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Die Entdeckung und Erforschung einer bislang unbekannten frühmittelalterlichen Rodungsburg
 
    Kernburg (Hochburg) mit Wohn- & Wehrturm
 
 Höhenburg als kombinierte Hang-, Kamm- und Spornburg südlich Bürchau, OT Kastelhöfe und Untere Sonnhalde mit Schorrbühl,
Kleines Wiesental, Baden-Württemberg.
 
 
 
Quelle: Geoportal BW & Grafik Werner Störk © 2020    
 
Wenn man sich bereits schon seit bald zwei Jahrzehnten sehr intensiv mit der Fortifikation von Defensivsystemen und deren Einsatz im Sinne militärische Taktik und Strategie auseinandergesetzt hat, sind die defensiven Verteidigungsstrukturen - wie die frühmittelalterliche Abschnittsverteidigung - kein Buch mehr mit sieben Siegeln, sondern man fühlt sich auf gewohnten Terrain. Auch wenn sich natürlich die Waffentechnik nicht mit der des 17. und 18. Jahrhunderts vergleichen lässt. Die Grundstrukturen defensiven militärischen Handels sind gleich geblieben: möglichst simple, in der Natur bereits vorhandene Annäherungshindernisse mit einplanen und die optimale Standortwahl, sich rundum mit einfachen Mitteln und wenig personellem Aufwand erfolgreich verteidigen zu können. Gehen wir dazu kurz auf die sechs oben aufgezeigten Varianten ein. Von links oben nach rechts unten:  Die Kernburg wird nur mit einem Abschnittsgraben und einem Halsgraben geschützt - die Burg wäre relativ schnell in der Hand der Angreifer, die sie in einer koordinierten Zangenbewegung und unter Umgehung des Abschnittsgrabens bezwingen. Auch nur ein Ringgraben ist in diesem Gelände keine Option, da der Gegner unmittelbar von allen Seiten direkten "Zugriff" auf die Kernburg hat und sie in diesem Fall idealerweise einfach nur belagern muss, da er sämtliche Zugangsmöglichkeiten zur Versorgung mit Nahrungsmitteln und frischem Trinkwasser abschnürt. Selbst wenn die beiden bestehenden Gräben - Abschnitts- und Halsgraben - scheinbar die Lösung bringen: auch sie ist kein wirksamer Schutz, das sie (Bild Mitte unten) relativ einfach umgangen werden können. Erst die Kombination mit natürlichen Annäherungshindernissen (in diesem Fall die steilen Flanken des Hollbachtales sowie ein weiteres Fortifikationselement: ein Wall mit Palisaden in Anlehnung an die dichte Urwaldgrenze des noch nicht gerodeten Areals im Norden gewährleistet den Schutz, den die Rodungsherren benötigen, um die Rodungsherrschaft zu sichern.
 
Mit defensiven Fortifikationselemente im Zusammenhang mit Turmkonstruktionen und deren Bau beschäftigen wir uns schon länger - einerseits im Modellbau, andererseits im Bereich der experimentellen Archäologie sowie der Rekonstruktion im Maßstanb 1 : 1. Dazu einige praxisnahe Beispiele:
 
 
 
Fotos Werner Störk © 2020     
 
Im Modell: die Großbaustelle einer Schanze (Erdwerk, Redoute) durch Schanzbauern.
http://minifossi.pcom.de/900-Jahre-Baden-Gro%C3%9Fe-Landesausstellung-Schloss-Karlsruhe.html oder lhttp://minifossi.pcom.de/OSA-2006-2007-Themen.html
 
 
Fotos Werner Störk © 2020      
 
Im Modell: die Großbaustelle mit Schanzwerken und Chartaques beim Bau der Eppinger Linie.
http://minifossi.pcom.de/Eppinger-Linienweg.html
 
 
Fotos Werner Störk © 2020       
 
Dazu gehören natürlich auch praxisnahe Feldstudien im Gelände Vorort und an rekonstruierten "Originalen"
 
 
Luftbild Erich Meyer   
 
Und dann natürlich die Königs- oder Premiumklasse: Rekonstruktion auf der Basis eigener Forschungseregbnnisse im Maßstab 1:1
- die Barockschanze von Gersbach mit Chartaque.
 
 
 
Fotos Werner Störk © 2020        
 
An exponierte Stelle im Gelände errichtet - und dann einen "nur" sieben Meter hohen Chartaque unter extremer Windlast und den
 hiesigen Wetterkapriolen auf rund 1000 Meter Höhe - Erfahrungen, die sehr wertvoll sind und die man nicht so schnell vergisst.
 
 
Quelle: Werner Störk © Copyright 2020
 
Rekonstruktionsversuch: Frühmittelalterlicher Wohn- und Wehrturm als schematisierte Fachwerkkonstruktion im Rohbau.
Copyright Werner Störk © 2020.  
Die praxisnahen Erfahrungen mit den hohen Chartaques sowie dem Turm für die Gersbacher Barockschanze fließen insofern jetzt auch bei den Rekonstruktionsversuchen für den Wohn- und Wehrturm der Burganlage südlich von Bürchau mit ein, da ich bei der zeichnerischen Darstellung – im Gegensatz zu den im Netz abrufbaren oder auch in Fachbüchern mehrheitlich nur mit einem Meter angedeutete „Einmottung“ – ein deutlich stärkere „fundamentale“ Einlassung in das Erdreich dokumentiere. Grund dafür sind die konkreten Berechnungen und die daraus folgenden Konsequenzen bei Bau des Turms in Gersbach. Ursprünglich auf 12 Meter Höhe geplant, wurde schnell klar, dass wir bei der massiven Windlast, wie sie in exponierten Spornlagen tagtäglich völlig normal sind, ein doppelt so starkes Beton-Fundament benötigen würden, als geplant. Damit wären wir aus der vorgeschriebenen Kostenkalkulation deutlich ausgebrochen – daher der Verzicht und die Reduktion auf sieben Meter. Auch bei der Errichtung und der anschließenden Verschalung erfuhren wir hautnah, wie sehr der Wind sich diesem Objekt „annimmt“ und es sehr leicht schwingen lässt. Daher sind die gängigen 1-Meter-Fundamentstrukturen – auch bei Motten – in der Praxis wohl nicht haltbar. .Schon gar nicht hier im Schwarzwald an den jeweils ausgewählten sehr exponierten Hang- und Spornlagen. Daher habe ich hier mindesten eine Fundamenttiefe auf zwei Meter angelegt. Wobei der gesamte Aufbau auf einem massiven Bodenviereck aus schweren Eichenholzbalken ruht, das mit ebenso schweren Balken horizontal in mehrere Grundzellen aufgeteilt ist. Ich habe den Eingang zur Kernburg in den 1. Stock (vergleichbar mit den römischen Limes-Wachtürmen) gelegt, um so bei einer Belagerung bzw. .Angriff den Zugang (beim Wehrturm noch höher) zu erschweren bzw. unmöglich zu machen. Im Bedrohungsfall wurden die Leiter (oder Treppe) zurückgebaut, sowie auch ein Teil der Zugangsbrücke abgebaut werden konnte – zwei zusätzliche Hindernisse, die es für einen Angreifer – unter freiem Bogenbeschuss von der Turmplattform aus – sehr schwer und nur unter hohen Verlusten möglich machte . . Beiden Türmen gleich ist die Konstruktionsweise mittels Fachwerkbau. Während der Wohnturm sich auch äußerlich vom Wehrturm mit seiner offenen und dennoch überdachten Plattform abhebt, ist es beim Wehrturm auch der größere Vorratsraum im „Kellergeschoß“, der bei einer längeren Belagerung die notwendigen Vorräte an Nahrung und Trinkwasser aufnehmen konnte Der Wohnturm zeichnet sich auch gegenüber dem Wehrturm dadurch aus, dass er mehr „Lichtmöglichkeiten“ besitzt, also verschließbare Luken, auf welche man beim Wehrturm aus naheliegenden Gründen verzichtete. Dennoch war auch der Wehrturm bewohnbar – was sicherlich auch für den auf der Sonnhalde zutrifft. Ich gehe davon aus, dass es eben ein kombinierter Wehr- und Wohnturm war. Wobei man dennoch das Hauptgewicht – was auch die gesamte Anlage widerspiegelt – auf einer ausgesprochenen Wehrhaftigkeit legte. Auch um damit eine optimale Abschnittsverteidigung zu garantieren. Und ganz offenbar hat man sehr real mit einem möglichen Angriff gerechnet, da man sonst solche ausgedehnten Fortifikaktionselemente nicht in Angriff genommen hätte. Was ein nur aus Holz – und das quasi über vier Etagen – errichteten Wohn- und Wehrobjekt wirklich ernsthaft bedrohen konnte, war Feuer. Sei es als Folge eines Blitzeinschlages (exponierte Lage, höchster Punkt) bzw. Brandpfeile eines Belagerers. So galt bei einer Belagerung der Außenwand des Turms höchste Aufmerksamkeit und bereitgestellte Ledereimer mit Wasser und Sand sollten Brandpfeile erfolgreich bekämpfen. Dies konnte nur durch eine „ausgestellte“ Plattform geschehen, die deutlich über die in tragende Turmwand hinausragte. Nach unten zu öffnende Luken im Boden der Plattform ließen so – neben der Brandbekämpfung – auch die Bogenschützen Angreifer direkt unten unmittelbar am Turmfuß tödlich zu treffen.
 
 
Quelle: Werner Störk © Copyright 2020
 
Rekonstruktionsversuch: Frühmittelalterlicher Wohn- und Wehrturm als schematisierte Fachwerkkonstruktion mit fertiger Brettverschalung und
teilweise offenem Fachwerk.Copyright Werner Störk © 2020  
 
 
Quelle: Werner Störk © Copyright 2020
 

Rekonstruktionsversuch: Schematischer Längs- oder Querschnitt des Unterbaus der Kern- oder Hochburg mit westlichem Abschnittsgraben und östlichem Halsgraben

 
 
Quelle: Werner Störk © Copyright 2020
 
Rekonstruktionsversuch: Ringgrabenförmiges Schutzsystem für die Kernburg mit vier eigenständigen Grabensegmenten.
 
 
 
Quelle: Werner Störk © Copyright 2020
 
Rekonstruktionsversuch: Wohn- und Nutzflächen eines Wohn- oder/und Wehrurmes.
 
 
 
Foto & Grafik Werner Störk © 2020     
 
Rekonstruktionsversuch: bearbeitetes Hangprofil (gelb), Halsgraben (rot), Zuwegung über Brücke höher/tiefer zur Kernburg (weiß), nicht maßstäblich.
 
 
 
 
Foto & Grafik Werner Störk © 2020    
 
Gut erkennbar: das künstlich geschaffene "Podest", auf dem einst die Kernburg stand. Der Pfeil kennzeichnet den links von der Straße
weiterführende Abschnittsgraben vor der Kernburg (rot)
 
 
 
Foto & Grafik Werner Störk © 2020    
 
Künstliche Terrasse (gelb) und nördlicher Abschnittsgraben - aufgefüllt und eingeebnet (rot). Links mündet der historische Weg ein.
 
 
 
 
Foto & Grafik Werner Störk © 2020    
 
Künstliche Terrasse (gelb) mit Abschnittsgraben (rot).
 
 
 
 
Foto Werner Störk © 2020      
 
In Blickrichtung Norden - im Hintergrund der Belchen.
 
 
 
Foto & Grafik Werner Störk © 2020    
 
Das künstlich geschaffene "Podest" für die Kernburg (gelb)
 
 
 
Foto & Grafik Werner Störk © 2020   
 
Das künstlich geschaffene "Podest" für die Kernburg (gelb) und der westlich davor liegende Abschnittsgraben (rot)
 
 
 
 
Foto Werner Störk © 2020      
 
Hier mündet der Laufweg/Laufgraben vom Norden kommend in den Abschnittsgraben..
 
 
Foto Werner Störk © 2020       
 
Übergang des nördlichen Terrassenteils in das natürliche Hangprofil.
 
 
 
 
Foto & Grafik Werner Störk © 2020    
 
Übergang des nördlichen Terrassenteils (gelb) in das natürliche Hangprofil mit Laufweg/Laufgraben (orange) und Abschnittsgraben (rot).
 
 
 
 
Foto Werner Störk © 2020      
 
In Blickrichtung Südwesten.
 
 
 
 
Foto Werner Störk © 2020      
 
Terrassenkante zum Abschnittsgraben.- hier stieß einst das nördliche Ringgraben-Segment auf den Abschnittsgraben.
 
 
 
Foto Werner Störk © 2020       
 
Übergang des nördlichen Terrassenteils in das natürliche Hangprofil.- hier lag das nördliche Ringgraben-Segment.
 
 
 
Foto Werner Störk © 2020      
 
Der Laufweg/Laufgraben als wichtiges Kommunikationselement zum nördlichen Verteidigungsbereich.
 
 
 
 
Foto Werner Störk © 2020      
 
Der Laufweg/Laufgraben tangiert hier die Terrasse und geht homogen in den Abschnittsgraben - einen Sinn als später eingerichteter Feldweg ergibt sich nicht,
da eine Bewirtschaftung von Süden her (Straße) sich natürlich besser angeboten hätte.
 
 
 
 
Foto & Grafik Werner Störk © 2020    
 
Auch die U.S. Force-Luftaufnahme zeigt hier eine Fortführung des Abschnittgrabens in Richtung Norden (gelber Pfeil) und lässt Rückschlüsse auf die einstige Tiefe..
 
 
 
 
Foto Werner Störk © 2020      
 
In Blickrichtung Süden.
 
 
 
Foto Werner Störk © 2020      
 
Westliche Terrassenkante.
 
 
 
 
Foto Werner Störk © 2020      
 
Westliche Terrassenkante.
 
 
 
Foto Werner Störk © 2020      
 
Westliche Terrassenkante.
 
 
 
 
Foto Werner Störk © 2020      
 
Hier trennt die neue Straße den Abschnittsgraben ab und teilt ihn in zwei Abschnitte.
 
 
 
Der Schnee modelliert sehr gut die Konturen des Unterbaus der Kernburg sowie den südlichen Auslauf des Abschnittsgrabens.
 
 
Foto Werner Störk © 2020       
 
Teil-Panorama der Unteren Sonnhalde.
 
 
 
Foto & Grafik Werner Störk © 2020     
 
Die Spuren der Erdarbeiten (plus Linien & Wege) im Zusammenhang mit dem Halsgraben und dem Abschnittsgraben.
 
 
 
 
Foto Werner Störk © 2020      
 
Einmündung des historischen Weges vor dem Abschnittsgraben.
 
 
 
Foto Werner Störk © 2020      
 
Terrassenkante zum Abschnittsgraben und zur Straße (dort angeschnitten).
 
 
 
Foto Werner Störk © 2020      
 
Die Linie markiert die westlich abfallende Seite des Terrassenpodests.
 
 
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