. |
Aktuell ist er im Zusammenhang
mit der öffentlichen Diskussion um das sog. "Waterboarding"
wieder stärker ins
Bewußtsein vieler zurückgekehrt: Die Rede ist vom sog. "Schwedentunk"
oder
"Schwedertrank".
|
|
Es ist wohl eine der bekanntesten
Textquellen, wenn es um diesen berüchtigten Schwedentrunk
oder Schwedentrank geht:
Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen beschreibt es in seinem
zeitgenössischen Roman
"Der abenteuerliche Simplicissimus" sehr anschaulich:
|
|
. |
Repro
& Webdesign Werner Störk 2010 |
Zeitgenössische
Darstellung |
|
. |
„Den Knecht legten sie
gebunden auf die Erd, stecketen ihm ein Sperrholz ins Maul, und
schütteten ihm einen Melkkübel
voll garstig Mistlachenwasser in Leib, das nenneten sie ein
Schwedischen Trunk.“
|
|
. |
Repro
& Webdesign Werner Störk 2010 |
Zeitgenössische
Darstellung |
|
. |
In einer unseren regionalen
Quellen fanden wir bei Johann Wilhelm Kneusslin (um 1910): „Einige
Notizen über Gersbachs
Vergangenheit“, folgenden Hinweise:
|
|
"Sagen
sind mündliche Überlieferungen, die man oft wenig beachtet, aber
meist einen ge-
schichtlichen
Hintergrund haben. Es giebt es auch viele religiöse Sagen, wie Weltliche.
Die
Sagen
welche hier im Umlauf sind, beziehen sich meist auf den 30Jährigen
Krieg von früher
weiß
man hier so gut wie Nichts. Unser Ort hatte damals meist von Marodeurs
zu leiden ...
|
|
Repro
& Webdesign Werner Störk 2010 |
Zeitgenössische
Darstellung |
|
|
...
Geschichtlich ist festgestellt, daß die Zeit von 1634 bis 1640 die
schlimmste Zeit für unse-
re
Umgegend, vielleicht für ganzes Land gewesen sei. Es wird erzählt:
Es sei einmal ein Trupp
Marodeure
von der Au her gekommen, wie diese aus dem Wald auf die Scherentann gekom-
men
seien haben sie einen Mann beobachtet, wie er im Kohlenrain in ein Brunnenloch
hinein-
gegangen
sei in der Annahme daß er Geld verbergen wolle, seien mehrere
rasch durchs Dorf
haben
ihn aufgesucht und auch gefunden, aber als sie kein Geld bekommen haben
sie ihn
schrecklich
zu Todt gemartert (Anmerkung der Redaktion: vermutlich Schwedentrunk) und
das
sei der damalige Vogt gewesen welcher sich geflüchtet hatte."
|
|
. |
Repro
& Webdesign Werner Störk 2010 |
Zeitgenössische
Darstellung |
|
|
Es finden sich in der
Kneußlin-Chronik
weitere Hinweise:
|
|
"Wenn
eine Schlacht geschlagen war, so verbreiteten sich die Soldaten in die
Umgebung,
suchten
zu essen und zu rauben wo alle sie etwas bekamen, dabei auch die Leute
zu drang-
salieren
wo sie konnten um Geld zu erpressen besonders in Feindesland, es wurde
damals
nicht
so für die Soldaten gesorgt wie in der jetzt Zeit, auch durch den
schrecklichen langen
Krieg,
wurden sie gar arg verwildert. Die Schweden hielten Anfangs strenge Manneszucht
besonders
weil ihr König Gustav Adolf noch lebte und dabei war, aber Herzog
Bernhard von
Weimar
war später nicht mehr im Stande die Horden zu zügeln und so wurden
sie schließlich
was
die Kaiserlichen die es darauf abgesehen hatten die Evangelischen ganz
zu vernichten und
so
gab es schreckliche Grausamkeiten; es ging den Städten nicht
viel besser als dem flachen
Lande.
Raub und Plünderung war an der Tagesordnung und die armen Bürger
und gar die
Bauern
mußten alles über sich ergehen lassen."
|
|
. |
Repro
& Webdesign Werner Störk 2010 |
Zeitgenössische
Darstellung |
|
|
Ganz konkret geht Kneusslin
in der folgenden Passage auf den Schwedentrunk ein:
|
|
"Im
Dorf hatten sie genommen was zu nehmen war, seien mehrere Tage dageblieben.
Drunten
bei
der Mühle,hatten sie Leute bei denen sie Geld vermutheten den Schwedentrank
gegeben,
d.h.
sie sperrten ihnen den Mund auf, schütteten ihnen schmutziges Wasser
hinein oder gar
Gülle
bis zum Ueberlaufen, dan sprangen sie ihnen auf den Leib das sie platzten,
oder banden
sie
an die Pferdschwänze und schleiften sie zu Todte. Bei letzeren bohrten
sie ein Loch in einen
Pfosten
steckten einem einen Finger hinein, schlugen ein Holz fest dazu und ließen
ihn so
stehen.
Das empörte die hießigen Leute derart, daß die beschlossen
diese Mörder anzugreifen".
|
|
Repro
& Webdesign Werner Störk 2010 |
Zeitgenössische
Darstellung |
.. |
|
Bei der bildlichen Darstellung
mit den von Roswitha Prochnow-Engels
(Mannheim) bemalten Zinn-
figuren (Flachfiguren, 35mm, beiseitig bemalt) ließen wir uns einerseits von dieser (von uns im
De-
tail überarbeiteten) Graphik (leider ohne Quellenangabe)
leiten:
|
. |
Andererseits durften wir
bei dem in der obigen Bildvorlage (Hintergrund) angezündeten Hof auf
ein Originalfoto von Dieter
Maurer (freier Journalist) vom brennenden "Kesslerhof" zurückgreifen,
einem historischen Schwarzwaldhof
in Hinterzarten, der am Nachmittag des 31. August 2009
den Flammen zum Opfer fiel
und bis zu den Grundmauern niederbrannte. |
|
Der Ursprung des Kesslerhofs
reicht bis in das Jahr 1446 zurück. Eine exakte Beschreibung
des
Hofgebäudes und der
Besitzerfamilien liegt seit 1655 vor - für unser nahes "Zeitfenster"
des
Dreis-
sigjährigen Krieges
(1618 - 1648) also noch verwendbar. |
|
Grund für diese genaue Hofbeschreibung ist, dass fünf Jahre (1660) zuvor beim Scheibenschlagen
(ein bis heute ausgeübter alemannischer Fasnachtsbrauch) eine besonders weit fliegende Scheibe
den einstigen Kesslerhof
in Brand setzte und dieser bis auf die Grundmauern vernichtet wurde. Am
1. April 1655 wurde der
Neubau aufgerichtet und in den vergangenen über 350 Jahren äußerlich
nur
unwesentlich verändert. |
. |
|
Foto
© Dieter Maurer 2009 |
|
Der
brennende "Kesslerhof" in Hinterzarten |
.. |
|
Eine weitere regionale Quelle
haben wir in der Schopfheimer Eberlin-Chronik von 1878 (Eberlin,
August: „Geschichte der
Stadt Schopfheim und ihrer Umgebung im Zusammenhang mit der Zeit-
geschichte“) gefunden: |
|
"Grausam
wurden die Erpressungen betrieben ... daß vor der Wuth und habsucht
der Soldaten
Niemand
mehr sicher war. Viele, welcher in den Wäldern Schutz suchten, wurden
mit Hunden
aufgespürt
und zurückgeschleppt und um das Geständis verborgener Habe zu
erpressen wurde,
um
von anderen Abscheulichkeiten zu schweigen, den Unglücklichen durch
linguistische Sol-
daten
ein Holz in den Mund gesteckt und so lange Wasser oder Jauche eingeschüttet,
bis sie
20
- 30 Reichsthaler versprachen". |
|
.. |
|