Das "Letzen" , also das Errichten von Weghindernissen mittels Umschlagen
von Bäumen,
galt nicht nur im Mittelalter, sondern bis spät ins 18. Jahrhundert
als optimales defensives
Verteidigungssystems: Die Bäume wurden nicht vollends gefällt,
sondern in ca. 1 - 1,20 m
Höhe so angeschlagen, dass die Baumkrone in die gewünschte
- feindliche - Angriffsricht-
ung fiel, der obere Teil des Stammes aber am unteren Teil nur umgeknickt
war, also noch
relativ fest verbunden. Nun wurden die längsten Äste mit
anderen "geletzten"
Bäumen ent-
weder verflochten oder mittels Seilen miteinander verknüpft -
so entstand ein kaum zu über-
windendes Weghindernis, das den Feind - wollte er es räumen -
für längere Zeit aufhielt.
Gleichzeitig schuf es aber auch für die Verteidiger aus der Deckung
heraus einen Angriffs-
punkt. |
Die Repros zeigen Ausschnitte aus einer Militärkarte von
1701, auf der der geplante "Letze-
wald"
mittels Kreuz-Schraffierungen markiert wurde. Oben die mittelalterliche
Darstellung des
Letztens. Für diese Arbeiten wurden - wie auch beim Verhack und
Verhau - Äxte und Hippen
eingesetzt, wie auch für die Pflege der Hage (Rückschnitt
der Jungtrieb z. B. der Hagbuche). |
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Die Bauern
haben ihr Land in den optimalen Verteidigungszustand versetzt: Rein defensive
Systeme werden die
Angreifer davon abhalten,
diese Passage zu wählen: Die Furte wurden gezielt unter Wasser gesetzt,
die Pass-
wege sind mit geletzten
Bäumen unpassierbar gemacht worden, die trockenen Gräben wurden
über Wuhre gefüllt
und die einfachen Gattertore
mit Palisaden zusätzlich gesichert. Dort, wo ein Angreifer versuchen
könnte, die
Wallkrone zu überrennen,
erwarten ihn die nur mit einem Seil gesicherte Baumstämme - die gefürchteten
Baum-
lawinen ... |
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Modell
125 x 40 x 30 cm, 160 Bäume, Hage, Wallgräben, Letzen, Furt,
Überschwemmung, Lesesteinmauer,
Palisaden,
Gatter, Wegverbauung, Weghindernis, Barrikade, Barriere, Stammlawinen. Gewicht
8 Kilogramm. |
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Mit unserem Diorama vermitteln
wir die Wirksamkeit defensiver Verteidigungssystem und einer
defensiven Strategie - diesmal aufgezeigt am Beispiel
einer kombinierten Tal-Paß-Sicherung:
Baumletze, Baum- und Steinlawinen sowie Palisaden sind
dabei die wichtigsten Elemente, mit
denen die Schwarzwälder Bauern den anrückenden
Zug der Landsknechte sehr wirkungsvoll
stoppen. Besonders gefährlich: In den Letzen wie
auch vor den Palisaden am Paßweg soll eine
Vielzahl von ausgestreuten Krähenfüßen
einen weiteren Vormarsch verhindern. |
Die Verteidigungstaktik ist ein Stufenplan: Überwinden
die Angreifer die Baumletze - wofür sie
viel Zeit brauchen - haben die Bauern diese Zeit genutzt,
um ihre Abwehrpotential durch das
Zusammenziehen von zusätzlichen Verteidigern deutlich
zu verstärken. Gleichzeitig sorgen die
nach der Letze eingerichteten Baum- und Steinlawinen
dafür, dass mit relativ wenig Verteidigern
wiederum ein sehr effektives Defensivsystem zum Tragen
kommt und dem Angreifer die Lust an
einem weiteren Vormarsch nimmt. |
Sollten sie dennoch den Angriff auf die Passhöhe
wagen, erwartet sie dort mit Sicherheit eine
massive Gegenwehr, die auf Grund der guten Deckung für
den Angreifer das Risiko hoher Ver-
luste bedeutet. Wie die Szene veranschaulicht, werden
die Landsknechte wohl einen anderen
Weg suchen müssen. |
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Modell
120 x 100 x 70 cm, 24 Figuren (Elastolin, Preiser), 100 Bäume, Baumlawinen,
Stein-
lawinen,
Letze, Paß-Sicherung, Holzbrücke, Bach. |
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Aus dem Deutschen Rechtswörterbuch
(DRW), dem Wörterbuch der älteren deutschen
(westgermanischen) Rechtssprache |
Die Letze |
Hauptbed. 'Ende von etwas'.
zu letzen (so SchweizId. III 1562, aM. DWB. VI 797 - 801, das
zwei Stichwörter ansetzt). |
I. Grenze, Grenzbefestigung.
ich ... kivnd allen ... das ich han verkovfet mine aigenschaft zerburch
R. vnd swas darzvo
hovret holzes vn veldes inrvnthalb der lezze
1277 Nellenburg CorpAltdtOrUrk. I 319
1336/1446 SchweizId. III 1559 uö.
daz ... wir wider die waltluite suillen werinen und letzinen machen
1349 BernStR. III 144
Informationen zur Quelle vom Heidelberger Hypertextserver (HDHS)
1387 BernStR. III 248
Informationen zur Quelle vom Heidelberger Hypertextserver (HDHS)
swer öch der burger letzinen oder ir zün, die ze der stett
fride stal gehoerent, bricht, der
git den selben ainunge
Ende 14. Jh. DiessenhofenStR. 17
1405 EidgAbsch. I 117
1458 SGallenUB. VI 616
1484 Schwarzwald GrW. V 226
Faksimile
Informationen zur Quelle vom Heidelberger Hypertextserver (HDHS)
um 1500 Lauda 190
Faksimile
die in denselben gerichten und letzinen gesessen
1505 SchweizId. III 1560
1525 Allgäu FschrHaff 145
letzinen oder landtwehren
1580 SchweizId. III 1559 |
II. ein einem Teil d. Bürgerschaft zugewiesener Wach- und Verteidigungsab-
schnitt der Stadtbefestigung ( Letze I).
14./15. Jh. Babenhausen ZKulturg. 4 (1897) 71
2. Hälfte 15. Jh. HagenauStatB. 226
1765 Becker,Luxemb. 121 Anm. 149 |
III. (Abschieds-)Mahl, (Abschieds-)Geschenk als herkömmliche
Verpflichtung,
Gnadenerweis oder zur Bestechung.
1256 OÖUB. III 234
ist ouch, daz dekein jude von unser stat zihen wil, der sol ouch den
purgern x mark ze
letzi lassen
1335 ZürichStB. I 87
swaz avch man von saltz alein vermavttet veber i. phvnt oetinger, daz
sol dem mavttnær
ze letz geben zwei chveeffel saltz
14. Jh. PfarrkirchenUrb. 200 [ebd. 201]
sol ouch ir keinre letze, schencke, hantgifte, hochgezit noch kein
ander miet noch miet-
won von nieman nemen
14. Jh. StraßbZftO. 523
1405 Straßburg Brinckmeier II 51
1421 ZürichStB. II 335
1422 MBoica XVI 205
1423 MBoica IV 372
1442/43 QGrafschHohenberg II 174
1485 FürstenbUB. IV 39
sullent die abgenden meister den bütteln noch andern der stette
dienern, noch den win-
lütten, noch vischern, noch andern antwercken keine letze lossen
2. Hälfte 15. Jh. HagenauStatB. 107
um 1500 RottweilStR. Art. 64
Faksimile
1528 Strieder,SiebbSalzbgb. 279
Mitte 16. Jh. FischerChr. 245
1556 Kramer,VolkslAnsbach 258
der keller vnd alle knecht ... so letzin empfahend ... sollend dieselbigen
yberal by iren
pflichten in die gmainen letzin geben
1558 Reyscher,Stat. 332
Faksimile
sie hinderliessen den zünften ehrliche letzinen, welche ein burgerschaft
mit einandren
verzehrt1580 SchweizId. III 1561
gemeine mal, so eine ganze burgerschaft zuesammen kompt, so man die
letze mit
einem isst
1582 SchweizId. III 1562
Anf. 17. Jh. ArchVorarlb. 12 (1916) 45 u. 47
1601 Beeler, LandammGlarus 21 |
IV Verzug, Säumnis.
zu letzen (V).
[auf Erhebung d. Klage] schal em [Kläger] die richter sunder jenighe
versumenisse und
letthen rechtes behelpen
1494 OstfriesUB. II 427
Faksimile - digitalisiert in Kooperation mit der Universitätsbibliothek
Heidelberg |
V. Verhinderung, Abhaltung.
zu letzen (I).
dat hij betogen mochte siin lette voir den burgermeister ende
hooftman
15. Jh. Briel NBijdrRgel.2 3 (1877) 51 |
VI. Festnahme.
zu letzen (IV).
nemaer zullen zulcke arreesten, hechtinghen, letten ofte vanghen ontsleghen
ende ghewert
zyn costeloos ende schadeloos terstondt, dies verzouck ende sommatie
ghedaen zynde
1544 CoutFrancBruges II 637 |
VII. Schaden.
zu letzen (I).
want die heren ..., die hem lette deden, engheen recht an en
hebben
1297 UtrechtRBr. II 128 Faksimile |
VIII. Verletzung.
zu letzen (III).
in der züchtigung die ruten zu gebrauchen, hergegen alle ... streich
zu unterlassen, welche
gefahrlich und böse letzenen nach sich ziehen möchten
1719 SchweizId. III 1561 |
Quellen:
Deutschen Rechtswörterbuch
(DRW)
Wörterbuch der älteren
deutschen (westgermanischen) Rechtssprache
Forschungsstelle der Heidelberger
Akademie der Wissenschaftenhttp://www.rzuser.uni-heidel-
berg.de/~cd2/drw/e/le/letze.htm
und http://www.rzuser.uni-heidelberg.de/~cd2/drw/ |