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Sonderseiten im Rahmen der WEA-Windpark-Diskussion Zeller Blauen - Neuenweg |
Nach über 700 Jahren wiederentdeckt? Viele Indizien sprechen dafür! |
Die spätmittelalterliche Wüstung Gebinbach |
Zeugnis hochmittelalterlicher Erstbesiedlung im Kleinen Wiesental. |
Werner Störk Copyright © 2020 |
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André Hönig, Leiter der
Redaktion Schopfheim/Wiesental der Badische Zeitung, hat sich in der
neuen BZ-Serie
„Spurensuche – Wiesentäler Orte und ihre
Geschichte(n)“ auch mit
Gebinbach auseinandergesetzt
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BZ-Serie „Spurensuche – Wiesentäler Orte und ihre Geschichte(n)“ vom 22.04.2020 |
Im Vorfeld begegnete mir
die Wüstung Beginbach
erstmals im Zusammenhang mit den Forschungsarbeiten zur Wüstung
Steinihöff
(mit der historischen Silber-Bleierz-Grube am benachbarten
Spitzkopf)
südlich von Neuenweg sowie dem Schloßboden
nördlich vom Neuenweger Eck.
Weitere wertvolle Erfahrungen mit noch nicht gelösten und jahrhundertealten
historischen Rätseln sammelte ich mit unserem Projekt
Schatzstein von Todtnauberg“,
dem legendären Kreuz-
oder Scheibenfelsen
südlich von Todtnauberg.
Wichtige Impulse
gaben die Untersuchungsprojekte
rund um den
Paßübergang Wolfsacker
und den
nahen Tannenkopf
bei Elbenschwand. Mein besonderer Dank
gilt in diesem Zusammenhang Rüdiger Motzke (Bürchau), der in seiner Freizeit
sehr wichtige Geländevorerkundungen durchführte, ohne die auch es keine
aktuelle Teillösung für das Rätsel Gebinbach
gegeben hätte. |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Elbenschwand-Hinterdorf in Blickrichtung Westen. |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Elbenschwand-Hinterdorf mit Dobel/Tobel (Pfeil) |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Elbenschwand-Hinterdorf mit Dobel/Tobel |
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Entsprechend der archäologischen Fundsituation die hier vermutete Lage von Gebinbach |
Gebinbach (Direktlink) – Wüstung,
Regionalauswahl: Baden-Württemberg, Freiburg [Regierungsbezirk], Hochrhein-Bodensee
[Region], Lörrach [Landkreis] Kleines Wiesental, Typauswahl: Ortsteil –
Historisches Ortslexikon, Typ: Wüstung. Liegt auf Gemarkung: Elbenschwand,
Ersterwähnung: 1278 Ortsgeschichte. Geschichte: Von Personenname, 1278 genannter
Weiler, vermutlich an der Gemarkungsgrenze gegen Bürchau. GND-ID: 7819241-9
(Recherche am 17.03.2020) |
Wüstungen im Kleinen Wiesental:
Altwaldeck, Burgacker, Gebinbach, Rotenberg,
Schweighof, Sitliburg, Steiningen und Waldeck Quelle: https://www.leo-bw.de/web/guest/detail-gis/-/Detail/details/ORT/labw_ortslexikon/15197/Kleines+Wiesental |
„In dem Kartogramm auf S. 10 hebt sich in
einem Raum mit mittlerem bis starken Wüstungsanfall der Schwarzwald als
ein Gebiet mit nur „unbedeutenden“ Ortschaftsverlusten ab. Als
Beispiel mag der Kreis Lörrach dienen, der zu einem Drittel aus Schwarzwaldfläche
besteht und in diesem Teil des Kreise nur vier Ortswüstungen, in den übrigen
zwei Dritteln des Kreises etwas 50 Wüstungen aufweist. Doch sollte auch
Gothein’s Urteil beachtet werden, daß der Schwarzwald, der nie mehr
so dicht mit Höfen besetzt war wie am Anfang des 14. Jahrhunderts, im folgenden
Jahrhundert „eine merkwürdige Entvölkerung“ zeigt: In allen
Tälern waren wüste Hofstätten zu finden, die teileweise schon wieder dem
Walde verfallen waren.“ |
Hinweis auf
OrtV.l C2 Gebinbach (Elbenschwand) LÖ Wüstung
IV.23 AI im ORTSREGISTER ZUM KARTENTEIL |
Übersicht in
leo-bw Ortslexikon
(siehe Quelle): Regionalauswahl, Baden-Württemberg, Quelle: |
Kleines Wiesental: Das Gemeindegebiet, das den Einzugsbereich der Köhlgartenwiese und weithin den Lauf der Kleinen Wiese umfasst, wird maßgeblich durch die Kleinwiesentäler Mulde bestimmt, einer weitgespannten Einsenkung im südlichen Hochschwarzwald. Malsburg Granit im Westen und ein schmaler Streifen Mambacher Granit im Osten bilden den Untergrund, den eine dichte Schar an Porphyrgängen durchzieht. Im Verbund mit einem engmaschigen Gewässernetz sorgen sie für ein unruhiges, in Kuppen, Sporne, Rücken und Wannen aufgelöstes Gelände. Letztere sind die bevorzugten Siedlungsplätze. Die Täler selbst bieten hierfür nur an wenigen Stellen Platz. Tief hat sich insbesondere die Wiese mit Engstellen und Weitungen in das Gestein eingekerbt. Lediglich im nördlichen Bereich, wo auf Gemarkung Neuenweg die leichter ausräumbaren Karbonkonglomerate der Zone von Badenweiler-Lenzkirch anstehen, werden die Täler breiter. Hierzu hat auch die würmeiszeitliche Vergletscherung beigetragen. Zu deren besonderen Hinterlassenschaften ist neben dem Belchengipfel nicht zuletzt das Kar des Nonnenmattweihers zu zählen, dessen Bildung wohl maßgeblich auf anhaltende Lawinenzufuhr zurückgeht. Quelle: https://www.leo-bw.de/web/guest/detail-gis/-/Detail/details/ORT/labw_ortslexikon/15197/Kleines+Wiesenta |
Ausschnitt aus der DG 1:5000 Elbenschwand |
DG 1:5000: Mit der DG 1:5000 arbeite
ich besonders gerne, da sie in einer sonst nicht mehr angebotenen Form auch
die Flur- und Gewannnamen aufgenommen hat, die in anderen Kartenwerken auf
Grund des Maßstabes nicht mehr vorhanden sind. Für den früheren badischen
Landesteil liegt sie als die Deutsche Grundkarte 1:5000 vor. Sie enthält
eine nahezu grundrisstreue Darstellung der bedeutsamen topographischen Objekte
und die Flurstücksgrenzen; die Geländeformen sind durch Höhenlinien und
Höhenpunkte wiedergegeben. Regelmäßige Abgabe durch das Landesvermessungsamt
Baden-Württemberg bis etwa 1995 Fortführung der DGK 5 seit 1998 eingestellt.
Für die Ermittlung der Blatteinteilung der DGK5 steht ein Geodatendienst
(WMS und WFS) zur Verfügung (OpenData siehe: WMS oder WFS LGL-BW Deutsche
Grundkarte 1:5000 Rahmengitter). |
Quelle GEOPORTAL BW Grafil © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 (Direktlink auf Grafik) |
Die heutige Flureinteilung - sie orientiert sich bei den Gewannen des hier vermuteteten Gebinbachs exakt an den historischen Spuren. |
Quelle GEOPORTAL BW Grafil © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 (Direktlink auf Grafik) Grafikeintrag © Werner Störk 2020. |
Das Fundgebiet erstreckt sich über zwei heutige Flurstücke, wobei sich die Flurstruktur von 310 mit insgesamt 5.200 Quadratmetern exakt, also deckungsgleich, an den sich im Gelände befindlichen Objekten orientiert. So liegt auf der Westseite der Flurgrenze die mit 165 Meter Länge beeindruckende "Zyklopenmauer" (1), während die Ostseite des Gewann auch mit einer dortige Mauer von 75 Metern (2) begrenzt wird. Die "Zyklopenmauer" 1 läuft auf der ganzen Strecke durch das Gewann genau am Bach entlang. Man kann davon ausgehen, dass der vermutliche Wohnplatz am südwestlichen Endpunkt des Gewanns lag. Auch davon, dass es anfänglich noch kein Weiler, sondern möglicherweise eher ein Einzelgehöft als Wohnplatz oder Hofstelle war (und nicht über diese Status hinauskam)..Die dritte große Mauer begrenzt das Gesamtgewann (siehe nächste Übersicht unten) nach Osten auf einer Länge von 90 Metern. |
Quelle GEOPORTAL BW Grafil © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 (Direktlink auf Grafik) Grafikeintrag © Werner Störk 2020. |
Diese Ansicht zeigt nun das Gesamtgewann (rot) aus der Zusammenführung von Grundstück 310 (hellgrün) und 308 mit insgesamt rund 27.500 Quadratmetern. Dabei wird deutlich, dass die beeindruckenden Mauerwerke (weiß) aus Natursteinen des Blockmeeres sich als Gewanngrenzlinien bestätigen. Da es die einzigen massiven Befestigungen sind, kann man auch darin ein Indiz sehen, dass dieser Bereich an einen Hof gekoppelt sein musste, der in unmittelbare Nähe lag und nicht zu einem der anderen Weiler gehörte. Die massive territoriale Abgrenzung bestätigt den eigenständigen Sonderstatus des hier vermuteten Gebinbach oberhalb des Hauptweilers. Die großen Hangterrassen (orange) wurde teilweise in die neue Flureinteilung mit aufgenommen (unterer Pfeil). Der obere Pfeil markiert den Hang, an dem sich rund 150 Meter lange Hangterrassen befinden. |
Quelle/Sammlung: Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe https://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-46801https://www2.landesarchiv-bw.de/ |
Gemarkungsplan „Elbenschwand (Kleines Wiesental LÖ) und Holl-Langensee“ aus dem Jahr 1891.mit Gewann "Dobel" |
Quelle: Bilder © Google
Kartendaten © 2020 GeoBasisDE/BKO © 2009 Deutschland |
Die großen Baumkronen bilden den Mauerverlauf (unten gelb) auch aus der Vogelperspektive sehr gut ab. |
Quelle: Bilder © Google
Kartendaten © 2020 GeoBasisDE/BKO © 2009 Deutschland |
Quelle GEOPORTAL BW Grafil © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 (Direktlink auf Grafik) Grafikeintrag © Werner Störk 2020. |
Alle in Frage kommenden Standorte des Wohnplatzes oder der Hofstelle (Kreis) liegen unterhalb des Quellhorizontes und einer der Bäche lief direkt am Haus vorbei. |
Was war von
Gebinbach bislang bekannt? |
Blicken wir zunächst auf
jene Epoche, in der Gebinbach
entstand. Einen ersten Hinweis gibt 1887 ein Artikel in der Zeitschrift
für die Geschichte des Oberrheins, herausgegeben von der Badischen historischen
Kommission. Neue Folge. Band II. Freiburg i. B. 1887. Akademische Verlagsbuchhandlung
von J. C. B. Mohr. Ztschr. II, 496. Hier wird
Gebinbach
in der Schenkung von Dietrieha v. Rotenberg
für das Hochstift Basel im Jahre 1278 erstmals konkret benannt:
“...das güt ze Elbiswande, ze Qehinbaeh,
ze Birehowe unde ze dem niuwen wege“.
Mit dem Zusatz „Elbenschwand, Birchau
u. Neuenweg sind noch als Orte im kleinen Wiesenthal vorhanden, Gebinbach
ist verschollen.“ |
In seinen „Studien zur spätmittelalterlichen Agrarverfassung im Oberrheingebiet“ erwähnt OTT, HUGO (1970): „Wie oben schon kurz angedeutet wurde, ist der weitere Ausbau des Schwarzwaldes, den die Propstei Weitenau getragen hat, parallel zu sehen mit dem Landesausbau, den die Herren von Rötteln und ihre Nebenlinie, die Herren von Rotenberg geleistet haben. Der Stammsitz der Rotenberger ist bei Wieselt, also im Tal der Kleinen Wiese. In diesem Gebiet und vor allem längs des Tales ist der Einfluss dieses Geschlechts deutlich zu sehen. TH. MAYER hat mit Recht eine Urkunde von 1278, in der Adelheid von Rotenberg ihr „gemenchentze unde lipgedingdes“ an St. Blasien aufgibt unter der Bedingung, dass St. Blasien den großen Komplex von Gütern ihr, ihrem Mann und einer Anzahl verwandter Adliger in Erbleihe gegen Wachszins austue... unter siedlungsgeschichtlichen Aspekten ausgewertet. Auch in diesem Zusammenhang soll die Urkunde nur siedlungsgeschichtlich ausgewertet werden. St. Blasien erhielt damals Besitz in Tegernau, Holl, Holl-Langensee, Hohenegg, „ze Eich“ (lag wie aus anderen Grenzbeschreibungen hervorgeht auf Gemarkung Raich), „ze Graeselingen“, Elbenschwand, „Gebinbach“ (nachgewiesene Wüstung auf Gemarkung Elbenschwand bzw. Bürchau), Bürchau, Neuenweg – die Urkunde fasst zu den letztgenannten drei Orten mit einer wichtigen Pertinenzbestimmung zusammen...“.(red. Anmerkung Pertinenz bedeutet Zusammengehörigkeit, Zugehörigkeit).Quelle: OTT, HUGO (1970): „Studien zur Studien zur spätmittelalterlichen Agrarverfassung im Oberrheingebiet“ Reihe: Quellen und Forschungen zur Agrargeschichte Band 2 |
Quelle GEOPORTAL BW Grafil © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 (Direktlink auf Grafik) Grafikeintrag © Werner Störk 2020. |
Das Bürgele östlich von Enkenstein (LiDAR unten) |
Quelle LiDAR-GEOPORTAL BW (Direktlink) |
"Das Bürgle, auch Burg Enkenstein genannt, ist eine abgegangene Spornburg nahe Enkenstein, einem Ortsteil von Schopfheim im Landkreis Lörrach in Baden-Württemberg. Die Burg wurde früher als ein Vorposten der Burg Rotenburg gezählt. Es handelte sich wohl doch eher um eine eigenständige kleine Burganlage auf einem bewaldeten 478 m ü. NN hohen Bergkopf, dem Schlossberg. Über diese kleine Burganlage ist bis heute nur sehr wenig bekannt, historische Belege fehlen ebenfalls völlig. Der Name der Burg hat sich wohl im 1392 erstmals erwähnten Enkenstein erhalten, bei dem es sich vermutlich um den ehemaligen Burgweiler handelt. Früher gehörte der Ort zur Vogtei Tegernau, und später zur Vogtei Langenau, und war Teil der Landgrafschaft Sausenburg. Eine Adelsfamilie von Enkenstein ist nicht nachweisbar, es wurden nur Personen ab dem, an dem oder uff dem En(g)kenstein erwähnt, was die Vermutung eines Burgnamens aber noch unterstreicht. Enkenstein kam in den Besitz der Röttler Seitenlinie derer von Rotenberg, dann an das Kloster Sankt Blasien.. Im Jahr 2007 wurde bei einer Begehung Bruchstücke von Mauerquadern, die teilweise noch Spuren von Mauermörtel zeigen, gefunden. Der Burgstall zeigt noch einen kleinen Graben, der erst bei genauerem Hinsehen zu erkennen ist." Quelle: https://dewiki.de/Lexikon/B%C3%BCrgle_(Enkenstein) |
Quelle LiDAR-GEOPORTAL BW (Direktlink) |
Die Rotenburg auf dem Schlossberg zwischen Niedertegernau und Wieslet in der Gemeinde Kleines Wiesental. |
Grundwissen: die Rotenburg, Herren von Rotenburg und die Herren von Rötteln |
"Die Burgruine Rotenburg ist die Ruine einer Höhenburg
auf einem steilen, 620,2 m ü. NHN hohen Hügel im Tal der Kleinen Wiese zwischen
Niedertegernau und Wieslet in der Gemeinde Kleines Wiesental im Landkreis
Lörrach in Baden-Württemberg. Von der Burg sind nur wenige geschichtliche
Daten bekannt, erhalten haben sich nur geringe Reste von Mauerwerk sowie
Wälle und Gräben zur Sicherung der Anlage. In der Nähe befindet sich die
kleine Burg Bürgle. Die frühe Geschichte dieser kleinen Burganlage ist
noch unbekannt, erbaut wurde sie wohl erst in der Zeit ab dem Jahr 1200,
wie aus der Art des Mauerwerkes der Kernburg zu erkennen ist. Möglicherweise
könnten die Wallanlagen, die sich um den Burghügel ziehen, auch von einem
älteren Vorgängerbau stammen. Die Bauherrn waren wohl die Herren von Rotenberg,
eine Seitenlinie der edelfreien Familie von Rötteln. Diese wurden in der
Mitte des 13. Jahrhunderts erstmals urkundlich erwähnt. Nach zwei fassbaren
Generationen der Familie starben sie mit Dietrich V. von Rötteln-Rotenburg
um 1280 aus. Vor seinem Tod vermachte Dietrich in seinem Testament all seinen
Besitz dem Fürstbistum Basel und dem Kloster St. Blasien. Allerdings fiel
die Rotenburg und der zugehörige Besitz im Gegensatz dazu an die Herrschaft
Rötteln und kam damit in den Besitz der Hauptlinie der Herren von Rötteln,
nach deren Aussterben im Jahr 1316 an die Markgrafen von Hachberg-Sausenberg.
Auch über das Ende der Burg ist nichts bekannt, möglicherweise wurde auch
sie durch das Basler Erdbeben am 18. Oktober 1356 beschädigt. Im 16. Jahrhundert
wurde sie jedenfalls als Ruine bezeichnet. |
Zu einer Verschlechterung kam es offenbar im Verhältnis der Röttler zu den Rotenberger: Als der kinderlose Dietrich V. von Rotenberg 1278 seine Erbschaft regelte, übergab er seinen Besitz an das Kloster St. Blasien mit der Auflage, eine Erbengemeinschaft von fünf Familien damit zu belehnen – seine Röttler Vettern gehörten dabei nicht zu den Belehnten. Zwei Monate vor diesem Testament hatte Dietrich bereits mit dem Basler Domkapitel vereinbart, dass die Lehen, die er vom Hochstift hatte, wieder an dieses zurückfallen sollten, falls er ohne männliche Leibeserben stürbe. 1279 erwähnen die Colmarer Annalen eine Fehde zwischen dem Basler Bischof und Otto von Rötteln. Nach Ansicht von Otto Roller war das den Röttlern vorenthaltene Rotenberger Erbe Gegenstand dieser Fehde, in der Otto am Ende siegreich blieb. Auf jeden Fall scheint die Hauptlinie, wenn auch möglicherweise über Umwege, wieder in den Besitz des Rotenberger Erbes gekommen zu sein. Ende des 13. Jahrhunderts gibt es Anzeichen, dass es um die finanzielle Lage der Röttler nicht mehr so gut stand; Otto von Rötteln verkaufte 1289 zur Abtragung einer Schuld Güter bei Schwand an das Kloster St. Blasien, und in den folgenden Jahren verzichteten er und sein Sohn Walter auch auf weitere Einkünfte und veräußerten weitere Güter. Möglicherweise war die Anwartschaft der Familie auf hohe geistliche Ämter ein Grund für die finanziellen Probleme: Diese bedingte einen angemessenen, teuren Lebensstil mit standesgemäßen Heiraten, bei denen die Töchter entsprechend mit Besitz ausgestattet werden mussten. Gemeinsam mit der Aufteilung des Besitzes unter Röttler und Rotenberger in der Mitte des 13. Jahrhunderts führte dies möglicherweise zu einem Verschleiß der finanziellen Kräfte. Auffallend ist, dass die Schulden Ottos 1289 akut wurden, etwa ein Jahr nachdem sein Bruder Lüthold Basler Dompropst geworden war... |
...Lüthold übernahm deswegen zunächst die Verwaltung
der Herrschaft Rötteln, allerdings mit dem Ehemann seiner Nichte, Markgraf
Rudolf von Sausenberg, als neuem Mitherren. Beim Übergang des Röttler Besitzes
an diesen nächsten Verwandten mussten einige Schwierigkeiten überwunden
werden: 1311 kamen nochmals im Zusammenhang mit der Rotenberger Erbschaft
stehende Streitigkeiten auf, die durch einen Schiedsspruch und die Zahlung
von insgesamt 600 Mark Silber an zwei der Rotenberger Erben gelöst wurden.
1313 starb obendrein Rudolf von Sausenberg und hinterließ drei unmündige
Söhne, sodass Lüthold wieder alleiniger Herrscher über Rötteln wurde. Im
Dezember 1315 fertigte er ein Testament an, in dem er seinem Großneffen,
Rudolfs Sohn Heinrich, seinen gesamten Besitz vermachte, und am 19. Mai
1316 starb er als letzter männlicher Angehöriger der Herren von Rötteln...
Auch später scheint es ähnliche Konflikte zwischen
den Röttlern und Rotenbergern gegeben zu haben...Für die Sausenberger Markgrafen,
deren Besitz auf eine Erbteilung der Markgrafen von Baden-Hachberg im Jahr
1306 zurückging, bedeutete das Röttler Erbe einen deutlichen Machtzuwachs,
der ihren Herrschaftsbereich wahrscheinlich verdreifachte. Langfristig bildete
die Vereinigung von Rötteln und Sausenberg den ersten Schritt bei der Entstehung
des späteren Markgräflerlandes."
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/R%C3%B6tteln_(Adelsgeschlecht)#cite_note-29 |
SCHUBRING, KLAUS (2014)
vermerkt in seinem Aufsatz über „Tegernau,
das Kleine Wiesental und das Obere Wiesental vor 900 Jahren“
unter Hinweis auf die Schenkung „...
in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts bestanden alle heute an der Belchenwiese
liegende Orte... Noch aufschlussreicher sind die Mitteilungen aus dem Jahre
1278 über die Abgaben im Kleinen Wiesental. In der Regel entrichten die
Güter in den genannten Orten jährlich ein oder zwei Schweine, ausnahmsweise
kommen Haferlieferungen auf mittlerer Höhe in Hohenegg und Wiese vor, nur
in Gresgen und Wieslet fallen Geldbeträge an. In den beiden ältesten Orten
ist also der Übergang zur Geldwirtschaft teilweise vollzogen. Die völlig
vorherrschende Abgabe von Schweinen bezeugt eine extensive Landwirtschaft
mit Schweinemast in ausgedehnten Buchen- und Eichenwäldern. Doch besonders
bemerkenswert ist die Tatsache, dass die Weiler von „Elbiswande“
keine Abgaben liefern. Sie sind erst kürzlich angelegt und noch nicht genügend
entwickelt und ertragreich... Auch in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts
gab es im Kleinen Wiesental genug Waldland, das gerodet werden konnten.
Darüber hinaus gab es zeitgemäße Möglichkeiten, die Landwirtschaft zu intensivieren
und ihren Ertrag zu steigern. Die Erschließung und Besiedlung begannen im
Hochmittelalter... Die sicher ebenso tüchtigen Siedler im Kleinen Wiesentals
gingen bedächtiger, in mehreren Schritten und teilweise unter anderen Herren
vor. Sie hielten länger an einer extensiven, naturnahen Landwirtschaft fest,
die ausgedehnte Laubwälder benötigte. Die hochmittelalterlichen ersten Siedler
im Kleinen Wiesental scheinen dort eine stärker Rücksicht auf die Natur,
Bedächtigkeit und Ausdauer für angemessen und empfehlenswert gehalten haben.“
Quelle: SCHUBRING, KLAUS (2014): „Tegernau,
das Kleine Wiesental und das Obere Wiesental vor 900 Jahren“,
in: Das Markgräflerland – Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur,
Band 2014, S. 7-22. |
Die Epoche des Hochmittelalters –
etwa von Mitte des 11. Jahrhunderts bis Mitte/Ende des 13. Jahrhunderts –
war somit auch geprägt durch neue Siedlungen und die Erschließung landwirtschaftliche
Nutzflächen. Im Hochmittelalter begann – begünstigt unter anderem
durch landwirtschaftliche Fortschritte und die mittelalterliche Warmzeit –
die Bevölkerung zu wachsen. Es kam zu einer neuen kulturellen und wissenschaftlichen
Entfaltung. Quelle:
https://de.wikipedia. org/wiki/Hochmittelalter |
Quelle: Landesarchiv Baden-Württemberg D 70182 Stuttgart http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-1701179-1 |
Topographischer Plan von Elbenschwand und Bürchauer Bann 1779/1780 |
Quelle: Landesarchiv Baden-Württemberg D 70182 Stuttgart http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-1701179-1 Grafikeintrag © Werner Störk 2020. |
Das eingenordete Areal von Gebinbach (Kreis) liegt noch um 1780 fast komplett auf waldfreiem Areal. |
Quelle: Landesarchiv Baden-Württemberg D 70182 Stuttgart http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-1701179-1 Grafikeintrag © Werner Störk 2020. |
Areal von Gebinbach (Kreis). |
Quelle: Landesarchiv Baden-Württemberg D 70182 Stuttgarh ttp://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-1701179-1 |
Das nicht eingenordete Areal von Gebinbach (Kreis) liegt noch um 1780 fast komplett auf waldfreiem Areal. |
Quelle: Landesarchiv Baden-Württemberg D 70182 Stuttgarh ttp://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-1701179-1 Grafikeintrag © Werner Störk 2020. |
Detail aus "Topographische
Plan von dem Elbenschwand und Bürchauer Bann"
aus dem Jahr 1779.
Der Kartenausschnitt ist um 90 Grad gedreht und nur annähernd "eingenordet".
Das Areal von Gebinbach ist durch den Kreis markiert und liegt um 1779 mehrheitlich noch auf waldfreiem Gelände. |
Quelle: Landesarchiv Baden-Württemberg D 70182 Stuttgarh ttp://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-1701179-1 Grafikeintrag © Werner Störk 2020. |
Das exakt eingenordete Areal
von Gebinbach (Kreis) Der rechte
Bachlauf verliert sich in dem der Legende nach dortigen Feuchtgebiet und
sammelt sich erst wieder in Richtung Westen als scheinbar neuer Bauchlauf. Seine Quelle ist gleidchzeitg auch Vermessungspunkt. |
Quelle GEOPORTAL BW Grafil © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 (Direktlink auf Grafik) Grafikeintrag © Werner Störk 2020. |
Im gesamten - heute überwiegend
bewaldeten - Untersuchungsbereich (gelb) finden wir Hangterrassen. Teilweise
wurden sie auch in die Flureinteilung übernommen. Die Steinmauern (rot) liegen im östlichen Teil der dort wohl ursprünglichen Gewannstruktur (weiß). |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Fotos © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Diese Fotoreihe (1-13) zeigt die westlich
von der Parzellenbegrenzung liegende südwärts gerichtete Hangseite mit einer
aus unbehauenen Natursteinen aufgesetzten Mauer (gelb) direkt an der Gemarkungsgrenze (roter Pfeil) |
Es ist bekannt, dass sich das Klima nach dem hochmittelalterlichen
Optimum (mit mild-feuchten Wintern und trockenen Sommers bei ausreichendem
Regen) seit dem 14. Jahrhundert langfristig zum Schlechteren veränderte.
Die Temperaturen sanken, die Niederschläge nahmen zu. Die Klimaverschlechterung
war allerdings kein gleichmäßiger Prozess, sondern lief mit deutlichen Schwankungen
ab – die sich ihrerseits wieder in außergewöhnlichen Einzelereignissen
und kurzfristigen Witterungsanomalien niederschlugen.
Quelle: BUZELLO, HORST ( 2007): „Teuerung
und Hungersnot am Ober- und Hochrhein im Spätmittelalter und in der Frühen
Neuzeit (ca. 1300-1800)“, in: Das Markgräflerland – Kriege,
Krisen und Katastrophen am Oberrhein vom Mittelalter bis zur Frühen Neuzeit,
Band 2/2007,32-71 |
So schreibt schon J. P. Hebel in seinen Kalendergeschichten
1811 unter dem Titel Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes
eine Auswahl der interessantesten Kalendergeschichten der Jahre 1803–1811
(weitere Auflagen folgten 1816 und 1827):
"Der warme Winter
von dem Jahr 1806 auf das Jahr 1807 hat viel Verwunderung erregt, und den
armen Leuten wohlgetan; und der und jener, der jetzt noch fröhlich in den
Knabenschuhen herumspringt, wird in sechzig Jahren einmal als alter Mann
auf den Ofenbank sitzen, und seinen Enkeln erzählen, daß er auch einmal
gewesen sei, wie sie, und daß man Anno 6, als der Franzos in Polen war,
zwischen Weihnacht und Neujahr Erdbeeren gegessen und Veielein
gebrochen habe. Solche Zeiten sind selten, aber nicht unerhört, und man
zählt in den alten Chroniken seit 700 Jahren 28 dergleichen Jahrgänge.
Im Jahr 1289, wo man von uns noch nichts wußte, war es so warm, daß
die Jungfrauen um Weihnacht und am Dreikönigtag Kränze von Veilchen, Kornblumen
und andern trugen. Im Jahr 1420 war der Winter und das Frühjahr so gelind,
daß im März die Bäume schon verblüheten. Im April hatte man schon zeitige
Kirschen, und der Weinstock blühte. Im Mai gab es schon ziemliche Traubenbeerlein.
Davon konnten wir im Frühjahr 1807 nichts rühmen. Im Winter 1538 konnten
sich auch die Mädchen und Knaben im Grünen küssen, wenn's nur mit Ehren
geschehen ist; denn die Wärme war so außerordentlich, daß um Weihnacht alle
Blumen blühten. Im ersten Monat des Jahrs 1572 schlugen die Bäume aus, und
im Februar brüteten die Vögel. Im Jahr 1585 stand am Ostertag das Korn in
den Ähren. Im Jahr 1617 und 1659 waren schon im Jänner die Lerchen und die
Trosteln lustig. Im Jahr 1722 hörte man im Jänner schon wieder auf, die
Stuben einzuheizen. Der letzte, ungewöhnlich warme Winter, war im Jahr 1748.
Summa, es ist besser, wenn am St. Stephanstag die Bäume treiben, als wenn
am St. Johannistag Eiszapfen daran hängen.“ |
Quelle GEOPORTAL BW LiDAR Elbenschwand (Direktlink) |
Standortdetail des hier vermuteten Gebinbach zwischen Kleinem und Großen Wiesental. |
Quelle GEOPORTAL BW LiDAR Elbenschwand-Hinterdorf mit Dobel (Direktlink). |
Standortdetail des hier vermuteten Gebinbach zwischen Kleinem und Großen Wiesental. |
Die wärmeren Einzelereignisse waren insgesamt gesehen
jedoch lediglich die vielbeachteten „Ausreißer“ –
denn der überwiegende Teil des Klimas war geprägt durch nasskalte Witterungsperioden.
Diese Klimaverschlechterung löste massive Teuerungswellen und kaum vorstellbare
Notzeiten aus, welche durch das Auftauchen der Pest in den Jahren 1519,
1527, 1564 und 1634 auch im Wiesental noch zusätzlich zahlreiche Opfer forderte. |
Eine wesentlich größere Teuerungswelle von 1690-1699
wurde vor allem durch die Auswirkungen einer sehr feuchten Witterung ausgelöst,
die wiederum Pflanzenkrankheiten und damit einen fast vollständigen Ernteausfall
begünstigte. Eine Chronik fasst die Jahre ab 1692 unter der Überschrift
Von der großen Theuerung so zusammen: „Es folgten mehrere
Jahre darauf lauter Mißwachs und Fehljahre, kalte Winter, späthe Frühlinge,
nasse Sommer, viele Hagelwetter, was noch wuchs, gelangte nicht zur Reifung...“.
Das Jahr 1694/95 wurde erneut von einem besonders strengen Winter geprägt.
Quelle:
JANKRIFT, KAY-PETER (2007): Das große
sterbote. Seuchen am Oberrhein in Mittelaltern und Früher Neuzeit,
in: Das Markgräflerland – Kriege, Krisen und Katastrophen am Oberrhein
vom Mittelalter bis zur Frühen Neuzeit, Band 2/2007,72-84 |
Wir können heute wohl kaum wirklich einschätzen, welchen
Stellenwert deshalb Naturereignisse, Wachstum und Ernte im Bewusstsein der
Menschen vergangener Jahrhunderte einnahmen. Vor allem der Blick auf die
Statistik zeigt eine fast ununterbrochene Reihe von ausgesprochenen Extremjahren
mit schweren Hungersnöten und schuldentreibenden Teuerungen am Ober- und
Hochrhein: 1311, 1315-1317, 1433, 1438-1440, 1481-1482, 1491, 1517, 1528-1529,
1539-1531, 1570- 1574, 1592, 1609, 1621-1628, 1635-1639, 1675-1676, 1690-1694,
1709, 1713-1714, 1741, 1770-1771, 1789-1790, 1793-1795.
Quelle: BUZELLO, HORST ( 2007): „Teuerung
und Hungersnot am Ober- und Hochrhein im Spätmittelalter und in der Frühen
Neuzeit (ca. 1300-1800)“, in: Das Markgräflerland – Kriege,
Krisen und Katastrophen am Oberrhein vom Mittelalter bis zur Frühen Neuzeit,
Band 2/2007,32-71 |
Quelle GEOPORTAL BW (Direktlink) Grafikeintrag © Werner Störk 2020. |
Im gesamten Untersuchungsbereich
(gelb) finden wir Hangterrassen. Teilweise wurden sie auch in die Flureinteilung
übernommen. Die Steinmauern (rot) liegen im östlichen Teil der dort wohl ursprünglichen Gewannstruktur (weiß). |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Fotos © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Diese Fotoreihe (1-7) zeigt die östliche
Parzellenbegrenzung, welche ebenfalls mit einer aus unbehauenen Natursteinen
aufgesetzte Mauer gesichert wurde. Blick vom Forstweg Richtung Südwesten auf Elbenschwand-Hinterdorf - ganz rechts im Bild das wohl einstige Wohn-Areal vom hier vermuteten Gebinbach. |
Für eine weniger stark entwickelte Landwirtschaft waren
negativer Einflüsse auf den Pflanzenwuchs von nachhaltiger Bedeutung. Besonders
tragisch wirkte sich eine gleich mehrere Jahre hintereinander folgende
Reihe solche Katastrophen aus, da sich so auch die Nahrungsmittelversorgung
bis hin zum fehlenden Saatgut massiv verschlechterte. Beispiele sind die
Jahresabfolgen von 1570 -1574 oder 1621-1628. Ihnen folgten 1635-1639 sowie
1690-1694. Der Ernteausfall bedeutete eben nicht nur Nahrungsmittelnot,
sondern vor allem eine weitere Verschuldung, da man den Zehnten als zunächst
geforderte Naturalabgabe, später dann aber auch monetär nicht mehr leisten
konnte. |
Grundwissen: Die Kleine Eiszeit |
Um 1300 bis1350 – also schon bald nach
der Gründungsphase von Gebinbach – ging die Mittelalterliche
Warmzeit in die folgende Kleine Eiszeit über. Als Höhepunkte der sog. Kleinen
Eiszeit zeigten sich die Jahre 1672–1715 mit der kältesten Klimaperiode
dieser Epoche. Die Kleine Eiszeit beschreibt den Zeitraum von etwa 1300
bis 1900, in dem auf der Nordhemisphäre, besonders im Vergleich zur mittelalterlichen
Warmzeit, sehr niedrige Temperaturen überwogen. Das kältere Klima reduzierte
die Ernten; Hungersnot, Teuerung, Seuchen und Kriege folgten. Die wichtigsten
Ereignisse waren die Große Hungersnot 1315 bis1317, der Schwarze Tod und
der Hundertjährige Krieg. Quelle: JANKRIFT,
KAY-PETER (2007): Das große sterbote. Seuchen am Oberrhein in Mittelaltern
und Früher Neuzeit, in: Das Markgräflerland – Kriege, Krisen und
Katastrophen am Oberrhein vom Mittelalter bis zur Frühen Neuzeit, Band 2/2007,72-84 |
Die Kleine Eiszeit darf somit nicht als einheitliche
Kaltzeit verstanden werden. Kennzeichnend für das mitteleuropäische Klima
während der Kleinen Eiszeit war das häufigere Auftreten kalt-trockener Winter
und Frühjahrsperioden. Die Zusammenhänge mit den Ergebnissen der historischen
Klimawirkungsforschung sind offensichtlich: Getreide-, Milch- und Obstwirtschaft
litten gleichermaßen unter kalten Frühjahrsperioden (vor allem im Monat
April), die in Verbindung mit wochenlangen Regenperioden im Hochsommer auftraten.
Während der Klimaperioden zwischen 1570 und 1630 war die Klimabelastung
signifikant grösser, was sich in häufigeren Lebensmittelteuerungen äußerte.
Quelle: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/007799/2010-05-21/ |
Besonders mit dem Dreißigjährigen Krieg (1618- 1648)
verschlechterte sich die Lage der Land- und Stadtbevölkerung zudem um ein
Vielfaches. Zerstörerische Truppen zogen durch das ganze Land. Der Bevölkerung
wurde die Nahrung entzogen, weil Ernten aufgrund der kriegerischen Auseinandersetzungen
nicht eingebracht werden konnten oder noch vorhandene Vorräte von gegnerischen
Truppen geplündert oder von eigenen Militärs zwangseingezogen wurden. |
Und ab 1621 führten erneut Veränderungen der klimatischen
Bedingungen in Baden-Württemberg zu einer deutlichen Verschärfung der Situation.
Kälte und zu starke Niederschläge sorgten in Folge ganze acht Jahre lang
für Missernten. Diese hatten so extreme Teuerungen zur Folge, dass sich
viele Menschen die Nahrung nicht leisten konnten und den Hungertod starben. |
In der zweiten Hälfte des
17. Jahrhunderts erging es den Menschen nicht viel besser. Auch nach Beendigung
des 30-jährigen Krieges wurden klimatisch bedingte Missernten durch militärische
Zusammenstöße mit französischen Truppen verstärkt. |
Quelle GEOPORTAL BW Grafil © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 (Direktlink auf Grafik) Grafikeintrag © Werner Störk 2020. |
Im gesamten Untersuchungsbereich (gelb) finden
wir Hangterrassen. Teilweise wurden sie auch in die Flureinteilung übernommen.
Die Steinmauern (rot) liegen im östlichen Teil der dort wohl ursprünglichen Gewannstruktur (weiß). |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
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Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Diese Fotoreihe (1-12) zeigt die auch nach Westen am Südhang zahlreich weiterziehenden Hangterrassen. |
Ich sehe deshalb einige Gründe, weshalb nach einem hoffnungsvollen Auftakt noch in der Mittelalterliche Warmzeit – wie bei SCHUBRING geschildert – auch die Siedler des hier vermuteten Gebinbach scheiterten, scheitern mußten und der Weiler/Einzelgehöft/Einzelhof zu einer Wüstung wurde. |
Quelle: HISTORISCHER ATLAS 4, 23 VON BADEN-WÜRTTEMBERG,
Erläuterungen Beiwort zur Karte 4,23. Abgegangene agrarische und gewerbliche
Siedlungen vom Frühmittelalter bis zum Ersten Weltkrieg, von MEINRAD SCHAAB. https://www.leo-bw.de/web/guest/themen/historischer-atlas-von-baden-wurttemberg/politische-geschichte-vom-hochmittelalter-bis-zur-franzosischen-revolution. Grafikeintrag © Werner Störk 2020. |
Wüstungen von Einzel- und Gruppensiedlungen im südlichen Schwarzwald , dem Markgräflerland und dem Hochrheingebiet. |
Direktlink: SCHAAB, MEINRAD:"Abgegangene
agrarische und gewerbliche Siedlungen vom Frühmittelalter bis zum Ersten
Weltkrieg", in: HISTORISCHER ATLAS 4, 23 VON BADEN-WÜRTTEMBERG, Erläuterungen Beiwort zur Karte 4,23. Lesenswert! Einfach Button anklicken! |
"Der Blick auf die Karte unterstreicht das
eindeutige Überwiegen spätmittelalterlicher Wüstungen unter allen bekannten
Wüstungen. Die mittelalterlichen Wüstungen, bei denen nähere Datierung nicht
möglich ist, wird man mindestens zur Hälfte auch dieser Periode zuweisen
müssen, zusätzlich, wie schon angedeutet, einen Teil der erst im 16.Jahrhundert
als sicher abgegangen bezeugten Kleinsiedlungen. Gewiß aber ist, daß der
Wüstungsvorgang noch in die frühe Neuzeit, weit ins 16.Jahrhundert, hineinragt,
vor allem in den Gebieten der Weilersiedlung im Hohenloher Altsiedelland
wie in den anschließenden Keuperwäldern, auch im Bodenseegebiet und an den
Rändern des Schwarzwaldes sowie in der Ortenau. Man wird sich fragen, ob
im 16. und 17.Jahrhundert die Reformation und die Kriege ihre Wirkung auf
die Siedlungen hatten. Die Reformation würde bei einer Darstellung der geistlichen
Siedlungen, die in die Karte nicht aufgenommen sind, als Wüstungsursache
deutlich werden, ebenso bei der Umgestaltung von Pachthöfen aus geistlichem
Besitz. Bei den permanenten Ortswüstungen spielt sie ebensowenig eine Rolle
wie der Bauernkrieg. Selbst die großen Kriege des 17.Jahrhunderts sind in
der Auswirkung auf eine dauernde Entsiedlung äußerst gering. Das 18.Jahrhundert
kennt außer in Grenzfällen und bei den Gewerbesiedlungen, die natürlich
immer wieder aus ganz anderen Gründen wüst wurden, keine nennenswerten Wüstungsvorgänge. |
Hier Zusatzinformationen zur besseren Klärung von Grundbegriffen |
Grundwissen: Weiler |
Ein Weiler ist eine Wohnsiedlung, die aus wenigen
Gebäuden besteht. Ein Weiler ist kleiner als ein Dorf, aber größer als eine
Einzelsiedlung. Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Weiler |
Grundwissen: Einzelsiedlung |
Als Einzelsiedlung, Einzellage, auch Einzelhof,
Einzelhaus, Einödhof – in Bayern, Baden-Württemberg und Österreich
auch Einöde bzw. Einschicht – benennt man alleinstehende Gebäude als
Wohnplatz beziehungsweise Hofstelle.
Quelle. https://de.wikipedia.org/wiki/Einzelsiedlung |
Grundwissen: Streusiedlung |
Eine Streusiedlung, auch "Verstreute Häuser"
und ähnlich, ist eine nicht geschlossene Siedlungsform, die weiter auseinanderliegende
Einzellagen und kleinste Orte ohne eigentlichen Ortskern unter einem Ortsnamen
vereint. Streusiedlungen können durch spontane, individuelle Besiedlung
oder durch geplante Kolonisierung entstehen. In der Regel führte geplante
Kolonisierung zu regelmäßigen Siedlungsmustern, individuell und spontan
besiedelte Streusiedlungen sind dagegen meistens unregelmäßig: Charakteristisch
sind sie für den ländlichen Raum, wo sie aus verstreuten Gehöften bestehen.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Streusiedlung |
Grundwissen: Wüstung |
Wüstung (auch Ödung oder Elende) ist die Bezeichnung
für eine aufgegebene Siedlung oder Wirtschaftsfläche (Flurwüstung), an die
nur noch Urkunden, Flurnamen, Reste im Boden, Ruinen oder örtliche mündliche
Überlieferungen erinnern. Zeiten, in denen viele Siedlungen durch Bevölkerungsrückgang
aufgegeben wurden, nennt man Wüstungsperioden. „Siedlungswüstungen“
sind völlig aufgegebene dörfliche Siedlungen. Ausgeprägte Wüstungsvorgänge
gab es in Europa im frühen und späten Mittelalter. Oftmals zeugen urkundliche
Erwähnungen von Orten, die in der Folgezeit nirgendwo in jener Region erwähnt
werden. Weitere Indizien für abgegangene Siedlungen können besondere Nutzungsverhältnisse
sein, etwa Gartenareale weit außerhalb bestehender Siedlungen oder Unregelmäßigkeiten
in der Dreizelgenwirtschaft. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Ortswüstungen,
die sich auf die Wohn- und Wirtschaftsgebäude beziehen, und Flurwüstungen,
welche die aufgegebenen Äcker und Wiesen bezeichnen. Diese Wüstungen können
teilweise oder vollständig wüstfallen (partielle/totale Orts- und Flurwüstung).
Das Hochmittelalter war zwar grundsätzlich eine Periode der Gründung und
des Wachstums von Siedlungen, es kam gelegentlich dennoch zur Entstehung
von Wüstungen Während des Spätmittelalters im 14. und 15. Jahrhundert wurden
überdurchschnittlich viele Siedlungen aufgegeben, wobei landschaftliche
Unterschiede zu bemerken sind. Bei der Analyse der Ursachen für diese Wüstungsperiode
ist zu berücksichtigen, dass es bereits zuvor zu zahlreichen Wüstungsbildungen
gekommen ist, die mit der hochmittelalterlichen Umstrukturierung der ländlichen
Sozial- und Wirtschaftsstrukturen (zum Beispiel Dorfgenese, Einführung der
Dreizelgenwirtschaft, s.u.) zusammenhängen sowie als Folge der im 13. Jahrhundert
zunehmenden Stadtgründungen zu sehen sind.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/W%C3%BCstung
|
Grundwissen: Dreifelderwirtschaft oder Dreizelgenwirtschaft |
Die Dreifelderwirtschaft war die seit dem Mittelalter
um etwa 1100 n. Chr. in Europa weit verbreitete Bewirtschaftungsform in
der Landwirtschaft. Die Römer kannten schon die Zweifelderwirtschaft („Landwechsel“)
und wandten diese auch nördlich der Alpen an. Im Hochmittelalter wurde dann,
ausgehend von karolingischen Klöstern, nach der Einführung der neuen Gerätschaften
des 11. Jahrhunderts flächendeckend das Dreifeldsystem eingeführt. Durch
diese Neuerungen wurde in Europa die Grundlage für ein starkes Bevölkerungswachstum
geschaffen, das erst durch die Pestwelle in der Mitte des 14. Jahrhunderts
beendet wurde. Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Dreifelderwirtschaft |
Grundwissen: Zelgenwirtschaft |
Als Zelge oder Zelg (auch
Zelch; von althochdeutsch zelgen „spalten, pflügen, abtrennen“)
bezeichnete man ursprünglich eine Astgabel, die sich zum Pflügen eignete,
dann das pflügbare Landstück und zur Zeit der Dreifelderwirtschaft das von
der umgebenden Weidlflur abgetrennte, mit einem Zaun eingehegte (eingezelgte),
Getreidefeld. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die Flurstücke von
landwirtschaftlich genutzten Flächen einer Siedlung damit bezeichnet. Zelgenwirtschaft
bezeichnet den flurgebundener Anbau.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Zelge |
Grundwissen: Faktoren der spätmittelalterlichen Wüstungsperiode |
Faktoren der spätmittelalterlichen
Wüstungsperiode sind: Fehlsiedlung, also die Rücknahme von Siedlungen, die
im Rahmen des Landesausbaus an ungünstigen Standorten gegründet wurden,
Agrarkrise, Wirtschaftskrise, Missernten, Bodendegradation durch Rodung
und Übernutzung (unter Einwirkung von Extremwetterereignissen), Bevölkerungsrückgang
infolge der Pest, das sog. Bauernlegen, das heißt Einziehung des Landes
durch den Gutsherren, die zunehmende Konzentration in Großdörfern, andauerndes
Wachstum der Städte, die Folgen der spätmittelalterlichen „Kleinen
Eiszeit“ (Mitte 15. Jahrhundert) sowie Kriegsfolgen und Zerstörungen,
nicht nur im Dreißigjährigen Krieg.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/W%C3%BCstung |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Blick über Elbenschwand-Hinterdorf in Richtung Südosten auf die historische Wegverbindung Elbenschwand - Gresgen mit Paßübergang (rot) |
|
Wegverbindungen von dem hier vermuteten Gebinbach ins Kleine Wiesental, nach Gresgen und Zell sowie über den Wolfsacker nach Schönau und Neuenweg. |
Die topografische Lage von Gebinbach wäre hier
gut gewählt, denn die unmittelbare Nähe zu zwei bzw. sogar drei Bächen –
direkt im Quellgebiet und unterhalb des Quellhorizontes – sicherte
durch eine starke Quellschüttung eine ganzjährige Trinkwasserversorgung
(wie auch die heutigen Brunnenstuben dort belegen), wobei ein Bach direkt
am Haus vorbei lief. Auch verkehrstechnisch
würde Gebinbach ausgesprochen günstig liegen: einerseits wäre es
über das Kleine Wiesental und Elbenschwand relativ gut erreichbar (sehr
steiler Aufstieg) und infrastrukturell angebunden, andererseits wäre aber
auch der Weg ins Große Wiesental über die nahen Paßwege (Wolfsacker/Gresgen)
schnell passierbar. Das zur Verfügung stehende Gelände war – wie fast
überall in Elbenschwand – von (z. T. sehr) steilen Hängen und nur
schwach ausgeprägten Talböden geprägt. |
Das Fundgebiet erstreckt sich über zwei heutige Flurstücke,
wobei sich die Flurstruktur von 310 mit insgesamt 5.200 Quadratmetern exakt,
also deckungsgleich, an den sich im Gelände befindlichen "Mauer"-Objekten
orientiert. So liegt auf der Westseite der Flurgrenze die mit 165
Meter Länge beeindruckende "Zyklopenmauer"
(1), während die Ostseite des Gewann auch mit einer dortige Mauer von 75
Metern (2) begrenzt wird. Die "Zyklopenmauer"
1 läuft auf der ganzen Strecke durch das Gewann genau am Bach entlang. Man
kann davon ausgehen, dass der vermutliche Wohnplatz am südwestlichen Endpunkt
des Gewanns lag. Auch davon, dass es anfänglich noch kein Weiler, sondern
möglicherweise eher ein Einzelgehöft als Wohnplatz oder Hofstelle war
(und nicht über diese Status hinauskam). Die dritte große Mauer begrenzt
das Gesamtgewann (siehe nächste Übersicht unten) nach Osten auf einer Länge
von 90 Metern. Das Zentrum liegt in einem Dobel – so
wie auch das ganze Gewann heute den Namen „Dobel“ trägt.
Je nach Region wird auch die alternative Schreibweise Tobel verwendet. |
Grundwissen: Dobel und Tobel |
Das Wort hat romanischen Ursprung und kommt im südöstlichen
alemannischen sowie im südwestlichen bairisch-österreichischen Sprachraum
vor. Als Gattungswort trifft man es häufig im südlichen Schwarzwald an und
hier ist es auch als Orts- und Flurnamen vertreten. Unter Tobel oder Dobel
versteht man ein enges Tal bis hin zu einer Schlucht; in der Fachsprache
der Geomorphologie ein trichterförmiges Tal mit engem Ausgang. Die Tobelbildung
ist typisch für Einschaltungen von weicheren, weniger erosionsresistenten
(meist tonreicheren) Gesteinsschichten oder -intervallen in mehr oder weniger
steilgestellten sedimentären Abfolgen. In dem weicheren Material entstehen
zunächst Runsen, die ein Gebirgsbach als Wegsamkeit nutzt und zu einem scharfen
Taleinschnitt vertieft. Der Durchbruch des Tobels ist typischerweise V-förmig
ausgebildet. Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Tobel |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Windwurf verwehrt den freien Zugang zur unteren Terrassierung |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Wir umgehen die umgestürzten Bäume und steigen auf die erste Terrasse - mit Blick auf die darüber liegende Blockhalde. |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Blick nach Nordosten auf die große Mauer. |
Soweit man sich auf geprüfte urkundliche Quellen berufen kann und auch die konkreten Beobachtungen der Feldarbeit sowie detaillierte Vorort-Kenntnisse besitzt, so lange befindet man sich auf einem tragfähigen fachlichen Untergrund. Was darüber hinausgeht, ist reine Arbeitshypothese als mögliche Annahme, vielleicht sogar noch als Indiz, also als Anzeichen für ein symptomatisches Merkmal, an dem sich ein Zustand, eine Entwicklung ablesen, erkennen lässt. Und in bestimmten Bereichen nur Spekulation |
Vorausgesetzt, bei der
jetzt wiederentdeckten archäologischen Fundstelle handelt es sich tatsächlich
um Gebinbach,
gilt dies für beide Fragen, die man sich im Zusammenhang mit der Wüstung
Gebinbach
stellen kann und muss: Weshalb wurde die Wüstung
Gebinbach
zur Wüstung, also weshalb wurde der Weiler aufgegeben? Und warum hat man
Gebinbach
so lange nicht wiederentdeckt? |
Zur ersten Frage: hier gibt es natürlich eine ganze
Reihe von Möglichkeiten, angefangen an den Folgen des Erdbebens von Basel
im Jahre 1356, dessen massive Auswirkungen im Großen wie im Kleinen Wiesental
deutlich spürbar waren. „Demnach könnten am rechten Rheinufer neben
den genannten Burgen Ötlikon, Brombach und Hertenberg, auch alle übrigen
Burgen bis zum hinteren Wiesental und dem oberen Hotzenwald von Schädigungen
betroffen gewesen sein.“ Quelle: http://www.burgenlexikon.eu/513.html |
|
Quelle (Direktlink auf der Karte) Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau (LGRB) im Regierungspräsidium Freiburg - Abt. 9 - https://lgrb-bw.de/home/index_html und https://lgrb-bw.de/erdbeben/erdbebenkarten |
Elbenschwand (Kreis) liegt in der Erdbebenstärke-Zone 2 von Baden-Württemberg (3 Zonen).. |
Weitere Ereignisse, wie
oben bereits beschreiben, sind mögliche Auswirkungen und die Folgen der
Kleinen Eiszeit, in deren Verlauf Agrarkrisen, Wirtschaftskrisen und Missernten
auftraten. Aber auch Kriegsfolgen und damit verbundene Zerstörungen, nicht
nur im Dreißigjährigen Krieg. |
Zur Erinnerung: im oberen Tal der „Belchener
Wiese“ wird 1278 – wir kennen dieses Datum schon –
erstmals auch Neuenweg zusammen mit Elbenschwand und Bürchau erwähnt. Die
damalige Charakterisierung der drei Orte lediglich als Weiler weist auf
einen noch eher bescheidenen Bestand an Häusern und Höfen hin, die unter
der Herrschaft der Herren von Waldeck standen. Mit der Übernahme des Territoriums
durch die Herren von Rötteln kommt es in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts
jedoch zu einer erkennbaren Weiterentwicklung im oberen Tal der „Belchen-Wiese“
oder – wie dieser Gewässer-Abschnitt auch noch genannt wird –
des „Belchenbaches“ bzw. der „Kleinen Wiese“.
Der Grund für den einst überraschend schnellen Aufstieg vom Weiler zum Dorf
sehen viele Historiker vor allem in der neuen Ost-West-Verkehrsverbindung
des „Neuen Weges“ – der Neuenweg seinen heutigen
Namen geben sollte. Neben diesem „Neuen Weg“ gab es aber
auch eine zweite wichtige Komponente, welche sicherlich auch für die überraschenden
Fortentwicklung Neuenwegs vom Weiler zum Dorf mit eigener Pfarrkirche verantwortlich
zeichnete: der Bergbau auf reiche Silbererze am „Spitzkopf“ –
einer markanten Bergspitze unmittelbar südwestlich von Neuenweg gelegen
und damals noch als „Spitzberg“ tituliert.
Quelle: http://minifossi.pcom.de/Bleierz-Silber-Grube-Bergwerk-Spitzkopf-Spitzberg-Neuenweg-Suedschwarzwald-Schwarzwald.html |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Ein erster Blick auf die "Zyklopenmauer". |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Die Fußbreite des Steinwalls pendelt zwischen beachtlichen 4 - 8 Metern. |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Südliches Ende des Steinwalls |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Beim Bau der Brunnenstube (rot) in dem einst terrassierten Gelände wurde der südliche Auslauf des Steinwalls entfernt - markiert durch die gelben Pfeile. |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Beachtliche bemooste und z. T. tonnenschwere Brocken. |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Östlich der Baches und der Mauer zeiht sich
eine auffallende Bodenanomalie in Richtung Osten - gesichert durch eine
jetzt verstürzte Steinbefestigung. Der Weg zum einem höhergelegenen Wohnplatz? |
Quelle LiDAR-GEOPORTAL BW Grafik © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 (Direktlink auf Grafik) Grafikeintrag © Werner Störk 2020. |
Auf dem LiDAR-Bild gut zu erkennen: die große Mauer (rot), die "Zufahrt" (hellblau), der erste mögliche Wohnplatz (hellgrün), der zweite (lila). |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Der gesamte Bereich, der als möglicher Wohnplatz in Frage käme, war großflächig terrassiert und wird heute durch die Forststraße angeschnitten. |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Linke Seite: große Mauer mit Bach, rechte Seite "Zufahrt" mit seitlich verstürzter Stützmauer. |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Auf der ganzen Strecke verläuft der Bach (blau) stets auf der östlichen Seite der Mauern (gelb). |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Durch den unterirdischen Zulauf in die Brunnenstube führt das natürliche Bachbett (gelb) hier kaum oder gar kein Wasser mehr (unten blau). |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Zurück zu unserer ersten Frage: Weshalb wurde
die Wüstung Gebinbach
zur Wüstung, also weshalb wurde der Weiler aufgegeben? Mögliche Grundflächen
für das Haus liegen einerseits direkt auf einem kleinen Plateau
unmittelbar am Bach mit freier Sicht auf das Tal – oberflächlich ist
jedoch nichts mehr festzustellen. Andererseits ist bei der letzten Begehung
auch eine Art Zugangsweg mit einer seitlichen Stützmauer und damit eine
östlich höhergelegene Wohnplatzmöglichkeit in den Interpretationsmittelpunkt
gerückt. Mit hoher Wahrscheinlichkeit kann man von einem Wohngebäude aus
Holz ausgehen, das über die Jahrhunderte so oder so keine – mit dem
bloßen Auge – erkennbare Spuren hinterlassen hätte. Wohl auch dann
nicht, wenn das Haus einem Brand zum Opfergefallen wäre, der die Bewohner
zwang, einen anderen Wohnplatz zu suchen. Hier würde nur eine offizielle
Grabung Gewissheit bringen. |
Wer vor den wirklich fast
zyklopenhaften
Steinbarrieren steht – eine solche Natursteinmauer habe ich hier im
südlichen Schwarzwald bislang noch nie gesehen*) – frägt sich unwillkürlich,
warum man diesen kaum vorstellbaren Arbeitsaufwand getätigt hat. Und warum
man die zwei wirklich mächtige Steinriegel aus unbehauenen, zentnerschweren,
teilweise sogar tonnenschweren Felsbrocken, die man mauerartig bis auf drei
Meter Höhe aufgetürmt und mit mehreren Metern Breite aufgesetzt hat. Und
das auf einer Länge von 165 Metern! Dazu kommen noch gleich mehrere aus
Bruchsteinen aufgesetzte große Hangterrassen. |
*) In Muggenbrunn gibt es eine ähnliche, z. T. noch breiter angelegte Steinriegel-Struktur, siehe http://minifossi.pcom.de/Muggenbrunn-Fortifikation-Sicherung-Sued-4.html , die jedoch klar in ihrer Doppelfunktion als Fortifikationselement und Territorialsicherung (Gemarkungsgrenze) zuzuordnen ist. |
Die Fortifikation trifft im Fall von Gebinbach jedoch nicht zu (liegt außerhalb der bekannten "Linie" oder anderer militärisch-strategischer Punkte wie stark benutzter Passübergang o.ä.). Die massive "Sicherung" der westlichen Bachseite - die allerdings auch Gewanngrenze war, könnte - rein hypothetisch - vielleicht auch mit Streitigkeiten um die Wassernutzung (Trinkwasserversorgung, Wuhranlagen) zu tun haben, z. B. die Abzweigung und Ableitung in Wuhre für das westlich davon gelegene und intensiv bewirtschaftete Terrassenfeld. Aber wie schon gesagt, das ist reine Spekulation und auf Grund des Arbeitsaufwands kaum vorstellbar. Zudem vermute ich auf Grund der vorhandenen Hangterrassen, dass auch das westlich vom Kerngebiet liegenden Areal - das ebenfalls gleichartige und gleichförmige Terrassen trägt - zumindest eine Erweiterung der Kernfläche darstellen könnte. |
Grundwissen. Steinraub |
Der Steinraub, also der
(mehrheitlich illegale) Abbruch und Abtransport und die erneute Verwendung
vorhandener eingebauter Materialien von verlassenen Gebäuden (Mauersteine,
Ziegelsteine, Mauerwerk, etc.) oder Erdwerken (Sand, Kies, Steine) ist eine
oft eingesetzte Praxis, um nicht mehr genutzte Gebäude oder Siedlungsreste
zurückzubauen, im gewissen Sinne zu recyceln. Vor allem dann, wenn das wüstgefallene
Objekt relativ nah an bestehenden Siedlungen liegt und der Abtransport relativ
einfach zu bewältigen ist. Die so kostenlos gewonnen Baumaterialien werden
dann wieder zum Haus- und Wegebau verwendet. |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Ein beeindruckender Anblick - die "Zyklopenmauer". |
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Mitten drin: Markierung der Gewanngrenze (Pfeil) |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Immer auf der östlichen Innenseite der mauerartigen Steinbarriere: der "Gebinbach": |
Repro & Grafik © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
DG 1:5000 mit eingezeichneter Mauer entlang des Baches (blau), den mit den Bächen parallel laufenden Gewannen (rot) sowie der erkennbaren "Bruchkante" hinein in den Dobel (braun). |
Quelle/Sammlung: Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe https://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-46801https://www2.landesarchiv-bw.de/ |
Detail aus demGemarkungsplan „Elbenschwand (Kleines Wiesental LÖ) und Holl-Langensee“ aus dem Jahr 1891.mit Gewann "Dobel" |
Quelle/Sammlung: Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe https://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-46801https://www2.landesarchiv-bw.de/Grafikeintrag © Werner Störk 2020. |
Detail aus dem Gemarkungsplan „Elbenschwand (Kleines Wiesental LÖ) und Holl-Langensee“ aus dem Jahr 1891.mit Gewann "Dobel", Legende: Zyklopenmauer mit dem darüber liegenden Blockmeer (rot), der ursprüngliche Gebinbach ist nicht mehr eingetragen - möglicherweise wegen geringerer Quellschüttung (dunkelblau), die Zuwegung erfolgt auf der gleichen Höhenlinie aus NW-Richtung über Spineck und ist nicht durchgehend (karminroter Pfeil), eingezeichnet ist nur noch der östliche Zulauf (hellblau). Standort der heutigen Brunnenstuben und wohl ehemaliger Wohnplatz (gelb). Der schwarze Pfeil kennzeichnet die bereits historiche Wegführung Gresgen - Wolfsacvker. |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Der südlichste Punkt des massiven Steinriegels - hier wurde beim Bau der Brunnenstube der Steinwall abgegraben - er verlief ursprünglich sicher bis an die südliche Hangkante. |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Markiert: oberirdischer Hinweis auf die im Boden liegenden Brunnenstube, die durch den Gebinbach gespeist wird. Ursprünglich kann hier auch ein Wohnplatz existiert haben. |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Blick über den Sturmschaden auf die darunter liegenden Forststraße. |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Hinweis auf die zweite Brunnenstube. |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Die Pfeile markieren den Rest der einstigen
Hangterrasse, die hier den Übergang zum Dobelhang bildete. Es könnte sich
aber auch um die Reste einer größeren Terrasse handeln, auf der einst ein Wohnplatz errichtet wurde. |
Natürlich ist es zunächst einmal die reale"Tonnage",
die ein einfaches Wegführen bzw. eine schnelle Entnahme verhindern bzw.
auf jeden Fall doch erschweren. Und die überdimensionierten Felsen waren
für normales Bauen nicht besonders geeignet, es sei denn, man würde sie
aufwändig behauen. |
Die mauerähnlichen Strukturen ziehen sich offensichtlich genau an jenen Außengrenzen der hier vermuteten ersten Rodungsfläche hangaufwärts entlang und sichern auch den westlichen Bachlauf, der unmittelbar an die Wohnsiedlung heranführt. Aber warum dann diese massive Verbauung, meterhoch und tonnenschwer! Von was für einem Bedrohungs- und Sicherungspotential muss man ausgehen, um eine solche „Verbarrikadierung“ zu errichten? Gab es Grenzstreitigkeiten mit den anderen Siedlern, mit anderen Territorialherren? Was oder wer bedrohte wen? Hing es mit den oben bereits geschilderten schweren und langfristigen Erbstreitigkeiten zwischen den Herren von Rotenberg und den Herren von Rötteln über genau dieses Gebiet zusammen. Auseinandersetzungen, die sogar zu einer Fehde führten und wo man "in Stein gesetzt" seinen unbedingten Besitzanspruch dokumentierte und demonstrierte? |
Grundwissen: Fehde |
|
"Fehden wurden in der Regel von Familien oder
Sippen getragen, oft wurden aber auch grössere Gemeinschaften (Gemeinden,
Talschaften, Länder) miteinbezogen. Mittel waren u.a. Totschlag, Verwüstungen,
Brandstiftung, Raub, Diebstahl und eigenmächtige Pfändung. Fehdegründe waren
Totschlag, Körperverletzung oder allgemeine Feindschaft. Die Totschlagfehde
oder Blutrache, d.h. die Rache von Mord, schwerer Körperverletzung und Beleidigung
(Ehre), war eine wichtige Art der F. Sie wird in europ. Perspektive streng
von der Ritterfehde unterschieden, die nur dem Adel (Rittertum), bisweilen
auch genossenschaftl. Verbänden, erlaubt war und um jede strittige Sache
geführt werden konnte. |
Wobei man eigentlich davon ausgehen muss, dass
eine solche Arbeit eigentlich nur mit Hilfe einer größeren Gemeinschaft
zu vollbringen ist. Die Steinriegel muten auf jeden Fall wie bewusst überdimensionierte
Grenzlinien an. Auch hätte man sich gegen möglichen Wildschaden sicherlich
einfacher schützen können. Ich gehe auf Grund der konkreten Situation Vorort
auch davon aus, dass es sich nur um den geringsten Teil des Mauermaterials
um zur Seite
geschaffte Lesesteine
handelt, sondern diese aus dem am oberen (nördlichen) sowie am westlichen
Hang liegenden Blockmeere (siehe Grundwissen unten) stammen und so –
unter Nutzung der Schwerkraft – von oben nach unten gerollt wurden.
Denn der Abtransport der z. T. tonnenschweren Einzelfelsen wären selbst
mit einem stabil gebauten Holzkufenschlitten und einem kräftigen Ochsengespann
angesichts des starken Neigungswinkels des Hanges nicht gradlinig fortzubewegen
gewesen. |
Grundwissen Blockmeer |
"Blockhalden sind große Ansammlungen von
Steinblöcken mit Durchmessern fast ausschließlich über 20 cm an Hängen,
die als frostgeprägte (periglaziale) Erscheinung entweder unmittelbar unter
der heutigen Schneegrenze liegen (Solifluktionsstufe) oder ein Relikt von
während der Eiszeit entstandenen Formen darstellen: Sie sind auf Grund ihrer
Wärme, Trockenheit und dem Mangel an Feinmaterial ein besonderer Lebensraum
für Tiere und Pflanzen. Manche, insbesondere touristisch genutzte Blockhalden
werden allgemein auch als Felsenmeere oder Blockmeere bezeichnet, bei langgestreckter
Ausbildung auch als Steinflüsse. Blockhalden entstehen durch physikalische
Verwitterung, genauer durch Frostsprengung sehr harter Gesteine (beispielsweise
Granit oder Quarzit), und werden durch die Gesteinshebung im Prozess der
Solifluktion sortiert. Die Gesteine werden durch Gravitation in größeren
Blöcken und kleineren Kies- und Sandfraktionen angeordnet, sodass sich die
kleineren Fraktionen unterhalb oder vor den Blöcken finden. Wegen dieser
Entstehungsart fehlt den Blockhalden – im Unterschied zu Schutt- oder
Geröllhalden (geologisch Talus) – der Anteil an Kies und Sand. Dies
führt dazu, dass Wasser schnell ablaufen kann und auch angewehter Humus
bald weggespült wird. Auf Felsen dagegen gibt es Felsspalten oder Felsbänder,
in denen sich Feinerde ansammeln kann. Daher unterscheiden sich die Lebensräume
sehr, so dass eine völlig andere Vegetation vorliegt. Es findet sich dabei
häufig fast kein pflanzliches Leben auf der Blockhalde außer Algen, Moosen
und Flechten. |
Die Steinbarrieren wurden so auch zu unverrückbaren
„Landmarken“
und damit zu idealen Vermessungspunkten. Vermutlich deshalb hat man bei
der im 18. Jahrhundert vorgenommene Flureinteilung exakt der Ausmaße der
alten Parzellenausdehnung übernommen – und so die strapaziösen Mühen
vermieden, die Steinbarrieren wieder zu entfernen. |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Wir befinden uns auf dem Forstweg, der vom alten historischen Paßweg nach Gresgen in Richtung Nordwesten abzweigt. |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Blick vom Forstweg über den Dobel und Elbenschwand-Hinterdorf in Blickrichtung Westen. |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
In Blickrichtung Norden mit erster Sicht auf den möglichen Standort von Gebinbach (gelber Pfeil) |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Blick über den Dobel oderTobel auf Elbenschwand-Hinterdorf und ins Kleine Wiesental. |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Blick in den Dobel mit dem Zusammenlauf (weißer Pfeil) der beiden Bäche und dem möglichen Standort von Gebinbach (gelber Pfeil) |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Blick auf den gegenüberliegenden Hang mit einer abrutschenden Hangterrasse (gelber Pfeil), die sich bis zum Punkt Gebinbach hinzieht. |
Quelle GEOPORTAL BW Grafil © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 (Direktlink auf Grafik) Grafikeintrag © Werner Störk 2020. |
Im gesamten Untersuchungsbereich (gelb) finden
wir Hangterrassen. Teilweise wurden sie auch in die Flureinteilung übernommen.
Die Steinmauern (rot) liegen im östlichen Teil der dort wohl ursprünglichen Gewannstruktur (weiß). |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Legende: Abrutschende Hangterrasse (schwarz), Zusammenfluss (gelb), "Gebinbach" (rot) und östlicher Bachzulauf (orange). |
Repro & Grafik © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
DG 1:5000 Gewann Dobel mit den beiden Bächen und dem markiertem Mauerbereich. Rechts: der in die Karte aufgenommene Steinwall. |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Die Fichte steht exakt am einstigen Zusammenfluss beider Bäche. |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Der östliche Bachzulauf auf Höhe des Forstweges. |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
In Blickrichtung Südwesten über das Gewann Dobel in Richtung kleines Wiesental. |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Hier verläuft entlang des Forstweges hangseitig eine aufgesetzte Hangterrasse. |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Die beiden Bachläufe, die in Vorzeiten den Dobel entsprechend den geologischen Untergründen entsprechend geformt haben. |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Der Bachlauf unterhalb der Forststraße. auf den ersten Blick nichts Besonderes. |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Erst auf den zweiten Blick erkennbar: der Bachlauf wurde hier durch eine an der westliche Bachseite angebaute starke Steinbefestigung (Pfeile) zusätzlich gesichert. |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Durch den dichten Bewuchs entlang des Baches ist die Steinverbauung (70 Meter) von dieser Seite kaum erkennbar. |
Quelle LiDAR-GEOPORTAL BW (Direktlink auf Grafik) |
LiDAR ist eine nützliche Hilfe bei der zusätzlichen Auswertung - wie auch in diesem Fall! |
Quelle LiDAR-GEOPORTAL BW (Direktlink auf Grafik) Grafikeintrag © Werner Störk 2020. |
LiDAR-Legende: südliche Bachverbauung im Tobel/Dobel-Steilhang (hellgrün), Areal der heutigen Brunnenstuben (blau), Reste des Abschluss-Plateaus oder einer Hangterrasse (Raute), Ausräumung der Zyklopenmauer im Zuge des Baus der Brunnenstuben und der Abbruchkante der Steinmauer (rot), Zufahrtswegung und möglicher Siedlungsplatz auf Terrasse (orange), Zyklopenmauer mit Bach auf der östlichen Seite (gelb), das große Blockmeer auf dem nördlichen Hang mit Mauer (schwarz) |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Bei einem der letzten Stürme vom Wind geworfene Bäume versperren den Zugang zum Punkt Gebinbach. |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Erinnerung an "Lother": starke Barriere einer Natur-Verschanzung |
Dennoch steht
immer noch die Frage im Raum: Weshalb blieben diese so komplett erhalten
bestehen – im wahrsten Sinne des Wortes unberührt, unangetastet? Was
hielt die Menschen davon ab? Gab es etwas, was fürchten mussten? Und was
könnten Gründe für eine solche Furcht, vielleicht sogar Angst sein? Möglicherweise
hatte ja auch die Pest diesen Weiler besonders stark getroffen und daher
war das Gelände für die Landbevölkerung lange tabu. |
Bringt man den Niedergang des Weilers zur
Wüstung vielleicht aber mit einem Ereignis in Verbindung, das für die ansässige
Bevölkerung so prägend war, dass auf Grund dessen der Ort und das Gelände
tabu
wurden? Da jegliche Hinweise fehlen und auch
die mündliche Überlieferung direkt dazu keinen konkreten Hinweis bereithält,
ist es – so auch meine Erfahrung aus anderen Forschungsprojekten –
immer sinnvoll, auch die Sagenwelt der betreffenden Region mit einzubeziehen. |
Blick in
die Sagenwelt |
Sagen enthalten in der Regel oft einen
wahren Kern,
sie gehen also auf wahre Begebenheiten zurück und versuchen deren Ursache
und Ablauf zu erklären. Sagen spiegeln den jeweiligen Stand volkstümlicher
Glaubensvorstellungen wider und besitzen daher auch einen Aussagewert in
religions- und sozialgeschichtlicher Hinsicht. Quelle: Enzyklopädie des
Märchens (2014). Mehrbändiges Werk. Handwörterbuch zur historischen und
vergleichenden Erzählforschung. Begr. V. RANKE, KURT. Im Auftrag von Akademie
der Wissenschaften zu Göttingen. Hrsg. V. BREDNICH, ROLF WILHELM / ALZHEIMER,
HEIDRUN / BAUSINGER, HERMANN / BRÜCKNER, WOLFGANG / DRASCEK, DANIEL / GERNDT,
HELGE / KÖHLER-ZÜLCH, INES / ROTH, KLAUS / UTHER, HANS-JÖRG. Red. BODEN,
DORIS / FRIEDE, SUSANNE / MARZOLPH, ULRICH / SHOJAEI KAWAN, CHRISTINE, Band
14, Vergeltung - Zypern, Nachträge. |
Sucht man nach Sagen, die Bezug auf Elbenschwand
nehmen, so sind es lediglich zwei, die wiederum inhaltlich wie aber auch
zeitlich ausgesprochen auffällig und sehr besonders sind. VÖGELE, LUDWIG
(1989) hat sie in seinen „Sagen
aus dem Markgräflerland“ notiert.
Wir widmen uns zunächst dem „Kratzgeist“
zu: |
"Der Kratzgeist: In einem Haus in Elbenschwand
hörten die Leute ständig unter einem Bett so kratzen, als ob man mit den
Fingernägeln den Boden aufkratzen wollte. Die Leute rückten das Bett zur
Seite, gruben darunter nach, fanden aber nichts, und das unheimliche Kratzen
ging weiter. Nun dachten sie, es müsse ein böser Geist, der dorthin verbannt
worden war, unter dem Bett sein Unwesen treiben. Sie holten den Scharfrichter
von Rheinfelden, der den Kratzgeist verbannte. Da hörte das Kratzen endlich
auf.“ Quelle: VÖGELE, LUDWIG (1989): “Elbenschwand
- Der Kratzgeist“, in: Sagen aus dem Markgräflerland, S. 129-130.
VÖGELE bezieht sich auf HOLLENWEGER, PAULA
(1978) und diese auf den Erzähler Grether aus Gresgen im Jahre 1893. |
Kratzgeister kommen in unserer Märchen- und Sagenwelt des südlichen wie auch des gesamten Schwarzwaldes relativ selten vor und weisen sehr weit in die ursprüngliche Entstehungszeit solcher Sagen zurück. Und man muss tatsächlich sehr weit auf der Zeitleiste der Geschichte zurückgehen, um erste Bezüge und konkrete Quellen zu finden. Im späten Mittelalter sehr verbreitet war die Schrift De apparationibus animarum post exitus, kurz: De animabus exutis a corporibus von JACOB VON PARADIES (1454) und JACOBUS DE JÜTERBOG (1475), mit der Vorstellung von umgehenden Toten als Polter-, Nies- und Kratzgeister, die auf arme Seelen zurückführen: „...Iacobi de paradiso Theologi doctissimi: ordinis Carthusien[sis] de animabus a corporibus exutis: Tractatus co[m]pendiose ac studiose collectus. De Egressu animaru[m] a corporibus humanis. De Receptaculis & locis ad qu[a]e perducunt post egressum & de habitationibus suis...“. |
Und eine weitere Quelle
TUCZAY, CHRISTA AGNES (2015): „Geister,
Dämonen, Phantasmen – Eine Kulturgeschichte“
berichtet: „... die wegen bestimmter
Vergehen als Geister ihr Dasein fristen müssen... 1425 erschien das Werk „Von
der Wiederkehr der Seelen Verstorbener“ (De animabus exutis a corporibus).
Dieses populärste Werk erwähnte zeitgenössisches Spukberichte über Polter-,
Nies- und Kratzgeister sowie sichtbar erscheinenden Tote, um Hilfe suchende
Seelen aus dem Fegefeuer und auch Geistermessen“. |
Spukgeister – dazu zählt auch unser
Kratzgeist – sind ortsgebunden und von kontinuierlicher
Dauer, meist über Jahrhunderte oder gar Jahrtausende hinweg. Zu den typische“
Poltergeistaktivitäten zählen der parawissenschaftlichen Definition zufolge
Kratz-, Klopf- und Knallgeräusche, Kältestellen und Stimmenwahrnehmung.
Im westlichen Volksglauben werden Kratzgeister – ähnlich wie Poltergeister
- oft als die Seelen Verstorbener angesehen, die einen plötzlichen, meist
gewaltsamen Tod starben bzw. getötet wurden. Sagen schöpfen aus dem demselben
Stoffbereich und wie das Märchen, sind ebenso anonym und mündlich überliefert.
Während im Märchen Diesseitiges und Jenseitiges selbstverständlich miteinander
verkehren, wird in der Sage die dies- und die jenseitige Welt getrennt,
denn im Gegensatz zum Märchen haben Sagen einen höheren Realitätsanspruch,
welcher unter anderem durch genaue Lokalisierung und Datierung erreicht
werden soll. Im klassischen Märchen fehlen solche geographischen und historischen
Bezüge. Quelle: Enzyklopädie des Märchens
(2014). Mehrbändiges Werk. Handwörterbuch zur historischen und vergleichenden
Erzählforschung. Begr. V. RANKE, KURT. Im Auftrag von Akademie der Wissenschaften
zu Göttingen. Hrsg. V. BREDNICH u.a, Band 14, Vergeltung - Zypern, Nachträge. |
Zusammenfassend kann man also feststellen, dass
Sagen einen hohen Realitätsanspruch haben, welcher unter anderem durch genaue
Lokalisierung und Datierung erreicht werden soll. Und
Kratzgeister
sind der Sage nach also Seelen Verstorbener,
die eines plötzlichen, meist gewaltsamen Todes starben bzw. getötet wurden.
Wobei sich über längere Zeiten auch immer wieder auf Grund des mündlichen
Austausches und Weitererzählens gewisse zeitparallele Aktualisierungen und
Anpassungen an die betreffenden Lokalität oder das gesellschaftlichen Umfeldes
nachweisen lassen. |
Nun zur zweiten Sage, die sich auf Elbenschwand
bezieht: „Das Mädchen im Stall: „Die
jungen Leute trafen sich früher im Winter gern im letzten Haus in Elbenschwand
beim fröhlichen Lichtgang. Die Frauen saßen am Spinnrad, und es wurde erzählt,
gesungen und auch getanzt, manchmal bis um Mitternacht. Gingen sie dann
um zwölf Uhr aus dem Haus, sahen sie ein Mädchen aus dem Stall schlüpfen
und in der Nacht verschwinden. Den Burschen gefiel das nette Mädchen, und
einer sagte, er getraue sich, das Mädchen festzuhalten. Da wollten die anderen
auch dabei sein, und in der nächsten Nacht gingen sie vor zwölf Uhr in den
Stall. Das Mädchen war noch da, und der Bursche nahm es sofort fest in den
Arm. Aber auf einmal hatte er nichts mehr im Arm, und das Mädchen war nicht
mehr zu sehen. Zwei Tage darauf mußte der Bursche sterben. Das Mädchen hat
sich aber nie mehr gezeigt.“ Quelle:
VÖGELE, LUDWIG (1989): “„Elbenschwand – Das Mädchen im
Stall“, in: Sagen aus dem Markgräflerland, S. 129-130, (VÖGELE
bezieht sich auf HOLLENWEGER, PAULA (1978) und diese auf den Erzähler Grether
aus Gresgen im Jahre 1893). |
Nur eine Randanmerkung: blendet man die Zeit
zurück, stände das letzte Haus – nimmt man nun
Gebinbach
als Weiler in die Siedlungsgesamtheit von Elbenschwand
auf – genau dort! Und „...er
getraue sich, das Mädchen festzuhalten. Da wollten die anderen auch dabei
sein“ weist zwischen den Zeilen
auf ein historisches MeToo! Zwei Sagen aus dem schon raren Sagenfundus von
Elbenschwand und beide handeln entweder von Menschen, die eines plötzlichen,
meist gewaltsamen Todes starben bzw. getötet wurden oder. von einem gewaltsamen
Vergehen mit tödlichem Ausgang für den Täter – und ein für immer verschwundenes,
unsichtbar gewordenes Opfer. Für immer verschwunden, nicht mehr sichtbar
wie Gebinbach... |
Die aktuelle mündliche Überlieferung umfasst
erfahrungsgemäß das tradierte Wissen von rund einhundert Jahren und berührt
in unserem Fall zeitlich somit erst die Epoche des 19. Jahrhunderts. Das
detaillierte Vorortwissen von der realen, namentlichen Existenz des Weilers
Gebinbach
wird aber schon wesentlich früher verblasst
sein. So sind es heute nur noch die die Sagen, die auf Grund ihres –
nachgewiesenen – sehr alten Motiv-Ursprungs (1425) dennoch Reste jener
oral history
in sich tragen können, die sich – trotz allem – über Generationen
und Jahrhunderte hinweg möglicherweise dennoch erhalten haben. |
Quelle GEOPORTAL BW Grafil © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 (Direktlink auf Grafik) Grafikeintrag © Werner Störk 2020. |
Im gesamten Untersuchungsbereich
(gelb) finden wir Hangterrassen. Teilweise wurden sie auch in die Flureinteilung
übernommen. Die Steinmauern (rot) liegen im östlichen Teil der dort wohl ursprünglichen Gewannstruktur (weiß). |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Diese Fotoreihe (1-9) zeigt die im Westen von Gebinbach liegenden großen Südhang-Terrassen. |
Und nun zu unserer zweiten Frage: weshalb hat
man das hier vermutete Gebinbach
so lange nicht wiederentdeckt? |
Bis ins 19. Jahrhundert wurden Kartenbilder
auch nach Süden ausgerichtet („gesüdet“)
und standen damit nach heutiger Auffassung auf dem Kopf. Immer ermöglichte
jedoch ein eingezeichneter Pfeil, oft in Form einer Windrose, die Ausrichtung
des Kartenblatts nach den Himmelsrichtungen. Da wenigstens bis ins 18. Jahrhundert
die Auffassung des Kartenzeichners im Vordergrund stand, sind auch Kartenlagen
vorhanden, die im Westen oder Osten nach oben zeigen. Solcher Art
„geostete“
oder „gewestete“
Karten liegen vorzugsweise bei Ansichten vor, wo es um die lokale oder regionale
Betrachtung nach Wichtigkeit ging. |
Die bisherigen Interpretationen des Urkunden-Textes
von 1278 orientierten sich an der heute eben gewohnten Tatsache, dass die
genannten Orte entsprechend der Reihenfolge in einer
„genordeten“
Karte folgten: also Elbenschwand im Süden und Bürchau und Neuenweg im Norden.
Oder in der umgekehrten Reihenfolge: im Norden mit Neuenweg begonnen, dann
folgt weiter südlich Bürchau und ganz im Süden Elbenschwand. |
Die Aufzählungen von Orten
in Urkunden jener Zeit konnten sich jedoch weniger an detaillierten und
noch gar eingenordeten Kartenwerken orientieren, sondern vor allem auf die
praktischen Erfahrungen konkreter Vorortbegehungen – zu Fuß oder zu
Pferd. |
Zur Erinnerung: bis zum Mittelalter
herrschte zudem noch mehrheitlich die Vorstellung, die Erde sei eine Scheibe. Das christliche
mystische Weltbild spiegelte sich auch in den Karten wieder. Und so beginnt
die Entwicklung der deutschen Kartographie erst zwischen 1482 und 1486.
(also rund 200 Jahre später wie 1278). Um 1513 entwarfen der Freiburger
MARTIN WALDSEEMÜLLER und SEBASTIAN MÜNSTER erstmals ein neues Bild der Landschaft
und damit begann die Entwicklung der Länder- und Landschaftskarten des süddeutschen
Raumes. Die Karten der regionalen Kartographie werden dabei im Holzschnittverfahren
hergestellt. Erst von der Mitte des 16. Jahrhunderts übernimmt auch in Mitteleuropa
der Kupferstich die Führung der Kartenreproduktion. Der Höhepunkt der Kupferstichkartographie
wird im Jahre 1591 mit GERHARD MERCATOR erreicht. Schon frühzeitig wurden
Karten und Pläne als Beweismittel bei Grenzstreitigkeiten herangezogen.
So bemüht man sich bereits Ende des 16. Jahrhunderts um eine grundrisstreue
Wiedergabe der Gewässer und Wege sowie der Grenzen, während man die Vegetation,
vorzüglich den Wald, und die Siedlungen in bildhafter Form wiedergab. Die
Methoden der frühen Landes- und Grenzaufnahnem waren simple. Man führte
einfache Routenaufnahmen mit Kompass durch, wobei die Kompassanwendung bereits
ab der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts
(red. Anmerkung: begann am 1. Januar 1401 und endete am
31. Dezember 1500, also lange nach 1278!) selbstverständlich
wurde. Quelle: „Die Oberrheinlande in
alten Landkarten: Vom Dreißigjährigen Krieg bis Tulla (1618–
1828)“ - eine Ausstellung der Bad. Landesbibliothek; Ausstellungskatalog,
hrsg. Von GERHARD RÖMER unter Mitarb. von IRENE-ANNETTE BERGS, HEINZ MUSALL,
JOACHIM NEUMANN und RUTHARD OEHME. Karlsruhe, 1981. |
Allein das Gebiet der thematischen
Kartographie war noch kaum entwickelt. Anfang des 17. Jahrhunderts kam die
neue Methode der Dreiecksmessung und Dreiecksberechnung auf. 1635 Pionier
WILHELM SCHICHARD war ein deutscher Astronom, Geodät und Mathematiker, der
erstmals auch Teile des Schwarzwaldes in seine Vermessung einbezog. Die
Karten des 16. und 17. Jahrhunderts waren bezüglich ihres Inhalts wie des
Geländes, des Siedlungsnetzes, der Verkehrswege und des Namensgutes relativ
unvollständig. Quelle: IVAN KUPCIK (1992): „Alte
Landkarten – Von der Antike bis zum Ende des 19. Jahrhunderts“,
Prag. |
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Die vier Google-Earth-Ansichten ermöglichen eine klare Zuweisung von dem hier vermuteten Gebinbach im geographischen Gesamtraum vom Kleinen und Großen Wiesental. |
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Legende: Zugang über Zell (hellblau), Zugang über das Kleine Wiesental (rot), Weg nach Bürchau über Wolfsacker (orange), über Loch-Gräble (weiß) oder Buschgraben (gelb), Gebinbach (Kreis). |
Quelle GEOPORTAL BW Grafil © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 (Direktlink auf Grafik) Grafikeintrag © Werner Störk 2020. |
Legende: Zugang über Zell (kleiner grüner Pfeil),
Zugang über das Kleine Wiesental (orange), Weg nach Bürchau über
Wolfsacker
(rot), über Loch-Gräble
(großer grüner Pfeil) oder Buschgraben (schwarz), Spinneck (blau) und Gebinbach (Kreis). |
Quelle GEOPORTAL BW Grafil © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 (Direktlink auf Grafik) Grafikeintrag © Werner Störk 2020. |
Legende: Zugang über das Kleine Wiesental (rot), Weg nach Bürchau über Wolfsacker (orange), über Loch-Gräble (braun) oder Buschgraben (grün), Gebinbach (Kreis). |
Quelle GEOPORTAL BW (Direktlink auf Grafik) Grafikeintrag © Werner Störk 2020. |
LiDAR-Legende: Zugang
über das Kleine Wiesental (gelb, Weg nach Bürchau über
Wolfsacker
(grün) auf den Höhenweg, über das Loch-Gräble
(schwarz) oder den Buschgraben (orange, Höhenweg (weiß, idealsiert) vom Zeller Hochblauen bis nach Böllen, vermutlicher Standort von Gebinbach (Kreis). |
Quelle LiDAR-GEOPORTAL BW (Direktlink auf Grafik) Grafikeintrag © Werner Störk 2020. |
Standort des hier vermuteten Gebinbach - liegt in einer Erosionsrinne, die hangaufwärts bis zur Kammlinie begehbar ist. |
Quelle LiDAR-GEOPORTAL BW (Direktlink auf Grafik).Grafikeintrag © Werner Störk 2020. |
Standort des hier vermuteten Gebinbach zwischen Kleinem und Großen Wiesental. Das LiDAR-Bild belegt die hohe Reliefenergie im Kleinen Wiesental.. |
Quelle GEOPORTAL BW Grafil © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 (Direktlink auf Grafik). Grafikeintrag © Werner Störk 2020. |
Historische (gestrichelt) und moderne Wegverbindungen - entsprechend alter Karten oft parallel - von und über Gebinbach nach Gresgen, Wolfsacker und Erdbeerboden. |
WICHTIG! Da die Frage der geographischen Einordnung und die daraus resultierenden Interpretationen bzw. die sich dadurch ergebenen Ausschlussverfahren so elementar für die richtige Einschätzung sind, habe ich - ergänzend zu meiner schriftlichen Argumentation - noch die zusätzlichen GEOPORTAL-BW-Kartenwerke (inkl. LiDAR oben) hinzugenommen, die das auch kartografisch unterstreichen, was ich textlich erkläre. Bachläufe waren - zivil oder/und militärisch - immer die wichtigsten Aufstiegs- und Abstiegsvarianten in einer Zeit, wo Straßen die absolute Ausnahme, gut begebbare Wege rar und überwiegend nur wenige Saum- und einige Fußpfade die Infrastruktur eines ländlichen Raumes prägten. |
Warum hat man
das hier
jetzt vermutete Gebinbach
so lange nicht wiederentdeckt? Die Antwort auf diese Frage liegt dann schnell
auf der Hand, wenn man sich von dem fest einprägten Nord-Süd-Denken ablöst: denn
man kann – will man vom Punkt A nach Punkt B gelangen – sehr
wohl von dieser festgeschrieben bipolaren
Einteilung und seiner „wichtigen
Pertinenzbestimmung“ abweichen.
Das bedeutet: wenn man als Besucher von Elbenschwand nach
Gebinbach
laufen oder reiten wollte, musste man eben real
nicht nach Norden, sondern exakt nach Osten gehen – ohne dass sich
die Reihenfolge der urkundlich aufgezählten Orte ändert. Ging der Reisende
also von Elbenschwand über Gebinbach
nach Bürchau und von dort nach Neuenweg, dann würde die Reihenfolge der
Aufzählung seiner besuchten Orte wie folgt aussehen: Elbenschwand –
Gebinbach
– Bürchau – Neuenweg. Nur dass dann
Gebinbach
nicht nördlich zwischen Bürchau und Elbenschwand läge, sondern eben östlich
von Elbenschwand. |
"Topographischer Plan von dem Elbenschwand und Bürchauer Bann", Bild 1 Quelle: Generallandesarchiv Karlsruhe - Alle Karten sind direkt verlinkt. Grafikeintrag © Werner Störk 2020. |
Detail aus "Topographische
Plan von dem Elbenschwand und Bürchauer Bann"
aus dem Jahr 1779.
Der Kartenausschnitt ist nicht "eingenordet". Das Areal von Gebinbach ist durch den Kreis markiert. . |
"Topographischer Plan von dem Elbenschwand und Bürchauer Bann", Bild 1 Quelle: Generallandesarchiv Karlsruhe - Alle Karten sind direkt verlinkt. Grafikeintrag © Werner Störk 2020. |
Detail aus "Topographische
Plan von dem Elbenschwand und Bürchauer Bann"
aus dem Jahr 1779.
Der Kartenausschnitt ist um 90 Grad gedreht und nur annähernd "eingenordet".
Das Areal von Gebinbach ist durch den Kreis markiert. . |
"Topographischer Plan von dem Elbenschwand und Bürchauer Bann", Bild 1 Quelle: Generallandesarchiv Karlsruhe - Alle Karten sind direkt verlinkt. Grafikeintrag © Werner Störk 2020.. |
. Der Kartenausschnitt ist exakt "eingenordet". Das Areal von Gebinbach ist durch den Kreis markiert. . |
Quelle GEOPORTAL BW (Direktlink) Grafikeintrag © Werner Störk 2020 |
Gewann Gebinbach (rot) und heutige Gemarkungsgrenze (gelb/lila). |
Folgen wir doch jenen Reisenden, die wohl im amtlichen Auftrag der Herrschaft um 1278 Elbenschwand, Gebinbach und Bürchau besuchten: ganz gleich, ob sie zu Fuß oder eher zu Pferd das Kleine Wiesental begingen (sie könnten natürlich auch von Zell aus über das Himmelsbachtal/Hüttenbach und den Gresger-Weg-Paß gekommen sein), sie mussten den sehr steilen, klammähnlichen Zugang benutzen, der sie - wohl schweratmend - langsam - es waren rund 1.000 Meter Wegstrecke zu bewältigen - auf die Höhe von Elbenschwand führte. Wobei ich davon ausgehe, dass das Hinterdorf wohl die zuerst gegründete Siedlung war (fruchtbarer Talboden, Wasserreichtum - ganz im Gegensatz zum Vorderdorf). Nach der Visitation ging es weiter nach Gebinbach - wieder sehr steil den Dobel hoch in Direttissima - am Gebinbach entlang. Und dann nach Bürchau - aber wie? Wieder die ganze Strecke mit extremem Gefälle Neigung zurück - wohl nicht. Man blieb auf der gleichen Höhe und hatte zwei Alternativen: entweder über die sicher schon bestehende Zuwegung zum Wolfsacker und dann wieder hinab nach Bürchau, wohl eher aber übers Spinneck - dann entweder übers Loch/Gräble oder durch den Buschgraben - beide gut begehbar und sicher mit Saumpfaden ausgelegt - und so relativ bequem (es geht stetig bergab) auf dem Talgrund der Kleinen Wiese nach Bürchau (Karten siehe oben). |
Bis zur den aktuellen Forschungen (siehe auch
die aktuelle Stellungnahme von Prof. Dr. Schubring unten) folgte man offensichtlich
nur dieser geographischen Nord-Süd-Zuweisung der Orte und so musste
Gebinbach
zwangsläufig auf jeden Fall nördlich zwischen Elbenschwand und Bürchau liegen.
Deshalb vermutete man Gebinbach
einmal mehr an der Grenze zu Bürchau,
dann wieder eher an der Grenze zu Elbenschwand. Und genau dort suchte man
nun nach Gebinbach –
natürlich vergebens. Und ignorierte damit auch die offenbar schon lange
bekannten Siedlungsreste im Gewann Dobel.
Damit blieb Gebinbach
über Jahrhunderte hinweg "links liegen" und bis 2020 verschollen.
Und so wuchs tatsächlich hohes
Gras nein,
besser: dichtes Moos - über die Angelegenheit! |
Quelle GEOPORTAL BW (Direktlink) Grafikeintrag © Werner Störk 2020 |
Im gesamten Untersuchungsbereich (gelb) finden
wir Hangterrassen. Teilweise wurden sie auch in die Flureinteilung übernommen.
Die Steinmauern (rot) liegen im östlichen Teil der dort wohl ursprünglichen Gewannstruktur (weiß). |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Diese Fotoreihe (1-5) zeigt die nördlich und oberhalb der Forststraße angelegten - teilweise verstürzten - Hangterrassen. |
Ich gehe unter Berücksichtigung aller mir bekannten
Faktoren von zwei Arbeitshypothesen aus: die erste sieht vor, dass man den
Weiler oder die Hofsiedlung oder den Hof Gebinbach bereits sehr früh - also
im Zusammenhang mit der starken Wüstungsperiode des Spätmittelalters –
und als Folge der massiven Erbstreitigkeiten zwischen den Rotenberger und
den Herren von Rötteln aufgegeben wurde. Diese Fehde-Erbstreitigkeiten liefen
ab dem Jahre 1279 und dauerten bis 1311. Und wurden erst durch einen Schiedsspruch
und die Zahlung von insgesamt 600 Mark Silber (eine sehr hohe Summe) an
zwei der Rotenberger Erben beendet. Angesichts dessen die Herren von Rötteln
in Neuenweg und seinem Silberbergwerk einen wesentlich lohnenswerteren Ersatz
und Ausgleich sahen. Die zweite Arbeitshypothese sieht die Aufgabe spätestens
im Laufe des 16. Jahrhunderts und in Folge jener wirtschaftlichen und wetterbedingen
Extremjahren wie z. B. 1528-1529, 1539-1531 und 1570-1574. Möglicherweise
musste Gebinbach aber auch unter Umständen aufgegeben werden, die den namentlichen
Eingang in die regionale mündliche Überlieferung bewusst verhinderten –
aus welchen Gründen auch immer – und es nicht zuließen, dass man sich
an Gebinbach erinnern sollte. Dort sollte offensichtlich im wahrsten Sinne
des Wortes „Gras darüber wachsen“ – was es ja auch tat! |
Selbst KARL GOTTHOLD SEITH (geb. 22.12.1890
in Elbenschwand-Langensee; gest. 10.02.1963 in Schopfheim) als gebürtiger
Elbenschwander und exzellenter Heimatforscher des Markgräflerlandes und
des Südschwarzwaldes, hat sich thematisch nie dieser Wüstung angenommen,
obwohl er die Siedlungsreste wohl sicher kannte, aber vielleicht auf Grund
des nur scheinbar „eingenordeten“
Urkundentextes so nie mit Beginbach
in Verbindung brachte. |
Erstmals 1278 erwähnt,
dann für über 700 Jahre spurlos verschollen und 2020 möglicherweise wiedergefunden...
Gebinbach
wäre wieder da! Und doch bleiben wieder einmal Fragen – auf die
man vielleicht nie eine Antwort erhalten wird. Auch das ist wieder lebendige
Geschichte! |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Quelle GEOPORTAL BW (Direktlink auf Grafik) Grafikeintrag © Werner Störk 2020 |
Gebinbach (1) mit den Seitenbächen (Kreis). |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Diese Fotoreihe (1-5) dokumentiert den Bachverlauf "Gebinbach" am Übertritt der Forststraße sowie die Blockhalde mit Beginn der Mauerstruktur (Siedlungsplatz rot). |
Zusammen mit den Erdbeer-Hangterrassen
am Tannenkopf
und dem Erdbeerboden
hat Elbenschwand nun auch mit dem möglichen
Gebinbach wohl die noch einzigen sichtbaren
Spuren der Erstbesiedlung im Hochmittelalter. Wobei man davon ausgehen kann,
dass die Siedler von Gebinbach
auch bei der gemeinschaftlichen Anlage der Hangterrassen
wie auch ihrer Bewirtschaftung und Nutzung aktiv beteiligt waren. |
In Elbenschwand existiert - losgelöst von der
Frage, ob es wirklich Gebinbach
ist - damit ein archäologischen Ensemble, dessen schutzwürdige Einheit und
Sachgesamtheit von besonderer Bedeutung ist: neben den beiden großen
Wolfsacker-Redan-Schanzanlagen
in Verbindung mit einer gesicherten historischen Alarm- und Signalstation
(1701) auf dem Tannenkopf
sowie den spätmittelalterlichen Hangterrassen auf dem Südhang des
Tannenkopfes
nun auch die möglicherweise wiederentdeckte Wüstung
Gebinbach. |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Fotos © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Diese Fotoreihe (1-6) dokumentiert die "Zyklopenmauer" und den südlichen Geländeauslauf des Baches - dort stand mit großer Wahrscheinlichkeit der Hof. |
Denkmalschutzrechtlich müsste
man deshalb von allen Objekten als Ensemble, aber auch von einer Sachgesamtheit
sprechen. Dazu kurz Grundlegendes: |
„Die wichtigste Zielsetzung
des Ensembleschutzes ist die Sichtbarmachung geschichtlicher Prozesse in
ihrem ursprünglichen Kontext. Die eigentliche Aussagekraft ergibt sich aber
erst durch die Gesamtschau der Einzelteile. Somit ergibt sich der kulturelle
Wert eines Kulturgutes aus der Gesamtheit eines Ensembles. Das Denkmalschutz-recht
sieht dafür den Schutz als Sachgesamtheit vor. Bei einem Ensemble werden
somit alle Bestandteile in ein Ganzes eingeordnet, das dann zum eigentlichen
Träger der geschichtlichen Botschaft wird. Für die weitere Einordnung von
Sachgesamtheiten im Sinne des Denkmalschutzgesetzes wird der Fundzusammenhang
herangezogen sowie der Funktionszusammenhang. Damit werden auch übergreifende
Komponenten, die eine Mehrheit von Sachen zu einer schutzwürdigen Einheit
zusammenfassen, gefordert“.
Quelle: Heike Krischok (2016): „Der
rechtliche Schutz des Wertes archäologischer Kulturgüter“ |
Rechts: Detail aus der offiziellen Planungskulisse © der ENERKRAFT GmbH und der EWS 2018 und Grafikeintrag - wie unten angegebene Legende - © Werner Störk 2020 |
Um eine relativ angenäherte maßstäbliche Vergleichssituation
zu erreichen, habe ich beim Bildausschnitt Google-Maps (links) die Verschiebungsfläche
der ENERKRAFT/EWS mit gelben Markierungen abgegrenzt. Um dies möglichst
genau zu erreichen, habe ich mich - und das kann man jetzt gut nachvollziehen
- am Wegenetz der beiden Bildausschnitte orientiert. Auf der unteren Karte
habe ich den erfahrungsgemäßen Flächenbedarf (weiß) zur Errichtung der geplanten
WEA 7 eingetragen. Würde die Anlage wie in der Planungskulisse markiert
umgesetzt, würde nicht nur das Areal der historischen Signalstation (rote
Rauten) unmittelbar betroffen und zerstört werden, sondern auch der noch
gut erhaltene Kernbereich der spätmittelalterlichen Hangterrassen (gelb).
Wobei es für alle vier gefährdeten Bereiche (inkl.
Wolfacker-Redan-Anlage) –
was selbst die Oberste Denkmalschutzbehörde des Landes bestätigt –
keine identischen Vergleichsobjekte in Südbaden gibt. |
Quelle: Landesarchiv Baden-Württemberg D 70182 Stuttgart http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-1701179-1 Grafikeintrag © Werner Störk 2020 |
Die denkmalschützerischen Schwerpunkte als archäologische Gesamtheit in Elbenschwand. |
Quelle/Sammlung: Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe https://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-46801https://www2.landesarchiv-bw.de/ |
Detail aus dem Gemarkungsplan „Elbenschwand (Kleines Wiesental LÖ) und Holl-Langensee“ aus dem Jahr 1891.mit Gewann "Dobel" |
Quelle/Sammlung: Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe https://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-46801https://www2.landesarchiv-bw.de/ Grafikeintrag © Werner Störk 2020 |
Detail aus dem Gemarkungsplan „Elbenschwand (Kleines Wiesental LÖ) und Holl-Langensee“ aus dem Jahr 1891.mit Gebinbach (Kreis) |
Quelle/Sammlung: Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe https://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-46801https://www2.landesarchiv-bw.de/ |
Detail aus dem Gemarkungsplan „Elbenschwand (Kleines Wiesental LÖ) und Holl-Langensee“ aus dem Jahr 1891 |
Quelle/Sammlung: Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe https://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-46801https://www2.landesarchiv-bw.de/ Grafikeintrag © Werner Störk 2020 |
Gebinbach (gelb), Erdbeerboden (rot), Alarm- und Signalstation (grün), Redan 1 Schanzgraben und Redan 2 Wolfsacker (blau) |
Detail aus der offiziellen Planungskulisse © der ENERKRAFT GmbH und der EWS 2018 und Grafikeintrag - wie oben angegebene Legende - © Werner Störk 2020 |
Der bereits hier mehrfach zitierte Prof. Dr.
Klaus Schubring, Historiker und Spezialist für das Mittelalter, schreibt
in seiner Stellungnahme:
"Gebinbach muss laut der Urkunde von 1278
zwischen Elbenschwand und Bürchau gesucht werden. Es ist dann aber noch
nicht gesichert, dass die gefundene Wüstung Gebinbach hieß. Es wären weitere
Unterlagen nötig (Urkunde, (Quelle: Mail vom 20.03. 2020, Archiv Werner Störk) |
"...große Anerkennung und vielen Dank
für Ihre so umfangreiche Ausarbeitung!... An der großen Wallmauer kann
ernstlich kein Zweifel sein. Wenn Sie sich sicher sind, dass keine weitere
Wüstung in Frage kommt, dann muss man wirklich an Gebinbach als Namen
denken...".
(Quelle: Mail vom 29.03. 2020, Archiv Werner Störk) |
Fazit und Zusammenfassung |
Bedingt durch die inzwischen fünfjährige Feld-
und Forschungsarbeit speziell im Hinteren Kleinen Wiesental sowie die aktuelle
Verschiebung des Untersuchungsgebietes südwärts über Bürchau nach Elbenschwand
sind mir die topografischen, geologischen und hydrologischen Verhältnisse
sowie die historischen Hintergründe relativ gut vertraut.
|
Vor allem der persönliche Austausch und die
intensive Zusammenarbeit mit den Menschen und Experten Vorort ist für mich
der Garant für wichtige Impulse und wertvolle Hinweise auf Bodenspuren und
Geländeanomalien. Wie genau dabei das Gelände sondiert wurde und weiterhin
wird, belegen die bereits erfolgten Objektklärungen am
Schlossboden
und bei der Wüstung Steinihöff.
Dies gilt sicher aber auch für die Holderschanze,
die Redan-Anlagen auf dem Wolfsacker
und der historische Signalstation auf dem
Tannenkopf.
Plus die neu erforschten Bereiche der Hangterrassen und den archäologischen
Spuren der hochmittelalterlichen Erstbesiedlung bei Elbenschwand. |
Unter Berücksichtigung aller hier im Detail
dargelegten Faktoren gehe ich davon aus, dass wir auf jeden Fall einen archäologischen
Fund aus der Zeit der ersten Besiedlung im Raum des heutigen Elbenschwand
vorliegen haben, der wiederum in gleich mehrfacher Weise auf das verschollene
Gebinbach
hinweist. Auch deshalb, da wir bislang keinerlei andere Spuren von Wüstungen
gefunden haben.
„Gibt es im betreffenden Gebiet keine
andere Wüstung, bleibt als Name nur Gebinbach übrig,“
schreibt
Prof. Schubring.
Wobei ich bei den wirklich für unseren Raum
außergewöhnlichen Mauerstrukturen auch einen engen Zusammenhang mit den
spätmittelalterlichen Hangterrassen am
Tannenkopf sehe, die zeitlich wie
auch sprachwissenschaftlich auf jene erste Besiedlungs- und Bewirtschaftungsphase
um 1278 hindeuten. |
Foto © Archiv & Sammlung Werner Störk 2020 |
Im Gegensatz zum Hinterdorf zeichnet sich das Vorderdorf durch eine extreme Sporn- oder Horstlage aus - mit "Wachfunktion" über den Zugang (Pfeile) vom Kleinen Wiesental. |
|
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Steiler Aufstieg vom Kleinen Wiesental her (grün), Sporn- oder Horstlage vom Vorderdorf (orange), Hinterdorf (gelb) und Gebinbach (rot). |
Der Vollständigkeit halber noch ein Namenshinweis - unabhängig von dem Elbenschwander Gebinbach - ein post scriptum: |
„Als Zeugen aus der Reihe der Kanoniker werden u. a. namentlich genannt: Propst Egilbert, Dekan Adalbert, Eberhard, Propst des Stifts St. Gangolph in der Theuerstadt und Custos Oudalrich.18 Neben einer Reihe von Rittern des Bischofs werden auch Ministerialen als Zeugen aufgezählt, darunter Reginboto von Bürglein an fünfter Stelle: Rathloh und sein Sohn Witker,19 Poppo de Gebinbach, Heinrich de Crowil, Marchwart de Gundolvisheim, Reginboto von Burgilin, Ezzo de Willihalmisdorf, Irmfrid de Rostal, Irmfrit, der Sohn des Poppo sowie Pippin, der Sohn des Rathloh. Damit bestätigt sich auch für diesen Fall die allgemeine Einschätzung Marie-Luise Laudages: „Otto scheint neben dem Bamberger Domkapitel [...] vor allem die Vögte des Bamberger Hochstifts und die Mitglieder der aufsteigenden Ministerialengeschlechter zu Zeugendiensten herangezogen zu haben“.20... In der für Bürglein relevanten Urkunde von 1108 folgt auf Reginboto de Burgilin in der Zeugenreihe unmittelbar Ezzo de Willihalmisdorf (d. h. Wilhermsdorf bei Langenzenn). Beide finden sich – wie gesehen - entweder allein oder zusammen in mehreren Urkunden Bischof Ottos; Ezzo wird dabei auch gelegentlich als „Ezzo de Burgilin“ bezeichnet, außerdem wird dessen Bruder Uto mehrfach erwähnt.46 Ob Reginboto und Ezzo bzw. Uto miteinander verwandt waren oder nur wegen des gemeinsamen Herkunftsorts mit der Bezeichnung „von Bürglein“ auftauchen, kann beim heutigen Stand der Forschung nicht abschließend geklärt werden, was aber für den Umstand der Ersterwähnung außer Betracht bleiben kann. Allerdings meinte Erich Freiherr von Guttenberg schon 1927, die „de Burgilin“ seien mit den „de Willehalmisdorf“ „eines Stammes“ gewesen – ein „Regil von Willehalmesdorf“ wird aber bereits im Jahr 1096 erwähnt.47 Joetze vermutete zudem eine Verwandtschaft mit den Ministerialen von Gebinbach – ein Poppo de Gebinbach wird wie gesehen 1108 auch in unserer Urkunde genannt.“. |
Quelle mit Direktlink: Die
Ersterwähnung Bürgleins in einer Urkunde Bischof Ottos des Heiligen
von Dr. Norbert Jung, Bamberg |
Text & Fotos Werner Störk © Copyright
2020 |
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