AG MINIFOSSI
Arbeitsgemeinschaft Mineralien, Fossilien, Gold, Glas & Fortifikation
- Arbeitsgemeinschaft besonders befähigter Schüler -
Friedrich-Ebert-Schule Schopfheim
Gemeinschaftsschule
D- 79650 Schopfheim
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Auf den Spuren der legendären Mineraliensammler Die sagenhaften Venediger
© WS-2002Was suchten sie? Wohin gingen sie? Wer waren sie?
Wir haben uns im Rahmen des Schwarzwald-Gold-Projektes über drei Jahre
sehr intensiv mit dem Sagenkomplex der geheimnisvollen Schatz- und
Mineraliensammler im 15. und 16. Jahrhundert beschäftigt. Im Zuge unserer
neuen Forschungsarbeiten für die Glaswüstungen Gersbach und der Glas-
produktion in unserem Raum, haben wir die Arbeiten wieder aufgenommen.
Dazu gehört auch die Einbeziehung der sog. Stummmännle-Sagen im
Schwarzwald sowie die Geschichte der Glasherstellung von Murano.
Repro-Foto © Werner Störk 2002 Motiv aus dem Schwazer Bergbuch
Diese "Schatzsucher" kamen aus der auf dem Höhepunkt ihrer Macht
und ihres Reichtums stehenden handelsmächtigen Lagunenstadt Venedig,
dem weltberühmten Sitz der italienischen Gold- und Silberschmiede,
Edelsteinschleifer und Mosaikarbeiter. Jene Sammler waren auch die
wichtigsten Zulieferer von Mineralien für die berühmten Glasmanufakturen
der Venedig vorgelagerten Insel Murano.
Repro-Foto © Werner Störk 2002
Ausschnitt aus der weltbekannten historischen Karte von Venedig
von Jacopo de Barbari (Jakob Welch) um 1500 Zur Person Jacopo de Barbari: Italienischer Maler, Kupferstecher und Holzschneider.Geboren in Venedig, gestorben 1516. De Barbari ist aus der Schule der Vivarini inVenedig hervorgegangen. 1494/ 95 kommt es zu einer Begegnung mit Dürer inVenedig und 1504 in Wittenberg. Bis 1500 war Barbari in Venedig tätig, anschließendwanderte er nach Norden ab und wurde 1500 für ein Jahr Hofmaler Kaiser Maximilians I.in Nürnberg. 1503/ 1504 war er Hofmaler im Dienst von Kurfürst Friedrich III. desWeisen von Sachsen. In Wittenberg arbeitete er mit Lucas Cranach d. Ä., dessen
Sohn Bilder von Barbari besaß. Später war er an mehreren deutschen Fürstenhöfenangestellt. Seit 1510 arbeitete er in den Niederlanden als Hofmaler der Statthalterinder Niederlande, Margarethe von Österreich. Auch die Bauhütten und die Alchimisten hatten ihre «Rezepte» vor Nicht-Adeptengeheimgehalten, teils aus Furcht vor der Orthodoxie, teils aus Zunftgeist. Dieserübertrug sich nun auch auf die großen Künstler der italienischen Renaissance, dieden Ruf hatten, auf Grund ihrer Kenntnis der rationes seminales die Geheimnisseder Gestaltung zu besitzen. So weiß man auch von Albrecht Dürer, dass er Jacopode Barbari durch Jahre verfolgen, der sich aber weigerte, ihm sein Geheimnis derspeziellen Gestaltung - die auch bei der Venedig-Karte, die aus der Vogelperspektivedargestellt wird, deutlich wird, zu verraten
Repro-Foto © Werner Störk 2002
Murano auf der historischen Stadtansicht von Venedig
von Jacopo de Barbari um 1500
Foto © Werner Störk 2002
Der Canale S. Giovanni - nicht nur Hauptverkehrsader Muranos,
sondern auch Sitz der großen Glasmanufakturen Muranos (1).
Seit dem 13. Jahrhundert wurde Murano somit zum Synonym für
Glasfabrikation. Die Brennöfen wurden damals von Venedig auf
die Insel verlegt, um das Brandrisiko zu mindern, vor allem aber,
um da Herstellungsmonopol besser sichern zu können. 1292
bestimmte daher der venezianische Senat, dass Glaswerkstätten
nur noch auf dieser Insel stehen dürften - angeblich wegen der
Brandgefahr in Venedig, in Wirklichkeit wohl eher, weil man durch
die Konzentration der Betriebe die Handwerker besser kontrollieren
konnte.
Foto © Werner Störk 2002
Der Canale S. Giovanni - nicht nur Hauptverkehrsader Muranos,
sondern auch Sitz der großen Glasmanufakturen Muranos (2).
Foto © Werner Störk 2002
Eine der vier wichtigsten Hauptverkehrsadern von Murano:
Der Canale degli Angeli, an dessen Ufern auch heute
noch mehrere Glashütten arbeiten.
Die Sage nennt sie je nach Herkunft und Auftreten verschieden. Seit etwa
dem 15. Jahrhundert werden sie Venezianer, Venediger, Erzmännchen,
Wale, Wahle, Welscher, Fremder genannt. Im süddeutschen Sprachraum
heißen sie auch Manndl, Mandl und Venedigermandl. Sie erscheinen dort
als zauberkundige Fremde oder geisterhafte Wesen. Das gesamte
deutschsprachige Gebiet kennt mehr als 70 verschiedene Namen.Die “Venediger” verfügen über aussergewöhnliche Kenntnisse, auch in
der Schmelz- und Schmiedekunst, und sind nicht selten mit übernatürlichen
Gaben ausgestattet, verstehen sich auf vielerlei Zauberpraktiken, Drachen
und Schlangen sind ihnen untertan, Wünschelruten und Zauberspiegel
zeigen ihnen die Bodenschätze, auf ihrem Mantel können sie durch die
Lüfte fliegen. Einen reizvollen, motiv- und farbenreichen Bestandteil
innerhalb dieser “Venedigersagen” bilden die märchenhafte Züge
tragenden Geschichten vom “Besuch in Venedig”: Durch Zufall, aus
Neugier, auf Einladung, durch Entrückung auf dem fliegenden Mantel
oder im Wirbelwind gelangt der bäuerliche Gastgeber des Venedigers
aus den erzreichen Berglandschaften in die Heimat des Fremden, in
die überwältigend reiche, glanzvolle Stadt, für die als Sinnbild
fremdartiger Schönheit und Pracht meist Venedig genannt ist
Foto © Werner Störk 2002
Diese Sagengruppe insgesamt spiegelt - sieht man von der mythischen
Kompetente ab - das Bild einer bergbaulichen Vor- oder Frühform, abseits
vom professionellen, durchorganisierten Montanbetrieb, vor Beginn einer
gezielten Prospektion, dem Zufallsglück unterworfen - ein Stadium, das
noch im 19. Jahrhundert in der Pionierzeit des amerikanischen Goldrush
anzutreffen war und auch dort eine Menge Geschichten von überraschenden
und wieder verlorenen Funden hervorgebracht hat. Und gleichsam als Symbol
für alle in der Erde noch verborgenen Schätze und für alle bergmännische
Glückssuche durchzieht die Kunde vom sagenhaften Goldland El Dorado die
Jahrhunderte.
Repro-Foto Werner Störk 2002 Agricola-Motiv
In Bergen und Tälern, Flussläufen und Quellen waren sie auf der Suche
nach Edelerzen, Halbedelsteinen und Flussperlen, und zwar nicht für sich,
wie die Sage berichtet, sondern um die Schätze ihren heimischen
Manufakturen zuzuführen. Sie zogen meist auf Schleichwegen, oft den
Kontakt mit den Einwohnern meidend, durch die Lande, getarnt als
wandernde Hausierer mit allerlei Spezereien und Elixieren ihrer Heimat
Repro-Foto Werner Störk 2002 Agricola-Motiv
Glasflüsse konnten zwar schon seit langer Zeit Zusatz verschiedener,
auch in Italien verfügbarer Stoffe gefärbt werden, wichtiger und
schwieriger war aber die die Entfärbung der meist eisenschüßigen
Glasschmelzen. Dazu bediente man sich der als ,,Glasmacherseife”
bekannte Manganoxyde, von denen der Braunstein damals am
begehrteste war und in reiner Form in Italien sehr selten vorkam.
Repro-Foto © Werner Störk 2002 Agricola-Motiv
Die Bezeichnung Pyrolusit für Braunstein bedeutet ja nichts weiter als
,,Feuerwäscher” und erinnert noch an seinen Hauptverwendungszweck
in alter Zeit. Braunstein wurde ferner für braune Glasuren auf Töpferwaren
benutzt und fand als natürlicher brauner Erdfarbstoff Umbra in der Malerei
ausgedehnt Verwendung. Für die Venezianer im echten Sinne des Wortes
war also der weite Weg in die deutschen Mittelgebirge in Anbetracht der
damals angespannten Mangan-Versorgungslage durchaus lohnend. Daraus
entwickelte sich in späterer Zeit eine phantastische Schatz- und Goldsucherei
fremder “Kuxgänger“:
Repro-Foto Werner Störk 2002 Agricola-Motiv
Wenn der Herbst nahte, mahnte sie die ungünstige Witterung, ihr Waschwerk
in den goldführenden Gewässern einzustellen. Sie verpackten ihre Ausbeute
und zogen wieder gegen Süden, ihrer Heimat entgegen. Der Sage nach
kehrten sie mit großen Reichtümern in ihre Heimat nach Venedig zurück.
Repro-Foto © Werner Störk 2002 Motiv aus dem Schwazer Bergbuch
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