Die Forschungsarbeiten der Minifossis über die historischen Glashütten
im Raum Gersbach sicherten bereits in den vergangenen drei Jahren eine
re-
lativ hohe Zahl von Oberflächenfunden. Neben farbigen Glasschmelzen, Hohlglasrelikten, Teilen von Glasöfen und Keramik (besonders wichtig
für
die Altersbestimmung), befanden sich bislang darunter jedoch keine
Fragmente von „Glashäfen“. Sie waren für die Glaser wichtige
Gefäße, denn in
ihnen wurden die Rohstoffe für die Glasgewinnung geschmolzen.
Die bislang
gemachten Funde erlaubten es bislang nicht, die großen Keramiktöpfe
aus
feinem Ton originalgetreu zu rekonstruieren. Dazu fehlten auch aussagekräftige Funde von Glasofenöffnungen, durch die die Glashäfen
geschoben
wurden - vor denen man wiederum zusätzlich auf die Größe
der Glashäfen hätte schließen können. |
Die Minifossis sind deshalb über ihre neuen Funde besonders glücklich,
da sie nun über die fehlenden Fundstücke verfügen und diese
erstmals die Basis für eine exakte Rekonstruktion legen. In enger Kooperation
mit den Experten vom Landesdenkmalamt und in Zusammenarbeit mit der Keramikwerkstatt
Neumann
"Die Schale" in Jestetten wurden die Planskizzen für die 30 cm hohen und 40 cm breiten Keramiktöpfe entworfen. Die
rein manuelle Herstellung war eine handwerkliche Herausforderung und
es bedurfte mehrere Versuche, bis die Glashäfen gebrannt werden konnten. Durch
die
finanzielle Förderung vom Freundeskreis der Friedrich-Ebert-Schule
konnten sogar zwei Glashafen-Paare geschaffen werden: Je ein Paar mit glatten
und
mit rundem Hafenab- schluss, so wie sie damals auch in den Glashütten
von Gersbach zum Einsatz kamen. |
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Sammlung
AG
MINIFOSSI + Fotos © Werner Störk 2004 |
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Originale Glashafen-Fragmente (Oberflächenfunde,
Gersbach) |
Die Auswertung der Funde und die Bewertung historischer Quellen lassen weiterhin die Annahme zu, dass die erste Gersbacher Glashüttenperiode
wesentlich früher angesetzt werden muss, als bislang angenommen.
So haben sich mit großer Wahrscheinlichkeit bereits im 14.
und 15. Jahrhundert die ersten Glaser angesiedelt. Eine zweite Glashütten-Expansion erfolgte dann im 16. und 17. Jahrhundert: Denn auch der Buchenwald,
der als wich- tiger Rohstofflieferant für die Pottasche (Grundstoff
für die Glasherstellung) benötigte sehr lange Zeiträume, sich von den massiven
Eingriffen
der Glaser zu erholen und so nachzuwachsen, dass die neuen Glashütten wieder genügend Buchen zur Gewinnung der Pottasche vorfanden. |
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