MINIFOSSI Impressum & Datenschutzerklärung |
... | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Teil 2 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Die Entdeckung und Erforschung einer bislang unbekannten frühmittelalterlichen Rodungsburg | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Im Kastel, Castel, Kastelhöfe, Kastelmühle, Burgwarte & Kastelfelsen mit Burg | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Höhenburg als kombinierte Hang-, Kamm- und Spornburg
südlich Bürchau, OT Kastelhöfe
und Untere Sonnhalde
mit Schorrbühl, Kleines Wiesental, Baden-Württemberg. |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Foto Werner Störk © 2020 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Panoramablick auf den südlichen Talboden von Bürchau mit den Kastelhöfen, dem Kastelfelsen und der Unteren Sonnhalde. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Wer oder was schützte die große Baustelle der Burg und die ersten Rodungs- und Siedlungsarbeiten bevor die Burg errichtet war? Diese Frage entwickelte sich erst sehr spät, da wir mit dem Abklären der Burg-Angelegenheiten voll und ganz beschäftigt waren. Aber je mehr sich auch logistische Fragen zum Burgenbau und natürlich auch zu dem großen Projekt der Rodung selbst stellten, desto mehr rückte das Thema in den Mittelpunkt: Wie begann eigentlich alles - also bevor die Großbaustelle eingerichtet wurde, quasi mit dem ersten Rodungsarbeiten. Wer schützte da die Menschen, die sich dieser heute kaum vorstellbaren Herausforderung stellten? Wer sicherte gerade in den Anfängen, wo ja noch keine Burg Schutz und Sicherheit gewährt, diese Arbeit und den gesamten Aufbau auch der Siedlungen, sprich der Kastelhöfe? Da brachte der Gemarkungsplan von 1777 einen ersten, aber entscheidenden Hinweis! Uns fiel ein "Brandloch" in der Karte auf, das auf seine Art ein Flurstück "brandmarkte", dessen Form so aus dem Rahmen der uns bekannten Flurstücke in und um Bürchau fiel und dessen Struktur uns zum Nachdenken anregte. Der Vergleich mit einer heutigen Flurkarte machte klar, dass es dieses Flurstück so wie damals nicht mehr gibt. Die Form lässt natürlich mehrere Interpretationen zu - aber die für uns einleuchtende war und ist: hier stand "etwas", was durch beidseitige Wallgräben gesichert war und deren Verlauf in eine ringwallähnliche Bogenform überging. Dass der Standort exakt gegenüber der Burganlage und oberhalb der Kastelhöfe lag, bestärkte die Erkenntnis, dass es sich um etwas handeln musste, was in direktem Zusammenhang mit Burg und Siedlung stand. So entschieden wir uns für den Begriff einer "Burgwarte", welche die ersten Schritte der Ansiedlung, des Burgenbaus und der Aufbauphase der Kastelhöfe überwachte, sicherte, schützte - aber auch kontrollierte. "Als Wartturm, Warte, Warth, Burgwarteturm, Landwarte, Landturm oder Burgwarte wird ein meist einzeln stehender, oft von Wall und Graben umgebener Beobachtungsturm bezeichnet" (Quelle: Wikipedia). Wobei der Standort in mehrfacher Hinsicht sehr gezielt und optimal ausgewählt wurde: er lag direkt am Eiersbach, dessen Quellgebiet den Passübergang aus dem Rieder Gebiet markiert, ebenso wie der Übergang aus dem "Waldeckerland" über den Erlengraben. Dabei hatte man von diesem Punkt aus eine wesentlich bessere frei Sicht in Richtung Süden sowie einen Panoramablick auf die Baustelle der Burg. Wertet man die LiDAR-Aufnahme aus, sieht es so aus, als ob die moderne Straßenführung auf dem alten Weg liegt und auf einem Teil des Wallgrabens. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Das auffallend strukturierte Flurstück (Quelle: Gemarkungsplan 1777 ( Ortsverwaltung Bürchau, Archiv Tegernau © 2020) | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Rekonstruktionsversuch: Das auffallend strukturierte Flurstück
(Quelle: Gemarkungsplan 1777 ( Ortsverwaltung Bürchau, Archiv Tegernau © 2020). Links: Idealform Ringwall, rechts
Realform, Maße der runden Form: Radius 16 Meter, Grundfläche 32 x 32 Meter, auf "Augenhöhe" mit der Burg auf dem Kastelfelsen... |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Im heutigen Flurbild nicht mehr erhalten oder nachweisbar (Quelle: Geoportal BW) | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Quelle: Geoportal BW LiDAR & Grafik Werner Störk © 2020 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Von der "Burgwarte" aus kontrollierte man das Eiersbachtal als
"Pass-Passage" von Ried/Raich, hatte einen freien Blick auf den
Eingang des Hollbachtales sowie einen weiten Blickwinkel in die nördlichen wie südlichen Talabschnitte der Belchenwiese. |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Quelle: Geoportal BW LiDAR & Grafik Werner Störk © 2020 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Im LiDAR dagegen ist die auf dem Plan von 1777 eingezeichnet Struktur noch gut erkennen. Auffallend die Straßenführung und deren "Abzweigung" auf dem vermuteten Wallgraben. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Quelle: Gemarkungsplan 1777 Ortsverwaltung Bürchau, Archiv Tegernau © 2020 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Rekonstruktionsversuch: Mögliche flachere
Zuwegung für Gespanne (gelb) und zu Fuß (orange) über den Eiersbach -
dabei würde die moderne Straßenführung der alten folgen - und im Serpentinenbereich teilweise auf dem alten Wallgraben liegen. |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Quelle: Geoportal BW LiDAR & Google Earth & Grafik Werner Störk © 2020 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Rekonstruktionsversuch: Was auf dem LiDAR sich
nur schemenhaft abzeichnet, lässt die Luftaufnahme besser erkennen: die
runde Kuppe wurde nach Süden hin planiert, um eine terrassenähnliche Basis zu erhalten. Zuwegung zu Fuß (orange). |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Quelle: Geoportal BW LiDAR & Google Earth & Grafik Werner Störk © 2020 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Wie war die Burgwarte zum Tal hin gesichert? Es gibt einige auffällige Geländemarken, die natürlich auch im Zuge der landwirtschaftlichen Nutzung und Flurabgrenzung entstanden sein können. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Foto & Grafik Werner Störk © 2020 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Blick vom Schorrbühl nach Westen auf den
Standort der Burgwarte (rot) und der Zuwegung (gelb) auf dem dort vermuteten
Wallgraben. Die heutige Straßenführung läuft wahrscheinlich auf der historischen Wegführung. |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Foto & Grafik Werner Störk © 2020 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Blick von der Sonnhalde auf den Standort der Burgwarte. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Foto & Grafik Werner Störk © 2020 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Der östliche Ausläufer des Eiersbachtales. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Quelle: Google & Grafik Werner Störk © 2020 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Quelle: Google & Grafik Werner Störk © 2020 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Quelle: Google & Grafik Werner Störk © 2020 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Quellen: Geoportal BW & Google | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Die Bodenstrukturen auf dem Hügel der Burgwarte erinnern an die Ringwall-Anlage westlich von Neuenweg und nördlich vom Eck.- weitere Infos über die nachfolgenden Direktlinks | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
http://minifossi.pcom.de/Schlossboden-Neuenweg-Schanzen-Burgen-0.html http://minifossi.pcom.de/Schlossboden-Neuenweg-Schanzen-Burgen-1.html http://minifossi.pcom.de/Schlossboden-Neuenweg-Schanzen-Burgen-2.html http://minifossi.pcom.de/Schlossboden-Neuenweg-Schanzen-Burgen-3.html http://minifossi.pcom.de/Schlossboden-Neuenweg-Schanzen-Burgen-4.html http://minifossi.pcom.de/Schlossboden-Neuenweg-Schanzen-Burgen-5.html |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Quelle: Geoportal BW LiDAR & Grafik Werner Störk © 2020 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Vergleich Bodenanomalien Schlossboden (libnks) und Burgwarte (rechts), Mauer mit Vor- und Kernburg (rot). | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Quelle: Geoportal BW & Grafik Werner Störk © 2020 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Die Bachläufe vom Eiersbach und dem Erlengraben waren damals wichtige Zuwegungen ins Kleine Wiesental. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Quelle: Geoportal BW & Grafik Werner Störk © 2020 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Die Bachläufe vom Eiersbach rot) und dem Erlengraben (blau & orange) waren damals wichtige Zuwegungen ins Kleine Wiesental. Das Riederbächle (schwarz). | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Das Relief zeigt gut die Zugangswege analog der Bäche (Quelle: Geoportal BW & Grafik Werner Störk © 2020) | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Quelle: Google & Grafik Werner Störk © 2020 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Rekonstruktionsversuch: Wir gehen davon aus, dass das rot markierte Areal das erste war, das gerodet wurde, um für die Burgwarte den exponierten Geländepunkt auf der Kuppe frei zu legen. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Quelle: https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/bild_zoom/zoom.php?bestand=14213&id=3462009&screenbreite=1680&screenhoehe=1010 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
"Topographischer Plan von dem Elbenschwand und Bürchauer Bann", [Quelle: Generallandesarchiv Karlsruhe] | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Topographischer Plan 1779/1780 von dem Elbenschwand und Bürchauer Bann mit Hinweis (Grafik Werner Störk) darauf, dass die Plan n i c h t eingenordet ist. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Quelle: https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/bild_zoom/zoom.php?bestand=14213&id=3462009&screenbreite=1680&screenhoehe=1010 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
"Topographischer Plan von dem Elbenschwand und Bürchauer Bann", [Quelle: Generallandesarchiv Karlsruhe] | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Nicht eingenordeter topographischer Plan 1779/1780 von dem Elbenschwand und Bürchauer Bann (Detail, Kreis: unser Forschungsgebiet) | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Quelle: https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/bild_zoom/zoom.php?bestand=14213&id=3462009&screenbreite=1680&screenhoehe=1010 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
"Topographischer Plan von dem Elbenschwand und Bürchauer Bann", [Quelle: Generallandesarchiv Karlsruhe] Grafik Werner Störk Copyright 2020 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Rekonstruktionsversuch: Eingenordeter topographischer Plan 1779/1780 von dem Elbenschwand und Bürchauer Bann, Detail, Legende: Zugangswege und kein direkter südlicher Zugangsweg zur Burg (gelb), spezielle Zuwegungen (karminrot), spezieller Seitenarm (Rest des einstigen Hauptarms) der Belchen-Wiese, der direkt am Kastelfelsen vorbeiführt/e (blau), Zugangsebene und Vorburg (1), Kernburg (2), Halsgraben (3), Kastelhof mit Brücke (schwarz), Zugang von Süden, Brücke (rot), Zugang Brücke und Zugang Vorburg (braun), Quellhorizont mit Wasseraustritt auf der nördlichen Flanke des Hollbachtales. Links die strategisch besten Kontrollpunkte der Zugänge zur Burg.. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Quelle: https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/bild_zoom/zoom.php?bestand=14213&id=3462009&screenbreite=1680&screenhoehe=1010 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
"Topographischer Plan von dem Elbenschwand und Bürchauer Bann", [Quelle: Generallandesarchiv Karlsruhe] Grafik Werner Störk Copyright 2020 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
So könnte die historische Zuwegung - erfahrungsgemäß immer auf dem überschwemmungssicheren Hochgestade - ausgesehen haben, die in einem weitläufigen Bogen an die Burg heranführte. Nur in trockenen Phasen und im Winter war die Durchquerung des sonst sehr sumpfigen Talbodens auch als Säumer (grün gestrichelt Linie, mit Furt und Brücke) - jedoch nicht für schwere Ochsengespanne auf dieser Route möglich. Die mit roter und oranger Farbe markierte Linienführung ist insofern interessant und wichtig, da sie teilweise einer speziellen Fortifikationslinie (orange/rot) folgt und um 1780 als Weg ausgewiesen ist. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Quelle Ortsverwaltung Bürchau, © 2020 Archiv Tegernau, Grafik Werner Störk © 2020 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Der Plan von 1780 zeigt das Gelände um die "Sonnhalde" mit dem freien Platz vor und hinter dem Gebäude - dort wo der Abschnittsgraben (gelb) und der Halsgraben (rot) lagen - ein Zuwegung ist auch vorhanden )Pfeil). Mit grün markiert: das ausgeräumte Hangmaterial, das zum Bau der Kernburg-Terrasse eingesetzt wurde und so den Bau eines Halsgrabens ermöglichte. Es ist die einzige Darstellung innerhalb einer Karte, die so deutlich die besondere Struktur des Geländes erfasst. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Quelle Geoportal BW, Grafik Werner Störk © 2020 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Die heutige Straßenführung (rot/Pfeile) markiert die wesentlichen historischen Vorgaben - und das sehr exakt! | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Quelle Werner Störk © Copyright 2020 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Schematischer Querschnitt des Unterbaus der Kern- oder Hochburg mit
westlichem Abschnittsgraben und östlichem Halsgraben (mit Ausnahme der
Auskofferungsfläche maßstäblich) |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Quelle: https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/bild_zoom/zoom.php?bestand=14213&id=3462009&screenbreite=1680&screenhoehe=1010 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
"Topographischer Plan von dem Elbenschwand und Bürchauer Bann", [Quelle: Generallandesarchiv Karlsruhe] Grafik Werner Störk Copyright 2020 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Foto & Grafik Werner Störk © 2020 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Rekonstruktionsversuch: Eingenordeter topographischer
Plan 1779/1780 von dem Elbenschwand und Bürchauer Bann, Detail, Legende:
Zugangsebene (Z), Vorburg (V), Kernburg (K). Auffallend beim Standort
östlich der Kernburg ist ein massiver Eingriff in das natürliche Gelände
und eine Veränderung des ursprünglichen Hangreliefs (gelb gestrichelt) .
Die Größe lässt Raum für einen Halsgraben und eine speziell
zusaätzlich schützende Palisadenwand. Der Kartenzeichner hat die natürlichen
Vorgaben der verschiedenen Ebenen sehr gut dargestellt - welche die
naturräumlichen Voraussetzungen für eine idealtypische Anlage und eine damit mögliche
Abschnittsverteidigung bilden. Wobei wir bei einer frühen Rodungsphase
davon ausgehen, dass von Osten zunächst her kein Angriff erfolgen
konnte, da wir hier ein geschlossenes, infrastrukturell nicht berührtes
Gebiet sehen - möglichweise mit einem einzigen Pfad in Richtung Bergkamm
und Überstieg ins Große Wiesental. In die durch die frühen Erdarbeiten
der Burg entstandene markante "Lücke" (gelb gestrichelte Linie) im Hang
wurde später ein großes Doppelhaus (gelber Kreis) gebaut. Mitte: die
eingetragenen Höhenlinien belegen, wie stark der Eingriff in das
natürliche Hangprofil und wie wichtig diese Erdbewegungen für den rund
10 Meter hohen "Unterbau" der Kernburg war.
.Damit wurde nicht nur
der dort verortete Wohn-/Wehrturm
weithin erkennbar erhöht, sondern auch das talwärts nachfolgendende
Gelände stark versteilt. Hinweis:
„Bei dem Bauwerk musste es sich nicht zwangsläufig um einen Turm
handeln, sondern der Platz konnte auch von einem Haus eingenommen
werden. Erhaltene längsrechteckige Grundrisse legen in einigen Fällen
die Anlage eines Saalbaus nahe, in anderen Fällen spricht die geringe
Stärke mancher Pfostenüberreste für ein höchstens zweigeschossiges
Gebäude.“ Quelle:
https://de.wikipedia.org/wiki/Burg |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Quelle links: https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/bild_zoom/zoom.php?bestand=14213&id=3462009&screenbreite=1680&screenhoehe=1010 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
"Topographischer Plan von
dem Elbenschwand und Bürchauer Bann", [Quelle: Generallandesarchiv
Karlsruhe] Grafik Werner Störk Copyright 2020 Quelle rechts: Geoportal BW Grafik Werner Störk Copyright 2020 |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Eingenordeter topographischer Plan 1779/1780 von dem Elbenschwand und Bürchauer Bann, Detail, Legende: Bezogen auf das gesamte historische (wie auch aktuelle) Siedlungsbild der Oberen und Unteren Sonnhalde fällt auf, dass auf dem von uns dort verorteten Standort der Kernburg (Wohn-/Wehrturm) auch heute das größte Gebäude (Kreis rechts) der beiden Siedlungen steht. Wir gehen davon aus, dass das jetzt dort noch bestehende Gebäude des einstigen Hotel-Bergrestaurants "Sonnhalde" (roter Pfeil) auf eine sehr lange Tradition zurückblicken kann und möglicherweise - nachdem es keine Kernburg mehr gab - dort einst ein Meierhof Vorläufer und Basis für die spätere Wirtschaft war. Diesen Teil der Geschichte werden wir noch genauer untersuchen. Das links mit gelb markierte Gebäude steht in/auf der einstigen "Graben-Baulücke". | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Rekonstruktionsversuch: Historische Postkartenansicht vom Berggasthof Sonnhalde - mit auffallendem "Podest" - das Material hierfür wurde beim Bau der Burg aus dem darüberliegenden Hang entnommen und so ein östlicher Halsgraben durch Unterbrechen des natürlichen Hangprofils geschaffen. Dabei wurde eine rund 2.200 qm Fläche bearbeitet und eine "Lücke" von über 40 Meter Distanz zwischen Kernburg und Hangrelief ausgekoffert. Damit erreichte man auch, dass die Burg weithin sichtbar über dem Tal "thronte" und jedermann allgegenwärtig war. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Die historische Aufnahme, um 1950 entstanden, bestätigt die "herausgehobene" Lage des Hauses "Sonnhalde" - so wie wir es auch auf den Luftaufnahmen von 1945 kennen. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
(Copyright & Sammlung Archiv Harald Senn, Bürchau). | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Der Abschnittsgraben (rot) und sein südliches
Endstück - in Hecken verborgen, trifft auf den Pfad der südlichen
Zuwegung über die Brücke zur Vorburg (gelb) sowie die Zuwegung (weiß) zur Kernburg mit dem südlichen Auslauf des Halsgrabens (orange). |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
(Copyright & Sammlung Archiv Harald Senn, Bürchau). | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Direktlink zur
Sonderseite Halsgraben und Abschnittsgraben |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Direktlink Button anklicken | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Quelle: Geoportal BW Copyright 2020 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Sat- und LiDAR-Kombination mit großem Graben, der die Vorburg von der Kern- oder Hochburg trennt. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Quelle: Geoportal BW Grafik Werner Störk Copyright 2020 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Rekonstruktionsversuch: Um Aus- und Umbaumaßnahmen am Berggasthof "Sonnhalde" nach 1949, die möglicherweise auch das Außengelände betrafen, auszuschließen, haben wir neben den LiDAR-Scans und Sat-Bilder vom Geoportal BW und Google Earth auch mit Bild Nr. 906854063 vom 15.02.1945,1:11.000, Bild Nr. 909907069 vom 19.06.1945 im Maßstab 1:30.000 und Bild Nr. 909727093 vom 07.06.1945 ebenfalls im Maßstab 1:30.000 die Kriegsluftbilder des Kampfmittelbeseitigungsdienstes BW (KMBD), angefertigt durch die U.S. Air Force, zur Auswertung herangezogen. Die sorgfältige Auswertung hat folgendes Gesamtbild bestätigt: vor dem Gebäude des ehemaligen Berggasthofes verlief ein rund 97 Meter und bis ca. 7 Meter breiter Abschnittsgraben (rot), den heute die dort angelegte Straße durchtrennt. Sein südlicher Auslauf endet exakt an der nördlichen Steilkante der Spornflanke zum Hollbachtal. Mit der Schaffung eines Halsgrabens (gelb) wurde die Kernburg nach Osten gesichert. Wobei jeweils an den beiden Seiten nördlich und südlich der Kernburg kleinere Wallgräben (orange) zusätzlich schützten. Interessant dabei ist auch, dass wohl auch die historisch analogen Zuwegungen jeweils vor den Wallgräben enden und somit keinen unmittelbaren Zugang zur Kernburg zuließen. Das durch den Aushub des Halsgrabens gewonnene Material wurde zum Aufbau eines mit rund 10 Metern Höhe beeindruckenden Podests (schwarz) für die Kernburg eingesetzt, die so eine zusätzliche Terrasse mit rund 20 x 20 Metern - also eine Grundfläche von rund 400 qm erhielt. Vorburg und Kernburg waren somit deutlich getrennt. Die von uns neben ihrer heutigen Funktion als Feldweg markierte Fortifikationslinie führte genau in den westlichen großen Graben. Der Zugang zur Kern-oder Hochburg führte vermutlich über einen schmalen Pfad und über eine Brücke - eine gut zu kontrollierende Zuwegung, die relativ schnell und optimal gesichert werden konnte. Während man normalerweise den Graben vor der Kernburg weitläufig umgehen musste, konnte man im Bedrohungsfall über eine kleine Brücke die jeweils zu verteidigenden Positionen schnell erreichen. Die Gesamtkonzeption der Fortifikation wird durch die Auswertungen der Luftbilder und des LiDAR insofern auch bestätigt, dass es eine innere Fortifikationslinie - etwa dem heutigen Straßenverlauf entsprechend - gegeben hat, welche die Sicherheit - auch in Form der Abschnittsverteidigung - von der "Kanzel" bis hinauf zur Kernburg gewährleistete. Das abgebaute Terrain des Hangprofils (hellgrün). | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Quelle: Geoportal BW Grafik Werner Störk Copyright 2020 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Die aktuelle LiDAR-Aufnahme im Geoportal BW
zeigt lediglich noch einen Abschnittsgraben von ca. 70 Metern (rot),
während die U.S. Air Force-Luftaufnahme von 1945 eindeutig einen längeren Graben (gelb) erkennen lässt - dort misst er immerhin rund 97 Meter (mehr Infos hier).. |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Quelle: Geoportal BW Copyright 2020 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Aus der Vogelperspektive: die Sonnhalde. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Quelle: Geoportal BW & Grafik Werner Störk © 2020 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Diese "Spuren" gaben den Ausschlag für den Ringgraben - sie stammen nicht vom Straßenbau, sondern die Straße selbst liegt auf bzw. im Graben, | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Quelle: Grafik Werner Störk © 2020 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Foto & Grafik Werner Störk © 2020 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Aufgefülltes und planiertes Anschlussstück an den nördlichen Teil des Abschnittsgrabens. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Quelle: Geoportal BW & Grafik Werner Störk © 2020 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Der aus vier Segmenten bestehende Ringgraben 8rot) - mit integriertem Abschnitts- (gelb) und Halsgraben.(orange), auffälliges Obstbaumgelände mit Anbindung an das ausgekofferte Gelände. Durch die Ringgraben-Anlage wird auch klar, warum der Abschnittsgraben und der Halsgraben deutlich länger sind und das Areal an Osten wie Westen fast hermetisch - angepasst an die natürlichen Vorgaben - abschließt. Ohne diese "Verlängerungen" könnte die Abschnittsverteidigung nicht optimal agieren - der Angreifer könnte die Kernburg problemlos "umklammern" und aushungern. Das spezielle Obstbaum-Areal lässt den Schluss zu, dass dort - direkt im Anschluss an den nördlichen Auslauf des Abschnittsgrabens wohl ein sich homogen anschließender Wall - sicher mit Palisaden - nach Nordosten hin einen zusätzlichen Schutz aufbaute. Der Wall wurde später eingeebnet - was die planierte Fläche so auch wiedergibt. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Quelle: Geoportal BW Grafik Werner Störk Copyright 2020 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Rekonstruktionsversuch: Das heutige Gewann Sonnhalde - gelb markiert die Größe der damaligen Kernburg. Orange: Reste des Halsgrabens. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Quelle: Geoportal BW Grafik Werner Störk Copyright 2020 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Auch hier wieder auffällig: die Flureinteilung folgt sehr genau Fortifikationslinien. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Quelle: Geoportal BW Grafik Werner Störk Copyright 2020 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Jeweils die oberen und unteren Bereiche vom großen Hangraben (gelb) und dem Halsgraben (rot). | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Quelle: Geoportal BW Grafik Werner Störk Copyright 2020 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Rekonstruktionsversuch: Der bereits angesprochene Feldweg zieht hier
direkt in den Graben, weshalb wir ihn als Laufgraben/Laufweg identifizieren
und der Fortifikation zuweisen. Rot markiert: Reste des Halsgrabens. |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Quelle: Geoportal BW Grafik Werner Störk Copyright 2020 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Rekonstruktionsversuch: Der starke Abschnittsgraben, der die Vorburg von der Kernburg trennt (rot), der "Zugangsweg" (Kommunikations- und/oder Fortifikationselement) zum Graben (gelb), abgetragenes natürliches Hangprofil mit Halsgraben (grün), Mauer mit Fortifikationslinie nach Norden (weiß), anthropogen beeinflusste Böschungskanten bzw. Fortifikationslinien (Pfeil orange), Zuwegungen (schwarz). Die Grafik macht deutlich, dass ohne eine nördliche Fortifikation die Kernburg schutzlos einem von dort aus kommenden Angriff ausgesetzt gewesen wäre. Kontrollpunkte (Raute). | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Quelle: Geoportal BW Grafik Werner Störk Copyright 2020 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Blick von oben auf den großen Abschnittsgraben, der durch den modernen Straßenbau durchtrennt wurde und an der Steilkante zum Hollbachtal endet. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Quelle: Geoportal BW Copyright 2020 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Sat- und LiDAR-Kombination mit großem Abschnittsgraben, der die Vorburg von der Kern- oder Hochburg trennt. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Quelle: Geoportal BW Grafik Werner Störk Copyright 2020 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Rekonstruktionsversuch: Auch hier orientiert sich die neuzeitliche Flureinteilung an den vorhandenen "unverrückbaren" Landmarken und möglichen Messpunkten. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Foto Werner Störk © 2020 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Die exponierte Lage der "Sonnhalde". Die beiden oberen Hofgebäude liegen teilweise auf dem ausgeräumten Hangauslauf. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Fotos & Bearbeitung Werner Störk © 2020 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Rekonstruktionsversuch: Retuschiert man die anderen heutigen Gebäude weg, wird die exponiert-dominante Außenwirkung der "Sonnhalde" - vergleichbar mit der einstigen Kernburg - deutlich. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Während also im Süden nur Personen zu Fuß in die Burg
gelangen können, müssen Reiter, Säumer und Gespanne einen relativ weiten
Umweg in Kauf nehmen, um dann vom Norden her über einen speziellen „Flaschenhals“-(enge,
leicht zu kontrollierende und verschließbare Stelle zur optimalen
Verteidigung, vergleichbar mit einer Letze) Kontrollpunkt,
der speziell stark gesichert war, die Burg zu erreichen. Die Steigung bzw.
das Gefälle wurde so angepasst, dass auch größere Ochsen-Gespanne mit schweren
Last sicher in die Burg gelangen. Bei trockenem Wetter war wahrscheinlich
auch die kürzere Anfahrt über einen Knüppelpfad möglich. |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Kombination Luftbild mit LiDAR unterlegt vom Forschungsgebiet Sonnhalde südlich von Bürchau (Quelle. Geoportal BW). | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Rekonstruktionsversuch: Kombination Luftbild mit LiDAR unterlegt vom
Forschungsgebiet Sonnhalde südlich von Bürchau (Quelle. Geoportal BW)
Grafik Werner Störk
© 2020, |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Alles in allem eine sehr gut gesicherte, wehrhafte
Burganlage, die es jedem Angreifer schwer gemacht hätte, einzudringen. Bei
einer möglichen (kurzzeitigen) Belagerung verfügte man auch innerhalb der
Burganlage über genügend Weidefläche für die Nutztier- und Kleintierhaltung. |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Quelle rechts: https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/bild_zoom/zoom.php?bestand=14213&id=3462009&screenbreite=1680&screenhoehe=1010 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
"Topographischer Plan von dem Elbenschwand und Bürchauer Bann", [Quelle: Generallandesarchiv Karlsruhe] | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Die auf dem Plan von 1779 eingezeichneten Quellaustritte aus der Südflanke vom Kastelfelsen | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Kombination Luftbild mit LiDAR Quelle. Geoportal BW & Grafik Werner Störk © 2020, | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
"Eselssteig (von Esel, Lasttier), oft auch
Eselsweg, ist die Bezeichnung für einen Pfad, der häufig in der Umgebung
früherer Höhenburgen angelegt wurde. Eselssteige führten, z. T. auch
versteckt (Steig ins hintere Hollbachtal), zu Nebeneingängen einer
Burg. Sie zeichneten sich oft durch eine sehr schmale und steile
Wegführung aus, um die Benutzung durch (gepanzerte) Feinde zu
erschweren. Sie dienten, soweit die Burg noch nicht über einen
verlässlichen Brunnen verfügte, zur Versorgung der Burg, vor allem mit
Wasser, das auf Eseln in Fässern transportiert wurde. Die Eselswege
führten direkt zu einer oder mehreren Wasserquellen beziehungsweise
Wasserläufen. Darüber hinaus dienten Eselswege auch dem Transport von
Brennholz." Quelle:
https://de.wikipedia.org/wiki/Eselssteig |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Welche Aufgaben hatte diese Burg? |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Um die zum überwiegenden Teil sehr feuchte Talaue
aber auch als Baugrund nutzen zu können, musste die Feuchtwiesen
zunächst durch Grabensysteme trockengelegt werden. Bis sich dort dann
über den Trocknungsprozeß neue Ökosysteme als „Matten“ also
Grünland-Wiesen-Biotope ausbildeten, verging wieder viel Zeit – es
brauchte also eine langjährige Planung. |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Grundwissen: Ausbisse |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
„Im frühen Bergbau waren die
Ausbisse wichtige Hinweise, wo Feuerstein oder Erze zu finden waren. Am
häufigsten sind Ausbisse an Gebirgsabhängen aufzufinden. Sie konnten
aufgefunden werden, indem sich der Schürfer von einem Haufen mit
abgetrennten Mineralbrocken suchend nach oben vorarbeitete. Dabei lagen
die Mineralbrocken umso weiter vom Ausbiss entfernt, je steiler der
Abhang war. Waren Ausbisse mit Erdreich überdeckt, gestaltete sich die
Suche nach ihnen wesentlich schwieriger. Diese Ausbisse ließen sich nur
durch intensive Schürfarbeit finden. Die Stellen, die der Schürfer
bearbeiteten wollte, untersuchte er zunächst sehr genau auf
Bodenunebenheiten oder suchte sie nach Gesteinsbrocken ab. Die meisten
Erzstufen waren in der Regel größer als das sonstige herumliegende
Geröll oder die sogenannte Dammerde, dadurch ließ sich eine Schürfstelle
relativ gut festlegen. Die Größe des Ausbisses lässt oftmals keine
genauen Rückschlüsse auf die Lagerstätte zu. Es kann sogar vorkommen,
dass ein reichhaltiger Ausbiss zum Auffinden einer armen Lagerstätte
führt und ein unscheinbares Ausbeißen zu einer ausgedehnten und
reichhaltigen Lagerstätte führt.“
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Ausbiss |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Sonderseite Rodungsinsel Bürchau & Rodungsburg |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Direktlink Button anklicken | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Noch werteten wir diese als sekundäres Ergebnis der primären Rodung. Doch dann entwickelte sich langsam, aber sicher ein völlig neues Bild und eine ganz andere Interpretation dieser Waldecker „Ost-Erweiterung“. Nämlich das Bild einer gezielten Sicherung von möglichen Bergbaurechten und dem Schutz des entsprechenden Terrains. Ganz im Sinne des mit ihnen eng verbundenen Bistums Basel und dem unstillbaren Hunger nach Silber für dessen bischöfliche Münzstätte. Mit dieser Ost-Erweiterung konnte man die möglichen territorialen Ansprüche und die damit verbundenen Ausdehnung der Herren von Rotenberg nach Norden in exakt jenes „silberverdächtiges“ Gebiet unterbinden und gleichzeitig deren intensiv gepflegten Einfluss von St. Blasien deutlich einschnüren und abgrenzen. „Silberverdächtig“ deshalb, da bereits in der unmittelbar angrenzenden nördlichen und westlichen Nachbarschaft – wie z. B. Todtnau – reiche Silberbergwerke hohe Gewinne abwarfen. Wir können nur ein sehr kurzes Streiflicht auf die überregionale Geschichte werfen, vor deren Hintergrund sich die scheinbar lokal-familiäre abspielt. Es geht dabei um die intensiven politisch-wirtschaftlichen Bemühungen der Basler Bischöfe (Alberto II. und Ulrich II.), Silber für die Basler Münze zu sichern, um das ihnen vom König verliehene Münzrecht auch in silbernen Denaren ausüben zu können. Hierbei spielte das elsässische Kloster Murbach und seine Bergbaurechte eine entscheidende Rolle – speziell für die Silberbergwerke im breisgauischen Südschwarzwald. Dazu zählten eben auch Todtnau und seine reichen Silberminen. Das man dabei eine illegale Schenkung als legitimes Mittel einsetze, um so doch noch in den unberechtigten Besitz jener Bergwerke zu gelangen, wirft ein treffendes Bild auf die wirtschaftliche Bedeutung des Silbers für die Basler Bischöfe. Sie, die nach dem Einfall der Hunnen und der Zerstörung des Basler Münsters und dessen Wiederaufbau alles daran setzten, ihre für damalige Verhältnisse weltpolitische Bedeutung nicht zu verlieren. Zwar erhielt 1028 Ulrich II. von König Konrad II. den sogenannten „Königszehnt“ (Zwangsabgabe der Bergwerke) verliehen, aber bereits 1025 war es dem Kloster Mur-bach gelungen, die zu Unrecht entzogenen Güter und damit auch die Bergrechte vom Basler Bischof zurück zu bekommen (Quellen: Benno Dörflinger, Mitteilungen 2020, u.a.). Durch das Aussterben des Waldecker Geschlechts konnte die Rotenberger dann den-noch genau dieses – eigentlich den Waldeckern vorbehaltene – Territorium übernehmen und so mittelbar auch den Einfluss von St. Blasien wieder reaktivieren. Nicht nur die Schenkung von 1278 unterstreicht diese Arbeitshypothese, sondern auch der damit verbundenen jahrzehntelange Erbstreit mit Fehde zwischen den Herren von Rotenberg und den mehr Basel zugeneigten Röttlern, die vom Erbe der Rotenberger sehr bewusst nicht bedacht und so provozierend ausgeschlossen wurden. Dass am Ende – auch die Rotenberger sterben aus – dann doch noch die Röttler zunächst (auch sie sterben aus) alles gewinnen, zeigt, wie abwechslungsreich die Territorialgeschichte des Kleinen Wiesentals ist. Halten wir fest: die Initiative der Waldecker, ihre Rodungspläne nicht nur weiter nach Norden voranzutragen, sondern sich bei Kastelfelsen auch noch Osten auszudehnen, hatte nicht nur rein landwirtschaftliche oder infrastrukturelle Beweggründe, sondern sicherlich auch ein von Basel gesteuertes bzw. sehr erwünschte Vorhaben, mit einer territorialen Barriere weniger die mögliche Ausdehnung der Rotenberger nach Norden zu unterbinden, sondern vor allem auch dadurch Bergbaurechte zu sichern und mögliche Lagerstätten auszubeuten. Die bereits bestehenden reichen Silberminen im Gebiet des Großen Wiesentals z. B. mit Todtnau sowie die anderen im Betrieb befindlichen breisgauischen Bergwerke des Klosters Murbach ließen in dem Gebiet von Bürchau und Neuenweg ebenfalls reiche Funde vermuten. Funde, die sich zwar im unmittelbaren Raum von Bürchau heute nicht mehr nachweisen lassen, aber in einem Fall eine reiche Fundstätte als konkrete Bestätigung erhielten: mit der Blei-Silbererz-Grube am Neuenweger Spitzkopf. Wobei wir dort einen engen Bezug zur Ringwall-Anlage auf dem Schlossboden sehen mit dem Standort zumindest einer Burgwarte, wenn nicht sogar einer Burg - zur Sicherung der wichtigen Verkehrsverbindung Ost-West einerseits, aber auch zum Schutz und der Verwaltung der reichen Silbermine am Spitzkopf. Im Zusammenhang mit der Erforschung dieser Burganlage wird somit ein völlig neues Licht auch auf die Silbererzsuche im Kleinen Wiesental geworfen, die offensichtlich wesentlich früher als bislang angenommen einsetzte und intensiv betrieben wurde. |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Quelle: Geoportal BW & Grafik Werner Störk © 2020 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Quelle: Geoportal BW & Grafik Werner Störk © 2020 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Quelle: Geoportal BW & Grafik Werner Störk © 2020 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
War die "Ost-Erweiterung" der Herren
von Waldeck u.a. der erste Versuch, einen schnellen und sicheren Zugang zum
Großen Wiesental zu schaffen? |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Dafür mussten die höher gelegenen Bergflanken –
bevorzugt die Ost- und Südhänge (waren im Frühjahr als erste schneefrei) –
gerodet werden. Wer sich heute Luftbilder von Bürchau anschaut, erkennt
die große Rodungsinsel, die genau diesen Himmelsrichtungen folgt. Nur so
konnte eben auch der angestrebte wirtschaftliche Gewinn durch die Urbarmachung
gesichert werden. Die hiesigen Territorialherren als Grundherrschaft standen
ja auch wiederum in einer Pacht-Abgaben-Abhängigkeit ihres Lehens –
es musste etwas „abwerfen“, die hohen Investionskosten gerade
am Anfang einer Rodung mussten sich mit der späteren intensiven landwirtschaftlichen
Nutzung wieder auszahlen – möglichst mit Gewinn. |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Die drei Flurbezeichnungen "Im Kastel" mit dem Standort der Burg und der Kastelhöfe (Raute und Kreis) (Quelle: Geoportal BW) mit eingezeichneter (roter) Gemarkungsgrenze (Grafik Werner Störk). | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Warum wurde diese große Burganlage mit einer 80 Meter langen und hohen Mauer nicht früher entdeckt? Je intensiver wir uns mit dieser Burg beschäftigen, desto öfter haben wir uns genau diese Frage gestellt. Lag es daran, dass die Historiker und Burgenforscher - vergleichbar mit der geographischen Fehleinschätzung der Lage von Gebinbach - einfach in der falschen Richtung suchten? Also entsprechend dem bereits bestehenden Waldecker Rodungsflächen und Siedlungen direkt nach Norden - auf dem Terrain von Raich und Ried, entlang am Burstel und vorbei am Hohenegg? Bestärkt durch die teils großen Gewanne "Im Kastel" auf Rieder Seite samt dem dortigen Kastelhof? Und natürlich alles links, also auf einer eingenordeten Karte westlich der Belchenwiese als "Grenzfluss" des Waldecker Territoriums? Warum sind aber die Gewanne "Im Kastel" auf der rechten und damit östlichen Seite der Wiese nicht aufgefallen oder stärker als Indiz für eine dortige, also rechts der Belchenwiese angelegten Burg bewertet worden? Und auch die Trennung der Siedlung Kastelhöfe keine Nachfrage in Richtung Osten zum Kastelfelsen (Burgfelsen) auslöste? Warum wurden offensichtlich auch nicht die exponierte Spornlage und der Namen des Kastelfelsen – nomen est omen – als Burgfelsen (also Standort einer Burg) erkannt und einmal auf die Möglichkeit hin untersucht? Warum wurde die bis heute noch eindrucksvolle Mauer in ihrer doch z. T. wuchtigen Ausprägung nicht wahrgenommen? Fragen, auf die wir wohl keine Antwort mehr erhalten. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Warum sind Namen Kastelhöfe und Kastel als Siedlungs-
und Flurnamen erhalten geblieben, der Name der Burg aber spurlos verschwunden? |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Flurkarte vom südlichen Bürchau mit Luftbild unterlegt (Quelle: Geoportal BW). | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Flurkarte vom südlichen Bürchau mit Flurnamen "Im Kastel". Quelle: Geoportal BW & Grafik Werner Störk © 2020 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Quelle: Google-Earth | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Der Burstel bei Raich/Ried nahe Hohenegg. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
"Wobei Burstal und Burstal eine
wohl durch sprachliche „Verschleifung“ entstandene Namensform
von Burgstall sind. „Als Burgstall (Singular der Burgstall, Plural
die Burgställe, altertümlich die Burgstähl), auch Burgstelle, Altburgstelle,
wird in der Burgenkunde eine Burg bezeichnet, von der noch weniger erhalten
ist als eine Ruine. Die Fachliteratur kennt zudem den Begriff abgegangene
Burg oder abgekommene Burg, der meist mit der Bezeichnung „Burgstall“
gleichzusetzen ist. Das Wort Burgstall – ‚die Stelle der Burg‘ –
ist mittelalterlichen Ursprungs und bezeichnet ursprünglich schlicht ‚Burg,
Burgberg‘, später speziell ‚kleinere Burg‘. Diese Bedeutung
hielt sich bis in die ersten Jahre des 20. Jahrhunderts. Heute bezeichnet
man mit Burgstall eine nicht fertiggestellte Burgbaustelle oder den Standort,
an dem einst eine Burg stand, deren Mauern heute völlig oder weitgehend
eingeebnet sind. Eine fachliche Definition lautet beispielsweise: Als „Burgstall“
werden abgekommene Sitze bezeichnet, deren Burgstelle dem natürlichen Gelände
angepasst sind, aber durch erhaltene künstliche Bodeneingriffe (Wall, Graben,
Terrassierungen) identifiziert werden können. Viele Burgen, die heute nur
noch als Burgställe erhalten sind, wurden bereits im Mittelalter geschleift
oder dem natürlichen Verfall preisgegeben, manche aber auch erst später,
beispielsweise als Folge der Dachsteuer in Österreich. Flurnamen in Bezug
auf die Befestigung haben sich seitdem meist erhalten, ebenso sind noch
erkennbare ebene Gevierte oder Schutthügel zahlreich vorhanden, da sie burggemäß
meist an eher unzugänglichen Plätzen liegen – wenn nicht, wurden sie
verbreitet als „Steinbruch“ für nahe Bauten genutzt und sind
vollständig abgegangen. Teils sind nur noch erdbauliche Reste wie Gräben
oder Erdwälle oberirdisch erkennbar. Das heißt, dass Burgställe nur noch
als Geländeunebenheiten oder gar nur in Luftbildaufnahmen erkennbar sind.
Heute sind sie zumeist als Bodendenkmal geschützt. Eine Burgruine wird meist
dann als Burgstall bezeichnet, wenn eine Rekonstruktion des Gebäudegrundrisses
und der Funktionen der Gebäude nicht mehr möglich ist. Eine Ruine, bei der
die spärlichen Grundmauern noch eine Rekonstruktion erlauben, wird in der
Fachliteratur meist nicht als bloßer Burgstall gewertet. Als Burg ist hierbei
schon ein befestigter Gebäudekomplex mit Wehrcharakter mit Mauerring und
einem Wohnraum anzusehen. Als „abgegangen“ klassiert man aber
auch Burgen, die gar keine Spuren hinterlassen haben, was etwa für Hang-
oder Spornburgen typisch ist, die völlig von Erosion und Bergsturz abgeräumt
wurden, sowie Burgen, deren historischer Ort gänzlich unbekannt ist. Ein
Gutteil aller nicht mehr erhaltenen Burgen ist aber schlicht in einem jüngeren
Bauwerk, etwa einer frühneuzeitlichen Festung oder einem mittelneuzeitlichen
Schloss, aufgegangen, wo sie noch als Baureste in Form einzelner Trakte
(oft Teile der Kernburg), Gebäude oder Befestigungselemente bestehen oder
die Grundmauern von Neubauten oder gartenbaulichen Terrassen bilden." |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Flurkarte von Fröhnd mit Gewann- und Siedlungsnamen. Quelle: Geoportal BW & Grafik Werner Störk © 2020 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Soweit ein Beitrag zum Grundwissen der Burgenkunde.
Im landeskundlichen Informationssystem Baden-Württemberg (LeoBW) ist über
das Fröhnder Kastel als Wohnplatz zu lesen: „1260
zum Castil, durch die Kienberger, Nachfolger der Herren von Granichen, an
St. Blasien verkauft. An der Engstelle des Wiesentals findet sich auf steilen
Anhöhen beider Ufer der Flurname Burstal (Burgstall), der zusammen mit dem
Ortsnamen auf frühere, sonst nicht bekannte Burgen weist. An der Kasteler
Brücke ist das Rathaus für die gesamte Vogtei Fröhnd erbaut.“ |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
LeoBW fasst zu den historischen Kastelhöfen
auf der Gemarkung Raich zusammen: “Kastelhöfe – Wohnplatz,
Ortsteil – Historisches Ortslexikon, Wirtschaftsgebäude, Gesindewohnungen,
Scheunen, Vieh- und Pferdeställe, Typ: Wohnplatz. Liegt auf Gemarkung: Raich
Ersterwähnung: 1667 Ortsgeschichte, Geschichte: 1667, gehörten zur Hälfte
zur Rieder Vogtei (siehe auch Bürchau)“.
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Warum sind Namen Kastelhöfe und Kastel als Siedlungs-
und Flurnamen erhalten geblieben, der Name der Burg aber nicht? So unsere
Ausgangsfrage. In unserem Fall wäre es zu einfach, anzunehmen, dass man
nach der erfolgreichen Rodungsphase den unmittelbaren Schutz durch
eine Burg nicht mehr brauchte und sich zwischenzeitlich aus den in den Vorburgen
angesiedelten Gebäuden wie auch aus den benachbarten Wirtschaftshöfen kleine „eigenständige“
Siedlungsformen entwickelt hatten. Auch der Hinweis, dass die Burg
nicht aus Stein errichtet wurde, befriedigt nicht wirklich. Möglicherweise wurde
relativ schnell anstelle der
Kernburg ein "steinerner" Meierhof errichtet und hat alle vorhandenen
anderen
Bauspuren - wie z. b. ein steinernes Fundament - unter sich begraben.
War die Zeitspanne, in der die Burg als Burg auch von der Bevölkerung
wahrgenommen werden konnte, einfach zu kurz, um doch noch in die oral
history, also als mündliche Überlieferung mit Mythen und
Legenden und Sagen einzugehen? Was wir jedoch für eine mögliche Variante
ansehen: das Interesse der Territorialherren, sprich in diesem Fall der
Herren von Rötteln als Nachfolger, hat sich dem "Neuen Weg", also
Neuenweg zugewandt: wesentlich "lukrativer" durch sein Silberbergwerk
und die neue, sehr wichtige Verkehrsverbindung in West- und
Ost-Richtung (vergleiche: Schlossboden Neuenweg). Auch die kriegerische Zerstörung der
Burg ist für uns keine Option. Ebenso wenig eine Zerstörung durch das Erdbeben von 1356. |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Quelle: Geoportal BW & Grafik Werner Störk © 2020 (nach Dr. Albrecht Schlageter) | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Die Konfrontations- und Konkurrenzsituation zwischen den Herren von Waldeck (rot), den Herren von Kaltenbach (blau) und den Herren von Wart (grün) – und den jeweikligen Krichen (Rauten) entprechend der Zeichung von Dr. Schlageter, Seite 54 in: Quelle: Albrecht Schlageter: Rund um den Belchen. Beitrag zur Siedlungsgeschichte der Täler im Umkreis des Berges (Münstertal, Großes und Kleines Wiesental), in: Das Markgräflerland, Jg. 1988, H. 1, S. 46. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Doch zurück zur Burg und dem verloren gegangen Namen!
Nach gründlichem Studium der "benachbarten" sowie familiären Herrschaftsverhältnisse
und deren
Rangfolge inklusive den weltlichen und vor allem klerikalen Verbindungen,
Verflechtungen und persönlichen Beziehungen sehen wir dort die Gründe dafür,
dass diese ursprüngliche Burganlage wohl schon so früh ihren Namen „verloren“
hat und damit auch nicht in das kollektive Gedächtnis der oral history,
also der mündlichen Überlieferung gelangen konnte. Dass sie aber als relativ
große und für die Rodungsphase im Kleinen Wiesental „systemrelevante“
Burg auch im urkundlichen Bereich nicht auftaucht, werten wir ebenfalls
als ein Indiz dafür, dass es mit den Nachfolgern der ursprünglichen Besitzer
Streitigkeiten um das Erbe und damit auch eine nachdrückliche Veränderung
der Interessenslage an und für diese Burg gegeben hat. |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Wir verweisen aus grundsätzlichen Überlegungen hier
auf zusätzliche Quellen, die wir als Grundlektüre zur besseren Einschätzung
der familiären und herrschaftlichen Verflechtungen und den damit einhergehenden
sehr unterschiedlichen politischen Lagerbildungen, Territorialansprüchen,
Privilegien und Erbmassen empfehlen: |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
https://de.wikipedia.org/wiki/R%C3%B6tteln_(Adelsgeschlecht) https://de.wikipedia.org/wiki/Burgruine_Rotenburg
https://de.wikipedia.org/wiki/Waldeck_(Adelsgeschlecht,_Schwarzwald) https://de.wikipedia.org/wiki/Kloster_St._Blasien_(Schwarzwald)
https://de.wikipedia.org/wiki/Bistum_Basel
https://de.wikipedia.org/wiki/Kaltenbach_(Adelsgeschlecht) https://www.alemannische-seiten.de/deutschland/kleines-wiesental_sallneck.php https://de.wikipedia.org/wiki/Wiesental
https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/019795/2013-08-23/ https://de.wikipedia.org/wiki/Freiherren_von_Wart
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Klaus Schubring: Tegernau, das Kleine Wiesental und
das Obere Wiesental vor 900 Jahren. In: Das Markgräflerland, Band 2014,
S. 7–22 Klaus Schubring: Die endgültige Erschließung des Kleinen Wiesentals. In: Das Markgräflerland, Band 2015, S. 49–63.
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Was spricht für die Herren von Waldeck?
Einerseits
die konsequente Fortführung ihrer Süd-Nord-Rodungsrichtung über Raich und
Ried nach Norden hinaus. Andererseits aber auch die Neuorientierung südlich
von Bürchau (das es so noch nicht gibt) in Richtung Osten, um dort das landwirtschaftlich
besser nutzbare (Getreideanbau) Gelände zu erschließen. |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Quelle:
https://mittelalter.fandom.com/de/wiki/Bauern?file=Agricultur_calendar_Crescenz_1306.jpg:
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Historische Darstellung bäuerlicher Tätigkeiten um 1300 (Mitte, links: Adliger mit Falke) | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
„Das Leben
der Bauern war gekennzeichnet durch harte Arbeit und ständige
Existenzangst. Die Frondienste für die Grundherren mussten unabhängig
vom Erfolg der Ernte geleistet werden. So konnte eine schlechte Ernte,
z.B. aufgrund eines Naturereignisses, die Einkünfte einer Bauernfamilie
unter das Existenzminimum sinken lassen. Im Frühmittelalter war die
Anzahl der freien Bauern noch relativ hoch. Dies änderte sich jedoch
durch das politische, soziale und wirtschaftliche System des Feudalismus
mit seiner Erscheinungsform der Grundherrschaft, die die Bauern
unmittelbar betraf. Die ehemals freien Bauern gerieten in Abhängigkeit
und waren nun entweder Hörige der Grundherren oder Leibeigene und somit
unfrei. Ihre Pflichten überstiegen ihre Rechte um ein Vielfaches, was
für die Grundherren in genau umgekehrter Folge galt. Die leibeigenen
Bauern waren in ihrer persönlichen Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Zu
ihren Pflichten zählten Abgaben an den Gutsherren in Form eines Anteils
ihrer erwirtschafteten Erträge sowie Frondienste. Auseinandersetzungen
mit dem Grundherrn wurden nicht vor Gericht ausgetragen, sondern vom
Grundherrn in eigener Sache entschieden, da dieser auch die
Gerichtsbarkeit über seine Untertanen innehatte. Dieser Umstand lässt
wenig Raum für Spekulationen bezüglich des Ausgangs solcher Verfahren.
Im Gegenzug hatte der Gutsherr den Bauern Schirm und Schutz zu bieten.
Es war seine Pflicht, sie vor kriegerischen Überfällen zu schützen und
ihnen in unverschuldeten Notlagen wie im Krankheitsfall zu helfen.“
Quelle: https://mittelalter.fandom.com/de/wiki/Bauern |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
"Intensivierung der landwirtschaftlichen
Produktion seit dem 11. Jahrhundert |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Quelle: https://online-lernen.levrai.de/-geschichte_-uebungen/-mittelalter/04_arbeiten_im_fruehmittelater_uebung.htm: "Arbeiten auf einem Bauernhof im Frühmittelalter: Der Arbeitstag begann bei Sonnen-aufgang gegen 4 Uhr und endete meist erst bei Sonnenuntergang. Die zwei Haupt-mahlzeiten des Tages bestanden hauptsächlich aus Getreidebrei, aber auch Brot oder dünnen Suppen. Früchte der Jahreszeit und Wild ergänzten die Nahrung. Männer leisteten die schwere Arbeit auf den Feldern und sie versorgten das Großvieh. Die Geräte wie der Hakenpflug waren noch sehr einfach. Die Männer bauten Häuser, Scheunen und fällten Bäume für Baumaterial und Brennholz. Frauen hatten auf dem mittelalterlichen Bauernhof vielfältige Aufgaben zu erledigen. Sie bereiteten das Essen, versorgten die Kinder, wuschen die Wäsche und verarbeiteten Milch zu Käse. Auch das Spinnen und Weben sowie Gartenarbeiten gehörten zu den Aufgaben der Bauersfrau. Kinder mussten auf dem Bauernhof früh mithelfen. Viele Kinder starben schon im ersten Lebensjahr. Nur etwa jedes dritte Kind erreichte ein jugendliches Alter. Zum Spielen blieb für die Kinder eigentlich nur der Sonntag.“. |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Einen anderen, etwas "späteren"
Einblick in die hand- und Fuhrfron spiegelt dieser Textauszug:
"1397 wurde urkundlich auch im Schwarzwald von
anderhalb meny und
zwo menina vermerkt, was
deutlich macht, dass man die
meny an der Anzahl der eingespannten Zugtiere bemaß.14)
Wobei eine ganze Mene
ein Gespann mit sechs Pferden oder Ochsen umfasste und eine
halbe Mene eine
Gespanneinheit von
3 – 4 Zugtieren. Gerade beim Bau eines Bauernhofes wurde die
Arbeit des Holztransports wichtig: Denn dabei mussten bis 1000 Festmeter
Holz bzw. bis zu 800 Stämme, bei den relativ großen Menehöfen sicherlich
weit aus mehr, von den Einschlagstellen bis zur Baustelle transportiert
werden.15) Bei einer Transportkapazität von durchschnittlich
5 – 6 Stämmen bedeutet dies bis zu 160 Fuhr. Mit dem
Mentag umschrieb man den Frondienst mit der
Mene – also dem Gespann
–der einen ganzen Tag beinhaltete, wobei mit dem Menacker der Umfang
eines Grundstückes gemeint war, der innerhalb eines Tages, also dem
Mentag bearbeitet werden
konnte. Somit wurde der
Menacker auch zum Ackermaß und umfasste ca. 2,5 bis 3 Hektar
(Mentaggut, Mentagland). Mit dem
Menegeld und dem
Menpfennig sowie dem
Menehafer bzw. der Mengarbe konnte sich nur der reiche Bauer mit
Geld bzw. Getreide von der Fron loskaufen und so Ersatz für den nicht
geleisteten Dienst anbieten. Das
Menebrot dagegen war die
Brotspende des Menebauern zum Auftakt des Ackerfahrens an Bedürftige,
insbesondere Kinder im Ort, die dafür Gebete zugunsten des Spenders
verrichteten. Um überall problemlos
menen zu können, mussten die Hage und Zäune immer eine
ausreichende Lücke in der Einfriedung von Grundstücken als Durchgang für
die Fuhrwerke aufweisen, das
Menloch. Dies war auf Grund der rechtlichen Wegesituation im
Mittelalter wie aber auch in der frühen Neuzeit dringend geboten und
durch die Dorfgenossenschaften abgesichert. |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Quelle. Google Earth & Grafik Werner Störk © 2020, | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Simulationsversuch, die erste Rodungsphase der Herren von Waldeck nachzuempfinden. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
„Das
zweite, wesentlich häufigere Prinzip bestand darin, dass die jeweiligen
Rodungsherren in größerer oder kleinerer Entfernung von ihrem
ursprünglichen Familiengut Kolonisationsland erschlossen und durch die
Verlegung ihres Wohnsitzes auf eine neu errichtete Burg inmitten dieser
Rodungsherrschaft eine Schwerpunktverschiebung innerhalb ihrer
Familiengüter bewirkten.“ Quelle: Werner Meyer:
„Rodung. Burg und Herrschaft, ein
burgenkundlicher Beitrag zur mittelalterlichen Siedlungsgeschichte“.
In: Burgen aus Holz und Stein, Burgenkundliches Kolloquium in Basel
1977, Ölten u. Freiburg/Br. 1979. SBKAM, Bd. 5, S. 43-80 |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Auch wenn Werner Meyer hier vor allem die Burgenwelt der nahen Schweiz bespricht, gelten diese Prinzipien ganz sicher auch für die Entstehung der Rodungsburgen in unserem Bereich. Deshalb hier nochmals die obige Textpassage in größerem Zusammenhang: | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
„Wie im Verlaufe dieser Ausführungen gezeigt werden soll, verfügte der
Burgherr in seinem Rodungsgebiet nicht
nur über die wirtschaftliche Nutzung des Bodens, sondern er übte
innerhalb des Novallandes auch
herrschaftliche Rechte aus, wobei sich der Anspruch auf derartige
Befugnisse offenbar aus der Kolonisationstätigkeit ableitete.
Kolonisationsland bildete somit einen
differenzierten Komplex aus Grund und Boden, Nutzungsrechten und
obrigkeitlichen Funktionen, für den wir die Sammelbezeichnung
Rodungsherrschaft vorschlagen möchten.
Ebenso statthaft und sinnvoll dürfte es sein, für Burganlagen, die im
Zusammenhang mit Kolonisationsarbeiten
entstanden sind und sich auf Novalland
(redaktionelle Anmerkung: Novalland (ein Gebiet von teils
bereits neu erschlossenem und teils für die Rodung vorgesehenes Land) In
diesem Zusammenhang verweist das Grimmsche Wörterbuch auch auf den
Begriff der Waldmarkung bzw. Waldmark sowie Waldmarkzehnt.
„Waldmarkzehnte, m.: der von solchen umgerodeten Waldungen zu
entrichtende Zehnte wurde daher Waldmarkzehnte, und das Novalland selbst
Markfeld genannt. (Landrecht von Erbach 373.) G. v. Maurer Fronhöfe 3,
211.und novale gleich Brachland |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Wenn wir alle uns erreichbaren Unterlagen über die
anderen bekannten Burgen im Kleinen Wiesental auswerten – von denen
einige nur „annahmeweise“ Namen und historisch
spekulative Standortzuweisungen erhalten haben – und wenn wir auch die
Größen und Strukturen der unterschiedlichen Burgen betrachten, dann
würde unsere Wahl eindeutig auf
Neu-Waldeck fallen. Wie
schon gesagt: „würde“ – Möglichkeitsform und keine Tatsachenbehauptung.
Allerdings mit einigen gewichtigen Indizien „auf der Rückhand". |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Standort der Neu-Waldeck südlich von Tegernau (Quelle: https://opentopomap.org/#map=14/47.73629/7.81677). | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Standort der Neu-Waldeck südlich von Tegernau (Quelle: Google Earth) | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Dreh- und Angelpunkt für Handel, Kreuzungspunkt der wichtigsten Verkehrswege, Ausgangspunkt für Rodungsprojekte und zentraler Punkt der Infrastruktur: Tegernau (Quelle: Google) | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Ein Burgherr, der aber nur eine von vier möglichen
Kontrollchancen wahrnimmt, würde seine eigene Machtposition sehr nachhaltig
schwächen. Vor allem dadurch, dass er die Kontrolle über das wichtigste „Drehkreuz“
von Verkehr und Handel, nämlich den Verkehrsknoten- und Kreuzungspunkt Tegernau –
mit West-Ost und Süd-Nord Zuwegungen und Abzweigungen der Handelswege –
also d e m Dreh- und Angelpunkt für den Handel - mit dieser Standortwahl aufgibt. |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Die topographische Karte zeigt die Rodungsinseln im Kleinen und Großen Wiesental (Quelle: https://opentopomap.org/#map=14/47.73629/7.81677). | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Die Rodungsinsel Bürchau (Quelle Google Earth mit Daten) | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Die Rodungsinsel Bürchau (Quelle: https://opentopomap.org/#map=14/47.73629/7.81677) mit dem Ortsteil Rütte (Kreis) | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Die Rodungsinsel Bürchau mit dem Ortsteil Rütte (roter Kreis) und Sonnhalde (schwarzer Kreis).(Quelle: Geoportal BW) sowie Kastelhöfe (Pfeil). | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Die Rodungsinsel Bürchau mit dem Ortsteil Rütte (rot) und Sonnhalde (gelb.(Quelle: Geoportal BW) sowie Kastelhöfe (Pfeil). | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Wie muss man sich die damalige Rodung rund um Bürchau
vorstellen? |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
„Der erste Schritt zur Urbarmachung von Land
bestand deshalb seit der Landnahmezeit in Mitteleuropa in der Rodung eines
Waldgebietes und der Anlage einer Siedlung, in deren Peripherie sich Agrarflächen
befanden. Zum Weiden wurden Tiere in den Wald getrieben. Bei einer manuellen
Rodung werden die Bäume mit Äxten oder Sägen gefällt und die Stümpfe zum
Beispiel mit einer Hacke („Reuthaue“) abgetragen, manchmal auch
mit Hilfe von Tieren (z. B. Ochsen) ausgerissen. Bei der Brandrodung wird
zumeist das Abschneiden und Abbrennen der Vegetation kombiniert. Zur Benennung
merkt ein Biologie-Lexikon an, der Wortbestandteil Rodung sei irreführend,
da die Wurzelstöcke im Boden belassen werden. Der Ausdruck Schwenden bezeichnet
zumeist eine historische Methode der Landgewinnung. Beim Schwenden wurde
der Baumbestand oft zunächst durch Ringelung ausgetrocknet. Unterholz und
Gestrüpp wurden entfernt, ebenso Äste und immer wieder die neu entstehenden
Triebe (Schneitelung). Nach dem Verdorren des Baums gab es folgende Möglichkeiten:
Abbrennen: Die ausgetrockneten Bäume werden gezielt verbrannt, um landwirtschaftliches
Nutzland zu gewinnen. Die Brandreste sorgen für hochwertigen, gedüngten
Boden. Laut dem Großen Konversations-Lexikon von Meyers (1905–1909)
fielen die geschädigten Bäume ohne weiteres Zutun irgendwann um. Mechanisches
Fällen der Bäume, um anschließend auf der Fläche – um die Stubben*)
herum – Feldbau zu betreiben. Beim Schwenden entfiel die aufwendige
Entfernung des Wurzelwerks. Ein weiterer Vorteil war die geringere Erosionsgefahr
der so gerodeten Flächen, besonders in abschüssigen Lagen, da die Wurzeln
das Erdreich festhielten. Ein Hackbau war zwischen den Baumstumpf möglich.
Für den Pflugfeldbau war die Methode aber ungeeignet, besonders wegen des
hohen Gewichtes der nicht leicht umzusetzenden Pflüge.“ |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
*) Stubben: „Ein Baumstumpf (auch Strunk,
Stubben, Stumpen, Stuken, Stucken, Wurzelstock, süddeutsch Knorz), forstlich
Stockholz oder Erdstammblock, ist das Überbleibsel eines Baumes, das nach
der Baumfällung vorläufig am Hiebort verbleibt und aus dem Erdreich ragt.
Ein Baumstumpf verbleibt ebenso nach dem Bruch eines abgestorbenen Baumes
(Baumleiche) oder bei Windbruch. Ein Wurzelstock besteht aus: Wurzelholz:
der gesamte unterirdische Teil des Baumes. Stubbenholz, Strunkholz im eigentlichen
Sinne: das verbliebene oberirdische Stammstück“. |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
„Im frühen Mittelalter begann die dauerhafte
Kolonisation und Besiedlung des Schwarzwaldes in historischer Zeit von seinen
Rändern her. Dabei spielte die Brand-rodung eine bedeutende Rolle. Im Laufe
der Zeit etablierten sich unterschiedliche Landbaumethoden, bei denen der
regelmäßige flächige Feuereinsatz in der Landschaft ein fester Bestandteil
der jeweiligen Wirtschaftsweise darstellte. Diese werden alle unter dem
Begriff der Reutbergwirtschaft zusammengefasst. Beim Weidbrennen und bei
der Reutweidewirtschaft steht die Viehhaltung und Beweidung im Vordergrund,
während bei der Reutwaldwirtschaft die Schwerpunkte eher auf dem Ackerbau
und der Niederwaldbewirtschaftung liegen. Dabei spielte sicherlich neben
Axt und Viehmaul*) das Feuer zur Rodung und Urbarmachung eine bedeutende
Rolle. Hinweis darauf geben die ganzen Rode- und Brand-Suffixe in Orts-
und Flurnamen wie beispielsweise -schwand, -schwanden, -schwend, -brand,
-reuten, -rütte (Menzenschwand, Ottoschwanden, Geschwend, Brandeck, Brandenberg,
Rütte, Rüttenberg). Diese Namen zeugen heute noch von der Nutzung des Feuers
im Rahmen der Rodung und Urbarmachung des Schwarzwaldes. Über den tatsächlichen
Umfang der mittelalterlichen Brandrodung lassen sich nur Vermutungen anstellen,
da keine gesicherten Quellen darüber existieren. Doch es kann davon ausgegangen
werden, dass diese Art der Kulturlandgewinnung sehr bedeutsam, wenn nicht
die bedeutendste Rodungsart war.“ |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
*) Ein Schäkel (Malotte, umgangssprachlich auch Kuhmaul/Viehmaul oder Schäkel-haken)
ist ein U-förmiger, mit einem Schraub- oder Steckbolzen verschließbarer
Bügel zum Verbinden zweier Teile. Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Sch%C3%A4kel |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Kastelhöfe – ein einzigartiger Siedlungsname
in ganz Baden-Württemberg! |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Abschließend tauchen wir wieder in jene Montangeschichte
des Kleinen Wiesentals ein, dem wir uns bereits schon seit mehreren Monaten
intensiv widmen. Da nun das neue „Burgen-Fass“ andere Prioritäten
abforderte, war es umso spannender, auch bei der Erforschung der frühmittelalterlichen
Burganlage plötzlich auf Silber zu stoßen. Jenes Edelerz, das uns schon
länger beschäftigt – sei es im Zusammenhang mit dem Schlossboden
in Neuenweg, der Wüstung Steinihöff und vor allem mit der Blei-Silber-Erzgrube
am Spitzkopf – alle drei Themen wurden von uns ausführlich
im Netz dar-gestellt und dokumentiert: |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
http://www.minifossi.pcom.de/Schlossboden-Neuenweg-Schanzen-Burgen-0.html http://www.minifossi.pcom.de/Wuestung-wuestgefallene-Siedlung-Hof-Steinehof-Steinihoff-Neuenweg-Bergbau-Spitzkopf-Kleines-Wiesental-Suedschwarzwald.html |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Haben die Bürchauer "Silberecken" etwas mit
der Burg zu tun? 1 |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Quelle: https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/bild_zoom/zoom.php?bestand=14213&id=3462009&screenbreite=1680&screenhoehe=1010 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
"Topographischer Plan von dem Elbenschwand und Bürchauer Bann", [Quelle: Generallandesarchiv Karlsruhe] Grafik Werner Störk Copyright 2020 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Auf der nicht eingenordeten Karte die beiden Flurnamen Silbereck - jeweils im freien - gerodeten- und bewirtschafteten Gelände | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Die Indizien, die wir jetzt im Rahmen unserer Burgenforschung
gesammelt haben, weisen auf einen wesentlich früheren Bergbau, zumindest
auf eine schon sehr frühe Suche nach Silber hin. So wurden bereits –
ausgelöst durch das von König Konrad II. (990 - 1039) wie später auch durch
Konrad III. (1093–1174)
an das (Fürst-)Bistum Basel vergebene Privileg, eigene Münzen zu prägen
und selbst nach Erzen zu suchen, auch im südlichen Schwarzwald mögliche
Lagerstätten erkundet. Durch die intensiven Verbindungen zwischen den Herren
von Waldeck und dem (Fürst-)Bistum Basel – insbesondere mit Oertlieb von Frohburg,
(Fürst-)Bischof von Basel*) (1137–1164), der auch persönlicher und langjähriger
Berater und Kreuzzug-Begleiter der staufischen Herren Konrad und Friedrich
Barbarossa war – schließen wir nicht aus, dass auf diesem Wege der
nachhaltige Impuls kam, die Rodungsarbeiten zu nutzen, um parallel dazu
auch nach Silber zu suchen. Die Erschließung großer, bislang nicht erkundeter
Waldflächen war ideal für die ausgeschickten Prospektoren. Der Südschwarzwald
mit seinen Ressourcen wurde so Gegenstand geplanter Bewirtschaftung, Erkundung,
Besiedlung und Ausbeutung. |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
*) Wobei wir uns noch einen kleinen Einschub im Zusammenhang
mit dem Bistum Basel erlauben, um dessen tatsächliche klerikale, aber vor
allem auch auf die für damaligen gesellschaftlichen Verhältnisse global-politische
Bedeutung hinzuweisen. |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
„Bischof
Adalbero II. († 12. Mai 1025 in Basel) war zu Beginn des 11.
Jahrhunderts Bischof in Basel. Adalbero war der
erste Bischof in Basel, der – während seiner gesamten Amtszeit
(999–1025) – Münzen prägte und damit über ein wichtiges herrscherisches
Privileg verfügte. Die Vergabe der Abtei Moutier-Grandval im
Jahre 999 durch König Rudolf III. von Burgund an Adalbero II. bezeichnet
auch die Geburtsstunde des späteren Fürstbistums Basel mit seinen
umfangreichen Ländereien. Die Geschichtsbücher erwähnen Adalbero II. erstmals im Jahr 999 als unter
ihm die königlichen Münzrechte an den Bischofsstuhl überging.
Seine Lebensdaten sind nicht näher bekannt. Zahlreiche Prägungen aus
dieser Zeit tragen jedoch seinen Namen. Unter Adalbero II. entstand auch
der Bau der dreischiffigen Kathedrale des heutigen Basler Münsters, seit
dem 20. Jahrhundert meist „Heinrichsmünster“, seltener „Adalbero-Dom“
genannt. Adalbero II. war Stadtherr in Basel und Vertreter des Kaisers.
Am 11. Oktober 1019 weihte er in Gegenwart von Kaiser Heinrich II. das
während seiner Amtszeit neu erbaute Basler Münster ein. Adalbero II.
verstarb 1025 knapp ein Jahr nach seinem Freund und Gönner Kaiser
Heinrich II. Nach seinem Tod setzte König Konrad II. den Bischof Ulrich
II. als einen Mann seiner Gunst als Bischof von Basel ein. Adalbero II.
wurde in der hinteren Krypta des Basler Münsters beigesetzt.“
Quelle:
https://de.wikipedia.org/wiki/Adalbero_II._(Basel)
„Ortlieb
von Frohburg
(* vor 1136; † 18. August 1164) war von 1137 bis zu seiner
Resignation wahrscheinlich nach dem 15. März 1164 Bischof von Basel.
Ortlieb von Frohburg war vermutlich ein Sohn des Grafen Ludwig I. von
Frohburg (erwähnt von 1098 bis 1114). Er selbst ist für 1136 erstmals
als Domherr von Basel bezeugt. Im Jahr darauf wurde er zum Bischof von
Basel gewählt und am 18. März 1139 als solcher bezeugt.
1139 nahm er am Zweiten Laterankonzil und am
Reichstag in Strassburg teil. Bischof Ortlieb beteiligte sich stark an
der Reichspolitik und hielt sich oft am Hofe von König Konrad III. auf,
den er von 1147 bis 1149 auf den Zweiten Kreuzzug begleitete.
Nach der Rückkehr aus dem Heiligen Land setzte ihn der König 1150/1151
als seinen Legaten (Statthalter) in Italien ein. Dorthin begleitet er
1154/1155 auch dessen Nachfolger Friedrich I.
Barbarossa zur Kaiserkrönung. Ein drittes Mal, von 1160 bis 1162,
befand er sich wiederum während eines Italienzuges im kaiserlichen
Gefolge. Als Basler Bischof förderte er die Klostergründungen von
Lützel, Bellelay, Schönthal (von Verwandten aus seiner Familie vor 1146
gegründet) und Feldbach. Wahrscheinlich nach dem 15. März 1164 legte er
sein Amt nieder. Zum Nachfolger wurde sein Verwandter Ludwig II. von
Frohburg gewählt. Ortlieb starb am 18. August 1164 in Italien und wurde
im Münster von Basel bestattet. Quelle:
https://de.wikipedia.org/wiki/Ortlieb_von_Frohburg |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Frühe Verbindungen zwischen den
(Fürst-) Bischöfen von Basel und dem Kloster St. Blasien:
„Rudolf
von Homburg (erstmals erwähnt
1097; † 9./10. November 1122) war Bischof in Basel. Rudolf stammte aus
der Familie der Grafen von Thierstein. Ab 1097 wirkte er als Dompropst
des Basler Domkapitels. 1107 wurde er Bischof von Basel. Ab 1114 war er
zudem Propst am Zürcher Grossmünster. Er bemühte sich erfolgreich um die
Stärkung der Rechte der Bischöfe über das Kloster St. Blasien im
Schwarzwald und beteiligte sich aktiv am Bau
der Kirche St. Leonhard in Basel, deren Weihe er 1118 vornahm.
Adalbero III.
(† 16. Oktober 1137 in Arezzo,
Italien, bestattet im Basler Münster) war 1134 bis 1137 Bischof in
Basel. Die Geschichtsbücher erwähnen Adalbero III. erstmals im Jahr
1130 als er noch Benediktinermönch und Prior im heutigen Kloster
St. Blasien im Schwarzwald war. 1131 wurde
er Abt von Prüm. Ende 1133 wurde er zusätzlich zum Bischof von Basel
gewählt und 1134 geweiht. 1135 erhob er die Pfarrkirche St. Leonhard in
Basel zum regulierten Chorherrenstift. Das Basler Erdbeben von 1356
zerstörte einen Grossteil der Leonhardkirche und die Klostergebäude,
zahlreiche Dokumente gingen verloren.“ |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Quelle: Geologische Karte Baden-Württemberg 1:25.000, Blatt 8212, Malsburg-Marzell, Copyright Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau (LGRB) im Regierungspräsidium Freiburg - Abt. 9 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Ausschnitt aus der geologischen Karte
Baden-Württemberg 1:25.000, Blatt 8212, Malsburg-Marzell mit dem Erzgang
vom Spitzkopf (gelber Kreis) - die geologisch-mineralogische
Zusammensetzung der Ostseite von Bürchau weist auf die Parallelen des
geologisch-mineralogischen Situation am Spitzkopf hin und damit auch auf
die Möglichkeit, dass es dort ebenfalls Silbervorkommen geben könnte. Wir
untersuchen derzeit das gesamte Gelände von Bürchau..Wir sehen in der Häufung vom „Silber“-Flurnamen –
ausschließlich auf der östlichen Seite von Bürchau, also dem damaligen Rodungsgebiet –
einen wichtigen Hinweis darauf, dass es sich dabei um die aus der mündlichen
Überlieferung tradierte Erinnerung an jene ersten Schürfversuche auf das
Edelmetall handeln könnte. Auch mit Blick auf die Silbergrube am Spitzkopf
südlich von Neuenweg gehen wir zwischenzeitlich von einer deutlich früheren
Bergbau aus, als bislang in der Fachwelt angenommen. |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Quelle: Kombination Sat + LiDAR Geoportal BW © 2020 & Werner Störk
Grafik © 2020 |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Rekonstruktionsversuch: Legende: Die Grafik zeigt zwei denkbare Szenarien. Einmal eine kleinere Burganlage (schwarz) mit den verschiedenen Zugängen und anthropogenen wie auch natürlichen Fortifikationselementen sowie eine größere Burganlage (gelb), der wir den Vorzug geben, da alle Befunde (Kernburg weiß) auf einen solchen Ausbau hinweisen. Mit orange markiert die Zuwegungen und Verbindungen der von uns so bezeichneten Burgwarte. Beide zusammen - Burg und Burgwarte - erfüllten alle Funktionen, die an eine solche Anlage gestellt wurden und dem optimalem Schutz und der Sicherheit dienten. Gleichzeitig bilden beide Objekte - Burg und Burgwarte - mit den jeweiligen links- und rechtsseitig der Belchenwiese errichteten Zentren die Basis für die Rodungsaktivitäten in Richtung Osten und Norden. Aber auch die Möglichkeit einer Talsperre. Wohl erst mit den Herren von Rotenberg erfolgt dann auch die Gründung von Bürchau als Siedlung in der Birkenaue. Beide Areale decken sich flächenmäßig nach Norden und Süden (weißes Rechteck) und gewährleisten so die Kontrolle des gesamten Talbodens und aller - vor allem der westlichen und südlichen - Zugangswege. Blau markiert: großer westlicher Abschnittsgraben und östlicher Halsgraben sowie große West- und Nordsicherung außen. Kontroll- und Durchlasspunkte (Rauten). | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Direktlink zum Photoarchiv Halsgraben und Abschnittsgraben |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Quelle: Kombination Sat + LiDAR Geoportal BW © 2020 & Werner Störk
Grafik © 2020 |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Rekonstruktionsversuch: Die landwirtschaftlichen Nutzzonen der Burg im Zusammenspiel mit den Fortifikationselementen: Die für die große Nutztierhaltung (Ochsen, Maultiere/Esel; Pferde, Kühe, Kälber) standen geschützte und mit Zäumen parzellierte Flächen im nördlichen und südlichen Außenbereich zur Verfügung. Wobei die Anzahl der Ochsen die der der Pferde um den Faktor 10 übertraf. Insbesondere als Helfer bei den schweren Rodungsarbeiten. Pferde hielt man überwiegend nur für die Herrschaft zum Reiten bzw. für Turniere und im Kriegsfall. Maultiere/Esel waren unersetzliche Helfer als Tragtiere für Werkzeuge, Wasserfässer oder Nahrungsmittel. Die Kleintierhaltung fand in unmittelbarer Nachbarschaft bzw. auf dem Areal der Vorburg ihren Platz, für Gänse und Enten waren die Kastelhöfe der ideale Ort in der Nähe der Belchenwiese. Für die Nutzung als Gartenareal wurden kleine Parzellen ebenfalls im Bereich der Vorburg angelegt. Alle Zuwegungen waren gleichzeitig fortifiziert, um im Bedrohungs- oder Belagerungsfall einerseits die Versorgung der Tiere zu gewährleisten, andererseits waren die mit Zäunen angrenzenden Weideflächen auch Annäherungshindernisse, die bewusst in die Abschnittsverteidigung eingeplant waren. Zusammen mit den Kastelhöfen, aber auch ohne sie, war die Burg zumindest zeitweise dann relativ autark. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Quelle: Kombination Sat + LiDAR Geoportal BW © 2020 & Werner Störk Grafik © 2020 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Rekonstruktionsversuch:
Das Zusammenspiel der drei tragenden Strukturelemente: die Burg, die
Burgwarte und die Kastelhöfe mit Mühle und mit ihren jeweils nahen Bewirtschaftungs- und Rodungsräumen inkl. Zuwegungen. |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Quelle: Kombination Sat + LiDAR Geoportal BW © 2020 & Werner Störk Grafik © 2020 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Rekonstruktionsversuch: Gesamtübersicht: Die Zugangsebenen zur Burganlage laufen über die Brückenverbindung über das Hollbachtal sowie über die vom Norden herführenden Wegstrecke für Gespanne, die vor Betreten bzw. Befahren des inneren Bereiches einen Kontrollpunkt passieren (rote Raute). Nur auf diesem Wege kann man die Vorburg unmittelbar erreichen. Der direkte Zugang zur Kernburg ist nur über einen schmalen Pfad und eine Brücke möglich, die wiederum eingebunden ist in mehrere Fortifikationslinien (rot), welche in den jeweiligen Bereichen die Abschnittsverteidigung von außen nach innen gewährleisten - mit der Kernburg als letztes Verteidigungselement. Die Kastelhöfe (grün) mit Mühle und die Burgwarte mit ihrem Ringwall. Im Süden führt der Zugang zur Burg über eine Brücke bzw. durch ein Furt. Die geschützten Innenflächen für die Bewirtschaftung sind hellgrün markiert, die Vorburg ist weiß gekennzeichnet. Die Kernburg, getrennt durch einen massiven Abschnittsgraben (hellblau), ist schwarz gerahmt mit Zugang von der Ostseite mit Halsgraben (hellblau) über eine Brücke. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Weitere Bilder und Informationen erhalten Sie auf den fünf Webseiten unseres Photo-Archivs: | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Zurück zur Titelseite |