Sonderseiten im Rahmen der WEA-Windpark-Diskussion Zeller Blauen - Neuenweg  
 
 
Alternative Fakten & fake news: Werden Wahrheit und Ethik in der Wissenschaft beliebig?
 
Kollateralschäden der Energiewende im Denkmalschutz.
 
Exemplarisch aufgezeigt am Beispiel aktueller Veröffentlichungen in: "Im Krieg ist weder Glück noch Stern" (2021).
 

Alles fließt und nichts bleibt; es gibt nur ein ewiges Werden und Wandeln.“ 

 (Heraklit/Platon)

Vorgeschichte
 
2018 gerieten verschiedene Behörden im Zusammenhang mit der Planung eines großen EWS-Windparks auf dem Bergrücken des Zellers Blauen in der Öffentlichkeit unter Druck – auch durch meinen ersten Widerstand gegen die geplante und vom LAD quasi freigegebene Zerstörung von Schanzanlagen auf dem Holderkopf bei Neuenweg sowie mehrerer Fortifikationsanlagen und historische Terrassenanlagen auf dem Tannenkopf und Wolfsacker (Bürchau/Elbenschwand). Bereits 2012/2013 erregte der „Fall Raitbach“ landesweit Aufsehen – auch hier ging es um die wissentliche und damit bewußte Zerstörung von historischen Fortifikationsanlagen.
 
2018 war somit auch das Jahr, wo das Landesamt für Denkmalpflege unter Druck geriet.  im November und Dezember 2018 führte das Landesamt für Denkmalpflege, vertreten durch Dr. Haasis-Berner, der ebenfalls wissenschaftlicher LAD-Begleiter des EWS-Projektes auf dem Zeller Blauen ist, eine einwöchige Untersuchung auf dem Mettlenkopf südlich von Gersbach durch. Die Ergebnisse wurden nun in dem kürzlich erschienenen Tagungsband: „Im Krieg ist weder Glück noch Stern: Barocke Festungen, Schanzen und Schlachtfelder aus der Epoche des Dreißigjährigen Kriegs am Oberrhein“, Bertram Jenisch/Andreas Haasis-Berner/R. Johanna Regath/Werner Konold (Hg.) Verlag Thorbecke, Veröffentlichung des Alemannischen Instituts Freiburg i. Br., Nr. 88, 2021, veröffentlicht. Besonders interessant sind dabei eben die zwei Fachartikel von Dr. Andreas Haasis-Berner: „Die Linien und Schanzen im Schwarzwald“, S. 292 ff. und „Die Linien und Schanzen im Schwarzwald – Zu den barocken Befestigungen im Schwarzwald“, S. 75 ff.  
 
Aktuell
 
Durch Zufall erhielt ich von Dritten gestern (01.02.2022) erstmals die Möglichkeit, die Bodenradar-Fotos, welche vom LAD im Spätherbst 2018 auf dem Mettlenkopf angefertigt wurden, selbst zu begutachten. Tatsächlich zeichnet sich die große Schanze als eindeutig erkennbare quadratische Redoute ab. Auf der Fläche, welche das auffällige Bodenmuster trägt, sind bei diesem angewandten Verfahren offenbar keine erkennbaren Spuren festzustellen
 
Alles ist im Fluss panta rhei diese uralte Erkenntnis hat auch immer unsere Forschungsarbeit mitgeprägt. So steht auf unser Homepage im Zusammenhang mit unseren dort veröffentlichten Publikationen zu lesen: „Auch Wissenschaft und Forschung sind ständig im Fluss. So gibt es immer wieder neue Erkenntnisse, welche die alten Standpunkte neu bewerten und somit zu anderen Interpretationen und Rückschlüssen führen. Auch unsere Veröffentlichungen sind immer nur als Forschungsstatements für das Jahr aktuell, in dem sie veröffentlicht wurden. Wollen Sie die jeweils aktuellen Statements abrufen, empfehlen wir, nur unsere aktualisierten Webseiten zu nutzen oder noch besser: uns persönlich zu kontaktieren.“ Quelle: http://minifossi.pcom.de/Inhaltsverzeichnis-Publikationen.html
 
Was für uns Kleine, gilt auch für die Großen: „Wenn Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Erkenntnisse öffentlich zugänglich gemacht haben und ihnen dazu im Nachgang Unstimmigkeiten oder Fehler auffallen, berichtigen sie diese. Bilden die Unstimmigkeiten oder Fehler Anlass für die Zurücknahme einer Publikation, wirken die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bei dem entsprechenden Verlag oder dem Infrastrukturanbieter etc. schnellstmöglich darauf hin, dass die Korrektur beziehungsweise die Zurücknahme erfolgt und entsprechend kenntlich gemacht wird. Gleiches gilt, sofern die Wissenschaftlerinnen oder Wissenschaftler von Dritten auf solche Unstimmigkeiten oder Fehler hingewiesen werden.“ Quelle: "Leitlinien zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis – Kodex", Deutsche Forschungsgemeinschaft Bonn, 2019.
 
Was wäre heute die Kriminaltechnik ohne die neuen Methoden der DNA-Forschung – und sind Archäologen nicht auch im gewissen Sinne wie die Kriminalisten Spurensucher und natürlich auch  Spurensicherer. Alles ist im Fluss -  panta rhei. Und das ist sehr gut so – finde ich. Auch wenn dabei schon lange Festgeschriebenes neu revidiert werden muss - panta rhei. Nur muss man dann auch den Mut haben, solche alten Interpretationen durch die neuen Erkenntnisse „aufzufrischen“ – was voraussetzt, dass man auch über diese informiert wird. Mein letzter Mail-Kontakt mit Dr. Andreas Haasis-Berner fand übrigens am 30. Juni 2020 im Rahmen meiner Erforschung der frühmittelalterlichen Kastel-Burganlage bei Bürchau statt: seit Dezember 2018 eigentlich Zeit genug, mich über die seine neuen Ergebnisse –  z. B. im Rahmen seines einwöchigen Mettlen-Aufenthaltes (quasi vor meiner Haustür) – auf dem Mettlenkopf zu informieren: dazu leider – bis heute, wir schreiben den 01.02.2022 – kein Wort. 
 
Ich erinnere nur daran: 2002 gab es für uns damals weder LiDAR noch Bodenradar, nur ganz handverlesen alte Luftaufnahmen – war sehr schwierig, an solche überhaupt ranzukommen bzw. die Genehmigung zur Veröffentlichung zu erhalten - ansonsten: "zeitlose" Feldarbeit. Und wir hatten bis zum Projektjahr 2002 kaum Vorerfahrung im Bereich der Fortifikation. Denn wir kamen ja vom Bergbau und den Glashütten sowie der Goldsuche und dem Goldwaschen. Daher war uns der intensive Kontakt und der lernende Austausch mit Experten so wichtig. Auch mit dem LAD – und das funktionierte auch sehr gut – bis 2013 der Fall Raitbach mich zu einer öffentlichen Diskurs auch mit dem LAD zwang. Und natürlich dann vor allem 2018, als ich mir anmaßte, eine offensichtliche Fehleinschätzung des LAD in Persona von Dr. Haasis-Berner im Rahmen der des geplanten EWS-Windparks auf dem Zeller Blauen zu monieren. Und die bis dahin von mir als Laie uneingeschränkt anerkannte amtliche Deutungshoheit zu hinterfragen.
 
Was mich aber in diesem Zusammenhang tief befremdet, sind die aktuellen Versuche seitens des LAD-Autors, im Nachherein den Ursprung für die heute nicht mehr zutreffenden Interpretationen als quasi ohne jegliches Zutun und aktiver Mitverantwortung durch das LAD darzustellen. Dabei haben die Vertreter des LAD – unter Ihnen der Mitautor Dr. Bertram Jenisch – sich ja 2003 persönlich Vorort und dabei ganz speziell auf dem Mettlenkopf ein eigenes – von ihrer Fachkompetenz geprägtes Bild der archäologischen Fundsituation machen sowie im Abgleich mit den Messergebnisse ihr fachwissenschaftliches  Urteil bilden können. Da neben mir auch noch zwei weitere Personen dabei anwesend war, können die Vorgänge auch ohne meine Aussagen bestätigt und bewertet werden.
 
So fand eben im April 2003 eine ganztätige Exkursion mit drei Vertretern des Landesdenkmalamtes statt. Darunter auch – man höre und staune – der jetzige Mitautor und Kollege von Dr. Andreas Haasis-Berner, Dr. Bertram Jenisch – in deren Verlauf auch der Mettlenkopf und die dortigen Schanzanlagen besucht wurden. Dabei wurde neben den Messergebnissen (siehe Presseartikel vom 30.04.2003, unten zitiert) auch das besagte Luftbild vorgestellt und dessen Auswertung und Interpretation besprochen. Daraufhin wurde das so protokollierte Resultat – zusammen mit eigenen Luftaufnahmen – mit Kenntnis des LDA – in unsere frei zugänglichen Homepage aufgenommen. Und blieb, bis auf die jetzt durch Dr. Andreas Haasis-Berner gemachten neuen Erkenntnisse, weder vom Landesdenkmalamt selbst, noch von anderen Experten in Frage gestellt.
 
Welches Bild vermittelt die Vetreter des LAD uns und der Öffentlichkeit? Hier ein paar Streiflichter:
 
"Peter Schmidt-Thomé (LAD) bescheinigte den Minifossi, die Schanzen fachkundig und vermessungstechnisch perfekt kartographiert zu haben. „Ich ziehe meinen Hut vor den Minifossi“, rühmt auch sein Kollegen Bertram Jenisch die Schul-AG, den er „sehr professionelle Arbeit“ bescheinigte. Die Dokumentation dieser „phantastischen Anlagen“ suche landesweit ihresgleichen. Einen solchen Kenntnistand gebe es anderswo kaum. „Es gibt nichts Vergleichbares“, so Jenisch." Quelle: Markgräfler Tagblatt, 30. April 2003, Nr. 99, MT 1, „Phantastisches Anlagen – es gibt nichts Vergleichbares – Minifossi ernten höchstes Lob für ihre Schanzen-Arbeit.“
 
Die Badischen Zeitung vom 30. April 2003 berichtet unter dem Titel: "Experten vom Landesdenkmalamt beeindruckt - Wissenschaftliche Arbeit", u. a. zu lesen: "Es gebe nichts Vergleichbares in Baden-Württemberg. Diese lückenlose Dokumentation sei als Anhalt auf Regionen mit weißen Flecken übertragbar. Beeindruckend war für die Experten ein Vor-Ort-Termin in Gersbach, das fast die ganze Bandbreite der Befestigungstechnik vereint ist".
 
„Um das Wissen möglichst allen zugänglich zu machen und zu sichern, übergaben sie dem Landesdenkmalamt eine umfangreiche Dokumentation und stellten die Ergebnisse ihrer Forschungsarbeit ins Internet. Dort sind mittlerweile über 3.500 Fotos über die Anlagen abgespeichert. Peter Schmidt-Thomé bescheinigte den Minifossi, die Schanzen fachkundig und vermessungstechnisch perfekt kartographiert zu haben. „Ich ziehe meinen Hut vor den Minifossi“, rühmt auch sein Kollegen Bertram Jenisch die Schul-AG, den er „sehr professionelle Arbeit“ bescheinigte. Die Dokumentation dieser „phantastischen Anlagen“ suche landesweit ihresgleichen. Einen solchen Kenntnistand gebe es anderswo kaum. „Es gibt nichts Vergleichbares“, so Jenisch“. Quelle: Markgräfler Tagblatt, 30. April 2003, Nr. 99, MT
 
Daneben erschienen in der Fachwelt bis hin zum offiziellen  Nachrichtenblatt der Landesdenkmalpflege unterschiedlichste Artikel:
 
„Man kann eine Barock-Schanze anders rekonstruieren wie das Gersbacher Beispiel im Gewann „Scherentann", etwa in einem experimentalarchäologischen Projekt. Dies war aber in enger Abstimmung mit der Denkmalpflege nicht das primäre Ziel des Vorhabens.“ Quelle Jenisch, Bertram (2010): "Die Erforschung der barockzeitlichen Schanzanlagen im Schwarzwald - Denkmalpflegerische Aspekte", in: Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland, 129. Jahresheft 2010, S. 131 - 133: S. 131.
 
„Dieser Beitrag möchte skizzieren, wie Denkmalpädagogik aussehen könnte, und aktuelle, beispielhafte Projekte und Angebote vorstellen, um den Partner der Denkmalpflege Mut zu machen, sich aktiv in die Vermittlung einzubringen... Ein herausragendes schulisches Projekt, das die Dokumentation von archäologischen Denkmalen im südlichen Schwarzwald unterstützt, ist die Schülerarbeitsgemeinschaft MINIFOSSI der Friedrich-Ebert-Hauptschule in Schopfheim... Es bestehen enge Kontakte zum Referat Denkmalpflege im Regierungspräsidium Freiburg ...Die Ergebnisse verschiedener Projekt sind Landesaufnahmen in einer Genauigkeitsstufe, die weiter geht als die konventionelle Denkmalinventarisation seitens der Landesdenkmalpflege. Die Arbeit erfolgt in enger Abstimmung mit der Denkmalbehörde... Die Ergebnisse fließen regelmäßig in die Ortsakten der Denkmalpflege ein... Die Projekthighlights 2008 ...waren die Einweihung des Nachbaus einer Barockschanze in Gersbach in Originalgröße (Ortsteil Schopfheim, Landkreis Lörrach, Abb. 11).“ Quelle: Plein, Irene ( 2009): „Denkmalpflegepädagogik in Baden Württemberger – Methodik, Projekte, Angebote, Unterrichtsmaterialien“, in: Denkmalpflege in Baden-Württemberg, Nachrichtenblatt der Landesdenkmalpflege, 4, 2009, S. 208 ff.,
 
„AG MINIFOSSI der Friedrich-Ebert-Schule, Schopfheim, für mehr als zwanzigjährige Aktivitäten zur Inventarisation, Dokumentation, Erforschung und Vermittlung der historischen Kulturlandschaft im südlichen Schwarzwald in enger Kooperation mit dem Landesdenkmalamt." Quelle: Presseverlautbarung „Informationen Denkmalschutz“, herausgegeben vom Deutschen Nationalkomitee für Denkmalschutz, Pressemitteilung Nr. 130 vom 10.09.2004, Bonn, unter Bezug auf die Silberner Halbkugel, der Deutsche Preis für Denkmalschutz, höchste Auszeichnung auf diesem Gebiet in der Bundesrepublik Deutschland.
 

Die Ergebnisse der Minifossis fließen regelmäßig in die Ortsakten der Denkmalpflege ein. Darüber hinaus setzt sich die AG Minifossi für den Erhalt bedrohter Schanzanlagen ein. Teil dieser Aktivitäten ist der Nachbau der historischen Schanze von Gersbach-Mettlen in Originalgröße“.Quelle: "Barocke Schanzen im Schwarzwald Die Verteidigungsanlagen auf den Schwarzwaldhöhen" von Dr. Andreas Haasis-Berner, Dr. Johannes Lauber und Dr. Ute Seidel, Regierungspräsidium Freiburg, Referat 26 Denkmalpflege, in: Denkmalpflege in Baden-Württemberg 1/2010, S. 26 – 30.

 
Trotz dieser konkreten und und vor allem nachweislichen, in vielfacher Form belegbaren Ausgangssituation, wird von Dr. Andreas Haasis-Berner eine ausgesprochen manipulative und desinformierenden Tarn-Kulisse aufgebaut, um die tatsächliche LAD-Verantwortung an allen fachlichen und logistischen Schritten, die dieses aufwändige Leader-Plus-Projekt abforderte, zu negieren. Und sich so klammheimlich und hasenfüßig aus der eigenen Verantwortung zu stehlen. Zumal das Leader-Plus-Projekt selbst ja unter der rechtlichen und finanziellen Kontrolle und damit auch Aufsicht des Regierungspräsidiums Freiburg stand.
 
Die damalige Entscheidung, die große Schanze als Sechseckschanze zu definieren und sie so auch als Impuls  für den Nachbau zu nehmen, war schlussendlich eine gemeinsam getragene Intention. Genauso wie die Einschätzung der auffälligen Bodenmuster der Luftaufnahme inkl. dem Standort der kleinen 6-Eck-Schanze am Engpaß des einst auch dort verlaufenen Weges. Keine einzige Entscheidung fiel ohne Rücksprache und ohne „grünes Licht“
 
Wobei – um auch das ist klar auszusprechen – man in der ersten Runde im Planungsgremium zunächst stark mit einer Sternschanzenform liebäugelte – was ich ablehnte. Denn in Neuenweg stand eine einzigartige und originale Sternschanze und sehr gut erhaltenen Viereckschanzen in Trapez-, Parallelogramm- sowie Quadratform gehören zum festen Denkmal-Inventar der südlichen Vorderen Linie. Was fehlte: eine Polygonalschanze mit 5 und am besten mit 6 Ecken. Denn ich war vor allem auch als Ergebnis des Studiums originaler Fortifikationswerke aus dem 17. und 18. Jahrhundert* – fest davon überzeugt, dass es nur eine Form von Erdwerken gab, die durch ihre Stabilität auffielen: Sechseckschanzen. Da sich hier die physikalisch-statischen Kräfte – nicht nur über die „Verzahnungsqualität“ der verbauten Erde, sondern vor allem durch die relativ kurzen Seitenseqmente, die sich eben nicht in einem rechten Winkel treffen – optimal verbinden und zu einer hohen Standfestigkeit führen. Und da wir auf dem Scherentann bereits Probeschürfe durchführten und man so das petrografisch-mineralogische „Anforderungsprofil“ des zu verbauenden Erdreichs zu einem reinen Erdwerk kannte, war die Entscheidung für eine 6-Eck-Schanze – völlig unabhängig von der archäologischen Situation auf dem Mettlenkopf – endgültig gefallen. „6-Eck-Schanzen gehören zu den stabilsten Schanzkörpern, weshalb wir uns auch bei der rekonstruierten Schanze auf dem „Scherentann“ entschlossen, diese geometrische Form zu wählen“ – so es steht alles klar formuliert und unzweideutig in meinem Fachaufsatz – den Dr. Haasis-Berner ja auch als Quelle zitiert. Aber was nicht in die „favorisierende Meinungswelt“ des Autors passt, wird ignoriert, fällt unter den Tisch oder wird so uminterpretiert, dass die Wahrheit auf der Strecke bleibt - wieder einmal. Aus Sicht vom LAD, dem Verlag Thorbecke und dem Alemannischen Institut aber offenbar ganz okay – eben die „Freiheit eines Autors“ und seiner nachweisbaren alternativen Fakten.
 
*) Zwei Beispiele: 1641: "Fortification und Meßkunst Darinen allergeraden Lineen/ Flächen und dicken Cörper Außmessung Inhalt/ Eintheilung/ Begriff/ Maß/ Pfund und Gewicht/ gründlich gelehret wird: Benebenst einer vollkommenen Fortification, wie man nach der so wohl innerlich/ als euserlichen Figur/ durch und ohne Rechnung einen jedwedern Orth in Beschützung bringen/ stürmen und besteigen müsse. Mit hierzugehörigen Figuren zur gnüge gezieret: Durch  M. Georgium Schultzium. Mathem. Profes. publ. zu Erffurde. Erffurdt/ In Verlegung Johann Reiffenbergers.M. DC XXXIX.", 1641. ca 7,5 x 13 cm. Titelkupfer und 10 nn. Bll., 1 weißes Blatt, Tafel. I, Seiten 1 - 143. Oder von 1706: „Die geöffnete Festung, worinnen alle deroselben hauptsächlichsten Wercke und zugehörige Theile, so wohl in einer kurtzen Beschreibung, als durch zierliche Risse und Kupffer-Figuren, nebst Vor-führung sämptlicher Officiers, deren Fonctionen, einer Armee, und anderer Merckwürdigkeiten, den Liebhabern zur Vergnügung“. Hamburg, Benjamin Schillern, Buchhändler im Thum, 1706. 141 Seiten, mit 22 Kupfertafe
 

Wie man manipulativ, pardon: "favorisierend" – damit aber auch desinformierend -  dabei vorgeht, zeigt auch dieses ausgewählte Beispiel. Er schreibt: „Vorlage für die im Schwarzwald einmalige, sechseckige Schanze bildete die Interpretation eines Luftbildes vom nur wenige Kilometer südlich des Nachbaus befindlichen Mettlenkopf. In diesem Luftbild sollen eine sechseckige und eine fünfeckige sowie zwei quadratische Redouten zu erkennen sein“. Als Quellen gibt er an: Jahn, Lehnes und Nethe, 2008, S. 21; Störk, 2009, S. 55-57 und verweist im Literaturverzeichnis auf die Beiträge Jahn Hannah/Lehnes Patrick/Nethe, Monika: Als Spion unterwegs an den feindlichen Linien. Gersbacher Schanzenweg. Gersbach 2008 sowie Werner Störk: Fortifikation im Barock: Die Schanzen des „Türkenlouis“ im Südschwarzwald. In: Das Markgräflerland, 2009 Band 1, S. 13–80.

 
Hier - aus grundsätzlichen Überlegungen ungekürzt - der Originaltext von mir: Werner Störk: Fortifikation im Barock: Die Schanzen des „Türkenlouis“ im Südschwarzwald. In: Das Markgräflerland, 2009 Band 1, S. 13–80, den er tatsächlich als "Quelle" für seine Feststellung angibt:
 
"Mit der Luftbildarchäologie hat sich für die AG MINIFOSSI ein neues Arbeitsgebiet erschlossen. Wie wichtig dieser Forschungszweig für die Schüler-AG geworden ist, belegt die Tatsache, dass damit auch das alte Rätsel von Mettlen gelöst werden konnte: Nicht nur Experten fragten sich, weshalb die beiden noch sichtbaren Schanzenreste mit so starken Wällen im Norden und Westen gesichert wurden? Was sollten diese im Gelände immer noch leicht erkennbaren Wallgräben schützen? Zumal auch noch ein verschanzter Vorposten auf dem „Mettlenkopf“ die Südflanke und damit die historische Wegverbindung nach Hasel und Wehr deckte?
Eine erste große Überraschung brachte die intensive Auswertung einer alten SW-Serie von Luftaufnahmen des Landesvermessungsamtes Stuttgart aus dem Jahre 1968: Sie zeigt in einer speziell angefertigten Ausschnittsvergrößerung, dass zwischen den drei bekannten Schanzen auf dem „Mettlenkopf“  noch eine weitere, weitaus größere Schanze lag: Eine 5-Eck-Schanze mit nahezu einhundert Metern Durchmesser. Sie ist nur noch als schattenartige Bodenkontur erkennbar und auch die Vorortbegehung brachte keinerlei sichtbare Anhaltspunkte. Warum sie scheinbar so spurlos verschwunden ist, läßt sich nicht mehr belegen: Wurde sie geschleift oder rutschte sie auf Grund eines Baufehlers oder ungünstiger Bodeneigenschaften auf dem nach Westen stärker abfallenden Gelände ab? Nahm man das bereits gewonnene Bodenmaterial, um damit in unmittelbarer Nähe die heute dort bestehende 6-Eck-Schanze zu errichten? Diese liegt, sogar von der „Schweigmatt“ aus gut erkennbar, im offenen Gelände.
 
Sie zeigt aktuell die Form eines unregelmäßig geformten Vierecks, war jedoch vor dreihundert Jahren als  ein perfektes Sechseck errichtet und hatte erst durch die über die Jahrhunderte betriebene Bewirtschaftung - vor allem beim Ackerpflügen - zwei seiner sechs Eckpunkte eingebüßt. Ebenso wurde das Schanzeninnere völlig aufgefüllt. Eine exakte Messung der noch vorhandenen Kanten des oberen Schanzenkörpers - gemeinsam mit dem Staatlichen Vermessungsamt vorgenommen - kann jedoch eindeutig die ursprüngliche Form belegen. 6-Eck-Schanzen gehören zu den stabilsten Schanzkörpern, weshalb wir uns auch bei der rekonstruierten Schanze auf dem „Scherentann“ entschlossen, diese geometrische Form zu wählen. Die dritte Schanze ist eine Redoute und liegt auf dem südlichsten Geländepunkt als eine auch heute noch beeindruckende Landmarke. Sie sicherte wohl als Grenzstation den Übergang aus dem Vorderösterreichischen in die Markgrafschaft. Ob sie wirklich auf den Fundamenten eines mittelalterlichen Turmes steht und als mögliches Pendant zum benachbarten „Bärenfels“ angelegt worden ist, konnte noch nicht geklärt werden. Im Zuge von Forstarbeiten wurde sie 2007 völlig freigelegt und beherrscht nun die wieder die Kuppe des „Mettlenkopfes“ - mit einer atemberaubender Rund- und Fernsicht.
 
Auch die kleinste und östlichste der drei noch sichtbaren Verteidigungsanlagen war als sechseckige Schanze angelegt. Sie dürfte wohl die älteste Anlage von den vieren sein. Ihre äußere Form hat leider stark durch die Bewirtschaftung des sie umgebenen Feldes gelitten - typisches Schicksal fast aller in freier Landschaft errichteten Schanzen. So liegen auf engsten Raum insgesamt vier Schanzen - eine sehr seltene Konstellation und ein auch heute noch beeindruckendes Zeugnis der Befestigungskunst. Die Gesamtanlage wurde zusätzlich von einem starken Westwall geschützt. Dieser gehörte zu dem Gesamtsystem von starken Grabenwällen bis zu fünf Metern Höhe. Sie wurden östlich von Hasel aus - entlang am alten Hasler Grenzweg (Grenze Vorderösterreich zur Markgrafschaft) und westlich vorbei an den „Mettlen“ - bis hoch zur „Hohlen Eiche“ in mühsamer Schanzarbeit angelegt. Eine heute kaum noch vorstellbare Fron-Schinderei von Hand, ausgerüstet mit kurzen Holzschaufeln, einfachen Hau-Hacken und hölzernen Schubkarren." Auch hier für die andere Quelle Jahn, Lehnes und Nethe, 2008, S. 21, die originale Textstelle entsprechend der Seitenangabe des Autors: "Die rekonstruierte Sechseck-Schanze zeigt typische Elemente der barocken Befestigungsbaukunst. In Größe und Form orientiert sie sich an Vorbildern, die auf dem Mettlenkopf standen"
 
Gehen wir zur Textanalyse der beiden Quellen, die Grundlagen dafür sein sollen, dass Dr. Haasis-Berner zu folgender Schlussfolgerung - auf Basis der beiden von ihm detailliert mit Seitenzahl angegebenen Quellen - kommt: „Vorlage für die im Schwarzwald einmalige, sechseckige Schanze bildete die Interpretation eines Luftbildes vom nur wenige Kilometer südlich des Nachbaus befindlichen Mettlenkopf. In diesem Luftbild sollen eine sechseckige und eine fünfeckige sowie zwei quadratische Redouten zu erkennen sein“. Auch in dem Text: "Die rekonstruierte Sechseck-Schanze zeigt typische Elemente der barocken Befestigungsbaukunst. In Größe und Form orientiert sie sich an Vorbildern, die auf dem Mettlenkopf standen", kein einziger Hinweis auf die Luftaufnahme, die nach Dr. Haasis-Berner fabulierende Behauptung: „Vorlage für die im Schwarzwald einmalige, sechseckige Schanze bildete die Interpretation eines Luftbildes vom nur wenige Kilometer südlich des Nachbaus befindlichen Mettlenkopf. In diesem Luftbild sollen eine sechseckige und eine fünfeckige sowie zwei quadratische Redouten zu erkennen sein“.
 
Halten zumindest wir uns als auch weiterhin sachlich wie fachlich und wahrhaftig einfach an Fakten fest: in keinem der als Quellen von Dr. Haasis-Berner aufgeführten Texte befindet sich auch nur ein einziger Satz, der seine Schlussfolgerung zulässt.
 
Denn auf dem Luftbild – das in dem von Dr. Haasis-Berner dezidiert zitierten Fachaufsatz auf eben der Seite 56 sogar halbseitig abgebildet ist und das bereits seit dem Jahre 2003 dem LAD als großformatige Kopie vorlag – sind weder eine sechseckige Schanze noch zwei quadratische Redouten zu erkennen. Erst eine 2002 durchgeführte Vermessung Vorort kommt zu dem Ergebnis, dass eine zunächst nur quadratisch anmutende Schanzanlage nach den Messwerten eindeutig eine Sechseckschanze darstellt. Dieser zeitliche Ablauf ist im Text genau wiedergegeben - und den Dr. Haasis-Berner ja kennt, da er ihn konkret als Quelle benennt. Die Interpretation ist also zu keiner Zeit auch nur andeutungsweise „Vorlage für die im Schwarzwald einmalige, sechseckige Schanze" gewesen, da sie auf dem Luftbild überhaupt nicht als solche zu erkennen war. Aus seine Sicht - auch gänzlich mitgetragen von dem LAD – eben einfach nur seine "favorisierte Meinung" – auch wenn dabei die Wahrheit und alle ethischen Grundsätze in der Wissenschaft auf der Strecke bleiben. Kollateralschaden eben! Wohl auch Sinnbild für eine falsch verstandene Deutungshoheit.
 
Zur Erinnerung: „Wenn Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Erkenntnisse öffentlich zugänglich gemacht haben und ihnen dazu im Nachgang Unstimmigkeiten oder Fehler auffallen, berichtigen sie diese. Bilden die Unstimmigkeiten oder Fehler Anlass für die Zurücknahme einer Publikation, wirken die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bei dem entsprechenden Verlag oder dem Infrastrukturanbieter etc. schnellstmöglich darauf hin, dass die Korrektur beziehungsweise die Zurücknahme erfolgt und entsprechend kenntlich gemacht wird. Gleiches gilt, sofern die Wissenschaftlerinnen oder Wissenschaftler von Dritten auf solche Unstimmigkeiten oder Fehler hingewiesen werden.“ Quelle: "Leitlinien zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis – Kodex", Deutsche Forschungsgemeinschaft Bonn, 2019.
 
Nehme ich in dem aktuellen Fall die konkreten Erfahrungen mit den verantwortlichen Herausgebern im LAD im RP Freiburg, dem Verlag Thorbecke sowie dem Alemannischen Institut Freiburg als Grundlage für eine wissenschaftliche Auseinandersetzung, so kann ich bislang nur feststellen, dass die Wahrheit an sich und die ethischen Grundsätze wissenschaftlichen Arbeitens (siehe oben) wohl überhaupt keine Rolle spielen. Wie sonst ist es zu erklären, dass es bis dato (02.02.2022) von keinem der Beteiligten auch nur der Versuch einer Klärung, eine notwendigen Korrektur (siehe oben) oder gar einer Entschuldigung für Diskreditierung, Desinformation und nicht haltbare "favorisierte Meinungen" sprich: alternative Fakten - fake news – unternommen.„Forschungsergebnisse gelten seit den frühen neuzeitlichen Formen der Institutionalisierung von Wissenschaft im 17. Jahrhundert erst dann als anerkannt, wenn sie veröffentlicht und damit der Kritik und Überprüfung zugänglich gemacht worden sind. Dieses Prinzip ist heute unverändert gültig.“ Quelle: „Vorschläge zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis Denkschrift,“  Memorandum, Empfehlungen der Kommission „Selbstkontrolle in der Wissenschaft“, Deutsche Forschungsgemeinschaft, Bonn, 1998 und 2013. Diese Prinzip gilt ganz offensichtlich nicht für das LAD und seine wissenschaftlichen Publikationen. Die nachweislichen Fehler, Unterstellungen und Fehlinterpretationen bestehen also trotz dieser unverändert geltenden wissenschaftlichen Prinzipien weiter.
 
„Unredlichkeit hingegen gefährdet die Wissenschaft. Sie zerstört das Vertrauen der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untereinander sowie das Vertrauen der Gesellschaft in die Wissenschaft, ohne das wissenschaftliche Arbeit ebenfalls nicht denkbar ist.“ Quelle: „Vorschläge zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis Denkschrift,“  Memorandum, Empfehlungen der Kommission „Selbstkontrolle in der Wissenschaft“, Deutsche Forschungsgemeinschaft, Bonn,1998/2013.
 
 
 
 
Jeder Leser kann sich anhand von sechs exemplarisch ausgewählten Prüffällen
selbst einen sachgerechten Faktencheck
zusammenstellen:
 
 
 
Prüffall 1: Sternschanze von Böllen/Neuenweg.   
 
 
Prüffall 2: Holderschanze Neuenweg/Böllen.  
 
 
Prüffall 3: Mettlenkopf Gersbach.   
 
 
Prüffall 4: Tannenkopf & Wolfsacker Elbenschwand.   
 
 
Prüffall 5: Defensionssystem Schönau. 
 
 
 
Prüffall 6: Vordere & Hintere Linie Gersbach - Todtmoos-Au 
 
 
Man könnte noch weitere markante Beispiele aufführen wie z. B. dieses auf S. 92: "Wechle Anlage mit der "oberen Schanz" gemeint ist, ist unklar, könnte jedoch die Redoute von Adelsberg sein." Abgesehen davon, dass es in Adelsberg zwei Schanzanlagen gab und diese sogar namentlich als "Äußeres" und "Inneres Schänzle" betitelt sind, liegt dem Autor die von ihm seitenlang detailliert besprochene Karte von 1701 vor. Auf ihr ist - leicht erkennbar - direkt über der auf dem Talboden der Feldbergwiese liegende großen Sternschanze auf dem östlichen Bergsporn des Grendels - quasi nur ein Steinwurf davon entfernt - in ideal exponierter Lage die Grendelschanze. Wieder einmal einfach mal was übersehen...
 
 
 
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. Rechts: Geoportal BW, Grafik Werner Störk, nicht maßstäblich     
 
 
Linke Grafik: Ausschnitt aus der Karte 1701: Die "Obere Schanz" - die Redoute auf dem Grendel. Rechts: Sternschanze mit Schanze auf dem Grendel (rot), Adelsberger
Schanzen (gelb) - um auch zu verdeutlichen, wie weit weg - nicht nur geographisch - eine Annahme liegt, dass eine der Adelsberger Schanzen gemeint sein könnte....
 
 
"Wenn Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Erkenntnisse öffentlich zugänglich gemacht haben und ihnen dazu im Nachgang Unstimmigkeiten oder Fehler auffallen, berichtigen sie diese. Bilden die Unstimmigkeiten oder Fehler Anlass für die Zurücknahme einer Publikation, wirken die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bei dem entsprechenden Verlag oder dem Infrastrukturanbieter etc. schnellstmöglich darauf hin, dass die Korrektur beziehungsweise die Zurücknahme erfolgt und entsprechend kenntlich gemacht wird. Gleiches gilt, sofern die Wissenschaftlerinnen oder Wissenschaftler von Dritten auf solche Unstimmigkeiten oder Fehler hingewiesen werden.“ 
 Quelle: "Leitlinien zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis – Kodex", Deutsche Forschungsgemeinschaft Bonn, 2019.
 
Die Beispiele lassen sich beliebig noch erweitern - nehmen wir das Beispiel mit Muggenbrunn oder auch das von Neuenweg: Dr. Haasis-Berner führt akribische Aufzählungen auf der Basis der von mir dem LAD und ihm zur Verfügung gestellten Karte von 1701 auf und listet alle von ihm wahrgenommenen Details auf. Dabei geht er jedoch sehr nachlässig mit den Fakten gerader bestimmter Anlagen um, die durch ihre Besonderheit aus dem üblichen Rahmen fallen und es eigentlich wirklich wert sind, vorgestellt zu werden. Da dies nicht geschieht, wirft ein solches "favorisierte" Auswahlverfahren nicht für mich Fragen auf. Zum einen impliziert der Autor dem Leser einen scheinbar umfangreiche Ansammlung von Daten, nimmt aber jene Anlagen nicht mir auf, die für die Gesamtbeurteilung der Vorderen Linie von wirklichem Aussagewert sind. So weist er z. B. lediglich auf eine Wallanlage in Muggenbrunn hin, unterschlägt aber die Tatsache, dass es hier eine Doppelsicherung von Schanzen gibt, deren eine Schanzenform eindeutig das Regelmaß und die Form verläßt und wirklich etwas Besonderes ist. Genausowenig erwähnt er die spezielle Sicherung der Paßstraße auf dem Hau, die wiederum mit der von Wieden korrespondiert. Nur zwei Beispiele im Kanon von unzähligen "Favorisierungen"...
 
 
 
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Die Karte von 1701 zeigt auf der Ostseite – was mir sofort auffiel – keine korrekte  Signatur einer Redoute – sondern ein auf der ganzen Karte nur hier verwendetes Zeichen, das auch in der Original-Legende nicht erklärt wird. Und es ist das einzige Symbol bei allen drei Pass-Sicherungen Neuenweg, Wieden und Muggenbrunn, das keine Raute bzw. auch kein klares Quadrat zeigt. Vergrößert man es vorsichtig, zeigt sich kein Vier- sondern ein unregelmäßiges Fünfeck mit den Winkelfunktionen 87°, 87 °,110°, 130° und 145° - wobei diese Figur entsteht:
 
 
  
 
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Genehmigung Aktenzeichen: 4-7512-Störk,Werner
 , Grafiken 1 + 2  © Werner Störk Copyright
Man muß die linke geometrische Figur  noch im Uhrzeigersinn drehen, da die historische Karte nicht eingenordet ist. Im eingenordeten Zustand und auf den heutigen Standort platziert, zeigt die Spitze nach Westen zum Langenbach, während die rechte Linie auf der östlichen Hangseite verweist und sich überraschend genau an den tatsächlichen geographischen bzw. topografischen Eckpunkten hält. Natürlich ist dies kein Beweis – aber zumindest ein Indiz dafür, dass diese Schanze auf der Ostseite eine Fünfeckschanze war. Sie besitzt eine besondere geometrische Grundform – vermutlich auf Grund der konkreten Bodenbeschaffenheit, da hier überall unmittelbar der felsige Untergrund ansteht bzw. massive Blockmeere vorhanden sind. Weiterhin kommt die relativ schmale Basis zum Tragen, da das Gelände sehr steil ist und die Anlage einer breiten Terrasse nicht möglich ist. Da der historische Weg zwischen Aftersteg – Muggenbrunn und Notschrei-Pass hier möglichst nachhaltig gesichert werden sollte, musste man bei Bau der beiden Schanzen, insbesondere aber der auf Ostseite, Kompromisse in der Größe sowie der Formgebung eingehen.
 
 
 
 
Luftbild von Muggenbrunn 1968 © Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung Baden-Württemberg www.lgl-bw.de 2017, Az.:2851.3-A/899
Freigabe am 06.02.2017 durch Luftbildstelle des Landesamts für Geoinformation und Landentwicklung Baden-Württemberg ©
 Archiv & Sammlung Werner Störk 2017        
 
Schanzenstandorte in Muggenbrunn: West-Redoute (rot) und östliche Polygonalschanze (gelb)  
 
 
 
 
Luftbild von Muggenbrunn 1968 © Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung Baden-Württemberg www.lgl-bw.de 2017, Az.:2851.3-A/899,
Grafik
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Legende: Viereckschanze, reguläre Redoute (1), Fünfeckschanze, irreguläre Polygonalschanze (2), Unterstände (3), Scheren-Schanze, lunetteartige Wallgraben-Anlage (4), Sperrgraben zwischen Redoute und Ost-Schanze (5), Sperrwall der West-Schanze (6), Sperrwall (7), doppelte Steinwall-Sperre (8), Kommunikationslinie (Laufgraben, unten: z. T. Funktion als Sperrgraben) zur Scheren-Schanze (9), Kommunikationslinie Süden: Aftersteg, Kommunikationslinie Westen: Wieden (11), Kommunikationslinie Norden: Hörnle und Gätterle (12), Kommunikationslinie (Laufgraben) (13) von der Ost-Schanze zum Alarmfeuer (14), Gätterle (15).
 
 
 
Repro © Landesarchiv Baden-Württemberg Generallandesarchiv Karlsruhe https://www.landesarchiv-bw.de/web/47245 2017 Signatur Hfk Planbände 11. Bl.9.
Genehmigung Aktenzeichen: 4-7512-Störk,Werner
 
 
Detail der Karte von 1701: die Paßhöhe "Hau" mit Holderkopf und seinen vier Schanzen sowie einem Alarm- und Signalfeuer..
 
 
 
LGL & LAD © Landesvermessungsamt BW Stuttgart © 2017

 Archiv Werner Störk 2017

 
Legende: Flureinteilung auf der Basis eines Lidar-Geländescans des "Hau"-Pass-Geländes mit Gemarkungsgrenze (rot), der rautenförmigen Schanzanlage analog der Karte 1701 sowie der Redoute auf der östlichen Kuppe. Gut erkennbar ist die heute noch sichtbare Kommunikationslinie, die nach Osten talwärts auf die historische Wegverbindung ins Böllenbachtal hinunter führte. Dass die Einteilung der Flur auch auf der Gemarkungsseite von Neuenweg bei der Neueinteilung den bereits bestehenden Fortifikationslinien folgte, ist erwiesen. So gibt es wohl auch auf dem einstigen Reichsgebiet eine Analogie. Wobei die langgezogene Linie (orange), die ich als Kommunikationslinie einordne, auch ein Indiz dafür ist, dass sie schon  v o r  der Flureinteilung bestand: sie zieht an ihrem talseitigen (östlichen) Ende in ein Flurstück, das jedoch nicht aufgeteilt wurde. Ansonsten orientieren sich aber alle anderen Flureinteilungen exakt an diese Linie. Und diese stark ausgeprägte Grabenlinie (keine landwirtschaftliche Bearbeitungsspur!) bildet gleichzeitig die Linie, an die sich der nördliche Wallkörper der dortigen Viereckschanze ausrichtet bzw. "anlehnt". Auffallend auch nicht nur in dem abgebildeten Bereich gibt es nirgends eine vergleichbare Rautenform, auch wenn man das Untersuchungsgebiet großflächig nach allen Seiten ausdehnt. Ebenfalls interessant die beiden anderen Linien, die sich nur im Gelände, aber nicht im Flurbild abzeichnen. Ich deute auch sie als Kommunikationslinie von der "Rauten-Redoute" hoch zur Ostkuppen-Redoute sowie zur Westkuppen-Redoute - was natürlich Sinn macht, da es sonst noch keine anderer Wegführung gab. An ihrem "Knotenpunkt" steht heute der Grenzstein (schwarzer Kreis).
 
 
 

Luftbild von 1968 © Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung Baden-Württemberg www.lgl-bw.de 2017, Az.:2851.3-A/899
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Legende: Luftaufnahme 1968 von Neuenweg mit "Hau"-Pass (Ausschnitt): idealtypischer Rekonstruktionsversuch der Schanzanlagen und ihrer Kommunikationslinien inkl. der historischen Wegführung (grün). Im Verteidigungsfall wurde die an der Rauten-Redoute (gelb) der sonst an ihr außen auf der Nordseite vorbeiführende Weg gesperrt und der Personen- und Frachtverkehr durch die Schanze geleitet und kontrolliert bzw. ganz gesperrt (z. B. mit Spanischen Reitern, Verhack und Verhau, rote Rauten). Interpretiert man die beiden auf der nördlichen Straßenseite unmittelbar anschließenden nach oben laufenden parallelen Doppel-Gräben (rot) als Sperrgräben, ergäbe dies zusammen eine effektive Fortifikationseinheit. Die auch heute noch im Gelände erkennbare stark gewulstete Linie (grün) kann ein erst später entstandenes Objekt sein, im Idealfalle war es eine schon  damals bestehende Sperrlinie, möglicherweise eine mit Palisaden  versehene Schutzeinrichtung für die auf den Kuppen liegenden Schanzen, sollte vom "Hau"-Pass aus ein Angriff auf diese erfolgen. Gleichzeitig konnte so auch der Laufgraben effektiv gesperrt und verteidigt werden. Möglicherweise ist es aber nur noch ein Teilstück einer ehemals weiter in östlicher Richtung verlaufender Sperrwall mit Palisaden, der beide Anlagen schützte. Hinzugekommen in der Interpretation auf Grund der Auswertung der Luftaufnahmen plus Geländebegehungen: die südlich der Schanze auf der östlichen Kuppe verlaufende Linien-Graben-Struktur, die sich mit der Linie trifft, die vom historischen Weg in Richtung Süden läuft und keinerlei Bezüge zur Flureinteilung aufweist!
 
 
 
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Interessante Web-Seiten ergänzen die bereits dokumentierten Fakten:
Der "Fall Raitbach" (2012/2013).
Die Holderschanze auf dem Holderkopf.
Einzigartige bastionierte Polygonalschanze:
Die Sternschanze von Neuenweg/Böllen 

Walderdbeer-Anbau im Hochmittelalter
Hangterrasssen am Tannenkopf.
Die Signalfeuer-Station am Tannenkopf
Die Redan-Anlagen auf dem Wolfsacker.
Schönau & Schönenbuchen:
Schanzen, Letzinen und Kapelle
   
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