte (periglaziale) Erscheinung entweder unmittelbar unter der heutigen Schneegrenze liegen (Solifluktionsstufe) oder ein Relikt von während der Eiszeit entstandenen Formen darstellen: Sie sind auf Grund ihrer Wärme, Trockenheit und dem Mangel an Feinmaterial ein besonderer Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Manche, insbesondere touristisch genutzte Blockhalden werden allgemein auch als Felsenmeere oder Blockmeere bezeichnet, bei langgestreckter Ausbildung auch als Steinflüsse. Blockhalden entstehen durch physikalische Verwitterung, genauer durch Frostsprengung sehr harter Gesteine (beispielsweise Granit oder Quarzit), und werden durch die Gesteinshebung im Prozess der Solifluktion sortiert. Die Gesteine werden durch Gravitation in größeren Blöcken und kleineren Kies- und Sandfraktionen angeordnet, sodass sich die kleineren Fraktionen unterhalb oder vor den Blöcken finden. Wegen dieser Entstehungsart fehlt den Blockhalden – im Unterschied zu Schutt- oder Geröllhalden (geologisch Talus) – der Anteil an Kies und Sand. Dies führt dazu, dass Wasser schnell ablaufen kann und auch angewehter Humus bald weggespült wird. Auf Felsen dagegen gibt es Felsspalten oder Felsbänder, in denen sich Feinerde ansammeln kann. Daher unterscheiden sich die Lebensräume sehr, so dass eine völlig andere Vegetation vorliegt. Es findet sich dabei häufig fast kein pflanzliches Leben auf der Blockhalde außer Algen, Moosen und Flechten. Da Blockhalden allein durch die Schwerkraft angehäuft wurden, weisen sie im Unterschied zu von Wasser angespülten Blockmeeren eine höhere Steigung auf. Deshalb und wegen der großen, unregelmäßigen Zwischenräume der Einzelblöcke ist das Begehen solcher Halden gefährlich". Quelle https://de.wikipedia.org/wiki/Blockhalde
Die Steinbarrieren wurden so auch zu unverrückbaren „Landmarken“ und damit zu idealen Vermessungspunkten. Vermutlich deshalb hat man bei  der im 18. Jahrhundert vorgenommene Flureinteilung exakt der Ausmaße der alten Parzellenausdehnung übernommen – und so die strapaziösen Mühen vermieden, die Steinbarrieren wieder zu entfernen.
 
 
 

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Wir befinden uns auf dem Forstweg, der vom alten historischen Paßweg nach Gresgen in Richtung Nordwesten abzweigt.
 
 
 

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Blick vom Forstweg über den Dobel und Elbenschwand-Hinterdorf in Blickrichtung Westen.
 
 
 
 

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In Blickrichtung Norden mit erster Sicht auf den möglichen Standort von Gebinbach (gelber Pfeil)
 
 
 
 

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Blick über den Dobel oderTobel auf Elbenschwand-Hinterdorf und ins Kleine Wiesental.
 
 
 
 

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Blick in den Dobel mit dem Zusammenlauf (weißer Pfeil) der beiden Bäche und dem möglichen Standort von Gebinbach (gelber Pfeil)
 
 
 
 

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Blick auf den gegenüberliegenden Hang mit einer abrutschenden Hangterrasse (gelber Pfeil), die sich bis zum Punkt Gebinbach hinzieht.
 
 
 
 Quelle GEOPORTAL BW Grafil © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 (Direktlink auf Grafik) Grafikeintrag © Werner Störk 2020.  
 
Im gesamten Untersuchungsbereich (gelb) finden wir Hangterrassen. Teilweise wurden sie auch in die Flureinteilung übernommen.
Die Steinmauern (rot) liegen im östlichen Teil der dort wohl ursprünglichen Gewannstruktur (weiß).
 
 
 
 

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Legende: Abrutschende Hangterrasse (schwarz), Zusammenfluss (gelb), "Gebinbach" (rot) und östlicher Bachzulauf (orange).
 
 
 
 

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DG 1:5000 Gewann Dobel mit den beiden Bächen und dem markiertem Mauerbereich. Rechts: der in die Karte aufgenommene Steinwall.
 
 
 
 

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Die Fichte steht exakt am einstigen Zusammenfluss beider Bäche.
 
 
 
 

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Der östliche Bachzulauf auf Höhe des Forstweges.
 
 
 
 

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In Blickrichtung Südwesten über das Gewann Dobel in Richtung kleines Wiesental.
 
 
 
 

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Hier verläuft entlang des Forstweges hangseitig eine aufgesetzte Hangterrasse.
 
 
 
 

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Die beiden Bachläufe, die in Vorzeiten den Dobel entsprechend den geologischen Untergründen entsprechend geformt haben.
 
 
 

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Der Bachlauf unterhalb der Forststraße. auf den ersten Blick nichts Besonderes.
 
 
 

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Erst auf den zweiten Blick erkennbar: der Bachlauf wurde hier durch eine an der westliche Bachseite angebaute starke Steinbefestigung (Pfeile) zusätzlich gesichert.
 
 
 

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Durch den dichten Bewuchs entlang des Baches ist die Steinverbauung (70 Meter) von dieser Seite kaum erkennbar.
 
 
 
 Quelle LiDAR-GEOPORTAL BW (Direktlink auf Grafik)    
 
LiDAR ist eine nützliche Hilfe bei der zusätzlichen Auswertung - wie auch in diesem Fall!
 
 
 
 Quelle LiDAR-GEOPORTAL BW (Direktlink auf Grafik) Grafikeintrag © Werner Störk 2020.
 
LiDAR-Legende: südliche Bachverbauung im Tobel/Dobel-Steilhang (hellgrün), Areal der heutigen Brunnenstuben (blau), Reste des Abschluss-Plateaus oder einer Hangterrasse (Raute), Ausräumung der Zyklopenmauer im Zuge des Baus der Brunnenstuben und der Abbruchkante der Steinmauer (rot), Zufahrtswegung und möglicher Siedlungsplatz auf Terrasse (orange), Zyklopenmauer mit Bach auf der östlichen Seite (gelb), das große Blockmeer auf dem nördlichen Hang mit Mauer (schwarz)
 
 
 

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Bei einem der letzten Stürme vom Wind geworfene Bäume versperren den Zugang zum Punkt Gebinbach.
 
 
 

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Erinnerung an "Lother": starke Barriere einer Natur-Verschanzung
 
 
Dennoch steht immer noch die Frage im Raum: Weshalb blieben diese so komplett erhalten bestehen – im wahrsten Sinne des Wortes unberührt, unangetastet? Was hielt die Menschen davon ab? Gab es etwas, was fürchten mussten? Und was könnten Gründe für eine solche Furcht, vielleicht sogar Angst sein? Möglicherweise hatte ja auch die Pest diesen Weiler besonders stark getroffen und daher war das Gelände für die Landbevölkerung lange tabu.
Bringt man den Niedergang des Weilers zur Wüstung vielleicht aber mit einem Ereignis in Verbindung, das für die ansässige Bevölkerung so prägend war, dass auf Grund dessen der Ort und das Gelände tabu wurden? Da jegliche Hinweise fehlen und auch die mündliche Überlieferung direkt dazu keinen konkreten Hinweis bereithält, ist es –  so auch meine Erfahrung aus anderen Forschungsprojekten – immer sinnvoll, auch die Sagenwelt der betreffenden Region mit einzubeziehen.
Blick in die Sagenwelt
Sagen enthalten in der Regel oft einen wahren Kern, sie gehen also auf wahre Begebenheiten zurück und versuchen deren Ursache und Ablauf zu erklären. Sagen spiegeln den jeweiligen Stand volkstümlicher Glaubensvorstellungen wider und besitzen daher auch einen Aussagewert in religions- und sozialgeschichtlicher Hinsicht. Quelle: Enzyklopädie des Märchens (2014). Mehrbändiges Werk. Handwörterbuch zur historischen und vergleichenden Erzählforschung. Begr. V. RANKE, KURT. Im Auftrag von Akademie der Wissenschaften zu Göttingen. Hrsg. V. BREDNICH, ROLF WILHELM / ALZHEIMER, HEIDRUN / BAUSINGER, HERMANN / BRÜCKNER, WOLFGANG / DRASCEK, DANIEL / GERNDT, HELGE / KÖHLER-ZÜLCH, INES / ROTH, KLAUS / UTHER, HANS-JÖRG. Red. BODEN, DORIS / FRIEDE, SUSANNE / MARZOLPH, ULRICH / SHOJAEI KAWAN, CHRISTINE, Band 14, Vergeltung - Zypern, Nachträge.
Sucht man nach Sagen, die Bezug auf Elbenschwand nehmen, so sind es lediglich zwei, die wiederum inhaltlich wie aber auch zeitlich ausgesprochen auffällig und sehr besonders sind. VÖGELE, LUDWIG (1989) hat sie in seinen „Sagen aus dem Markgräflerland“ notiert. Wir widmen uns zunächst dem „Kratzgeist“ zu:
"Der Kratzgeist: In einem Haus in Elbenschwand hörten die Leute ständig unter einem Bett so kratzen, als ob man mit den Fingernägeln den Boden aufkratzen wollte. Die Leute rückten das Bett zur Seite, gruben darunter nach, fanden aber nichts, und das unheimliche Kratzen ging weiter. Nun dachten sie, es müsse ein böser Geist, der dorthin verbannt worden war, unter dem Bett sein Unwesen treiben. Sie holten den Scharfrichter von Rheinfelden, der den Kratzgeist verbannte. Da hörte das Kratzen endlich auf.“ Quelle: VÖGELE, LUDWIG (1989): “Elbenschwand - Der Kratzgeist“, in: Sagen aus dem Markgräflerland, S. 129-130. VÖGELE bezieht sich auf HOLLENWEGER, PAULA (1978) und diese auf den Erzähler Grether aus Gresgen im Jahre 1893.
Kratzgeister kommen in unserer Märchen- und Sagenwelt des südlichen wie auch des gesamten Schwarzwaldes relativ selten vor und weisen sehr weit in die ursprüngliche Entstehungszeit solcher Sagen zurück. Und man muss tatsächlich sehr weit auf der Zeitleiste der Geschichte zurückgehen, um erste Bezüge und konkrete Quellen zu finden. Im späten Mittelalter sehr verbreitet war die Schrift De apparationibus animarum post exitus, kurz: De animabus exutis a corporibus von  JACOB VON PARADIES (1454) und JACOBUS DE JÜTERBOG  (1475), mit der Vorstellung von umgehenden Toten als Polter-, Nies- und Kratzgeister, die auf arme Seelen zurückführen: „...Iacobi de paradiso Theologi doctissimi: ordinis Carthusien[sis] de animabus a corporibus exutis: Tractatus co[m]pendiose ac studiose collectus. De Egressu animaru[m] a corporibus humanis. De Receptaculis & locis ad qu[a]e perducunt post egressum & de habitationibus suis...“.
Und eine weitere Quelle TUCZAY, CHRISTA AGNES (2015): „Geister, Dämonen, Phantasmen – Eine Kulturgeschichte“ berichtet: „... die wegen bestimmter Vergehen als Geister ihr Dasein fristen müssen... 1425 erschien das Werk „Von der Wiederkehr der Seelen Verstorbener“ (De animabus exutis a corporibus). Dieses populärste Werk erwähnte zeitgenössisches Spukberichte über Polter-, Nies- und Kratzgeister sowie sichtbar erscheinenden Tote, um Hilfe suchende Seelen aus dem Fegefeuer und auch Geistermessen“.
Spukgeister – dazu zählt auch unser Kratzgeistsind ortsgebunden und von kontinuierlicher Dauer, meist über Jahrhunderte oder gar Jahrtausende hinweg. Zu den typische“ Poltergeistaktivitäten zählen der parawissenschaftlichen Definition zufolge Kratz-, Klopf- und Knallgeräusche, Kältestellen und Stimmenwahrnehmung. Im westlichen Volksglauben werden Kratzgeister – ähnlich wie Poltergeister - oft als die Seelen Verstorbener angesehen, die einen plötzlichen, meist gewaltsamen Tod starben bzw. getötet wurden. Sagen schöpfen aus dem demselben Stoffbereich und wie das Märchen, sind ebenso anonym und mündlich überliefert. Während im Märchen Diesseitiges und Jenseitiges selbstverständlich miteinander verkehren, wird in der Sage die dies- und die jenseitige Welt getrennt, denn im Gegensatz zum Märchen haben Sagen einen höheren Realitätsanspruch, welcher unter anderem durch genaue Lokalisierung und Datierung erreicht werden soll. Im klassischen Märchen fehlen solche geographischen und historischen Bezüge. Quelle: Enzyklopädie des Märchens (2014). Mehrbändiges Werk. Handwörterbuch zur historischen und vergleichenden Erzählforschung. Begr. V. RANKE, KURT. Im Auftrag von Akademie der Wissenschaften zu Göttingen. Hrsg. V. BREDNICH u.a, Band 14, Vergeltung - Zypern, Nachträge.
Zusammenfassend kann man also feststellen, dass Sagen einen hohen Realitätsanspruch haben, welcher unter anderem durch genaue Lokalisierung und Datierung erreicht werden soll. Und Kratzgeister sind der Sage nach also Seelen Verstorbener, die eines plötzlichen, meist gewaltsamen Todes starben bzw. getötet wurden. Wobei sich über längere Zeiten auch immer wieder auf Grund des mündlichen Austausches und Weitererzählens gewisse zeitparallele Aktualisierungen und Anpassungen an die betreffenden Lokalität oder das gesellschaftlichen Umfeldes nachweisen lassen.
Nun zur zweiten Sage, die sich auf Elbenschwand bezieht: „Das Mädchen im Stall: „Die jungen Leute trafen sich früher im Winter gern im letzten Haus in Elbenschwand beim fröhlichen Lichtgang. Die Frauen saßen am Spinnrad, und es wurde erzählt, gesungen und auch getanzt, manchmal bis um Mitternacht. Gingen sie dann um zwölf Uhr aus dem Haus, sahen sie ein Mädchen aus dem Stall schlüpfen und in der Nacht verschwinden. Den Burschen gefiel das nette Mädchen, und einer sagte, er getraue sich, das Mädchen festzuhalten. Da wollten die anderen auch dabei sein, und in der nächsten Nacht gingen sie vor zwölf Uhr in den Stall. Das Mädchen war noch da, und der Bursche nahm es sofort fest in den Arm. Aber auf einmal hatte er nichts mehr im Arm, und das Mädchen war nicht mehr zu sehen. Zwei Tage darauf mußte der Bursche sterben. Das Mädchen hat sich aber nie mehr gezeigt.“ Quelle: VÖGELE, LUDWIG (1989): “„Elbenschwand – Das Mädchen im Stall“, in: Sagen aus dem Markgräflerland, S. 129-130, (VÖGELE bezieht sich auf HOLLENWEGER, PAULA (1978) und diese auf den Erzähler Grether aus Gresgen im Jahre 1893).
Nur eine Randanmerkung: blendet man die Zeit zurück, stände das letzte Haus – nimmt man nun Gebinbach als Weiler in die Siedlungsgesamtheit von Elbenschwand auf – genau dort! Und „...er getraue sich, das Mädchen festzuhalten. Da wollten die anderen auch dabei sein“ weist zwischen den Zeilen auf ein historisches MeToo! Zwei Sagen aus dem schon raren Sagenfundus von Elbenschwand und beide handeln entweder von Menschen, die eines plötzlichen, meist gewaltsamen Todes starben bzw. getötet wurden oder. von einem gewaltsamen Vergehen mit tödlichem Ausgang für den Täter – und ein für immer verschwundenes, unsichtbar gewordenes Opfer. Für immer verschwunden, nicht mehr sichtbar wie Gebinbach...
Die aktuelle mündliche Überlieferung umfasst erfahrungsgemäß das tradierte Wissen von rund einhundert Jahren und berührt in unserem Fall zeitlich somit erst die Epoche des 19. Jahrhunderts. Das detaillierte Vorortwissen von der realen, namentlichen Existenz des Weilers Gebinbach wird aber schon wesentlich früher verblasst sein. So sind es heute nur noch die die Sagen, die auf Grund ihres  – nachgewiesenen – sehr alten Motiv-Ursprungs (1425) dennoch Reste jener oral history in sich tragen können, die sich – trotz allem – über Generationen und Jahrhunderte hinweg möglicherweise dennoch erhalten haben.
 
 
 
 Quelle GEOPORTAL BW Grafil © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 (Direktlink auf Grafik) Grafikeintrag © Werner Störk 2020.
 
Im gesamten Untersuchungsbereich (gelb) finden wir Hangterrassen. Teilweise wurden sie auch in die Flureinteilung übernommen.
Die Steinmauern (rot) liegen im östlichen Teil der dort wohl ursprünglichen Gewannstruktur (weiß).
 
 
 
 

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Diese Fotoreihe (1-9) zeigt die im Westen von Gebinbach liegenden großen Südhang-Terrassen.
 
 
Und nun zu unserer zweiten Frage: weshalb hat man das hier vermutete Gebinbach so lange nicht wiederentdeckt?
Bis ins 19. Jahrhundert wurden Kartenbilder auch nach Süden ausgerichtet („gesüdet“) und standen damit nach heutiger Auffassung auf dem Kopf. Immer ermöglichte jedoch ein eingezeichneter Pfeil, oft in Form einer Windrose, die Ausrichtung des Kartenblatts nach den Himmelsrichtungen. Da wenigstens bis ins 18. Jahrhundert die Auffassung des Kartenzeichners im Vordergrund stand, sind auch Kartenlagen vorhanden, die im Westen oder Osten nach oben zeigen. Solcher Art „geostete“ oder „gewestete“ Karten liegen vorzugsweise bei Ansichten vor, wo es um die lokale oder regionale Betrachtung nach Wichtigkeit ging.
Die bisherigen Interpretationen des Urkunden-Textes von 1278 orientierten sich an der heute eben gewohnten Tatsache, dass die genannten Orte entsprechend der Reihenfolge in einer „genordeten“ Karte folgten: also Elbenschwand im Süden und Bürchau und Neuenweg im Norden. Oder in der umgekehrten Reihenfolge: im Norden mit Neuenweg begonnen, dann folgt weiter südlich Bürchau und ganz im Süden Elbenschwand.
Die Aufzählungen von Orten in Urkunden jener Zeit konnten sich jedoch weniger an detaillierten und noch gar eingenordeten Kartenwerken orientieren, sondern vor allem auf die praktischen Erfahrungen konkreter Vorortbegehungen – zu Fuß oder zu Pferd.
Zur Erinnerung: im Mittelalter herrschte zudem die Vorstellung, die Erde sei eine Scheibe. Das christliche mystische Weltbild spiegelte sich auch in den Karten wieder. Und so beginnt die Entwicklung der deutschen Kartographie erst zwischen 1482 und 1486. (also rund 200 Jahre später wie 1278). Um 1513 entwarfen der Freiburger MARTIN WALDSEEMÜLLER und SEBASTIAN MÜNSTER erstmals ein neues Bild der Landschaft und damit begann die Entwicklung der Länder- und Landschaftskarten des süddeutschen Raumes. Die Karten der regionalen Kartographie werden dabei im Holzschnittverfahren hergestellt. Erst von der Mitte des 16. Jahrhunderts übernimmt auch in Mitteleuropa der Kupferstich die Führung der Kartenreproduktion. Der Höhepunkt der Kupferstichkartographie wird im Jahre 1591 mit GERHARD MERCATOR erreicht. Schon frühzeitig wurden Karten und Pläne als Beweismittel bei Grenzstreitigkeiten herangezogen. So bemüht man sich bereits Ende des 16. Jahrhunderts um eine grundrisstreue Wiedergabe der Gewässer und Wege sowie der Grenzen, während man die Vegetation, vorzüglich den Wald, und die Siedlungen in bildhafter Form wiedergab. Die Methoden der frühen Landes- und Grenzaufnahnem waren simple. Man führte einfache Routenaufnahmen mit Kompass durch, wobei die Kompassanwendung bereits ab der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts (red. Anmerkung: begann am 1. Januar 1401 und endete am 31. Dezember 1500, also lange nach 1278!)  selbstverständlich wurde. Quelle: „Die Oberrheinlande in alten Landkarten: Vom Dreißigjährigen Krieg bis Tulla  (1618– 1828)“ - eine Ausstellung der  Bad. Landesbibliothek; Ausstellungskatalog, hrsg. Von GERHARD RÖMER unter Mitarb. von IRENE-ANNETTE BERGS, HEINZ MUSALL, JOACHIM NEUMANN und RUTHARD OEHME. Karlsruhe, 1981.
Allein das Gebiet der thematischen Kartographie war noch kaum entwickelt. Anfang des 17. Jahrhunderts kam die neue Methode der Dreiecksmessung und Dreiecksberechnung auf. 1635 Pionier WILHELM SCHICHARD war ein deutscher Astronom, Geodät und Mathematiker, der erstmals auch Teile des Schwarzwaldes in seine Vermessung einbezog. Die Karten des 16. und 17. Jahrhunderts waren bezüglich ihres Inhalts wie des Geländes, des Siedlungsnetzes, der Verkehrswege und des Namensgutes relativ unvollständig. Quelle: IVAN KUPCIK (1992): „Alte Landkarten – Von der Antike bis zum Ende des 19. Jahrhunderts“, Prag.
 
 
 
Quelle: © Google Maps, Bilder © 2019 DigitalGlobe, Kartendaten © 2018 GeoBasis-DE/BKG (© 2009), Google ©  2017, Grafik © Werner Störk 2020   
 
Die vier Google-Earth-Ansichten ermöglichen eine klare Zuweisung von dem hier vermuteten Gebinbach im geographischen Gesamtraum vom Kleinen und Großen Wiesental.
 
 
 
Quelle: © Google Maps, Bilder © 2019 DigitalGlobe, Kartendaten © 2018 GeoBasis-DE/BKG (© 2009), Google ©  2017, Grafik © Werner Störk 2020   
 
 
 
Quelle: © Google Maps, Bilder © 2019 DigitalGlobe, Kartendaten © 2018 GeoBasis-DE/BKG (© 2009), Google ©  2017, Grafik © Werner Störk 2020   
 
 
 
Quelle: © Google Maps, Bilder © 2019 DigitalGlobe, Kartendaten © 2018 GeoBasis-DE/BKG (© 2009), Google ©  2017, Grafik © Werner Störk 2020   
 
 
 
 
Quelle: © Google Maps, Bilder © 2019 DigitalGlobe, Kartendaten © 2018 GeoBasis-DE/BKG (© 2009), Google ©  2017, Grafik © Werner Störk 2020   
 
Legende: Zugang über Zell (hellblau), Zugang über das Kleine Wiesental (rot), Weg nach Bürchau über Wolfsacker (orange), über Loch-Gräble (weiß) oder Buschgraben (gelb), Gebinbach (Kreis).
 
 
 
 
 Quelle GEOPORTAL BW Grafil © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 (Direktlink auf Grafik) Grafikeintrag © Werner Störk 2020.  
 
Legende: Zugang über Zell (kleiner grüner Pfeil), Zugang über das Kleine Wiesental (orange), Weg nach Bürchau über Wolfsacker (rot), über Loch-Gräble (großer grüner Pfeil)
oder Buschgraben (schwarz), Spinneck (blau) und Gebinbach (Kreis).
 
 
 
 
 Quelle GEOPORTAL BW Grafil © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 (Direktlink auf Grafik) Grafikeintrag © Werner Störk 2020.   
 
Legende: Zugang über das Kleine Wiesental (rot), Weg nach Bürchau über Wolfsacker (orange), über Loch-Gräble (braun) oder Buschgraben (grün), Gebinbach (Kreis). 
 
 
 
 
 Quelle GEOPORTAL BW (Direktlink auf Grafik) Grafikeintrag © Werner Störk 2020.
 
 
LiDAR-Legende: Zugang über das Kleine Wiesental (gelb, Weg nach Bürchau über Wolfsacker (grün) auf den Höhenweg, über das Loch-Gräble (schwarz)
oder
den Buschgraben (orange, Höhenweg (weiß, idealsiert) vom Zeller Hochblauen bis nach Böllen, vermutlicher Standort von Gebinbach (Kreis).  
 
 
 
 Quelle LiDAR-GEOPORTAL BW (Direktlink auf Grafik) Grafikeintrag © Werner Störk 2020. 
 
Standort des hier vermuteten Gebinbach - liegt in einer Erosionsrinne, die hangaufwärts bis zur Kammlinie begehbar ist.
 
 
 
 Quelle LiDAR-GEOPORTAL BW (Direktlink auf Grafik).Grafikeintrag © Werner Störk 2020.  
 
Standort des hier vermuteten Gebinbach zwischen Kleinem und Großen Wiesental. Das LiDAR-Bild belegt die hohe Reliefenergie im Kleinen Wiesental..
 
 
 
 Quelle GEOPORTAL BW Grafil © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 (Direktlink auf Grafik). Grafikeintrag © Werner Störk 2020.
 
Historische (gestrichelt) und moderne Wegverbindungen - entsprechend alter Karten oft parallel - von und über Gebinbach nach Gresgen, Wolfsacker und Erdbeerboden.
 
 
WICHTIG! Da die Frage der geographischen Einordnung und die daraus resultierenden Interpretationen bzw. die sich dadurch ergebenen Ausschlussverfahren so elementar für die richtige Einschätzung sind, habe ich - ergänzend zu meiner schriftlichen Argumentation - noch die zusätzlichen GEOPORTAL-BW-Kartenwerke (inkl. LiDAR oben) hinzugenommen, die das auch kartografisch unterstreichen, was ich textlich erkläre. Bachläufe waren - zivil oder/und militärisch - immer die wichtigsten Aufstiegs- und Abstiegsvarianten in einer Zeit, wo Straßen die absolute Ausnahme, gut begebbare Wege rar und überwiegend nur wenige Saum- und einige Fußpfade die Infrastruktur eines  ländlichen Raumes prägten.
Warum hat man das hier jetzt vermutete Gebinbach so lange nicht wiederentdeckt? Die Antwort auf diese Frage liegt dann schnell auf der Hand, wenn man sich von dem fest einprägten Nord-Süd-Denken ablöst:  denn man kann – will man vom Punkt A nach Punkt B gelangen – sehr wohl von dieser festgeschrieben bipolaren Einteilung und seiner „wichtigen Pertinenzbestimmung“ abweichen. Das bedeutet: wenn man als Besucher von Elbenschwand nach Gebinbach laufen oder reiten wollte, musste man eben real nicht nach Norden, sondern exakt nach Osten gehen – ohne dass sich die Reihenfolge der urkundlich aufgezählten Orte ändert. Ging der Reisende also von Elbenschwand über Gebinbach nach Bürchau und von dort nach Neuenweg, dann würde die Reihenfolge der Aufzählung seiner besuchten Orte wie folgt aussehen: Elbenschwand – Gebinbach – Bürchau – Neuenweg. Nur dass dann Gebinbach nicht nördlich zwischen Bürchau und Elbenschwand läge, sondern eben östlich von Elbenschwand.
 
 
 
"Topographischer Plan von dem Elbenschwand und Bürchauer Bann", Bild 1 Quelle: Generallandesarchiv Karlsruhe - Alle Karten sind direkt verlinkt. Grafikeintrag © Werner Störk 2020.
 
Detail aus "Topographische Plan von dem Elbenschwand und Bürchauer Bann" aus dem Jahr 1779. Der Kartenausschnitt ist nicht "eingenordet".
Das Areal von Gebinbach ist durch den Kreis markiert. .
 
 
 
"Topographischer Plan von dem Elbenschwand und Bürchauer Bann", Bild 1 Quelle: Generallandesarchiv Karlsruhe - Alle Karten sind direkt verlinkt. Grafikeintrag © Werner Störk 2020.
 
Detail aus "Topographische Plan von dem Elbenschwand und Bürchauer Bann" aus dem Jahr 1779. Der Kartenausschnitt ist um 90 Grad gedreht und nur annähernd "eingenordet".
Das Areal von Gebinbach ist durch den Kreis markiert. .
 
 
 
"Topographischer Plan von dem Elbenschwand und Bürchauer Bann", Bild 1 Quelle: Generallandesarchiv Karlsruhe - Alle Karten sind direkt verlinkt. Grafikeintrag © Werner Störk 2020..
 
. Der Kartenausschnitt ist exakt "eingenordet". Das Areal von Gebinbach ist durch den Kreis markiert. .
 
 
 
 Quelle GEOPORTAL BW (Direktlink) Grafikeintrag © Werner Störk 2020 
 
Gewann Gebinbach (rot) und heutige Gemarkungsgrenze (gelb/lila).
 
 
Folgen wir doch jenen Reisenden, die wohl im amtlichen Auftrag der Herrschaft um 1278 Elbenschwand, Gebinbach und Bürchau besuchten: ganz gleich, ob sie zu Fuß oder eher zu Pferd das Kleine Wiesental begingen (sie könnten natürlich auch von Zell aus über das Himmelsbachtal/Hüttenbach und den Gresger-Weg-Paß gekommen sein), sie mussten den sehr steilen, klammähnlichen Zugang benutzen, der sie - wohl schweratmend - langsam - es waren rund 1.000 Meter Wegstrecke zu bewältigen - auf die Höhe von Elbenschwand führte. Wobei ich davon ausgehe, dass das Hinterdorf wohl die zuerst gegründete Siedlung war (fruchtbarer Talboden, Wasserreichtum - ganz im Gegensatz zum Vorderdorf). Nach der Visitation ging es weiter nach Gebinbach - wieder sehr steil den Dobel hoch in Direttissima - am Gebinbach entlang. Und dann nach Bürchau - aber wie? Wieder die ganze Strecke mit extremem Gefälle Neigung zurück - wohl nicht. Man blieb auf der gleichen Höhe und hatte zwei Alternativen: entweder über die sicher schon bestehende Zuwegung zum Wolfsacker und dann wieder hinab nach Bürchau, wohl eher aber übers Spinneck - dann entweder übers Loch/Gräble oder durch den Buschgraben - beide gut begehbar und sicher mit Saumpfaden ausgelegt - und so relativ bequem (es geht stetig bergab) auf dem Talgrund der Kleinen Wiese nach Bürchau (Karten siehe oben).
Bis zur den aktuellen Forschungen (siehe auch die aktuelle Stellungnahme von Prof. Dr. Schubring unten) folgte man offensichtlich nur dieser geographischen Nord-Süd-Zuweisung der Orte und so musste Gebinbach zwangsläufig auf jeden Fall nördlich zwischen Elbenschwand und Bürchau liegen. Deshalb vermutete man Gebinbach einmal mehr an der Grenze zu Bürchau, dann wieder eher an der Grenze zu Elbenschwand. Und genau dort suchte man nun nach Gebinbach – natürlich vergebens. Und ignorierte damit auch die offenbar schon lange bekannten Siedlungsreste im Gewann Dobel. Damit blieb Gebinbach über Jahrhunderte hinweg "links liegen" und bis 2020 verschollen. Und so wuchs tatsächlich hohes Gras nein, besser: dichtes Moos - über die Angelegenheit!
 
 
 
 Quelle GEOPORTAL BW (Direktlink) Grafikeintrag © Werner Störk 2020 
 
Im gesamten Untersuchungsbereich (gelb) finden wir Hangterrassen. Teilweise wurden sie auch in die Flureinteilung übernommen.
Die Steinmauern (rot) liegen im östlichen Teil der dort wohl ursprünglichen Gewannstruktur (weiß).
 
 
 
 

Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020

 
 
 
 

Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020

 
 
 
 

Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020

 
 
 
 

Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020

 
 
 
 

Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020

 
Diese Fotoreihe (1-5) zeigt die nördlich und oberhalb der Forststraße angelegten - teilweise verstürzten - Hangterrassen.
 

Ich gehe unter Berücksichtigung aller mir bekannten Faktoren von zwei Arbeitshypothesen aus: die erste sieht vor, dass man den Weiler oder die Hofsiedlung oder den Hof Gebinbach bereits sehr früh - also im Zusammenhang mit der starken Wüstungsperiode des Spätmittelalters – und als Folge der massiven Erbstreitigkeiten zwischen den Rotenberger und den Herren von Rötteln aufgegeben wurde. Diese Fehde-Erbstreitigkeiten liefen ab dem Jahre 1279 und dauerten bis 1311. Und wurden erst durch einen Schiedsspruch und die Zahlung von insgesamt 600 Mark Silber (eine sehr hohe Summe) an zwei der Rotenberger Erben beendet. Angesichts dessen die Herren von Rötteln in Neuenweg und seinem Silberbergwerk einen wesentlich lohnenswerteren Ersatz und Ausgleich sahen. Die zweite Arbeitshypothese sieht die Aufgabe spätestens im Laufe des 16. Jahrhunderts und in Folge jener wirtschaftlichen und wetterbedingen Extremjahren wie z. B. 1528-1529, 1539-1531 und 1570-1574. Möglicherweise musste Gebinbach aber auch unter Umständen aufgegeben werden, die den namentlichen Eingang in die regionale mündliche Überlieferung bewusst verhinderten  – aus welchen Gründen auch immer – und es nicht zuließen, dass man sich an Gebinbach erinnern sollte. Dort sollte offensichtlich im wahrsten Sinne des Wortes „Gras darüber wachsen“ – was es ja auch tat!

Selbst KARL GOTTHOLD SEITH (geb. 22.12.1890 in Elbenschwand-Langensee; gest. 10.02.1963 in Schopfheim) als gebürtiger Elbenschwander und exzellenter Heimatforscher des Markgräflerlandes und des Südschwarzwaldes, hat sich thematisch nie dieser Wüstung angenommen, obwohl er die Siedlungsreste wohl sicher kannte, aber vielleicht auf Grund des nur scheinbar „eingenordeten“ Urkundentextes so nie mit Beginbach in Verbindung brachte.

Erstmals 1278 erwähnt, dann für über 700 Jahre spurlos verschollen und 2020 möglicherweise wiedergefunden... Gebinbach wäre wieder da! Und doch bleiben wieder einmal Fragen – auf die man vielleicht nie eine Antwort erhalten wird. Auch das ist wieder lebendige Geschichte!

 
 
 
 

Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020

 
 
 
 Quelle GEOPORTAL BW (Direktlink auf Grafik) Grafikeintrag © Werner Störk 2020 
 
 Gebinbach (1) mit den Seitenbächen (Kreis).  
 
 
 
 

Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020

 
 

Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020

 
 
 

Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020

 
 
 
 

Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020

 
 
 
 

Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020

 
Diese Fotoreihe (1-5) dokumentiert den Bachverlauf "Gebinbach" am Übertritt der Forststraße sowie die Blockhalde mit Beginn der Mauerstruktur (Siedlungsplatz rot).
 

Zusammen mit den Erdbeer-Hangterrassen am Tannenkopf  und dem Erdbeerboden hat Elbenschwand nun auch mit dem möglichen Gebinbach wohl die noch einzigen sichtbaren Spuren der Erstbesiedlung im Hochmittelalter. Wobei man davon ausgehen kann, dass die Siedler von Gebinbach auch bei der gemeinschaftlichen Anlage der Hangterrassen wie auch ihrer Bewirtschaftung und Nutzung aktiv beteiligt waren.

In Elbenschwand existiert - losgelöst von der Frage, ob es wirklich Gebinbach ist - damit ein archäologischen Ensemble, dessen schutzwürdige Einheit und Sachgesamtheit von besonderer Bedeutung ist: neben den beiden großen Wolfsacker-Redan-Schanzanlagen in Verbindung mit einer gesicherten historischen Alarm- und Signalstation (1701) auf dem Tannenkopf sowie den spätmittelalterlichen Hangterrassen auf dem Südhang des Tannenkopfes nun auch die möglicherweise wiederentdeckte Wüstung Gebinbach.
 
 
 

Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020

 
 
 

Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020

 
 
 

Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020

 
 
 

Fotos © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020

 
 
 
 

Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020

 
Diese Fotoreihe (1-6) dokumentiert die "Zyklopenmauer" und den südlichen Geländeauslauf des Baches - dort stand mit großer Wahrscheinlichkeit der Hof.
 
Denkmalschutzrechtlich müsste man deshalb von allen Objekten als Ensemble, aber auch von einer Sachgesamtheit sprechen. Dazu kurz Grundlegendes:

„Die wichtigste Zielsetzung des Ensembleschutzes ist die Sichtbarmachung geschichtlicher Prozesse in ihrem ursprünglichen Kontext. Die eigentliche Aussagekraft ergibt sich aber erst durch die Gesamtschau der Einzelteile. Somit ergibt sich der kulturelle Wert eines Kulturgutes aus der Gesamtheit eines Ensembles. Das Denkmalschutz-recht sieht dafür den Schutz als Sachgesamtheit vor. Bei einem Ensemble werden somit alle Bestandteile in ein Ganzes eingeordnet, das dann zum eigentlichen Träger der geschichtlichen Botschaft wird. Für die weitere Einordnung von Sachgesamtheiten im Sinne des Denkmalschutzgesetzes wird der Fundzusammenhang herangezogen sowie der Funktionszusammenhang. Damit werden auch übergreifende Komponenten, die eine Mehrheit von Sachen zu einer schutzwürdigen Einheit zusammenfassen, gefordert“. Quelle: Heike Krischok (2016): „Der rechtliche Schutz des Wertes archäologischer Kulturgüter“

 
 
 
 Quellen: Links: © Google Maps, Bilder © 2016 DigitalGlobe, Kartendaten © 2016 GeoBasis-DE/BKG (© 2009), Google ©  2017, gelbe Markierung: Grafik © Werner Störk 2018 
Rechts: Detail aus der offiziellen Planungskulisse
© der  ENERKRAFT GmbH und der EWS 2018 und Grafikeintrag - wie unten angegebene Legende - © Werner Störk 2020   
 
 
Um eine relativ angenäherte maßstäbliche Vergleichssituation zu erreichen, habe ich beim Bildausschnitt Google-Maps (links) die Verschiebungsfläche der ENERKRAFT/EWS mit gelben Markierungen abgegrenzt. Um dies möglichst genau zu erreichen, habe ich mich - und das kann man jetzt gut nachvollziehen - am Wegenetz der beiden Bildausschnitte orientiert. Auf der unteren Karte habe ich den erfahrungsgemäßen Flächenbedarf (weiß) zur Errichtung der geplanten WEA 7 eingetragen. Würde die Anlage wie in der Planungskulisse markiert umgesetzt, würde nicht nur das Areal der historischen Signalstation (rote Rauten) unmittelbar betroffen und zerstört werden, sondern auch der noch gut erhaltene Kernbereich der spätmittelalterlichen Hangterrassen (gelb). Wobei es für alle vier gefährdeten Bereiche (inkl. Wolfacker-Redan-Anlage) – was selbst die Oberste Denkmalschutzbehörde des Landes bestätigt – keine identischen Vergleichsobjekte in Südbaden gibt. Das kleine Wiesental und damit der gesamte Kreis sowie ganz Südbaden würden somit einzigartige Kulturgüter und schützenswerte Denkmäler für immer verlieren, was auch denkmalschutzrechtlich bereits schon im jetzt noch laufenden Planungsverfahren ernsthaft zu hinterfragen ist.
 
 
 
Quelle: Landesarchiv Baden-Württemberg D 70182 Stuttgart http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-1701179-1 Grafikeintrag © Werner Störk 2020 
 
Die denkmalschützerischen Schwerpunkte als archäologische Gesamtheit in Elbenschwand.
 
 
 
Quelle/Sammlung: Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe https://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-46801https://www2.landesarchiv-bw.de/
 
Detail aus dem Gemarkungsplan „Elbenschwand (Kleines Wiesental LÖ) und Holl-Langensee“ aus dem Jahr 1891.mit Gewann "Dobel"
 
 
 
Quelle/Sammlung: Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe https://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-46801https://www2.landesarchiv-bw.de/ Grafikeintrag © Werner Störk 2020 
 
Detail aus dem Gemarkungsplan „Elbenschwand (Kleines Wiesental LÖ) und Holl-Langensee“ aus dem Jahr 1891.mit Gebinbach (Kreis)
 
 
 
Quelle/Sammlung: Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe https://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-46801https://www2.landesarchiv-bw.de/
 
Detail aus dem Gemarkungsplan „Elbenschwand (Kleines Wiesental LÖ) und Holl-Langensee“ aus dem Jahr 1891
 
 
 
Quelle/Sammlung: Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe https://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-46801https://www2.landesarchiv-bw.de/ Grafikeintrag © Werner Störk 2020  
 
Gebinbach (gelb), Erdbeerboden (rot), Alarm- und Signalstation (grün), Redan 1 Schanzgraben und Redan 2 Wolfsacker (blau)
 
 
 
 Detail aus der offiziellen Planungskulisse © der  ENERKRAFT GmbH und der EWS 2018 und Grafikeintrag - wie oben angegebene Legende - © Werner Störk 2020   
 
Der bereits hier mehrfach zitierte Prof. Dr. Klaus Schubring, Historiker und Spezialist für das Mittelalter, schreibt in seiner Stellungnahme: "Gebinbach muss laut der Urkunde von 1278 zwischen Elbenschwand und Bürchau gesucht werden. Es ist dann aber noch nicht gesichert, dass die gefundene Wüstung Gebinbach hieß. Es wären weitere Unterlagen nötig (Urkunde, Akte, Berain oder alte Karte). Auch (aufwändiges) Ausschlussverfahren wäre geeignet (red. Anmerkung: siehe machfolgendes Fazit): Gibt es im betreffenden Gebiet keine andere Wüstung, bleibt als Name nur Gebinbach übrig. In weiteren Quellen könnten auch Namensvarianten auftauchen. Der Name Gebinbach erscheint 1278 in mittelhochdeutscher Zeit, der Namenstypus ist aber schon aus althochdeutscher Zeit bekannt. "Normal" wäre für das 13. Jahrhundert: Gebenbach - Bach des Gebo. Gebinbach wäre (zumindest althochdeutsch): dem Gebo [sein] Bach. Diese Ausdrucksweise, 1278 möglicherweise alter auch für Gerhardt tümelnd - ist heute noch geläufig. Es könnte sich aber auch um einen Hör- und Schreibfehler, jedenfalls um eine geringeAbwandlung handeln. Und es läuft trotzdem auf 'Gebos Bach' hinaus. Gebo wäre Kurzform für Gebhardt, evtl... In Gebo würde ich einen Mitarbeiter oder Beauftragten der Herren von Rotenberg sehen."
(Quelle: Mail vom 20.03. 2020, Archiv  Werner Störk)
"...große Anerkennung und vielen Dank für Ihre so umfangreiche Ausarbeitung!... An der großen Wallmauer kann ernstlich kein Zweifel sein. Wenn Sie sich sicher sind, dass keine weitere Wüstung in Frage kommt, dann muss man wirklich an Gebinbach als Namen denken...".
(Quelle: Mail vom 29.03. 2020, Archiv  Werner Störk)
 
Fazit und Zusammenfassung
 
Bedingt durch die inzwischen fünfjährige Feld- und Forschungsarbeit speziell im Hinteren Kleinen Wiesental sowie die aktuelle Verschiebung des Untersuchungsgebietes südwärts über Bürchau nach Elbenschwand sind mir die topografischen, geologischen und hydrologischen Verhältnisse sowie die historischen Hintergründe relativ gut vertraut. Dies gilt auch für das Ausschlußverfahren, mit dem ich alternative Standorte zwischen Elbenschwand und Bürchau eingehend Vorort, im Luftbild und mittel LiDAR untersucht habe (z. B. Buschgrabenbach - zu geringe Wasserführung bzw. Quellschüttung für unmittelbare Trinkwassernutzung und ganzjährig gesicherte Trinkwasserversorgung).
Vor allem der persönliche Austausch und die intensive Zusammenarbeit mit den Menschen und Experten Vorort ist für mich der Garant für wichtige Impulse und wertvolle Hinweise auf Bodenspuren und Geländeanomalien. Wie genau dabei das Gelände sondiert wurde und weiterhin wird, belegen die bereits erfolgten Objektklärungen am Schlossboden und bei der Wüstung Steinihöff. Dies gilt sicher aber auch für die Holderschanze, die Redan-Anlagen auf dem Wolfsacker und der historische Signalstation auf dem Tannenkopf. Plus die neu erforschten Bereiche der Hangterrassen und den archäologischen Spuren der hochmittelalterlichen Erstbesiedlung bei Elbenschwand.
Unter Berücksichtigung aller hier im Detail dargelegten Faktoren gehe ich davon aus, dass wir auf jeden Fall einen archäologischen Fund aus der Zeit der ersten Besiedlung im Raum des heutigen Elbenschwand vorliegen haben, der wiederum in gleich mehrfacher Weise auf das verschollene Gebinbach hinweist. Auch deshalb, da wir bislang keinerlei andere Spuren von Wüstungen gefunden haben. „Gibt es im betreffenden Gebiet keine andere Wüstung, bleibt als Name nur Gebinbach übrig,“ schreibt Prof. Schubring. Wobei ich bei den wirklich für unseren Raum außergewöhnlichen Mauerstrukturen auch einen engen Zusammenhang mit den spätmittelalterlichen Hangterrassen am Tannenkopf sehe, die zeitlich wie auch sprachwissenschaftlich auf jene erste Besiedlungs- und Bewirtschaftungsphase um 1278 hindeuten.
 
 
 

Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020

 
Im Gegensatz zum Hinterdorf zeichnet sich das Vorderdorf durch eine extreme Sporn- oder Horstlage aus - mit "Wachfunktion" über den Zugang (Pfeile) vom Kleinen Wiesental.   
 
 
 
Quelle: © Google Maps, Bilder © 2019 DigitalGlobe, Kartendaten © 2018 GeoBasis-DE/BKG (© 2009), Google ©  2017    
 
 
 
Quelle: © Google Maps, Bilder © 2019 DigitalGlobe, Kartendaten © 2018 GeoBasis-DE/BKG (© 2009), Google ©  2017, Grafik © Werner Störk 2020     
 
Steiler Aufstieg vom Kleinen Wiesental her (grün), Sporn- oder Horstlage vom Vorderdorf (orange), Hinterdorf (gelb) und Gebinbach (rot).
 
 
Der Vollständigkeit halber noch ein Namenshinweis - unabhängig von dem Elbenschwander Gebinbach - ein post scriptum:

„Als Zeugen aus der Reihe der Kanoniker werden u. a. namentlich genannt: Propst Egilbert, Dekan Adalbert, Eberhard, Propst des Stifts St. Gangolph in der Theuerstadt und Custos Oudalrich.18 Neben einer Reihe von Rittern des Bischofs werden auch Ministerialen als Zeugen aufgezählt, darunter Reginboto von Bürglein an fünfter Stelle: Rathloh und sein Sohn Witker,19 Poppo de Gebinbach, Heinrich de Crowil, Marchwart de Gundolvisheim, Reginboto von Burgilin, Ezzo de Willihalmisdorf, Irmfrid de Rostal, Irmfrit, der Sohn des Poppo sowie Pippin, der Sohn des Rathloh. Damit bestätigt sich auch für diesen Fall die allgemeine Einschätzung Marie-Luise Laudages: „Otto scheint neben dem Bamberger Domkapitel [...] vor allem die Vögte des Bamberger Hochstifts und die Mitglieder der aufsteigenden Ministerialengeschlechter zu Zeugendiensten herangezogen zu haben“.20... In der für Bürglein relevanten Urkunde von 1108 folgt auf Reginboto de Burgilin in der Zeugenreihe unmittelbar Ezzo de Willihalmisdorf (d. h. Wilhermsdorf bei Langenzenn). Beide finden sich – wie gesehen - entweder allein oder zusammen in mehreren Urkunden Bischof Ottos; Ezzo wird dabei auch gelegentlich als „Ezzo de Burgilin“ bezeichnet, außerdem wird dessen Bruder Uto mehrfach erwähnt.46 Ob Reginboto und Ezzo bzw. Uto miteinander verwandt waren oder nur wegen des gemeinsamen Herkunftsorts mit der Bezeichnung „von Bürglein“ auftauchen, kann beim heutigen Stand der Forschung nicht abschließend geklärt werden, was aber für den Umstand der Ersterwähnung außer Betracht bleiben kann. Allerdings meinte Erich Freiherr von Guttenberg schon 1927, die „de Burgilin“ seien mit den „de Willehalmisdorf“ „eines Stammes“ gewesen – ein „Regil von Willehalmesdorf“ wird aber bereits im Jahr 1096 erwähnt.47 Joetze vermutete zudem eine Verwandtschaft mit den Ministerialen von Gebinbach – ein Poppo de Gebinbach wird wie gesehen 1108 auch in unserer Urkunde genannt.“.

Quelle mit Direktlink: Die Ersterwähnung Bürgleins in einer Urkunde Bischof Ottos des Heiligen von Dr. Norbert Jung, Bamberg

Text & Fotos Werner Störk © Copyright 2020

 
       
Wüstung Steinihöff
Neuenweg 
Wüstung Gebinbach
Elbenschwand 
Walderdbeeren
Hangterrassen 
 Tannenkopf
mit Hangterrassen
 Historische  Kartenwerke Alarm- und
Signalfeuer
 Hochwachten
Signalstationen
Bergbau & Wüstung
Neuenweg
Strategisch-
topografische Lage 
Ausspringender
Winkel (Redan) 
 Wolfsacker-
Schanze
Nördlicher Redanschenkel
 Südlicher
Redanschenkel
Kommunikation
Laufgraben

 

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