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 Am Schänzle der Eschhalde über dem Klemmbachtal bei Neuenweg
 

Missing link und idealer Beobachtungs- und Überwachungspunkt.

 

Werner Störk © 2016

 
 
 
Quelle: © Google Maps, Bilder © 2016 DigitalGlobe, Kartendaten © 2016 GeoBasis-DE/BKG (© 2009), Google.& Grafik © Werner Störk 2017
 

Legende: Die militärisch-strategische Rolle, die das "Schänzle" (3) im Zusammenspiel mit der "Holder-Schanze" (4) und ihrem mächtigen Sperrwall im Süden spielte, soll diese Grafik verdeutlichen. Die franzöischen Truppen - immer mit dem Ziel nach Schönau im Großen Wiesental zu gelangen (habsburgisches Vorderösterreich, also Reichsgebiet) - kamen entweder vom Süden (7) durchs Kleine Wiesental oder von Neuenburg über Badenweiler und die Sirnitz (5). Da der "Eck"-Pass (1) wie auch der "Hau"-Pass (2) stark gesichert waren und ein Angriff große Risiken bzw. Verluste bedeutet hätten, versuchten die Franzosen diese beiden gesicherte Pässe jeweils im Süden (nach Norden gab es keine räumliche Alternative) zu umgehen. Dazu bot sich das Klemmbachtal (6) mit zwei Einstiegsmöglichkeiten südwestlich vom "Eck"-Pass an. So konnten sich die jeweiligen Truppen an der Einmündung vom Klemmbach in die die Kleine Wiese treffen und von dort nach Norden entweder über den "Steinehof"-Tobel (8) oder über den "Rehgraben"-Tobel (9) über die Passhöhe vom "Silberberg" (10) dann talwärts nach Wembach und von dort nach Schönau gelangen. um diese zwei Aufstiegsrouten zu sperren, wurde die "Holder-Schanze" mit ihrem südlichen massiven Sperrwall errichtet. Gleichzeitig benötigte diese Schanze aber eine frühzeitige Meldung anrückender Angreifer, um rechtzeitig in eine optimale Verteidigungsposition mit ausreichender Mannschaft zu kommen. Dazu diente das "Schänzle" - das beide Zugangswege überwachte: das Klemmbachtal und auch die beiden Ein- und Aufstiegspunkte am "Steinehof". Zusätzlich - siehe Grafiken und Interpretation unten - sperrte das "Schänzle" auch die ansonsten verdeckt laufenden Aufstiegsmöglichkeiten feindlicher Truppen durch das "Tannenbächle"-Tal (hellgrün) und der damit verbundenen Gefahr, dass man von der Eschhalde aus die "Holder-Schanze" sowie auch das "Eck" mit Feldgeschützen (karminrot) hätte bestreichen konnten. Die Grafik macht auch deutlich, dass der Bau der Schanze über dem Klemmbachtal sowie die Anlage der "Holder-Schanze" mit ihrem Sperrwall die fortifikatorische Antwort auf die südliche "Eck"- und "Hau"-Umgehungsroute der französischen Truppen war und somit erfolgreich den Zugang zum Reichsgebiet sperrte - mit dem Ergebnis, dass Schönau tatsächlich nicht mehr angegriffen werden konnte.

 
 
Quelle: © Google Maps, Bilder © 2016 DigitalGlobe, Kartendaten © 2016 GeoBasis-DE/BKG (© 2009), Google.& Grafik © Werner Störk 2017
 
Legende: Standort (rot) und Aufstiegsrinne (gelb) vom "Schänzle"
 
 
 
Quelle: © Google Maps, Bilder © 2016 DigitalGlobe, Kartendaten © 2016 GeoBasis-DE/BKG (© 2009), Google
 
 
Quelle: © Google Maps, Bilder © 2016 DigitalGlobe, Kartendaten © 2016 GeoBasis-DE/BKG (© 2009), Google.& Grafik © Werner Störk 2017 
 
Legende: Schanzenstandort "Am Schaenzle" (rote Raute), freie Sicht auf den Aufstieg durch das "Tannebächle"-Tal (1), auf die beiden Einstiegspunkte am Eingang des Klemmbachtales (2 und 3), den "Eck"-Pass (12), das gesamte Klemmbachtal (4), die Straße nach Neuenweg - Bürchau (5), die Aufstiegsroute  am "Steinehof-Bach" (6), die Aufstiegsroute am "Rehgraben" (7) sowie der gesamte Einmündungsbereich ins Kleine Wiesental (8). Weitherhin freie Sichtverbindung zum "Schlossboden" (9), zum Vorposten der "Holder-Schanze" (10) sowie zur "Holder-Schanze" selbst (11)
 
Aktueller Forschungsstand und Interpretation
 

Mit insgesamt 3 Geländebegehungen sowie der intensiven Auswertung analoger historischer sowie moderne digitaler Lidar-Geländescan-Aufnahmen wurde die zunächst lediglich durch den Flurnamen gekennzeichnete Standort untersucht. Wie es zur eher zufälligen "Wiederentdeckung" dieses Flurnamens kam, habe ich unten ausführlich beschrieben. Die sprachlich wohl sehr bewusst gewähle Verkleinerungsform als "Schänzle" ist sicherlich  dem direkten Vergleich der räumlichen Maße mit den anderen Schanzen um Neuenweg  geschuldet. Heute existieren vom "Schänzle" (rot) nur noch sehr schwache Spuren (mit hoher Wahrscheinlichkeit ist- analog dem Lidar-Scan -  die heutige hangseitige  - nördliche - Böschungskante identisch mit der der einstigen Schanzanlage) , da der einstige Schanzenstandort vom Forst als idealer Platz für einen Kreuzungspunkt von vier Forstwegen ausgewählt und so massiv überformt wurde. Westlich davon verläuft in Nord-Süd-Richtung hangabwärts ein Steinwall - bestehend aus natürlichen Felsformationen, die dann aber auch mit weitere Steinen ausgebaut wurde. Die Schanzanlage selbst wurde vom Klemmbachtal her über eine natülriche Rinne (fluviative Ausformung) verbunden (gelb). Möglicherweise sorgte sie einst für die Wasserversorgung - heute ist die Rinne trockengefallen. Nicht weit von der Anlage weg liegt im Westen eine ergiebige Quelle, die auch heute eine kontinuierliche Schüttung zeigt. Das jetzige Forstwegekreuz ist der einzige Punkt (vergl. Grafik/Google unten), von dem aus alle militärisch wesentlichen Geländepunkte eingesehen und kontrolliert werden können. Gleichzeitig ist es der einzige Punkt, von dem aus die wichtigen Sichtachsen (weiß) zum "Schlossboden", zum "Eck" und zur "Holderschanze" samt deren Vorposten optimal bestehen: damit wird das "Schänzle" zur Leitzentrale für die Kommunikation und gewährleistete eine optimale Schlüsselfunktion. Möglicherweise war es auch nicht als "Schanze" im herkömmlichen Sinne angelegt - meine Vermutung, basierend auf der zur Verfügung stehenden Fläche, geht eher in die Richtung Blockhaus oder sogar chartaqueähnlich, da die Kommunikation mit Feuerzeichen auch eine dementsprechende Dachkonstruktion erfordert. Ein Zusammenhang mit der auf der Karte von 1701 markierten Alarmfeuern - das nächste war bei Böllen eingerichtet - schließe ich nicht aus - die Luftlinie bzw. die topografische Lage ließe hier auch eine solche Interpretation zu. Zumal zur damaligen Zeit (um 1700) die Waldanteile wesentlich geringer waren und z. B. der Spitzkopf im unteren Bereich völlig waldfrei war.

 
 
 
Quelle: © Google Maps, Bilder © 2016 DigitalGlobe, Kartendaten © 2016 GeoBasis-DE/BKG (© 2009), Google.& Grafik © Werner Störk 2017 
 
 
 
Foto © Werner Störk 2017
 
Einmündung des Klemmbachs in die Kleine Wiese (Belchenwiese, Belchenbach), der nach der Einmündung zur Köhlgartenwiese wird.
 
 
 
Foto © Werner Störk 2017
 
Blick von der westlichen Eschhalde auf den "Schlossboden".
 
 
 
Foto © Werner Störk 2017
 
Ein sehr steiles Terrain - idealer Verteidigungspunkt.
 
 
 
Foto © Werner Störk 2017
 
Freie Sichtachse auf den "Schlossboden" und den "Eck"-Pass.
 
 
 
Foto © Werner Störk 2017
 
In Blickrichtung Osten: der untere Teil der Aufstiegsroute zum Schanzenstandort.
 
 
 
Foto © Werner Störk 2017
Die vermutlich fluvial geschaffenen Aufstiegsrinne vom Klemmbachtal her.
 
 
 
Foto © Werner Störk 2017
 
Blick von der "Eschhalde" über den Klemmbach auf den "Spitzkopf".
 
 
 
Foto © Werner Störk 2017
 
Die Aufstiegsrinne in Richtung Schanzenstandort.- die knickt unmittelbar auf der Höhe der Schanze nach Osten ab: hier ist der Zugang zur Schanze.
 
 
 
Foto © Werner Störk 2017
 
Freie Sicht von der "Eschhalde" auf die "Holder-Schanze".
 
 
 
Foto © Werner Störk 2017
 
Freie Sicht von der "Eschhalde" auf den "Schlossboden" und den Einstiegsbereich in das Klemmbachtal.
 
 
 
Foto © Werner Störk 2017
 
Nicht mehr zuordenbares Felsmaterial mit auffallend gleichgroßen Einzelsteinen.
 
 
 
Foto © Werner Störk 2017
 
Blick auf den Eingangsbereich des "Tannenbächles" - einem Zulauf des Klemmbachs.
 
 
 
Foto © Werner Störk 2017
 
Die steile Nordflanke - ein für Angreifer schwer zu nehmendes natürliches Hindernis.
 
 
 
Foto © Werner Störk 2017
 
Der Böschungswinkel liegt zwischen 35 bis 45 Grad.
 
 
 
Foto © Werner Störk 2017
 
Blick auf den Belchen, den "Schlossboden" und den "Eck"-Pass.
 
 
Foto © Werner Störk 2017
 
Blick auf den Belchen, den "Schlossboden" und den "Eck"-Pass.
 
 
 
Foto © Werner Störk 2017
 
Ohne Bäume - freier Blick auf die "Holderschanze" und die damals baumfreie Südostflanke des "Spitzkopfs".
 
 
 
Foto © Werner Störk 2017
 
Zu Schanzenzeiten war hier freies Blickfeld auf das gesamte Klemmbachtal.
 
 
 
Foto © Werner Störk 2017
 
Auch damals gab es hier eine optimale Sichtachse auf die "Holderschanze" und ihrem im Nordwesten liegenden Vorposten.
 
 
 
Foto © Werner Störk 2017
 
Auch damals gab es hier eine optimale Sichtachse auf die "Holder-Schanze" und ihrem im Nordwesten liegenden Vorposten.
 
 
 
Foto © Werner Störk 2017
 
Von hier aus hatte man einen  freien Blick auf das Klemmbachtal und die Einmündung in des Kleine Wiesental.
 
 
 
Foto © Werner Störk 2017
 
Vor lauter Bäume.... damals aber eine freie Sichtachse zum Eingangsbereich des Klemmbachtales und auf den "Schlossboden".
 
 
 
Foto © Werner Störk 2017
 
Der nur hier so breite "Fuß" der Böschung deute ich als Reste der einstigen Schanzanlage - er ist nur in diesem Bereich so auffallend ausladend.
 
 
 
Foto © Werner Störk 2017
 
Der Kreuzungspunkt der vier Forstwege
 
 
 
Foto © Werner Störk 2017
 
"Schlossboden", "Eck" und Belchen.
 
 
 
Foto © Werner Störk 2017
 
Unmittelbar nach dem Kreuzungspunkt versteilt sich das Terrain wieder sehr stark.
 
 
 
Foto © Werner Störk 2017
 
Die beiden westlichen Wege zum Kreuzungspunkt.
 
 
 
Foto © Werner Störk 2017
 
Was es für einen Angreifer wohl rein physisch bedeutete, diese Flanke "im Sturm" zu nehmen...
 
 
 
Foto © Werner Störk 2017
 
In Blickrichtung Westen.
 
 
 
Foto © Werner Störk 2017
 
Das in westlicher Richtung, nahe am Schanzenstandort liegende Quellgebiet.
 
 
 
Fotos © Werner Störk 2017
 
Trotz längerer Trockenphase eine ergiebige Quellschüttung.
 
 
 
Foto © Werner Störk 2017
 
In Blickrichtung auf den "Spitzkopf" und die "Holderschanze".
 
 
 
Foto © Werner Störk 2017
 
Möglicherweise Reste eines im Westen der Schanze (Angriffsseite) errichteten Steinwalls als Sperre.
 
 
 
Foto © Werner Störk 2017 
 
Auffallend die wallkörperähnliche Struktur.
 
 
 
 
Foto © Werner Störk 2017 
 
In Blickrichtung Westen.
 
 
 
 
Foto © Werner Störk 2017 
 
In Blickrichtung Süden.
 
 
 
 
Foto © Werner Störk 2017 
 
In Blickrichtung Norden.
 
 
 
 
Foto © Werner Störk 2017 
 
Freie Sicht auf den "Schlossboden" und den "Eck"-Pass.
 
 
 
 
Foto © Werner Störk 2017 
 
Ein idealer Überwachungspunkt - mit vielen Ein- und Überblicken.
 
 
 
 
Foto © Werner Störk 2017 
 
"Schlossboden" und "Eck" - per Tele in fast greifbarer Nähe.
 
 
 
 
Foto © Werner Störk 2017  
 
Hier hatte man einst einen freier Blick ins Klemmbachtal.
 
 
 
 
Foto © Werner Störk 2017 
 
Hinter der Baumkulisse verbrigt sich heute die "Holder-Schanze".
 
 
 
 
Foto © Werner Störk 2017 
 
Selbst heute noch imanchmal wieder ein fast freier Blick auf die "Holder-Schanze".
 
 
 
 
Foto © Werner Störk 2017 
 
In Blickrichtung Westen.
 
 
 
Foto © Werner Störk 2017 
 
In Blickrichtung Norden.
 
 
 
 
Foto © Werner Störk 2017 
 
Relikte eines Sperrwalls?
 
 
 
 
Foto © Werner Störk 2017 
 
Relikte eines Sperrwalls?
 
 
 
 
Foto © Werner Störk 2017 
 
Relikte eines Sperrwalls?
 
 
 
Foto © Werner Störk 2017 
 
Relikte eines Sperrwalls? Möglicherweise unter Ausnutzung einer natürlichen Felsbarriere?
 
 
 
 
Foto © Werner Störk 2017 
 
In Blickrichtung NE.
 
 
 
 
Foto © Werner Störk 2017 
 
Ohne Zweifel: ein idealer Beobachtungs- und Überwachungspunkt
 
 
Repro © Vermessungsamt Lörrach 2016
 
Ausschnitt aus der DG Nonnenmattweiher mit dem Flurnamen "Am Schänzle"
 
Die Deutsche Grundkarte 1 : 5.000 (DGK 5) ist ein Kartenwerk über den ehemaligen Landesteil Baden. Dieser Kartenbestand wird seit 1997 nicht mehr fortgeführt. Da er in Bezug auf lokale Flurnamen wohl das beste Kartenwerk war, das es je für Baden gegeben hat, leistete es uns bei unserer Goldprospektion und bei der Schanzensuche (auch auf Basis der historischen Lineartechnik) ausgezeichnete Dienste. Das Kartenwerk ist nicht mehr im Handel erhältlich und in unserem Raum besitzt nur nur das Staatl. Vermessungsamt Lörrach (angesiedelt am Landratsamt Lörrach) einen kompletten Original-Satz.
 
Im Rahmen der Forschungsarbeiten zum Gewann Schlossboden habe ich das Vermessungsamt nun spontan aufgesucht, um  mir noch fehlende Grundkarten aus dem Raum Neuenweg (auf vier DG-Karten verteilt) auf zusätzliche Auffälligkeiten zu untersuchen. Und siehe da: an einer Stelle, wo man es zunächst auf Grund des Fehlens jeglicher schriftlichen oder mündlichen Hinweise nicht vermutet hätte - es aber vom System der Kommunikation zwischen den Vorposten und den Schanzen absolut notwendig und sinnvoll wäre - taucht nun plötzlich ein Flur- und Gewann-Name "Am Schänzle" auf - the missing link!
 
Da Flurnamen nicht vom Himmel fallen, sondern in Jahrhunderten gewachsenes Namensgut sind, ist dieser Hinweis sicherlich verbindlich. Augenscheinlich sind zwar keine unmittelbaren Spuren im Gelände über eine Auswertung der traditionellen Luftaufnahmen mehr erkennbar - auch der Lidar-Laser-Geländescan zeigt zunächst keine wirklichen Auffälligkeiten. Vorortuntersuchungen laufen auf Grund der aktuellen Wetterverhältnisse erst in den nächsten Tagen an.
 
 
Foto & Grafik © Werner Störk 2016
 
Diese Foto entstand noch zu einem Zeitpunkt, als der neue Standort der Schänzle-Schanze unbekannt war. Die darauf eingezeichnete Sichtachse (schwarz) dürfte aber entsprechend der von der DG-Karte übertragenen Messwerte relativ genau den möglichen Standort der Schänzle-Schanze (gelbe Raute) markieren.
 
Wie wichtig dieser Standort aber für das gesamte Sicherungssystem war, zeigt die nachfolgende Skizze: Nur so konnte die Ausweichroute französischer Angreifer, die den schwer gesicherten Hau-Paß und das Eck über das Klemmbachtal umgehen wollten, optimal überwacht werden. Zusammen mit dem Schlossboden-Vorposten ein geradezu ideales und perfektes Überwachungssystem.
 
 
Quelle: © Google Maps, Bilder © 2016 DigitalGlobe, Kartendaten © 2016 GeoBasis-DE/BKG (© 2009), Google.& Grafik © Werner Störk 2016
 
Legende: Der GoogleEarth-Ausschnitt zeigt im Zentrum Neuenweg und die drei Pass-Sättel Silbereck, Hau und Eck - nicht im Bild: die westlich davon gelegene Sirnitz. Die französischen Angreifer hatten zwei bevorzugte Routen (gelbe Linien): kamen sie von Neuenburg - Müllheim - Badenweiler (Oberrheinebene/Vorbergzone) über die Sirnitz, bogen sie vor dem Eck nach Süden ins Klemmbachtal aus, durchquerten dieses und stiegen dann entweder über den Tobel des Rehgrabens oder den Steinehof-Tobel zum Silbereck auf, von wo sie dann ins Schönauer Tal abstiegen. Auf derselben Route kamen französische Truppen von Freiburg aus über Staufen und das Münstertal nach Neuenweg. Wenn sie von ihrer massiven Festung Hüningen aus über Kandern - Wieslet - Tegernau anmarschierten, benutzten sie auch wieder die beiden Tobel. So konnten sie den gut gesicherten Eck- und Hau-Paß umgehen - jedoch nur solange die Holderschanze in jener Größe nicht existierte, wie sie heute noch archäologisch nachweisbar ist. Gleichzeitig wird auch die Bedeutung des sich südlich an die Holderschanze anschließenden großen Sperrgrabens klar, der genau diese Aufstiegsrouten blockierte. Andererseits wird auch klar, dass ohne die Holder-Schanze die Hau-Passhöhe für die Franzosen der schnellste und idealste Weg nach Schönau und damit ins Reichsgebiet war - und deshalb gerade bei wiederholten Angriffen (1677 und 1678) auch von ihnen gesichert werden musste: mit der bekannten Sternschanze - die fälschlicherweise immer wieder als Erdwerk der Markgräflichen Schwarzwald-Linie zugeordnet wurde - aber auch fortifikatorisch ein absoluter Solitär - und eben rein französisch - war.
 
Klar wird auch, in welchem strategisch wichtigen Wechselspiel der neu entdeckte Schanzenstandort Am Schänzle (roter Punkt) mit dem Vorposten Schlossboden (hellgrünes Dreieck) visuell korrespondierte und eine effektive Kommunikation gewährleistete. Denn nur so war es möglich, die feindlichen Truppen beim Umgehen der beiden Pässe im Auge zu behalten und deren Bewegung jeweils rechtzeitig den anderen Vorposten und Schanzen zu signalisieren. Beide Standorte waren daher für die westliche Absicherung dieses Defensivsystem elementar wichtig. Mit dem neuen Nachweis dieses Flurnamens ist es nun erstmals gelungen, die gesamte Hau- und Eck-Pass-Sicherung zu belegen, zu erfassen und zu dokumentieren. Alle bisherigen Forschungsarbeiten blickten nur gebannt auf die beiden sichtbaren Schanzen am Hau-Paß - verständlich: der Mensch ist eben ein Augenwesen - und haben jedoch dabei weder die tatsächliche Bedeutung des Eck-Passes erfasst, noch die Existenz und entscheidende Rolle des Schlossbodens erkannt sowie auch den Standort Am Schänzle überhaupt nicht in die Überlegungen mit einbezogen. Gemessen daran, wie der vordere Teil des Kleinen Wiesentals bereits untersucht  und z.T. sogar  akribisch erforscht wurde, fristete das Hintere Kleine Wiesental forschungsmaßig eher ein stiefmütterliches Dasein. Das es sich sehr wohl lohnt, hier zu forschen, zeigt ja auch das Schlossboden-Projekt.
 
 
 
Quelle: http://www.leo-bw.de/web/guest/detail/-/Detail/details/DOKUMENT/labw_findmittel_02/labw-4-1728292/%22Neuenweger+und+Heimbrunner+Baenne%22
http://www.leo-bw.de/media/labw_findmittel_02/current/delivered/bilder/labw-4-1728283-1.jpg
Grafik © Werner Störk 2016
 
 
Der Ausschnitt aus dem Gemarkungsplan von 1770 zeigt die damals waldfreien Flächen - die um 1700 wohl noch ausgedehnter waren und verdeutlichen, dass die Mehrzahl der Schanzen (Holder-Schanze orange, Hau-Schanze grün) und Vorposten (Schlossboden gelb, Holder-Vorposten karminrot)  weithin sichtbar (Basis auch für deren reibungslose Kommunikation - zumindest bei guter Wetterlage) an exponierten Stellen errichtet wurden - und keineswegs so wie heute überwiegend im Wald versteckt liegen. Wobei das "Schänzle" (rot) schon damals - wie auch heute - die Ausnahme von der Regel war. Und konnte dort so auch gut getarnt liegen, um seine im zugedachte Funktion möglichst effektiv umzusetzen.
 
 
Quelle: © Google Maps, Bilder © 2016 DigitalGlobe, Kartendaten © 2016 GeoBasis-DE/BKG (© 2009), Google.& Grafik © Werner Störk 2016
 
Sichtachse Vorposten Schlossboden (roter Punkt) zum Standort Am Schänzle (gelbe Raute) SN
 
Quelle: © Google Maps, Bilder © 2016 DigitalGlobe, Kartendaten © 2016 GeoBasis-DE/BKG (© 2009), Google.& Grafik © Werner Störk 2016 
 
Sichtachse Vorposten Schlossboden (roter Punkt) zum Standort Am Schänzle (gelbe Raute) NS
 
Quelle: © Google Maps, Bilder © 2016 DigitalGlobe, Kartendaten © 2016 GeoBasis-DE/BKG (© 2009), Google.& Grafik © Werner Störk 2016 
 
Legende: Diese Grafik macht deutlich, welche wichtige Rolle einerseits der Schlossboden (rot) in dem Gesamtsystem übernimmt, aber auch wie elementar der Vorposten der Holder-Schanze (grün) in diesem Wechselspiel der Kommunikation ist. Die visuelle Kommunikation (weiß) ist ohne die westliche Sicherung von Schlossboden (rot) und Schänzle (gelb) nicht umsetzbar. Parallel dazu zeigt sich auch, dass die jeweiligen Sichtfelder (hellblau) und damit die visuelle Kontrolle des Vorgeländes zum Teil durch die topografischen Geländestrukturen eingeschränkt sind und nur durch die ergänzenden Sichtfelder der anderen Schanzen und Vorposten überhaupt ein Gesamtbild ergeben, auf Grund dessen dann von der Holder-Schanze aus die entsprechende Einsatzbefehle und militärische Reaktionen erfolgen konnten. Weitere Punkte: Redoute Hau (hellblau, Vorposten Hau (dunkelblau)
Die Auswahl des Standorts (unten, gelbe Raute) der Schänzle-Schanze (die Verkleinerungsform Schänzle ist möglicherweise als Hinweis auf eine kleinere Schanze zu deuten, die als Viereckschanze - also als eine Redoute - mit erfahrungsgemäß ca, 20 x 20 Metern Grundfläche errichtet wurde) so gezielt auf der Eschhalde bzw. dem Stelleboden und östlich des Tannenbächles  erfolgte wohl auch noch anderen Gründen: es ist der Zugang zum Tannebächle-Tal und damit auch der Zugang zu den wenigen topografisch-ballistische Stellen, von denen man einen Angriff durch Infanterie (Fußtruppen) mit leichten Feldgeschützen (Feldstücke, Regimentsstücke) hätte effektiv vorbereiten und unterstützen können. Da vor allem der Aufstieg durch den Tannenbächle-Taleinschnitt (westlich vom Schänzle) auch mit leichten Feldgeschützen relativ gut zu bewältigen war, hätte man auf dieser westlichen Talseite der Belchenwiese gleich mehrere geeignete Geschützstellungen (rote Linien, rote Dreiecke) gefunden. Um vermutlich genau dies zu unterbinden, wurde  diese Schanze neben der reinen Beobachtungsfunktion zusätzlich als effektive Sicherung und somit als auch unmittelbaren Schutz für die große Holderschanze errichtet. Die erkennbaren (zwar sehr vereinfacht dargestellten)Terrassenstrukturen des Spitzkopfs waren nur scheinbare Alternativen: die Aufstiege dazu waren zu steil und die Zugänge dazu nur von Norden her erreichbar - und damit im unmittelbarem Sichtfeld vom Eck und vom Schlossboden. Gut sichtbar die beiden Aufstiegsmöglichkeiten über die beiden Tobel (gelber Kreis) zur Holder-Schanze - dazwischen das Steinhof-Gewann, das als (noch) rätselhafte Wüstung in den kommenden Wochen weiter intensiv untersucht wird.
 
 
Quelle: http://www.leo-bw.de/web/guest/detail/-/Detail/details/DOKUMENT/labw_findmittel_02/labw-4-1728292/%22Neuenweger+und+Heimbrunner+Baenne%22
http://www.leo-bw.de/media/labw_findmittel_02/current/delivered/bilder/labw-4-1728283-1.jpg
Grafik © Werner Störk 2016
 
 
 
       
Quelle: © Google Maps, Bilder © 2016 DigitalGlobe, Kartendaten © 2016 GeoBasis-DE/BKG (© 2009), Google.& Grafik © Werner Störk 2016  
 
 Das Tal des Tannenbächle (rot) eignet sich über die gesamte Strecke als Aufstiegsroute - auch mit leichten Feldgeschützen. Nur für Fußtruppen begehbar: die Aufstiegsrouten über den Steinehof-Tobel (kürzer, aber steiler) und auf dem längeren, aber nicht so steilen Rehgraben (gelb).
 
 
Schon im Jahre 2008 beschäftigte uns ein besonderer Fund (Foto unten) aus dem Raum Tegernau - Wieslet. Da er thematisch im direkten Zusammenhang mit dem neuen Standort Am Schänzle steht, erinnern wir an dieser Stelle nochmals daran und zitieren aus unserem Bericht:
 
"Ein Oberflächenfund aus dem Raum Wieslet – Tegernau beschäftigt derzeit die AG MINIFOSSI: Herr Gerstner (Wieslet) fand auf einer frisch aufgeschütteten Wegdecke eine rostige  Kugel und brachte sie zur näheren Bestimmung in die unsere derzeit laufende Sonderausstellung über den Türkenlouis.
 
Eine erste Untersuchung bestätigte die Vermutung: Die Kuigel hat einen Durchmesser von nur 5 Zentimetern und dabei ein erstaunliches Gewicht von 580 Gramm. Es handelt sich dabei tatsächlich um eine sog. „Einpfünder“ (500 Gramm), eine historische Kanonenkugel. Die 80 Gramm "Übergewicht" sind Ergebnis der Korrosion, die eine massive Rostkruste entstehen ließ. Das hohe Gewicht weist die Kugel als Vollkugel aus Gußeisen aus, im Gegensatz zu den „Hohlkugeln“, deren Pulverfüllung entweder schon in der Luft oder erst beim Bodenaufprall explodierte. Die Kugel trägt eine erkennbare Gussnaht. Ein kleines Loch weist auf  einen bestehenden Gußfehler hin, weshalb die Kugel womöglich gar nicht zum Einsatz kam, da der Kanonier befürchten musste, dass die Kugel schon beim Zünden im Geschützrohr auseinander riss.
 
Die AG MINIFOSSI verfügt derzeit über 50 originale Vergleichsstücke, die eine erste Einschätzung zulassen. Im Rahmen ihrer internationalen Kooperationen stehen den Minifossis aber auch hochwertige Mess- und Untersuchungsmethoden zur Verfügung, die jetzt ein erstes, überraschendes Ergebnis erbrachten: Alle erreichbaren Mess- und Vergleichsdaten weisen auf den Zeitraum um 1700 hin und sind so relativ exakt den französischen Angriffen auf das Wiesental zuzuordnen
 
Zwei historische Daten bilden dabei die geschichtliche Kulisse, vor der es zum Einsatz solchen Kanonenkugeln kam: 1678 wurden zum Ausbau der großen französischen Festung von Hüningen auch Männer des Wiesental zu Schanzarbeiten gepresst. Wegen Widerstands der Burg Rötteln wurde dabei das Dorf Rötteln niedergebrannt. Neben Weitenau, Tegernau und Wieslet ging auch der unter Teil von Schönau in Flammen auf, der obere Teil der Stadt wurde bereits 1677 verwüstet. 1702 erlebte Tegernau nochmals einen Angriff. In beiden Fällen kamen auch solche Kugeln, wie jetzt gefunden, zum Einsatz.
 
Diese Kugeln wurden nur von Feldgeschützen zur Unterstützung der Infanterie (Fußtruppen) mitgeführt und sie gehörten nicht zur Artillerie. Sie eigneten sich besonders in bergigem Gelände und beim Fehlen von gut befahrbaren Wegen – wie damals typisch für den Südschwarzwald. Beim Transport wurde sie auf einer Lafette von einem Pferd gezogen (siehe unten), zum mobilen Einsatz konnten sie relativ leicht von einem oder zwei  Mann in Stellung gebracht werden. Experten gehen davon aus, dass sie vermutlich bereits mit einem Pulversack  gezündet wurde, einer Fortentwicklung der Zündtechnik aus dem 30-jährigen Krieg.
 
 
Repro Werner Störk 2016
 
Zeitgenössische Stahlstich-Darstellung um 1890 zum Transport und Einsatz eines leichten französischen Gebirgsgeschützes -
so wie es - vom Transport her - bereits schon um 1700 im Südschwarzwald praktiziert wurde
 
Bei der Feldartillerie - im Gegensatz zu den Regimentsstücken der Infanterie - waren große Kanonenkugeln die Hauptgeschosse. Auf den damals bewußt gewählten ebenen Schlachtfeldern - nur dort konnte sich die Lineartaktik und Linearaufstellung vollumfänglich umsetzen - wurden sie in einem in flachem Winkel abgefeuert. So flogen die Vollkugeln aus Gusseisen in Kopfhöhe der Soldaten (diese hörten wirklich das sprichwörtliche Pfeifen der Kugeln, wenn sie ihnen um die Ohren flogen). Nach ungefähr 800 Metern berührten sie das erste Mal den Boden, von dem sie dann wieder durch den flachen Aufprallwinkel in die Luft gelenkt wurden, um nach weiteren 400 Metern das zweite Mal aufzusetzen. Dann sprangen sie ein letztes Mal hoch und flogen nochmals 200 Meter weit. Auf Grund der damals praktizierten „Lineartaktik“ der Truppenaufstellung schlugen solche Vollkugeln in den dichten Reihen der Fußsoldaten, aber auch bei der Reiterei, verheerende Schneisen."
Quelle: Forschungsbericht der AG MINIFOSSI © 2008
 
Foto & Sammlung AG MINIFOSSI © Werner Störk 2008/2016
 
Original französische Ein-Pfünder-Kugel aus dem Kleinen Wiesental, Raum Wieslet -Tegernau.
 
 
Postscriptum: ...lautlos und völlig unspektakulär...
 
Da auch die DG-Karte Nonnenmattweiher nicht mehr aufgelegt wird und die Nachfolgekarten auf Grund höherer Maßstäbe (mindestens 1:10.000) und somit schon allein aus Platzgründen eine Reduzierung der Flurnamen beinhalten, taucht nun auch der Flurnamen Am Schänzle in den neuen Kartenwerken nicht mehr auf - und wäre ohne die persönliche Kontrolle Vorort in Lörrach auch für uns und unsere Region - vielleicht sogar für immer - verloren gegangen. Dieser nun auch einmal unmittelbar erlebbare Verlust eines Flurnamens macht bewußt, wie leichtfertig und schnell  jahrhundertealtes kulturhistorisch-regionales Wissen auch auf diese lautlose und unspektakuläre Weise verloren gehen kann und sich in der Realität doch genauso unwiderruflich und zerstörend auswirkt wie das weitaus geräuschvollere Plattmachen einer Schanze mit einer Planierraupe. Wertvolles Wissen... im wahrsten Sinne einfach ausradiert... für immer!

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Neuenweg
 
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  Kleines Wiesental  
Schlossboden
Einführung
Schlossboden
 Lage
Schlossboden
Plateau 
Schlossboden
Oberer Ringwall
Schlossboden
Unterer Ringwall
Schlossboden
 Wall-System
Fortifikation
Neuenweg
Am Schänzle
Klemmbachtal
Eck-Schanze 
Eck
-Paßhöhe
Eck-Sicherung
Spitzkopf NW
Wallgräben
Spitzkopf N

Wallgräben
Spitzkopf
NE

 
Nord-Ostflanke
Spitzkopf NE
Sperrwälle
Spitzkopf N
Wallgraben-System
Spitzkopf N
Große Redoute
Spitzkopf N
Lagerkomplex
Spitzkopf N
Kleine Redoute
Spitzkopf N
           


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