AG MINIFOSSI
Arbeitsgemeinschaft Mineralien, Fossilien, Gold, Glas & Fortifikation
- Arbeitsgemeinschaft besonders befähigter Schüler -
Friedrich-Ebert-Schule Schopfheim
 Gemeinschaftsschuler
D- 79650 Schopfheim

Impressum  & Datenschutzerklärung

 
Insgesamt sechs Anlagen schützten einst - in unterschiedlichen Epochen - den "Hau"-Pass
 
 Zwei weitere Schanzen mit Kommunikationslinien
auf der Passhöhe vom Hau bei Neuenweg
 
Hinteres Kleines Wiesental, Landkreis Lörrach, Südschwarzwald. 
 

Werner Störk © 2017

 
 
 
Luftbild Erich Meyer © Archiv & Sammlung Werner Störk 2017 
 
Die Pass-Höhe "Hau" in Blickrichtung Norden mit den zwei bekannten Schanzanlagen 
Schanzen oder Erdwerke sind primär militärische Verteidigungsanlagen, die zwar auch als Einzelanlage errichtet werden können, mehrheitlich aber in eine spezielle Befestigungs- oder Festungslinie eingebunden werden und strategisch-taktisch nicht als Einzelwerk, sondern in ihre Gesamtheit als „Linie“ wirken. Diese „Linien“ sicherten vor allem die neuralgischen Passübergänge, Furte, wichtige Wegverbindungen und topographisch tief eingeschnittene Talböden.
 

„Linien“ erfüllten einen rein taktischen Zweck, in dem sie große Landstriche möglichst zuverlässig in allen Jahreszeiten vor dem Eindringen kleinerer feindlichen Truppenkontingente schützten. Hinter den „Linien“ konnten - ohne gefährdende Übergriffe auf die Zivilbevölkerung - Felder bebaut, Handel betrieben und Steuern eingezogen werden. Was natürlich auch für die Landesherren überlebenswichtig war, denn so blieb das hinter den „Linien“ liegende Land als logistische Basis der eigenen Kriegsführung vorbehalten. Gleichzeitig wurden auch die Untertanen an Leib und Leben geschont, woran die zivilen und militärischen Amtsträger ein großes Interesse haben mussten. So dienten die „Linien“ dazu, die Ressourcen der durch sie geschützten Gebiete dem Gegner vorzuenthalten und sie selbst zu nutzen.

 

Empfehlenswerte Quelle: PLASSMANN, Max (2000): Krieg und Defension am Oberrhein: Die vorderen Reichskreise und Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden (1693 - 1706), Historische Forschungen, Band 66, Duncker & Humboldt, Berlin und Mainz, Univ. Diss. 1998.

 
 
Luftbild © Erich Meyer    
 
Bild: Einzigartig auf der ganzen "Linie": die wohl französische Sternschanze (Polygonalschanze) auf dem "Hau". Wichtiger Hinweis: die ebenfalls als "Sternschanze" also vergleichbar mit der auf dem "Hau" in der Karte eingezeichnete "Sternschanze" bei Hausen im Kinzigtal ist in Wirklichkeit keine reguläre Sternschanze, sondern ein unregelmäßiges Fünfeck, also eine irreguläre Polygonalschanze. Auf keinen Fall eine reguläre Sternschanze wie die auf dem "Hau". Diese bleibt somit im wahrsten Sinne des Wortes "auf ganzer Linie" einzigartig was meine Interpretation als solitäres französisches Werk unterstützt.
 

Neben diesen fraglosen Vorteilen hatten die langen Schanz- und Festungslinien aber auch den gewichtigen Nachteil, dass sie große Teile der Armee langfristig schon beim Bau, aber vor allem bei der Besetzung und Verteidigung banden. Nur so war aber deren präventiven Abschreckungscharakter und damit auch ihr militärisch-strategischer Wert aufrecht zu erhalten.

 

So bestanden die „Schwarzwaldlinien“ aus einer linienförmigen Abfolge und Kombination von unterschiedlichen Schanzen, Wach- und Signaltürmen (Chartaques), Wallgräben, Sperrgräben, Palisaden, Verhauen und „Verhack“. Unter Letzterem verstand man das beim „Rasieren“ des Vorgeländes anfallende Baum- und Buschmaterial. Um ein optimal zu überblickendes Gelände und ein freies Schussfeld auf rund 150 – 300 Metern zu erhalten, wurde mittels „Rasierens“ in der unmittelbarer Nähe einer Schanze das umgebende Areal rundum freigeholzt und freigehurstet.

 
 
 

Foto © Archiv Werner Störk 2017

 
Dieses Diorama-Modell der AG MINIFOSSI vom Bau einer Redoute (Viereckschanze) war auch Exponat in der Großen Landesausstellung
 "Baden! 900 Jahre" mit 50.000 Besuchern im Badischen Landesmuseum (Schloss Karlsruhe).
Heute zu sehen in der Türkenlouis-Dauerausstellung im Städt. Museum von Schopfheim.
 
 
 
Im Südschwarzwald lassen sich drei Schanzen-Phasen nachweisen: Ein frühe zwischen 1444 1525, ihr folgt eine zweite, sehr intensive zwischen 1618 1714 und schließlich eine dritte in den Jahren 1792 1812. Diese Defensiv-Anlagen sind ein in ihrer archäologischen Gesamtheit mehrheitlich erst noch punktuell erforschtes „Linien“-Geflecht, das sich vor allem in Nord-Südrichtung ausdehnte und über den gesamten Schwarzwald hinweg erstreckte. Aber gerade im Bereich von Kinzig, Murg und Pfinz zusätzlich auch westliche Ausläufer hatte, welche das Territorium zwischen dem Rhein und dem Schwarzwald sichern sollte. Zieht man neben der Hauptlinie auch alle kleineren Seitenlinien mit in die Berechnung ein, so ergibt sich eine beeindruckende Gesamtlänge von über 500 Kilometern.
 

Im Süden führte diese vom „Roten Haus“ bei Bad Säckingen ausgehende Verteidigungslinie über Todtmoos-Au weiter bis auf den Feldberg. Als sog. „Hintere Linie“ wurde sie ab dem Jahre 1693 unter Markgraf Ludwig Wilhelm massiv ausgebaut und ab 1701 durch eine „Vordere Linie“ ergänzt. Wobei eine besonders starke Sicherung auch des Neuenweger Raums erfolgte.

 
 
 
Luftbild Erich Meyer © Archiv & Sammlung Werner Störk 2017  
 
Die Pass-Höhe "Hau" in Blickrichtung Süden der Sternschanze und Redoute.
 
 

Die „Vordere Linie“ verlässt bei Gersbach die „Hintere Linie“ und verbindet die Ortschaften Schlechtbach, Schweigmatt, Raitbach, Hausen, Enkenstein, Wieslet, Tegernau, Bürchau, Neuenweg bis zum "Wiedener Eck". Vom Neuenweger "Hau", einer massiv ausgebauten Pass-Sicherung, führt die "Linie" schließlich über den "Hochkopf" zum "Herzogenhorn" und schließlich zum "Feldberg". Dort trifft sie wieder auf die ältere „Hintere Linie“, die ab diesem Punkt aus als „Mittlere Linie“ bis nach Hornberg und von dort als „Eppinger Linie“ von Nagold über Pforzheim bis nach Neckargmünd verläuft, wo diese Hauptlinie endet.

 
 Luftaufnahme undatiert - Repro historisches Postkartenmotiv
 
Neuenweg (Bildmitte, links) mit "Hau"-Pass (links) und "Eck"-Pass rechts und mit Blick nach Süden ins Kleine Wiesental
 
 
 

Die historische Militärkarte von 1701 mit ihren eindrucksvollen Maßen (Breite 95 cm x Höhe 55,5 cm) zeigt den Gesamtverlauf der sog. „Linie“ vom Rothaus bei Bad Säckingen bis nach Offenburg und enthält neben den Schanzanlagen auch die Signal- und Alarmfeuer, Städte, Dörfer, Wege, Brücken und Wälder, wobei jene Waldgebiete, die als „Hau“-Wälder vorgesehen waren, speziell markiert wurden. Der Titel dieses handgezeichneten und noch originalgetreuen kolorierten Karte, die im Generallandesarchiv in Karlsruhe (Signatur Hfk Bd. XI Nr. 9) aufbewahrt wird, lautet: „Die beständige Postirung auff dem Schwartzwalt, als von Rheinfelden biß gegen Offenbourg, worinnen das Kinzingerthal gegriffen, wobey auch nicht allein alle Schantzen und Redouten sambt ihre Situation, sondern auch alle wege die auß dem platten landt durch gez. Postirung gehen, gezeignet seind.“

 
 
Repro © Landesarchiv Baden-Württemberg Generallandesarchiv Karlsruhe https://www.landesarchiv-bw.de/web/47245 2017 Signatur Hfk Planbände 11. Bl.9.
Genehmigung Aktenzeichen: 4-7512-Störk,Werner
 
Karte mit der Signatur Hfk Bd. XI Nr. 9
 
 
Repro © Landesarchiv Baden-Württemberg Generallandesarchiv Karlsruhe https://www.landesarchiv-bw.de/web/47245 2017 Signatur Hfk Planbände 11. Bl.9.
Genehmigung Aktenzeichen: 4-7512-Störk,Werner
 
Die Militärkarte von 1701 (Ausschnitt)
 
 
Der vorliegende Kartenausschnitt zeigt den Teilverlauf der „Vorderen Linie“, welche ab 1700 einerseits  aktiviert bzw. auch bestehende Anlagen reaktiviert wurde. Die mit Kreuzsymbolen schraffierten Waldflächen verweisen auf die sog. „Hauwälder“- oder „Letzwälder“. Das sind Waldgebiete, in denen bei Annäherung feindlicher Fuß- und Reitertruppen einzelne Bäume entlang der Angriffsrouten gefällt („geletzt“) und als massive Hindernisse über den Weg gelegt wurden. Um sie als Annäherungshindernisse noch effektiver zu machen, wurden die Stämme nicht durchgehend abgetrennt, sondern lediglich angeschlagen und dann in Feindrichtung gekippt – so dass der noch teilweise fließende Saftstrom den Restbaum über längere Zeit versorgte und dessen Laub noch länger noch grün blieb. Gleichzeitig verhinderte dieses Anschlagen auch das einfache Wegräumen, zumal man auch die Stämme und Äste der einzelnen Bäumen zusätzlich mittels Seilen und Ketten miteinander verband. Und damit ein nur sehr schwer wegräumbares Hindernis errichtete, das nicht nur ein idealer Schutz für die Verteidiger bedeutete, sondern für einen Angreifer auch ein risikoreiches und nur unter hohem Zeitaufwand zu überwindendes Hindernis.
 
 
 
Repro © Landesarchiv Baden-Württemberg Generallandesarchiv Karlsruhe https://www.landesarchiv-bw.de/web/47245 2017 Signatur Hfk Planbände 11. Bl.9.
Genehmigung Aktenzeichen: 4-7512-Störk,Werner
 
 
Legende. Die Karte ist nicht "eingenordet" daher zur besseren Orientierung: Norden liegt links, Süden rechts, der Osten oben und der Westen unten. Der Kartenausschnitt zeigt das Gebiet vom Hochrhein (rechts) bis nach Hornberg (links). Gut erkennbar sind die bereits beschriebenen "Hau" oder "Letzwälder", die in der Karte auf Grund ihrer speziellen Schraffierung als fast durchgehendes dunkles Band wahrgenommen werden. Das Gebiet von Neuenweg ist mit dem roten Kreis markiert.
 
 
 
Repro © Landesarchiv Baden-Württemberg Generallandesarchiv Karlsruhe https://www.landesarchiv-bw.de/web/47245 2017 Signatur Hfk Planbände 11. Bl.9.
Genehmigung Aktenzeichen: 4-7512-Störk,Werner
  
 
Die "Erklärung der Zeichen" (Legende) auf der Karte (bearbeitet).
 
 
Diese Waldzonen (siehe oben)  sicherten in einen weiten Bogen die „Vordere Linie“ nach Norden. Die hiesige „Linie“ führt vom Süden vom „Zeller Blauen“ aus kommend über die Kammlinie bis zum „Hau“ und dann südlich vorbei am „Belchen“ zunächst bis zum "Wiedener Eck“. Historisch bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist auch die ungewöhnliche Eintragung des Dorfes Neuenweg: selbst 1701 wird hier es immer noch mit „der neueweg“ bezeichnet. Daneben sind auch der "Belchen" als "Belkeberg“ sowie auch der „Hau“ eingezeichnet. Dass der Zeichner das "H" beim "Hau" nur als zufälliger Schreibfehler nicht einträgt, ist unwahrscheinlich, denn diese Schreibweise ohne "h" deckt sich mit einem weiteren "h"Wort in der Kartenlegende: auch hier fehlt bei dem Hinweis auf den "Verhau" das "h" so dass nur "Verau" notiert wurde.
 
 
 
Repro © Landesarchiv Baden-Württemberg Generallandesarchiv Karlsruhe 2017 Signatur Hfk Planbände 11. Bl.9.
Genehmigung Aktenzeichen: 4-7512-Störk,Werner
 
Die Militärkarte von 1701 (Detail) mit den vier "Hau"-Schanzen
 
 
Dass die zwei diagonal gestellten Redoutes (siehe Googleearth-Karte unten) auf der "Eck"-Pass-Straße nicht auf der Karte eingezeichnet sind, interpretiere ich als weiteres Indiz dafür, dass sie bereits früher errichtet wurden und verstärken meine Vermutung, dass die tatsächliche schwedische Fortifikationselemente aus dem 30-jährigen Krieg darstellen. Gleichzeitig sehe ich  den möglichen späteren Bau der Redoute auf dem östlichen Kuppenbereich vom "Hau" in direktem Zusammenhang mit der Redoute auf dem "Eck" die man ebenfalls aus dringend gebotenen strategischen Gründen (Sicherung und Sichtverbindung/Kommunikation) "zwangsläufig" später errichtete, um die bestehenden Schanzanlagen in ihrer Sicherungsfunktion der "Linie" zu erhöhen.

Integriert in die Schanzenlinie zieht sich eine durchgehende Kette von großen Alarmfeuern vom Zeller Blauen über Wolfsacker nach Böllen und von dort aus nach Wieden und Aftersteg. Sie wurden für eine schnelle Benachrichtigung von Feindbewegungen bei Tag und Nacht eingesetzt, aber auch als grundsätzliches Kommunikationsmittel zwischen den Schanzen. Zusätzlich kamen tagsüber auch Spiegel und bei Nebel sogar Böller zum Einsatz.

 
 
 
  Quelle: © Google Maps, Bilder © 2017 Google, Kartendaten © 2017 GeoBasis-DE/BKG (© 2009), Google  
 
 
 

Quelle: © Google Maps, Bilder © 2016 DigitalGlobe, Kartendaten © 2016 GeoBasis-DE/BKG (© 2009), Google.& Grafik © Werner Störk 2016

 
Die Signalkette Böllen - Wieden - Muggenbrunn (nach Süden: Wolfsacker - Blauen-Adelsberg - Zell)


 
Repro © Landesarchiv Baden-Württemberg Generallandesarchiv Karlsruhe 2017 Signatur Hfk Planbände 11. Bl.9.
Genehmigung Aktenzeichen: 4-7512-Störk,Werner
 
Die Signalkette Böllen - Wieden - Muggenbrunn (nach Süden: Wolfsacker - Blauen-Adelsberg - Zell)
 
 
Repro © Landesarchiv Baden-Württemberg Generallandesarchiv Karlsruhe 2017 Signatur Hfk Planbände 11. Bl.9.
Genehmigung Aktenzeichen: 4-7512-Störk,Werner
 
 
 
  Quelle: © Google Maps, Bilder © 2017 Google, Kartendaten © 2017 GeoBasis-DE/BKG (© 2009), Google  
 
 
 

Quelle: © Google Maps, Bilder © 2016 DigitalGlobe, Kartendaten © 2016 GeoBasis-DE/BKG (© 2009), Google.& Grafik © Werner Störk 2016

 
Die topographisch möglichen Standorte für Alarm- und Signalfeuer.bei Böllen
 
 

Der auf dem Blatt befindlichen Legende sind neben dem dargestellten Maßstab „zwey Stundt“ weitere wichtige Informationen zu entnehmen. Vor allem die genaue zeitliche Zuordnung ist - ausgehend von der Anfertigung der Karte im Jahre 1701 - durch jene kleinen symbolischen Fähnchen möglich, welche an den betreffenden Schanzen eingezeichnet und in verschiedene Kategorien eingeteilt wurden.

 
 
LGL & LAD © Landesvermessungsamt BW Stuttgart © 2017

 Archiv Werner Störk 2017

 
Legende: Flureinteilung auf der Basis eines Lidar-Geländescans des "Hau"-Pass-Geländes mit Gemarkungsgrenze (rot), der rautenförmigen Schanzanlage analog der Karte 1701 sowie der Redoute auf der östlichen Kuppe. Gut erkennbar ist die heute noch sichtbare Kommunikationslinie, die nach Osten talwärts auf die historische Wegverbindung ins Böllenbachtal hinunter führte. Dass die Einteilung der Flur auch auf der Gemarkungsseite von Neuenweg bei der Neueinteilung den bereits bestehenden Fortifikationslinien folgte, ist erwiesen. So gibt es wohl auch auf dem einstigen Reichsgebiet eine Analogie. Wobei die langgezogene Linie (orange), die ich als Kommunikationslinie einordne, auch ein Indiz dafür ist, dass sie schon  v o r  der Flureinteilung bestand: sie zieht an ihrem talseitigen (östlichen) Ende in ein Flurstück, das jedoch nicht aufgeteilt wurde. Ansonsten orientieren sich aber alle anderen Flureinteilungen exakt an diese Linie. Und diese stark ausgeprägte Grabenlinie (keine landwirtschaftliche Bearbeitungsspur!) bildet gleichzeitig die Linie, an die sich der nördliche Wallkörper der dortigen Viereckschanze ausrichtet bzw. "anlehnt". Auffallend auch nicht nur in dem abgebildeten Bereich gibt es nirgends eine vergleichbare Rautenform, auch wenn man das Untersuchungsgebiet großflächig nach allen Seiten ausdehnt. Ebenfalls interessant die beiden anderen Linien, die sich nur im Gelände, aber nicht im Flurbild abzeichnen. Ich deute auch sie als Kommunikationslinie von der "Rauten-Redoute" hoch zur Ostkuppen-Redoute sowie zur Westkuppen-Redoute - was natürlich Sinn macht, da es sonst noch keine anderer Wegführung gab. An ihrem "Knotenpunkt" steht heute der Grenzstein (schwarzer Kreis). Sehr auffallend: die Linie am linken Bildrand, die sich im Gelände sehr deutlich abhebt, aber keiner Flurlinie folgt.
 
 

Foto © Archiv Werner Störk 2017

 
Blick auf die Ostkuppe mit der von rechts auf sie zulaufende Querverbindung - markiert mit Bäumen und Sträuchern. 
 
 
 

Foto © Archiv Werner Störk 2017

 
Deutlich zeigen sich als exakte Fortsetzung der querlaufenden Verbindungen auf der Westseite auch über den Weg hinweg auf der Ostseite zwei "Rinnen".
 
 
 

Foto © Archiv Werner Störk 2017

 
Hier quert von der großen Kommunikationslinie im  Westen eine deutlich markierte WE-Linie den Weg  und läuft direkt auf die Ost-Redoute zu.
 
 

Foto © Archiv Werner Störk 2017

 
Blick auf die östliche Kuppe südlich vom "Hau"-Pass. 
 
 
 

Foto © Archiv Werner Störk 2017

 
Hier zeichnet sich der nördliche Wallkorpus deutlich ab. 
 
 
 

Foto © Archiv Werner Störk 2017

 
Dieser Blickwinkel zeigt nachdrücklich, dass die Ostkuppen-Redoute genau wie auch die Westkuppen-Redoute nicht auf dem oberen Kuppenbereich errichtet wurde,
sondern jeweils hart am dem östlichen bzw. westlichen Kuppenabhang. Dies gewährleistete eine optimale Übersicht und Einblick in die jeweilige Tallage. 
 
 

Foto © Archiv Werner Störk 2017

 
Der Grenzstein, an dem alle entscheidenden Linien zusammenlaufen. 
 
 
 
 
Luftbild von 1968 © Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung Baden-Württemberg www.lgl-bw.de 2017, Az.:2851.3-A/899
Freigabe am 06.02.2017 durch Luftbildstelle des Landesamts für Geoinformation und Landentwicklung Baden-Württemberg Stuttgart ©
Archiv & Sammlung Werner Störk 2017  
  
 
Luftbild von 1968 mit markiertem Ausschnitt (siehe unten).
 
 
 

Luftbild von 1968 © Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung Baden-Württemberg www.lgl-bw.de 2017, Az.:2851.3-A/899
Freigabe am 06.02.2017 durch Luftbildstelle des Landesamts für Geoinformation und Landentwicklung Baden-Württemberg Stuttgart ©
Archiv & Sammlung Werner Störk 2017  
 
 
Legende: Luftaufnahme 1968 von Neuenweg mit "Hau"-Pass (Ausschnitt): idealtypischer Rekonstruktionsversuch der Schanzanlagen und ihrer Kommunikationslinien inkl. der historischen Wegführung (grün). Im Verteidigungsfall wurde die an der Rauten-Redoute (gelb) der sonst an ihr außen auf der Nordseite vorbeiführende Weg gesperrt und der Personen- und Frachtverkehr durch die Schanze geleitet und kontrolliert bzw. ganz gesperrt (z. B. mit Spanischen Reitern, Verhack und Verhau (rote Rauten). Interpretiert man die beiden auf der nördlichen Strassenseite unmittelbar anschließenden nach oben laufenden parallelen Doppel-Gräben (rot) als Sperrgräben, ergäbe dies zusammen eine effektive Fortifikationseinheit. Die auch heute noch im Gelände erkennbare stark gewulstete Linie (grün) kann ein erst später entstandenes Objekt sein, im Idealfalle war es eine schon  damals bestehende Sperrlinie, möglicherweise eine mit Palisaden  versehene Schutzeinrichtung für die auf den Kuppen liegenden Schanzen, sollte vom "Hau"-Pass aus ein Angriff auf diese erfolgen. Gleichzeitig konnte so auch der Laufgraben effektiv gesperrt und verteidigt werden. Möglicherweise ist es aber nur noch ein Teilstück einer ehemals weiter in östlicher Richtung verlaufender Sperrwall mit Palisaden, der beide Anlagen schützte. Eine idealtypische Rekonstruktion würde dies nicht ausschließen. Zumal das entsprechende Feldareal so auffallend massiv bewirtschaftet (im Gegensatz zum Umfeld) wurde und wird (die "Terrassierung" plus die starke Grünfarbe als Indiz für intensive Düngung), dass sich alte Oberflächenstrukturen wohl nicht mehr eindeutig interpretierbar erhalten haben. Neu hinzugekommen in der Interpretation auf Grund der Auswertung der Luftaufnahmen plus Geländebegehungen: die südlich der Schanze auf der östlichen Kuppe verlaufende Linien-Graben-Struktur, die sich mit der Linie trifft, die vom historischen Weg in Richtung Süden läuft und keinerlei Bezüge zur Flureinteilung aufweist!
 
 
 

Foto © Archiv Werner Störk 2017

 
 
 

Foto © Archiv Werner Störk 2017

 
Legende: Das Areal der "Rauten-Schanze" zeigt heute eine erkennbare Muldenform, die flächenmäßig relativ genau den Innenraum jener Schanzen abbilden könnte - die Wallkorpusse wurden spätestens mit dem Wege- und Straßenbau völlig zurückgebaut. Weg und Straße liegen jeweils auf einem Straßendamm, liegen als höher als das einstige Bodenniveau. Übernimmt man aus dem oberen (wohl natürlichen) Hangrelief dessen Linie, ergibt sich ein zutreffendes Bild für das fragliche Areal und auch für die möglichen Außen- und Innenmaße der "Rauten-Schanze"
 
 
 
Luftbild Erich Meyer © Archiv & Sammlung Werner Störk 2017    
 
In Blickrichtung SE auf den "Hau"-Pass .
 
 
 
Luftbild Erich Meyer © Grafik ©  Archiv & Sammlung Werner Störk 2017    
 
Das noch erkennbare Kommunikations- und Grabennetz (rot) der Schanzen auf der Südseite des "Hau"-Passes mit idealtypischen Ergänzungen (gelb).
 
 
 
 
Kriegsluftbild der US-Luftwaffe von 1945: Neuenweg mit Belchen  (mit Markierung)
 
Freigabe am 02.02.2017 Az.:2851.3-A/899 durch Luftbildstelle des Landesamts für Geoinformation und Landentwicklung Baden-Württemberg Stuttgart www.lgl-bw.de ©
in Kooperation mit dem Kampfmittelbeseitigungsdienst RP Stuttgart Ref.16 Baden-Württemberg Stuttgart © Az.:2851.3-A/899
Archiv & Sammlung Werner Störk 2017  
 
 
 
Freigabe am 02.02.2017 durch Luftbildstelle des Landesamts für Geoinformation und Landentwicklung Baden-Württemberg www.lgl-bw.de ©
in Kooperation mit dem Kampfmittelbeseitigungsdienst RP Stuttgart Ref.16 Baden-Württemberg Stuttgart
Archiv & Sammlung Werner Störk 2017  
 
Kriegsluftbild der US-Luftwaffe (Ausschnitt siehe oben) von 1945 mit erkennbarem Redoute-Grundriß  auf der östlichen Kuppe. 
 
 

Eine der Kategorien auf der Karte: so jene Schantzen so noch zu machen seind“ also solche, die erst nach 1701 errichtet bzw. reaktiviert wurden. Hierzu zählt auch die „Holder-Schanze“, die ab 1701 mit den damals fortifikationstechnisch modernen ein- und ausspringenden Winkeln aus- und aufgerüstet wurde sowie mit einer rund 500 Meter langen Kommunikationslinie hinab zur „Hau“-Redoute verbunden wurde. Dieser einstige Laufgraben ist in Teilen bis heute noch sehr gut erhalten und zeigt nördlich der Viereckschanze sogar noch einen von ursprünglich drei ausspringenden Winkel, so wie sie noch auf dem Gemarkungsplan von 1770 mit vier "Knicken" (einer ist falsch eingetragen, da schon Bestandteil des nördlichen Schanzenkörpers) eingezeichnet wurde. Diese bewusst eingebauten Linienunterbrüche, die in der Landschaft als „Knicke“ wahrgenommen werden, gewährleisteten einen optimalen Flankenschutz, um einerseits nicht nur die eigene „Linie“, sondern andererseits auch das Areal der Redoute durch seitliches Abwehrfeuer „bestreichen“ und somit effektiv sichern zu können.

 

Dass man die "Holder-Schanze" so massiv ausgebaut hat, hängt wohl auch damit zusammen, da man die sich bereits abzeichnenden Versuche französischer Angreifer, den „Hau“ südlich zu umgehen, durch diese Anlage mit ihrem nach Süden hin langgestreckten Sperrgraben, so unterbinden wollte. Damit wurde der für die Franzosen ideal gelegene, weil schnell über das Kleine Wiesental bzw. das Klemmbachtal erreichbare Aufstieg durch den Rehgraben hinauf aufs Silbereck und von dort hinunter ins Große Wiesental, effektiv blockiert..

 
 
 
Luftbild Erich Meyer © Archiv & Sammlung Werner Störk 2017   
 
Die Pass-Höhe "Hau" in Blickrichtung Nordwest 
 
 
Luftbild Erich Meyer © Archiv & Sammlung Werner Störk 2017    
 
Legende: Rekonstruktions- und Interpretationsversuch durch Zusammenführung der Daten aus den analogen und digitalen Luftaufnahme und Geländescans sowie unter Einbeziehung der historischen Karten von 1701 und 1770: heute noch existierender Grenzstein (weißes Dreieck), Kommunikations- und Verbindungslinien (Laufgräben) der Sternschanze und Redoutes (orange), historische Wegführung (gelb), Standort der diagonal gestellten kleinen Redoute (karminroter Kreis) direkt nach der Passhöhe entsprechend der Deckungsgleichheit von der digitalen Lidaraufnahme, der analogen Luftaufnahme von 1968, der Flureinteilung und der Karte von 1701 und der Redoute auf der östlichen Kuppe (roter Kreis), die ebenfalls leicht diagonal gestellt, im Gelände liegt. Der (ungefähre) Grenzverlauf wurde mit rot markiert. Interessant: führt man die Kommunikationslinie der Sternschanze (schwarz) konsequent auf Passhöhe weiter, träfe sie im Reichsterritorium auf. Für mich analog der "Grenzverletzung" am östlichen "Sternzacken"  ein weiteres Indiz für meine Arbeitshypothese, dass dies ein französisches Werk ist und möglicherweise sogar ursächlich für den Bau der direkt auf der Pass-Straße liegenden "Rauten-Redoute" ist, die hier zwar nachträglich, aber umso deutlicher, diese Grenzverletzung räumlich wie territorial blockiert (weißer Kreis). Im Bild gut erkennbar: das auffallende "Grasgrün" als Zeichen einer intensiven landwirtschaftlichen Nutzung, die auch die Oberflächenstruktur nachhaltig "planiert" hat. Hellgrün eingezeichnet: die als Sperreinrichtung interpretierte Landmarke, die sich - leicht andeutend - auch über den Weg fortsetzt. Der Wegebau hat gerade in diesem Bereich zu einer massiven Unterbrechung der bestehenden Linien geführt. Neu ist die Peripheriesicherung der südlichen Kuppenbereiche durchgehend und in einer Kommunikationslinie direkt hinab ins Böllenbachtal führend.
 
 
Quelle: http://www.leo-bw.de/web/guest/detail/-/Detail/details/DOKUMENT/labw_findmittel_02/labw-4-1728292/%22Neuenweger+und+Heimbrunner+Baenne%22
http://www.leo-bw.de/media/labw_findmittel_02/current/delivered/bilder/labw-4-1728283-1.jpg
 
Gemarkungsplan Neuenweg von 1770
 
 
Quelle: http://www.leo-bw.de/web/guest/detail/-/Detail/details/DOKUMENT/labw_findmittel_02/labw-4-1728292/%22Neuenweger+und+Heimbrunner+Baenne%22
http://www.leo-bw.de/media/labw_findmittel_02/current/delivered/bilder/labw-4-1728283-1.jpg
 
Die große Kommunikationslinie (gelb) und Schanzanlagen (rot) mit Sperrwall (orange) auf dem Gemarkungsplan von 1770 (Ausschnitt)
mit französischen Aufstiegsrouten (lila und hellblau), Kreismarkierung siehe Text unten.
 

Foto © Archiv Werner Störk 2017

 
 
 

Foto © Archiv Werner Störk 2017

 
Legende: Der auf der Gemarkungskarte von 1770 eingetragene vierte ausspringendende Winkel (Kreismarkierung auf der Karte rechts oben) ist nicht korrekt, denn dieser Bereich gehört schon zur Schanze selbst und bildet dort den nördlichen Wallkorpus (rot). Die von der "Hau"-Redoute (westliche Kuppe) bergwärts hochlaufendende Kommunikationslinie endet an der mit dem blauen Pfeil gekennzeichneten Stelle. Hier geht der Laufgraben in den westlichen Wallgraben (grün) über und von dort aus in das große umlaufende Graben-System mit ausspringenden Winkeln (grün). Dieser Eckpunkt hinter dem Wallkorpus beherbergt einen auffälligen quadratischen  Grundriss mit umlaufendem Wall und wird von mir als vermutlicher Standort eines Chartaques eingeschätzt denn sonst gäbe es keinen direkte Sichtverbindung zu dem nordwestlichen Vorposten ohne den es wiederum keinen Sichtkontakt zu den anderen Schanzen und Vorposten gäbe selbst bei waldfreiem Areal. Unteres Foto: Einlauf der Kommunikationslinie (Geländepunkt oben: blauer Pfeil) von rechts in den westwärts laufenden Wallgraben, der dort dann nach Süden abbiegt (Blickrichtung Westen) - das Foto oben zeigt diesen Geländepunkt.
 
 

Foto © Archiv Werner Störk 2017

 
 
 

Foto & Grafik © Archiv Werner Störk 2017

 
Einmündung des Laufgrabens (schwarz) mit Seitenwall (orange) in den Wallgraben (gelb) mit Wallkorpus (rot) der "Holder-Schanze" (nördliche Spitze).
 
 

Fotos & Grafik © Archiv &V Sammlung Werner Störk 2017

 
Blick vom gleichen Standort wie oben gesehen, nur diesmal talwärts mit gut erkennbarem Laufgraben
(mit Schneefüllung), den auf der rechten Seite (östlich) eine ausgeprägte Hangkante begleitet.
 
 

Eine weitere Kategorie zeigt „Schantzen welche dermahlen in Standt seind“::dazu zählen im Raum Neuenweg die an der „Linie“ liegende, aber nicht speziell angebundene Sternschanze sowie die südlich vom Pass liegende Redoute (Viereckschanze). Überraschend zeigt die Karte auf dem „Hau“-Pass neben der bekannten Sternschanze und der südlich von ihr auf der gegenliegenden Pass-Seite  errichtete Redoute eine dritte, bislang völlig unbekannte weitere Schanzanlage. Interessant daran vor allem: sie liegt nicht nur rautenförmig diagonal an, sondern direkt auf der Pass-Straße - was wieder an die beiden (wohl schwedischen) Schanzanlagen östlich vom Eck-Pass (letzte Haussiedlung westlich von Neuenweg) erinnert  (Googleearth-Bild unten) . Es gibt – entsprechend der Karte – auf der ganzen Linie von Rothaus am Hochrhein bis zum Kinzigtal und nach Offenburg nur noch eine vergleichbare Schanzensicherung: die vom „Wiedener Eck“ – ebenfalls mit einer rautenförmigen Redoute - diagonal mitten auf der Pass-Straße liegend.

 
 
 
Quelle: © Google Maps, Bilder © 2016 DigitalGlobe, Kartendaten © 2016 GeoBasis-DE/BKG (© 2009), Google.& Grafik © Werner Störk 2016 
 
 
Um den Kartenbefund mit der heutigen Landschaft abzugleichen, wurden umgehend zunächst alle in Frage kommenden aktuellen Lidar-Geländescans auf mögliche Bodenspuren untersucht. Das Ergebnis war jedoch enttäuschend: diese digitalen Luftaufnahmen waren im fraglichen Bereich völlig unauffällig. Hatten der Straßenbau und das Anlegen des Parkplatzes möglicherweise alle Spuren auf der Passhöhe durch großflächige Planierungsarbeiten oder massive Überdeckung für immer vernichtet?

Geduld und Ausdauer sind in der archäologischen Spurensuche wichtige Schlüsselqualifikationen. Denn nun wurden aus dem eigenen Archiv alle alten Luftbilder herangezogen und mit der Lupe Zentimeter für Zentimeter kontrolliert. Der zeitlich immense Aufwand wurde mit einer echten Überraschung belohnt: auf einer Schwarz-Weiß-Luftaufnahme, einem  Luftbild von 1968, sind in dem fraglichen Areal deutliche Veränderungen der Bodenstruktur erkennbar.

 
 
Luftbild Erich Meyer © Grafik © Archiv & Sammlung Werner Störk 2017    
 
Legende: Die südlich vom "Hau"-Pass gelegene Redoute auf der westlichen Kuppe mit ihrer langgezogenen Kommunikationslinie zum "Hau"-Pass in nördliche und zur "Holder-Schanze" in südliche Richtung - gut erkennbar der "Knick". Ebenfalls im Gelände gut verfolgbar: eine Kommunikationslinie talwärts zum Dorf Neuenweg (gelb) sowie eine Verbindungslinie zwischen Viereckschanze auf der westlichen Kuppe zur Viereckschanze auf der östlichen Kuppe (rot), die sich dort über den gesamten Hang talwärts auf die historische Wegverbindung ins Böllenbachtal zubewegt. Auch gut erkennbar: der einstige nördliche Wallkorpus der auf der östlichen Kuppe angelegten Redoute läuft exakt entlang des langen Laufgrabens eine beeindruckende Indiziensammlung konkreter anthropogener Bodenspuren. Ebenso gut sichtbar: die Grenzlinie zwischen deutlich bearbeiteter westliche Kuppe zum einstigen natürlichen Hangprofil bzw. Hangrelief (grüner Pfeil): die natürliche Kuppenform wurde nachträglich "versteilt", um einen Angriff aus dem Tal nachhaltig zu erschweren und hier gleichzeitig mit einem durchgehenden Wallgraben ausgestattet, der den gesamten südlichen Kuppenbereich sichert.
 
 
Und auf einem Kriegsluftbild der US-Luftwaffe aus dem Jahre 1945 zeigen sich nicht nur auf der Passhöhe auffällige Bodenveränderungen: dort, wo ich schon länger zumindest einen Vorposten der westlich davon gelegenen Viereckschanze vermutete, fallen auf dem östlichen Kuppenbereich erstmals eindeutig sichtbare Bodenspuren „anthropogene Spuren“, also Hinweise auf menschliche Eingriffe auf. Sehr deutlich zeichnet sich im Boden konturhaft eine Schanze ab, ebenfalls leicht diagonal liegend angelegt, die mit Laufgräben zur Redoute, zum „Hau“-Pass sowie zur historischen Landstraße in Richtung Schönau in das Gesamtsystem eingebunden war.
 

Da sie nicht auf der Karte eingezeichnet wurde, lässt gleich zwei zeitlich relevante Deutungen zu: Die östliche Redoute kann schon älter sein und mit dem Bau der "Linie" (ab 1693) die sich gerade auf dem „Hau“ in auffallender Weise überwiegend auf markgräflichem Gebiet (dies gilt auch für die "Holder-Schanze") befindet, aufgegeben worden sein da man die Verteidigungslinie nun gezielt westlich  v o r  das damalige Reichsterritorium legte. Und deshalb diese Anlage nicht in die Karte von 1701 aufgenommen hat.

 
 

Foto © Archiv Werner Störk 2017

 
 

Die andere zeitliche Variante: Die Schanze wurde erst  später errichtet. Möglicherweise vor allem auf Grund dessen, da man von der benachbarten Viereckschanze auf der westlichen Kuppe lediglich nach Neuenweg sowie in Richtung Sirnitz und auf den „Eck“-Pass eine freie Sichtverbindung hatte. Denn diese Redoute lag so nah an der westlichen Hangkante, dass man von ihr aus – selbst auf dem hohen Wall stehend –  nicht in das östlich gelegene Böllenbachtal hinunterblicken kann. Das war aber strategisch-taktisch dringend geboten und würde so mit dem nachträglichen Bau einer zweiten Schanze erreicht. Gleichzeitig würde die Reichsgrenze nun auch vom Reichsgebiet her zusätzlich gesichert. Und damit aber auch die westliche Redoute geschützt. Dass es eine funktionale Verbindung zwischen diesen beiden Schanzanlagen gab, belegen die auch heute noch im Gelände gut erkennbaren Verbindungslaufgräben, wobei sich Hauptlinie weit nach Osten über die gesamte Kuppe hinab zum einst historischen Weg ins Böllenbachtal erstreckte. Und es sind genau diese Kommunikationslinien, die mich – nach reiflichem Abwägen und mehrfachen Geländebegehungen – doch zur einer generellen und abschließenden Interpretation bewegen: die östliche und die westliche Redoute sind - so meine Überzeugung - tatsächlich als "Paar" zu sehen, das durch die funktional optimierten Kommunikationslinien geradezu idealtypsich verbunden und in das Gesamtsystem "Hau" eingebunden war.

 

 
 

Fotos © Archiv Werner Störk 2017

 
 

Fotos © Archiv Werner Störk 2017

 
Blick über die noch mit Schnee gefüllte Kommunikationsline (mit erkennbarem "Knick") auf die an der Hangkante errichtete Redoute.
 Auf dem gegenüberliegenden Hang die Sternschanze mit der ebenfalls noch mit Schnee verfüllten Kommunikationslinie.
 
 
 

Foto © Archiv Werner Störk 2017

 
Die Sternschanze vermutlich ein französische Erdwerk um 1677/78 – in der vorliegenden Form und auch auf Grund seines archäologische
Zustands "auf der ganzen Linie" (Rothaus - Offenburg, siehe unten) zweifelsfrei einzigartig. 
 
 
 
Repro © Landesarchiv Baden-Württemberg Generallandesarchiv Karlsruhe https://www.landesarchiv-bw.de/web/47245 2017 Signatur Hfk Planbände 11. Bl.9.
Genehmigung Aktenzeichen: 4-751
 
 
 

Foto © Archiv Werner Störk 2017

 
Blick vom Weg nach Westen (links der "Spitzkopf", im Hintergrund die "Sirnitz") – vor dem "Spitzkopf" erhebt sich der Wallkorpus der Westkuppen-Schanze. 
 
 
 

Foto © Archiv Werner Störk 2017

 
Der östliche Zugang der Viereckschanze - auch ein zustäzlicher Beleg für das "Baujahr" nach 1701 verlässt Bayern die Allianz und wechselt in das Lager von Ludwig XIV.
damit ist nicht nur ein Angriff aus dem Westen wahrscheinlich, sondern jetzt auch aus dem Osten. Ab diesem Zeitpunkt sind alle Schanzwerke "geschlossen".
 
 
 

Foto © Archiv Werner Störk 2017

 
Die Ostseite der Redoute - mit Blick auf die Sternschanze und den Belchen. 
 
 
 

Foto © Archiv Werner Störk 2017

 
Vom südöstlichen Eckpunkt der Redoute in Blickrichtung Süden: die von der "Holder-Schanze" ankommende Kommunikationslinie. 
 
 

Foto © Archiv Werner Störk 2017

 
Der "Innenráum" der Viereckschanze in Blickrichtung Norden auf den Belchen. 
 
 

Foto © Archiv Werner Störk 2017

 
Blick über die Westflanke der Redoute.
 
 
 

Foto © Archiv Werner Störk 2017

 
Blick vom Nordwall der Redoute über den Wallgraben in die höher gelegene Kommunikationslinie, die direkt auf den "Hau"-Paß zuläuft. 
 
 

Wohl auch vor diesem Hintergrund wurde der markante Grenzstein, der heute noch am Wegesrand steht, auch genau auf die Grenzlinie zwischen die beiden Schanzanlagen gesetzt. Und – was sicherlich kein Zufall ist – vermutlich exakt auf die ehemalige Kommunikationslinie zwischen den beiden Schanzanlagen. Wie die Erfahrungen bei der Erforschung von Schanzanlagen zeigen, waren solche eben fast unverrückbare Landmarken einst die idealen, weil nicht leicht zu versetzende Messpunkte. Zudem wurden Schanzen eben auch bevorzugt an Grenzlinien und Grenzpunkten errichtet – so ist auch heute noch ihre direkte und häufige Nachbarschaft zu erklären.

 
 

Fotos © Archiv Werner Störk 2017

 
Grenzsteine zwischen "Hau" und "Holder". 
 

Interessant sind die aktuellen Spurennachweise auch deshalb, da beide wiederentdeckten Anlagen erstmals komplett auf dem damaligen habsburgisch-vorderösterreichischen Reichsterritorium lagen, wogegen die Sternschanze und die „Hau“-Viereckschanze zur baden-durlachischen Markgrafschaft gehörten. Die dortige territoriale Grenze war damit auch gleichzeitig eine konfessionelle, wo einst zwei feindlich gesinnte Glaubensrichtungen aufeinandertrafen.

 

Die „Holder-Schanze“ als ausgesprochene „Linien“- und „Linearschanze“ ist in Bezug auf diese Grenzlinie eine bedeutsame Ausnahme: auf ihrem Areal wird gleich zweimal die Grenzlinie geschnitten und überschritten – die absolut seltene Ausnahme einer offiziellen geduldeten massiven Grenzverletzung.

 
 

                                                                                                               Kartenausschnitte © Landesvermessungsamt DG 1 : 5000                                Grafik © Archiv Werner Störk 2017

 
Die "Holder-Schanze"  ist eine typisch langestreckte "Linien- " und "Linear-Schanze"; im Norden angebunden an die über
500 Meter lange Kommunikationsline (karminrot), die im Kartenbild noch samt Laufgraben-Teilstück erfasst wird
und im Süden in den großen, massiven Sperrgraben (orange) mündet.
 
 
 
Quelle: © Google Maps, Bilder © 2016 DigitalGlobe, Kartendaten © 2016 GeoBasis-DE/BKG (© 2009), Google.& Grafik © Werner Störk 2016  
 
Legende: Der "Holder-Schanze" (weißer Kreis) westlich vorgelagert ist ein zusammenhängendes Band von massiven Steinwällen (keine Lesesteinhaufen!), die exakt parallel zum Kommunikationslinie (orange) der Schanze verläuft. Die "Linie" fällt auch dadurch auf, dass sie immer schneller schneefrei wird und teilweise "blank" liegt also vom Untergrund her nicht analog mit der "homogenen" Umgebung reagiert. Sie ist teilweise auch immer noch  nicht ganz mit Gras bewachsen, was wohl auch dem exponierten Standort geschuldet ist. Diese Linie ist im Lidar-Geländescan nur sehr schwach ausgeprägt und auch auf den anderen Luftaufnahmen, die mir vorliegen, unauffällig - dennoch im Gelände selbst wie die Fotos ja auch belegen durchaus beeindruckend. Und mit rund 160 Meter Länge nicht gerade ein kleines "Steinlager". Rein strategisch bietet sich als Erklärung eine vorgelagerte Verteidigungslinie an, die speziell den Steinhofbach-Tobel deckt, während der südliche Rehgraben-Aufstieg durch den massiven Sperrgraben in Verlängerung der "Holder-Schanze" dort diese Funktion übernimmt. Gleichzeitig wäre damit auch die Westflanke der "Holder-Schanze" effektiv geschützt. Zudem so meine Hypothese - verlief hinter diesem Steinwall auch die vom Dorf über den Vorposten hochziehende Kommunikationslinie (gelb) die damit auch geschützt und gesichert wurde.
 
 
 

Foto © Archiv Werner Störk 2017

 
 

Foto © Archiv Werner Störk 2017

 
 

Foto © Archiv Werner Störk 2017

 
 

Foto © Archiv Werner Störk 2017

 
 
                                                                                                                Kartenausschnitte © Landesvermessungsamt DG 1 : 5000                                Grafik © Archiv Werner Störk 2017
 
 Die "Linien-Schnittpunkte" der Gemarkungsgrenze - damals auch die Grenze zwischen dem katholischen habsburgisch-vorderösterreichischen
Reichsterritorium im Osten und der evangelisch-baden-durlachischen Markgrafschaft im Westen.
 
 
 
Luftbild Erich Meyer © Archiv & Sammlung Werner Störk 2017    
 
Blick auf die beiden Kuppenbereiche vom "Hau"-Pass: die nördliche mit der Sternschanze, die südliche mit drei Schanzanlagen
verteilt auf die Pass-Höhe und den westlichen und östlichen Bereich der südlichen Kuppe. 
 
 
 
Luftbild Erich Meyer © Grafik & Archiv & Sammlung Werner Störk © 2017    
 
 
Legende: Rekonstruktions- und Interpretationsversuch durch Zusammenführung der Daten aus den analogen und digitalen Luftaufnahme und Geländescans sowie unter Einbeziehung der historischen Karten von 1701 und 1770: heute noch existierender Grenzstein (weißer Pfeil), Kommunikations- und Verbindungslinien (Laufgräben) der Redoutes (orange), historische Wegführung (gelb), Standort der diagonal gestellten kleinen Redoute ( karminroter Kreis) direkt nach der Passhöhe entsprechend der Deckungsgleichheit von der digitalen Lidaraufnahme, der analogen Luftaufnahme von 1945 und 1968, der Flureinteilung und der Karte von 1701 und der Redoute auf der östlichen Kuppe (roter Kreis), die ebenfalls leicht diagonal gestellt, im Gelände liegt. Karminrot eingezeichnet die große Kommunikationslinie von der "Holderschanze" über den Vorposten hinunter zum Dorf (entsprechend dem Luftbild von 1945).
 
 
Luftbild Erich Meyer © Archiv & Sammlung Werner Störk 2017     
 
In Blickrichtung SW auf den "Spitzkopf".
 
 
 
Luftbild Erich Meyer © Grafik ©  Archiv & Sammlung Werner Störk 2017     
 
Ein Teil der Kommunikation von der westlichen Redoute (gelb) und die der "Holder-Schanze" (rot).
 
 
 
Luftbild Erich Meyer © Archiv & Sammlung Werner Störk 2017     
 
Blick nach Süden auf den "Holder" und den "Silberberg" in Richtung Bürchau.
 
 
 
    Luftbild Erich Meyer © Grafik & Archiv & Sammlung Werner Störk © 2017 
 
Das ausgedehnte Kommunikationsnetz der westliche Redoute (gelb) mit der "Holderschanze" (Kreis) und deren Kommunikation zum Dorf (rot) 
 
 
 
Luftbild Erich Meyer © Archiv & Sammlung Werner Störk 2017   
Der "Hau" mit seinem ausgeprägten "Sattel"-Pass. 
 
 
 
Luftbild Erich Meyer © Grafik ©  Archiv & Sammlung Werner Störk 2017    
 
Legende: Blick über den "Hau" nach Süden mit der Sternschanze im Vordergrund (rot), der Passhöhe mit dem Standort der diagonal darauf liegenden "Rauten-Schanze" (hellbraun) ,die gut erkennbaren Viereckschanze (orange) mit der östlich davon gelegenen zweiten Viereckschanze (gelb) und deren Kommunikationslinie (lila), die über 500 Meter lange Kommunikationslinie hinauf zur "Holder-Schanze" mit ihrem "Knick" (grün) sowie das Areal der "Holder-Schanze" (hellblau), ihren Vorposten (rotbraun), die Passhöhe (grau) und jeweils historischen Zugangswege (hellgrün). Weitere Kommunikationslinien sind mit Dunkelgrün und Rosa markiert. Ein möglicher Sperrgraben oder Sperrwall (mit Palisaden) ist weiß eingezeichnet. Ganz aktuell dazugekommen: die Farbpunkte Markergrün, Taubenblau und Hellblau die südlichen Kommunikations- und Grabenlinien entlang der Außenperipherie der östlichen und westlichen Kuppenbereiche sowie Oliv für die große westliche Kommunikationslinie (über 1.000 Meter lang - sie verbindet die "Holderschanze" mit dem Dorf sowie die Verbindung der westlichen Redoute zum Dorf (dunkelgrün).
 
 
 
Luftbild Erich Meyer ©   Archiv & Sammlung Werner Störk 2017     
 
In Blickrichtung Westen über den "Hau-Sattel" und den "Spitzkopf" auf den "Eck-"Pass.
 
 
 
Luftbild Erich Meyer © Grafik ©  Archiv & Sammlung Werner Störk 2017     
 
Legende: Die erstmalige Auswertung von alten Luftaufnahmen in Kombination mit neuen Geländescans sowie umfangreicher Untersuchungen im Gelände ergibt für die Ostflanke vom "Hau"-Pass sowie der südlichen Peripherie des gesamten Kuppenbereichs eine neue Deutung bzw. Interpretation. So läuft einen durchgehende Linien-/Grabenstruktur vom Fuß der westlichen Hauptkuppe mit ihrer markanten Redoute und der dort zur "Holder-Schanze" hochlaufenden Kommunikationslinie mit ausspringenden Winkeln hinauf zur Redoute und über den Weg hinweg auf den östlichen Kuppenbereich und dort entlang der etwas diagonal liegenden Viereckschanze den Hang hinunter, um sich dort in einer Linie zu treffen, die in direkter "Fall-Linie" ins Böllenbachtal nach Niederböllen  zielt. Wobei die Geländespuren (gelber Kreis, einschl. Bewuchs vergleichbar mit dem "Eckpunkt" am historischen Weg) eine weitere Interpretation zulässt: von dort könnte eine zweite Kommunikationslinie auf die südliche Talseite geführt haben - was in beiden Fällen für eine optimale Kommunikation Sinn macht. Da - wie vergleichbar auf dem "Eck" - durch die erst später erfolgte Flureinteilung die Flurgrenzen bereits bestehenden "Landmarken" folgen, ist oft eine Deckungsgleichheit von Fortifikationsspuren und Flurgrenzen gegeben. Wenn aber gerade hier auch eine Anomalie auftritt, die sich jedoch in das Gesamtsystem logisch einfügt, sollte man dies nicht leichtfertig unter Hinweis der gerne herangezogenen "landwirtschaftlichen Bearbeitungsspuren" vom Tisch wischen. Dies gilt auch für die multifunktionale Verwendung von den Kommunikations- und Grabenlinien der Fortifikation: sie wurden und werden bis dato sehr gerne sei es von der Landwirtschaft oder auch besonders vom Forst dann gerne "umgewidmet" in Feld- und Waldwege, wenn es die jeweiligen Bedürfnisse für den Verkehr bzw. vor allem für den Transport schnell befriedigen kann. So sind allein mir mehr als drei Dutzend solcher "Umwidmungen" konkret bekannt - der spektakulärste sicherlich der "Fall Raitbach"... Mit karminroter Farbe markiert: die über 1.000 Meter lange Kommunikationslinie von der "Holder-Schanze" über den Vorposten bis ins Dorf hinab. .
 
 
Luftbild Erich Meyer © Grafik ©  Archiv & Sammlung Werner Störk 2017      
 
Legende:  Hier habe ich einmal den Versuch gemacht, die Ostkuppe idealtypisch zu rekonstruieren, wobei mit den beiden weißen Kreisen der Hinweis auf mögliche weitere Spuren markiert wird. Die weißen Linien sind alle im Gelände sichtbar und decken sich teilweise mit der Flureinteilung. Wobei ich auch hier zum wiederholten Male darauf hinweise, dass sich auf der westlich gelegenen Neuenweger Gemarkung auch nachweisen lässt im Vergleich zu den Gemarkungsplänen von 1753 und 1770 dass sich die nach dieser Zeit erfolgte Flureinteilung sehr stark an den archäologischen Geländespuren der Fortifikation ausgerichtet haben und dadurch z. T. sehr auffällige Flurformen geschaffen hat. Gleichzeitig erinnere ich an die zeitgenössischen Kupferstiche jener Epoche, die bei den Schanzen immer sehr "opulente" Wallgraben-Systeme aufweisen. Meine idealtypische Rekonstruktion folgt den nachlesbaren  Fortifikationsvorgaben in den historischen Anleitungen zum Schanzenbau (1641 - 1756). Als zusätzliche Geländeansichten habe ich unten noch einige Details eingearbeitet.
 
Luftbild Erich Meyer © Invertierung & Grafik ©  Archiv & Sammlung Werner Störk 2017       
 
Die Invertierung (Farbumkehrung) zeigt die ausgeprägte und z. T. scharf abgegrenzte "Rinnenstruktur" einzelner Bodenspuren, die nicht von einer landwirtschaftlichen Feld- oder Ackerbearbeitung stammen können und sich nachweislich stark an den Fortifikationselemente orientieren. Gleichzeitig ist es sehr unwahrscheinlich, dass man beiderseits der Grenze (siehe Grenzverlauf unten), die exakt selben Flureinteilungen vorgenommen hat bzw. genauen Fortführungen sogar über die Grenze hinweg "kopierte". Deutlich wird auch, dass sich bestimmte von mir als Kommunikationslinien interpretierte Bodenspuren, nicht an die Flureinteilung halten, sondern sich "frei im Raum bewegen". Sicher ist zumindest für mich - dass schon aus rein strategischen Gründen die Sicherung der Räume zwischen der historischen Wegführung und den Schanzen einer wirksamen Verteidigung bedurfte und dies nicht nur mit den einzelnen, von der Fachwelt "legitimierten" Grabensystemen machbar war. Um ein "System" oder eine historische "Manier" wirklich zu erkennen, benötigt es mehr, als nur in bekannter "Manier" Bodenspuren dann als landwirtschaftliche Bearbeitungsspuren zu deuten, wenn sie auf den ersten Blick nicht im Habitus eines erkennbaren Grabens daherkommen. Dass selbst die modernen Lidar-Geländescans hier manchmal "ratlos" sind, anerkennen selbst professionelle Nutzer. Auffällige Bodenmarke (roter Kreis): der deutlich abgebildete rechte Winkel zieht sich auch im Gelände noch erkennbar in RichtungOosten über den Weg
 
 
Kartenausschnitte © Landesvermessungsamt DG 1 : 5000  Grafiken © Archiv Werner Störk 2017
 
Der Grenzverlauf (rot) auf dem "Hau" und eindeutig nachweisbare Kommunikationslinien (gelb) sowie der Grenzstein (Kreismarkierung)       
 
 
 

Foto © Archiv Werner Störk 2017

 
Der Grenzstein zwischen West-Redoute und Ost-Schanze (Blickrichtung WE)
 
 
 

Quelle: © Google Maps, Bilder © 2016 DigitalGlobe, Kartendaten © 2016 GeoBasis-DE/BKG (© 2009), Google

 
 
 

Quelle: © Google Maps, Bilder © 2016 DigitalGlobe, Kartendaten © 2016 GeoBasis-DE/BKG (© 2009), Google.& Grafik © Werner Störk 2016 Blickrichtung Nord-Süd

 
 
 

Quelle: © Google Maps, Bilder © 2016 DigitalGlobe, Kartendaten © 2016 GeoBasis-DE/BKG (© 2009), Google.

 
 
 

Quelle: © Google Maps, Bilder © 2016 DigitalGlobe, Kartendaten © 2016 GeoBasis-DE/BKG (© 2009), Google.& Grafik © Werner Störk 2016 Blickrichtung SN

 
 
 

Quelle: © Google Maps, Bilder © 2016 DigitalGlobe, Kartendaten © 2016 GeoBasis-DE/BKG (© 2009), Google.

 
 
 

Quelle: © Google Maps, Bilder © 2016 DigitalGlobe, Kartendaten © 2016 GeoBasis-DE/BKG (© 2009), Google.& Grafik © Werner Störk 2016, Blickrichtung EW

 
Legende: Die drei Grafiken sind der Versuch, das für jene Zeit idealtypische Kommunikationsnetz (gelb) zu rekonstruieren, wobei sehr genau auch auf die bislang nachweisbaren Bodenspuren, die topographischen Geländestrukturen und die jeweiligen damals üblichen Direttissima-Linien geachtet wurde. Rot markiert: die von den Franzosen bevorzugten Übergangslinie vom Kleinen Wiesental her kommendend durch den "Rehgraben" hoch auf den Kamm vom "Silberberg" und dann wieder talwärts Richtung Wembach. Bevorzugte Auf- und Abstiegsrotuen folgten grundsätzlich entlang von Bachläufen.
 
 
Archiv & Sammlung © 2016 Wulf Springhart (Böllen) 
 
Archiv & Sammlung © 2016 Wulf Springhart (Böllen)
 
Auch der Kartenausschnitt vom Gemarkungsplan aus dem Jahre 1753 weist auf dem "Hau"-Sattel auf markgräflicher Seite keinerlei Äcker oder sonst wie  intensiv bewirtschaftete Fläche auf. Er war wie auch der "Schlossboden"    extensiv genutztes Weideland für Schafe und Rinder. Die als Flurnamen eingetragene Bezeichnung "Auf dem Hart" kann vermutlich synonym gedeutet werden wie der heutigen Begriff "Hardt" (z. B. Hardtwald) und bedeutet "bewaldeter Hang" oder "Anhöhe" oder "Waldweide", was auf den "Hau"-Pass sicherlich zutraf. Der obere Rand der historischen Karte (siehe Foto über dem Kartenausschnitt) hat über die Jahrhunderte natürlich gelitten - ist aber dennoch auch deshalb sehr "geschichtsträchtig" und besonders interessant, da er die Sternschanze und die West-Redoute auf der südlichen Kuppe vom "Hau" dokumentiert.
 
 
 
Luftbild von Neuenweg 1969 (mit markierterm Ausschnitt)
 
Luftbild von 1968 © Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung Baden-Württemberg www.lgl-bw.de 2017, Az.:2851.3-A/899
Freigabe am 06.02.2017 durch Luftbildstelle des Landesamts für Geoinformation und Landentwicklung Baden-Württemberg ©
Grafik & Archiv & Sammlung Werner Störk 2017  
   
 
 
 
Luftbild von 1968 © Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung Baden-Württemberg www.lgl-bw.de 2017, Az.:2851.3-A/899
Freigabe am 06.02.2017 durch Luftbildstelle des Landesamts für Geoinformation und Landentwicklung Baden-Württemberg ©
Grafik & Archiv & Sammlung Werner Störk 2017  
  
 
 

Foto © Archiv Werner Störk 2017

 

Foto & Grafik © Archiv Werner Störk 2017

 
Legende: Schnee betont immer die Kontur der Oberfläche und verstärkt diese. So ist der Winter sehr wohl auch ganz spezielle "Schanzenzert". Auch in diesem Fall. Es ist ungewöhnlich, dass ein Flurstück nicht parallel zum Hang, sondern so wie dieses verläuft - zumal es auch noch recht schmal ist. Die möglichen Grabenstrukturen sind deutlich erkennbar und verlaufen exakt parallel (siehe Text unten). Wichtig zur richtigen einschätzung ist auch, dass der tiefere (rechte/östliche) Graben außerhalb der Flureinteilung verläuft - also auf gar keinen Fall wieder auf Grund einer der vermeintlichen "Ackergrenzen"entstanden sein kann.
 
Da das Luftbild von 1968 (oben mit markiertem Ausschnitt) bei sehr starker Vergrößerung in dem fraglichen Areal die geometrische Grundform eines Quadrates erkennen lässt, wurde das Areal von mir intensiver untersucht. Bemüht, alle mir erkennbaren Bodenspuren zu sichern, erfolgt noch zum Schluss ein Hinweis auf diese auffällige Bodenform, die ich jedoch in diesem Fall auf die landwirtschaftliche Bearbeitung zurückführe. Die unterschiedliche Wahrnehmung der Flurform (Rechteck) kann auch durch die unterschiedlichen Anflugswinkel des Flugzeuges, aus dem die Luftaufnahmen gemacht wurden, kommen, wobei es zu optischen Täuschungen und zu räumlichen "Verzerrungen" der tatsächlichen Form kommen kann. Dennoch weise ich auf diesen Geländepunkt hin, da er auch für die Klärung des Standortes der "Rauten-Redoute" in unmittelbarer Nähe zur Passhöhe interessant ist. Weiter ist der Hinweis auf die beiden parallel laufenden Grabenstrukturen notwendig, die losgelöst von der Flureinteilung in NS-Richtung angelegt sind. Sollte es sich hier um Fortifikationsmittel handeln, ist die Anlage eines doppelten Sperrgraben - direkt gegenüber der "Rauten-Redoute"    durchaus sinnvoll und nachvollziehbar. Damit hätte man die Pass-Straße effektiv sperren und sichern können.
 
Luftbild Erich Meyer © Grafik ©  Grafik & Archiv & Sammlung Werner Störk 2017      
 
Luftbild Erich Meyer © Grafik ©  Grafik & Archiv & Sammlung Werner Störk 2017       
 
 
Luftbild Erich Meyer © Grafik ©  Invert. Grafik & Archiv & Sammlung Werner Störk 2017        
 
 
Repro © Kriegs- und Staatsarchiv Wien 2004 -  Archiv & Sammlung Werner Störk 2017
 
Die handgezeichnete Kriegskarte "La Rotthausen" von 1706 mit dem südlichsten Ausgangspunkt der "Linie": Rothaus bei Murg am Hochrhein
 
 
Repro © Kriegs- und Staatsarchiv Wien 2004 -  Archiv & Sammlung Werner Störk 2017
 
Legende: Diese Zeichnung ist deshalb so interessant, da auf ihr entsprechend der verschiedenen Abschnitte der "Linie" exakt die jeweils eingesetzten Fortifikationselemente im Detail dargestellt werden. Dies gilt neben den Schanzformen und der Linienbefestigung vor allem für die Wall- und Grabensicherungen (rote Kreise) vor den Schanzen. Dabei werden (unten) explizit drei Varianten aufgezeichnet, wie der Graben und die dahinter liegende Schanze (Redoute) zusätzlich mit zugespitzten Palisaden bewehrt werden kann: die Palisade wird als zusätzliches Annäherungs- und Überwindungshindernis vor den Graben gesetzt (Bild links), die Palisade wird mittig im den Graben eingebaut (Bild in der Mitte) und als dritte Variante wird Palisade als Schrägpalisaden ach dem Graben und vor dem Wallkorpus eingepflanzt. Alle drei Varianten zwingen einen Angreifer, im freien Schussfeld der Schanzenverteidiger auf die Schanze zuzulaufen und unter extremen Risiko, wenn nicht schon beim Überqueren der rasierten Glacis, dann doch bei Überklettern der Palisaden getroffen zu werden. Diese Form der zusätzlichen Sicherung der Wallgräben und Wallkorpusse ist mit hoher Wahrscheinlichkeit auch analog auf die Situation auf dem "Hau" zu transferieren. Diese Zeichnung wird im Staats- und Kriegsarchiv in Wien verwahrt, wo ich mich 14 Tage lang sehr intensiv um die Kartenwerke aus unserem Raum annehmen konnte und diese unter ihrem französischen Namen "La Rotthausen" archivierte Karte nur durch Zufall in einem ganz anderen regionalen Bereich fand. Dabei ist sie neben der Militärkarte von 1701 wohl eines der wichtigsten historischen Dokumente, die sich detailliert auf den Linienabschnitte in unserem Raum beziehen und diese bildlich authentisch widergeben.
 
 
Repros (bearbeitet) © Kriegs- und Staatsarchiv Wien 2004 -  Archiv & Sammlung Werner Störk 2017
 
 
Meine ganz persönliche abschließende Interpretation der neuen Fundsituation auf dem "Hau": 
 

Nicht nur für die lokale Geschichte wichtig: erst jetzt können alle Schanzanlagen einschließlich ihrer wohl erstmals vollumfänglichen Kommunikations- und Graben-Linien auf dem "Hau" entweder über analoge Luftaufnahmen und digitale Geländescans sowie historische Karten (1701 und 1770) und teilweise auch noch durch archäologische Bodenspuren eindeutig nachgewiesen und damit bestätigt werden. Und somit kann endlich die Pass-Sicherung von Neuenweg über alle Epochen hinweg komplett rekonstruiert werden: mit einer (vermutlich französischen) Sternschanze, die wohl auch dadurch – im wahrsten Sinne des Wortes – auf der ganzen „Linie“ vom Hochrhein bis zum Kinzigtal einzigartig ist. Hinzu kommt eine direkt auf/an der Pass-Straße liegende rautenförmige Schanze, die sicher auch als Grenzstation gedient hat. Des Weiteren die große  Redoute auf dem südlichen Kuppenbereich samt der neuentdeckten, leicht diagonal errichteten Viereck-Schanze auf der zweiten, östlichen Kuppe. Nicht zu vergessen die rund 500 Meter langen Kommunikationslinie (Laufgraben) hinauf zur „Holder-Schanze“. Und die „Holder-Schanze“ selbst, die wiederum mit ihrem langestreckten Sperrgraben die Westflanke sicherte. Plus der neu zugeordneten Kommunikations- und Grabenlinien. Zusammen eine in dieser speziellen Ensembleform einzigartige archäologische Gesamtheit. Und damit auch ausgezeichnet mit einem lokalen, regionalen wie aber auch überregionalen Alleinstellungsmerkmal.

 
 
Luftbild Erich Meyer © Grafik ©  Grafik & Archiv & Sammlung Werner Störk 2017        
 
Legende: Zur Orientierung in der Gesamtübersicht - in Blickrichtung Süden über den "Hau"-Paß mit der Sternschanze (1) und ihrer Kommunikationslinie zur Passhöhe (schwarz), die "Rauten-Redoute", direkt auf der Pass-Straße gelegen (2) und ihrer Kommunikationslinie (blau) parallel zur historischen Wegführung ins Böllenbachtal, die Redoute (3) auf der westliche Kuppe (südlich vom Pass) mit ihrer talwärts nach Neuenweg hinabführende Kommunikationslinie (hellbraun) sowie ihrer Verbindungslinie (gelb) nach Süden hinauf zur "Holderschanze" (6) und nordwärts wieder auf die Passhöhe (orange). Mit der Nummer 4 ist der Standort der auf der ösltichen Kuppe leicht diagonal liegenden   Redoute mit ihrer langestreckten Kommunikation (hellgrün) markiert, die einerseits auf die historische Wegführung ins Böllenbachtal zielt, anderserseits aber auch eine Verbindung zur südlich eingerichteten Kommunikation (dunkelgrün) herstellt, von wo aus wiederum eine direkte Verbindung , quasi in "Fall-Linie" (dunkelgrün), ins Böllenbachtal führt. Diese Kommunikation vermutlich streckenweise auch mit Palisaden gesichert zieht  westwärts südlich an der Redoute auf der östlichen Kuppe vorbei, wechselt dann auf die westliche Kuppe und führt auch dort wieder südlich an deren Redoute vorbei ins Tal. Die auch heute noch im Gelände leicht erkennbare stark ausgeprägte  Geländemarke weist so meine Interpretation auf einen Graben mit Palisadensicherung hin. Verbleiben noch die "Holder-Schanze" (6) mit ihrer großen Kommunuikationslinie (karminrot), die vorbei am Vorposten (5)  talwärts nach Neuenweg führt. Die unteren Bereiche aller talwärts führenden Kommunikationslinien sind nur hypothetisch eingezeichnet, da hier klare Landmarken fehlen. Letze Erklärung: nördlich der Redoute auf dem westlichen Kuppenbereich erkennt man im Gelände wie auch in den Luftaufnahmen drei markant ausgeprägte Geländestrukturen (hellgrün), die entsprechend einer idealtypischen Fortifikation eigentlich nicht am Weg abbrechen sollte, sondern weiter in Richtung Osten führen müsste, um dort zumindest auf die graue Linie, wennn nicht sogar im oberen Bereich auf die hellgrüne Kommunikation zu treffen. Meine Interpretation stütztt sich auf die im Gelände noch gut erkennbaren "Rinnenstrukturen", die sich nach Osten im Gelände fortsetzen   besonders im Winter mit "Schneekonturenzeichnung" optimal zu sehen   und sind erfahrungsgemäß eben keine landwirtschaftlichen Bearbeitungsspuren sondern die Reste der Laufgräben oder Sperrgräben. Siehe oben: Rekonstruktionsversuch des Kommunkationsnetzes.
 
 
Zusammenfassung aller Daten:
 
Die Gesamtfläche vom "Hau" beträgt ca. 232.000 m² und besitzt einen Umfang von rund 2.000 Metern. Die Gesamtfläche vom "Holder" beträgt ca. 263.000 m² mit einem Umfang von ca. 2.100 Metern. Dies bedeutet eine Gesamtfläche von annähernd 500.000 m mit einem Umfang von ca. 4.100 Metern. Wobei sich die Fläche auf dem "Hau" einerseits aufteilt in die Kuppe nördlich der Passhöhe (mit der Sternschanze) mit einer Gesamtfläche von ca. 45.400 m² und einem Umfang von ca. 860 Metern sowie in den südlichen Kuppenbereich (südlich vom "Hau"-Pass) mit ca. 82.000. m² Fläche und rund 1.000 Meter Umfang. Dieser südliche Teil kann wiederum in eine Ostkuppe (Redoute 2) mit einer Gesamtfläche von ca. 35.000 m² und einem Umfang von ca. 560 Metern und in eine Westkuppe (Redoute 1) mit ca. 21.000 m²  und einem Umfang von ca. 560 Metern gesplittet werden.       

 

Sternschanze (Nr.1)
 

Die Sternschanze liegt auf einer Gesamtfläche von ca. 4.900 m², ihr Umfang beträgt ca. 280 Meter. Sie hat einen Durchmesser von ca. 60 Metern (mit Graben). Ihre Kommunikation (Laufgraben) zur südlichen Passhöhe hat eine Länge von ca. 150 Metern. Obwohl die geometrische Form auf den ersten Blick als sehr symmetrisch empfunden wird, sind alle ausspringenden Winkel („Sternzacken“) unterschiedlich groß und pendeln zwischen ca. 30 und ca. 34 Metern Länge. Dies hängt erfahrungsgemäß einerseits mit der jeweiligen Geländeform (Untergrund, Solifluktion) sowie den statischen Grenzen eines Erdwerkes dieser Art zusammen. Andererseits zählen dazu auch der Verdichtungsgrad und die jeweilige spezielle Druckbelastung der einzelnen Winkel sowie auch später (bis heute) mögliche Folgenerscheinungen der Beweidung durch Kühe (Trittbelastung).

 
"Rauten-Schanze" (Nr. 2)
 

Die „Rauten-Schanze" – nach ihrer auffallend geometrischen Grundform benannt – bedeckt eine Fläche von ca. 1250 m² und misst einen Umfang von ca. 144 Metern. Ihre jeweiligen Seiten sind durchschnittlich 38 Meter lang. In der Diagonalen ergibt sich ein Maß von ca. 54 Metern. Ihre Kommunikation verläuft ostwärts parallel zum historischen Weg ins Böllenbachtal – also hinab ins Große Wiesental Richtung Schönau. Diese Kommunikation hat eine Länge von ca. 160 Metern.

 
West-Redoute 1 auf der südlichen Westkuppe (Nr. 3)
 
Südlich vom Pass und auf der westlichen Kuppe gelegen, bringt es diese Redoute auf eine Gesamtfläche von ca. 1.380 m² und weist einen Umfang von ca. 150 Metern auf. Die jeweiligen Seiten sind nicht „passgleich“, sondern weisen eine durchschnittliche Länge von ca. 35 Metern auf. Die von der Redoute nordwärts zur Passhöhe laufenden Kommunikation hat eine Länge von ca. 165 Metern, die von der Viereckschanze nach Norden, den Hang hoch zur „Holder-Schanze“ laufende Kommunikation (mit drei „Knicken“) zählt rund 500 Meter. Die gesamte Kommunikation „Holder-Schanze „ Redoute – Passhöhe umfasst also insgesamt über 665 Meter – wobei sie zum großen Teil noch sehr gut erhalten und leicht im Gelände erkennbar ist. Eine weitere Kommunikation geht von dieser Redoute in westlicher Richtung hangabwärts auf Neuenweg zu. Sie ist ca. 640 Meter lang und vereinigt sich talwärts mit der großen westlichen Kommunikationslinie der „Holder-Schanze“. Die Redoute ist aber auch nach Osten hin „vernetzt“ – hier führt eine ca. 290 Meter lange Kommunikation in Richtung Böllenbachtal bzw. exakt auf den historischen Weg hinab ins Große Wiesental. In unmittelbarer Nähe zweigt eine weitere Kommunikationslinie in Richtung Passhöhe bzw. „Rauten-Redoute“ ab – diese wird nach ca. 190 Metern erreicht. Damit ist die Redoute auf der westlichen Kuppe die am besten vernetzte Schanzanlage mit Verbindungen in alle Himmelsrichtungen und verbunden mit allen strategisch wichtigen Anlagen.
 
Ost-Redoute 2 auf der südlichen Ostkuppe (Nr. 4)
 

Die östliche Redoute mit Blickverbindung hinab ins Böllenbachtal besitzt eine Fläche von ca. 1.420 m² und weist einen Umfang von ca. 152 Metern auf. Ihre Seitenlänge beträgt durchschnittlich 34 Meter – könnte aber auch größer sein, da die exakten Grabenstrukturen nicht mehr eindeutig bestimmbar sind. Die diagonale Messung hat einen Wert von ca. 46 Metern gesichert. Sie wird im Norden wie im Süden von Kommunikationslinien begleitet, wobei die südliche, sehr lange Linie von ca. 480 Metern möglichweise auch teilweise mit Palisaden verstärkt war. Entsprechend ihrem Standort war sie der Garant für eine optimale Kommunikation in Richtung Schönau - wobei vermutet werden darf, dass sie beide Hangseiten des Böllenbachtales in Form von Laufgräben hinab ins Große Wiesental bediente.

 
Vorposten der "Holder-Schanze" (Nr. 5)
 

Dieser Geländepunkt ist mit hoher Wahrscheinlichkeit als Vorposten benutzt worden – denn ohne ihn hätte man von der "Holder-Schanze" aus keinen direkten Blickkontakt ins Dorf und damit auch auf den südlichen Zugangsweg von Bürchau aus kommend – zumal eine beliebte Anmarschroute französischer Truppen. Auch der Sichtkontakt zu den anderen Schanzanlagen ist von diesem Punkt aus – und nur von hier aus – uneingeschränkt möglich. Die aktuelle Bodenstruktur lässt auch heute noch erkennen, dass man hier die Oberfläche nachhaltig überformt hat. Die auffallend große Menge an Steinmaterial lässt vermuten, dass die der Vorposten mit Steinwällen umkränzt wurde. Wobei auch noch der Hinweis wichtig ist: die im Vorgelände der "Holder-Schanze" befindlichen – in Nord-Süd-Richtung parallel zur Schanzanlage vorgelagert – direkt auf diesen Geländepunkt zuziehen – möglicherweise lief die Kommunikations-linie vom Dorf hoch zur "Holder-Schanze" exakt über diesen Geländepunkt.

 
"Holder-Schanze" (Nr. 6)
 
Die „Holder-Schanze“ weist eine Gesamtfläche von ca. 2.930 m² und einen Umfang von ca. 316 Metern auf. Ihr südlicher, massiver Sperrgraben ist ca. 200 Meter lang und sicherte die beiden Aufstiegsmöglichen aus dem Kleinen Wiesental: den Steinehofbach-Tobel und den Rehgraben-Tobel – für französische Truppen die idealen Umgehungsmöglichkeiten, um den gut gesicherten „Hau“ zu meiden – und dennoch über die „Silberberg“ den Kamm zu überqueren und ins Große Wiesental hinabzusteigen – mit dem Ziel Schönau vor Augen. Eine mit ca. 1.200 Meter sehr lange Kommunikationslinie verbindet die „Holder-Schanze“ über den westlichen Vorposten (Nr. 6) mit dem Dorf, wobei die Schanze noch durch eine zweite Kommunikationslinie – ungefähr 500 Meter lang – direkt mit der Redoute auf der westlichen Kuppe direkt – aber so auch mit dem „Hau-Pass“ unmittelbar verbunden war.

 

Sichtkontakt
 
Die Entfernung zu strategisch wichtigen Fortifikationspunkten (Luftlinie): Redoute auf der Westkuppe des "Haus" südlich der Passhöhe zum Schlossboden ca.1.550 Meter, zur "Schänzle"-Redoute über dem Klemmbachtal ca. 1.770 Meter, zur Redoute auf dem "Eck"-Pass ca.1.350 Meter, zum Passhöhe auf dem "Eck" ca. 1.440 Meter und zur Sirnitz rund 5.700 Meter.
 
 
Luftbild von Neuenweg 2005 © Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung Baden-Württemberg http://www.lgl-bw.de 2017, Az.:2851.3-A/899, Grafik  & Archiv & Sammlung Werner Störk 2017    
 
Die Land-Kommunikationen (gelb) und die freien Sichtverbindungen (weiß) der südlichen Schanzen auf dem "Hau" zum "Eck"-Pass und dem "Schlossboden".
 
 
 
Luftbild von Neuenweg 2005 © Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung Baden-Württemberg www.lgl-bw.de 2017, Az.:2851.3-A/899, Grafik  & Archiv & Sammlung Werner Störk 2017     
 
 

Legende: Rekonstruktionsversuch der archäologischen wie auch strategischen Situation auf der Basis der konkreten Bodenspuren auf dem "Eck" und Schlossboden. Deutlich wird im Vergleich mit dem Luftbild oben und der strategischen Ausrichtung der Schanzanlagen, dass sich bereits bei den damit ein- und ausgerichteten Sichtverbindungen zwei völlig unterschiedliche Angriffs- bzw. Verteidigungsrichtungen erkennen lassen: die Anlagen auf dem "Hau" haben ihre Verteidigungsstrukturen auf einen Angriff von Westen eingerichtet, die Anlagen auf dem "Eck" sind für einen Angriff aus dem Osten über den "Hau" vorbereitet. Was wiederum natürlich auch Rückschlüsse auf das jeweilige militärische Szenario zulässt bzw. einen Hinweis auch auf die zeitliche Entstehung der Anlagen zulässt.

 
 
Für all´ jene, die in den markierten Linien "landwirtschaftliche Bodenbearbeitungsspuren" sehen wollen, empfehle ich den Gang Vorort und die feldpraktische Überprüfung am Objekt. Wer angesichts von bis zu 7 Metern breiten und 4 Meter hohen Wallstrukturen immer noch mit "durch das Pflügen an Äckergrenzen" oder "das Anlegen von und für landwirtschaftliche Nutzung vorgesehene Terrassen" argumentiert, dem sei noch ein letzter Hinweis gegeben den ich gerne, aber auch bewusst im Zusammenhang mit dieser Diskussion immer wieder in Erinnerung rufe: das gesamte, ich wiederhole: das gesamte fragliche Areal von den "Dörflinger Äcker" hoch bis übers "Eck" und hoch zum "Schlossboden" samt "Schafsboden" war - wie der Gemarkungsplan von 1753 eindeutig beweist - lediglich extensiv genutzte Weideland überwiegend für Schafe. Unten: die Original-Luftaufnahme von 1968 hat ein Pixelvolumen von ca. 140 MB und bestätigt - bei entsprechender Vergrößerung - in vielen Details genau das, was grafisch umgesetzt wurde.
 
 
Luftbild von Neuenweg 1968 © Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung Baden-Württemberg www.lgl-bw.de 2017, Az.:2851.3-A/899, Grafik  & Archiv & Sammlung Werner Störk 2017     
 
 
Im Februar/März 2017 wurden die neuen Google-earth-Fotos (unten) ins Netz gestellt. Sie bestätigen meine bisherigen Interpetationen z. T. noch nachhaltiger als auf den alten Fotos.
 
 
 
  Quelle: © Google Maps, Bilder © 2017 Google, Kartendaten © 2017 GeoBasis-DE/BKG (© 2009), Google  
 
 
  Quelle: © Google Maps, Bilder © 2017 Google, Kartendaten © 2017 GeoBasis-DE/BKG (© 2009), Google  
 
 
  Quelle: © Google Maps, Bilder © 2017 Google, Kartendaten © 2017 GeoBasis-DE/BKG (© 2009), Google  
 
 
  Quelle: © Google Maps, Bilder © 2017 Google, Kartendaten © 2017 GeoBasis-DE/BKG (© 2009), Google  
 
 
  Quelle: © Google Maps, Bilder © 2017 Google, Kartendaten © 2017 GeoBasis-DE/BKG (© 2009), Google  
 
Auffallend: in der Bildmitte zeiht sich eine erkennbare Bodenveränderung von S nach NE - ein ehemaliger Wall- oder Sperrgraben?
 
 
Hier haben direkten Zugriff auf weitere interessante Informationen mit über 1.400 Fotos und Grafiken über alle Schanzanlagen
bei Neuenweg sowie über den historischen Bergbau am "Spitzkopf" und die rätselhafte Wüstung "Steinihoff".

 Holder-Linearschanze 1  Holder-Linearschanze 2   Holder-Linearschanze 3 Holder-Linearschanze 4 Holder-Linearschanze 5
         
           
Baryt & Fluorit
Spezial-Galerie 1
Baryt & Fluorit
Spezial-Galerie 2
Baryt & Fluorit
Spezial-Galerie 3
 
Baryt & Fluorit
Spezial-Galerie 4
 
Baryt & Fluorit
Spezial-Galerie 5
Baryt & Fluorit
Spezial-Galerie 6 
Baryt & Fluorit
Spezial-Galerie 7
Baryt & Fluorit
Spezial-Galerie 8
Baryt & Fluorit
Spezial-Galerie 9
Baryt & Fluorit
Spezial-Galerie 10 
Pyromorhit
Spezial-Galerie 11
  Erbstollen
Neuenweg
Sternschanze
Neuenwe
g
"Hau"- Schanzen
Neuenweg
BZ-Bergbau-Serie
Neuenweg
Wüstung Steinehof
Neuenweg
Türsturz 1767 
Neuenweg
 
 Spitzkopf-Grube
  Kleines Wiesental  
Schlossboden
Einführung
Schlossboden
 Lage
Schlossboden
Plateau 
Schlossboden
Oberer Ringwall
Schlossboden
Unterer Ringwall
Schlossboden
 Wall-System
Fortifikation
Neuenweg
Am Schänzle
Klemmbachtal
Eck-Schanze 
Eck
-Paßhöhe
Eck-Sicherung
Spitzkopf NW
Wallgräben
Spitzkopf N
Wallgräben
Spitzkopf NE
 
Nord-Ostflanke
Spitzkopf NE
Sperrwälle
Spitzkopf N
Wallgraben-System
Spitzkopf N
Große Redoute
Spitzkopf N
Lagerkomplex
Spitzkopf N
Kleine Redoute
Spitzkopf N
           

Zurück zurr Homepagee