Sonderseiten
im Rahmen der
WEA-Windpark-Diskussion Zeller Blauen
- Neuenweg |
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Naturbedingte
und anthropogene Faktoren |
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Von der Naturlandschaft
zur Kulturlandschaft |
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Historische Sicht auf das Biosphärengebiet
Schwarzwald mit Schwerpunkt Südschwarzwald und seinem Wandel im
Laufe der Zeit |
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Luftbild Erich
Meyer ©
Archiv &
Sammlung Werner Störk
© 2020
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Da mich gerade in den letzten Tagen mehrere
Anfragen erreichten, wie es denn mit dem Schwarzwald und seinem
Wandel wirklich war und ob „der Schwarzwald im Mittel-alter
schon mehrfach fast komplett abgeholzt“ wurde, habe ich
hier einige Gedanken niedergelegt...
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Wenn 2001 die radikalislamischen Taliban Buddha-Statuen
im afghanischen Bamijan zerstören oder wenn 2020 Trump dem Iran
droht, Kulturgüter – darunter 22 Stätten des UNESCO-Weltkulturerbes –
zu vernichten, dann löst dies zurecht weltweite Entrüstung aus.
Die gezielte Vernichtung kulturellen Erbes gehört schon lange zur
taktischen Kriegsführung und wird völkerrechtlich deshalb auch als
Kriegsverbrechen gebrandmarkt.
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Wenn der brasilianische Regenwald großflächig
vernichtet und in Indonesien die dortigen Waldbestände für ausgedehnten
Ölpalmen-Plantagen (u.a. für grünen Bio-Sprit) geopfert werden,
dann ist die globale Entrüstung angesichts der Dimensionen immer
sehr groß und sehr heftig.
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Währenddessen der alltägliche, kleine, nicht
auf den ersten Blick erkennbare, aber allgegenwärtige und unwiederbringliche
Verlust direkt vor unserer Haustüre gerne „übersehen“
und nicht wahrgenommen wird. Dies gilt für das stille Artensterben
genauso wie das alltägliche Verfallen und Verschwinden von Kulturgut –
z. B. auch von Bodendenkmälern. Ein „Ort, an dem Kulturdenkmale
verfallen, ist wie ein Mensch, der sein Gedächtnis verliert“
so Anne-Sophie Mutter.
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Wir nutzen heute in unserer Region die einstigen,
stets exponierten Standorte der defensiven Wehranlagen bereits wieder
als neue multifunktionale und multiepochale Funktionsträger –
so wurden auf den historischen Erdwerken Fußballplätze (Adelsberg,
Neuenweg), Bauschutt-Deponien (Zell), Hütten (Hausen, Adelsberg),
Mülldeponien (Gersbach), Wege- und Straßenbau der Forstwirtschaft
(u.a. Raitbach, Schweigmatt, Langenau), Strommasten (Blauen) oder
Wohnhäuser (Muggenbrunn) errichtet. Wir haben also schon viel für
immer verloren, deshalb gilt es umso mehr, die restlichen Bestände
zu schützen und zu bewahren.
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Ein anderes, aktuelles Beispiel aus der Region:
das Anwesen des Bundestagsabgeordneten Zickenheiner (Grüne), bekannt
für seine These, dass „der Schwarzwald im Mittelalter schon
mehrfach fast komplett abgeholzt“ worden sei, steht
ebenfalls auf historischen Gelände und liegt exakt auf der einstigen
Hirschbühl-Schanze. Sie ist Teil eines archäologisch beeindruckenden
Ensembles, das zusammen mit der Wüstmatt-Schanze, der Kühlloch-Schanze,
der Blauen-Schanze und den beiden Adelsberger Schanzen die westliche
Defensivlinie um das habsburgisch-vorderösterreichische Zell bildete.
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In Zeiten, wo Fakenews zu fragwürdigen Meinungsmachern
mutieren, stellt man besorgt fest, dass diese selbst in Diskussionsräume
eindringen, wo Glaubwürdigkeit und eine an den Tatsachen orientierte
Auseinandersetzung absolute Priorität haben sollten.
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Im aktuellen öffentlichen Diskurs um das Pro
und Contra der Windenergie hier im Südschwarzwald tauchen daher
auch immer wieder so fragwürdige Thesen wie die, dass „der
Schwarzwald im Mittelalter schon mehrfach fast komplett abgeholzt“
worden sei.
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Das Mittelalter endet aber bereits schon 1492
(15. Jahrhundert) mit der Wiederentdeckung Amerikas durch Christopher
Kolumbus. Bis heute liegen dazwischen 528 Jahre – eine sehr
lange Zeitspanne. Und wenn der Schwarzwald im Mittelalter „schon
mehrfach fast komplett abgeholzt“ wurde, so impliziert
dies, dass er sich zwischenzeitlich – offenbar
sogar gleich mehrfach - fast komplett regeneriert habe. Das ist
leider unzutreffend.
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Im 13. Jahrhundert ist es vor allem der Bergbau,
der einen ersten massiven Eingriff in die Waldbestände vornimmt.
Im 14. Jahrhundert sind es die Glashütten. Aber erst der ungebremste
Raubbau der Neuzeit (ab 1500) bis tief ins 18. Jahrhundert, ja
sogar bis ins 19. Jahrhundert (Flößerei, Schanzenbau) hinein, bedeutet
für den Wald eine nie dagewesenen Ausbeutung und Zerstörung –
mit langanhaltenden Auswirkungen auf Land und Leute.
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So wird 1710 über das Wiesental und den Südschwarzwald
wie folgt berichtet: „Die ehedeßen darauf befindl. Waldungen
seind durch die Eisen und Glasshütten, Vermehrung der Höff, und
multiplication der Leüth, Theils ausgerottet, und durch die vorige
langwührige Kriege mit Verhackh Theilß verderbt und umgehauen worden,
also dass an denen meisten Orthen nur kleine Büsch, und in kurzten
Jahren das Holtz manglen dorffte“.
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Quelle: Boesser,
Ernst (1904): Zur Geschichte der Schwarzwaldlinien, in: Alemannia.
Zeitschrift für alemannische und fränkisches Geschichte, Volkskunde,
Kunst und Sprache, NF 5, S. 233 - 240 und 292 - 298., S.227
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Insbesondere in den Hanglagen zwischen 800
- 1200 Meter NN erfolgt in der Neuzeit eine intensivere Bewirtschaftung,
welche die dort noch bestehenden Waldflächen, natürlich geprägt
durch einen Mischwald, massiv veränderten und schließlich ganz zerstörten.
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1613 registrierte man schon immer schwächer
werdende Waldbestände, vor allem im Hinteren Wiesental. Wie schnell
umfangreiche Waldungen z. B. bei der intensiven Nutzung von Glashütten
dezimiert werden, veranschaulicht eindrücklich das Beispiel des
Waldbestandes bei Hasel. Dieser wird im Zeitraum von 1613 bis 1720
völlig abgeholzt und die Glasmacher mussten ihre Produktion einstellen.
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Die Aussage, dass „der Schwarzwald
im Mittelalter schon mehrfach fast komplett abgeholzt wurde“
ist nicht nur inhaltlich irreführend, er impliziert auf erschreckende
Weise die Botschaft, ist nicht so tragisch – denn er hat sich
ja auch wieder (natürlich) davon erholt. „Der Schwarzwald
sei eben auch wieder im Wandel, so wie schon immer.“ Und
erwähnt leider mit keinem Wort die langanhaltenden, schweren Schäden
in der Natur und die durch die massive Abholzung ausgelösten wirtschaftlichen
Folgen.
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Vor allem aber auch nicht, dass sich der Schwarzwald
mit seinem natürlichen Misch-wald von sich aus wieder regeneriert
habe – quasi Mutter Natur habe den Schwarzwald geheilt und
das gleich mehrfach – zumindest scheinbar im Mittelalter.
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Zunächst wurden dem aus Tanne, Buche und Ahorn
bestehenden Mischwald (Fichten gab es nur vereinzelnd) vor allem
die hochgewachsenen Tannen entnommenen. Sie waren für den Hausbau
ideal. Für ein Schwarzwaldhaus benötigte man rund 1.000 Festmeter
Holz, das waren 800 Stämme.
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Buchenwald z. B. – der bei den Glashütten
wichtigste Rohstoff zur Herstellung der Pottasche – benötigt
bis zu 200 Jahren „Regeneration“, um wieder jene Stammstärke
zu erreichen, die dann wiederum von den nachgewachsenen Glasmachergenerationen
als Rohstoffquelle genutzt wurden.
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Mit wachsender Bevölkerung stieg ständig auch
der Bedarf an Holzprodukten, aber auch an den Erzeugnissen aus der
Weidewirtschaft. Da die natürlichen Ressourcen dafür bereits durch
die Eingriffe des Bergbaus, der Glashütten und der Flößerei sichtbar
begrenzt waren, versuchte man, durch massivere Eingriffe das ökologische
Gefüge auszupressen – diesmal mit verheerenden Folgen für
den Wald.
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Nicht nur im Nordschwarzwald, sondern auch
bei uns war der ursprüngliche Waldbestand völlig verschwunden. Hinzu
kam im 17. Jahrhundert ein neben Glashütten und Bergbau sowie der
Köhlerei ein weiteres waldfressendes Gewerbe – der militärische
Schanzen- und Linienbau, der Unmengen an Holz benötigte. Um beispielsweise
die Wallkrone der (rekonstruierten) Barockschanze von Gersbach durchgehend
mit Eichenpalisaden zu bestücken, benötigte man rund 1.500 Stämme
mit je 5 Metern Länge – und alle möglichst gerade gewachsen.
Bezogen auf die rund 150 Schanzen allein in unserem ca. 20 km2
großen Forschungsgebiet würde dies ca. 225.000 Stämme bedeuten (Gesamtlinie
der Schwarzwaldlinien über 550 km)!
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Die Aussage, dass „der Schwarzwald
im Mittelalter schon mehrfach fast komplett ab-geholzt wurde“
vermittelt eben nicht, wie lange es real gedauert hat, sich
von diesem Raubbau zu erholen – mit ebenso lang nachwirkenden
Folgen bis in die heutige Zeit – durch einem wiederum durch
den Menschen vorgenommenen erneuten Eingriff mit der Wiederaufforstung
mit schnellwachsenden und anspruchslosen Fichten-Monokulturen. Und
kein Wort darüber, wie lange es jetzt wiederum dauern wird, bis
unser Wald sich an die neuen klimatischen Bedingungen angepasst
hat bzw. durch den „Umbau“, insbesondere der Baumartenzusammensetzung,
forstwirtschaftlich „angepasst“ wird.
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Hier ein Blick in die historischen Analen unserer
Region, aber auch mit Blick auf die Schanzlinien:
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WINTERER15)16) berichtet, dass 1684
und 1685 die Schanzen bei St. Peter an Holzmangel leiden und daß
am Ende des 17. Jahrhunderts die Forste ruiniert waren. So „sei
in der Nähe vom Hohlen Graben, Breitnau und Kilbach fast kein Holz
mehr vorhanden zu den Verhauen und müsste von weit her geführt werden.
Dies mache unsägliche Kosten und erfordere viel Arbeiter. Man brauche
wenigsten 5.000 Arbeiter.“ Und weiter aus dem Jahre 1707:
“Die Erdarbeit sei nichts wert, kein Holz vorhanden...Jedoch
dauert es noch über ein Menschenalter – in welcher Zeit, wie
oben gesagt, als bedeutsamster neuer Schaden und nachtheil
hinzukam, dass die Wälder immer mehr ruinierte und die Paßpunkte
bloßgelegt wurden.“
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Nicht nur das Vieh, sondern auch Schweine und
Ziegen wurden nun in den immer lichter werdenden Wald getrieben –
die Waldweide entstand. Der Viehverbiss ließ eine natürliche Verjüngung
des Waldes nicht mehr zu. Relativ bald setzte die erste Bodenerosion
ein. Der Weg vom natürlichen Wald über den genutzten Wald führte
somit zum gelichteten Wald und zur fast gänzlich waldfreien Landschaft.
Somit wurde aus dem Wald eine Triftweide und die Vegetationsdecke
veränderte sich grundlegend. Typische Weidezeiger wurden nun Zwergsträucher,
Ginster und Adlerfarn.
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Darüber berichtet LAIS6)7):
Die Abholzung und Ausschweinung hatten riesige Ausmaße angenommen,
aber ohne eine adäquate Aufforstung. Die Waldweide, vor allem aber
auch die Nutzung der Waldgebiete mit Ziegen – trotz Waldordnungsverbote
(z. B. 1732) war einer der tragenden Gründe. Eine strenge Forsthoheit
sollte gegensteuern. Die erste St. Blasianische Waldordnung vom
Jahr 1464 floss – so LAIS6)7) – „weniger
aus der Befürchtung eines einmal möglichen Holzmangels, sondern
war vielmehr in der Absicht gegeben, den Verwüstungen der Hochwälder
durch die Talleute Einhalt zu geben.“ Die
Fortentwicklung zu verschärften Lebensbedingungen wurde durch die
katastrophalen Zustände der Waldbestände extrem verstärkt. LAIS6)7)
schreibt, dass der Häuserbau in dem Maße immer schwieriger wurde,
als der einst unerschöpfliche Waldbestand dahinschwand. St. Blasien
bestimmte daher, den ersten Stock eines Hauses aus Stein zu errichten.
Dennoch reduzierten sich die bislang beeindruckenden Dimensionen
des einst stattlichen Schwarzwaldhauses. So kam es nicht nur zu
einer Reduktion der Schlafstuben, sondern zu einem generellen Notstand
der Wohnungsverhältnisse! Im Jahre 1732 wurde der Holzbestand der
Präger Waldungen auf noch höchstens drei Jahre als ausreichend bewertet.
1745 war Todtnauer Waldungen vollkommen ruiniert. Lais schreibt
weiter über die endgültige Vernichtung des Waldbestandes durch die
1728 wieder aufgenommen Flößerei auf der Wiese. Hier wurden im Zeitraum
von 1726 – 1729 ungeheure Holzmengen geflößt – nahezu
22.400 Klafter Holz. |
Um dies zu veranschaulichen: Baden (Großherzogtum):
1 Holzklafter = 6 Fuß mal 6 Fuß mal 4 Fuß Scheitlänge = 3 8/9 Kubikmeter
= 3,889 Kubikmeter > 87.089,32 m3 x ca. 500 kg/m3
= 43.533.466 kg Holz bei rund 100 €/m3 im Wert
von rund 8.708.900 € 100 €/m3
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Aber auch der Schanzen- und Linienbau selbst
verschlang kaum vorstellbare Mengen an Holz. So ist der Schönauer
Aufstellung der Kriegskosten in den Jahren 1743-1748 ein Einzelposten
von allein 1000 Stamm Holz zu entnehmen.
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BOESSER1) berichtet: Daraus ergibt
sich also, dass der Schwarzwald 1710 sehr viel kahler war als heutzutage,
dass also die Bewaldung der Hauptsache nach erst in den letzten
200 Jahren entstanden ist.
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Und WINTERER15)16) schreibt: „Nach
dem 30-jährigen Krieg war stellenweise der ganze Holzreichtum verschwunden
und die Ungangbarkeit des Schwarzwaldes war weggefallen.“
Und berichtet: „...so verführte doch die Kälte der Winter
dazu, etwaigem Holzmangel dadurch abzuhelfen, dass man von den Baumverhauen,
wo das Holz ja so verführerisch aufgestapelt lag, hinwegnahm...
Freilich wurden am Ende des 17. Jahrhunderts die Forsten ruiniert
und der Holzersatz wurde von Jahr zu Jahr schwieriger .Die Wälder
und der Landeswohlstand wurden noch mehr ruiniert wurden und
die Landesbewohner kamen an den Bettelstab“.
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Bei WOHLEB17)18) lesen wir bezogen
auf das Jahr 1702: “Die Gefälle verfaulten innerhalb von
drei Jahren, die Schanzen und Brustwehren seien im höchsten Abgang
und müßten zum wenigsten alle fünf Jahre erneuerte werden, was einen
unbeschreiblichen Schaden im Holz verursache, das ohnehin nicht
in Abundanz ist! Weilen aber der Weg, welcher von Wehr gegen das
Blockhaus gehet, nicht wohl wegen Mangel des Holzes kann verfällt
werden, so wird es nötig sein, die in der Höhe an dem Weg gemachte
Redoute wieder in guten Stand zu setzen!“
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für Geoinformation und Landentwicklung Baden-Württemberg
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NOACK9) notiert in seinen
„Breisgauer Kriegsdrangsalen im Spanischen Erbfolgekrieg“,
von „Klagen des Freiburger Stadtrat im Jahre 1700, dass
die Besatzung durch willkürliches Abhauen von Buchen und Eichen
die städtischen Waldungen verwüsteten. In den folgenden Jahren bis
1703 immer wieder... Eine dauernde
Sorge bereiteten der Stadt die Holzlieferungen an das kaiserliche
Heer, da ihre Waldungen während der französischen Besetzung schonungslos
ausgehauen worden waren und, wie schon oben erwähnt, Offiziere und
Mannschaften der kaiserlichen Garnison auf eigene Faust herausholten,
was sie gerade gebrauchen konnten. Die Klagen über die Erschöpfung
ihres Waldbestandes wiederholen sich daher immer wieder in jenen
Kriegsjahren...Als darauf die Stadt Freiburg am 3. Januar 1703 ihre
Beschwerden zu Papier brachte, wurde in dem „Status Gravaminum“
die übermäßige Anforderung von Holz ausdrücklich mit dem Zusatz
erwähnt, dass keine Waldung der Stadt sicher sei, welche nicht von
den Offizieren allgemein völlig eröset, ohne Ordnung umgehauen und
zu Grund ruiniert wird, also zwar, dass mit der Zeit zu Kaiserlichen
Diensten und vor die Festung kein Bauholz mehr in der Nähe von 5
bis 6 Stunden aufwachsen kann. |
WEIDNER14) notiert zum Jahr 1613:
„...in der Hauptsache zurück auf die allmählich immer schwächer
gewordenen Waldbestände der Herrschaft. Es mag dass für die Waldungen
des Hinteren Wiesentales auch zugetroffen haben, so daß nach den
beträchtlichen Holzlieferungen in den vorhergehenden Jahrzehnten
an einen Holzschlag in diesem Gebiet nicht mehr gedacht werden konnte.
Bis zum Jahre 1720 waren die Berge (um Hasel) durch die Glaser
völlig abgeholzt und das Glasmachen wurde eingestellt
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Von den Ettlinger Linien zitiert LANG8):
„Zu der Ettlinger Linien-Arbeit sind an Holtz-Werck und
Faschinen zumahlen gantze Wälder umgehauen worden bis 11. Marti
sowohl zur Linie Redouten und Scartaquen gefällt und verbraucht
worden ohne die gänztliche Verwüstung der Waldungen“ und
schreibt weiter: Die Angaben des den Waldschaden betreffenden Postens
beruhen auf ausführlichen Berichten des Forst-personals, die ein
düsteres Bild von den in den Wälder angerichteten Verheerung entwerfen.
So ist der Bulacher Bannwald ganz umgehauen worden..
Danach wären auf der ganzen Linie
um Gebirg 80.000 Palisaden zu setzen gewesen.“
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Es war schon immer so und es zeigt sich auch
wieder bei dem aktuellen Konflikt zum Thema Windkraft:
Es gibt auf der einen Seite die Gruppe der Wirtschafter: sie sehen
sich als Erzeuger zweckorientierte Gestalter und Produzenten. Die
Landschaft ist für die Wirtschafter primär Wirtschaftsraum, Produktionsmittel
und Rohstoff-Lieferant. Somit reagiert die Gruppe der Wirtschafter
auf landschaftliche Veränderungen (scheinbar) eher pragmatisch,
innovativ sowie vor allem marktwirtschaftlich und einkommensorientiert.
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Wie unterschiedlich Nutzung und Wahrnehmung
einer Landschaft sein kann, veranschaulicht nachdrücklich der Blick
auf die andere Gruppe, die der Nichtwirtschafter. Es sind primär
Anwohner & Ortsansässige, Tagestouristen und Feriengäste. Die
Landschaft ist für diese Gruppe Lebensraum, Kulturraum sowie Naherholungs-
und Urlaubsraum. Dementsprechend reagiert die Gruppe der Nicht-Wirtschafter
auf landschaftliche Veränderungen eher mit einer echten emotionalen
Verlusterfahrung und fordert daher den Statuserhalt der Landschaft
und ihrer funktionalen und dimensionalen Harmonie. Und verschließt
sich konsequenterweise marktwirtschaftlichen und primär einkommensorientierten
Gründen.
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So ist der Schwarzwald ein exemplarisches Beispiel
dafür, welche extremen Folgen es hat, wenn man den Wald und dessen
Lebensraum einzig und allein nur als günstiger Wirtschaftsraum,
freies Wirtschaftsgut, ideales Produktionsmittel und billiger Rohstoff-Lieferant
betrachtet wird. Und ihn so aus (und nach) rein ökonomischen Gesichtspunkten
nutzt und ausbeutet.
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Wir sollten deshalb aus unserer unmittelbaren
regionalen Landesgeschichte lernen und mit der Landschaft und dem
Wald sehr bewusst, nachhaltig und damit insgesamt sorgsamer umgehen.
Nicht zuletzt auch deshalb, da wir uns angesichts der steigenden
Wärmeperioden – auch in unserem Raum – bald für jeden
bestehenden Hektar Wald und dessen Funktion als Regensammler, Trinkwasser-Reservoir,
idealer Standort für Quellhorizonte, CO2-Speicher, Luftkühler und
Sauerstoffspender danken und uns glücklich schätzen, genau hier
leben zu dürfen.
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Auch wenn uns der scheinbare Waldreichtum,
der uns umgibt, manche dazu neigen lässt, zu denken: ein paar Hektar
mehr oder weniger fallen doch da nicht ins Gewicht. Wir werden jeden
einzelnen Quadratmeter funktionsfähigen Waldes noch schätzen lernen –
und das ist kein Katastrophenszenario. Zumal der Wald selbst auch
bei uns unter Stress leidet und zunehmend unter noch höherem Leidens-
und Schadensdruck stehen wird. Nicht nur die Erwärmung, nicht nur
die veränderten Niederschlagsstrukturen, sondern auch neue invasionäre
oder mutierte „Schädlinge“ (Insekten, Pilze, Viren,
Bakterien) werden dem Wald erneut massiv zusetzen.
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Wer daher leichtfertigt in seiner Argumentation
den Schwarzwald mit seinem „steten Wandel“ und
seiner scheinbar unendlichen Regernationskraft leichtfertig und
sehr oberflächlich mit einbezieht, sollte primär vor allem erst
einmal alles dafür tun, bestehende, vor allem auch zusammenhängende
Waldflächen nachhaltig zu schützen und zu schonen.
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Gesamtüberblick über die Fachliteratur „Wald“ & „Feuerzeichen“:
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1. BOESSER, ERNST (1904): Zur Geschichte der
Schwarzwaldlinien, in: Alemannia. Zeitschrift für alemannische und
fränkisches Geschichte, Volkskunde, Kunst und Sprache, NF 5, S.
233-240 und 292-298.
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2. CADINAL FESCH´S CORRESPONDEZ MIT SEINEN
FREUNDEN ZU BASEL (1806), in: Unterhaltsame Anekdoten aus dem achtzehnten
Jahrhunderte von Johann Christian August Bauer, Drittes Bändchen,
Ludwig der Vierzehnte, König von Frankreich oder Sammlung der interessantesten
Züge aus dem Leben dieser Regenten nebst einer Schilderung seines
Hofes. Zweite Auflage, Berlin
|
3. EBERLIN, AUGUST (1878): Geschichte der Stadt
Schopfheim und ihrer Umgebung im Zusammenhang mit der Zeitgeschichte.
Reprint. Verlag Georg Uehlin, Seite 113
|
4. FRITZ, GERHARD (1995): Der Franzoseneinfall
1693 in Süddeutschland, Verlag Hennecke, 196 Seiten
|
5. KLEEMANN, OTTO (1894): Die Linien (Linien-Verschanzungen)
in Mittel-Europa im 17. und 18. Jahrhundert - Besonderer Ausdruck
aus der „Allgemeinen Militär-Zeitung“, Darmstadt und
Leipzig, S.1-92
|
6. LAIS, EDMUND (1931): Die Bevölkerung des
Kirchspiels Schönau i. W. und ihre Wirtschaft im 17. und 18. Jahrhundert,
in: Das Markgräflerland, 2. Jhg., Heft 2.
|
7. LAIS, EDMUND (1932): Die Bevölkerung des
Kirchspiels Schönau i. W. und ihre Wirtschaft im 17. und 18. Jahrhundert,
in: Das Markgräflerland, 3. Jhg., Heft 2.
|
8. LANG, K. (1907): Die Ettlinger Linien und
ihre Geschichte, in: Veröffentlichungen des Karlsruher Altertumsvereins,
Karlsruhe.
|
9. NOACK, FRIEDRICH ( 1930): Breisgauer Kriegsdrangsale
im Spanischen Erbfolgekrieg, in: Zeitschrift für Geschichte des
Oberrheins, 43, S. 250-311
|
10. PLASSMANN, MAX (2000): Krieg und Defension
am Oberrhein: Die vorderen Reichskreise und Markgraf Ludwig Wilhelm
von Baden (1693 - 1706), Historische Forschungen, Band 66, Duncker &
Humboldt, Berlin und Mainz, Univ. Diss. 1998, 706 Seiten.
|
11. RAUCHENSTEINER, MANFRED (1972): Vom Limes
zum „Ostwall“, in: Militärhistorische Schriftenreihe,
herausgegeben vom Heeresgeschichtlichen Museum (Militärwissenschaftliches
Institut), Heft 21, S. 1-39
|
12. SEITH, KARL (1935): Linien und Schanzen
im südlichen Schwarzwald – Ein Beitrag zu den Schwarzwaldbefestigungen
des 17. und 18. Jahrhunderts , in: Markgräflerland, Nr. 6, S. 23-24
|
13. WERNLI, FRITZ (1893): Landsturmordnung
für den südlichen Schwarzwald, in: Zeitschrift für Geschichte des
Oberrheins VIII, S. 382-84
|
14. WEIDNER, HEINRICH (1930) : Der Floßgraben
vom Haselbach zur Wiese um 1623/24, in: Das Markgräflerland: Beiträge
zu seiner Geschichte und Kultur (02.1930, Heft 1) Seite: 1-12
|
15. WINTERER, WILHELM (1915): Die Entstehung
und Verwertung der Schanzen und Linien auf dem südlichen Schwarzwald
- unter besonderer Berücksichtigung des Hohlen Grabens. in : Zeitschrift
der Gesellschaft zur Beförderung der Geschichts-, Altertums- und
Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den angrenzenden Landschaften,
31, S. 1-48
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16. WINTERER, WILHELM (1915): Die Entstehung
und Verwertung der Schanzen und Linien auf dem südlichen Schwarzwald
- unter besonderer Berücksichtigung des Hohlen Grabens. Inaugural-Dissertation,
Freiburg, Caritas Druckerei, 51 Seiten.
|
17. WOHLEB, JOSEPH LUDOLF (1940): Die Anfänge
des Erdwehrbaues auf dem Schwarzwald, in: Zeitschrift für Geschichte
des Oberrheins, Nr. 92, S. 256-274
|
18. WOHLEB, JOSEPH LUDOLF (1941): Der vorderösterreichische
Breisgau und seine Wehranlagen zu Beginn des
Krieges 1701-1714, in: Schau-ins-Land, Jahrgang 67, Freiburg, S.
117-142
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