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Mit zivilem Widerstand und Guerilla-Taktik gegen Schweden und Franzosen.
  Mythos Schönenbuchen - Geschichte und Geschichten.
Defensivsysteme mit Letzinen, Wehrmauern und Schanzen im Schönauer Tal.
Sonderseite in der Badischen Zeitung vom 18. Juni 2021, Oberes Wiesental, Seite 21, "Schlacht von 1444 hat´s nie gegeben"
von André Hönig, Redaktionsleiter BZ Schopfheim.
 Grafik © Werner Störk 2021
Das multiepochale Defensivsystem rund um Schönau: Komplexes Defensivsystem - bestehend aus Schanzen (rot), Letzinen- und Kontrollpunkten (gelb), Alarm- und Signalfeuern (schwarz),
Einfach- oder Doppelsperren mit Mauer/Graben (blau), Reichslager (lila), Haideck (orange), Kapelle Schönenbuchen (Kreuz) und Beobachtungspunkten (grün). Die Vordere Linie ist als rote Strichmarke eingetragen.
 
Luftaufnahme  © Erich Meyer Hasel Sammlung Werner Störk 2021
Das multiepochale Teilstück des nördlichen Defensivsystem bei Schönenbuchen: Kontroll- und Überwachungspunkt Mairösleinhalde (roter Kreis) mit dazugehöriger Mauersperre (weiß) zur Einmündung des Aiternbaches (gelb) und dessen Zuwegung zum Haideck (lila). Mittlere Letze (roter Pfeil), südliche Letze (grün) auf Höhe der Kapelle (schwarz) und die südlichste Verteidigungslinie am Letzbächle (gelber Pfeil). "Einschlussgebiet" zwischen den Letzinen mit Zugang vom Haideck (lila). Gut erkennbar einerseits das System der Abschnittsverteidigung, andererseits die Taktik, den Feind einzuschließen, zu stellen und schließlich von drei bzw. vier Seiten anzugreifen.
Forschungsprojekt „Mythos Schönenbuchen" und Defensivsysteme mit Letzinen, Wehrmauern und Schanzen im Schönauer Tal.

Das Forschungsprojekt „Mythos Schönenbuchen“ war ursprünglich auf zwei Monate begrenzt. Im Laufe der Arbeit zeigt sich jedoch, dass die Thematik weitaus umfänglicher wie angenommen war. So wurde aus den geplanten zwei Monaten schlussendlich ein halbes Jahr. Auch durch Corona wurde die Arbeit verzögert, da Bibliotheken und der Fernleiheverkehr geschlossen waren und Behörden nur zeitverzögert antworten konnten.

Die detaillierten Ergebnisse der Auswertung von Quellen sowie der ausgedehnten Feldarbeit habe ich in einem Artikel (102 Seiten) zusammengefasst, die hier als pdf-Datei abrufbar ist. Um die pdf-Textdatei nicht mit Bildmaterial zu überfrachten, wurden über 500 Fotos, Karten, Luftaufnahmen und LiDAR-Scans mit weiteren Textinformationen auf spezielle Web-Sonderseiten der Minifossi-Homepage ausgelagert, die für schnelles Surfen untereinander verlinkt sind.

1672/73 oder 1677/78?
Drei wichtige Quellen widersprechen sich bei der zeitlichen Zuordnung der französischen Überfälle auf Schönau und legen sie entweder in die Jahre 1672/73 oder/und 1677/78. ich habe mich entschieden, der Quelle Böhler zu folgen, der die Ereignisse in die Jahre 1677 und 1678 legt. Quelle: Eduard Böhler (1960): „Die Geschichte von Schönau im Schwarzwald“. Rombach, Freiburg im Breisgau 1960, S. 254.

Eberlin schreibt auf Seite 76 bezogen auf das Jahre 1672: „Und man that Recht daran, den schon 1672 brach auf den Thomastag ein Theil des französischen Heeres unter Crequi in´s Schönauer Thal ein  und legten den oberen Theil von Schönau bis an die Kirche in Asche. Im nächsten Jahr kamen sie wieder und brannten am 2. Oktober auch den übrigen Theil von Schönau ab.“ Und auf S. 79, bezogen auf das Jahr 1678: „Brombach und der obere Theil von Schönau war gänzlich abgebrannt.“ Quelle: Eberlin, August (1878): „Geschichte der Stadt Schopfheim und ihrer Umgebung im Zusammenhang mit der Zeitgeschichte“. Reprint. Verlag Georg Uehlin.

LEO-BW ist das landeskundliche Informationssystem für Baden-Württemberg. „LEO-BW bietet einen freien Zugang zu hochwertigen Informationen, multimedialen Inhalten, Quellen und Literatur aus und über Baden-Württemberg.“ Und in LEO-BW ist zu lesen: „Neben dem alten Dorf Schönau wurde, wahrscheinlich im 14. Jahrhundert, eine planmäßige Anlage »Neuenstadt« gebaut; durch einen Großbrand 1599 schwer mitgenommen, im Kriege 1634 weitgehend zerstört. Sehr stark litt Schönau durch feindliche Brandlegung 1672/73 und 1926 durch eine verheerende Feuersbrunst.“ Quelle: https://www.leo-bw.de/web/guest/detail-gis//Detail/details/ORT/labw_ortslexikon/14987/ Sch% C3% B6nau+im+Schwarzwald+-+Altgemeinde~Teilort

Was ist erforscht und neu oder wiederentdeckt worden:

Erstmals konnte im Zusammenhang mit dem historischen Reichslager von 1691 - 1697 (Erststationierungen bereits ab 1688) in der Oberen Mühlmatt  beeindruckende Restsegmente der großen Letzmauer/Wehrmauer plus Graben nachgewiesen werden, die das Reichslager nach Norden hin sicherte und sich einst über den gesamten Talboden bis an die östlichen bzw. westlichen Hangbereiche hinzog. Zudem der mögliche Standort einer Polygonalschanze (5- oder 6-Eck-Schanze)  im  Schönauer Ortsteil Bifang sowie eine weitere kleinere Wallanlage in der südöstlichsten Ecke des Reichslagers - vermutlich das Pulver- und Munitionsmagazin. Ebenso eine Erstzuweisung des großen Letzigrabens von 1488 sowie dem kleineren Loetzi- oder Letzibach-Graben südlich der Kapelle. Völlig unbekannt war bislang der Standort einer 6-Eck-Schanze im Süden von Schönau auf der Vorderen Hofmatt.

Tatsächliche Angriffs- und Rückzugsrouten der Schweden (1634) und Franzosen (1677 und 1678) – um zu verstehen, warum große Teile von Schönau dreimal niedergebrannt werden konnten. Parallel dazu wurde die Bedeutung der Pass-Sicherungen auf dem Hau und dem Eck für die Schweden wie die Franzosen nachdrücklich bestätigt. Auch im Zusammenspiel mit den Passübergängen Hau, Eck und Krinne.

Die möglichen Zusammenhänge zwischen der Wallanlage auf dem Haideck und den zwei Doppelsperren-Letzen im Norden und den im im Süden von Schönau konnten neu definiert und lokal genauer zugeordnet werden. Dabei wurde auch das Defensivsystem Haideck im Zusammenspiel mit den beiden Letzen von Schönenbuchen neu bewertet. Zudem konnten erstmals Reste des einstigen Sperrmauer-Systems ganz im Norden der Mairösleinhalde zur Sicherung des Reichslagers wiederentdeckt werden.

Erstmals konnte auch ein großer Letzgraben mit Wall gegenüber der Kapelle von Schönenbuchen auf dem östlichen Uferareal lokalisiert werden. Neu ist auch die Deutung des Lötzbächlins als Letzbächle und die Zuweisung in das Defensivsystem als Annäherungshindernis mit großem Graben auf der westlichen Wiesenseite. Damit sicherten insgesamt drei Gräben den nördlichen Zugang.

Im Zusammenhang mit dem Begriff "Letze" (Plural Letzinen) ist nun auch das Gewann Letzbifang aufgenommen.

Das Tafelbild in der Kapelle wurde in Teilen völlig neu bewertet und dementsprechend als Arbeitshypothesen neu interpretiert.

Im Vorfeld konnte eine Vervollständigung nicht nur zur Sagen-Sammlung der Schlacht von Schönenbuchen erreicht werden.

Und ein erste Antwort darauf gefunden werden, warum man heute noch die Schönenberger Schweden und die Entenschwander Norweger nennt.

Um die einzelnen Projekte aktuell zu dokumentieren, wurden auf 9 Sonderwebseiten ca. 500 Fotos, Karten, Luftaufnahmen, LiDAR-Scans, etc. eingearbeitet.
Die Forschungsarbeiten werden weitergeführt, da sich - wen überrascht´s - immer noch neue Fragen und auch neue Fundsituationen ergeben haben.

Maße der verschiedenen multiepochalen und multifunktionalen Defensivsysteme (ca.-Werte, erfasst mit der Software-Messung von Google und Geoportal BW): Sperrmauer (nicht mehr im Gelände nachweisbar) zwischen der nördlichen Mairösleinhalde und Mündung des Aiternbachs  ca. 160 Meter mit Wachtstation, großer Letzigraben 1488   (70 m-Teilstück noch nicht abgeklärt) ca. 95 Meter (im Gelände noch gut erkennbar), Letzigraben östliche Talseite auf Höhe der der Kapelle von Schönenbuchen ca.100 Meter (im Gelände noch gut erkennbar), Loetzi- oder Letzigraben südlich der Kapelle von Schönenbuchen ca. 150 Meter (nur über Luftbild nachweisbar), große Sperrmauer zwischen westl. Mühlhalde/Obere Mühlmatte und östlichem Haideck ca. 550 Meter (180 Meter noch sichtbar, Linie folgt der  nördliche Friedhofsmauer), großer Sperrgraben zwischen westlicher. Mühlhalde/Obere Mühlmatte und östlichem Haideck (teilweise noch sichtbar) ca. 550 Meter (mitten durch heutigen Friedhof), 6-Eck-Schanze Durchmesser ca. 70 Meter (nur noch über Luftbild nachweisbar), Pulver- und Munitionsmagazin (Depot) Durchmesser ca. 30 Meter (im LiDAR erkennbar) und mögliche Segmente einer 5- oder 6-Eck-Polygonalschanze im Ortsteil Bifang.

 
Quelle: Google Earth 2021 Grafik © Werner Störk 2021 Legende 5-Eck-Schanze-Polygonalschanze-Erdwerk-Reichslager-Schoenau-Suedschwarzwald.html
Das komplexe Zusammenspiel von Schanzen, Letzinen und Versorgungsbasen sicherte den Schutz von Schönau und dem Reichslager.
Quelle: Google Earth 2021 Grafik © Werner Störk 2021          
Gesamtsicherung des Schönauer Raumes durch die Vordere Linie (grün) mit den Schanzanlagen auf dem Hau, dem Holder und dem westlich davor gelegenen Eck sowie der Schanze von Bürchau. Dazu kommen die Sicherungen der möglichen Angriffsrouten über das Mündungsgebiet des Wildböllenbaches und des Lehbächles. Eine detaillierte Beschreibung der gesamten  Sicherungssysteme im Schönauer Tal siehe nachfolgende Grafik.
Quelle: Google Earth 2021 Grafik © Werner Störk 2021          

Legende: Wachtstation auf der nördlichen Mairösleinhalde (1), große Talsperre (Steinmauer) auf der Höhe der Einmündung des Aiternbachs (2), der große Letzigraben von 1488 (3), der Letzigraben auf der östlichen Talseite auf Höhe der Kapelle von Schönenbuchen (4), der Loetzi- oder Letzigraben südlich der Kapelle in der Funktion als Doppelsperre (5), Haideck als mögliche Versorgungs- und Lagerbasis beim Einsatz an den Letzinen und im Zusammenhang mit der massiven Doppelsperre für das Reichslager (6), die große Wehrmauer (7) und der großen Sperrgraben (8) als nördliche Sicherung des Reichslagers ebenfalls in der Funktion als Doppelsperre. Das Areal des Reichslagers zieht sich entsprechend der Mühlmatt (Obere und Untere Mühlmatt mit Mühlmatthalde) zwischen 7, 8, 9 und 10. Auf der westlichen Wiesenseite in unmittelbarer Stadtnähe liegt der mögliche Standort einer wohl auch damals  beeindruckenden Polygonalschanze in Form einer 5- oder 6-Eck-Schanze (11) mit rund 70 Metern Durchmesser. Punkt 18 markiert mehrere Letzinen-Standorte. Im Süden von Schönau eine große Polygonalschanze (19) auf der Vorderen Hofmatt. Beide stadtnahe Schanzen sicherten die wichtigsten Zugangswege bzw. Brückenübergänge und die zentralen Durchgangswege nach Norden, Süden, Westen und Osten. Die schnelle Kommunikation zwischen den Schanzen und Letzinen-Standorten sicherten exponierte Beobachtungspunkte (exemplarisch12,1). Drei Standorte der südlichen Letzinen (13,14 mit Schanze,15). Mögliche Aufstiegs- und Angriffsrouten - ausgehend von den schmerzlichen Erfahrungen mit schwedischen und französischen Überraschungsangriffen - werden am Lehbächle (17) und am Wildböllenbach (16) speziell gesichert.

Quelle: Google Earth 2021 Grafik © Werner Störk 2021          
Um die auf der Talsohle errichteten Defensivsysteme optimal zu schützen, ist die Absicherung über ein umfassendes Beobachter- und Kundschafter-System erforderlich. Als Arbeitshypothese grafisch gestaltet, die dafür jeweils notwendigen "Aussichtspunkte", welche im direkten Sichtkontoakt miteinander, aber auch mit den jeweiligen Schanzen, Wehrmauern und Graben-Systemen auf schnellstem Weg kommunizieren können. Mit gelben Kreisen markiert: bestätigte Kommunikationspunkte. Da die Beobachtungspunkte nicht immer mit festen Blockhütten - z. T. sogar mit auf Steinfundamenten errichtet wie auf der Mairösleinhalde - ausgestattet wurden, ist der Nachweis heute sehr schwierig. Die Grafik versucht daher, eine  idealtypische Struktur aufzubauen. Dabei ging es nicht darum, nur das Haupttal zu observieren, sondern auch mögliche Zustiege aus den Seitentälern. Erst mit der Errichtung der Vorderen Linie mit einer massiven Sperrriegel auf dem Hau und Eck konnte sich Schönau sicherer fühlen, da nun auch ein überraschender Angriff aus Westen - wie 1634, 1677 und 1678 - nicht mehr möglich war. Die sehr starke Sicherung des Reichslagers nach Norden hin belegt auch, dass man von dort einen möglichen Angriff erwartete.

Quelle: Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung Baden-Württemberg E-Luftbilder 01.07.1968 Bild-Nr. 295/417, Maßstab 1:12.000, Genehmigung zur Verwendung innerhalb der Homepage: Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung Baden-Württemberg, Mail vom 06.04.2021. Copyright: Geobasisdaten©Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung Baden-Württemberg (www.lgl-bw.de), Grafik & Sammlung Werner Störk 2021.   

Eine wertvolle Quelle: S/W-Luftaufnahme aus dem Jahre 1968.
Quelle: Google Earth 2021 Grafik © Werner Störk 2021          
Eine detaillierte Standort-Analyse möglicher Letzinen südlich von Schönau mit entsprechenden taktischen Überlegungen.
 
Quelle: Google Earth 2021 Grafik © Werner Störk 2021          
Natürlich fließen in die Gesamtbeurteilung auch entsprechend der multiepochalen Nutzung die taktischen Überlegungen
mittelalterlicher und neuzeitlicher Angriffs- und Verteidigungstechniken bei Defensivsystemen mit ein.
Quelle: Google Earth 2021 Grafik © Werner Störk 2021          
Entsprechend den historischen Konditionen für eine erfolgreiche Fortifikation im Süden hätte man idealerweise
Schönau so befestigt und damit optimal geschützt.
Quelle: Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung Baden-Württemberg E-Luftbilder 01.07.1968 Bild-Nr. 295/417, Maßstab 1:12.000, Genehmigung zur Verwendung innerhalb der Homepage: Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung Baden-Württemberg, Mail vom 06.04.2021. Copyright: Geobasisdaten © Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung Baden-Württemberg (www.lgl-bw.de), Grafik & Sammlung Werner Störk 2021.   
Da lediglich nur noch zwei Segmente als Relikte der einstigen Polygonalschanze nachweisbar sind, kommen beide Varianten in Frage:
entweder eine 5-Eck- oder eine 6-Eck-Schanze.
 
 Quelle: Landesarchiv_Baden-Wuerttemberg_Generallandesarchiv_Karlsruhe_H_Schoenau_LOe_1_Bild_1_(4-1747719)-.Zusatzeinträge Werner Störk Copyright 2021.
Rekonstruktionsversuch der Fortifikationselemente auf der Basis des Gemarkungsplans von 1773
 Quelle: Landesarchiv_Baden-Wuerttemberg_Generallandesarchiv_Karlsruhe_H_Schoenau_LOe_1_Bild_1_(4-1747719)-.Zusatzeinträge Werner Störk Copyright 2021.
Die linke Grafik veranschaulicht die funktionalen Zuweisungen (blau) der beiden stadtnahen Schanzanlagen im Kontext des Reichslagers. Beide sicherten wichtige Zugangswege (rot/gelb), wobei die Bifang-Schanze (violett) hier den Hauptpart spielte, da sie den einzigen stadtnahen Weg von Süden überwachte und sicherte. Und damit aber auch die Zugänge nach Norden, Westen und Osten. Beide Schanzen deckten sich optimal auf kurze Distanz gegenseitig (orange) und verstärkten so die Sicherung des gesamten Talbodens sowie der Stadt und des Reichslagers (braun). Während die Hofmatt-Schanze für die logistische und kommunikative Versorgungslinie der südlichen Fortifikationslemente (grün) zuständig war, zeichnete die Bifang-Schanze für die Versorgung der nördlichen Punkte verantwortlich - also das vermutete Biwak-Lager auf dem Haideck sowie die dortigen Letzinen und Sperrelemente. Sie ist auch das wichtigste Fortifikationsmittel zur Sicherung der Stadt sowie eines möglichen Angriffs aus Westen über die zwischenzeitlich gesicherten Zugänge des Wildböllenbaches und des Lehrbächles. Das Reichslager garantiert die militärische Präsenz durch die fest stationierten Fußtruppen und die Reiterei, die schnell an jedem der neuralgischen Punkte eingesetzt werden konnten. Damit war ein Angriff auf Schönau nur mit hohen Verlusten verbunden, wenn nicht - durch die vorgeschaltete Vordere Linie - sogar unmöglich. Die mittlere Grafik verdeutlicht die Notwendigkeit einer dritten vorgeschobenen Schanze, welche den Zugang von Süden deckt und sichert. Gleichzeitig versorgt sie die Doppelsperre sowie die nach Norden sich anschließenden Letzinen. Um bei einem möglichen Durchbruch oder Umgehungsversuch eines Angreifers den nördlichen Raum zu schützen, ist ebenfalls eine Letzposition in dem Seitental notwendig. Gleichzeitig wird aber auch klar, dass eine einzige Letzposition östlich der Galgenhalde wie bei Schlageter eingezeichnet, keine wirklich Schutzfunktion für Schönau bedeutet hätte. Die gestaffelten Verteidigungs- und Rückzugslinien belegen eine optimale Abschnitsverteidigung und einen effektiven Schutzfaktor für Schönau. Die Grafik rechts zeigt die notwendigen Verbindungen zwischen der stadtnahen Bifang-Schanze und der Versorgungsbasis Haideck sowie den dort angesiedelten Letzinen- und Sperr-Elementen inklusive der Beobachtungs- und Wachtstation auf der Mairösleinhalde.. Aber auch die besondere Funktion, die von der südlichsten Schanze wahrgenommen wurde: Versorgungsbasis für die südlichen Sicherungselemente und die dortigen Letzinen. Das Schönauer Defensivsystem (ohne Vordere Linie) hat in Nord-Süd-Richtung eine Länge von ca. 5.000 Metern, in der Ost-West-Richtung eine Breite von ca. 3.000 Metern.
 
 Quelle: Landesarchiv_Baden-Wuerttemberg_Generallandesarchiv_Karlsruhe_H_Schoenau_LOe_1_Bild_1_(4-1747719)-.Zusatzeinträge Werner Störk Copyright 2021.
Wie funktionierte dieses  taktische Defensivsystem sowie das komplexe Zusammenspiel der beiden Polygonalschanzen bei einem angenommenen Durchbruch feindlicher Kräfte? Sollten die vorgeschalteten Abwehrpunkte (blaue Punkte) überrannt worden sein, würde man sich auf den unmittelbaren und stadtnahen Abwehrkampf konzentrieren. Dabei wird klar, dass die dem Stadtzentrum am nächsten liegenden Polygonalschanze (gelb) deren direkten Schutz übernimmt und die möglichen Angriffsrouten aus Norden und Westen ggfs. auch aus Süden (rote Pfeile)  deckt und sichert. Dabei schützten sich die beiden großen Schanzen auch gegenseitig und konnten so den Angreifer zusätzlich in die Zange nehmen. Daher auch die räumlich Nähe auf dem gemeinsamen westlichen Terrain der Wiese (z. B. bei Hochwasser wäre sonst eine gegenseitige Hilfeleistung nicht möglich gewesen). Die Grafik macht auch deutlich, dass die Polygonalschanze an der Wiese (grün) primäre Schutzfunktion für das Reichslager übernahm, aber strategisch auch die südliche Schutzfunktion der stadtnahen Schanze und dem einzigen südlichen Zugangsweg. Sollte ein Angriff aus Norden erfolgen und die Letzinenstellungen überrannt haben, werden nachrückende Kräfte vom Haideck sowie Kontingente aus dem Reichslager den Angreifer seitlich attackieren bzw. in den Rücken fallen. Ein solcher Angriff aus Schönau wäre mit extremen Verlusten verbunden gewesen - und unterblieb daher in jener Zeit des Reichstages.
 
Quelle: Repro © Landesarchiv Baden-Württemberg Generallandesarchiv Karlsruhe https://www.landesarchiv-bw.de/web/47245 2017 Signatur Hfk Planbände 11. Bl.9.
Genehmigung Aktenzeichen: 4-7512-Störk,Werner
Grafik © Werner Störk 2021.
Erst mit der Errichtung der sog. "Vorderen Linie" erhielt Schönau einen effektiven Schutz (siehe Karte unten).
Quelle:ttps://www.leo-bw.de/media/kgl_atlas/current/delivered/bilder/HABW_06_12.jpg Siedlungszerstörungen und Festungswerke im späten 17. und frühen 18. Jahrhundert (1674-1714), Historischer Atlas von Baden-Württemberg   
Die große Schwarzwaldlinie von Säckingen (Rothaus) bis Heidelberg mit Kinzig-, Stollhofener- und Ettlinger-Linien.   
Quelle: https://www.leo-bw.de/media/kgl_atlas/current/delivered/bilder/HABW_06_12.jpg Siedlungszerstörungen und Festungswerke im späten 17. und frühen 18. Jahrhundert (1674-1714), Historischer Atlas von Baden-Württemberg   
Zusatzeinträge Werner Störk Copyright 2021.
Durch den Bau der Vorderen Linie wird das Reichsgebiet - dazu zählt auch Schönau - vor französischen Übergriffen geschützt.  
 
Quelle: Google Earth 2021 Grafik © Werner Störk 2021          
Komplexes Defensivsystem - bestehend aus Schanzen (rot), Letzinen- und Kontrollpunkten (gelb), Alarm- und Signalfeuern (schwarz),
Einfach- oder Doppelsperren (Mauer/Graben) (blau), Reichslager (lila), Haideck (orange) und Beobachtungspunkten (grün).
 
Hier finden Sie als pdf-Datei die komplette Abhandlung (102 Seiten) - wird kontinuierlich aktualisiert, da die Forschungsarbeiten weiterlaufen -
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