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Teil 1 | |||||||||||
Die Entdeckung und Erforschung einer bislang unbekannten frühmittelalterlichen Rodungsburg | |||||||||||
Im Kastel, Castel, Kastelhöfe, Kastelmühle, Burgwarte & Kastelfelsen mit Burg | |||||||||||
Höhenburg als kombinierte Hang-, Kamm- und Spornburg
südlich Bürchau, OT Kastelhöfe
und Untere Sonnhalde
mit Schorrbühl, Kleines Wiesental, Baden-Württemberg. |
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Foto Werner Störk © 2020 | |||||||||||
Panoramablick auf den südlichen Talboden von Bürchau mit den Kastelhöfen, dem Kastelfelsen und der Unteren Sonnhalde. | |||||||||||
Welche naturbedingten Faktoren wie Geologie, Tektonik, Geomorphologie, Hydrologie, Vegetation und Klima beeinflussten die Standortwahl dieser Burg? Es ist eine ganze Palette von Faktoren, die dazu führten, dass die Erbauer dieser Burg genau diesen Standort wählten, um hier ihr Domizil und das Zentrum des neuen Rodungsprojektes zu errichten. So hat geologisch die Kombination aus Mambacher Granit, Diorite, Granophyr und Malsburggranit die Basis für diese Landschaft geschaffen, welche dann vor allem durch Wasser und Eis über einen Jahrmillionenprozeß die Geomorphologie und die Topographie dieser Landschaft entscheidend geformt und damit auch geprägt hat. Und auch die Geländestufen, die Geländekanten oder Terrainstufen sind Elemente der Geomorphologie, die hier im Bereich der Burgensicherung eine wichtige Rolle spielen. Auch sie sind ein natürliches Potential, das die Burgherren optimal in ihr Sicherheits- und Sicherungskonzept einbauten. Auch das Klima zählt zu diesen Faktoren. Die mittelalterliche Klimaanomalie speziell in Bezug auf Temperaturen, auch als mittelalterliche Warmzeit oder das mittelalterliche Klimaoptimum bezeichnet, war ein Intervall vergleichsweise warmen Klimas und anderer Klimaabweichungen, wie umfassender kontinentaler Dürren. Den meisten Rekonstruktionen zufolge dürfte sie nach 900 begonnen und vor 1400 geendet haben. Der wärmste Zeitraum auf der Nordhalbkugel lag demnach zwischen 950 und 1250 (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Mittelalterliche_Klimaanomalie). Somit liegen wir mit dem angenommenen Burgenbau um 1100 genau in dieser warmen Phase, die u.a. auch ganz wesentlich die Voraussetzungen für die Brandrodung begünstigte. Schließlich sorgte auch die Hydrologie dafür, die Standortbestimmung auf genau diesen Punkt zu lenken: einerseits bot die Belchenwiese die Grundlage einer ganzjährig gesicherten Trinkwasserversorgung für Mensch und Tier, die geologisch-tektonisch bedingten Quellhorizonte gewährleisteten Quellwasser in unmittelbarer Nachbarschaft, das fließende Wasser als Energieträge zum Antreiben der Mühlräder, aber auch als Schutz für die Burg (möglicherweise floss einst die ganze Belchenwiese rund um den Fuß des Kastelfelsen, später dann ein bewusst offen gehaltener Seitenarm). Auch der Felssporn selbst garantierte eine absolut standfesten Aufbaupunkt und die Gesteinsqualität keine Rutschungen oder starke Erosion. Alle diese Faktoren gebündelt machten diesen Standort für die Burgenbauer und Erstansiedlung so attraktiv. Naturbedingt sind auch die Höhenstufe und die damit verbundene Vegetation, die wiederum die Grundlage für die Waldweide (Schweinemast und Vieh) bildeten, die wiederum wichtigstes Standbein der Wirtschaftshöfe - gerade in der Anfangsphase der Rodungsarbeiten - aber auch für die notwendige Pflichtabgaben (vor allem Schweine) war. Es ist also ein ganzer Strauß von Faktoren, der die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Ansiedlung inkl. Burgenbau bildete. Uns war es wichtig, einmal darauf hinzuweisen, in welchem komplexen natürlichen System man sich damals - so wie wir auch heute - befand und befindet. Auch damals stellte eine Klimaveränderung ab 1250 die Menschen vor völlig neuen Herausforderungen. Wie werden wir unsere meistern? | |||||||||||
Quelle: Geologische Karte Baden-Württemberg 1:25.000, Blatt 8212, Malsburg-Marzell, Copyright Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau (LGRB) im Regierungspräsidium Freiburg. | |||||||||||
Die Kombination aus Mambacher Granit (GMB),
Diorite (Dio), Granitporphyr (Gp) und Malsburggranit (GMA) sowie die Kräfte
von Wasser und Eis
haben diese Landschaft entscheidend geformt und geprägt. Die Burg selbst steht größtenteils auf Malsburggranit und Mambacher Granit, der nördliche Außenbereich auf Granitporphyr. |
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Quelle: Google; grafische Elemente Werner Störk © 2020. | |||||||||||
Geländestufen, Geländekanten oder Terrainstufen (rot) sowie Terrassenbildungen (rot) sind Hinweise auf die einstige erosive Wirkung des ursprünglichen Baches mit der Einmündung in die einstige Belchenwiese, bevor sie sich im Laufe der Jahrtausende immer tiefer gelegt hat und dann heute rund 20 Meter tiefer liegt. So sind die für die Burganlage wichtigen Bereiche einerseits durch von den Bergflanken zur Belchenwiese abfließende Bäche entstanden und z. T. durch die Kleine Wiese selbst. Es sind mehrheitlich Zeugen postglazialer Prozesse. In der Geologie und Geomorphologie wird dafür auch die Bezeichnung Geländestufen an Talhängen benutzt. Die Verebnungsfläche bildet zusammen mit der Böschung die Begrenzung des Terrassenkörpers und formt in unserem Fall auch das Hochgestade (gelb) mit seiner beeindruckenden Böschungskante. Die blauen Pfeile weisen auf die Bedeutung der Trinkwasserversorgung über Bäche und Quelle hin (siehe Text oben: u. a. Quellhorizonte). Die blaue Linie rund um den Kastelfelsen (orangenes Dreieck) erinnert an den einstigen Lauf der Belchenwiese an dieser Stelle, wo sie direkt am Fuß des Felsensporns (orangenes Rechteck) entlang lief. Talenge Hollbachtal (hellgrün) - und damit die Voraussetzung für den südlichen Zugang zur Burg über eine Brücke - sowie die Engstelle des südlichen Talausgangs (weiß) als strategisch wichtiger Punkt (Brücke, Furt, Handelsweg, Verkehrsweg). Wichtig für die Ernährung und die Abgaben: siedlungsnahe Buchen- und Eichenwälder für die Schweinemast und die Waldweide (schwarz). Und für den Schutz der Burg und Siedlung: die versumpften Feuchtareale der Talböden, die eine schnelle Annäherung eines Angreifers frühzeitig stoppen (braune Rauten). Und schließlich die natürliche Höhenlage mit entsprechenden Konditionen für die Vegetation (grün). | |||||||||||
Was
weiß die ältere und neue Geschichtsforschung über eine Burg bei Bürchau? |
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Burganlage südlich von Bürchau, OT Kastelhöfe und Sonnhalde, im Kleinen Wiesental (Quelle: https://opentopomap.org/#map=14/47.73629/7.81677) | |||||||||||
Burganlage südlich von Bürchau, OT Kastelhöfe und Sonnhalde, im Kleinen Wiesental (Quelle: Google Earth, Einzeldaten siehe oben). | |||||||||||
Burganlage südlich von Bürchau, OT Kastelhöfe und Sonnhalde, im Kleinen Wiesental (Quelle: Google), Grafik Werner Störk © 2020 | |||||||||||
Burganlage südlich von Bürchau, OT Kastelhöfe und Sonnhalde, im Kleinen Wiesental (Quelle: Google), Grafik Werner Störk © 2020 | |||||||||||
Siedlungsbild vom südlichen Bürchau (Quelle: Geoportal BW). | |||||||||||
Grundkarte mit Vegetation, Hydrographie und Infrastruktur vom südlichen Bürchau (Quelle: Geoportal BW). | |||||||||||
In welchem
Zeitrahmen sind der Bau der Burg analog der Rodungsepoche vermutlich
anzusiedeln? |
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Auf welchen Quellen beruht diese Annahme? |
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Wie sah eine frühmittelalterliche Burg überhaupt
aus? |
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Rekonstruktion der Burg Heimberg bei Thun im
Kanton (Schweiz) als Holz-Erde-Burg mit Wohn- und Wehrturm (Direktverlinkt: Quelle: History Projects GmbH, http://history-projects.ch/ Burg zu Heimberg, 2019/). |
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Auch diese Burganlage ist – wie unser Forschungsobjekt auf
dem Kastelfelsen – eine frühe Holz-Erde-Burg – so wie man es
auch von der Burg Alt-Waldeck bei Tegernau kennt. Selbst wenn der erste
Blick – im direkten Vergleich mit spätmittelalterlichen Burgen –
etwas enttäuscht: diese frühen Burgen zeigen alle die wesentlichsten Bestandteile
einer „echten“ Burg. Und auch die Funktionen der einzelnen Bereiche –
aus Holz und Erde errichtet – entsprechen genau jenen ihrer späteren
Nachfolger aus Stein. |
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Eine Vorburg ist jener Teil einer Burg, in dem sich –
wie schon angedeutet - Gebäude befinden, die der Bewirtschaftung der Anlage
dienen oder für die Versorgung der Burgbewohner nötig sind. Zu diesen Wirtschaftsgebäuden
zählen neben Werkstätten, Viehställen und dem Marstall auch Lagerräume wie
Scheunen, Speicher und Schuppen, aber auch Gesindehäuser als Unterkünfte
für Bedienstete wie Mägde, Knechte und Burg- oder Dienstmannen. Hinzu kommen
nicht selten ein Brau- sowie ein Backhaus und ein Küchenbau. Vorburgen werden
oft auch als Wirtschaftshof bezeichnet. |
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War er als Wohnturm eingerichtet, enthielt er die Wohnung
des Burgherrn und konnte, je nach dessen Stellung, entsprechend aufwändig
und repräsentativ ausgestaltet sein. Abgeschlossen wurde der Turm wohl meist
von einer offenen oder überdachten Wehrplattform und erfüllte so eine Doppelfunktion
als Wohn- und Wehrturm. Es gab in manchen Fällen jedoch auch reine Wach-
und Wehrtürme, wenn das Wohngebäude des Burgherrn an anderer Stelle errichtet
war. |
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Die Vorburg ist von einem eigenen Graben umgeben und
durch Wall, Palisade, Mauer oder durch eine Kombination dieser Elemente
eigenständig gesichert. Die zur Kernburg gerichtete Seite ist dabei in der
Regel offen, was dem Prinzip der Abschnittsverteidigung entspricht: in die
Vorburg eingedrungene Feinde konnten dann von der auf dem höher gelegenen
Plateau gelegenen Befestigung aus bekämpft werden. |
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Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Burg
https://de.wikipedia.org/wiki/Motte_(Burg)
sowie G. Ulrich Großmann (2013):
Die Welt der Burgen: Geschichte, Architektur, Kultur und
auch O. Pieper: (1905
Original, 2013 Nachdruck): Burgenkunde |
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Rekonstruktionsversuch:
Frühmittelalterlicher Wohn- und Wehrturm als schematisierte
Fachwerkkonstruktion im Rohbau. Copyright Werner Störk © 2020. |
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Rekonstruktionsversuch:
Frühmittelalterlicher Wohn- und Wehrturm als schematisierte
Fachwerkkonstruktion mit fertiger Brettverschalung und teilweise offenem
Fachwerk. Copyright Werner Störk © 2020 |
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Um welchen Burgentyp handelt es sich bei der Anlage auf dem Kastelfelsen? | |||||||||||
„Eine Höhenburg ist eine auf einer natürlichen Anhöhe errichtete Burg. Ihre Bezeichnung ergibt sich aus der Kategorisierung von Burganlagen anhand ihrer topografischen Lage. Nach dieser Unterteilung unterscheidet man Höhenburgen und Niederungsburgen (auch Flachlandburgen genannt). Höhenburgen können anhand ihrer genauen Höhenlage noch weiter unterteilt werden. Man unterscheidet: vier steile Seiten: Gipfelburgen, die auf dem Gipfel eines rundum steilen Berges liegen. Eine Sonderform stellen davon die Felsenburgen dar. Drei steile Seiten: Spornburgen, die an drei Seiten von steil abfallendem Gelände begrenzt sind und daher nur zu einer Seite des Berges verteidigt werden mussten. Zwei steile Seiten: Kammburgen, die auf einem Bergkamm oder -rücken errichtet wurden. Eine steile Seite: Hangburgen, die am Hang eines Berges errichtet wurden und so von einem ansteigenden Gelände überhöht werden. Als im 10./11. Jahrhundert Burgen ihren reinen Festungscharakter verloren und in verstärktem Maße adlige Wohnburgen aufkamen, wurde die Höhenburg aufgrund ihrer besseren Verteidigungsmöglichkeiten bevorzugt. Fast 66 Prozent aller heute bekannten Burgen haben eine solche Höhenlage. Anfangs war die Errichtung einer Höhenburg nur dem dynastischen Adel vorbehalten. Ab dem 12. Jahrhundert erbauten auch vornehme Reichsministeriale repräsentative Höhenburgen, denen schließlich im 13. Jahrhundert auch der niedere Adel folgte.“ Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/H%C3%B6henburg | |||||||||||
"Eine Hangburg wird nach ihrer Lage im Gelände benannt und liegt am Hang eines Berges unterhalb des Gipfels. Sie ist somit eine Art der Höhenburg. Der Bautyp kam in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts auf. Burgen dieser Art waren besonders durch Angriffe vom höher gelegenen Gelände gefährdet, weshalb sie dorthin oft durch eine Schildmauer oder einen Bergfried, oftmals auch durch eine Kombination dieser beiden passiven Verteidigungsbauwerke besonders geschützt wurden. Der Vorteil einer Hangburg war die wesentlich niedrigere Brunnentiefe. Gerade der Bau des Burgbrunnens stellte bei vielen Burgen sowohl den teuersten als auch den langwierigsten Abschnitt des Burgenbaus dar." Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Hangburg. |
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"Eine
Spornburg unterscheidet
sich von anderen, nach ihrer unterschiedlichen Anlageweise benannten
Burgen wie beispielsweise einer Gipfelburg, einer Hangburg oder einer
Niederungsburg durch ihre besondere geografische Lage auf einem
Bergsporn, also einer nach mindestens zwei Seiten steil abfallenden
Geländeformation unterhalb der Bergkuppe. Eine Spornburg liegt somit
unterhalb des Berggipfels, aber steil über dem Tal und ist die am
weitesten verbreitete Art der Höhenburg im deutschsprachigen Raum.
Unabhängig von der Tatsache, dass sich oftmals der Bergsporn als
topografisch günstigste Lage für den Bau der Burg angeboten hat, bietet
eine Spornburg den Vorteil, dass der Burgbrunnen – oft der geld- und
zeitaufwändigste Teil einer Burg – nicht so tief gegraben werden musste
wie bei einer Gipfelburg und die gesamte Anlage gleichzeitig näher an
der zu schützenden Straßen- oder Schiffsverbindung lag. Oft wurde auch
die Wasserversorgung mit Hilfe von Eseln als Lasttieren über extra
hierfür angelegte Eselswege sichergestellt. Da der Bergsporn auf
mindestens zwei, manchmal auch drei Seiten steil abfällt, galt es, eine
nur recht schmale Seite gegen Angreifer durch eine Schildmauer, einen
Halsgraben oder oft durch eine Kombination dieser beiden wehrhaften
Bauelemente zu schützen." Quelle:
https://de.wikipedia.org/wiki/Spornburg |
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Zieht man alle Merkmale in Betracht, handelt es sich bei der Burg auf dem Kastelfelsen unserer Meinung nach um eine Höhenburg in Form einer Kombination aus Hang-, Kamm- und Spornburg. | |||||||||||
Eine eigene typologische Kategorie bildeten die
Rodungsburgen, die
im Zusammenhang mit dem herrschaftlich gelenkten Landesausbau des im
Frühmittelalter bis ins
Hochmittelalter errichtet wurden.
„Grundherrschaften beim
Landesausbau lassen sich auch über die Burgen im Schwarzwald fassen,
auch wenn für viele zwar archäologische, aber keine historische
Überlieferung vorhanden ist oder umgekehrt.
Rodungsburgen zur Sicherung der Territorien,
aber vielleicht auch zur Sicherung der Erztransportwege und der
Verhüttungsanlagen, weniger der Bergwerke, die niemand wegtragen konnte“
Quelle: „Siedlungsforschung. Archäologie - Geschichte - Geographie
10, 1992, in Verbindung mit dem Arbeitskreis für genetische
Siedlungsforschung in Mitteleuropa, herausgegeben von Klaus Fehn Helmut
Bender, Klaus Brandt, Dietrich Denecke, Franz Irsigler, WalterJanssen,
Wilfried Krings, Michael Müller-Wille, Hans-Jürgen Nitz, Gerhard
Oberbeck, Winfried Schic. „Burg:
Verteidigungs- und Schutzanlagen kleinerer oder größerer menschlicher
Gemeinschaften (Herrenburg,
Volksburg) seit Beginn der Sesshaftigkeit bis zum Ende des
Mittelalters, die man ihrer Form nach als Turm-, Ring-, Mantel-,
Abschnitts-, Doppel-, Hausburgen u.a. bezeichnet, ihrer Lage nach in
Höhen-, Gipfel-, Hang-, Sporn-,
Tal-, Wasserburgen u.a. einteilt. Weiters gibt es noch die sog.
"Rodungsburgen", die als
Ausgangspunkt zur Urbarmachung der Landschaft, zur Rodung der
Wälder, dienten.“ Quelle:
http://www.burgenkunde.at/lexikon.htm.
„Rodungsburgen entstanden in der
Rodungszeit zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert in großer Zahl in den
sich bildenden Rodungsinseln inmitten unkultivierter Urwälder. Eine
Rodungsburg ist ein
nach dem Zweck bzw. ihrer speziellen Funktion nach bezeichneter
Burgentyp, der im Früh- und Hochmittelalter in unerschlossenen Gebieten
als erste befestigte Ansiedlung gebaut wurde, um ein Gebiet urbar zu
machen, zu roden und/oder die Kontrolle eines vorher besitzlosen
Gebietes zu erreichen bzw. seine Herrschaftsansprüche nichtmilitärisch
auszuweiten. Diese Burgenbezeichnung hängt eng mit den Herrschafts- und
Siedlungserweiterungen zwischen dem 10. bis 14. Jahrhundert zusammen als
im Zuge mittelalterlichen Landesausbaus bisher unbesiedelte Räume
erschlossen wurden und meist zur Bildung von neuen Herrschaftsstrukturen
oder neuem wirtschaftlichem Einfluss führen sollte. Deshalb ist dieser
Begriff zumeist in dünn oder kaum besiedelten Mittelgebirgen bzw. im
nördlichen Alpenvorland nachweisbar. Ein spezieller geografischer Typus
Burg ist dem Begriff Rodungsburg nicht zuzuweisen, da dies abhängig von
der geografischen Lage war. Zumeist waren die Burgen aber als (meist
kleinere) Höhenburgen oder Talsperren angelegt. Die
Rodungsburg wurde zu
Beginn meist von mittleren oder Niederadelsschichten Edelfreien oder
Ministerialen angelegt, später auch von der städtischen
Patrizierschicht, die sich dadurch neuen Landbesitz bzw. eigene
Herrschaftsbereiche oder den Ausbau von Wirtschaftsgrundlagen
versprachen. Die Rodungsburg
diente zumeist als Verwaltungssitz einer neuen oder sich erweiternden
Herrschaft, deren Untertanen vorwiegend mit der Rodung des Landes
befasst waren. Es bildete sich unter diesen Adligen eine eigene Schicht,
die oft als Hochfreie bezeichnet wurden und direkt dem "Reich"
unterstehende Adelsgeschlechter aus der Rodungszeit waren. Burgen,
gegründet auf Rodungsland, tragen oft sprechende Namen. Dies trifft z.
B. auf die verbreitete Namengruppe Wildenberg, Wildenstein, Wildeck und
ähnliche Namensbildungen zu, denn das Wort »Wildnis « (»Wildnus«,
»Wildung«) bezeichnet im Mittelalter eine urbarisierte Siedlungszone
inmitten unkultivierten Geländes Leider ist die Bedeutung dieser
Rodungsburgen und
Rodungsherrschaften für die allgemeine Wirtschafts- und Sozialgeschichte
des Mittelalters noch zu wenig, im besten Fall punktuell erforscht." In
gewissen Regionen, wo ein intensiver Landesausbau in Verbindung mit der
Errichtung zahlreicher Burgen betrieben worden ist, lässt sich
nachgerade von einem »Kolonisationsadel« sprechen. Grundsätzlich ist zu
sagen, dass die Rodung bzw. Erschließung der noch nicht bewohnten bzw.
noch bewaldeten Gebiete in erster Linie durch die Adeligen und ihrer
Gefolgschaft erfolgte, wobei vor allem die „Ressource“ Mensch als
Arbeitskraft wichtig war. Daraus ist zu schließen, dass viele Besitzer
bzw. Lehnsnehmer versuchten, ihren Machtbereich durch die Gründung von
Siedlungen zu vergrößern und dadurch potentielle neue Wirtschaftsgüter
zu erlangen. In der Zeit zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert war es von
besonderem Vorteil zu kolonisieren, da es nur wenige Abgaben zu leisten
gab und man überwiegend unabhängig handeln konnte.“ Quelle:
https://de.wikipedia.org/wiki/Burg |
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Zieht man alle Merkmale in Betracht, handelt
es sich bei der Burg auf dem Kastelfelsen unserer Meinung nach um eine
Höhenburg vom Typus einer Rodungsburg in Form einer Kombination aus Hang-,
Kamm- und Spornburg. Wobei wir darauf hinweisen, dass auch die Typisierung einer Rodungsburg
nur teilweise zutreffend ist. Denn die starke Fortifikation der Anlage
zeigt ein Bild von Wehrhaftigkeit, aber auch von der konkreten Gefahr
und Möglichkeit, angegriffen zu werden
– da man sonst bei einer
komplett "befriedeten" Rodungsburg auf die aufwändige Sicherung hätte
verzichten können. Genauso wie die Burg keine reine Form der Sporn- oder
Kamm- oder Hangburg ist – sie
ist eine den natürlichen Gegebenheiten und dem Schutzbedürfnis der
Erbauer angepasste Burganlage – mit der ausgeprägten Möglichkeit einer
optimalen Abschnittsverteidigung. Würde diese Burganlage in der Ebene
auf einem künstlich aufgeworfenen Hügel stehen, wäre es eine
Turmhügelburg oder
Motte. Auch wenn
unsere Burg auf einem künstlich angelegten Plateau oder einer Terrasse
oder einem Podest steht und einen
Wohn- und Wehrturm trägt, zählt sie nicht zu dem
Motte-Typ.
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Hinweis: "Als
Halsgraben wird ein künstlich angelegter
Graben bezeichnet, der eine Burganlage nicht vollständig umschließt,
sondern nur die Seiten des Areals abriegelt, die nicht durch natürliche
Hindernisse geschützt sind. Er ist ein wichtiger Bestandteil des
Wehrsystems vieler Höhenburgen. Ursprünglich wurde in der Burgenkunde
der Ausdruck Halsgraben nur bei Burgen in Spornlage verwendet. Diese
sind auf Grund ihrer Lage an drei Seiten von steil abfallenden
Berghängen geschützt. Ein wirkungsvoller Angriff konnte deshalb immer
nur von der Bergseite erfolgen. Eine Trennung der Anlage vom Landrücken
erfolgte aus praktischen Gründen immer an der engsten Stelle des
Bergsporns, dem „Flaschenhals“, daher der Name. Die Burg war dann nur
noch über eine Brücke – meist eine Zugbrücke – erreichbar. Heutzutage
wird der Begriff des Halsgrabens bisweilen auch auf anders geartete
Burganlagen ausgedehnt, sofern diese an einer oder zwei ihrer Seiten
einen tiefen Trockengraben besitzen, während sie auf den übrigen Seiten
durch unzugängliches Gelände geschützt sind. Werden weitere Teile einer
Burg, zum Beispiel Vor- und Kernburg
mit einem solchen Graben voneinander getrennt, spricht man von einem
Abschnittsgraben".
Ein Halsgraben ist ein künstlich angelegtes Grabensystem einer
Höhenburg. Der Halsgraben umschließt die Burganlage eben nicht
vollständig, sondern riegelt nur die offenen Seiten des Burgareals ab,
die nicht durch natürliche Hindernisse oder andere Kunstbauten geschützt
sind." Quelle:
https://de.wikipedia.org/wiki/Halsgraben
Abschnittsgraben: "Ein Abschnittsgraben trennt separat befestigte
Abschnitte einer Burg voneinander ab, beispielsweise Vorburg und
Kernburg oder die einzelnen Teile einer Abschnittsburg". Quelle:
https://de.wikipedia.org/wiki/Burggraben |
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Sonderseite Halsgraben und Abschnittsgraben |
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Wie sah
vermutlich die Anlage unserer Burg auf dem Kastelfelsen
aus? Zunächst war diese Burganlage wesentlich größer als
die bereits vorgestellte Heimberg-Burg. Unsere Burganlage dürfte –
bei allem, was wir über die anderen Burgen im Kleinen Wiesental und verbindlich
wissen – flächenmäßig wohl zu den großen zählen. Burg Alt-Waldeck
bei Tegernau liegt ebenfalls auf einem Bergsporn und das dortige Burgplateau
ist oval, etwa 30 m lang und 15 m breit. |
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Die
Burganlage mit der Burgwarte und den Kastelhöfen in Zahlen
(Messdaten ermittelt mit Geoportal BW und Google Earth-System):
Entfernung Kanzelmauer zum nördlichsten Punkt der Anlage ca. 420 Meter,
Entfernung Kanzelmauer zu den Kastelhöfen ca. 60 Meter, Entfernung
Kernburg zu den Kastelhöfen ca. 180 Meter, Entfernung zwischen
Kanzelmauer und Abschnittsgraben ca. 80 Meter, Entfernung zwischen
Kanzelmauer und Halsgraben ca. 130 Meter, Entfernung Burgwarte zur
Kanzelmauer ca. 180 Meter, Entfernung Burgwarte zu den Kastelhöfen ca.
130 Meter, Entfernung Burgwarte zur Kernburg 275 Meter, Fläche der
Vorburg ca.2.900 qm, Fläche der Kernburg ca.5.300 qm (mit Abschnitts-
und Halsgraben), Fläche künstliches Plateau für Kernburg ca. 1.800 qm,
Fläche Burgwarte ca. 1.700 qm, Höhenlinie der Burgwarte ca. 650 Meter,
Höhenlinie der Kastelhöfe ca. 617 Meter, Wirtschaftsfläche der
Kastelhöfe (Talboden und Hochgestade) ca. 60.000 qm, Wirtschaftsfläche
Vorburg ca. 5.000 qm, Wirtschaftsfläche Außenbereich der Vorburg ca.
10.000 qm, Nutzfläche Außenbereich ca. 42.000 qm, Rodungsfläche 1. Phase
(geschätzt) westlich der Belchenwiese ca. 28.000 qm, Rodungsfläche 1.
Phase (geschätzt) östlich der Belchenwiese ca. 150.000 qm, Rodungsfläche
2. Phase (geschätzt) östlich der Belchenwiese ca. 130.000 qm, Länge der
Kanzelmauer ca. 80 Meter, Länge der Fortifikationslinie Hochgestade ca.
380 Meter, Länge der Fortifikationslinie Hochterrasse ca. 170 Meter,
Länge des Abschnittgrabens ca. 97 Meter, Breite ca. 7 Meter, Länge des
nördlichen Abschlussgrabens ca. 210 Meter, Länge der übrigen
Fortifikationslinien (ohne Mauer) ca. 300 Meter, Länge des
Abschnittgrabens ca. 97 Meter, Breite ca. 7 Meter, Länge des Halsgrabens
ca. 60 Meter, Breite ca. 7 Meter, Zuwegungen Süd zur Burg ca. 100 Meter,
Zuwegung Nord zur Burg ca. 320 Meter, Höchster Punkt der Burg ca. 664
Meter, tiefster Punkt ca. 628 Meter, schmalste Stelle der Burganlage ca.
14 Meter, breiteste Stelle der Anlage ca.100 Meter, Abtragungsfläche des
natürlichen Hangprofils für die Bildung eines Halsgrabens 2.200 qm,
Ausdehnung in NS-Richtung ca. 300 Meter, Ausdehnung in EW-Richtung ca.
270 Meter. |
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Unsere bislang unbekannte Burganlage umfasst einen ersten Wallgraben mit rund
350 Metern Länge (möglicherweise mit Palisaden oder Flechtwerk bestückt), dazu eine zweite,
die erste fortführende Fortifikationslinie – möglicherweise auch mit Palisaden
oder Flechtwerk bestückt – ein auf der natürlichen Böschungskante
der Hangterrasse liegenden Erdwall mit 240 Metern Länge und eine 80 Meter lange
und teilweise bis vier Meter hohe Stützmauer mit auffallender "Kanzel"
nach Westen. Weitere 180 Meter bilden
einen zusätzlichen Laufgraben/Laufweg (Kommunikation), der den nördlichsten Teil
der Anlage mit der Kernburg verbindet und der später als Feldweg "umgewidmet"
wurde. Wir nennen diese "Umwidmung" von Gräben bereits aus unserer
Schanzenforschung - speziell beim Forst oder in landwirtschaftlich
genutztem Gelände. Auf Grund der gesamten Fortifikation würde eine
Sicherung ohne Laufgraben/Laufweg/ weder eine Abschnittsverteidigung zulassen
noch eine Rückzugslinie - der Zugang zur Vor- und vor allem zur Kernburg
wäre völlig entblößt und leicht einnehmbar. Von der Mauer im Westen bis hinauf zur Kernburg
sind 170 Meter hangaufwärts mit starker Steigung zu bewältigen. Die Fläche der inneren Burganlage
beträgt 28.000 m2, die Gesamtfläche mit den Wirtschaftshöfen
rund 92.000 m2 und die bebaubare Fläche der Burg umfasst 5.600
m2. Ein mächtiger Abschnittsgraben
(ca. 90 Meter lang und ca. 7
Meter breit) trennte die Vorburg von der Kernburg,
dazu kam ein ebenso beeindruckender Halsgraben mit ca. 60 Meter Länge
und ebenfalls ca. 7 Meter Breite..
Beide Gräben sind Segmente eines umlaufenden Ringgrabens. Die Fläche der Kernburg selbst erreicht 660 m2
und dem Wohn- und Wehrturm stand eine Grundfläche von 20 x 20 Metern zur
Verfügung, wobei der Turm selbst eine Grundfläche von ca. 10 x 10 Meter –
auch ggfs. etwas größer – einnehmen konnte.
Hinweis
„Bei dem Bauwerk musste es sich
nicht zwangsläufig um einen Turm handeln, sondern der Platz konnte auch
von einem Haus eingenommen werden. Erhaltene längsrechteckige Grundrisse
legen in einigen Fällen die Anlage eines Saalbaus nahe, in anderen
Fällen spricht die geringe Stärke mancher Pfostenüberreste für ein
höchstens zweigeschossiges Gebäude.“ Quelle:
https://de.wikipedia.org/wiki/Burg .Um Ochsen, Kühe, Pferde,
Ziegen, Schafe, Gänse, Enten und Hühner sicher versorgen zu können, steht
diesen eine rund 12.000 qm große, nach außen geschützte und durch
Zäune aus Weidengeflecht aufgeteilte Wiesenfläche zur Verfügung –
auf der in direkter Nähe der Vorburg auch umzäunte Parzellen für den Gartenanbau
angelegt wurden. |
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Die tatsächlich ungewöhnliche Größe der Burg manifestiert sich auch darin, dass es zwei Wirtschaftshöfe mit mehreren Gebäuden gab, die als Kastelhöfe nicht in der Vorburg untergebracht, wurden, sondern außerhalb der Burg liegen. Was deren Sicherung und Schutz erschwerte – aber sie lagen ja auch im gewissen Sinne nur einen Steinwurf (ca. 50 Meter) von der Burg entfernt – mit freier Sichtverbindung. Würden sie angegriffen, wäre man in Minuten Vorort gewesen bzw. hätte die Angreifer vom westlichen Plateau der Stützmauer gezielt unter Bogenbeschuss genommen. Die Auslagerung der Höfe bzw. die Errichtung dieser Siedlung genau an der gewählten Stelle ist primär in der gesicherten Trinkwasserversorgung zu sehen, die für Mensch und Tier überlebenswichtig war, aber auch für die Tätigkeit einer Mühle. Die direkte Ansiedlung auf der Talterrasse hat neben diesem Vorteil allerdings auch den Nachteil, dass die Höfe immer im Überschwemmungsbereich lagen und damit im Frühjahr bei der Schneeschmelze sowie im Herbst bei lang anhaltenden Regenfällen ständig in Gefahr waren. Dennoch überwog das Argument der Wasserversorgung, die so auf der Burg selbst nie hätte gewährleistet können. Zudem auch aus ganz praktischen Gründen hier Pferde, Ochsen und Kühe schnell zur Tränke am Bach geführt und wieder in die Stallungen zurückgebracht werden konnten (in unfriedlichen Zeiten wurden sie in die geschützten Außenflächen der Burg gebracht). Enten und Gänse erhielten so einen optimalen Lebensraum. Und die Schweine konnten von hier aus relativ schnell in die nahen Buchen- und Eichenwälder getrieben werden, wo sie sich an Eicheln und Bucheckern mästen konnten. Dass es namentlich "Kastelhöfe" waren, lasst den Schluss zu , dass die Siedlung aus mehreren Gebäuden bestanden - zumindest zwei, eines davon auf jeden Fall eine Mühle. Der Gemarkungsplan von 1888 zeigt nur einen "Kastelhof" auf der Rieder Seite, also auf der linken (westlichen) Seite der Belchenwiese, der Gemarkungsplan von Bürchau aus dem Jahr 1779 bildet am Standort der Kastelhöfe eine Mühle auf der rechten (östlichen) Seite der Belchenwiese ab. Mit der Trennung der Siedlung durch die Neuzuteilung der Gemarkungen wird der Rieder Kastelhof als "aufgegangene Siedlung Kastelhöfe" auch in LeoBW aufgelistet. |
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LiDAR-Ausschnitt vom Forschungsgebiet Kastelhöfe und Sonnhalde südlich von Bürchau (Quelle. Geoportal BW) | |||||||||||
Kombination Luftbild mit LiDAR unterlegt vom Forschungsgebiet Kastelhöfe und Sonnhalde südlich von Bürchau (Quelle. Geoportal BW) | |||||||||||
Rekonstruktionsversuch: Kombination Luftbild mit LiDAR unterlegt vom Forschungsgebiet Kastelhöfe und Sonnhalde südlich von Bürchau (Quelle. Geoportal BW, Grafik Werner Störk © 2020). Legende: Zugangswege (gelb/grün) Wallgräben mit Palisaden oder Flechtwerk (rot), Kontrollpunkte (Raute), Stützmauer (schwarz), Zugang über Brücke (weiß) und Felsenpfad (karminrot), natürliches Fels-Hindernis (braun), Trinkwasserversorgung (blau), Kernburg (Quadrat orange), Viehtränken (dunkelblau)..Mit der Erkundung der "Kanzel" einher ging auch eine Untersuchung des gesamten Mauerverlaufes. Dabei konnten wir feststellen, dass zwischen dem Mauerauslauf am Kastelfelsen ein sehr schmaler Pfad zur Brücke führte - sicherlich nicht für den "Publikumsverkehr", sondern wohl eher für die "Security", um ggfs. möglichst schnell Verteidiger von diesen Punkt zur Kanzel bzw. von dort hierher zu bringen (grau). Erklärung für weißen Kreis unten. Die Belchenwiese wurde auf Grund der Mäanderstrukturen bzw. den Spuren der Ufererosion entsprechend Gleit- und Prallhang rekonstruiert - damit fließt sie genau am Fuß des Kastelfelsen entlang.. Möglicher Brunnen (violett). Der gelbe Pfeil markiert eine mögliche Verteidigungslinie, um eine weitere Rückzugslinie für den nördlichen Abschnitt aufzubauen. Abschnittsgraben der Kernburg mit Halsgraben und freigelegtem Plateau (hellgrün). Teilsegmente des Ringgrabens (schwarz) |
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Quellen Geoportal BW LiDAR Grafik Werner Störk © 2020 | |||||||||||
Der LiDAR-Ausschnitt zeigt das Hollbachtal sowie den südlichen Zugang zur Burg über die Hollbach-Brücke und den sich dort anschließenden Felsenpfad. | |||||||||||
Quellen Geoportal BW LiDAR Grafik Werner Störk © 2020 | |||||||||||
Auch im realen Gelände noch gut erkennbar: Haldenstrukturen von anthropogenen Eingriffen für die Brückenauflagen. | |||||||||||
Quellen Geoportal BW LiDAR Grafik Werner Störk © 2020 | |||||||||||
Die Auflagenpunkte liegen exakt im rechten Winkel. | |||||||||||
Quellen Geoportal BW LiDAR Grafik Werner Störk © 2020 | |||||||||||
Die Auflagenpunkte liegen exakt im rechten Winkel. | |||||||||||
Quellen Geoportal BW LiDAR Grafik Werner Störk © 2020 | |||||||||||
Hollbach-Brücke mit Zuwegung und Felsenpfad. | |||||||||||
Foto & Grafik Werner Störk © 2020 | |||||||||||
Die "Kanzel" in natura. | |||||||||||
Quellen Geoportal BW LiDAR Grafik Werner Störk © 2020 | |||||||||||
Die große Mauer (gelb) mit dem ausspringenden redangleichen Winkel (Pfeil), der "Kanzel". | |||||||||||
Quelle: Gemarkungsplan von 1777 Ortsverwaltung Bürchau © 2020 | |||||||||||
Der Gemarkungsplan von
1777 zeigt im südlichen Bereich (rot) der Unteren Sonnhalde keinen Weg
oder Pfad, ebenfalls nicht im nördlichen Bereich (schwarz) - lediglich
den bekannten Zugang (gelb) zum Talboden und der dort 1781 errichteten Bogenbrücke aus Stein. |
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Foto Werner Störk © 2020 | |||||||||||
Foto & Werner Störk © 2020 | |||||||||||
Quelle. Geoportal BW | |||||||||||
Kombination Luftbild mit LiDAR unterlegt vom nördlichen Forschungsgebiet Sonnhalde südlich von Bürchau (Quelle. Geoportal BW) Grafik Werner Störk © 2020, Legende: Kontrollstelle der Passage (rot), die natürliche (gelb) Böschungskante (Wulstung keine Hangsolifluktion, sondern anthropogene Spur der möglicherweise künstlich erhöhten Kante), das Gleiche gilt für den Laufgraben/Laufweg (Kommunikation) (schwarz/weiß), Auslauf der beiden Fortifikationselemente - auch zur Sicherung der dortigen Quelle bzw. Bach > Trinkwasserversorgung). Der Laufgraben/Laufweg verband den nördlichsten Punkt der Burganlage mit dem der Kernburg. Die von uns eingebrachten Zuweisungen als Laufgraben/Laufweg, Wallgräben etc. sind Arbeitshypothesen bzw. Interpretationen um eine optimale Sicherung der Burg im Norden zu erreichen. Auffallend sind die starken "Wulstungen" der jeweiligen Böschungskanten, die wir so auch bei den Wallgraben-Systeme der Schanzen kennen. Die gerne als zweifelsfrei primärer Auskofferung als Weg zugewiesene Interpretation berücksichtigt oft nicht die multifunktionale Nutzung solcher Gräben (bei uns liegen etliche Forstwege darauf) sowie die speziellen Ausprägungen, die den Wegebau von Wallgräben unterscheiden. | |||||||||||
In der Flureinteilung zeichnet sich die "Passage" auffällig als "Flaschenhals" (enge, leicht zu kontrollierende und verschließbare Stelle zur optimalen Verteidigung, vergleichbar mit einer Letze) ab (Quelle: Geoportal BW & Grafik Werner Störk © 2020). Wir wissen aus den Vergleichen mit Neuenweg und Gersbach, dass bei den ersten offiziellen Flureinteilungen man sehr bewusst nach jenen Messpunkten suchte, die mit einer möglichst "unverrückbaren" und nicht leicht veränderbaren Landmarke zu im wahrsten Sinne des Wortes unlösbar zu verbinden waren. Da waren Wall- und Grabenlinien willkommene Anhaltspunkte - Grenzsteine konnte man - auch bei massiver Strafandrohung - immer leicht versetzen. Eine ganze Wall- oder Grabenlinie dagegen nicht. So folgten - und das lässt sich z. B. sehr gut in Neuenweg (siehe nachfolgend zwei Beispiele) nachzeichnen - die damaligen Flureinteiler sehr genau den einstigen Wall- und Grabenlinien, die sich heute noch so in der modernen Flurkarte wiederfinden. | |||||||||||
Quelle: Quelle: Geoportal BW & Grafik Werner Stlörk © 2020 | |||||||||||
Die Flureinteilung folgt den alten Wegen,
"unverrückbaren" Geländemarken und speziellen Geländeauffälligkeiten.
Besonders interessant: der Flaschenhals
(enge, leicht zu kontrollierende und verschließbare Stelle zur optimalen Verteidigung, vergleichbar mit einer Letze) am "Kontrollpunkt" (gelb markiert).. |
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Quelle: u.a. http://minifossi.pcom.de/Wallgraben-Wallsperren-System-Flur-Spitzkopf.html | |||||||||||
Historische Aufnahme um 1925 mit Blick auf die
Untere und Obere Sonnhalde und den Schorrbühl (Copyright & Sammlung Archiv Harald Senn, Bürchau). |
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Historische Aufnahme um 1925 (Ausschnitt der Aufnahme oben). | |||||||||||
(Copyright & Sammlung Archiv Harald Senn, Bürchau). | |||||||||||
Historische Aufnahme um 1925 (Ausschnitt der
Aufnahme oben). Legende: auffälliges "Podest" der "Sonnhalde" (rot),
vermutlicher einstiger Laufgraben/Laufweg/Kommunikation, heute Feldweg (gelb), Palisadenspur (weiß), Wege (schwarz). |
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(Copyright & Sammlung Archiv Harald Senn, Bürchau). | |||||||||||
Historische Aufnahme um 1925 (Ausschnitt der Aufnahme oben). Legende: auffälliges "Podest" der "Sonnhalde" (gelb). | |||||||||||
(Copyright & Sammlung Archiv Harald Senn, Bürchau). | |||||||||||
Wie wurde diese
Burg verteidigt? Die Burganlage folgt dem typischen Bauplan einer Abschnittsverteidigung,
wobei in diesem Fall der Zugangsebene speziell den natürlichen Gegebenheiten
angepasst wurde. Aber sie weist auch ungewöhnliche Besonderheiten aus: so
gibt es zwei völlig voneinander getrennte Zugangswege. Einerseits einen
im Süden mit kurzem Aufstieg über die südliche Flanke des Hollbachtales,
das mittels Holzbrücke überquert wird. |
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„Was die Hand kann machen, kann die Hand zerbrechen“, wie es in einer
südwestdeutschen Quelle aus dem späten Mittelalter heißt. |
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Quelle: Geoportal BW .& Grafik Werner Störk © 2020 | |||||||||||
Rekonstruktionsversuch: Die Burg hat drei große Verteidigungsbereiche (weiß): im Westen sowie zwei Bereiche im Norden. Diese entsprechen in ihrer Verteidigungsfähigkeit dem Grundprinzip der Abschnittsverteidigung auf der Basis von ringförmigen Fortifikations- oder Befestigungslinien, die gleichzeitig als Abschnittsabwehrzentrum fungieren. So gibt es die kleine Abschnittsverteidigung auf dem unmittelbaren Burgengelände (kleine Kreise), wo man sich erst auf der jeweiligen Zugangseben dem Gegner stellt, um sich dann abschnittsweise - also über die Vorburg - hinauf zur Kernburg zurückzieht. Dasselbe Prinzip gilt auch für die großen Verteidigungsräum speziell im Norden. Auch hier gilt das Prinzip der Abschnittsverteidigung analog dem auf dem Burggelände. Wichtig dabei sind die jeweiligen möglichst sicheren Rückzugslinien. Für den Schutz der Kastelhöfe (schwarzer Rahmen) bzw. auch der Burgwarte (nur Ringwall) gelten besondere Kriterien, da diese über keine eigenen bzw. zusätzlichen Befestigungsstrukturen verfügen. | |||||||||||
Quelle: Geoportal BW .& Grafik Werner Störk © 2020 | |||||||||||
Rekonstruktionsversuch: Für die Normalbögen des Frühmittelalters - also nicht nach dem späteren Vorbild englischer Langbögen - galt eine direkte treffsichere Schussweite von rund 70 Metern - in unserer Grafik mit rot markiert. Wurde der Bogen hoch gehalten, erfolgte als ein "hoher" Bogenschuß - erreichte der Schütze eine Distanz auf ca. 200 Meter Entfernung. Dies war nur dann sinnvoll, wenn es eine größere Zahl von Bodenschützen war, die dann einen Pfeilregen auf den Angreifer niedergehen lassen konnte. Wir haben diese 200-Meter-Distanz mit gelb markiert. Im Mittelpunkt: die Kernburg (orange) und die von ihr aus zu kontrollierenden Zugangsmöglichkeiten zur Burg bzw. schützenswerte - weil nicht so gesicherte - Objekte wie die Kastelhöfe und die Burgwarte. Wie man sieht - eine sehr wehrhafte Burg, die nach allen möglichen Angiffsseiten ihre Verteidigungsfähigkeit unter Beweis stellen konnte. | |||||||||||
Figuren Plastic Agincourt Archer Samples http://perry-miniatures.com/ & Grafik Werner Störk © 2020 |
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Zwei aktive Bogenschützen: links mit hochziehendem Bogen zum Weitschuss, rechts in fast horizontaler Pfeilhaltung im direktem unmittelbaren Feindkontakt auf kurze Distanz | |||||||||||
Quelle: Geoportal BW Ldar & Kombination Sat. & Grafik Werner Störk © 2020 | |||||||||||
Rekonstruktionsversuch: Eine genaue Analyse unter dem Gesichtspunkt Fortifikation & Sicherheit zeigt sehr schnell, dass der Standort - wie jeder andere auch - Stärken und Schwächen hat. besonders eindrucksvoll ist die starke natürliche Südsicherung (dunkelblau) durch die steilen Flanken des Hollbachtales. Ebenso gut und auf natürliche Weise geschützt ist auch die südwestliche Flanke durch den Felsensporn, die Belchenwiese, dem sumpfigen Talboden und die hohe Böschung des Hochgestades, zusätzlich oben durch eine durchgehende Fortifikationslinie gesichert.. Allerdings nimmt das Hochgestade gegen Norden deutlich ab, so dass ein Angreifer dort ohne zusätzliche Fortifikationselemente an mindestens zwei Stellen (schwarz) leichten Zugang auf diese natürliche Hangterrasse hätte, was eine unmittelbare Gefahr für die Burganlage bedeutete. Alle Bereiche der gesamten Burg wären massiv gefährdet. Ohne eine zusätzliche Sicherung der Nordseite würde man jeden Angreifer geradezu einladen, über diese entblößte Flanke die Burg zu attackieren bzw. durch eine Belagerung zur Aufgabe zu zwingen. Um dies zu unterbinden, benötigt diese Burganlage eine gut ausgebaute nördliche Sicherung (rot/gelb), idealerweise mit einer Rückzugslinie (gestrichelt gelb/durchgezogen hellgrün, die den gesamten Burgenbereich abdeckt und speziell nach Norden zusätzlich sichert. Der große Graben zwischen Vor- und Kernburg (weiß) der Halsgraben plus Teilsegmente des Ringgrabens (hellgrün). Kontrollpunkte als Raute. | |||||||||||
Quelle: Geoportal BW LiDAR & Kombination Sat. & Grafik Werner Störk © 2020 | |||||||||||
Ein erfolgversprechender Angriff (weiße Pfeile) auf die Burg von Süden oder Südwesten aus ist auf Grund der natürlichen Vorgaben nicht möglich. | |||||||||||
Quelle: Geoportal BW LiDAR & Kombination Sat. & Grafik Werner Störk © 2020 | |||||||||||
Jedoch hat der Angreifer die Möglichkeit, in
Richtung Norden auszuweichen und die dort schwächer ausgeprägte
Böschungskante zum Hochgestade relativ leicht zu überwinden und so auf der Hochterrasse - sogar in relativ breiter Front (rote Pfeile)- die Burgen aus Norden kommend, massiv anzugreifen - die "entblößte" Burg wäre verloren. |
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Quelle: Geoportal BW LiDAR & Kombination Sat. & Grafik Werner Störk © 2020 | |||||||||||
Um dies zu unterbinden, lässt der Burgherr eine lange Wallgraben-Linie (rote Linie) entlang der Böschungskante bzw. besser gesagt: genau auf der Kante errichten. Man kann davon ausgehen, dass hier eine Palisadenwand mit Wehrgang eingerichtet wurde. Mit Wehrgang deshalb, da sonst eine effektive Bekämpfung des Angreifers auf Grund der Höhendifferenz zwischen Hochterrasse und Talboden schwierig gewesen wäre. Mit einem Wehrgang hätten die Bogenschützen optimale Bedingungen, die gesamte Linie zu schützen. | |||||||||||
Quelle: Geoportal BW LiDAR & Kombination Sat. & Grafik Werner Störk © 2020 | |||||||||||
Aber auch eine solche beeindruckend lange
Fortifikationslinie würde nicht den gewünschten Schutz erreichen: der
Angreifer würde sie im Norden einfach umgehen und von dort in Richtung Burg vordringen - mit fatalen Folgen für die Verteidiger. |
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Quelle: Geoportal BW LiDAR & Kombination Sat. & Grafik Werner Störk © 2020 | |||||||||||
Die Möglichkeit, den Angreifer mit einer "Mittelline" (orange) mit Flaschenhals (enge, leicht zu kontrollierende und verschließbare Stelle zur optimalen Verteidigung, vergleichbar mit einer Letze) aufzuhalten, brächte nur einen Teilerfolg der Befestigungsbemühungen - auch hier bliebe die Umgehung (rote Pfeile) und das Ausweichen - in Folge mit einem unmittelbaren Angriff auf die Burg bzw. der Belagerung mit "Abschnürung" von Trinkwasser und "Aushungern", in dem die Versorgung mit Nahrungsmittel - z. B. von den Kastelhöfen - unterbunden wird. Auch die Kastelhöfe würde sich dann nämlich schon lange in der Hand der Angreifer befinden. Die Höfe und die Mühle - sie sind am meisten von einem effektiven und schnell reagierenden Schutzmechanismus von Seiten der Burg im wahrsten Sinne des Wortes überlebenswichtig abhängig. | |||||||||||
Quelle: Geoportal BW LiDAR & Kombination Sat. & Grafik Werner Störk © 2020 | |||||||||||
Erst die Kombination aller Fortifikationselemente - kombiniert mit gut gesicherten Kontroll- und Überwachungspunkten (Rauten), die wichtigsten mit verschließbaren Toren, bietet den gewünschten Schutz und die Sicherheit, die ein solches Rodungsprojekt erfordern - dies macht aber auch deutlich, dass man sich nicht nur als Rodungsherrschaft sah, sondern eine vollumfänglich wehrhafte und optimal verteidigungsfähige Burg plante, die auch eindeutig das Risiko eines Angriffs bzw. einer Belagerung einplante - was auf territorial erwartete Konflikte hindeutet.. Vermuteter Waldrand damals (grün). Hollbachtal nicht passierbar - von Osten ist also kein Angriff möglich. | |||||||||||
Quelle: Geoportal BW & Grafik Werner Störk © 2020 | |||||||||||
Auf der Westseite zog sich eine rund 380 Meter lange Wallgraben-Linie - zunächst exakt auf der Böschungskante zum Hochgestade hin - und sicherte damit nicht nur die Westflanke, sondern auch die dort einmündenden zwei wichtigsten Zuwegungen zur Burg selbst. So schützt diese Linie natürlich auch die Nordflanke - mit einem hangaufwärts laufenden Wallgraben. Die Auswertung der U.S.-Luftaufnahmen zeigt einen ausgeprägten und 1945 im Gelände noch sehr gut erkennbaren Wallgraben. Möglicherweise war er mit Palisaden (mit Wehrgang) bestückt, um so die schon bestehenden natürliche Höhendifferenz zwischen Hochgestade und Talboden noch mehr zu überhöhen - auf dann durchschnittlich 10 - 12 Meter! Leider sind die Aufnahmen punktuell nicht so scharf, wie wir sie uns wünschten. So ist der nördliche Auslauf der Linie nicht eindeutig, da dorrt vor Kurzem ein Hangrutsch die Straße verschüttete. Wir sind jedoch sicher, dass wir auch dort fortifikatorisch richtig liegen. Nur so konnte das deutliche Gefährdungspotential, dass ein Angreifer die dortige Erosionsrinne des Baches als Aufstieg und Umgehungsmöglichkeit der bestehenden Fortifikationselemente nutzt (siehe unten), verhindert werden. Gleichzeitig konnte auch nur so die beiden Zuwegungen effektiv kontrolliert, überwacht und ggfs. geschlossen bzw. speziell gesichert werden. Nicht eindeutig ist eine auffallend quadratische Form, die exakt am Übergang der Wallgrabenlinie zur Kanzelmauer erkennbar ist. Da wir die U.S.-Air-Force-Aufnahmen nur unter bestimmten Konditionen überhaupt veröffentlichen dürfen, haben wir die aussagekräftigen Details in der nachfolgenden pdf-Datei zusammengefasst. | |||||||||||
Große West-Fortifikationslinie | |||||||||||
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Foto Werner Störk © 2020 | |||||||||||
Quelle Google Earth © Grafik Werner Störk © 2020 | |||||||||||
Die bislang identifizierten Sicherungs- und Schutzsysteme der Burg von Süden aus gesehen - mit vermutlichem "Ring"-Ab- und Zusammenschluss im Norden. | |||||||||||
Quelle Google Earth © Grafik Werner Störk © 2020 | |||||||||||
Die große Westsicherung von Nordwesten aus gesehen im Zusammenspiel mit den anderen wichtigen Fortifikationselementen. Die Kernburg mit Ringgraben, Abschnitts- und Halsgraben (weiß/blau/hellgrün/schwarz)) sowie dem Anschluss auf den nach Norden gerichtete Laufgraben als Kommunikation zum entferntesten Punkt der Anlage, der "Flaschenhals" (braun) als wichtigstes Verbindungsemelement (enge, leicht zu kontrollierende und verschließbare Stelle zur optimalen Verteidigung, vergleichbar mit einer Letze) zwischen der unteren und der oberen Fortifikationslinie, die Kanzelmauer (orange) als südlicher Abschluß und das nördliche Endstück, da für uns nicht sicher zuweisbar ist. Das hangaufwärts laufende Endstück der unteren Fortifikationslinie schließt optimal den davorliegenden taleinschnitt mit Bach und Zuwegung ab, also fortifikatorisch die beiden Problemzonen in der, den Bachlauf und die dortige Zuwegung nach Osten und zur Kernburg. Dies wäre dann der nördlichste Kontrollpunkt für die Kernburg. | |||||||||||
Aufnahmen der U.S.-Air Force: Kriegsluftbilder des Kampfmittelbeseitigungsdienstes BW (KMBD) aus dem Jahre 1945 | |||||||||||
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Foto Werner Störk © 2020 | |||||||||||
Was das menschliche Auge im Gelände wahrnimmt, kann die Kamera oft nicht einfangen - hier ist eine geometrisch-exakte Linie, die wir als anthropogen interpretieren. | |||||||||||
Foto & Grafik Werner Störk © 2020 | |||||||||||
Wir deuten diese "künstliche" Linie als Spuren einer einst fortifizierten Böschungskante - möglicherweise mit Palisaden oder Flechtwerk bestückt. | |||||||||||
Ausschnitt der historischen Ansicht von 1925 (Copyright & Sammlung Archiv Harald Senn, Bürchau).. | |||||||||||
Die historische Ansicht um 1925 lässt die
Geländeanomalien der einstigen Fortifikation noch relativ gut im Gelände
nachverfolgen: Böschungskante (grün), Laufgraben/Laufweg (orange). Nordsicherung (rot), Hochgestadekante (gelb).(Copyright & Sammlung Archiv Harald Senn, Bürchau). |
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Mehr Infos und Fotos: | |||||||||||
Photoarchiv Nordsicherung | |||||||||||
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Detail aus der historischen Aufnahme um 1925: gut erkennbar die noch vorhandene Grabenlinie (Pfeile) - keine Viehtritt-Spuren oder Pfad. | |||||||||||
(Copyright & Sammlung Archiv Harald Senn, Bürchau). | |||||||||||
Foto Werner Störk © 2020 | |||||||||||
Hier liegen gleich mehrere Fortifikationslinien im Gelände. | |||||||||||
Quelle: https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/bild_zoom/zoom.php?bestand=14213&id=3462009&screenbreite=1680&screenhoehe=1010 | |||||||||||
"Topographischer Plan von dem Elbenschwand und Bürchauer Bann", [Quelle: Generallandesarchiv Karlsruhe] Grafik Werner Störk Copyright 2020 | |||||||||||
1780 sind auf der von uns dort verorteten Fortifikationslinie noch ein Weg (rot) ausgewiesen - auch eine andere Linie (orange) wird als Weg eingezeichnet. | |||||||||||
Aufnahmen der U.S. Air Force: Kriegsluftbilder des Kampfmittelbeseitigungsdienstes BW (KMBD) aus dem Jahre 1945 (u.a.) Direktlink Quelle: Luftbilder © KMBD, LGL, www.lgl-bw.de |
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Foto Werner Störk © 2020 | |||||||||||
Auch aus dieser Perspektive erkennbar: die "Linie" an der Hangoberkante. Die rechte Böschungslinie verbirgt heute die dort liegende langgestreckte Wallgraben-Anlage. | |||||||||||
Rekonstruktionsversuch: Kombination Luftbild mit
LiDAR unterlegt vom Forschungsgebiet Kastelhöfe und Sonnhalde südlich
von Bürchau (Quelle. Geoportal BW, Grafik Werner Störk © 2020). Legende:
Zugangswege (gelb/grün) Wallgräben mit Palisaden oder Flechtwerk (rot),
Kontrollpunkte (Raute), Stützmauer (schwarz), Zugang über Brücke (weiß)
und Felsenpfad (karminrot), natürliches Fels-Hindernis (braun),
Trinkwasserversorgung (blau), Kernburg (Quadrat orange), Viehtränken
(dunkelblau). Mit der Erkundung der "Kanzel" einher ging auch eine
Untersuchung des gesamten Mauerverlaufes. Dabei konnten wir feststellen,
dass es wohl zwischen dem Mauerauslauf am Kastelfelsen ein sehr schmalen
Pfad zur Brücke (grau) führte - sicherlich nicht für den
"Publikumsverkehr", sondern wohl eher für die "Security", um ggfs.
möglichst schnell Verteidiger von und zur Kanzel an diesen Punkt zu
bringen. Mit gelben Pfeil markiert: eine noch Osten den Hang aufwärts
laufenden Fortifikationslinie - um eine von Nord nach Süd agierende
Abschnittsverteidigung zu ermöglichen. Mit Hellgrün markiert: der große
Abschnittsgraben vor der Kernburg und der dahinterliegende Halsgraben
mit angeschnittenem Hangprofil. Zusätzlicher Eintrag mit dem weißen
Kreis: ein lange nicht geklärter "Abschluss" - läuft strukturell
parallel mit der hier "auffälligen" Flureinteilung - genau wie der dann
westwärts anschließende Weg (orange). Interpretation: sinnvoller
Abschluss der dortigen Tal- und Hangsicherung. Fortifikatorisch wäre
hier ein befestigter Talsabschluß sicherlich sinnvoll. Auf Grund des
spitzen Winkels schließen wir eine alte Wegführung aus und weisen diesem
Bereich die Funktion einer wichtigen Sperre zu, die hier den Aufstieg
entlang des Baches stoppen soll und so eine mögliche Umgehung der
zentralen Fortifikation der mittleren Linie zu unterbinden. Gleichzeitig
sehen wir einen engen Zusammenhang mit dem als Laufweg(Laufgraben
markierte Kommunikation. |
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Quelle: Geoportal BW LiDAR, Grafik Werner Störk © 2020 | |||||||||||
Quelle: Kombination Geoportal BW LiDAR + Flureinteilung, Grafik Werner Störk © 2020 | |||||||||||
Fotos Werner Störk © 2020 | |||||||||||
Fotos Werner Störk © 2020 | |||||||||||
Fotos Werner Störk © 2020 | |||||||||||
Aus Vergleichsobjekten auf der Nordflanke am Spitzkopf von Neuenweg (oben 5 Motive) sieht man die doch erkennbaren Unterschiede bei einer palisadenbesetzen Wallkrone. Bei der nördlichen Böschungskante der Unteren Sonnhalde bei Bürchau haben wir eine verzogene, wulstartige Erhöhung mit einem relativ breiten Fuß. Die Kriegsluftbilder des Kampfmittelbeseitigungsdienstes BW (KMBD) mit den Nummern. 906854063, 909907069 und 909727093 aus dem Jahre 1945, angefertigt von der U.S. Air Force, bestätigen diese Befund. Wir interpretieren dies so, dass die westliche Fortifikationslinie (von der Stützmauer in Richtung Norden bis zum Kontrollpunkt, am ehesten mit einer Palisadenwand bestückt war, während die Fortführung nach dem Kontrollpunkt wohl eher durch ein Zaun erhöht wurde, der gleichzeitig auch natürlich der Koppelsicherung für die Tiere diente. Möglicherweise wurde dort die Palisadenwand nach Osten den Hang hinauf fortgeführt - was im Sinne der Abschnittsverteidigung von Nord nach Süd von Vorteil wäre und eine bei einem Angriff aus Norden - der Schwachstelle der Anlage - eine erste Rückzugslinien bilden könnte. | |||||||||||
Quelle: Geoportal BW © 2020 | |||||||||||
Wir interpretieren diesen Bereich der Nordsicherung noch nicht abschließend. | |||||||||||
Quelle: Geoportal BW LiDAR © 2020 | |||||||||||
Wir interpretieren diesen Bereich der Nordsicherung noch nicht abschließend und dokumentieren nur die auffallenden Geländeanomalien. | |||||||||||
Quelle: Geoportal BW & Grafik Werner Störk © 2020 | |||||||||||
Wir interpretieren diesen Bereich der Nordsicherung noch nicht abschließend und dokumentieren nur die auffallenden Geländeanomalien. Historische Wegführungen (schwarz). | |||||||||||
Ausgeklügeltes
Verteidigungskonzept mit gestaffeltem Defensivsystem in Form der
Abschnittsverteidigung und unter starker Einbeziehung natürlicher
Annäherungshindernisse.
Das Verteidigungskonzept
dieser Burganlage baut auf eine starke Einbeziehung natürlicher
Annäherungshindernisse, um eine effektive Abschnittsverteidigung zu
gewährleisten. Da der Norden und der Nordwesten sich als die eindeutigen
Schwachstellen und unmittelbaren Angriffsflächen identifizieren lassen,
ist erkennbar, wie die Planer des Verteidigungskonzept diesem Bereich
eine besondere Aufmerksamkeit widmen. Und mit einem ausgeklügelten
Gesamtsystem die möglichen Gefahrenzonen nachhaltig entschärfen und fest
in das Defensivsystem einbinden. Ein wichtiger Pfeiler dieser
Kombination aus Natur und Fortifikation sind die natürlichen
Geländestufen, Geländekanten
oder
Terrainstufen sowie
Terrassenbildungen. Geländestufen,
Geländekanten oder Terrainstufen sowie Terrassenbildungen sind Hinweise
auf die einstige erosive Wirkung des ursprünglichen Baches mit der
Einmündung in die einstige Belchenwiese, bevor sie sich im Laufe der
Jahrtausende immer tiefer gelegt hat und damit heute rund 20 Meter
tiefer liegt. So sind die für die Burganlage wichtigen Bereiche
einerseits durch die von den Bergflanken des Tales zur Belchenwiese
abfließende Bäche entstanden und z. T. durch die Kleine Wiese selbst. Es
sind mehrheitlich Zeugen postglazialer Prozesse. In der Geologie und
Geomorphologie wird dafür auch die Bezeichnung Geländestufen an
Talhängen benutzt. Die Verebnungsfläche bildet zusammen mit der Böschung
die Begrenzung des Terrassenkörpers und formt in unserem Fall auch das
Hochgestade mit seiner auch heute noch stark beeindruckenden
Böschungskante Die .Böschung selbst ist ein natürlicher oder künstlich
angelegter Geländeknick oder Geländesprung.
Natürliche
Böschungen entstehen durch
geomorphologische Vorgänge (zum Beispiel Erosion, Bodenhebung,
Sedimentation) und werden vielfach auch als Hang bezeichnet. Sie spielen
im Verteidigungskonzept der Burg eine wichtige und im wahrsten Sinne des
Wortes "tragenden" Rolle.
Wikipedia schreibt: "Die
Standsicherheit einer Böschung wird vom Böschungswinkel bestimmt und ist
von einer Reihe von Einflüssen abhängig. Für den Fall, dass eine
Böschung nicht standsicher ausgebildet ist, kann es zum Böschungsbruch
kommen. Die Gestalt und die Lage der Abbruchkante unterliegt einem
ständigen Erosionsprozess, was zur Folge hat, dass ab und an Teile der
steilen Böschung abfallen und sich die Abbruchkante weiter in das
Landesinnere bewegt. Aus diesem Umstand heraus. Terrassen können auf
natürliche Art entstehen, wenn tiefer gelegene Bereiche eines sanft
geneigten Geländes stärker der Erosion unterliegen als höhere; dadurch
bildet sich eine Böschung und oberhalb davon bleibt eine Terrasse
stehen. Es lassen sich zwei Formen unterscheiden, die Flussterrasse im
eigentlichen Sinne durch direkte fluvatile Erosion am Talgrund, und die
Talschulter durch folgende allgemeine Erosion an den Hängen. Die
Übergänge sind teils fließend (Hangschultern als fossile
Flussterrassen), und primär von der Physik (Härte und Schichtung) des
Gesteins bestimmt. Ohne Nachweis der Standsicherheit gelten folgende
Böschungswinkel bis zu einer Tiefe von 5,0 m: 45° bei nichtbindigen oder
weichen bindigen Böden. 60° bei mindestens steifen, bindigen Böden. 80°
bei Fels". Die Böschung und die Böschungskante waren Träger der
Palisaden.
"Palisaden sind 20–30 cm starke, 3–4 m lange, oben teilweise zugespitzte
Pfähle. Sie werden in der Befestigungskunst als Hindernismittel mit
Zwischenräumen von 6–8 cm etwa 1 m tief eingegraben und in der Erde
durch eine Grundschwelle, am oberen Ende durch eine aufgenagelte Latte
verbunden" (Quelle Wikipedia). Die Vorbereitung und der Einbau von
Palisaden hat sich seit der Römerzeit kaum verändert - wir haben dies selbst
beim Bau einer Lunette vor der Gersbacher Barockschanze im Rahmen eines
experimentellen Archäologieprojektes praxisnah durchgeführt. Erst wird
die geplante Palisadenlinie ausgepflockt und mit Seilen exakt die Lage
der zu bearbeitenden Flächen bestimmt. Daraufhin wird vorsichtig der
Grassoden mit einer Handbreit Humus daran mit einem speziell
angefertigten Holzspaten (breite Schaufel) abgeschoben, zusammengerollt
und mit Wasser befeuchtet (damit er nicht austrocknen) und separat
gelagert. Dies wird parallel an der Böschungskante - wo der Graben für
die Palisaden entsteht - sowie am Böschungshang vorgenommen. Während oben
der Graben für die Palisaden ausgehoben wird, wird der Hang zwischen
Böschungskante und Böschungsfuß auf ca. 60 Grad abgetragen - abhängig
von der Verzahnung des Erdmaterials (je besser und standfester, je
steiler, je weicher oder poröser, flacher). Das am Hangfuß gewonnene
Material wird in Körben - die Steine separiert - zur Böschungskante
getragen und dort hinter dem Palisadengraben aufgehäuft. Die Palisaden
werden auf die Grundschwelle gesetzt, ausgerichtet (eventuell auch mit
Seilen gesichert bzw. die Spitzen miteinander verbunden), die im
Grabenbereich stehenden Palisadenstämme mit Steinen zusätzlich verkeilt
und dann mit Erdreich aufgefüllt und verdichtet. Es bleibt offen, ob die
Basis der Palisaden speziell behandelt wurden, z. B. durch Ankohlen oder
man ein spezielles Sandbett vorbereitet hat. Beides um den
Fäulnisprozess des Holzes - ca. 5 Jahre bis zum "Umfallen" -
aufzuhalten. An strategisch bzw. topografisch wichtigen Punkten werden
gekürzte Palisaden eingebaut, die für die Verteidiger die Möglichkeit
schaffen, den Feind im Vorgelände unter Bogenbeschuß zu nehmen.. Durch
seitliche schräge Bohrungen laufende Seilzüge können solche "Lücken" mit
passenden Holzplanken verschlossen oder im Bedarfsfall auch nach außen
bzw. nach unten stufenweise abgelassen werden. Damit erhält der
Bogenschütze einen zusätzlichen Deckungsschutz sowie auch ein nach links
und rechts offenen Bogenschussfeld. Die Palisadenwand erhält zur besseren Stabilisierung roh
gezimmerte Planken, die quer zur Stammrichtung, also horizontal, die
Rückwand der Palisaden verstärken. Ist die Windfracht an besonders
exponierten Stellen sehr groß - ggfs. auch im Winter der Schneeanflug
(Gewicht), kann die Palisadenrückwand zusätzlich mit kleineren Stämmen -
schräg abgewinkelt - gestützt werden. Soll ein
Erdwehrgang angelegt werden, wird
das aufgehäufte Erdmaterial so hoch an die Palisadenwand aufgeschüttet
und stark verdichtet, dass eine in gewünschter Höhe ebene Lauffläche
entsteht. Falls die Höhe nur durch eine
Holzkonstruktion
erreicht werden kann, wird der
Wehrgang mit
ausreichenden Grundbrettern versehen, die eine so breite Lauffläche
bieten, dass sich zwei
Personen aneinander vorbei bewegen können. Das offene Erdmaterial wird nun
abschließend mit dem feuchten Grassoden sorgfältig abgedeckt, die
Grasdecke angedrückt und bewässert - sie ist ein wichtiges Mittel zur
Schutz vor Erosion. An der nun versteilten Böschungswand werden die
Grassoden bis zum Anwachsen mit Weideruten fixiert, indem man diese
links und rechts im Grassoden bis in den neuen Untergrund tief einsticht
und so fixiert. Die Grassoden werden von unten nach oben reihenweise
übereinander aufgelegt und abschließend bewässert. Dies wird in den
darauffolgenden Tagen immer wieder vorgenommen, um ein schnelles
Anwachsen und damit auch die Stabilitäten des durch den neuen, größeren
Böschungswinkels des abgegrabenen Terrassenhanges zu gewährleisten. Vor der
Böschungswand wurde - wenn es sinnvoll war - zusätzlich noch
einen Spitzgraben angelegt, der die Annäherungen an die Palisadenwand
nochmals erschwerte.. So stand der Angreifer vor einer mit
der Palisade fast 8 - 10 Meter hohen Wand - ein echtes Bollwerk. Wobei
dann die vor der Böschungswand liegenden Bereiche noch mit
"grünem
Stacheldraht", sprich mit
Brombeerhecken bestückt wurden, um so
nochmals ein zusätzlich natürliches "Dornröschen"-Annäherungshindernis
zu schaffen. Wer schon einmal versucht hat (haben wir!) eine
ausgewachsene Brombeerhecke zu durchqueren, weiß, wie
unmöglich schmerzhaft ein solches Unterfangen ist..
Bei
frühmittelalterlichen Burgen
waren die kombinierten Wall-Graben-Systeme mit Palisaden unter gezielter
Ausnutzung natürlicher Annäherungshindernisse eine der wichtigsten
Schutzstrukturen und Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche
Abschnittsverteidigung. |
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Grafik Werner Störk © 2020 | |||||||||||
Legende: Die Grafik zeigt die vier möglichen Phasen, in denen aus einem natürlichen Terrassenhang-Profil mit einfachsten Mitteln ein effektives defensives Annäherungshindernis entsteht: Mit 1 zeigt sich das natürliche Hangprofil einer Terrassenkanten mit 8 Metern Breite und 5 Metern Höhe - bei allen nachfolgenden Schritte exakt gleiches Maß. Bei 2 wurde aus dem Hangprofil durch Versteilung und Errichtung einer Palisadenwand mit aufgesetztem Erd-Wehrgang, Palisaden (4 Meter), Stützpfeiler, Grundschwelle und Querplanken ein beeindruckendes Fortifikationselement mit vorgelagertem Spitzgraben in der Gesamthöhe (aus dem Boden des Spitzgrabens) von insgesamt 15 Metern errichtet. Bei 3 wurde auf ein vorgelagerter Graben verzichtet. Eine Holzkonstruktion bildet einen Wehrgang. Die Palisadenwand wird auch hier mit Querbalken und mit Stützpfeiler zusätzlich gesichert - da die Rückwand nicht so wie bei Nummer 2 mit hochaufgeworfenem Erdreich als Wehrgangpodest verstärkt wurde. Die Gesamthöhe beträgt hier immer noch fast 10 Meter. Die Nummer 4 dokumentiert das Bestreben des Hanges, sein natürliches Profil (rote Linie) wieder zurückzugewinnen. Nach Auflassen der Fortifikation werden die Erosionskräfte aktiv (Regen Wind, Schnee - ggfs. auch bei Beweidung der Viehtritt) und eine verstärkte Hangsolifluktion tritt ein. Auffallend bleibt die anthropogen verformte "wulstige" Terrassenkante (bei Erdwehrgängen natürlich deutlich überhöht) zum Hang hin - auf die Fläche bezogen sieht es oft aus wie mit einem Lineal gezogene Böschungslinie. Wenn der Graben nicht schon durch Abrutschung in Folge der Hangerosion auf natürliche Art und Weise aufgefüllt wurde, macht der Mensch dies und gewinnt so auf recht "einfachem Weg" einen gangbarer Pfad bzw. je nach Breite bereits einen begehbaren Weg. Dies gilt insbesondere für horizontal angelegte Wallgräben. Bei vertikalen Gräben liegt oft eine für die Begehung oder gar Befahrung zu starke Steigung bzw. ein zu großes Gefälle vor, um gefahrlos diese als Pfad oder Weg zu benutzen. | |||||||||||
Quelle: Geoportal BW & Grafik Werner Störk © 2020 | |||||||||||
Das zu sichernde Areal aus der Vogelperspektive. | |||||||||||
Quelle: Geoportal BW & Grafik Werner Störk © 2020 | |||||||||||
Die große Westsicherung (rot), die zentrale Sicherung (gelb), die nördlichen Sicherungselemente (orange/grün) und die Südsicherung (schwarz/weiß). | |||||||||||
Quelle: Google © 2020 | |||||||||||
Nord-, Zentral- und Westsicherung aus der Vogelperspektive. | |||||||||||
Quelle: Google, Grafik Werner Störk © 2020 | |||||||||||
Nord-(rot) , Zentral- (orange) und nordöstliche Sicherung aus der Vogelperspektive. | |||||||||||
Quelle: Google © 2020 | |||||||||||
In Blickrichtung Norden. | |||||||||||
Quelle: Google, Grafik Werner Störk © 2020 | |||||||||||
Zentralsicherung (orange), östliche Nordsicherung (gelb) und Nordsicherung (rot). | |||||||||||
Quelle: Google © 2020 | |||||||||||
Aus der Vogelperspektive. | |||||||||||
Quelle: Google, Grafik Werner Störk © 2020 | |||||||||||
Zentrale Sicherung (orange), östliche Sicherung (gelb). Nordsicherung (rot), auffälliger Flur-/Gewann-Winkel (hellgrün). | |||||||||||
Quelle: Google © 2020 | |||||||||||
Areal von oben. | |||||||||||
Quelle: Google, Grafik Werner Störk © 2020 | |||||||||||
Die wichtigsten Grundelemente der Abschnittsverteidigung laufen hier zusammen - mit möglichem Talabschluß als Sperre (grün) und Kommunikation. | |||||||||||
Quelle: Google © 2020 | |||||||||||
Das nördliche Areal als Gesamtansicht. | |||||||||||
Quelle: Google, Grafik Werner Störk © 2020 | |||||||||||
Massiver Hangrutsch 2018 (blau) - darüber stark ausgeprägtes Feuchtgebiet, mit Fortifikationsstrukturen und Abschlußsperre (orange) der Aufstiegsrinne des Baches | |||||||||||
Quelle: Google © 2020 | |||||||||||
Die über 300 Meter lange Böschungs- und Hangkante des Hochgestades zur Niederterrasse. | |||||||||||
Quelle: Google, Grafik Werner Störk © 2020 | |||||||||||
Westsicherung mit Wallgraben und vermutlich Palisaden (rot) mit Übergang zur Kanzelmauer (weiß). | |||||||||||
Untere Sonnhalde: Zugangsebene mit Mauer (Kreis) und Übergang zur Vorburg (Quelle: Google, Grafik Werner Störk) | |||||||||||
Quelle: https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/bild_zoom/zoom.php?bestand=14213&id=3462009&screenbreite=1680&screenhoehe=1010 | |||||||||||
"Topographischer Plan von dem Elbenschwand und Bürchauer Bann", [Quelle: Generallandesarchiv Karlsruhe] | |||||||||||
Grafik Werner Störk © 2020 | |||||||||||
Rekonstruktionsversuch: Legende links: Aufbau der Burg mit Zugang 1 (Z1) und Zugang 2 (Z2) auf Plateau 1 (P1) und Plateau 2 (P2)) mit Hauptbereich der Vorburg (VB), der Kernburg (KB) auf dem dritten darüberliegenden Plateau P3. Für die Kernburg wurde das Plateau 3 entsprechend zurückgebaut. Der Rücken des Felsensporns und die Ausdehnung der Vor- und Kernburg tragen die wichtigsten Bauelemente der Burg. Der Zugang aus dem Süden (Z1) und der Zugang aus dem Norden (Z2).. Mit drei übereinanderliegenden Ebenen, gut ausgebildeten Plateaus inklusive der Spornlage erfüllen die geomorphologischen wie auch topografischen Konditionen alle Bedingungen für einen wehrhaften Standort. | |||||||||||
Rekonstruktionsversuch: Legende rechts: der Zugang (rot) aus dem Süden, also durch das Tal von Tegernau in Richtung Norden kommend, wobei wir den Standort des dortigen Übergangs als Brücke/Furt zur Überschreitung der Belchenwiese auch als möglichen historischen Brückenschlag favorisieren. Der Grund: dieser Übergang ist von der "Kanzel" aus (auf der Stützmauer) optimal einzusehen (blau) und mögliche Angreifer aus idealer Distanz von unter 200 Metern (Bogenschuß, Direktschuß ca. 70 Meter) mit Pfeil und Bogen früh zu treffen. Die gute Observation des Vorgeländes garantiert eine lückenlose Überwachung des Zugangsweges sowie des Brückenübergangs zur Burg sowie auf den sich anschließenden Felsenpfad. Mit der Erkundung der "Kanzel" einher ging auch eine Untersuchung des gesamten Mauerverlaufes. Dabei konnten wir feststellen, dass zwischen dem Mauerauslauf am Kastelfelsen ein sehr schmaler Pfad zur Brücke führte - sicherlich nicht für den "Publikumsverkehr", sondern wohl eher für die "Security", um ggfs. möglichst schnell Verteidiger von und zur Kanzel an diesen Punkt zu bringen (Pfeil/Linie schwarz). | |||||||||||
Quelle: Geoportal BW LiDAR. | |||||||||||
Rekonstruktionsversuch: Strategisch wichtiger Punkt: die Verteidigung der Brücke (rot) - durch eine direkte Verbindung zur "Kanzel" sowie einer optimalen Deckung durch die natürliche Felsformation des Kastelfelsen (orange) konnte der gesamte Zugangsbereich inklusive dem Talboden von Hollbach bis direkt an die Belchenwiese, aber auch die Brücke selbst optimal kontrolliert und effektiv verteidigt werden. Hier konnten sich Bogenschützen auf zwei Ebenen in Stellung bringen (weißer Kreis). Schwarzer Pfeil: Übergang von der Kanzelmauer auf die große Westfortifikation (Palisadenwand mit Wehrgang auf der Böschungskante des Hochgestades). | |||||||||||
Foto & Grafik Werner Störk © 2020 | |||||||||||
Die drei übereinander liegenden Ebenen bzw. Plateaus, welche die Ebenen für den Zugang zur Burg (orange), die Ebene für die Vorburg (gelb) und das Plateau für die Kernburg (rot) bilden. | |||||||||||
Foto & Grafik Werner Störk © 2020 | |||||||||||
Die drei übereinander
liegenden Ebenen bzw. Plateaus, welche die Ebenen für den Zugang zur
Burg (orange), die Ebene für die Vorburg (gelb) und das Plateau für die Kernburg (rot) bilden. Kastelhöfe (Pfeil). Das eigentliche Areal der Burg (weiß). |
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Foto & Grafik Werner Störk © 2020 | |||||||||||
Die drei übereinander
liegenden Ebenen bzw. Plateaus, welche die Ebenen für den Zugang zur
Burg (orange), die Ebene für die Vorburg (gelb) und das Plateau für die
Kernburg (rot) bilden. Das eigentliche Areal der Burg (weiß). |
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Foto Werner Störk © 2020 | |||||||||||
Die Fotos täuschen oft über das tatsächliche Gefälle und die Höhe der einzelnen Terrassen und deren Kanten - diese hier gibt einen realistischen Eindruck wieder. | |||||||||||
Foto Werner Störk © 2020 | |||||||||||
Auch zum Hollbachtal (Pfeile) fallen die Flanken des Schorrbühl sehr steil ab und schützen so optimal die Burg auf der Südseite. | |||||||||||
Foto Werner Störk © 2020 | |||||||||||
Südliche Steilflanke des Schorrbühls zum Hollbachtal. | |||||||||||
Quelle: Geoportal BW LiDAR & Grafik Werner Störk © 2020 | |||||||||||
Rekonstruktionsversuch: Der moderne Straßenbau hat die einstige Böschungskante zum Hochgestade (orange) und den Übergang zum Talboden nachhaltig umgestaltet. Auf der rechten Grafik sind die natürlichen Vorgaben, wie z. B. das Hochgestade und seine Niederterrasse (orange), sowie die natürliche Terrassenstrukturen (gelb und rot) markiert. Eine deutliche Abweichung von ursprünglichen Hangrelief sowie der dortigen Terrassenkante ist dort erkennbar, wo ein speziell ausgeformtes Plateau (schwarz) einen massiven Eingriff dokumentiert. Für uns das künstlich geschaffene Plateau für die Kernburg (weiß). Mit dem dort abgebauten Material wurde die zusätzliche Terrasse für die Kernburg aufgebaut. Abschnittsgraben und Halsgraben der Kernburg (hellgrün). | |||||||||||
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Historische Aufnahme um 1950: Spitze des
solitären Kastelfelsen (gelb), südliche Stützmauer (rot). (Copyright & Sammlung Archiv Harald Senn, Bürchau). |
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LiDAR der unteren Sonnhalde im Zielgebiet unserer Untersuchungen (Quelle: Geoportal BW LiDAR) | |||||||||||
Rekonstruktionsversuch: Im Zielgebiet unserer Untersuchungen (Quelle: Geoportal BW LiDAR & Grafik Werner Störk © 2020), Legende: Zugangspfad zur Brücke (gelb), Brücke (orange), Mauer (rot), den die Mauer nach Süden homogen abschließenden Kastelfelsen (grün), der Pfad nach Übergang der Brücke unterhalb der Vor- und Kernburg (weiß), Übergang der Mauer zum möglicherweise palisadenbesetzten Wallgraben (hellgrün), Standort der Kernburg (schwarz) | |||||||||||
Unser besonderes Augenmerk gilt der rund 80 Meter langen,
teilweise bis zu vier Meter hohen Westmauer (die im Süden lückenlos an das
natürliche Felsmassiv des hohen Kastelfelsen anschließt). Sie ist einerseits
das architektonisch und statisch notwendige Bauelement sowie das noch einzige
steinerne sichtbare Indiz für die einstige Burganlage. Wobei die hohe Mauer
auch bei uns einen nachhaltigen Eindruck hinterlässt. Die Stützmauer war
notwendig, um das sich nach Osten anschließende Plateau für die
Zugangsebene
und vor allem für die Vorburg aufzubauen. Damit erweiterte man das Raumangebot
für die hier zu errichteten Gebäude deutlich. So schaffte man aber auch
eine zusätzliche Sicherheit – die schützende und gleichzeitig auch „abweisende“
Mauer war damit auch optimales Fortifikationselement. Und erhöhte gleichzeitig
die mächtige und wehrhafte „Außenwirkung“ der gesamten
Burganlage. |
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Ausschnitt aus der historischen Aufnahme um 1950 (Copyright & Sammlung Archiv Harald Senn, Bürchau). | |||||||||||
Legende: solitärer Kastelfelsen (grün), Übergang der Kanzelmauer in die natürliche Felsbastion (orange), Teilstück der Mauer (gelb), "Kanzel" (weiß). | |||||||||||
(Copyright & Sammlung Archiv Harald Senn, Bürchau). | |||||||||||
Historisches Foto um 1950 (Ausschnitt)( Copyright & Sammlung Archiv Harald Senn, Bürchau). | |||||||||||
(Copyright & Sammlung Archiv Harald Senn, Bürchau). | |||||||||||
Was heute völlig verhurstet und mit bereits hohen Bäume zugewachsen ist, stellt sich um 1950 noch relativ "blank" dar und lässt die einstigen Zuwegungen (gelb) in Abhängigkeit zu den Fortifikationselementen klar erkennen: die südliche Zuwegung von der Brücke mit der Seitenlinie zur "Kanzel" (gestrichelt), der untere Pfad, der an der gesamten Burg vorbeiführt, dann der obere Pfad, der am Abschnittsgraben (rot) vorbeiläuft und auch den Halsgraben (orange) nicht tangiert. Der rote Pfeil markiert die Kanzelmauer im Übergang zu den natürlichen Felsbastionen sowie den solitären Kastelfelsen (weiß). | |||||||||||
Quellen: https://www.leo-bw.de/web/guest/detail-gis/-/Detail/details/DOKUMENT/labw_gemarkungsplaene/labw-4-468233/Hohenegg+Raich+Kleines+Wiesental+L%C3%96+Oberh%C3%A4user+Raich+und+Ried+Bild+1 | |||||||||||
https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/bild_zoom/zoom.php?bestand=14217&id=10111983&screenbreite=1680&screenhoehe=1010, http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-468233 | |||||||||||
Gemarkungsplan (1888) von Hohenegg (Raich, Kleines Wiesental LÖ), Oberhäuser, Raich und Ried, Bild 1 [Quelle: Landesarchiv BW] | |||||||||||
Quellen: https://www.leo-bw.de/web/guest/detail-gis/-/Detail/details/DOKUMENT/labw_gemarkungsplaene/labw-4-468233/Hohenegg+Raich+Kleines+Wiesental+L%C3%96+Oberh%C3%A4user+Raich+und+Ried+Bild+1 | |||||||||||
https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/bild_zoom/zoom.php?bestand=14217&id=10111983&screenbreite=1680&screenhoehe=1010, http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-468233 | |||||||||||
Ausschnitt: Gemarkungsplan (1888) von Hohenegg (Raich, Kleines Wiesental LÖ), Oberhäuser, Raich und Ried, Bild 1 [Quelle: Landesarchiv BW] | |||||||||||
Quellen: https://www.leo-bw.de/web/guest/detail-gis/-/Detail/details/DOKUMENT/labw_gemarkungsplaene/labw-4-468233/Hohenegg+Raich+Kleines+Wiesental+L%C3%96+Oberh%C3%A4user+Raich+und+Ried+Bild+1 | |||||||||||
https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/bild_zoom/zoom.php?bestand=14217&id=10111983&screenbreite=1680&screenhoehe=1010, http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-468233 | |||||||||||
Gemarkungsplan (1888) von Hohenegg (Raich, Kleines Wiesental LÖ), Oberhäuser, Raich und Ried, Bild 1 [Quelle: Landesarchiv BW] mit Siedlung Kastelhof und Flurnamen "Im Kastel" auf Rieder Seite. | |||||||||||
Quellen: https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/bild_zoom/zoom.php?bestand=14213&id=3462048&screenbreite=1680&screenhoehe=1010 http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-1721478 | |||||||||||
Plan über den Kühlenbrunner, Oberhaeuser, Ried und Hohenecker Bann (1770 - 1780) | |||||||||||
Quellen: https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/bild_zoom/zoom.php?bestand=14213&id=3462048&screenbreite=1680&screenhoehe=1010 http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-1721478 | |||||||||||
Detail aus dem Plan über den Kühlenbrunner,
Oberhaeuser, Ried und Hohenecker Bann (1770 - 1780) noch mit der
Siedlung "Castel" und weiter nördlich der "Burchauer Muhl" (siehe Kreis
oben) am Fuße des Kastelfelsen. Das Mühlrad der Mühle wird
unterschlächtig dargestellt. Im Historischen Ortslexikon von LeoBW
erfolgt der Hinweis auf Kastel oder Castel: „Aufgegangener Ort. Liegt
auf Gemarkung Bürchau. Im Anschluss an den Zinken Kastelhöfe, Gemarkung
Raich. Der Name dürfte auf eine abgegangene Burg hinweisen, von der
jedoch nichts weiter bekannt ist (siehe auch Raich).“ “Kastel oder
Kastell – beide Begriffe bedeuten das Gleiche: „Kastell (vom
lateinischen castellum‚ Burg, Festung) bezeichnet: allgemein einen
befestigten Ort, eine Befestigungsanlage oder ein befestigtes
Militärlager, siehe Burg“. Quelle:
https://de.wikipedia.org/
wiki/Kastell |
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Foto Werner Störk © 2020 | |||||||||||
Das sich im Süden an die Kastelhöfe anschließende Gewann "Im Kastel". | |||||||||||
Foto Werner Störk © 2020 | |||||||||||
Blick vom Gewann "Im Kastel" in Richtung Norden. | |||||||||||
Foto Werner Störk © 2020 | |||||||||||
In Blickrichtung Süden auf das Gewann "Im Kastel". | |||||||||||
Foto Werner Störk © 2020 | |||||||||||
In Blickrichtung Norden von der Gewanngrenze "Im Kastel" auf das Haus (ehemalige Mühle) der heutigen Siedlung Kastelhöfe. Der Gemarkungsplan von 1888 zeigt nur einen "Kastelhof" auf der Rieder Seite, also auf der linken (westlichen) Seite der Belchenwiese, die Gemarkungspläne von Bürchau aus dem Jahr 1779 bildet am Standort der Kastelhöfe eine Mühle auf der rechten (östlichen) Seite der Belchenwiese ab. Mit der Trennung der Siedlung durch die Neuzuteilung der Gemarkungen wird der Rieder Kastelhof als "aufgegangene Ortschaft Kastelhöfe" auch in Wikipedia aufgelistet. | |||||||||||
Quelle rechts: https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/bild_zoom/zoom.php?bestand=14213&id=3462009&screenbreite=1680&screenhoehe=1010 | |||||||||||
"Topographischer Plan von dem Elbenschwand und Bürchauer Bann", [Quelle: Generallandesarchiv Karlsruhe] | |||||||||||
Quelle links: Gemarkungsplan von 1777 Ortsverwaltung Bürchau © 2020 | |||||||||||
Detail am Rande: Oben: Die beiden Gemarkungspläne, links und mittig von 1777 und rechts von 1779 weichen in der Darstellung der Mühle deutlich voneinander ab: während der Seitenarm der Belchenwiese (weiß/hellblau) und die Belchenwiese (dunkelblau) sowie die Einmündung des Seitenarms noch vor dem Hollbach (schwarz) relativ deckungsgleich eingezeichnet sind, wird in der Karte von 1777 auf den ersten Blick der Seitenarm zum Energieträger - was dann oberschlächtige Wasserführung bedeutet, während auf der Karte von 1779 eindeutig des Wasserrad in der Belchenwiese - also als unterschlächtige Wasserzuführung eingezeichnet ist. Dennoch zeigt auch die Darstellung der Mühle von 1777 einen erkennbaren Gebäude-"Anbau" (oben links), den man auch als unterschlächtiges Wasserrad deuten kann. Also eine Mühle, die offensichtlich beide Antriebsarten besaß - sicherlich eine Möglichkeit, bei sehr hohem Wasserstand der Wiese - wie z. B. in der Zeit der Schneeschmelze - auf die gut regulierbare "Kanalwasserführung" des Seitenarms zurückgreifen zu können und so den Betrieb "störungsfrei" weiter betreiben zu können. | |||||||||||
Quelle. Geoportal BW) Grafik Werner Störk © 2020, | |||||||||||
Rekonstruktionsversuch: "Erstmalig erwähnt wurde die Mühle 1695, und bis
1942 war sie als Getreidemühle in Betrieb. In diesem Jahr wurde der
Betrieb als Getreidemühle eingestellt, da kaum noch Getreide angebaut
wurde. Dafür wurde dann das Rad als Antrieb für eine Holzsägerei
genutzt. Als im Jahr 1952 die Elektrifizierung in Bürchau Einzug hielt,
war die Mühle und das Mühlrad nicht mehr nötig. Im Jahr 1986 entschloss
sich Fritz Bollschweiler das Rad, das früher direkt am Haus angebracht
war, auf der Wiese vor seinem Haus als Erinnerung an die alte Mühle |
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