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MINIFOSSI Arbeitsgemeinschaft Mineralien, Fossilien, Gold, Glas & Fortifikation - Arbeitsgemeinschaft besonders befähigter Schüler - Friedrich-Ebert-Schule Schopfheim Gemeinschaftsschule D- 79650 Schopfheim Impressum & Datenschutzerklärung |
Sonderausstellung vom 24.06 - 07.10.2012
im Städtischen Museum von Schopfheim (Südbaden) |
Barocke Architektur |
Kupferstich-Sammlung mit Motiven historischer Belagerungs-,
Verteidigungs- und Angrifftechniken |
Unser Beitrag zum Jubiläumsjahr "900 Jahre Baden" und zur Großen Landesausstellung "Baden! 900 Jahre" des Badischen Landesmuseums im Karlsruher Schloss |
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Wir möchte Sie ganz
persönlich und schon rechtzeitig (damit Sie sich diesen Termin bitte
im Kalender vormerken) und besonders herzlich zu unserer Sonderausstellung einladen: | ||||
Vom 24. Juni bis zum 7.
Oktober 2012 zeigen wir im Städtischen Museum Schopfheim (südl. Baden-Württemberg, Landkreis Lörrach) unter dem Titel: | ||||
Barocke
Architektur Kupferstich-Sammlung mit Motiven der historischen Belagerungs-, Verteidigungs- und Angrifftechniken | ||||
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Zur fachlichen Beurteilung
ist es für Sie sicherlich auch hilfreich zu wissen, dass diese
AG Trägerin der höchsten bundesdeutschen Auszeichnung im Denkmalschutz, der Silbernen Halbkugel, ist. | ||||
Alle ausgewählten Motive
(ältester Stich von 1597) beschäftigen sich mit dem Thema
der Fortifikation, der Festungs(bau)kunst jener Epoche. | ||||
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Schwerpunkt Barock | ||||
Im Barock wird die Mathematik
und die Geometrie bewusst als angewandte
Naturwissenschaft auch in der Architektur eingesetzt: Symmetrie prägt die beeindruckende Ästhetik und lässt den Betrachter sehr schnell vergessen, dass die faszinierende Formenvielfalt der Grundrisse dieser befestigten Städte sowie Festungs- und Hafenanlagen primär rein militärischen Zwecken dienten. Gezeigt werden auch großformatige Stiche von Stadtansichten (u.a. Freiburg, Mannheim) und entscheidenden Schlachten (u.a. Stollhofener Linien, Schlacht bei Blenheim/Höchstädt). Weitere Städte und Orte: | ||||
(Auswahl, alphabetisch): Aire
Sur La Lys, Amiens, Athlone, Augsburg, Belfort,
Breisach, Casa, Casikin, Dünkirchen, Dünamünder Schanze, Ehrenbreitstein, Fort Louis du Rhin, Freiburg, Genf Geneve, Greuelingen, Gustavsburg, Hage- nau Haguenau, Helsingborg, Helsingburg, Höchstädt, Hüningen Huningue, Janktowitz, Karlsburg Carlsbourg, Landau, Lille, Maastricht, Mainz, Mannheim, Marseille, Mesieres Diouze, Naerden, Nancy, Nürnberg, Pfalzburg Phalsbourg, Philipsburg, Prutt, Puicerda, Puttnok, Rheinberg, Rheinfelden, Roses, Säckingen, Saint Malo, Schlettstadt Sélestat, Seurre, Sint-Pieters-Leeuw, Stawischze, Stettin, Stollhofen Straßburg, Strasbourg, Verdun, Waag an der Donau, Weiße Berg (Prag), Wismar, Wolffenbüttel, Zendere … | ||||
Originale
Fortifikationsbücher - das früheste von 1641 - sowie Modelle der
ver- schiedenen Schanzentypen vervollständigen für den Besucher das in dieser Form sicherlich einmalige Informationsangebot . | ||||
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Diese Sonderausstellung
ergänzt die im selben Haus installierte Dauerausstellung,
über die Schanzlinien des Türkenlouis (Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden) mit großen, wirklich einmaligen Dioramen, einer umfangreicher Werkzeug-Sammlung historischer Exponate vom Schanzenbau sowie einem in dieser Form besonders interessanten Zinnfiguren-Kabinett. | ||||
Für jeden Besucher - in der
Kombination mit der Kupferstich-Sammlung - sicher-
lich die einmalige Chance, einen ungewohnt realistischen Einblick in die sonst gern verklärte, von feudal-luxuriösen Vorstellungen geprägte Sicht auf die Epoche des Barocks zu erhalten. | ||||
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Geschichtlicher Hintergrund | ||||
Im 17. und dem frühen 18.
Jahrhundert haben Kriege und deren
wirtschaftlich-politischen Auswirkungen Europa geprägt. Dazu zählen vor allem der Dreißigjährige Krieg (1618 - 1648), der sich, ausgelöst durch den Prager Fenstersturz am 23. Mai 1618 und dem daraus re- sultierenden Ständeaufstand in Böhmen (1618), aufteilt in den Dänisch-Niedersächsischen Krieg (1623 - 1629), den Schwedischen Krieg (1630 - 1635) und den Schwedisch-Franzö- sischen Krieg (1635 - 1648). | ||||
Ganz Europa versank so für
fast einhundert Jahre in Krieg und Zerstörung. Alle
wirtschaft- lichen und sozialen Verhältnisse wurden völlig umgestürzt. Die durch den Krieg betroffenen Territorien brauchten mehr als ein Jahrhundert, um sich von den vielfältigen Kriegsfolgen zu erholen. | ||||
Wie unfriedlich dieses
Zeitalter wirklich war, zeigt sich auch darin, dass nach dem
West- fälischen Friedenschluss 1648 in Münster der Französisch-Holländische Krieges (1672 - 1679) ausbricht, ihm folgen der Pfälzische (auch Orléanische oder Neunjährige) Krieg (1688 - 1697) sowie der Spanische Erbfolgekrieg (1701 - 1714). Weitere Kriege in Europa ergeben eine mehr oder minder zusammenhängende Kette schwerer kriegerischer Aus- einandersetzungen bis weit in das 20. Jahrhundert. | ||||
Die „apokalyptischen
Reiter der Offenbarung“ beherrschten das Land: Die Kriege
forderten einen hohen Blutzoll und Missernten führten im 17. Jahrhundert zusätzlich zu einer weiteren Verknappung der durch Verwüstung, Teuerung und Kontributionen bereits sehr begrenzten Nahrungsmittel. Als Folge davon wurden die Menschen anfällig für Erkrankungen und Seu- chen. So forderte die Pest ihren tödlichen Tribut - auch im südbadischen Wiesental. In Süd- deutschland überlebte nur ein Drittel der Bevölkerung. | ||||
Erstaunlicherweise
entwickelte sich gerade in diesem Jahrhundert mit dem Barock
eine Epoche, die gekennzeichnet war von kulturellen Höchstleistungen in der Malerei, Grafik, Architektur, Mode und Musik. Wobei die drei Phasen des Barocks, angefangen vom Früh- barock (1616 - 1648) über den Hochbarock (1650 - 1675) bis hin zum Spätbarock (1675 - 1715) wiederum zeitlich parallel zu den kriegerischen Zeiten laufen. | ||||
Weltberühmte Künstler wie
Cervantes, Monteverdi, Rubens, van Dyck, Rembrandt, Cleasz,
Hals, Moliere, Bach und Händel schufen in dieser Zeit ihre einzigartigen Kunstwerke, Grim- melshausen seinen Simplicissimus. Und Bauwerke wie das Schloß von Versailles, der Dresdner Zwinger, Sanssouci, der Petersdom Rom, der Louvre, der Invalidendom in Paris, das Schloß Belvedere in Wien, das Winterpalais in St. Petersburg sowie die Residenz- schlösser in Ludwigsburg und Rastatt entstanden in jener Epoche. | ||||
Schon im 16. Jahrhundert fand
eine Aufteilung der Architektur in eine Zivil- und eine
Militär- architektur statt. Der Zivilarchitekt erwarb seine Kenntnisse und Fertigkeiten im Handwerk, der Militäringenieur dagegen in seiner militärischen Ausbildung. Wobei gerade die Fortifi- kation (Festungskunst) auch geniale und universelle Künstler wie Albrecht Dürer (1471 - 1528), Maler, Grafiker, Mathematiker und Kunsttheoretiker oder Leonardo da Vinci (1452 - 1519), Maler, Bildhauer, Architekt, Musiker, Anatom, Mechaniker und Ingenieur, ja selbst Machiavelli (1469 - 1527), italienischer Politiker, Philosoph, Geschichtsschreiber und Dichter besonders faszinierte und sie in Theorie und Praxis zu vielfältigen Skizzen und Modellen, ja selbst zu realen Festungsbauwerken anregten, die auch heutige Betrachter noch in Staunen versetzen. | ||||
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Der Barock war das Zeitalter,
in dem in vielen Bereichen der Gesellschaft erstmals die
Naturwissenschaften in den Vordergrund rückten, hier vor allem die angewandten Mathe- matik und Geometrie. So wurde auch in der Architektur versucht, alles mit idealen geo- metrisch-ästhetisch-proportionierten Formen zu gestalten, ganz gleich, ob in der „archi- tectura civilis“ und der „architectura militaris“. | ||||
Geometrie als „barocke
Verhaltensnorm“ und die Fortifikation als eine der
Geometrie verwandte Form der Mathematik: Diese „mathematica militaris“ fand über die beliebten Ideal-Linien ihren Eingang in allen militärischen Bereichen - bis hin zur „Lineartaktik“, bei der selbst auf dem Schlachtfeld streng geometrisch, wie mit dem Lineal gezogen, die Truppen aufgestellt wurden. Dies galt uneingeschränkt auch für die Anlage von Festungs- und Schanzanlagen: Auch hier wurden „Linien“ favorisiert. Und selbst die massiven und dennoch wohlproportionierten Befestigungsanlagen von Mannheim und Breisach sollten Freund wie Feind gleichermaßen beeindrucken und gleichzeitig den absolutistischen Machtanspruch – selbst als territorial kleine badische Markgrafschaft - im wahrsten Sinne des Wortes untermauern. | ||||
Um 1700 gehörten Kenntnisse
im Festungsbau und der Fortifikation nicht nur zum grund
legenden „Rüstzeug“ jedes Offiziers, sondern auch zum festen Bildungsgut junger Adliger. So standen auch bei dem erst 15-jährigen badischen Prinzen Ludwig Wilhelm, dem späteren "Türkenlouis" auf seinen „Kavaliersreisen“ - heute würde man dies als Studien- reise mit Auslandsaufenthalt bezeichnen - die Fortifikationslehre und angewandte Stu- dien auf seinem Lern- und Besuchsprogramm. | ||||
Man sprach im Barock auch
nicht von Kriegsführung, sondern von der
„Kriegskunst“. Wobei die Fortifikation als „Festungskunst“, also der Fähigkeit, ideale (weil unein- nehmbare) Festungsbauwerke zu schaffen, eine zunehmende Rolle spielte. Sébastien Le Prestre, Seigneur de Vauban (1633 - 1707) war der Meister der französischen „Festungskunst“ und bestimmte durch seine geniale „Manier“ die gesamte europäi- sche Fortifikation. Neu-Breisach gilt als sein Meisterwerk. | ||||
Quelle:
Störk, Werner (2009): „Fortifikation im Barock: Die Schanzen des
"Türkenlouis" im Südschwarzwald", Geschichtsverein Markgräflerland, Bd.1/2009, S. 13 - 80, mit 21 Ab- bildungen - auch als Sonderdruck erhältlich.. | ||||
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Foto & Sammlung © Werner Störk 2012 |
Zeitgenössischer Kupferstich mit Allegorien und Ludwig XIV. |
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